eilage zum„Vorwärts" Berliner Volksblatt.Nr. 16(5.Dienstag, den 18. Juli 1893.16. Jahrg.Internationaler SozialistischerArveiter-Kongresz 1893 in Zürich.An die Arbeiter aller Länder!Werths Genossen!Wir laden Euch hiermit ein. Eure Abgeordneten zu wählenund uns deren Namen mitzutheilen, soweit das nicht schon ge-schehen ist. Der Kongreß findet nach dem von der BrüsselerKonferenz genehmigten Vorschlage des Organisations-Konnteesstatt vom 6. bis zu und mit dem IS. Augustim große» Saale der„Tonhalle"in Zürich.Das gewonnene Lokal wird auch bei einer sehr starken Be-theiligung genügen und steht für die ganze Zeit des Kongresseszur Verfügung. Den Nationalitäten werden für ihre Sitzungenbesondere Säle zur Verfügung gestellt, die ihnen rechtzeitig an-gezeigt werden. Für anständige Quartiere zu mäßigem Preise,sowie für gute und billige Speisegelcgeuheit werden wir Vor-sorge treffen.Die Arbeiterschaft der Schweiz und speziell die von Zürichwird es sich angelegen sein lassen, ihre Arbeitsbrüder als will-kommene Gäste zu empfange», sie werden sich hier als unterBrüdern fühlen. Für den Eröffnungstag, den ö. August, istein großer Umzug mit Versammlung auf einem gut gelegenenöfsenilichen Platze zur Begrüßung der Abgeordneten geplant.Auf einen Abend in der Woche bereiten wir eine große ge-ineinsnine Abenduuterhallung vor und am Schlußtage, de»12. August, Nachmittags, hoffen wir, unseren lieben Gästen eineFahrt aus dem schönen Zürichsee mit Extradampser anbieten zukönnen.Zur Bedienung des Kongresses, sowie als Führer zu Spazier-gangen in die schöne Umgebung an Morgen- und Abendstundenwerden hiesige Genossen bereit sein.Indem wir uns bemühen, für die Unterkunft der Delegirten,für die Arbeiten des Kongresses, wie für die Unterhaltung inder freien Zeit alles so gut als möglich zu organisiren, hoffenwir auch auf eine recht zahlreiche Betheiligung der Abgeordnetenaller Länder am Kongreß.Weithe Genossen! Wir brauchen Euch nicht zu sagen, dennIhr habt selbst mitgewirkt: Der Vormarsch der sozialistischenArbeiterorganisationen aller Länder ist in den letzten Jahren eingioßartiger gewesen. Ueberall ist die Bewegung bedeutendstärker geworden und sie ist in immer weitere Kreise gedrungen.Der Internationale Sozialistische Arbeiter-Kongreß von ISSil inZürich soll ein imposantes Bild dieses Vormarsches geben. Erwird sich in einer Stadt und in einem Lande versammeln mitden sreiesten politischen Einrichtungen, die jetzt existiren, er wirdsich also ganz frei bewegen können. Wir laden Euch ein, mög-lichst viele Abgeordnete zu schicken zum großen Tage der Ver-brüderung aller Arbeiter. Möge der Kongreß in Zürich einenähere Station sein zur Erfüllung des großen Mahnrufs:Proletarier aller Länder vereinigt Euch!Mit Brudergruß!Z ü r i ch, den 15. Juni 1393.Das Bureau des Orgauisatious-KomiteeSfür denInternationalen Sozialistischen Arbeiter-Kongreß 18VZ:Karl Bürkli, Präsident.Robert Seidel, Sekretär.August Merk, Kassirer.DaS Organisationökomitee:Vertreter der sozial- Vertreter des Vertreter desdemokr. Partei: Grütlivereins:I. R. I ä g e r. K. B ü r k l i.X. K a r r e r. H. G r e u l i ch.O. Lang. Fr. H ä f e l i.R. S e i d e l. A. I l g.A. Widmer. I. Vogelsanger. A.Merk.US. Wir fügen dieser Einladung bei die Entwürfe für dieBestimmungen über die Zulassung zum Kongreß und die Ge-schäflsordnung des Kongresses. Beide Entwürfe wurden vomOrganisationskomitee ausgearbeitet und von der Brüsseler Kon-ferenz am 26. März mit Abänderungen genehmigt. Sie sind nurals Vorarbeiten zu betrachten, um am Kongreß Zeit zu sparen.Ter Kongreß ist souverän, darüber nach seinem Gutfinden zubeschließen. Im gleichen Sinne fugen wir auch den Vorschlageiner Tagesordnung bei mit den Anträgen, die uns eingegangensind. Selbstverständlich setzt erst der Kongreß selbst