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schritt sein. Die Vorwürfe wegen der unzulänglichen Räume im Obdach sind richtig: wir haben auf eine so grohe Frequenz, wie sie jetzt wieder eingetreten ist. nicht gerechnet. ?lbhUfe würde nur möglich sein, wenn Einrichtungen geschaffen wür- den. die den größten Teil des IahrcS unbenutzt bleiben müßten. Die Mißstände wegen der Geschlechtslrankenstation sind auch auf besondere Schwierigkeiten zurückzuführen, auf die wir immer wieder gestoßen sind. ES hängt da vieles von der Zlrt der Praxis ab, welche die Polizei ausübt.(Zuruf:..Macht allcS Herr von Jagow!" Heiterkeit.) Bei scharfer Praxis ist die Station sofort überfüllt. Auch vier Fürsorgezöglinge sollen da vorhanden fern; die hat aber eben auch die Polizei dahin geschafft. Wir können ihnen nicht ansehen, daß sie Fürsorgezögling.' sind; wir können nur darauf dringen, daß ße wieder fortgeschafft werden. Die Wohnungsfrage bedarf in Berlin   dringend der Lösung; solange wir aber nicht die Wohnungspolizei haben, ist eine wirk- liche Lösung dieser Frage für die Gemeinde kaum möglich. Aus Baubeschränkungen haben wir keinen Einfluß. Die Frage der Erwerbung des Opernhauses schalte ich aus. Von rein kommu­nalem Interesse aus können wir das Bedürfnis des Erwerbes nicht haben. Ein gewisses Interesse, daß dieses Gebäude in der Schön- hett. die es früher hatte, erhalten wird, haben wir allerdings; aber wir werden über dies« Frage zu einer anderen Zeit zu reden haben. Die Zwcckverbandsgesetze find in der vorgelegten Fassung für mich unannehmbar(lebhafter allgemeiner Beifall); sie sind eine große Gefahr für Berlin   und die Entwickelung der Gemeinden überhaupt. Auch das allgemeine Gesetz schließt eine ernste Gefahr für Berlin   in sich, weil neben dem Aweckverband für Groß-Berlin auf Grund iencs Gesetzes noch besondere Zweckverbände gebildet werden könnten. Dennoch bekenne ich offen, ich habe eine gewisse Freude darüber, daß endlich an diese Materie herangegangen worden ist. Seit mehr als Jahren habe ich stets erklärt, daß die einzig richtige Lösung die Eingemeindung von Groß-Berlin sei. Ich habe da oft dagestanden wie der Prediger in der Wüste; jetzt kommen die Verhältnisse mit zwingender Gewalt. Der Londoner county Council kann für Groß-Berlin nicht das Vorbild sein. Ich bin überzeugt, daß die Sache mit einem Groß-Berlin auf dem Wege der Emgememduna enden wird.(Beifall.) Stadtv. Rosenow(N. L.) polemisiert gegen Tyhrenfurth und Weist die Einmischung des Potsdamer Regierungspräsidenten hin- sichtlich der gemeinsamen Fixierung des Einkommensteuerzuschlags in den Gemeinden Groß-BerlinS auf 110 Proz. als einen Eingriff in die Gelbstverwaltung energisch zurück. Stadtv. Ullstein(soz.-fortschr.) kann diesen Standpunkt nicht akzeptieren und sieht den Vorschlag der Potsdamer   Regierung als durchaus verständig und das Verhalten der Vorortgemeinden für sehr kurzsichtig an. Im übrigen will er in die heutige Harmonie der Friedlichkeit und der Resignation keinen Mißton bringen, be- schränkt sich vielmehr auf die Feststellung, daß die Tatsache, daß man ohne nennenswerte Erhöhung der Ausgaben, also ohne In. angrifsnahme neuer größerer Aufgaben, ohne erhebliche Verände» rung der wirtschaftlichen Verhältnisse zu 110 Proz. Einkommen- steuerzuschlag überzugehen gezwungen fei, den Beweis für die Unrichtigkeit der bisherigen Finanzpolitik Berlin  ? erbringe. Nach einigen mehr persönlichen Bemerkungen von Dyhren« furth und Rosenow schließt die Generaldiskussion. Der Etat geht an einen besonderen StatSausschuß, der sofort vom Vorstande