schritt sein. Die Vorwürfe wegen der unzulänglichenRäume im Obdach sind richtig: wir haben auf eine sogrohe Frequenz, wie sie jetzt wieder eingetreten ist. nicht gerechnet.?lbhUfe würde nur möglich sein, wenn Einrichtungen geschaffen wür-den. die den größten Teil des IahrcS unbenutzt bleiben müßten.Die Mißstände wegen der Geschlechtslrankenstation sind auch aufbesondere Schwierigkeiten zurückzuführen, auf die wir immerwieder gestoßen sind. ES hängt da vieles von der Zlrt der Praxisab, welche die Polizei ausübt.(Zuruf:..Macht allcS Herrvon Jagow!" Heiterkeit.) Bei scharfer Praxis ist die Stationsofort überfüllt. Auch vier Fürsorgezöglinge sollen da vorhandenfern; die hat aber eben auch die Polizei dahin geschafft. Wirkönnen ihnen nicht ansehen, daß sie Fürsorgezögling.' sind; wirkönnen nur darauf dringen, daß ße wieder fortgeschafft werden.Die Wohnungsfrage bedarf in Berlin dringend der Lösung;solange wir aber nicht die Wohnungspolizei haben, ist eine wirk-liche Lösung dieser Frage für die Gemeinde kaum möglich. AusBaubeschränkungen haben wir keinen Einfluß. Die Frage derErwerbung des Opernhauses schalte ich aus. Von rein kommunalem Interesse aus können wir das Bedürfnis des Erwerbes nichthaben. Ein gewisses Interesse, daß dieses Gebäude in der Schön-hett. die es früher hatte, erhalten wird, haben wir allerdings; aberwir werden über dies« Frage zu einer anderen Zeit zu redenhaben. Die Zwcckverbandsgesetze find in der vorgelegten Fassungfür mich unannehmbar(lebhafter allgemeiner Beifall); sie sindeine große Gefahr für Berlin und die Entwickelung der Gemeindenüberhaupt. Auch das allgemeine Gesetz schließt eine ernste Gefahrfür Berlin in sich, weil neben dem Aweckverband für Groß-Berlinauf Grund iencs Gesetzes noch besondere Zweckverbände gebildetwerden könnten. Dennoch bekenne ich offen, ich habe eine gewisseFreude darüber, daß endlich an diese Materie herangegangenworden ist. Seit mehr als lü Jahren habe ich stets erklärt, daßdie einzig richtige Lösung die Eingemeindung von Groß-Berlin sei.Ich habe da oft dagestanden wie der Prediger in der Wüste; jetztkommen die Verhältnisse mit zwingender Gewalt. Der Londonercounty Council kann für Groß-Berlin nicht das Vorbild sein. Ichbin überzeugt, daß die Sache mit einem Groß-Berlin auf demWege der Emgememduna enden wird.(Beifall.)Stadtv. Rosenow(N. L.) polemisiert gegen Tyhrenfurth undWeist die Einmischung des Potsdamer Regierungspräsidenten hin-sichtlich der gemeinsamen Fixierung des Einkommensteuerzuschlagsin den Gemeinden Groß-BerlinS auf 110 Proz. als einen Eingriffin die Gelbstverwaltung energisch zurück.Stadtv. Ullstein(soz.-fortschr.) kann diesen Standpunkt nichtakzeptieren und sieht den Vorschlag der Potsdamer Regierung alsdurchaus verständig und das Verhalten der Vorortgemeinden fürsehr kurzsichtig an. Im übrigen will er in die heutige Harmonieder Friedlichkeit und der Resignation keinen Mißton bringen, be-schränkt sich vielmehr auf die Feststellung, daß die Tatsache, daßman ohne nennenswerte Erhöhung der Ausgaben, also ohne In.angrifsnahme neuer größerer Aufgaben, ohne erhebliche Verände»rung der wirtschaftlichen Verhältnisse zu 110 Proz. Einkommen-steuerzuschlag überzugehen gezwungen fei, den Beweis für dieUnrichtigkeit der bisherigen Finanzpolitik Berlin? erbringe.Nach einigen mehr persönlichen Bemerkungen von Dyhren«furth und Rosenow schließt die Generaldiskussion.Der Etat geht an einen besonderen StatSausschuß, dersofort vom Vorstande ernannt wird und dem auch die Stadtvv.Ewald. Glocke, Leid, und