teten, wenn sie mit denen der Junker nicht übereinstimmen, so kames zu einem recht bemerkenswerten Zusammenstoß zwischen ihm undder Rechten, einem Zusammenstoß, der deutlich den Beweis für die.gottgewollte" Abhängigkeit preußischer Minister von der Junker-clique erbringt.In der Generaldebatte hatte der konservative Abg. v. Arnimzunächst bewegte Klagen über die Neberschwemmnng des inländischenMarktes mit ausländischen Papieren geführt und im Anschluß darangegen den Hansabund polemisiert und den Minister gerüffelt, weiler Handelskammern den Beitritt zum Hansabunde nicht verbotenhabe. Die von dieser Gründung ausgehende Bewegung ist denAgrariern unangenehm und deshalb fordern sie, weil sie dem Kampfmit geistigen Waffen gewohnheitsmäßig aus dem Wege gehen, eingewaltsames Eingreifen der Regierung. Davon aber will derMinister nichts wissen: mit einer Schärfe, wie sie sonst Vertreterder preußischen Regierung den Mehrheitsparteien anzuwenden sichnicht getrauen, lehnte er das Ansinnen des Herrn v. Arnim rundheraus ab. Er vertritt die Anschauung, daß die Handelskammerndie Gesamtinteressen der Handels- und Gewerbetreibenden wahr-zunehmen haben und daß sie sich deshalb auch an wirtschafts-politischen Aufgaben beteiligen dürfen, genau so wie das ja auchder Zentralvcrband deutscher Industrieller tut. Herr v. Arnim undseine Freunde waren ob dieser Widersetzlichkeit des Ministers einfachbaff, sie gaben ihrem Unwillen in Zwischenrufen Ausdruck, aus denenHerr Sydow entnehmen kann, daß, wenn er nicht beizeiten einlenkt.seine Tage gezählt sind.Im übrigen verlor sich die Debatte, die am Dienstag fortgesetztwird, in Einzelheiten. Der Redner des Zentrum? sprach ein paarWorte über die Gewerbeaufsicht, Herr Schroeder fnatl.) machtedie Regierung scharf gegen die»sozialdemokratischen" Konsumvereineund die„Mißwirtschaft" der Sozialdemokraten, Abg. Rahardt ffk.jjammerte über die Not des Handwerks und der Minister kündeteein Gesetz über die Regelung der Pflichtfortbildungsschulen an.Der Vertreter unserer Fraktion wird am Dienstag zu Wortekommen._Was ist der Zweck der Stilübung?Eine lächerliche Polemik hat sich zwischen deutschen undfranzösischen patriotischen Blättern über die sittlichen Qualitätender französischen Fremdenlegion entsponnen. Kriegsministerv. Heeringen hat bekanntlich bei den Militärdebatten imReichstage einige Bemerkungen gegen die französische Fremden-legion gemacht. Etliche chauvinistische Blätter Frankreichsglaubten dieserhalb heftige Ausfälle gegen die deutsche Heeres-Verwaltung machen zu müssen. Die alldeutsche Presse ergriffdiese Gelegenheit mit Vergnügen, Frankreich herabzusetzen. Die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt nun zu dem Vorfallfolgende amtliche Note:»Der Kriegsminister v. Heeringen hat im Laufe der Debatteüber den Militäretat, als von anderer Seite die Sprach« auf diefranzösische Fremdenlegion gebracht war, mit berechtigter Schärfeseiner Entrüstung über deutsche Blätter Ausdruck gegeben, die fürdiese, bekanntlich großen Teils aus deutschen Fahnenflüchtigen be-stehende Truppe Reklame machen. Nicht nnr der preußische Kriegs-minister, sondern auch jeder gute Deutsche wird über ein solchesunpatriotische Gebaren entrüstet sein. Der„TempS" und einigeandere französische Blätter haben sich bemüßigt gefunden. Generalv. Heeringen wegen seiner Worte anzugreifen, und dabei sogarvon Beleidigung der französischen Armee gefabelt. Wir müsiendiese