Nr. 294. 27. Jahrgang.
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Quittung.
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Für den Parteivorstand: J. V.: Fr. Ebert, Lindenstr. 69.
Die Hölle von Tieltfchin.
Im Prozeß um Mieltschin gab es gestern ein kurzes zwischenspiel. Gegen den Angeklagten Lang, der erst am dritten Tage sich eingestellt hatte, sollte in einer Extrafibung verhandelt werden. Man wollte mit ihm den allgemeinen Teil der Anklage wieder holen, soweit er daran beteiligt ist. Beim Aufruf um 10 Uhr ergab sich, daß gerade der Angeklagte Lang jetzt wieder fehlte. Steiner der anderen Angeklagten konnte sagen, wo er sich aufhält. Nur das wußte man, daß er vorgestern abend noch keine bestimmte Wohnung in Berlin gehabt hatte. Es war also nicht möglich, ihn herbeizuholen. Ratlos wurde lis 11 gewartet. Der Vorsitzende erklärte, noch bis 11 warten zu wollen. Dann aber werde er endgültig das Verfahren gegen Lang abtrennen, falls der bis dahin nicht erscheine. In demselben Augenblick betrat Lang den Saal. Er entschuldigte sich damit, daß er, der in Berlin fremd ist, sich verfahren" habe.
Allerlei Juftiz.
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Das Fremdenblatt" meint, es müsse in der Justiz eines modernen Rechtsstaats ausgeschlossen sein, daß der Fehlspruch bewußt und tendenziös durch ein Untersuchungsverfahren herbeigeführt wird, das einem politischen oder sozialpolitischen Vorurteile dienen zu sollen meint. Wir stehen ja samt und sonders unter dem Eindrucke solcher Vorurteile, aber des Richters heilige Pflicht ist es, sie in der Ausübung seines hohen Berufes wenigstens so lange zu meistern, wie er das Verdikt über Schuld oder Unschuld überhaupt und über die Art der festgestellten Schuld zu fällen hat. Der Richter, der untersucht, um Schuld zu finden, der zu diesem Zwede die Untersuchung künstlich beeinflußt, ist eben so weit von der Einsicht in die Aufgaben und den sittlichen Wert seines Berufes entfernt, wie der Richter, der absichtlich int voraus einer Freisprechung des Angeklagten zustrebt." sagt das freisinnige Blatt, es bestehe im Volte eine feine Empfindung für alle Abweichungen vom sachlichen Rechte und für die Tendenzfälligkeit in der Rechtsprechung, und es stehe nicht gut Glaube an" politische" und„ Klassenjustiz" zum Ausdruck komme. um das Vertrauen zu unserem Rechtsstaate, wenn im Volke der Teilen des Volkes vorhandene Glaube durch eine von solchen Gut, sehr gut wäre es, wenn diefer übrigens schon in großen ,, Vorurteilen" losgelöste Rechtsprechung zerstört werden könnte. leber den Parteien stehend, sollte der Richter ohne Ansehen der Person sein Verdikt fällen. Den Vorwurf bewußter Rechtsbeugung zuungunsten des politischen Gegners hat die Sozialdemokratie nie erhoben, vielmehr hat sie stets psychologisch zu erklären versucht, wie Tendenzurteile, die kurzweg als„ Klassenjustiz" bezeichnet werden, zustande kommen. Ein großer Teil der Richter, einem anderen sozialen Milieu entstammend als die ungeheure Mehrzahl der vor den Strafgerichten erscheinenden Personen, folgt eben inneren Einflüssen, die oft die Oberhand gewinnen, was allerdings vom " Volk", von dem man blindes Vertrauen zur Rechtsprechung erwartet, nicht verstanden wird.