ernannt wird und dem auch die Stadtvv. Ewald. Glocke, Leid, und Dr. Rosenfeld CSoz.) ange- hören. Schluß gegen 10 Uhr._ Hub der Partei. GemeinderatSwahlen in Reust f. L- Die GemeinderatSwahlen, die im Laufe des Februar statt- fanden, haben überall, auch da. wo Mandate nicht gewonnen wur- den, ein Vordringen der Sozialdemokratie deutlich erkennen lassen. Daß der Gemeinoerat in Gera   jetzt eine sozialdemokra- tische Zweidrittelmehrheit hat, wurde bereits berichtet. In Milbitz   wurde zum erstenmal ein Gemeinderat gewählt, weil die Einwohnerzahl auf über 3<XZ gestiegen ist. Die sozialdemokra- tische Liste(S Kandidaten) wurde glatt gewählt, ebenso in Thie- schitz(0 Kandidaten), in Pforten(8 Kandidaten), in Zwötzen  (8 Kandidaten), in Leumnitz  (4 Kandidaten ohne Gegenliste), in Frankenthal  (3 Kandidaten ohne Gegenliste), in ScheubengrobSdors(2 Kandidaten), in Lusan  (3 Kandl- baten ohne Gegenliste), in Dürrenebersdorf  (3 Kandidaten), in Langenberg(8 Kandidaten, der Gemeinderat 24 Mit- glieder ist dort jetzt knallrot), in Rubitz  (3 Kandidaten), in HartmannSdorf  (2 Kandidaten), in Söllmnitz  (2 Kandi- baten, erstmalige BeteUigung), in Dorna(2 Kandidaten ohne Gegenliste). Der Gemeinderat von Debschwitz   war seit Jahren rein sozialdemokratisch. Bei dieser Wahl wurde neben 8 Genossen zum erstenmal wieder durch einen kuriosen Zufall ein bürgerlicher Kandidat buchstäblich ein st immig gewählt. d. h. er erhielt nur eine Stimme und mußte trotzdem als gewählt proklamiert werden, während sein sozialdemokratischer Gegner ausscheiden mußte, obwohl 418 Stimmen auf ihn fielen. In T r i« l e s wurden 4 Genossen und 4 Gegner gewählt. 2 Mandate wurden neu ge- wonnen. Unter 24 Gemeinderatsmitgliedern sind jetzt 8 Sozial- demokraten. In Unterm Haus uns Köstritz   gelang es nicht, Mandate zu gewinnen, doch rücken wir den Gegnern immer mehr auf den Pelz; die Gtimmenzahlen haben sich erheblich vermehrt, in Köstritz   mehr als verdoppelt. Im Oberlande sind wir wieder unterlegen, nur in Wurzbach   wurde ein Genosse gewählt; doch haben wir fast überall, besonders in S ch l e i z und Hohen- l e u b e n, erheblichen DtimmenzuwachS zu verzeichnen. Im Ober- lande liegen die Perhältnisse für uns äußerst ungünstig, die Agi- tation ist ungemein erschwert._ MelchStagSkandidatur. Zum sozialdemokratischen ReichitagSkandidaten für den Wahl- kreis Lübeck   bestimmte eine sehr stark besuchte Versammlung deS Sozialdemokratischen Vereins wieder den bisherigen Abge- ordneten Genossen Th. Schwartz. Von gegnerischer Seite wurde wiederholt daS Gerücht verbreitet. Genosse Schwartz würde nicht wieder kandidieren. Der Wunsch war der Vater des Ge­danken?._ poUeelKdu«, GertchtUche# uIS». Briefwechsel mit demVorwärts" als Luflösungßgrunb'. Die Chronik der Willkürakte, die die Arbeiterorganisationen in Rußland   erdulden müssen, ist dieser Tage um einen eigen- artigen Fall bereichert worden. Der kürzlich aufgelöste Ver- band der graphischen Arbeiter in Riga   wird be- schuldigt,mit der deutschen sozialdemokratischen ZeitungVor- wörts" in Briefwechsel gestanden zu haben". Der Ver- band bestreitet diese Tatsache und hat beschlossen, gegen die Auf» lös�ngsverfügung der Behörde den Klageweg zu beschreiten. Hub Induftne und ftandcU Dentschlauds Binnenschiffahrt. Angesichts der Bestrebungen auf Einsührung von SchiffahrtS- abgaben, sind die folgenden, nach amtlichen Erhebungen zusammen- gestellten Angaben von Interesse. Im Jahre 1909 sind aus den etwa 15 000 Kilometer langen schiffbaren Wasserstraßen deS Deutschen Reichs an Gütern 73 357 006 Tonnen(zu 