Vorwürfe auf das entschiedenste zurückweisen und möchtenden.Temps" daran erinnern, daß die Art der Rekrutierung derFremdenlegion und die sich daraus ergebenden Folgen wiederholtdie Oeffentlichkeit in einer Weise beschäftigt haben, die nicht geeignetwar. die Sympathien der gesitteten Welt zu erwecken."Wir wissen wirklich nicht, was diese feierliche Erklärungan der Spitze des Kanzlerblattes soll. Ihre Wirkung wirdlediglich die sein, die französische chauvinistische Presse zu nochschärferen Ausfällen zn reizen. Fast sollte man an-itehmen, so ein bißchen KriegSgcschrei kämegewissen„in aß geben den Kreisen" ganzpassend für die nächsten Neichstagswahlen!Warum die preußische Regierung ihre Schwenkung inder Polenpolitik vollzieht.Die sretkonselvatie„Post", die bekanntlich gute Be-ziehungen zur höheren preußischen Bureaukratie besitzt, brachteam Sonntag folgende Mitteilungen über die Gründe, welchedie preußische Regierung bestimmen, das Enteignungsgesetznicht anzuwenden:„Von besonderer Seite erhalten wir aus Stettin eine Zuschrift,die nicht verfehlen wird, das größte Aufsehen zu machen. Zumerstenmal wird in dieser Zuschrift einiges Licht auf die Kämpfe ge-warfen, die hinter den Kulissen um daS Enteigimngsgesctz geführtwerden. Wir haben die Angaben natürlich im einzelnen nicht nach-prüfen können, doch nimmt der Verfasser eine solche Stellung ein,daß an der Zuverlässigkeit seiner Angaben für unskein Zweife l besteht.Stettin, 25. Februar.Sicherem Vernehmen nach wird an Stelle des im Laufe diesesJahre» wegen hohen Alters zurücktretenden Oberpräsi-deuten Freiherrn v. Maltzahn der PosenerOber-Präsident v. Waldow treten. Die Nichtanwendungde» Enteignungsgesetzes in Verbindung mit dem Plane,in dem neuen Posener Schloß einen kaiserlichenPrinzen Hof halten zu lassen, soll die E n t f e r n u n g desin der Polenfrage fest gebliebenen Oberpräsi-denten aus Posen bedingen.Ueber die Vorgeschichte dieses OberpräfldentenwechselS der-lautet hier folgendes: In Posener deutschen Kreisenwurde schon seit längerer Zeit erzählt, daß der Ober-Präsident v. Waldow bei dem Kaiserbesuch zur Einweihungde» KaiserschlosieS die von einzelnen Berliner Stellen gewünschteZuziehung und Vorstellung von Damen der eigentlichen„polnischen Gesellschaft" durch seine entschiedene»Außer st andeerklärung" verhindert habe. Doch soll esnicht der Kaiser selbst sein, der dieser Art von»gesell-schastlicher VersöhnungSpolitik" zuneigt. DaS Betreten diesesWegeS würde aber offenbar mehr oder weniger unvermeid-lich werben, wenn eine prinzliche Hofhaltung inPosen eingerichtet würde. Die Sorge vor dieser Eni-Wickelung ist eS bekanntlich gewesen, die anfangslebhaste Bcdenlen gegen die Bewilligung der Mittel fürdas Kaiserschloß wachrief. Man setzte sich über dieseBedenken erst dann hinweg, als bündige Versprechungen abgegebenwaren, daß eine solche Hofhaltung nicht in Fragekomme. Jetzt scheinen die Gegner der Znendefiihrung derLiSmarckschen Polenpolitik— daS heißt der Enteignung—unter Durchkreuzung der offizielle n konser-vattven Parteipolitik tn der Posener Hofhaltung eingeeignetes Mittel zu sehen, um die A u S f ü h r u n g des Eni-eignungSgesetzeS zu verhindern oder wenigstensaufzuhalten. Gleichzeitig enteignen und durch einen prinzlicheiiHofhält»gestllschosMqe TttsöhmmgSpolitil' treiben lassen, gehtnatürlich nicht, denn dann kommen die polnischen Damen nicht' zu Hofe.Auf diesem Umwege soll also anscheinend der Kaiser zu