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Hus der Frauenbewegung. Die Frauen in der politische» Organisation. Außerordentlich erfreuliche Fortschritte hat die politische Organisierung der proletarischen Frauen und Mädchen gemacht. Konnte der Bericht des Parteivorstandes an den Parteitag melden, daß zirka 83 000 weibliche Parteimitglieder gemustert seien, so ist ihre Zahl, nach den inzwischen eingegangenen Meldungen, mindestens auf 10 0 000 gestiegen. Die von der Partei eingeleiteten Protestaktionen gegen den Lebensmittelwucher haben in hervorragender Weise zur politischen Erweckung der Frauen beigetragen, desgleichen auch die Per- sammlungen, die sich mit demMutterschutz" und der Witwen- und Waisenversicherung beschäftigten. Sind aber die Frauen erst einmal zur politischen Erkenntnis und zum politischen Leben erwacht, dann ist ihre Einreihung in die Organisation der nächste selbstverständliche Schritt. Es kann uns natürlich nicht genügen, eine stattliche Zahl weib- licher Mitglieder gewonnen zu haben, es gilt vielmehr, diese zu schulen und zur Mitarbeit in den Organisationen zu erziehen. Wie erfolgt nun am besten die Schulung unserer neu- gewonnenen Mitglieder? Sie müssen unsere sozialistische Literatur lesen, unsere Broschüren, Tageszeitungen und die'Gleichheit", unsere sozialistische Frauenzeitung, die vierzehn- tägig erscheint, zum Preise von 10 Pf. und die bei jedem Zeitungs- tröger zu haben ist. Dann gilt es zu hören: Vorträge m öffentlichen und in Mitgliederversammlungen, es gilt an den Bildungskursen sich so viel wie möglich zu beteiligen, die jetzt überall von der Partei veranstaltet werden. Und schließlich gilt eS zu d i s k u t i e r e n. um das Gehörte und Gelesene fester in sich aufzunehmen, Zweifel zu beheben. Mißverstandenes oder Nichtverstandenes zu klären. Wo kann man das? Zunächst in den Parteiversammlungen: den Kreis- oder Orts- Versammlungen der Mitglieder, oder in noch kleineren Gruppen, den Distrikts, oder Bezirkszusammenkünften, wo im Anschluß an einen Vortrag eine Diskussion stattfindet. Für die Frauen sollen aber außerdem so beschloß der Nürnberger Parteitag Diskussions- oder Lese- oder Bildungsabende abgehalten werden. Zwei Gründe waren es, die diesen Beschluß diktierten: Einmal sind Frauen im politischen Leben noch weniger bewandert als die Männer. Manche einfachen politischen Begriffe und Kenntnisse sind ihnen noch fremd, die müßten sie erst kennen lernen, bevor sie ganz verstehen können, was in den Mitgliederversammlungen, wo man ein be- stimmtes Quantum politisches Wissen voraussetzt, vorgetragen und besprochen wird. Die Disiussionsabende sollen also eine Vorbereitung für die Mitglieder- Versammlungen sein und ihre Ergänzung bilden, aber nimmer als Ersatz dienen; der Besuch der Mit- gliederversammlungen darf keineswegs vernachlässigt werden. Ein weiterer Grund für die Schaffung der FrauendiskussionS- abende war der Umstand, daß in vielen Familien Mann und Frau nicht gemeinsam in die Parteiversammlungen gehen können, weil sonst die Kinder ohne Aufsicht bleiben müßten. In solchen Fällen müßten diese Abende allerdings ein teil- weiser Ersatz der Mitgliederversammlungen sein, sollen es aber unter keinen Umständen ganz werden, sondern hier muß es eine Sache des Uebereinkommens zwischen Mann und Frau bilden, der Frau wenigstens teilweise einen Besuch der'Mitglieder- Versammlungen zu ermöglichen. Es ist zu»ehr eine Lebensfrage