1000 Kilogramm) und 09 992 Stück lebende» Vieh befördert worden. Der Viehtransport auf dem Wasser spielt im Vergleich zu dem der Eisenbahnen, die i» gleichen Jahre 47 093 472 Stück beförderten, eine unbedeutende Rolle. Die Summe der auf den Wasserstraßen bewegten Güter stellt sich dagen auf 20.1 Proz. deS Gütertransports der Eisendahnen <305014 940 Tonnen.). Danach würde aber m der Hauptsache die Jndnstrie von den Lasten bettoffen werden, I Die lediglich im Inland« beförderten Güter bei der Ein- als auch bei der Ausladung gerechnet, ergeben einen Gesamtumschlag von 90 283 164 Tonnen, denen der Verkehr mit dem Auslande mit 23 212 284 Tonnen hinzutritt; bei letzterem überwiegt der Empfang auS dem Auelande den Versand um 6 117 340 Tonnen. Von diese» 118 495 448 Gütertonnen einsallen auf das Rbeingebiet 58 390068, auf die Märkischen Wasserstraßen 20 898 733, auf das Elbegebiet 17 380 044, aus daS Odergebiet 8 485 005, auf das Weser-EmSgeb'ei 7 962 934, auf die östlichen Wasserstraßen 4 703 377 und auf das Donaugebiet 669 587. Der Anteil des RheingebieteS beträgt mithin nahezu die Hälfte deS ganzen Verkehrs. Am Verkehre mit dem Ausland ist das Rbeingebiet mit 87,6 Prozent beteiligt. DaS Elbegebiet steht erst an dritter Stelle; doch darf angenommen weiden, daß es ohne die gerade am Elbstrome vorhandenen Lücken in den Nawweisungen die zweite Stelle einnehinen und höhere Zahlen als die Märlischen Wasserstraßen anfweisen würde. Bon den einzelnen Verkehrsbezirken überragt der Bezirk 28 (Duisburg-Ruhrorter Häfen) mit 18 840 971 Tonnen Gefannveriehr jeden anderen Bezirk. Es folgen Bezirk 34(Ludwigshafen  . Mann- heim, Rheinau) mit 9 905 218 Tonnen, Bezirk 3a(die Elbe bei Ham- bürg) mit 9 435 123 Tonnen, Bezirk 17o(die Märkischen Wasser- siraßen ohne Berlin   und Umgegend) mit 8 999 451 Tonnen und Bezirk 16a(Berlin  -Charloitenvnrg-Rixdorf) mit 8 318 270 Tonnen. Der Versand überwieg» den Empfang von Gütern sehr bedeutend bei den Duisburg  -Rnhrorter Hüten und bei den Märkischen Wasser- siraßen ohne Berlin  . Der Empfang übersteigt den Versand, und zwar sehr beträchtlich bei LudwigShafen  , Mannheim  , Rheinau und bei Be»liii Eharlotienbnrg Rixdorf. In zwei Bezirken übertrifft die Leistung des Wasserweges die­jenige deS Schienenweges, und zwar an der Elbe   bei Hamburg  nebst Unterelbe, und im Bezirk LudwigShafen  , Mannheim  , Rheinau. Mehr als die Hälfte der ans den Eisenbahnen beförderten Güter- mengen erreicht die Leistung der Wasserstraßen in Berlin   und llm- gegend, in den Dnisburg-Rubrorter Häsen und im Großherzogrnm Hessen   ohne Oberhessen  . In allen anderen Verkebrsbezirken tritt der Wasserweg gegenüber der Güterbeförderung auf de» Bahnen be- trächllich zurück. Von den auf den Wasserstraßen beförderten Gütern stehen die nachstebenden Warengruppen obenan; die in Klammern bei­gefügten Zahlen geben dabei die entsprechende Güterbeförderung der Eilenbahnen an: Kohlen. Briketts, KokS und Torf... 22 574 100(155161 411) Erden............ 10 077 097(18 818 231) Baumaterialien mit Ausschluß von Holz 9 689 392 144 405 301 NahrungS- und Genußmittel(ohne Salz) 8 659 942(40 175 036 Erze............. 7 387 185(15 042 879) Holz............. 5 376 042(18 644 421 Eiien, Eisenwarm, Maschinen.... 2218849<26 530 972) Düngemittel.......... 1780130(11810 496) Mineralöle und andere fossile Rohstoff« 1 202 537(3 339 905) Sämereien.......... 560888(600 756) Drogen nnd Chemikalien(ohne Färb- waren).......... 557 271(3 262 670) Fette und Oele......... 513429<25N3io, zusammen... 