lene Männer zu schiSeren TefäsgniSstrafen Serurleilt Vörden sind'.Vor allem steigt die Erinnerung auf an einen militärischen,„Auf-ruhr"prozeß, der jetzt kaum soviel Monate hinter uns liegt wie derEssener Jahre. Es handelt sich um den sogenannten LockstedterLagerkrawall. Im Juli 1909 waren eine Anzahl Lübecker Reser-nisten zu einer lltägigen Uebung nach dem Lockstedter Lager ein-berufen worden. Am Tage vor der Entlassung hatte der Äeserve-Unteroffizier Karloske. der in seinem Zivilberuf Postbote inLübeck war, einen Mann wegen Ungehorsam zu drei Tagen Arrestverholfen. Ob dieser Anschuldigung will nun der Postbote undReservcunteroffizier am Entlassungstage— nachdem die militä-rische Hülle abgestreift und die Zivilkleidung angelegt war— vordem Abmarsch nach dem Bahnhofe, von den Leuten umringt, be-schimpft und mit Sand und Steinen beworfen worden sein. Auchironische Hochrufe sind angekckich auf ihn ausgebracht worden. Alsdie Hauptschuldigen wurden die Reservisten Schümann, M a-tern und Steinsatt Weyen Ungehorsam. Achtungsverletzung.Beleidigung eines Vorgesetzten und militärischen Aufruhrs(!)unter Anklage gestellt.In der Verhandlung vor dem Kriegsgericht zu Lübeck imOktober 1909 bestritt der angeschuldigte Steinsatt ganz entschieden,sich irgendwie strafbar gemacht zu haben. Auch die anderen beidenAngeklagten beteuerten ihre Unschuld. Matern sagte auS: einReservist habe Zigaretten ausgeteilt und ihm keine gegeben, daraufhabe er gerufen:„Du bist mir ein schöner Krüppel." In demAugenblick sei der Unteroffizier Karloske vorüber gegangen undhabe die Worte auf sich bezogen. Steinsatt erklärte:„Als dieMannschaften zum Abmarsch nach dem Bahnhof versammelt waren,sei gerufen worden:„Der mit dem Spitzbart und der weihen Weste,das ist der Sch... Plötzlich sei Karloske, den er vorher garnicht gekannt habe, mit dem Hauptmann auf ihn zugetreten undhabe gesagt:„Das ist der Mann, der mich gestohen hat." Kurzdarauf sei er verhaftet worden. Karloske selbst behauptete: Diedrei Genannten seien die Täter gewesen. Einer habe gerufen:„Na. Du bist ein schöner Krüppel!", ein anderer:„Die drei Tage,die Du den Michels verschafft hast, sollen Dir schlecht bekommen; inLübeck sehen wir unS wieder." Dabei hätten sich die Leute zu-sammengerottet und eine drohende Haltung angenommen. Auchsei geschrien worden:„Da ist er, komme nur her, Du Schuft, DuLump, Du Schweinigel!"Zu der Verhandlung waren viele Zeugen geladen, die a l l e soziemlich das Gegenteil aussagten, und vor allem Steinsatt, der sichbei dem Militär sehr gut geführt habe, als völlig unschuldig hin-stellten. Bei der Verhandlung spielten auch zwei Hüte eine Rolle.Karloske behauptete, Steinsatt habe einen alten Hut getragen,während dieser durch Zeugen nachwies, dah er mit einem neuenHut eingerückt ist. Trotz der beeideten Zeugenaussagen glaubtejedoch das Gericht nur dem Karloske und der militärische Anklägerbeantragte gegen Steinsatt sogar die ungeheuerliche Strafe vonö Jahren ZuchthanS und Entfernung ans dem Heere. DaS Gerichtwar vielleicht über diesen Antrag selbst erschreckt. Es sprachS t e i n s a t t wegen mangelnder Beweise frei, verurteilte aberMatern zu vier und Schümann zu sechs MonatenGefängnis.Letzterer hat seine Strafe verbühk. Matern legte dagegenBerufung ein. Das gleiche geschah vom militärischen Ankläger.Zu der Berufungsverhandlung vor dem OberkriegSgcricht zu Altona,die zwei Tage in Anspruch nahm, waren über 40 