der Sozialdemo- Iratie, nicht nur die proletarischen Männer, sondern auch die proletarischen Frauen zu überzeugen, ge- schulten und d i sz ip l i n i et e n Genossen zu machen. Jede überzeugte Sozialdemokratin vermehrt die Zahl unserer Kämpfer, unserer Agitatorinnen und vor allem die Zahl der sozialistischen   Jugenderzieher, denen kein Polizist und kein Staatsanwalt beikommen kann, weil deren Macht glück- licherweise nichts vermag über die Gestaltung unseres Familien- lebens und unserer Kindererziehung durch die Familie. Doch nicht nur schulen sollen»vir die Frau, sondern auch zur Mit- arbeit heranholen. Weibliche Vorstandsmitglieder zählen wir etwa ö 0 0; deren Zahl muß noch eine weit größere werden. Wenn wir das sagen, berufen wir unS nicht auf das statutarische Recht der Frauen und nicht auf ParteitagSbeschlüsse, obgleich beides hier vorliegt, sondern wir berufen unS auf das Partei- interesse, die Frauen in allen BerwaltungSarbeiten zu schulen, ihre Kräfte der Bewegung nutzbar zu machen. In manchen Kreisen und Bezirken hapert es damit noch arg, in anderen aber steht es in dieser Beziehung auch lviedcrum glänzend. Da vergeht keine Flugblatt-, keine K a l e n d e r Verbreitung, an der nicht Frauen beteiligt wären. die mit heiligem Eifer ihre Arbeiten verrichten. Keine Wahl vergeht, an der die Frauen nicht mitarbeiten, entweder als Stimmzettelverteilerin. als Bureauarbeiterin oder als Schlepperin säumiger Wähler. An anderen Orten wiederum haben die Frauen ganz allein das Kassieren der Beiträge über- nommcn und kassieren nicht nur gut und pünktlich ein. sondern benutzen ihr Amt, um fortgesetzt zu agitieren, neue Mit- g l i e d e r, männliche und weibliche, zu werben. Aus verschiedenen Kreisen wird gemeldet, daß bei einer vorgenommenen Hausagitation die Frauen mit die besten Resultate er- zielten. In den Versammlungen beim Aufnehmen von Mit- gliedern und beim Werben von Abonnenten der Parteipresse, da spornt der erzielte Erfolg zu immer eifrigerer Tätigkeit. Und so soll und muß es auch sein: eine gemein» same Organisation, ein gemeinsames Hand- in. Hand. arbeiten der sämtlichen Mitglieder. Dabei gewin nt die Partei, und die Frauen. deren Intellekt gehoben, deren Gesichtskreis erweitert wird, reifen zu Persönlichkeiten heran. Mit einem guten Erfolg schließt somit das alte Jahr ab.-- Dieser Erfolg, er muß zum vorwärtstreibenden Element werden für eine um so eifrigere Agitations- und Organisationsarbeit im neuen Jahre; zu einer Organisationsarbeit im allgemeinen, be- sonders aber unter den Frauen. Um so mehr, da das neue Jahr das Jahr der Reichstagswahl sein wird. Jede Agitation, die wir jetzt entfalten, stärkt des- halb nicht nur unsere Organisation, sondern sie ist bereits eine Vorbereitung für die kommende bedeutungsvolle Wahl. Der Kampf der Münchener   Kellnerinnen um bessere Arbeitsbedingungen nimmt erfreulicherweise immer mehr eine systematische, von der Organisation geregelte Form an. Die Erfolge bleiben denn auch nicht aus. Mit einer Reihe von Arbeitgebern sind in den letzten Tagen durch den Verband deutscher Gastwirtsgehilfen Tarifvertrage abgeschlossen worden. Wie notwendig eine solche Regelung ist. geht aus der Tatsache herbor, daß die Kellnerinnen gerade in den größten Etablissements nicht nur keinen Lohn erhielten, sondern selbst noch dafür, daß sie be- dienen durften, Abgaben aller Art an ihreArbeitgeber" entrichten mußten. Das Trinkgeldunwesen