70 001057(340 303 387) An sonstigen Gütern sind ans dem Wasser 2 765 709 Tonnen, auf den Eisenbahnen 25 011 553 Tonnen befördert worden, so daß sich für die Wasserstraßen eine Gesamtbefördernng von 73 357 066 Tonnen, für die Eisenbahnen eine solche von 365 314 940 Tonnen ergibt. Versuchsweise wurden Ermittelungen über die Leistungen einiger wichtiger Wasserstraßen, und zwar für den Rhein  , den Mai», den Neckar  , die Mosel und die Weser angestellt. ES wurden besördert oder geleistet: Tonnen zr» Tonnen- 1000 irg kilometer auf dem Rhein  ...... 88 621 903 7 985 403 455 . Main  ...... 3 270 608 160 969 552 . Neckar  :..... 359 514 30 791 567 auf der Mosel   in Preußen.. 48 094 7 976 222 . Weser  ...... 1425 250 211748 808 Die durchschnittliche Beförderungsstrecke der Güter stellte sich bei dem Rhein   auf 207,3 Kilometer, beim Main   auf 49.2 Kilometer, beim Neckar auf 85,6 Kilometer, bei der Mosel   auf 165.3 Kilometer und bei der Weser aus 148,6 Kilometer. Auf je 1 Kilometer der Flußlänge entfielen an beiörderien Gütern: beim Rhein   55 587,2 Tonnen, beim Main   6900,1 Tonnen, beim Neckar   1912,3 Tonnen. bei der Mosel   in Preußen 200,4 Tonnen und bei der Weser 3108.5 Tonnen. Einen bedeutenden Anteil am Nheinverkehr macht der Grenz- verkehr au», insbesondere derjenige an der niederländischen Grenze, der nach den Anschreibungen des Hauptzollamts Emmerich beim AuS- gang über die Grenze 9 964 662.5 Tonnen, beim Grenzeingange 14 381 299,5 Tonnen, zusammen 24 345 903 Tonnen betrug. Uns der Frauenbewegung. WaS die Frauen verlaugeo. Schon die Vorbereitungen zum Frauentag haben auf die Truppen unserer Gegner wie ein Stoß tn ein Ameisennest gewirkt. Hier reibt man verwundert die Augen, dort tobt und wettert man über daS staatSgefährliche Begtnuen der Frauen. Einige Harmlose tun so. als hätten die Frauen gar keine Ursache, über irgend welche Zustände zu klagen? Was wollen sie? Solcher Angstrus entfährt ihrem gepreßten Herzen.   Das Wahlrecht ertrotzen! Das ist die Antwort. Weniger frech Naive beniühen sich im Schweiße ihres An- gefichtS nachzuweisen, daß der Frau jede Anlage und Ouali- fikation für die Ausübung politischer Rechte fehle. Die Super- klugen! Daß der pommersche Knecht, der seinen Namen mit drei Kreuzen schreibt. als Stimmberechtigter von den Junkern zur Wahlschlachtbank geführt wird, daß dagegen die geistig arbeitende Frau, die Lehrerin. Schriftstellerin, die Kontoristin usw. des Wahlrechts ermangelt. das halten die Gemütsmenschen für selbstverständlich und zweckdienlich. Ebenso die Borenthaltung politischer Rechte für die fleißige, Werte schaffende Arbeiterin und die kräftige Dienst- magd auf dem Lande, während halb idiotische Nichtstuer und Schmarotzer, degenerierte Abkömmlinge verlumpter Standes- familien sogar gehobenen Wahlrechts sich erfreuen. Die Privilegierten preisen solche Zustände als gottgewollte Ab- hängigkeit weil sie ihre Herrschast und ihre AusbeutungS- freiheit sichern. Dieser skandalösen Verhältnisse ist das er­wachte Proletariat überdrüssig. ES weiß, nicht nach Moral und Recht werden staatsbürgerliche Rechte gegeben, sondern nur nach dem Verhältnis der entwickelten Macht. DaS haben auch die Frauen erkannt. Daher wollen sie ein Achtung ge- bietender Faktor im öffentlichen Leben werden, die Gegner zwingen, ihnen daS Wahlrecht nicht länger vorzuenthalten. Die volle staatsbürgerliche Gleichberechtigung, neben den un- geschmälerten Pflichten auch unverkürzte Rechte, daS ver- langen die Frauen. Sie werden nicht rasten, bis das Ziel erreicht ist._ TieBcrlol>tumas"bill in zweiter Auflage. Ter Frauenwahlrechtsantrag Mr. Shackleton», die