r. 179.
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für 1893 unter Nr. 6708.
Vorwärts
10. Jahrg.
Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg Inferate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Grpedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr Abends, an Sonnund Fefttagen bis 9 Uhr Bormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt I, 4186. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin Berliner
Redaktion: SW. 19, Benth- Straße 2.
Mittwoch, den 2. August 1893.
34. Talg von Rindern und Schafen, Knochenfett und sonstiges Thierfett, anderweit nicht genannt, Nr. 261 des Tarifs
36.
Eine am 31. Juli nach 10 Uhr Abends zur Ausgabe 36. gelangte zweite Ausgabe des Reichs- Anzeigers" bringt die faiserliche Verordnung eines Bollzuschlages für aus Rußland kommende Waaren vom 29. Juli und eine dazu gehörende Bekanntmachung 37. des Reichskanzlers vom 31. Juli. Für den Volks 38. Derbrauch kommen vor allem folgende Posten des§ 1 in Betracht:
Die nachstehend aufgeführten Waaren unterliegen, sofern diefelben aus Rußland , mit Ausnahme Finnlands , kommen, bis auf weiteres den nachbezeichneten Zollfäßen für je 100 Kilo
gramm:
1. Weizen, Nr. 9a des Tarifs
2. Roggen, Nr. 9b a des Tarifs.
3. Hajer, Nr. 9b s des Tarifs
4. Buchweizen, Nr. 9b y des Tarifs.
5. Hülsenfrüchte, Nr. 9b& des Tarifs.
6. Rohe Hirse, aus Nr. 9bs des Tarifs
7. Gerste, Nr. 9c des Tarifs.
8. Raps, Rübfaat, Mohn und anderweit nicht ge nannte Delfrüchte, mit Ausnahme von Sesam und Erdnüssen, aus Nr. Id des Tarifs
9. Mais und Dari, Nr. 9e des Tarifs
10. Malz( gemalate Gerste und gemalzter Hafer), Nr. 9f des Tarifs
11. Anis, Koriander, Fenchel und Kümmel, Nr. 9g des Tarifs
Betroleum( Erdöl ) und andere Mineralöle, Petroleum( Erdöl ) und andere Mineralöle, anderweit nicht genannt, roh und gereinigt, ausgenommen mineralische Schmieröle, Nr. 29 a des Tarifs
Mineralische Schmieröle, Nr. 29b des Tarifs. Grobe Matten und Fußdecken aus Bast, Stroh, Schilf, Gras, Wurzeln, Binsen und dergleichen, ordinär, gefärbt oder ungefärbt, Nr. 35 a 1 des Tarifs
B M.
95
15
"
"
4,50
39.
41.
Gier von Geflügel, Nr. 37b des Tarifs Schweine, Nr. 39 f des Tarifs, 1 Stück
"
•
4,50
"
9
"
7,50 M.
7,50
"
6
3
"
3
"
1,50
"
3,35
"
89
"
B
6
4,50
"
15. Hopfen, Nr. 14 des Tarifs brutto.
30
"
21. Butter, auch künstliche, Nr. 25f des Tarifs. 22. Fleisch, ausgeschlachtetes, frisches und zuberei tetes, aus Nr. 25g 1 des Tarifs
30
30
23. Fische, gesalzene( mit Ausnahme der Heringe), in Fässern eingehend; getrocknete, geräucherte, geröstete, blos abgekochte( abgesottene), Nr. 25g 23 des Tarifs
24. Geflügel, Wild aller Art, nicht lebend, Nr. 25g 3 des Tarifs
25. Kaviar und Kaviarsurrogate, Nr. 25 n des Zarifs.
26. Käse aller Art, Nr. 250 des Tarifs
27. Obst und Beeren, getrocknet, gebacken, gepulvert oder blos eingekocht, soweit sie nicht unter anderen Nummern des Tarifs begriffen sind; trockene Nüsse, aus Nr. 25 p 2 des Tarifs 28. Mühlenfabritate aus Getreides und Hülsenfrüchten, nämlich geschrotene oder geschälte Körner, Graupe, Gries, Grüße, Mehl; gewöhnliches Backwerk( Bäckerwaare), Nr. 25 q 2 des Tarijs
29. Tabaksblätter, unbearbeitete, und Stengel, aus Nr. 25 v 1 des Tarifs
30. Zigaretten, aus Nr. 25 v 2 des Tarifs 31. Thee, Nr. 25 w des Tarifs
32. Delfäure, aus Nr. 26c des Tarifs
33. Schinalz von Schweinen und Gänsen, sowie andere schmalzartige Fette, als: Dleomargarin, Sparfett( Gemisch von talgartigen Fetten mit Del), Rindsmart( beef marrow), Nr. 26h des Tarifs.