bedeutet bei den steigenden Bier- preisen eine zunehmende Belastung für die Gäste. So sucht der Unternehmer einen großen Teil seiner Betriebsausgaben einzu- sparen und sie auf die Gäste in dieser indirekten Art zu laden. Die Kellnerin war ihm dazu das bequemste Mittel. Dieser unwürdigen Fessel werden sich die Kellnerinnen allmählich bewußt. Auch dort, wo der Unternehmer, mehr der Form halber, Lohn zahlt, ist dieser oft so gering, daß er nicht einmal mehr ein Trinkgeld genannt werden kann. So traten zum Beispiel am Montag die Kellnerinnen im Hackerkeller in Streik. Sie haben dort bisher einen Lohn von 30 Pfennig pro Arbeitstag erhalten. Dafür mußten sie Sonntags von mittags 2 Uhr bis 12 Uhr nachts arbeiten und am nächsten Tag noch das Geschirr reinigen, was häufig auch noch 3 bis 4 Stunden in Anspruch nahm. Mit welchen Mitteln von manchen Saalinhabern vor- gegangen wird, um der Organisation in ihrem Kampfe gegen diese schändliche Ausbeutung hinderlich zu sein, zeigt das Vorgehen des Pächters des Hackerbräukellers, der den Streikposten st ehen» den Kellnerinnen die Polizei auf den Hals zu hetzen suchte. Sie fand aber bei dem musterhaften, disziplinierten Ver- halten der Kellnerinnen keinen Anlaß zum Einschreiten. Die organisierte Arbeiterschaft Münchens   unterstützt die Kellnerinnen in ihrem berechtigten Kampfe, indem sie die Lokale, in denen keine tarifliche Regelung zustande kommt, meidet. Dienstbotenorganisatiou in Kristiania  . In der norlvegischen Hauptstadt hat sich kürzlich ein Fachverein der Dienstmädchen gebildet, der die Verbesserung und Regelung der Lohn« und Arbeitsverhältnisse anstrebt und auch für die allgemeine Hebung des Dienstbotenstandes sorgen will. Gerichts-Leitung. Gesundbeter-Prozeß. Die Mitglieder der in Hannover   in hoher Blüte stehenden Gesundbeter-Gemeinde(der Ersten Kirche Christi, des Skientisten) sind augenblicklich in nicht geringer Sorge wegen eines Zivil- Prozesses, den ein früheres Mitglied der Gemeinde gegen einige Führerinnen angestrengt hat. Der Kläger  , ein mit einem ver- alteten Augenleiden behafteter Handwerksmeister, der merk- würdigerweise immer noch auf die verschrobene Idee derChristian Skience" schwört, d. h. deren Anschauung vertritt, daß Krank- heiten, überhaupt alle Leiden, nurIrrtümer" darstellen und aus dieser Erkenntnis heraus, besiegt werden müssen, begab sich vor länger als sechs Jahren in die Behandlung der leitenden Damen und will damals gute Erfolge derKur" an sich verspürt haben. Gleichzeitig war er mit den Lehren derChristian Skience" etwas vertraut geworden, und er begann selbst, wie übrigens verschiedene andere Personen, mit der Behandlung Kranker, zunächst im Kreise seiner Bekannten. Mit der Zeit war dies aber nicht nach der Mütze der die Gemeinde leitendenprivilegierten" Heilerinnen. Meister T. wurde wiederholt verwarnt und schließlich aus der Gemeinde herausgenötigt. Mit seinem Augenleiden ging eS seitdem so rapide abwärts, daß er bald nichts mehr sah und ge- führt werden mußte, bis er schließlich gegen seine Grundsätze sich einem Spezialarzt anvertraute, der ihm durch eine gelungene Operation das Augenlicht wiedergab. Inzwischen hatte Meister X., der an eine sein Leiden ungünstig beeinflußende, von den Hannoverschen Heilerinnen per. Distanz geführteBehandlung" glaubte, gegen diese Schritte unternommen und zunächst die Rück- zahlung des von ihm gezahlten Honorars erwirkt. Weiter ver- langte er eine