freise: Striegau - Schweidnitz 349,77; Waldenburg 416.64; Landeshuts Jauer 116,45; Hirschberg- Schönau 39,57; Glatz- Habelichwerdt 6,76; Sa. 1191,31. Ditprigniß 12,80. Offenburg . 7. bad. R.-W.-K. 65,16. Pforzheim - Durlach , 9. bad. R.-W.-S., 3. Qu. 10 321,64. Swen- In den letzten Tagen sind in dem Hamburgischen Tempel der Im Monat November gingen bei dem Unterzeichneten fol- ningen, 9. württ. R.-W.-K., 3. Qu. 10 193,92. Stuttgart , G. W. für Themis, der von den alten Griechen mit einer Binde vor den gende Parteibeiträge ein: Oftober 3,-; für November 3,-. Saargemünd - Forbach , 3. Qu. 10 Augen versinnbildlichten strafenden Gerechtigkeit, recht weltfremde" Altena - Iserlohn , 3. Quart. 1910 104,09. Walen, 13. württemb. 9,72. Stuttgart Stadt und Amt, 1. württ. R.-W.-K., 3 Du. 10 Urteile ergangen, so tai felbst einige lii tsliberale Bläster„ HamReichstagswahlkreis, 3. Quart. 10 16,26. Altona , 8. u. 10. fchlesw. 1835,44. Sorau Forst, 3. Qu. 10 350,32. Gau Südbayern, Burger Fremdenblatt" und Hamburger Generalanzeiger" fich Holst. R.-W.-K., 3. Quart. 10 2300,-. Berlin , Groß, a fonto 3. Qu. 10, Wahlkreise: Aichach 121,92; Jugolstadt 40,08; Wasser zu einem sanften Protest aufgeschwungen haben. In erster Linie feiner 8 Wahlfreife 12 000,-.( Darunter Julius Röder 5,-, burg 6,18; Weilheim 52,20; Rosenheim 150,76; Traunstein 65,06; handelt es sich um das von uns schon mitgeteilte, sehr stark Klassen= $. G. 5,-, Onfel 3,-, Monatsbeitrag für Baß- Karl 3,-, durch Landshut 64,20; Straubing 11.58; Passau 19,50; Pfarrkirchen 9,48; justiz atmende Urteil des Amisrichters v. Löpl und was damit Genossen Hartmann 5,40, A. V. Mister 1,-, Möbelfabrik" Hania" Deggendorf 9,84; Augsburg 231,30; Donauwörth 8,52; Dillingen zusammenhängt( sofortige Verhaftung zweier Zeugen wegen 10,-, Amerit. Auftion, Bezirk 311, 4. Streis 10,-, Tischlerei A. B., 8.46; Illertissen 35,66; Staufbeuren 20,64; Immenstadt 80,70; Weineidsverdachts), gegen einen Werfiarbeiter, der im Unmut Görliger Ulfer 25,-, Ungenannt, Bezirk 225, Teil I, 4. Streis 10,- Sa. 936,08. Schwerin - Wismar , 2. med. R.-.-., 1. Qu. 10/11 zwei Arbeitswillige durch die Worte Streifbrecher" und" Heidel Sechsertasse der Tischlerei Weinland 15,-, Waldfest 10. Abteilung 248,37. Schwarzburg- Sondershausen , 3. Qu. 10 130,44. Toluca, berger" so schwer in ihrer Ehre gekränkt haben soll, daß er aus durch Buchholz 63.-, Blumenthal, 2. Abteilung 2,-, Dr. K. R. L. Stöhr 1,- Wolmirstedt - Neuhaldensleben , 3. Qu. 10 323,98.§ 153 der Gewerbeordnung zu der Magimalstrafe von 3 Monaten I. 25,-, 38. 11. 39. Bezirk, 2. Bezirk. Bezirksführer und Stellvertreter Wurzen , 11. fächs. N.-W.-S., a tonto 300,-. Gefängnis verurteilt wurde. Die Opfer dieses Justizirrtums" 11.