Zeugen geladen.Alle Zeugen— darunter auch solche in bürgerlichen Stellungen—widerlegten die Aussage des Karloske. Der Verteidiger Rechts-anwalt Dr. Jak ob söhn-Lübeck wies nach, dah von einemKomplott gar keine Rede sein könne und infolgedessen die Anklagedes Aufruhrs gar nicht in Frage käme. Es nutzte alles nichts.Das Oberkriegsgericht schenkte wieder nur dem Karloske Glauben.Die Berufung des Matern wurde verworfen, das freisprechendeUrteil erster Instanz gegen Steinsatt wurde aufgehoben und dieserzu einem Jahr sieben Monaten Gefängnis der-urteilt, die er gegenwärtig in Spandau verbüht. Dabei hat dasGericht— wie es in der Begründung hervorhob—, einen minderschweren Fall angenommen, weil Steinsatt nicht vorbestraft,von guter militärischer Führung und verheiratetsei.-Inzwischen setzte Steinsatis Verteidiger, Dr. Jakobsohn-Lübeck,alle Hebel in Bewegung, neue Zeugen ausfindig zu machen und einWiederaufnahmeverfahren, zu erzwingen. Ein Ereignis, daS sehrbezeichnend für den Zeugen KarloSke ist, schien ihm dabei zu Hilfezu kommen. Im letzten Herbst wurde auf dem Hauptpostamt zuLübeck einem Briefträger die Pelerine gestohlen. Der vermißteGegenstand wurde bei Karloske gefunden, der darauf kurzerhandentlassen wurde. Das Schöffengericht verurteilte ihn jedoch nichtwegen Diebstahl, sondern nur wegen Unterschlagung zu 100 MarkGeldstrafe. Dagegen legte Karloske Berufung ein, die am 17. if. M.vor der ersten Strafkammer des Landgerichts Lübeck zur Ver-Handlung kam. Seltsamerweise beantragte der Staatsanwalt Dr.Benda Freisprechung des Karloske. Das Gericht verwarf aberdie Berusung, weil die Unterschlagung der Pelerine festgestellt sei.Dieser Tage hat sich nun das Reichsmilitärgericht mitdem Wiederaufnahmeverfahren des Aufruhrprozessesbeschäftigt und merkwürdigerweise den Antrag der Verteidigungabgelehnt. In der Begründung dieser Entscheidung heißt eS:„Das rechtskräftige Urteil stützte sich auf die Zeugenaussagendes Unteroffiziers der Reserve Karloske, während den vom An-geklqgten benannten Entlastungszeugen(42 an der Zahl, diesämtlich vereidigt wurden. D. B.) eine ausschlaggebendeBedeutung nicht beigemessen wurde; einmal, weilsie den Angeklagten Steinsatt während der Vorkommnisse nichtununterbrochen beobachtet haben konnten, und dann, weil aufihnen selbst ein nicht unerheblicher Verdacht ruhte, sich an denAusschreitungen gegen Karloske beteiligt zu haben. Die gegenKarloskes Persönlichkeit neuerdings entstandenen Bedenken stndzwar geeignet, dessen Glaubwürdigkeit ungünstig zu beeinflussen,allein bei dem negativen Ergebnis der sonstigen Beweisaufnahmevermag das Gericht diesem Umstände keine derartige Bedeutungbeizulegen, daß die Unrichtigkeit von KarloskeS den Steinsattbelastender Aussage feststeht und die Feststellungen des Ober-kriegsgerichts nicht mehr aufrechtzuerhalten wären."Während nach Ansicht der Kommentatoren die neuen Tatsachenhie Unzuverlässigkeit der bisher benutzten Beweismittel klarlegen,lassen die vorstehenden Gründe des aus vier Offizieren und nurdrei Juristen zusammengesetzten höchsten Militärgerichts eine Auf-fassung erkennen, die in der vorliegenden, lebhaft an Essen er-innernden Art die Wiederaufnahme nahezu ausschließt. Trotzdemwird der von der Unschuld des in Spandau sitzenden Steinsatt über-zeugte Verteidiger den Kampf um die Wiederaufnahme fortsetzen.Sie Lntmhtung der Arbeiter in denOrtsilranltenltaiien belchloiien.Was vorauszusehen war. ist