einerneuen Schwenkung in der Polenpolitik veranlaßt werden, die eran sich unzweifelhaft weit von sich Iveisen würde."Darauf ist sofort in der„Nordd. Allgem. Ztg." das be-kannte Dementi erfolgt:„Eine diesige Zeitung meldet, daß Gegensätze zwischen demOberpräsidenten in Polen und der StaatSregierung, insonderheitdie bisherige Nichtanwendung des Enteignungsgesetzes in Ver-binduiig mit dem Plane, in dem neuen Posener Schloß einenpreußischen Prinzen Hof halten zu lassen,„die Entfernung" desOberpräsidcnten ans Posen»bedingten." Diese Nachricht entbehrtjeder Unterlage."Trotzdem dürfte der Gewährsmann der„Post" gut unter-richtet sein. Die nächste Zeit Wird'S lehren.Kiautschou und die Pestgefahr.Offiziös wird durch das Wolffsche Bureau gemeldet:Das Kaiserliche Gouvernement Kiauts6)ou meldet auS Tfina-lau, daß das Schutzgebiet dank der strengen Durchführung der Av-sperrungslnaßregeln bisher seuchenfrei geblieben ist. Zum wei-teren Schutz gegen die Einschleppuna der Pest ist nach Wiederauf-nähme des Bahiivertehrs an der Schaninngbahn eine Kontroll-ftatiou eingerichtet worden. Sie befindet sich bei der Bahnstationder chinesischen Stadt Kiautschou, bei Kilometer 81 der Schantung-eisenbahn, westlich von Tsingiau, und steht unter Leitung einesMarinearztes.Sobald die durch Durchführung der Abfperrunas maßregelnvom Heinitransport zurückgehaltenen Offiziere und Mannschaftenentbehrlich werden, beabsichtigt das Gouvernement, sie mit den näch-sten von Ostasien abgehenden Reichspostdampfern beziehungsweisemit dem Ablösungstransport des Kreuzergeschwaders etappenweiseheimzusenden._Bethmann Hollwegs Optimismus.Wie der Reichskanzler, ist auch sein Blatt, die„Nordd. Allg.Zeitung", von einem eigenartig naiven Optimismus beseelt. Someint das Kanzlerblatt in einer Erörterung der Partei» undStimmenverhältnisse in den rheinisch-westfälischen Wahlkreisen,nichts sei leichter, als dort die Sozialdemokratie zu schlagen. Diebürgerlichen Parteien brauchten sich nur bei den Stichwahlen wiederebenso zu verhalten wie im Jahre 1907, und die Sozialdemokratenwürden durchfallen:„Es bietet hiernach keine Schwierigkeit, die parteipolitische Seitedes damaligen Stichwahlenaufmarsches zu rekonstruieren, und eben-so wenig unterliegt es dem Zweifel, ob auch nur einer von diesenWahlkreisen inzwischen schon zu einer sozialdemokratischen Mehr-heit für sich gelangt sein könnte. Nach wie vor würden die Sozial-dcmokraten überall bürgerliche Mithilfe brauchen, um schließlichdurchzudringen. Aus dieser Gewißheit aber ergibt sich die Not-wendigkeit für alle beteiligten bürgerlichen Parteien, weitsichtigeVorkehrungen zu treffen. Man hat, zuweilen wohl nicht mit Un-recht, die..Mandatspolitik" direkten Absehens stark gegeißelt, kannaber in Fällen gleich diesen doch nicht behaupten wollen, daß derbürgerlichen Sache mit absolutem Zuwarten zur freien Hand ge-dient würde."Das ist zweifellos sehr weise. Die Frage ist nur: werden sichdie bürgerlichen Parteien wieder so verhalten? Und ferner: werdensie wieder in gleicher Stärke aufmarschieren?, Das Kanzlerblattscheint das ohne weiteres anzunehmen.Handwerkerbund und Reichstagswahlen.Am Sonntag tagte in Berlin die sechste Generalversammlungdes Bundes deutscher Handwerker, die sich auch mit den kommendenNeichstagswahlen beschäftigte. Der Vorsitzende führte in seinemReferate:„Das Handwerk und die nächsten Neichstagswahlen" aus:„Wir sind national gesinnte Leute, wenn es auch