tägliche Entschädigung von 0 M. für die Dauer von sechs Jahren mit der Begründung, daß er für diesen Zeitraum in seinem Erwerbe behindert gewesen sei, was vermieden worden wäre, wenn seinerzeit die Heilerinnen von ihrer Kur Abstand und Meister X. überließen, sich von einem Augenarzt behandeln zu lassen, der die jetzt vorgenommene Operation vor sechs Jahren mindestens mit dem gleichen Erfolge ausgeführt haben konnte. Der so begründete Anspruch wurde indessen nicht anerkannt. Darauf ließ sich X. das Armenrecht bewilligen und stellte die Klage beim Landgericht Hannover   an. Termin ist für Anfang Januar anberaumt. DieGesundbeter" finden ihre Gläubigen leider nicht nur in sehr wohlhabenden und adeligen Kreisen. OffizielleNiederlagen" derChristian Skience"(Sitz in Boston  , Massachusetts  ) befinden sich in Deutschland   in Berlin  (1 Vertreter und 0 Vertreterinnen, darunter Gräfin Fanny von Moltke, Salz- burger Straße 4), Breslau  (1 Vertreterin). Dresden  (4 Ver- treterinnen), Frankfurt   a. M.(4 Vertreterinnen, und zwar 3 Eng- länderinnen und Baronesse Poldine Senfft von Pilsach), Hannover  (4 Vertreterinnen) und Stuttgart  (1 Vertreterin). Anklagen wegen Betruges gegen Gesundbeter haben teilweise infolge An- erkennung des guten Glaubens der Angeklagten mit Freisprechung geendet._ Aus dem Reuen Opcretten-Theatcr stammt eine Privatbeleidigungsklage, die gestern unter Vorsitz des AmtSgerichtsratS Wollner das Schöffengericht Berlin-Mitte beschäf- tigte. Als Kläger   stand der Direktor Viktor Drechsler-Palsi, ver- treten durch R.-A. Dr. Hugo Marcus?, dem Schauspieler und Sänger Julius Spirlmann, vertreten von Rechtsanwalt Paul Bredereck  , gegenüber. Am 13. Mai v. I. während der Aufführung derDollarprinzessin  " weigerte sich der Beklagte am Schlüsse der Vorstellung nochmals aufzutreten. Da Spielmann bei seiner Weigerung verblieb, konnte die Vorstellung nicht zu Ende geführt werden und die Direktion muhte den Vorhang fallen lassen. Diesem Vorgang, der im Publikum nicht geringes Aufsehen her- vorgerufen hatte, lagen folgendeKulissengeheimniffe" zugrunde. Zwischen dem Direktor Palfi und dem Beklagten herrschten schon seit längerer Zeit Differenzen, die teils auf künstlerischem, teils aus persönlichem Gebiete lagen. Der Beklagte behauptet, daß der Kläger   wiederholt eine Gelegenheit gesucht habe, ihn zum Kon- traktbruch zu veranlassen. An dem fraglichen Abend habe der Kläger   offensichtlich eine Gelegenheit gesucht, einen Streit zu provozieren und ihn während eines kurzen Aufenthalts hinter den Kulissen in einer Weisegerüffelt", die ihn in seiner künstlerischen Ehre auf das tiefste gekränkt habe. In der höchsten Erregung habe er dann die zur Anklage stehenden Schimpfworte, wieLausbube" usw. gebraucht. Nach längerer Verhandlung kam zwischen den Parteien folgender Vergleich zustande: Der Beklagte spricht dem Kläger sein Bedauern über die zur Anklage stehenden Beleidigungen mit dem Bemerken aus, daß er sich nur infolge seiner damaligen hochgradigen Erregung dazu habe hinreißen lassen. Er nimmt die dem Kläger   gemachten Vorwürfe zurück und zahlt in Abgeltung der hier zur Anklage stehenden Vorgänge 100 M. zur Abführung an die«Deutsche Bühnengenossenschaft" für wohltatige Zwecke. Unterschlagungen in Höhe von über 94000 M. hat sich der Kaufmann Johannes Gottschalk zuschulden kommen lassen, der gestern aus der Untersuchungshaft der 3. Hilfsstraf- kammer des Landgerichts