geschehen. Die bürgerlichen Par-teien haben tatsächlich geglaubt, es wagen zu dürfen, den Arbeiterntzie letzten Reste ihres Selbstverwaltungsrechtes zu entreißen.Unsere Vertretet 13 der Neichsversicherungsordnungs-Kom-mission wiesen auch heute wieder alle Grunds zurück, die die HerrenTrimbocn, Becker(Arnsberg), Behrens, Graf v. Westarp undDr. Mugdan für die Entrechtung anführten. Das kam aber garnicht in Betracht: die Herren haben die Mehrheit und wollen siegegen die Arbeiter ausnützen. So wurde die Entrechtungder Arbeiter von den Konservativen, National-liberalen, dem Zentrum und der WirtschaftlichenVereinigung nach den Kompromißanträgen be-schlössen. Tie Fortschrittler stimmten dagegen, weil ihnen derWortlaut zu weit geht.Bei der Spezialberatung traten die Sozialdemokraten dafürein, daß die Bestätigung des Kassenbeamten, für den im Vorstandemehr als der Mitglieder gestimmt haben, nicht aus Gründenversagt werden darf, die sich auf die religiöseoder poli-tische Betätigung des Gewählten stützen. Auchdiesen Antrag lehnten die Kompromißparteien ab!Ebenso ging es den Sozialdemokraten mit dem Antrage, daßder Kasse die„Tatsachen" mitgeteilt werden müssen, die die Ver-Weigerung der Bestätigung begründen sollen.Einzig und allein der Antrag der Sozialdemokraten wurde an-genommen, daß über die Beschwerde gegen eine Verweigerung derBestätigung das Oberversicherungsamt unter Zuziehung der Ar-beitgeber- und Arbeitnehmervertreter verhandeln muß.Wenn die Aufsichtsbehörde der Kasse einen Beamten aufzwingt.geschieht dies nach den Kompromißanträgenauf Kosten der Kasse.Die Sozialdemokraten beantragten, daß die Aufsichtsbehörde nichtein beliebig hohes Gehalt auf Kosten der Kasse dem aufgezwungenenBeamten geben darf, sondern nur das Gehalt nach den hierfürvom Vorstand vorgesehenen Vesoldnngssätzen. Ferner forderte einAntrag der Sozialdemokraten, daß die endgültige Anstellung einesaufgezwungenen Beamten nicht erfolgen darf, wenn durch über-einstimmende Beschlüsse beider Gruppen im Vorstande Einspruchdagegen erhoben wird. Alle diese Anträge der Sozialdemokratenwurden von dcn Kompromißparteien abgelehnt.Dienstordnung.Für die Kassenbeamten soll die Kasse eine Dienstordnungfeststellen. In derselben könnenGeldstrafe»bis zum Betrage eines einmonatigen Diensteinkommens angesetztwerden. Die Sozialdemokraten forderten, daß überhaupt von Geld-strafen Abstand genommen, mindestens als Höchstbetrag das Gehaltfür einen halben Monat angesetzt wird. Der Antrag wurde ab-gelehnt.Gegen den Mißbrauch.Ferner wurde der Kompromißantrag angenommen: Angestellte,die ihre Stellung oder ihre Dienstgeschäfte zu einer religiösenoder politischen Betätigung mißbrauchen, hat der Vorsitzende desVorstandes, nachdem ihnen Gelegenheit zur Aeußerung gegebenworden ist, zu verwarnen und bei Wiederholung sofort zu ent-lassen. Die Entlassung bedarf der Genehmigung durch den Vor-sitzenden des Bersicherungsamts. Eine religiöse oder politische Be-tätigung außerhalb der Dienstgeschäfie und die Ausübung deS Vereinigungsrechts dürfen, soweit sie nicht gegen die Gesetze verstoßen,nicht gehindert werden und gelten an sich nicht als Gründe zurKündigung oder Entlassung. Die Sozialdemokraten forderten, daßdiese schwere Maßnahme nicht vom Vorsitzenden des Vorstandesallein, sondern vom Vorstande selbst verfügt werde. Diesen An-trag stimmten die Kompromißparteien wiederum nieder.Nächste Sitzung morgen.Unseren Bericht über die Sitzung am vorigen Freitag müssenwir dahin berichtigen, daß Abgeordneter Irl nicht gegen denKinderzuschsag zur Invalidenrente gestimmt hat.'Politische dcberHcbt.Berlin, den 2. März 1911.Turner, Arbeiter und Heeresveruinltung.Aus dem Reichstage. 