nichtleicht ist, in heutiger Zeit seine nationale Ge-sinnung zu bewahren. Dem Beamten, der am 1. desMonats weiß, was er zu fordern hat, fällt es nicht schwer, feinenationale Gesinnung zu bekunden, wohl aber dem Handwerker, dadie Parteien im Reichstage in erster Linie den Geldsack schützen undsich um die Interessen de? Mittelstandes wenig kümmern. Dahermüssen wir uns zusammenschließen und fragen, wie die Reichs-tagskandidaten sich zu bestimmten Forderungen stellen. Vonder Regierung haben wir bisher nur Brocken erhalten. Wirwollen die Entlohnung im Handwerk schützen, wir verlangen dieEinführung des allgemeinen Befähigungsnachweises, wir ver-langen den Schutz der Bauforderungcn. Man hat uns in derPresse den Vorwurf gemacht, wir seien eine konservativ-agrarische Gründung. Das ist eine haltlose Unterstellung.Wir unter st ützen jeden Kandidaten, abgesehenvon den Sozialdemokraten, der unsere Forderungenunterschreibt. Wir sind auch für die Erbanfallsteuer und verlangendafür nur zum Ausgleich eine Kotierungssteuer, die auch das mo-bile Kapital trifft, die Leute, die ihr Geld auf der EnglischenBank haben. Hier unterscheiden wir uns von den Konservativenund dem Zentrum."_Die badische Regierung und die Volksvertretung.Aus Baden wird unS geschrieben:Die im„Vorwärts" geschilderte Konzessionierung eines Ber-liner Unternehmens zur Ausbeutung der Kalilager imbadischen Rheintale steht im Widerspruch mit der der badischenRegierung erteilten Instruktion der II. badischen Kammer. ImApril v. I. faßte Sie Volksvertretung in Form einer Re-solution den einstimmigen Beschluß, die Regierung mit einerUntersuchung über das Vorkommen der Kalisalzlager im dadischenOberlande und mit der Abfassung einer Denkschrift an- denbadischen Landtag zu beauftragen, um dadurch die Erwägung vor-zubereiten, ob man den badischen Staat mit der Gewinnung desKalis und mit dessen industrieller Verwertung betrauen soll.Wie man sieht, hat die Regierung diese einmütige Kundgebungder II. Kammer ausgeschaltet und das Risiko des Unternehmens indie Hände der Privatindustrie gelegt mit ganz unwesentlichen Vor-behalten. Sie ist sich sicher, nachträglich dafür die Indemnitätdurch die bürgerliches Parteien zu erhalten; die meisten bürger-lichen Abgeordneten tvarcn nicht für eine staatliche Kaliausbeutegestimmt; sie sahen in der Resolution einen Ausweg, die Eni-scheidung über den sozialdemokratischen Antrag hinauszuschieben.�Jn dem jenseitigen,«lsässischcn Gebiete hat der Bau derSchächte begonnen; etwa hundert Bergleute aus Westfalen werdenerwartet. Es hat sich bereits eine erhebliche Steigerungdes BodenwerteS demerkbar gemacht.Das antimilitaristische Flugblatt.Am Sonnabend früh 7 Uhr wurde da 3 Mannheimer Ge-werkschaftshous von einem Aufgebot von Kriminalschutzleuten um-stellt. Um ö Uhr traf aus Karlsruhe der KriminalkommissarKlausmann ein. um im Bureau des Verbandes der Heizer undMaschinisten nach dem antimilitaristischen Flugblatt zu haussuchen,das um Weihnachten in verschiedene süddeutsche Kasernen einge-schmuggelt worden sein soll. Der Verbandsbeamte Ungericht,Mannheim, und der Gauleiter Bans vom Mafchiniftenverbande inMainz sollen„dringend verdächtig" sein, das Flugblatt verbreitetzu haben. Verhör und Zeugenvernehmung dauerten von morgens9 Uhr bis nachmittags S Uhr. Selbstverständlich verlief das hochnot-pellst iche Per fahren vMtäichig ergcbflislvs, jzz Ungericht ggf ftllbestimmteste nachweisen konnlch mit der