-, vom Perional Emrich u. Schöning 9,60, von Arbeitern Parde- Berlin, den 14. Dezember 1910. sind schon am folgenden Tage von den zuständigen Richtern auf mann u. Co. 33,70, Gutenberg 39,90, Bierproente der Arbeite der freien Fuß gefekt worden. Firma Försterling zur Neichstagswahl 10,-, 4. Kreis, Frauenleseabend, 25. Abteilung, Ueberschuß von Weihnachtsliedern der Genossin Demmning 2,-, von Frau Demmning zurückgezahltes Referat 6,-, Dr. K. R. II. 25,-) Berlin , diverse Beiträge: Vergnügenüberschuß A. E.-G., Brunnenstr. , Abt. Tischlerei 13,15. Knabe 3,-, Mitgl. d. Verb. deutsch . Buchdr. im Vorw." 100,-..., Pappelalle 3/4 2,-. „ Erledigtes Versprechen 157/159" 140,55." Lokal- Anzeiger", Abt. Falzerei 34,50. M. D. R. 10,10." Meschugas" 3,10. Rigdorf, Sechserkasse der Schlosser der Firma Jul. Scheibe, Briz 6.25. Drachetes 5,-. Kontobucarb. v. Wedding 5,-. Dr. 2. A. für Nobember 100,- Bombe"-50. Freiw. Beitrag 10 A. 2., 5. R. W.-K. Gipsstr. 3,60. 2. 23. 2,- Fichte- Georginia 1879 10,-. Adr. B. Setzer des„ Lokal- Anzeiger" 12,35. A. B. 50,-. B. S. 50,- Tischler d. Tischlerei f. Innenarchitektur, Königsberger Str. 7 15,- Braunschweig , 2. R.-.-., 3. Qu. 10 138,80. Böblingen , 4. württ. R.-W.-K., 3. Qu. 10 174,60. Bonn 50,-. Brandenburg - Westhavel land , 3. Qu. 10 742,06. Bromberg , Ueberschuß v. d. Nachwahl 70,39. Baden- Achern, 8. bad. R.-.-., 3. Qu. 10 51,94. Backnang , 11. württ. R.-W.-K., 61,74. Bern 50.-. Breslau , Agitationsbezirk, 3. Du. 10, Wahlkreise: Guhrau - Steinau 4,38; Militsch - Trebnik 24,20; Wartenberg - Dels 15,40; Ramslau- Brieg 59,12: Ohlau Nimptsch 62,-; Breslau Land- Neumarkt 337,96; Neustadt Ob.. Schles. 17,06; Neiße 12,16; Liegniz Haynau Vor Eintritt in die Verhandlung fragt Staatsanwalt Reiner, 239,54; Sa. 771,82. Buzbach i. S. X. 6,-. Cöln a. Rh., wie nun in der Sache Lang vorgegangen werden solle. Nachdem Reg. 2. 20,-. Caffel- Melsungen, 3. Du. 10 650,66. Cleve in dem Prozeß gegen die anderen Angeklagten am Mittwoch die Geldern, 3. Qu. 10 19,10. Calau - Qudau, 3. Qu. 10 240,88. Verhandlung auf Freitag vertagt worden sei, habe man es doch Cannstatt Ludwigsburg, 3. Qu. 10 766,60. Chemniz, 16. fächs. hier mit einer ganz neuen Verhandlung zu tun, der die übrigen .-.-., a tonto 4000,- Döhlen, 6. fächs. R.-W.-K., a tonto Angeklagten nichts angehe. Der Vorsitzende erwidert, nach Er3000,-. Darmstadt - Groß- Gerau , 3. Qu. 10 440,40. Dresden - ledigung des allgemeinen Teils der Anklage gegen Lang werde Neustadt, 4. fächs. N.-W.-Kr., 1. Halbjahr 10/11 2000,- Danzig , voraussichtlich die Staatsanwaltschaft die Verbindung mit der Agitationsbezir! Westpreußen , 8. Qu. 10, Wahlkreise: Elbing Verhandlung gegen die übrigen Angeklagten beantragen wollen. Marienburg 75,70; Danzig - Land 12,24; Danzig - Stadt 227,72; Er habe aber geglaubt, auch zu der besonderen Verhandlung gegen Neustadt- Karthaus 6,80; Stuhm - Marienwerder 20,64; Rosenberg Lang die übrigen Angeklagten laden zu sollen, damit gegebenenLöbau 6,72; Graudenz - Strasburg 31,20; Thorn- Kulm 10,20; falls auch sie noch befragt werden können. Das tönne fein Schweg 8,00; Koniz- Tuchel 4,80; Schlochau- Flatow 6,67; wesentlicher Fehler des Verfahrens sein. Staatsanwalt Reiner Deutsch Krone # 13,52; Sa. 424,21. Delitzsch - Bitterfeld , gibt zu, daß das im wesentlichen auch seine Auffassung sei, doch 3. Qu. 10 800,72; Eglingen a. N., 5. württ. R.