2. März. Die Weiterführungder M i l i t ä r v e r>v a l t lt n g erstreckte sich auch heute wiederüber eine Fülle von Einzelheiten, unter denen zwei Fragenein allgemeines Interesse beanspruchen. Die fortschrittlicheVolkspartei hatte eine Resolution eingebracht, in der für dieTurner eine besondere Bcgünstiaung beim Militär ge-fordert wurde. Bei der Begründung sang der Abg. Müller-Meiningcn der deutschen T u r n e r s ch a f t ein lauteLLoblied. Genosse S ch ö p f l i n stellte demgegenüber fest, daßdie freie Turnerschaft der Arbeiter von den Behörden argdrangsaliert würde und daß die deutsche Turnerschaft sichallmählich zu einem patriotischen Hurraverein durchgemauserthabe. Die Sozialdemokratie habe keinen Anlaß, eine solcheEnüvickelung noch mehr durch Zustimmiing zu der Resolutionzu fördern. Die Resolution wurde schließlich gegen dieStimmen der Fortschrittspartei abgelehnt.Sehr eingehend waren dann die Debatten über die ver-schiedenen Resolutionen betreffs Regelung der Arbeits-Verhältnisse in den Militärbetneben und in solchen Be-trieben, die Aufträge durch die Militärverwaltung bekommen.Die Sozialdemokraten hatten ihre für die Marinebetriebebereits angenonimene Resolution auch hier gestellt. VomZentrum waren einige abschwächende Resolutionen eingebrachtworden. Herr S ch i r m e r(Z.) lüftete die MaSkc der Ar-beiterfeindlichkeit fo weit, daß er der Regierung beipflichtetewegen der Nichtanerkennung'.der freien Gewerkschaften; nurfür die christlichen und sonstigen kapitalfrcundlichenArbeiter wünschte er die Anerkennung. Der konservativeZunftmeister Pauli- Potsdam wollte nur die gelbenGewerkschaften in den Betrieben gelten laffen. Dagegentraten der Fortschrittler P 0 t t h 0 f und Genosse B ö h l efür die Anerkennung aller Geiverkschafien ein. B ö h l egeriet im Laufe seiner AuSsührungeu in einen Konflikt mitdem Kriegsminister, der aus den vorjährigen Dar-lcgungen BöhleS über die Militärarbeiter in Straßburgentstanden ist. Damals hatte nämlich Bühle zur Sprache ge-bracht, daß diese Arbeiter sich über mangelhafte Löhne be-schwerten. Der Kriegsminister hatte danach eine von allenArbeitern eines Betriebes unterschriebene Erklärungverlesen, in der sie ihre volle Zufriedenheit durchUnterschrift bekundet hatten. Bohle erklärte nun,dieses Schriftstück habe gar keine Beiveiskraft, da dessenVorlegung durch Vorgesetzte zur Unterschrift auf einen Zwangherauskomme. Einige Arbeiter hätten ihm das ausdrücklichbestimmt. Der Kriegsminister donnerte nunmehr los,jene Arbeiter hätten ihre Aussage beschworen und des-halb laufe Bühles Behauptung darauf hinaus, daß er jeneArbeiter des Meineids bezichtige. In einerpersönlichen Bemerkung Ivendete sich Bohle entschieden gegendiese kriegsministerielle Deduktion, da die Arbeiter überhauptkeine eidesstattliche Erklärung abgegeben hätten.Dann wurde die Debatte aus Freitag vertagt.Schmutzige Wäsche.Tie Kouserbativen, die nicht genug in sittlicher Entrüstungüber das angebliche Sinken des Niveaus des Junkerparlamentsdurch die Sozialdemokratie zetern können, haben am Donnerstagihr möglichstes zur Verrohung des Tones getan.Zur Beratung stand ein harmloser Titel deS Handelsetats,der