Sache tncht feeS vnnVeffzzu tun zu haben. Ein Telegramm, das Ungericht gegen Weihnack»ten an den Gauleiter in Mainz sandte, um Verbandsflugblätter zuerhalten, gab die Veranlassung zu der Haussuchung, die auch inMainz in der Wohnung des abwesenden Gauleiters voraenommenwurde. Die Reichspost scheint der Behörde von dem„verdächtigen"Depeschenwechsel Mitteilung gemacht zu haben. Außerdem sollGenosse Ungericht am 23. Dezember 1910 in Kandern im Schwarz-tvalde gewesen sein. Die Unrichtigkeit dieser Behauptung konntejedoch ebenfalls nachgewiesen werden. Beschlagnahmt wurde imMannheimer Bureau eine Photographie Ungerichts, die dem Ge-währsmann der UntcrsuchungSbehörde vorgelegt werden soll..Tie preußische Polizei gegen streikende Ausländer.Fünf Oesterreicher und Italiener, die bei dem Streik amOchsenkopftunnel im Waldenburgcr Kreise beteiligt waren, wurdenvon der Behörde ausgewiesen. Einer erhielt den Ausweisungsbefehlvormittags 10 Uhr und mittags 12 Uhr wurde er bereits unterstarker polizeilicherBedeckung nach dem Bahnhof trans-portiert. Noch schlimmer erging es einem anderen, den man direktvon der Arbeitsstelle wegholte und nach dem Bahnhof brachte.Dieses Opfer der preußischen Ausweisungspraxis ließ man über-Haupt nicht mehr in seine Wohnung. Man holte kurzweg seinenUebcrzieher hernuter; die übrigen Sachen und sein eigenes Haus-gerät mußte er zurücklassen. Einem dritten wurden seine wenigenSpargroschen polizeilich von der Sparkasse abgehoben und ausgehän-digt.' Alle wurden von zwei Gendarmen, drei Polizisten und zweiPolizeihunden nach dem Bahnhof gebracht und in den Zug ver-laden. Bis zur nächsten Grenzstadt begleitete die Polizei die Aus-gewiesenen._Die Mißhandlung der ausländischen Arbeiter.Die preußische Regierung hat folgende Verfügung er-lassen:1. Die im Jahre 1910 aus dem Allslande neu zugezogenentschechischen Handwerksgesellen und Lehrlingemüssen bis spätestens 1. Dezember 1911 in ihre Heimatzurückkehren. Den übrigen tschechischen Handwerksgesellenund Lehrlingen kann der weitere Ausenthalt im Inlands bis a« fWiderruf gestattet werden, so lange sie sich nicht persönlichlästig machen. � � �.2. Die in den Jahren 1909 und 1910 zugezogenen t s ch e ch i-schen Arbeiter hoben bis spätestens 20. Dezember 1911 dasInland zu verlassen. Ihr« etwaige Wiederanstellung ist nichtvor dem 1. Februar 1912 und nur in den für sie freigegebenenBetrieben und bei Arbeitgebern gestattet, die die hierzu erforder-liche Genehmigung de» zuständigen LandrateS für das be-treffende Jahr erhalten haben. Die vor dem Jahre 1909 zu-gezogenen tschechischen Arbeiter dürfen vorläufig weiter unInlands bleiben. Diese neuen Bestimmungen sollen künftighinunnachsichtlich durchgeführt werden. Aus ihrer Heimatneu zuziehende tschechische Handwerker srndfortan nicht mehr anzustellen.Die Wiener„Arbeiterzeitung" bemerkt dazu:„Dieser Ukas der echtpreußischen Leute setzt der p« e u ß i«schen AuSweisungsbarbarei die Krone auf. Aberer ist auch ei» Akt der s ch l i m m st e n F e i n d s e l i g k» i tSegen da« verbündete Oesterreich, daß er selbst den feigen�ehrenthal zu einem ganz energischen Protest notigen müßte.Denn er begnügt fich mit keiner individuellen Ausweisung, sondernächtet eine ganze Nationalität deS österreichisch-ungarischen Staatesund ist sachlich nichts anderes, als wenn etwa eme österreichischeoder eine ungarische Regierung allgemein verfügen wollte, daß sieden Bayern auf österreichisch-ungartschem