•
Feuilleton.
Nabrud verboten.)
10
2
4,50
45
"
225
"
30
"
9
"
15,75
"
127,50
"
405
"
150
6
"
15
( 31
"
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
dem 1. Oktober d. J. zur Verzollung, zur Abfertigung auf Begleitschein II oder zur Anschreibung auf Privat- Kreditlager angemeldet und zur Abfertigung gestellt werden."
Außer der deutschen Eisen- und Textilindustrie werden u. a. auch die thüringische Spielwaaren- Industrie, deren Arbeiter( Hausindustrielle) schon unter den günstigsten Arbeitsbedingungen am Hungertuche nagen, ferner von bayerischen Gewerben die Gold- und Silbertreffen, Bleistift, Broncenfarben- und Blattmetall- Industrie durch den russischen Höchsttarif schwer getroffen.
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Hand in Hand mit den konservativen Brotvertheurern, die über den Zollkrieg triumphiren verschlechtern sich doch dadurch die Handelsvertrags Aussichten geht Die Bestimmung findet auf solche Waaren keine An- natürlich die 3entrums presse, wenn es sich darum wendung, die vor dem Tage der Verkündigung handelt, die volksverwüstende deutsche Schutzzollpolitik zu der gegenwärtigen Verordnung die russische Grenze über vertheidigen. Die Ultramontanen tragen eben die Hauptschritten haben. Die Verordnung tritt sofort in schuld an der Hochzollpolitit, an der wir seit 1879 Kraft. Zugleich hat der Bundesrath, wie der Reichs- franken, und als Mitschuldige stoßen sie nun in dasselbe kanzler bekannt giebt, verordnet, 1. daß für die in der Ver- Horn wie die Junkerschaft, die in der Kreuz- Zeitung " ihr ordnung aufgezählten Waaren die Zollsätze des geltenden Wesen treibt. Deshalb verwundert uns nicht die ärgerallgemeinen Zolltarifs beziehungsweise die Zollsätze der Ver- liche Kritik, die die Kölnische Volkszeitung" an tragstarife nur insoweit Anwendung finden, als die Ab- unserer Betrachtung über den deutsch - russischen Bollkrieg übt. stammung dieser Waaren aus anderen Ländern als Ruß- Das bleibt unserer rheinischen Kollegin unbenommen, nur land mit Ausschluß von Finnland glaubhaft nachgewiesen sollte sie nicht vergessen, daß Deutschland es war, das dank der wird. Dann heißt es: Bismarckwirthschaft die Holzzollära eröffnete, daß die deutsche Schutzöllnerei gerade so zu Gegenmaßregeln reizte, wie der deutsche Militarismus das Ausland zu immer neuen Rüstungen provozirt. Wir bedürfen allerdings des russischen Roggens, der uns wohlfeiler, sicherer und reich- Licher, bei gleichem Zollfate, geliefert wird, als der österreichische u. s. 1. Wir werden den russischeu Roggen um so mehr brauchen, je ungünstiger unsere Ernte- Ergebnisse sind. Die Vertragsstaaten können, wenn unsere Ernte unter Mittel ist, nicht die Roggenmenge liefern, die Deutschland braucht. Die Kölnische Volks- Zeitung" vergißt wohl auch, daß bis in die letzte Zeit nicht geringe Massen russischen Getreides auf Umwegen" zu uns gekommen sind, weil in Deutschland die Ursprungszeugnisse öfters wohl nicht allzu genau geprüft worden sind absichtlich? Nun der Krieg tobt, ist die Kontrolle scharf, die National Zeitung ruft ja schon nach strenger Aufsicht, und die Nachfrage nach