I   vorgeführt wurde. Der Angeklagte war seit mehreren Jahren bei einer Luxuspapierfirma angestellt. Da dieses Unternehmen sich in kurzer Zeit sehr ausdehnte, wuchs die dem Angeklagten aufgebürdete Arbeitslast derartig, daß ihm hier und da kleine Fehler unterliefen. Da er außerdem noch für den Inhaber der Firma verschiedene Prozesse zu führen hatte, so entstand allmählich in der von ihm verwalteten Geschästskasse eine Konfusion, die schließlich dazu führte, daß der Angeklagte eines Tages ein Manko von 1000 M. feststellen mußte. Nachdem er dieses zum Teil durch Gehaltsabzüge wieder aus der Welt geschafft hatte, entdeckte er bald darauf einen neuen Fehlbetrag von zirka 2000 M. Er verfiel nun auf die törichte Idee, den Verlust durch Rennwetten wieder aufzubringen. Da er anfänglich Glück hatte, wagte er einen größeren Coup, zu welchem er Geschäftsgelder verwandte. Als er verlor, versuchte er es von neuem amToto" und von diesem Zeitpunkt ab begann bei ihm ein mehr als unsinniges Wetten, welches Taufende und Abertausende verschlang, so daß er selbst schließlich nicht mehr wußte, wie hoch die von ihm unter- schlagene Summe war. Als er die Entdeckung vor der Tür sah, raffte er sich endlich auf und legte seinem Chef ein offenes Geständ- nis ab, der vorläufig keine Anzeige erstattete, da ihm der Angeklagte zusicherte, daß er durch die Verwaltung einer seinem Vetter ge- hörenden Farm in Südwestafrika die Mittel aufbringen wollte, um den Schaden wieder gutzumachen. Als sich jedoch herausstellte, daß die Unterschlagungen weit über 90 000 M. betrugen, wurde doch noch Anzeige erstattet und G. wurde, als er sich schon auf dem DampferAdmiral" befand, verhaftet. Der Staatsanwalt be­antragte eine Gefängnisstrafe von 3 Jahren, während Rechtsanwalt Bahn um eine erhebliche Herabminderung des Strafmaßes mit Rücksicht darauf bat, daß ein Teil des Schavens gedeckt»norden sei. Das Urteil lautete auf 2 Jahre Gefängnis. Der Angeklagte trat die Strafe sofort an. Em aller Welt. Erdbeben in Griechenland  . In der griechischen Provii,z Elis sind durch mehrere heftige Erdstöße mehrere Häuser eingestürzt. Besonders in Mitleidenschaft gezogen.sind die Ortschaften Lechena und Andra- v i d a. Die Einlvohnerschast hat in panischem Schrecken die Orte verlassen und kampiert auf freiem Felde. Die Regierung hat nach den von dem Beben betroffenen Gegenden Zelte nnd Lebens- mittel entsandt. Die über das Unglück vorliegenden Meldungen sagen, daß Menschen bei den HauSeinsiürzen nicht umgekommen sind. Die Cholera auf Madeira  . Endlich haben die Behörden der portugiesischen Insel Ma- d e i r a ein Radikalmittel gefunden, um dein Wüten der Cholera ein Ziel zu setzen. Selbstverständlich handelt eS sich nicht etiva um Maßnahmen sanitärer Natur, wie zweckentsprechende Verpflegung, kostenfreie ärztliche Behandlung und unentgeltliche Abgabe von Medizin; die Bezirksregierung hat vielmehr ein Edikt erlassen, das den Ortsbehörden die Unterdrückung tendenziöser und beunruhigender Nachrichten über die Epidemie zur Pflicht macht. Auch sollen Maßregeln zur Sicher st ellung der öffentlichen Ordnung getroffen werden. Der zu erwartende Erfolg ist denn auch nicht ausgeblieben. Die aus Lissabon   vorliegenden offiziösen Meldungen über den Stand der Cholera besagen, daß die Seuche im Abnehmen begriffen sei. Bei weiterer objektiver Berichterstattung wird wohl bald festgestellt werden, daß dort nieinals Choleraerkrankungen