sich mit der Förderung des Handwerks befaßt. An sich sollteman glauben, daß eine Debatte darüber nicht aufregend sein, vorallein daß sie keinen politischen Charakter annehmen könnte. DieErrörterung wäre auch in aller Ruhe verlaufen, wenn nicht HerrDiederich Hahn das Bedürfnis empfunden hätte, eine Zlgitations-rede für den Bund der Landwirte an den Mann zu bringen, eineRede dritter oder vierter Garnitur, wie sie selbst der unbekanntesteProvinzrebner deS Bundes nicht schlechter hält. An den Reden desHerrn Dr. Hahn interessiert ja auch weniger der meist recht nichts-sagende Inhalt, als der Ton, den er anschlägt. Die Art, wie ernach allen Seiten hin Zensuren austeilt, wie er sich über dieschwersten Probleme in einer so überhebenden Weise verbreitet,daß Uneingeweihte glauben könnten, er habe den Gipfel der Weis-heit und Gelehrsamkeit erklommen, die Dreistigkeit, mit der erfrühere Parteifreunde schmäht, mit Wahlniederlagen droht und sotut, als habe er die Mandate zum Reichstag und Landtag zu ver-geben— all das erinnert an ein bedenkliches Maß krankhaftenGrößenwahns. Wie immer, so wetterte er auch jetzt wieder gegenden Freihandel und verherrlichte in demselben Atemzuge die Tatender Konservativen zugunsten der Handwerker und die Reichsfinanz-reform, die bekanntlich das Handwerk auss schwerste belastet. Ganzbesonders verbittert ist er auf die Nationalliberalen, die ihm zuBeginn seiner parlamentarischen Laufbahn Gastfreundschaft ge.währt, aber nachdem sie ihn erkannt hatten, ihm dcn Stuhl vordie Tür gesetzt haben.Nichts erklärlicher, als daß die Nationalliberalen die Aus«führungen Hahns nicht unwidersprochen ließen. Und da sich außer-dem auch die Herren Hammer, Rahardt und Strossieran der Debatte beteiligten, und ihre schmutzige Wäsche vor derOeffentlichkeit wuschen, so bekam man allerlei recht interessante Dingezu erfahren. So plauderte Dr. Hahn aus, daß der Bund der Land-Wirte, der offen die Warenhäuser bekämpft, heimlich die Gelder ein-steckt, die der„Deutsch. Tageszeitung" aus Wcrtheimschen Annoncenzufließen; daß ferner derselbe Bund, obwohl er angeblich für dieInteressen des Mittelstandes eintritt, den Mittelstand dadurchschädigt, daß er allerhand Waren— nicht etwa nur Kali, sondernvor allein landwirtschaftliche Geräte, von den Maschinen herabbis zu einfachen Spaten— an seine Mitglieder verkauft. HerrHammer bestieg mit einem großen Bündel von Personalaktendie Rednertribüne und verriet, daß die konservative Irakiion überihre Angehörigen sorgfältige Akten anlegt, in denen jedes Wort,da? einen von ihnen mal entschlüpft ist, fein säuberlich gebucht ist,um im Falle des Austritts aus der Fraktion als Waffe gegen dcnAbtrünnigen gebraucht zu werden. Der ehemalige Hospitant derKonservativen, Herr Rahardt, der jetzt unter den Freikonser-vativen sitzt und zum Hansabund hält, bekam denn auch mancheszu hören, was ihm nicht lieb sein dürfte. Wehe, wenn ein Mannwie Hammer aus der Schule plappert! Das hat er in reichlichemMaße unter Verwendung von Privatbricfen getan, und sein Busen-freund S t r 0 s s e r kam ihm zu Hilfe und teilte lange zurück-liegende Privatgespräche der Oeffentlichkeit mit. Warum warHerr Rahardt auch so unvorsichtig, sich seine Freunde nicht besseranzusehen? Nun muß er es büßen, und die„weiße Weste", derener sich rühmte, von der Herr Hammer freilich behauptet, daß siezu Hause in der Kommode liegt, hat manchen Schmutzfleck aufzu-weisen. So ganz rein