Gebiet die Anwesenheitversage. Es ist eine Schande für Preußen, daß dort soetwas verfügt werden kann, und eine Schande für Oesterreich,daß ihm das angetan werden darf."Die Verfügung, wie überhaupt die skandalöse Rechtlos-inachung der ausländischen Arbeiter ist eine offenkundigeVerletzung der internationalen Handels-Verträge. Man muß sich nur Wundern, daß die aus-l cu, d i s ch e n Staaten sich eine solche Behandlunggefallen lassen. Allerdings, es handelt sich ja nur umArbeiter._Zum Selbstmord getrieben!Fahnenflucht und Selbstmord sind beim Militär etwas Alltägliches. In vielen Fällen usird die Ursache nicht bekannt, aber meistist es schlechte Behandlung durch Vorgesetzte, was die Soldatenzu diesem Schritt veranlaßt. Ein derartiger Fall beschäftigtedieser Tage wieder das Oberkriegsgericht in Dresden.Verhandelt wurde gegen den Sergeant Drechsler vomInfanterie- Regiment Nr. 102 in Zittau. Am«sonntag, den6. November stürzte fich der Soldat Niewandt in selbst-mörderischer Absicht aus dem zweiten Stockwerk derKasernain den Hof. Mit gebrochenen Gliedmaßen, aber nichttot, wurde er aufgehoben und nach dem Lazarett gebracht. AlsGrund für seine» Selbstmordversuch gab er s h l e ch t e B e-Handlung durch den Sergeant Drechsler an. Er erklärte, dieletzte Zeit sei er mehrfach beschimpft und s ch i k a n t e r t worden.Der Sergeant habe ihn Lausejunge, Rotzjunge.Lümmel usw. genannt. Eines Tages habe er bis zur Er-fchöpfung Gewehr st recken und Kniebeuge machenmüssen. Um ihm Arbeit zu machen, habe der Sergeantdie Knöpfe und das Futter vom Waffenrockabgerissen. Und als er sich die Füße wundgelaufenund sie dem Borgesetzten gezeigt habe, fei er nicht vom Dienstbefteit worden. Auch habe er kurz vor dem Selbstmordversuch zweiTage hintereinander Stubendienst machen müsien. Der Sergeantwurde wegen vorschriftswidriger Behandlung und Beleidigung einesUntergebenen sowie wegen Anmaßung einer BefehlSbefngmS angeklagt. Er bestritt daS ihm zur Last Gelegte und gab nur zu, denSoldaten bei zwei Gelegenheiten Lümmel genannt zu haben. Trotzder Aussage d«S Soldaten, der dienstunfähig geworden ist, wurdeder Sergeant in den beiden eingestandenen Fällen zu-- zweiTagen Arrest verurteilt.Dagegen legte der Gerichtsherr Berufung ein, n erstrebte Bestrafung auch in den übrigen Punkten, denn durch das Zeugnis derSoldaten sei alles erwiesen. DaS Oberkriegsgericht verwarf aberentgegen dem Antrage deS Anklagevertreters die Berufung I Essieht mit der Vorinstanz nicht für e r w i e s e n an, daß sich derAngellagte in weiteren Fällen schuldig gemacht hat.franhreicb.Tie sozialistische Intervention für die Abrüstung.Paris, 24. Februar.(Eig. Ber.) Tie gecinigten Sozia-listen haben gestern mit einem die Erwartungen übertreffendenErfolg einen Vorstoß gegen den Militarismusunternommen. Trotz der von der Regierung gestellten Ver-trauensfragc hat die von Genossen Sem bat begründeteResolution für die französische Initiative in der Abrüstungs-frage 187 gegen 354 Stiiwnen erhalten. Tie Nesolutionlautete:„Die Kammer fordert die Regierung auf, bor der Bean»tragung des Baues neuer Panzerschiffe mit denausländischen Mächten und namentlich mit England und-Deutschland in Vorverhandlungen über diegleichzeitige Einschränkung der Rüstungen einzutreten und setzt demgemäß die Spezialdebatte über dasMannebud�ct a uHerr P i ch o n. der Sprecher der Negierung. hielt sich imMakklte!>ex gügcmcincii SMMgnÄeMnalitsk Während