vor- gekommen sind._ Die Leiche des Fliegers Graee gefunden. Bei dem Versuche, den Kanal zu überfliegen, war seit einigen Tagen der englische   Flieger G r a c e verschwunden. Die Vermutung, daß er mit seinem Apparate in das Meer gefallen sei, hat sich leider bestätigt. Jetzt ist an der Belgischen   Küste der Leichnam des Verunglückten angeschwemmt worden. Ein r"", artiger Zufall will eS, daß die Stelle, an der der Körper ges(Ä#?. wurde, die»Panne" benannt wird. Das Massengrab von Bolton. Die Direktion der Bolton-Mine veröffentlichte"gestern die offizielle Liste der Opfer der Grubenkatastrophe, welche 343 Namen von Verunglückten aufweist, von denen 190 unverheiratet sind. Durch das Unglück wurden 1ö3 Frauen zu Witwen gemacht,»vährend 276 Waisen den Berlust ihres Ernährers beklagen._ Den Gipfel der Bureaukratie stellt wohl folgender Fall, über den derGeneral-Anzeiger   für Duisburg  " berichtet: Bei einem größeren Postamte ist die Be- stimmung getroffen, daß die Beamten, die Blaustifte erhalten, die nicht mehr verwendbaren Stümpfe abzuliefern haben. ES wurde kürzlich ein Beamter vo» dem erwähnten Amte nach einem andern Ort versetzt. Er vergaß die Ablieferung seines völlig wert- losen Blaustiftstumpfes. Bald darauf wurde der Beamte durch sein früheres Amt aufgesordert, unverzüglich den Blaustiftstumpf ein- zusenden! Da er diesen nicht mehr beibringen konnte und weitere Unannehmlichkeiten vermeiden wollte, schnitt er einen Stumpf von einen» andern Blau st ist ab und sandte ihn gut verpackt und versiegelt an sein früheres Aint ab, dort wurde der Blaustiftstumpf vernichtet I Aber auch ein anderes originelles Vorkommnis zeigt, daß der Amtsschimmel in der Postverwaltung sich bester Gesundheit erfreut. Im Amtsblatt des Reichspostanrts wurde vor klirzem darauf arlfmerksam gemacht, daß beim Postaint Limburg ein Einpfennigstück gefunden worden sei. Nachfrage»» sind an die Oberpostdirektion Frankfurt a. M. zu richten. ES geht doch nichts über Ordnung! Ein teurer Orden. Der P a p st hat dem Herzog von Norfoll, dem Führer der englischen Katholiken, den Orden des goldenen Sporn verliehen. Der Herzog ist einer der eifrigsten Spender für den Peterspfennig; im Laufe von dreißig Jahren hat er dafür nicht»veniger als 10'/, Millionen Frank aus seinen» eigeiren Vermögen gestiftet, die Spenden belvegten sich zwischen 50000 und 300 000 Frank. Kleine Notizen. Schneestünile in Bade». Sehr erheblichen Schaden haben Schnee» stürme verursacht, die die Umgebung v o n K a r l S r u h e heiin» suchten. Schwer geschädigt»vlirden die telegraphischen Verbindungen durch das Umbrechen von Telegraphenstangen. Einen» Bierkutscher fiel bei Grünlvinkel eine Stange mit 40 bis 70 LeitungS» d r ä h t e» auf den Wagen, ihn und die Pferde unter sich be» grabend. Explosion in einer Dachpapprufabrik. In M i n d e n i. Wests. entzündeten sich in einer Dachpappenfabrik durch Oesfnen einer Teergrube die darin entwickelten Gase. Bier Ar« b e i t e r wurde» durch hie Explosion erheblich verletzt. BerzmeifliingStat eines Geistlichen. In der»»»garischen Ortschaft e v e s A t a n y hat der 24jährige reforinierte HllfSgeistliche i l i I seine Frau Ivegei» Srellungslosigkeit erschosseir und sich dann eine Kugel in den Kopf gejagt und sich sehr schwer verletzt. Bei dein Untergang einer Schaluppe, der durch den Zusammeir» stoß mit einem anderen Fahrzeug in der Nähe von Ostend  « er- folgte, sind fünf Matrosen ertrunken.