definitivseine Tagesordnung fest.B e st i m m u n g e n ü b e r d i e Z u l a s s u n g zum K o n g r e ß.I. Zugelassen zum Kongreß werden alle Arbeiter-Gewerk-schasten; ferner die sozialistischen Parteien und Vereine, die dieNothwendigkeit der Arbeiterorganisation und der politischenAktion anerkennen.2 Jede Nationalität prüft die Mandate ihrer Angehörigen,sie fertigt ein Verzeichniß der anerkannten, sowie der allfälligbeanstandeten Delegirten an und übergiebt es sammt denMandaten dem Bureau des Organisationskomitees zur Druck-legung und nachheriger Abgabe an das Bureau des Kongresses.3. In Streitsällen über die Zulassung entscheidet zuerst dasBureau des Kongresses und, wenn dessen Entscheid angefochtenwird, der Kongreß.4. Die auerkannten Delegirten erhalten vom Organisations-komitee Karten aus ihren Namen.Geschäftsordnung des Kongresses.1. Die Delegirten der verschiedenen Nationalitäten treten amSonntag der Eröffnung des Kongresses, Vormittags 9 Uhr. inden ihnen vom Organisationskomitee bezeichneten Lokalen zurMandatprüfung zusammen, gleichzeitig bezeichnen sie ihre Ver-treler für das Bureau, Uebersetzer inbegriffen.2. Um 10 Uhr versammeln sich sämmtliche Delegirte imKongreßlokal zur Konstiluirung. Feststellung der Geschäfts- undder Tagesordnung, sowie zur Bestellung der vorberathendenKommislionen.(Nachmittags öffentliche Begrüßung des Kongresses.)3. Ter Kongreß hält täglich zwei Sitzungen, und zwarvon 9 bis 12 und 3 bis 6 Uhr. Am Sonnabend fällt die Nach-mitiagssitzung aus.4. Der Kongreß ernennt in der ersten Sitzung für jeden Tageinen Präsidenten, der aus den verschiedenen auf dem Kongreßvertretenen Nationalitäten gewählt wird. Das Bureau, dasDelegirte jeder Nationalität zu enthalten hat, bestimmt aus seinerMitte die Träger der verschiedenen Funktionen(Sekretäre, Ueber-setzer«.).5. Tie vorberathenden Kommissionen für Fragen der Tages-orduung werden aus Vertretern der Nationalitäten von diesenselbst gewählt.6. Berichte über Gang und Stand der Arbeiterbewegung inden verschiedenen Ländern werden nicht mündlich entgegengenommen, sie sind dem Organisationskomitee gedruckt im Formatseiner Zirkulare(Druckfläche einer Seite: 193 Millimeter Höheund 109 Millimeter Breite) in deutscher, englischer oder frau-Gewerkschastsbundes:E. B e ck.C. Conzett.A. L ü t h i.K. M a n z.zösischer Sprache(womöglich in allen drei Sprachen) zur Ver-theilung an die Kongreß-Delegirten einzureichen.7. Begehren ums Wort sind schriftlich dem Bureau zu über-geben.3. Alle Anträge sind schriftlich einzureichen. Die Anträgeder Kommisstonen, sowie grundsHliche Anträge, die vonwenigstens zehn Delegirten unterstützt sind, werden in fran-zösischer, deutscher und englischer Sprache gedruckt und an dieDelegirten vertheilt. Grundsätzliche Hauptanträge gelangen erstdann zur Abstimmung, wenn sie gedruckt in den Händen derDelegirten sind.9. Die Redezeit ist für Berichterstatter 20 Minuten, fürandere Redner 10 Minuten. Redner, die über einen Gegenstandnoch nicht gesprochen haben, erhalten das Wort vor solchen, diezum zweiten Male sprechen wollen. Mehr als zweimal wirddem gleichen Redner über den gleichen Gegenstand das Wortnicht ertheilt.10. Anträge, Berichte und Reden werden ins Englische,Französische und Deutsche übersetzt.II. In der Regel wird nach Köpfen abgestimmt. Beigrundsätzlichen Hauptfragen wird auf Antrag einer Nationalitätnach Nationalitäten abgestimmt und gilt ein Antrag als ange-nonimen, wenn die Mehrheit der Nationalitäten dafür stimmt.12. Alle Sitzungen des Kongresses sind öffentlich, den Bericht-erstattern der Presse werden auf Anmeldung hin vom Organi-sationskomitee besondere Plätze angewiesen.Tagesordnung des Kongresses.I. Maßregeln zur internationalen Durchführung des Acht-stuudentages.II. Gemeinsame Bestimmungen über die Maifeier.III. Die