sogenannte Versöhnungsbill", feiert ihre Auferstehung im englischen   Barlo ment. In etwas abgeänderter Form ist sie durch den Abgeordneten Sir George Kemp im Unterhause von neuem eingebracht worden. Tie Vill hat die erste Lesung bereits passier!; die zipeste Lesung findet am 5. Mai statt. Wird sie Gesetz, so gibt sie da? Wahlrecht jeder Frau, die einen eigenen Haushalt führt, jeher, die sich darüber ausweisen kann, daß sie Mieterin wenigstens eines Zim- mers ist, über das sie voll verfügt. Es handelt sich also auch wieder um ein beschränktes Frauenwahlrecht. Doch meint The Labour Leader, die erdrückende Majorität der durch diese Bill politisch befreiten Frauen würde auS armen Frauen bestehen. Das scheint uns allerdings sehr fraglich. Dasselbe sozialistische Blatt fordert die grauen auf, die neue Bill einmütig zu unter- stützen, da sie wenn auch ein Kompromiß so doch ein ehr- licheS Kompromiß und geeignet sei, Bresche zu legen in das Männervorrecht in der Politik. Der Labour Leader begründet sein Eintreten für die verbesserteVersöhnungS"bill schließlich noch damit, daß sie die einzige Wahlreform sei. die zurzeit Erfolg ver- spreche. Auch das scheint uns zum mindesten sehr zweifelhaft. Jedenfalls sollten alle organisatorischen Kräfte in der englischen Arbeiterbewegung erst einmal den Kampf für ei» allgemeines Wahlrecht aller Großjährigen aufnehmen, ehe man sich mit einer Abschlagszahlung zufrieden gibt. AlkoholiSmuS. Der Berliner   Frauenverein gegen den Llkoho« liSmuS, der im Februar 1910 Fürlorgestellen im Ansckiluß an daS Zentralkomitee der Fürsorgestellen einrilvtete. veröffentlickit soeben seinen Jahresbericht. Danach haben im Laufe der 11 Monate 35 Triiiterinnen, zumeist den gebildeten Ständen an- gebärend, die Fürorge in Anspruch genommen. In 4 Fällen ist eS gelungen, die Kranken abstinent zu machen und zum Anschluß an das blaue Kreu, oder de» Guttemplerorden zu bewegen. Mehrere Fälle sind noch in Behandlung. SS erbaten auch 38 männliche Alkoholkranke die Fürsorge deS Vereins; die Mehrzahl davon ge- hörte ebenfalls den gebildeten Ständen an. Hier ge- lang die Heilung in 0 Fällen. ES ist ja nichts Neues, daß die Mäßigkeit nicht in den so- genannten gebildeten Kreisen zu suchen ist. Da diese Tatsachen durch den erwähnten Bericht wieder bestätigt werden, so ist ein Kommentar dazu überflüssig. Hub aller Melt. ImnarztUcbe Httefte. ES ist eine alte Erfahrung, daß wohlhabende Leute, die mit den Strafgesetzen in Konflikt kommen, verhältnismäüig selten inS Ge- fängnis wandern. Fast immer stellt sich bei ihnen zur richtigen Zeit Geisteskrankheit ein. Diesen alten Erfahrungssatz machte sich auch der amerikanische Bankier R o b i n zn nutze, mit dessen um- fangreichen Unterschlagungen sich seit einiger Zeit die New Dorker Gerichte beschäftigen. Wie alles im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten inS Gewaltige wächst, so auch bei Robin. Nicht weniger als dreizehn Irrenärzte bescheinigten dem betrügerische» Bankier. daß er so meschugge fei. daß er für seine schwindelhaften Manipulationen nicht zur Verantwortung gezogen werden könne. Aber eS half dem armen Geisteskranken alle? nichts. Möglich ist, daß die UnglückSzahl 13 die Geschworenen beeinflußte, jedenfalls glaubten sie nicht an die Geisteskrankheit. Und siehe da: der Bankier gab feine bis- herige Taktik auf. bekannte sich plötzlich für schuldig und er- klärte, daß er über die wirklich Schuldigen sensationelle Ent« hüllungen machen und besonders über den Zusammenbruch de» Carnegietrustes und die kürzlich drohende Finanzkrisi» volle