-W.-K. habe er von vornherein jedes Bedenken beseitigen wollen, durch 3. Qu. 10 544,95. Faltenberg, D.-S., A. 2. 3,-. Flensburg , das hinterher vielleicht die ganze Verhandlung bergeblich werden 1. u. 2. fchlesw.- holst. R.-W.-K., 3. Qu. 10 398,34. Groß- Otters- fönnte. Justizrat Friedmann empfiehlt, den Antrag auf VerLeben 300,- Göppingen , 10. württemb. R.-W.-K. 296,55. Glauchau - bindung schon jetzt zu stellen. Das Gericht beschließt, so zu verMeerane, 17. fächi. R.-.-., 3. Du. 10 200,- Guben - Lübben , fahren, daß Lang jekt nur vernommen wird. Wenn dann die 3. Qu. 10 202,12. Görlig, Agitationsbezirt, 3. Qu. 10, Wahlkreise: Staatsanwaltschaft den Antrag auf Verbindung stellen wolle, so Grünberg 81,95: Sagan 81,22( dabon 2,- von. 2.); Glogau fönne am Freitag darüber beraten werden. Die übrigen An15,-; Bunzlau 85,77; Löwenberg 22,-; Görlig 431,42; Rothen- geklagten bleiben während Langs Vernehmung zugegen, werden burg 86,20; Sa. 803,56. Heiligenstadt - Worbis , 3. Qu. 10 4,35. aber als nicht anwesend betrachtet. Halberstadt - Oschersleben - Wernigerode , 3. Qu. 10 431,63. Höchft a. M. 500,-. Hamm - Soest , 8. Du. 10 288,98. Hanau - Bodenheim 3. Qu. 10 1504,58. Behoe, 397,62. Karlsruhe - Bruchsal , 10. bad. R.-W.-K., 3. Qu. 10 254,49. Stiel, 7. fchlew.- holst. S.- W.- Str., 3. Qu. 10 2421,84. Laup heim , 15. württemb. R.-W.-K., 3. Qu. 10 4,92. Qudenwalde- JüterbogBauch- Belzig, 3. Qu. 10 385,75. Leisnig , ein paar treue Freunde 45,-. Landsberg - Soldin 98,52. Leipzig , Sozial. Verein, a fonto 500,-. 2übed, 3. Qu. 10 843,60. Mainz - Oppenheim , 3. Qu. 10 300,-. Malchin , 4. medl. R.-W.-K., 3. Du. 10 76,98. München I u. II, 3. Qu. 10 2626,38. Münster - Coesfeld , 3. Qu. 10 30,33. M.- Gladbach, 3. Qu. 10 66,30. Landesorganisation Sachfen Meiningen 870,77( darunter Meiningen Hildburghausen 15,98; Sonneberg Saalfeld 354,84). Mühlhausen - Langenfalza- Weißenfee, 3. Qu. 10 60,60. Neuwied 14,54. Oldenburg I, Fürstentum- Lübeck, 3.Du. 10 288,74. Dberlangenbielau, Agitationsbezirt, 3. Qu. 10, Wahl
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Kleines feuilleton.
Lang ist unter allen neun Angeklagten der einzige, der für das Amt eines Aufsehers in Mietschin schon eine gewiffe Erfahrung mitbrachte. Von Haus aus ist er Schneider, er hat aber zwei Jahre eine Stellung in der Erziehungsanstalt Nummelsberg in Bayern gehabt. Dort hatte er Zwangszöglinge im Schneiderhandwerk auszubilden und auch sonst Aufsicht über sie zu führen. Bestrafen durfte er nicht, das war Sache des Vorstehers, eines Pfarrers. Die Strafen bestanden in Arrest und in Prügeln. Von Rummelsberg ging Lang im Mai nach Mieltschin, wo er eine Aufseherstelle erhalten hatte. Beworben hatte er sich darum auf Grund einer Zeitungsannonce.