dem billigeren russischen Brotkorn wird dann da sein, wird 4. Die Vorschriften unter Ziffer 11 und 12 der Bestim nicht befriedigt werden können. Die Denkschrift" veraber dank dem Sperrzoll von 75 Mark für die Tonne mungen, betreffend Ursprungszeugnisse für die aus meistbegünftigten Ländern eingehenden Waaren, vom 30. Januar 1892 weist ja ausdrücklich auf die der deutschen Junker( Zentralblatt für das Deutsche Reich Seite 71) finden auch hier schaft fatale Billigkeit des russischen Roggens. Nur die Anwendung. staatsmännische Weisheit, die in der Lebensmittel
2. Dieser Nachweis ist für Weizen, Roggen, Hafer, Hülsenfrüchte, Gerste und Mais nach Maßgabe der Borichriften in Biffer 2 bis einschließlich 6 der Bestimmungen, betreffend Ursprungszeugnisse für die aus meistbegünstigten Ländern eingehenden Waaren vom 30. Januar 1892( Bentralblatt für das Deutsche Reich, Seite 71) durch tonfularische Ursprungszeugnisse und im übrigen durch behördliche eventuell in beglaubigter Uebersetzung beizubringende Atteste des Heimathlandes oder in anderer Weise( Borlegung von Schiffspapieren, Fakturen, Original Frachtbriesen, faufmännischen Korrespondenzen u. s. 1.) zu er bringen. Der Erbringung dieses Nachweises bedarf es nicht, wenn die in Frage kommenden Waaren als Passagiergut von Reisenden eingehen.
3. In Fällen, wo über den Ursprung der vorbezeichneten Waaren aus anderen Ländern als Rußland ausschließlich Finnlands Zweifel nicht bestehen, kann mit Genehmigung des Amtsvorstandes von der Beibringung eines besonderen Nachweises über den Ursprung der Waare Abstand genommen
werden.
5. Bezüglich der zur Zeit der Verkündigung der Verord- vertheuerung eine gemeinnügige Maßregel erblickt, nung vom 29. Juli d. J. im Zollinlande in eine öffentliche kann die Sperre gegen Rußland gutheißen und den Krieg, Niederlage oder in ein Privatlager mit oder ohne amtlichen der beiden Parteien schwere Wunden schlägt. Das Zentrum Mitverschluß aufgenommenen oder in einem Bolltonto ange- vertritt schutzöllnerische Interessen und diese stehen im schriebenen Waaren russischen Ursprungs bewendet es bei der schroffen Gegensatze zum Interesse der großen Voltsmaffe. Erhebung der Säße des allgemeinen Zolltarifs. Im übrigen und diese ist das Versuchsthierchen", an dem die Kriegführenfind auf Waaren, welche die russische Grenze vor dem 31. Juli ben probiren, wer es am längsten aushalten kann". Wir überschritten haben, die Sätze des allgemeinen Zolltarifs nur
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dann zur Anwendung zu bringen, wenn dieser Umstand glaubhaft wiederholen: Je schneller der Friede geschlossen wird, desto nachgewiesen wird und zugleich die betreffenden Waaren vor besser im Interesse der deutschen Volts. Er der
von den Betheiligten mit gierigem Ohr aufgenommen sind gekauft. Sie stecken mit den Spizbuben unter einer wird. Decke!
" In anbetracht, daß die bei der Gründung der Gesellschaft konstatirten Unregelmäßigkeiten feinen ernstlichen Einfluß auf den Fortgang des Unternehmens gehabt zu
Die Bekehrung André Savenay's. haben scheinen,
Sozialistischer Roman
von Georges Renard.