ist weder er, noch sein ehemaliger konser-vatiber Bundesbruder. Jedenfalls wird uns die Debatte, in dieauch Genosse L e i n e r t eingriff, um das gemeingefährliche Treibendes Bundes der Landwirte namentlich in der Provinz Hannover zr,schildern, eventuelle Waffen für unsere Agitation liefern.Nach diesem Intermezzo wurde der Rest des Handelsetats be-willigt. Zu einer etwas lebhafteren Auseinandersetzung kam e«nur noch bei dem Titel„Rechtsberatung", bei dem 2 e i n e r t dieGewerkschaften in würdiger Weise gegen die Angriffe der Regie-rung und der Parteien verteidigte und ihre gemeinnützige Tätigkeitim Interesse der Rechtsuchenden in Gegensatz zu den behördlich ge-förderten Rechtsauskunftsstellen setzte, die die gewerkschaftlichenOrganisationen bekämpfen sollen.Freitag: Etat der Scuverwaltunjj,Der Kriegsminister berichtigt.Der Kriegsininister von Heeringen schickt uns folgendeBerichtigung:In dem Leitartikel der Nr. 46 des„Vorwärts" vom 23. Fe».bruar 1911, überschrieben:„Reichssinanzcn und Militarismus"»sind folgende Sätze enthalten:„Die neue Militärvorlage ist ein Schulbeispiel, wie derMilitarismus wirtschaftet. Nach der amtlichen Vortage kostetdie neue Hecrcsvermehrung 104 Millionen Mark, nach denBerechnungen, die dem Referenten der Budgetkommisfion vor-gelegt werden mutzten, belaufen sich die Kosten auf 141 Milli»onen. Die Heeresverwaltung war sich darüber von allem An-fang an klar, trotzdem ließ sie die Oeffentlichkeit in demWahn, daß die Vorlage„nur" 104 Millionen Kosten verur«fache."Die Redaktion wird auf Grund des§ 11 des ReichSpreß-gcsetzes ersucht, in der nach Empfang dieser Einsendung nächst-folgenden, für den Druck nicht bereit» abgeschlossenen Nummerdes„Vorwärts" folgende Berichtigung aufzunehmen:Daß die Neuformationen des Luinquennats 104 MillionenMark Kosten verursache» würden, ist in dem Entwurf einesFriedensp räs enzgcs etze s nirgends behauptet. Es ist in der An-läge 2 zum Gesetz vielmehr ausgeführt, daß die Durchführungdes Gesetzes. 21.8 Millionen fortdauernder— also im Höchst-betrage— und 82,4 Millionen einmaliger Ausgaben erfordere.Daß die fortdauernden Ausgaben, die die Neufor-mationen des Jahres 1911 erfordern, auch in den Jahren1912— 1915(und später) immer wieder von neuem aufzubringenfind, ist selbstverständlich. Ebenso kehren die fortdauern,den Ausgaben für die 1912 eventuell zu crricbtenden Neu-formationen in den Jahren 1913— 1915(und später) wieder.Die Summe von 141 Millionen, die in der Budgetkom-Mission genannt wurde, stellt einen ungefähren Voranschlag derGesamtausgabe für die Jahre 1911—1915 dar. Dabei sindnaturgemäß die fortdauernden Ausgaben des Jahres 1911 fünf.mal, die voraussichtlich für 1912 entstehenden viermal usw. inAnsatz gebracht und dann den einmaligen Ausgaben(82,4 Milli-onen) hinzugezählt.In der Anlage zum Gesetz konnte aber dieser Gesamtbetragnicht berechnet werden, weil er von der Verteilung der Neu-bilanzen auf die einzelnen EtatSjahre abhängt, die im§ 3 deSGesetzes den gesetzgebenden Körperschaften vorbehalten ist.Daß von einer Irreführung der Oeffentlichkeit durch dieHeeresverwaltung daher gar nicht die Rede sein kann, habenübrigens nicht nur die Regierungsvertreter in der Budgetkom-Mission, sondern auch der Vorsitzende dieser Kommission in der09. Sitzung ausdrücklich festgestellt.ton Heeringen.Äenn der Herr Kriegsminister behauptet, daß es aufeine Irreführung nicht abgesehen sei, so. können wir, da