Weiter wurde auf die Sache Lang zunächst nicht eingegangen. Der Staatsanwalt beantragte dann Verbindung mit der Berhandlung gegen Breithaupt usw. Heute wird das Gericht darüber entscheiden.
Am Dienstag handelte es sich vor dem Forum desselben Richters" nur" um eine Privaillage des Vorsitzenden der Zahlstelle Hamburg des Verbandes der Maschinisten und Heizer, Johann Fleischmann, gegen den wegen restierender Beiträge aus dem Verbande ausgeschlossenen Maschinisten Bramer, der, befragt, weshalb er dem Verbande nicht mehr angehöre, die ehrenrührigsten Dinge über den Privatkläger verbreitet hatte, so daß man an der Wasser= tante Fleischmann mißtrauisch ansah. Wenn ein anständiger Mensch einen Verleumder vor Gericht zitiert, so tut er es hauptfächlich zu dem Zweck, um den Beweis zu erbringen, mit wie schmußigen Mitteln der Gegner operiert hat. B. hatte kühn behauptet, er könne so lange dem Verbande nicht beitreten, wie Fleischmann, der große Unterschlagungen begangen habe, an der Spike stehe. F. hätte die Frau eines verstorbenen Stollegen sicher in der„ Produktion" oder im Parteigeschäft untergebracht, wenn sie ihm zu Willen gewesen wäre. F. gab dem Beklagten Gelegen heit, den Beweis für diese Behauptungen zu erbringen, aber B. bestritt, überhaupt irgend etwas gesagt zu haben. Die Zeugen sagten aber positiv aus, daß die inkriminierten' Worte gefallen feien. Das Gericht verurteilte B. wegen übler Nachrede zu 40 M. Geldstrafe.
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Kann einem Gewerkschaftsführer wohl etwas Schlimmeres nachgesagt werden? Wir glauben nein. Man vergleiche diese Strafe für eine so perfide Beleidigung mit der Strafe gegen den Werftarbeiter, der drei Monate für die beiden„ inhaltschweren" Worte Streitbrecher" und" Heidelberger" abbrummen soll.
Humor und Satire.
Ein Besenstiel mit einer Borstenbirne verdüstert seine Philosophenstirne.
SZ.
die bollstümliche Figur, die bei Jung und Alt immer noch lebendig fanges technischen Leistungen hinaus zu einem Vortrage zu steigern ist, eingezogen. In wahrhaft künstlerischer Vollendung der Dar- der auch wirklich eine Charakteristik der humoristischen oder sonstigen bietung und( wenn man so fagen darf) in literarischem Gewande. Eigenart des Programmes Teistet. Kasperls Anfänge. Marionetten, das heißt Figuren, die durch Der närrische Kerl hat unter dem Protektorat des klassischen Schnüre oder Drähte geleitet werden, sind schon Indern, Chinesen, Dichters des Kasperle Theaters, des Grafen Franz vb. Pocci, Griechen und Römern befannt gewesen, aber weit neueren Datums dessen 3 aubergeige" man spielte, nichts bon feinem Der große Bethmann und der kleine Heybebrand. scheinen die Kasperbühnen zu sein, die auf jegliche Ausstattung angestammten Humor, von seiner derben Urwüchsigkeit und fogar auf einen Vorhang- verzichten, und deren Puppen durch seinem lustigen Eulenspiegelcharakter verloren. Pocci war unter Finger, die in ihre Aermel greifen, bewegt werden. Man weiß, Ludwig I. von Bayern, dem Partizipiendichter, Hofmusikintendant wie J. E. Rabe in der Zeitschrift Der Quickborn " mitteilt, von und unter seinem Nachfolger gar Oberstzeremonienmeister, dabei ein ihnen erst seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts. Wann und wo Künstler auf mehreren Gebieten, ein luftiger Spötter in Wort und sie zuerst das Licht der