Austlärung geben werde. Da wird den amerikanischen   Irrenärzten der Weizen blühen! Die Pest in der Mandschurei  . Nach einer Depesche de?New York Herald  " auS Peking   find nach dem offiziellen Bericht in Fudjadjan gestern weder rankheitS- noch Todesfälle an Pest v o r gekommen. Dies ist der erste Tag seit Beginn der Epidemie, an welchem die Pest keine Opfer gefordert hat. Dieser Erfolg, der durch die von den Chinesen durchgeführten sanitären Maßnahmen erzielt worden ist, hat einen lehr guten Eindruck in diplomatischen und offiziellen Kreisen in Peking   gemacht. Meldungen von Tschang-Tichun besagen, daß dort gestern nur sieben Todesfälle vorgekommen seien, die niedrigste Ziffer seit Beginn der Epidemie. 24 KronkheitS- und Todesfälle werden aus den umliegenden Dörfern und Städten gemeldet. Nachrichten au» chinesischer, ruisischer und japanischer Quelle zufolge hat sich die Epidemie jedoch weiter ausgedehnt und zwar mit einer furchtbaren Heftigkeit im Norden der Mandschurei   und im Westen de» FlusseS Lifo  . Da«S aber ge- lungen ist, durch JsolierungSmatznahmen daS weitere Umsichgreifen der Pest einzuschränken, so hofft man. daß diese schwierige Aufgabe den anwesenden Serzten auch dort gelingen wird. Ueberschwemmung im Havelgebiet. Infolge der reichen Niederschläge diese» Jahre» und der ver« hältniSmäßig milden Temperatur sind alle größeren Geioässer im Havelgebiet aus ihren Ufern getreten. Schon vor den Toren Potsdams beginnen die weiten Wasserflächen. Hier ist es die Ruthe, die das große Terrain zwischen der Kolonie.Daheim"- NowmoeS und der Potsdamer Forst unter Wasser gesetzt hat, da» teilweise meterhoch die Wiesen überflutet. Kurz hinter Potsdam  , unmittelbar an der Wildparkperipherie, hat die zu ungewöhn- licher Pegelhöhe gestiegene Havel   die Wiesen-, Heide- und Waldflächen in wogende Seen verwandelt, auf der schäumende Wellenkämme auf- und abrollen. Alle Verbindungsweg« zwischen den Ortschaften Eiche und Golm   einerseits und den durch den Bahndamm geschiedenen Ländereien von Geltow  . Werder   gegenüberliegend anderseits, stehen unter Wasser. Rur stellenweis« ragt ein Weidenbüschel auS den meilenweiten Wasser« flächen einsam hervor. Wie ein unabsehbarer Binnensee bietet sich das Havelüberschwemmungsgebiet hinter Potsdam   dem Luge   dar. Ei» Kavallerieleutnant als Mörder. Einer Meldung auS Rom   zufolge erstach gestern nachmittag im Hotel Rebeschino der Kavallerieleutnant Baron Vincenz Paterno mit seinem Jagdmesser die Gräfin Giulia Trigona, ge» borene Prinzessin Cuto, eine frühere Hofdame, welche seit einiger Zeit sich von ihrem Satten, dem Grafen Trigona, ge- trennt hatte. Baron Paterno schoß sich darauf mit einem Revolver eine Kugel in denKopf und wurde schwer verletzt nach dem Hospital gebracht. Kleine Notkzen. DaS große Uhrrnpellen. In der Nacht vom 10. auf den 11. März wird in ganz Frankreich   die Greenwicher Zeit »ingeführt. Um Mitternacht werden alle öffentlichen Uhren an- gehalten und 9 Minuten 21 Sekunden später wieder in Bewegung gesetzt werden. Gesunkener Dampfer. An der mittelamerikanischen Küste ist der mexikanische Dampfer.El President«" in sinkendem Zustand« von der Besatzung verlassen worden. Bon der 17 Personen starken Mannschaft sino zehn ertrunken. NttentaiSocrsnch auf den Orientcxpreßzng. Bei der Station Mustaia-Pascha haben eine Anzahl Banditen den Versuch gemacht, den Oriente�prrßzug durch Ausretßung von Schienen zum Entgleisen zu dringen, WaS aber noch rechtzeitig entdeckt und verhindert werden konnte. Die DahnveNvaltung ver» langt nsslitärische Schutzmaßregeln.