politische Taktik der Sozialdemokraten:a) Parlamentarismus und Wahlagitation.b) Direkte Gesetzgebung durch das Volk.IV. Stellung der Sozialdemokratie im Kriegsfalle.V. Schutz der Arbeilerinnen.VI. Nationale und internationale Ausgestaltung der Gewerk-schaften.VII. Internationale Organisation der Sozialdemokraten.VIII. Verschiedenes.Die eingegangenen Anträge geordnet nachden Punkten der Tagesordnung:I. Maßregeln zur internationale» Durchführungdes Achtstundentages.Antrag der vereinigten schweizerischenOrganisationen: G r ü t l i v er e i n, G e w er k s ch a f t s-bund. Sozialdemokratische Partei.Ter Kongreß erklärt:Der Achtstundentag ist eine der wichtigsten Vorbedingungender endgiltigen Befreiung der Arbeiterklasse vom Kapitaljoche unddie wichtigste Maßregel zur Verbesserung ihrer Lage.Durch den Achtstundentag wird die Arbeitslosigkeit geringer,die Arbeitstüchtigkeit größer, der Lohn höher und die Kauf-sähigkeit des arbeitenden Volkes stärker.Durch den Achtstundentag wird das vom Kapitalismus ge-störte Familienleben gehoben und eine bessere Fürsorge für dieKinder ermöglicht.Durch den Achtstundentag steigt die Gesundheit, Kraft,Intelligenz und Sittlichkeit des Volkes.Durch den Achtstundentag gewinnt die Arbeiterklasse Zeit zugewerkschaftlicher und politischer Organisation und Thätigkeit;die politischen Rechte und Freiheiten können erst dann fürdie soziale Befreiung des Volkes recht nutzbar und wirksamwerden.Der Kampf für den Achtstundentag muß in allen Länderngeführt werden, denn nur'die internationale gesetzliche Durch-führung des Achtstundentages sichert seinen Bestand und seinesegensreiche Wirksamkeit.Als Mittel zur internationalen Durchführung des Achtstunben-tages empfiehlt der Kongreß diegewerkschaftliche und politische Organisation der Arbeiterklasseauf nationaler und internationaler Grundlage und dieAgitation und Propaganda für den Achtstundentag durch dieseOrganisation. X �Die Agitation für den Achtstundentag soll betrieben werdendurch Flugschristen, durch Vorträge, durch die sozialistische Presse,durch Demonstrationen, in Versammlungen und in den politischenKörperschaften, in Parlamenten, Staats- und Gemeinde-behörden aller Art. In der sozialistischen Presse sind untereiner stehenden Rubrik:„Achtstundentag", alle Thatsachen undBestrebungen für denselben zu verzeichnen und in den politischenKörperschaften sollen die Vertreter der Arbeiter von Zeit zuZeit Anträge auf Verkürzung der Arbeitszeit stellen, besondersfür die von Staat und Gemeinden beschäftigten Arbeiter.Die sozialistischen Vertreter der nationalen Parlamente sollensich über ein gemeinsames Vorgehen zur internationalen Ein-führung des Achtstundentages durch die Gesetzgebung verständigen.Die Gewerkschastsorganisalion der Arbeiter hat den außer-politischen, freien Kampf mit dem Unternehmerlhum für denAchtstundentag zu führen, um dadurch der gesetzlichen Ein-führung des Achtstundentages für die ganze Arbeiterklasse denWeg zu bereiten.II. Gemeinsame Bestimmungen über die Maifeier.Antrag des revolutionären Zentral-Komiteesvon Paris.Der Kongreß beschließt:Die Kundgebung des 1. Mai für den Achtstundentag undfür die Befreiung der Arbeiterklasse soll zukünftig in jedem Landedem kraftvollen Willen der Arbeiter bethätigen, um jeden Preisund mit allen Mitteln den internationalen Frieden ausrecht zuerhalten und zwar gegen die Verschwörung der Reaktion.Anträge der Arbeitsbörse i n Paris.In Erwägung, daß Kriege zwischen zivilisirten Völkern nurschreckliche Metzeleien sind, in denen die Arbeiter sich gegenseitigzerfleischen zum größten Gewinn und zur Befriedigung derBourgeoisie, die darin das wirksamste Mittel zur Vertheidigungihres Besitzes findet;in weiterer Erwägung, daß der Ehrgeiz der Herrschendenund der Stumpfsinn der Mordspatrioten