Welt erblickt haben, wird sich schwerlich Bild und der unbestrittene Dichter des Puppentheaters. Seine mit Sicherheit ermitteln lassen; bestimmt vermuten darf man aber, Puppenspiele, besonders die Kasperlestücke, haben noch heute dank daß sie ursprünglich in Italien aufgetaucht sind. Schon der Um- ihrem Humor und ihrer Gemütlichkeit, ihre Wirkung. stand, daß man überall auf die wenig abgewandelte Bezeichnung Auf der großen Bühne freilich würde uns Die Zaubergeige" Pullicinella stößt, weist darauf hin, es spricht aber auch sonst sicherlich nicht gefallen. Aber fürs Marionettentheater ist sie durchaus mancherlei dafür. Der Rufname Kasper, der inzwischen bei uns stilgerecht. Hinter all den Streichen und Erlebnissen Kasperles, der der gebräuchlichere geworden ist, so selten er auch sonst im Norden von einem Berggeist eine Zaubergeige erhält, nach der er alle Leute Deutschlands vorkommt, läßt andererseits den Schluß zu, daß " Butscheneller" auf dem Wege über Desterreich zu uns gelangt ist. Nach Devrient war es der Komiter des 1781 gegründeten Leopold städter Theaters in Wien , Laroche, der sich unter dem Namen Kasperl einführte und als schalthaft dumm- pfiffiger Knecht so bes geisterte Aufnahme fand und solchen Ruf erwarb, daß nach ihm diese Bezeichnung auf sämtliche Puppenbühnen überging.
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tanzen lassen kann, tritt eine hübsche Verspottung der Narreteien überstiegener Künstlerkultur zutage. Auch sonst fehlt es nicht an Ironien( und die" Darsteller" taten ein llebriges an aktuellen Anspielungen). Aber die Hauptfache bleibt doch Kasperl selber.
Der alte Bocci hätte an der Gaudi sicher seine Freude gehabt. Eine reizvoll angepaßte diskrete Mufit und eine trefflich charakteri fierende Darstellung halfen alle Humore entfesseln, zu denen das Bunchinellos" erftes Auftreten in Nordeuropa scheint in Marionettentheater vor allem in dem Phantastischen und Burlesken London vor sich gegangen zu sein, wenigstens berichtet davon im wie fein anderes befähigt ist. Die Figuren und Dekorationen waren Jahre 1709 der Tatler" und ein Jahr darauf der„ Spectator". fünstlerisch vollendet. Die tanzende Kuh rief allgemeinen Jubel herIn diesen Blättern erfährt Punchinello bereits die Abkürzung vor und die Mondlandschaft entzückte jogar Reinhardverehrer. Das Bunch". einzige, was zu wünschen bleibt, ist, daß auch den Arbeitern und ihren Kindern diese Darbietung zugänglich gemacht würde. ―r.
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Mufik.
Noch zittert er, da nimmt ihn bei der Hand, den großen Theobald, der kleine Heydebrand. Es wächst der Mut. Und die Regierungsaber. playt ihm mit blau- und- schwärzlichem Salbader: Wer schürte, ha! den Maabiter Brand? Die Sozis sagt mein Vorgesetzter Heydebrand. Kein Bluthund spießte da und schlug zum Krüppel mit Säbel oder mit Achtgroschenknippel! Wer schüßt vor Umsturz Thron, Altar und Land! Zweierlei Recht! befiehlt der fleine Heydebrand. Wir sind die Götter, denen es nicht dämmert. ( Von außen schnauzt's, doch innen flingt's belemmert.) Jch flebe weiter und ich predige Kant. Die nächsten Wahlen macht mein kleiner Heydebrand. Hold plätschert fort das dreiste Wortgeseiche, der Besenstiel fühlt sich als deutsche Eiche. Wie lange und man quetscht Euch an die Wand, den großen Theobald, den kleinen Heydebrand.