Autorisirte Uebersehung von Marie Kunert . Danach eilt das Plaidoyer Allyns schnell seinem Ende zu. Er hat den Hauptschlag geführt, nun die Sache noch in die Länge zu ziehen, wäre überflüssig und ungeschickt, er beeilt sich daher, mit einem effektvollen Abgang zum Schluß zu kommen. Der Sachverhalt ist nach jeder Richtung hin flar gestellt. Niemand hat das Recht, dem Vertheidiger nun noch zu erwidern. Während die Richter sich zur Berathung zurückziehen, gehen die Neugierigen fort, wie die Habitué's der Oper nach der großen Arie des Tenors, der augenblicklich Mode" ist. Eine Gruppe von Börseanern und Rechtsanwälten bildet sich um Allyn und beglückwünscht ihn im Voraus zu seinem gewissen Siege. André plaudert mit düsterer, sorgenvoller Miene mit Ferrier. Die Aktionäre, die sich um den alten Beamten drängen, dessen heftige, zerfahrene Bewegungen allgemein auffallen, entrüsten sich über die Solidarität, die ihr Gegner verrätherischerweise zwischen ihrer Sache und den blutrünstigen Phrasen eines Blattes, das sie nicht einmal gelesen haben, herzustellen verstanden hat. Nach kaum zehn Minuten tritt jedoch der Gerichtshof schon wieder herein, und in das nun plöglich eingetretene, faft andächtige Schweigen fällt der Urtheilsspruch der Richter,
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in anbetracht, daß die Berichte, welche alle Welt über den Stand der Grube getäuscht haben, das Wert von Fremden sind, welche die französische Justiz nicht beLangen kann,
in anbetracht, daß die Zeitungsartikel zu gunsten des Unternehmens, wenn sie auch als unvorsichtig und übertrieben getadet werden müssen, nicht unter das Gesetz fallen,
Der Präsident ist blaß geworden. Mit vor Wuth verzerrten Lippen und barscher Stimme ruft er den Polizeidienern zu:
Verhaften Sie diesen Menschen!"
Man packt ihn beim Kragen. So schiebt man ihn von der Bank der Zivilpartei auf die Anklagebant. Hier liegt Beleidigung der Richter bei Ausübung ihres Berufs vor, der Angeklagte ist auf frischer That ergriffen. Der Staatsanwalt beantragt strengste Anwendung des Gesetzes. Fünfzehn Monate Gefängniß! In fünf Minuten ist die Sache abgewickelt.
Hier und da wird Murren laut. André, der von der in anbetracht, daß die Administratoren sowohl wie das Menge zurückgedrängt worden ist, will nachstürzen, pros Publikum bis zur letzten Stunde an das Gedeihen der Ge- testireu, zu gunsten des armen Teufels sprechen. Da packt sellschaft geglaubt zu haben scheinen, wie der Tod des ihn eine kräftige Hand beim Arme. Er wendet sich nach Breffucre es erweist, demjenigen um, der sich herausnimmt, ihn zurückzuhalten und stößt gleichzeitig einen Ruf des Erstaunens aus. Er hat Vater Deschamps erkannt, der ihn aus dem Saale zieht. „ Sie hier?" sagt André.
in anbetracht, daß dem Angeklagten Albarn leicht fertige Geschäftsführung und Vertrauensmißbrauch nicht genügend nachgewiesen werden können,
ist der Angeklagte freizusprechen. Die Kosten fallen zu Lasten der Kläger ."
Mit wachsendem Unwillen hat der alte Beamte dem Verlesen der einzelnen Punkte zugehört. In dem Augenblick, in dem der Präsident mit der Urtheilsverkündung zu Ende ist, steht er auf und ruft mit scharfer Stimme:
" Ein solches Urtheil ist ein Skandal, eine Schmach!" André versucht ihn zum Schweigen zu bringen. Bergebliche Mühe! Der Alte übertönt den ringsum herrschenden Lärm noch und ruft von neuem:
" Ja, es ist eine Schmach und Schande! Die Richter
"
Mein Gott, ja! Der Prozeß interesfirte mich. Ich folge den Börsengeschichten gern aus der Ferne. Sie wissen, daß ich auch zum Geschäft gehöre."
,, Und was sagen Sie zu diesem standalösen Urtheil?" sagt André, vor Zorn bebend. Hier sind es ja die Bestohlenen, die mit Geld- und Gefängnißstrafen belegt werden!"
Darauf mußte man doch gefaßt sein," antwortet Bater Deschamps ruhig. Die Geseze, sagt Rabelais , find Spinnengewebe: Die Fliegen und Mücken halten sie fest, Hornissen