die unbestreitbareWahrheit verheimlichen, daß der Friede für die Völker nicht nurdie heiligste Pflicht, sondern das höchste Interesse ist;daß es immer die Arbeiter waren, die ihr Blut vergossen,um Kreuze und Orden für die Offiziere zu erobern, die dannzum Dank nichts Besseres wußten, als die Arbeiter mitFlinten, wie 1848, oder mit Kugelspritzen, wie 1371, zusammen-zuschießen;in endlicher Erwägung, daß alle brudermörderischen Kriegenur die letzten Spuren vorgeschichtlicher, wilder Zeilen sind,wo das Auffressen der Tobten durch die Sieger sich als Zweckäußerte,verlangen wir:I. daß der Arbeitertag des I. Mai nicht nur eine Kund-gebung für den Achtstunden-Arbeitstag, sondern2. auch eine 5kundgebung für die Erhaltung des inter-nationalen Friedens sei.Anträge des Regional-Kongresses des Ostensvon Frankreich.1. Der Krieg sei in Europa abgeschafft.2. In allen seit fünfzig Jahren annektirten Ländern soll dieeingeborene Bevölkerung entscheiden können, welcher Nationalitätsie angehören wolle.3. Nach Annahme der vorstehenden Bestimmungen durch alleeuropäischen Parlamente erhalten sie Gesetzeskraft.4. Die Parlamente Europas bezeichnen Delegirte, einen aufeine Million Einwohner, die auf drei Jahre gewählt sind unddas internationale Schiedsgericht bilden.5. Dieses derart gebildete Schiedsgericht beschäftigt sich mitder allgemeinen Abrüstung und mit den Maßregeln zur Siche-rung des freien Entscheides der Bevölkerungen, die dazu berufensind. Alle Zwistigkeiten zwischen Nationen werden endgiltigdurch dieses Schiedsgericht geschlichtet.LoKsles.Die Kemeindcwählcr erinnern wir nochmals daran, dieim städtischen Wahlbureau, Poststr. 16, bis zum 30. Juli täglichvon 9 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Stachmittags ausliegcndenWählerlisten einzusehen. Während dieser Zeit kann jedes Mit-glied der Stadtgemeinde gegen die Richtigkeit der Liste Ein-Wendungen erheben. Dieselben müssen in der gedachten Zeitschriftlich bei dem Magistrat angebracht werden; später ein-gehende Einsprüche werden nicht berücksichtigt.Arbeiter- BildnngSschule. Der Geschichtsunter«r i ch t hat in allen Schulen wieder begonnen.„Die Weltstadt Berlin, eine Heimathkunde für Schuleund Haus", nennt sich ein eben erschienenes von F. G i n d l e r,städtischer Lehrer in Berlin, und O. Stephan, städtischerRektor in Berlin, verfaßtes Buch, das,„unserer Berliner Jugend,als der heranwachsenden Bürgerschaft, in faßlicher und anschau-licher Weise das Verständniß für die Größe und Bedeutungunserer Vaterstadt zu erschließen" wünscht. Die Verfasser desSchriftchens haben sichtlich ihr Hauptaugenmerk darauf gerichtet,daß es sich zur Einführung in den fBerliner Gemeindeschnlenempfehle. Daher haben sie auch gewisse Einzelheiten in denVerhältnissen der Weltstadt Berlin rosiger geschildert, alses die bessere Kenniniß des ermachsenen Lesers erlaubt.Sie sind dabei augenscheinlich nach dem Grundsatz aller imDienste der Bourgeoisie stehenden Pädagogen verfahren, nach derVorschrift nämlich, daß die Jugend über gewisse Dinge die Wahr-heit noch nicht zu erfahren braucht, auf daß ihr die unbefangeneFröhlichkeit nicht schon bei Zeiten geraubt werde. Vielleicht aberhaben sie sich bei ihrer Schönfärberei auch noch von anderen Er-wägungen leite» lassen, über die wir nur Vermuthungen habenkönnen. Am ärgsten treiben sie es in dem Kapitel„Die Städtische Verwaltung".„Die passendste und besteErläuterung für das System der Selbstverwaltung."heißt es da.„liefert die Stadt Berlin, die auf allenGebieten Hervorragendes leistet und deren Einrichtungenwohl überall als mustergiltig anerkannt und nachgeahmt werden."Weiter:„Die Einnahmen der Stadt--- übertreffen diemancher Königreiche, aber alle diese ungeheuren Summen werdenwiederum zu Einrichtungen verwendet, die einzig und allein dasmaterielle und körperliche, geistige wie sitttliche Wohl aller Bürgerbezwecken und diesen zu gute kommen."