Notizen.
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Wann Kasperl zuerst in Deutschland erschien, ist genau nicht mehr zu ermitteln. Charakteristisch für die Beurteilung dieser fleinen Theater ist folgender Baffus in Schüßes Hamburger Theater- Theater chronit. Paul Branns Marionetten. gefchichte" vom Jahre 1794 2" Was die sogenannten kleinen Spef- Es empfiehlt fich, wiederum hinzuweisen auf die Ronzerte im theater Münchener Künstler( Ausstellungshallen am 800) fatel betrifft, Glendigkeiten in verschlossenen Buden der Buden- Volts Liedersaal( Tiergartenhof), die wöchentlich dreimal spielt das Märchendrama„ Die Zaubergeige" vom Grafes prinzipale und auf offenen Bühnen der Marktschreier, in Scheunen, stattfinden und nun auch Jugendkonzerte in sich schließen. Ein Bocci in dieser Woche allabendlich und außerdem für die Jugend Ställen und am offenen Fahrwege durch sogenannte Bolichinellspiele Heiterer Klassiter Abend", der Dienstag stattfand, am Mittwoch, Sonnabend und Sonntag auch nachmittags.( Beginn ( mit Daumen und Zeigefingern von Landstreichern dirigierte arm- bestätigte, was wir bereits zu Beginn der ganzen Reihe und schon 4 Uhr.) felige Gautelpuppen ohne Drahtleitung) schaugestellt: so lange diese früher bei einem Abend ungefähr gleichen Namens und Inhaltes Die künstlerische Ausschmüdung des Reichszum Teil sittenverderbende Spiele nicht verbessert oder im heiligen gefagt hatten. Erichließungen von neuem Material sind uns in der tages, die im ganzen ein wenig erfreuliches Kapitel ist, hat römischen Reiche deutscher Nation völlig abgeschafft find, müssen sie Voltslieder- Serie nicht eben untergekommen, obwohl diesmal einiges wieder einen Fortschritt gemacht. Die allegorisch- dekorativen Wandso wie sie sind, toleriert werden." bezeichnet war als zum erstenmal herausgegeben von X. 9. Aber gemälde für den Bundesratssaal des Münchener Malers Raffael Was Kasperts Darbietungen anbetrifft, so läßt sich annehmen, es ist doch gut, daß man Stückchen zu hören bekommt, die außerhalb Schuster Woldan sind in das Reichstagsgebäude geschafft daß sie zum Teil auf alte Marionettenspiele und Hanswurftpoffen des alltäglich beliebten Repertoirs liegen. Speziellom Humor worden und sollen jetzt an den für sie bestimmten Wänden anzurückzuführen sind. Vielleicht leben auch fümmerliche Neste von in der Musit". wie da der einleitende Vortrag hieß hört gebracht werden. Paffionsspielen in ihnen fort oder Erinnerungen an die Zeit früherer man gern etwas in einer Zeit, in der die Kunst sich manchmal Eine neue Boltsoper will ein besonderes Komitee für großer Kriege. Einzelne Auftritte endlich werden direkt oder über anscheinend das Ziel steckt, den Menschen sich und die Welt zu ver- Groß- Berlin ins Leben rufen. Sie soll zu volkstümlichen Preisen England von Italien beeinflußt worden sein. breiteren Schichten die Oper erschließen. Wenn das Unternehmen zustande kommt, soll es in Charlottenburg erstehen. Man will die Grundlage durch Abonnementsübernahmen schaffen. Von der Stadt Charlottenburg hofft man den Bauplatz und das nötige Baukapital zu bekommen.
Theater.
Jm Marionetten Theater( in den Ausstellungshallen vm Zoologischen Garten) ist Stafper, der unverwüstliche Hanswurst,
leiden.
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Wollen die Boltslied- Abende über das Intereffe eines beifallsIuftigen Bekanntenkreises hinauswachsen, so werden fie gut tun, einerseits nicht allzu viel Persönliches merken zu lassen, und andererseits die Kunst ihrer Sänger über die sehr anerkennenswerten
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