„Aller Bürger" istgut gesagt!„Besonders groß," heißt es dann weiter,„sind dieVerdienste der Stadt um die Erziehung und Bildung derJugend.——— In etwa 200 Gemeindeschulen, die außenund innen vornehm ausgestattet sind und Palästengleichen— Palästen!? Nicht möglich! Steht aber zu lesenim Buche der Herren Gindler und Stephan, Seite 122.Die Herren sind selbst als Lehrer bezw. Rektor einer BerlinerGemeindeschule beschäftigt. Sie werden sich also nicht ohneGrund in ihrem Loblied auf die städtische Verwaltung geradebei dem Abschnitt Schulverwaltung zur höchsten Begeisterungemporgeschwungen haben. Im Gegensatze hierzu versagt jedochihre Beredsamkeit an manchen Stellen vollständig. Sie schweigenz. B. von der ganz besonderen Fürsorge, welche die städtischeVerwaltung den höheren Lehranstalten angedeihen läßt. Sieerzählen nichts davon, daß sich die Stadt Berlin hier jedes Schul-kind mehr als doppelt so viel kosten läßt, wie auf de» Gemeinde-schulen,— ein Schweigen, das um so auffälliger ist, da siesonst fast überall angeben, wie theucr der Stadt dies oder daszu stehen kommt. Sie versäumen es auch, die heranwachsendeBerliner Jugend darüber zu belehren, daß auf den höheren Lehr-anstalten eine viel geringere Anzahl von Schulkindern aus jeeine Schule, je eine Klasse und je einen Lehrer kommt als auf denGemeindeschulen. Sollte das Buch wirklich in den BerlinerSchulen eingeführt werden, so ist zu wünschen, was freilich nichtzu erwarten, daß das Wort des erklärenden Lehrers diese Lückenergänzt. Das thäte auch noch mancher anderen Stelle Roth.Die Verfasser erzählen z. B.:„Jeder steuerzahlende Bürger...ist zur Uebernahme eines städtischen oder Kommunalamtesgesetzlich verpflichtet." Hier wäre der Zusatz zu empfehlen: Aberder größte Theil der Berliner Bevölkerung, die Arbeiterklassenämlich, wird niemals zu diese» Aemtern zugelassen, auch nichtzu denen, für die nur sie allein ein Verständniß haben kau».Der Satz:„In Berlin... besteht die Selbstverwaltung, d. h.die Stadt wird unter Aufsicht des Staates von der Bürgerschaftverivaltet," ist ebenfalls»nvollständig. Daß die Stadt nur vonder steuerzahlenden Bürgerschaft verwaltet wird, daß sie auch vondieser nicht mit gleichem Rechte der Antheilnahme verivaltetwird, daß die wenigen Bemittelten daran in weit höheremMaße bethciligt werden als die zahlreiche» Unbe-mittelten, daß derjenige, welcher nur mit seiner Arbeit,nicht mit Geld zu steuern vermag, überhaupt nicht mit-gerechnet wird,— alles das wird entweder ganz verschwiegenoder doch nur so ausgedrückt, daß nur der Sachkundige, nichtaber ein Schulkind sich das Fehlende ergänzen kann. Das Buchwird danach den maßgebenden Personen als zur Einführung inden Berliner Gemeindeschulen in hervorragendem Maße geeigneterscheinen. Es vermeidet mit Geschick alles, was den BerlinerProlelarierkindern zeigen könnte, daß ihre Eltern Grund haben,für die„Weltstadt Berlin" und ihre Verwaltung nicht übermäßighegeistert zu sein.Faul und verfault scheint unsere Börsenwelt durch unddurch zu sein. Wir fällen dieses Urtheil nicht blos auf grundder einzelnen Krachs, so zahlreich sie auch sein mögen; aber dieseeinzelnen Fälle zeigen zu gleicher Zeit.>vie ii» den Kreisen derBörsenwelt der Besitz des Geldes, ja felbst nur der Schein einessolchen Besitzes alle Grenzen verrückt, die man sonst»och zwischenehrlichen Leuten und Spitzbuben beobachtet. Es mag einePerson noch so anrüchig und von anderwärts flüchtig gewordensein, läßt sie sich hier als Banquier nieder, so halten sich diesogenannten„guten" Häuser zwar zunächst rückhaltend ihm gegen-über: macht er aber gute Geschäfte, so lockert sich mehr und mehrder Bann, der um ihn gezogen ist.— Der Name Sternberg ist