Dr. Rosenfeld CSoz.) ange-hören.Schluß gegen 10 Uhr._Hub der Partei.GemeinderatSwahlen in Reust f. L-Die GemeinderatSwahlen, die im Laufe des Februar statt-fanden, haben überall, auch da. wo Mandate nicht gewonnen wur-den, ein Vordringen der Sozialdemokratie deutlich erkennen lassen.Daß der Gemeinoerat in Gera jetzt eine sozialdemokra-tische Zweidrittelmehrheit hat, wurde bereits berichtet.In Milbitz wurde zum erstenmal ein Gemeinderat gewählt, weildie Einwohnerzahl auf über 3<XZ gestiegen ist. Die sozialdemokra-tische Liste(S Kandidaten) wurde glatt gewählt, ebenso in Thie-schitz(0 Kandidaten), in Pforten(8 Kandidaten), inZwötzen(8 Kandidaten), in Leumnitz(4 Kandidaten ohneGegenliste), in Frankenthal(3 Kandidaten ohne Gegenliste),in ScheubengrobSdors(2 Kandidaten), in Lusan(3 Kandl-baten ohne Gegenliste), in Dürrenebersdorf(3 Kandidaten),in Langenberg(8 Kandidaten, der Gemeinderat— 24 Mit-glieder— ist dort jetzt knallrot), in Rubitz(3 Kandidaten), inHartmannSdorf(2 Kandidaten), in Söllmnitz(2 Kandi-baten, erstmalige BeteUigung), in Dorna(2 Kandidaten ohneGegenliste). Der Gemeinderat von Debschwitz war seit Jahrenrein sozialdemokratisch. Bei dieser Wahl wurde neben 8 Genossenzum erstenmal wieder durch einen kuriosen Zufall ein bürgerlicherKandidat buchstäblich ein st immig gewählt.� d. h. er erhieltnur eine Stimme und mußte trotzdem als gewählt proklamiertwerden, während sein sozialdemokratischer Gegner ausscheidenmußte, obwohl 418 Stimmen auf ihn fielen. In T r i« l e s wurden4 Genossen und 4 Gegner gewählt. 2 Mandate wurden neu ge-wonnen. Unter 24 Gemeinderatsmitgliedern sind jetzt 8 Sozial-demokraten. In Unterm Haus uns Köstritz gelang es nicht,Mandate zu gewinnen, doch rücken wir den Gegnern immer mehrauf den Pelz; die Gtimmenzahlen haben sich erheblich vermehrt,in Köstritz mehr als verdoppelt. Im Oberlande sind wir wiederunterlegen, nur in Wurzbach wurde ein Genosse gewählt; dochhaben wir fast überall, besonders in S ch l e i z und Hohen-l e u b e n, erheblichen DtimmenzuwachS zu verzeichnen. Im Ober-lande liegen die Perhältnisse für uns äußerst ungünstig, die Agi-tation ist ungemein erschwert._MelchStagSkandidatur.Zum sozialdemokratischen ReichitagSkandidaten für den Wahl-kreis Lübeck bestimmte eine sehr stark besuchte VersammlungdeS Sozialdemokratischen Vereins wieder den bisherigen Abge-ordneten Genossen Th. Schwartz. Von gegnerischer Seitewurde wiederholt daS Gerücht verbreitet. Genosse Schwartz würdenicht wieder kandidieren. Der Wunsch war der Vater des Gedanken?._poUeelKdu«, GertchtUche# uIS».Briefwechsel mit dem„Vorwärts" als Luflösungßgrunb'.Die Chronik der Willkürakte, die die Arbeiterorganisationenin Rußland erdulden müssen, ist dieser Tage um einen eigen-artigen Fall bereichert worden. Der kürzlich aufgelöste Ver-band der graphischen Arbeiter in Riga wird be-schuldigt,„mit der deutschen sozialdemokratischen Zeitung„Vor-wörts" in Briefwechsel gestanden zu haben". Der Ver-band bestreitet diese Tatsache und hat beschlossen, gegen die Auf»lös�ngsverfügung der Behörde den Klageweg zu beschreiten.Hub Induftne und ftandcUDentschlauds Binnenschiffahrt.Angesichts der Bestrebungen auf Einsührung von SchiffahrtS-abgaben, sind die folgenden, nach amtlichen Erhebungen zusammen-gestellten Angaben von Interesse. Im Jahre 1909 sind aus denetwa 15 000 Kilometer langen schiffbaren Wasserstraßen deS DeutschenReichs an Gütern 73 357 006 Tonnen(zu 1000 Kilogramm) und09 992 Stück lebende» Vieh befördert worden. Der Viehtransportauf dem Wasser spielt im Vergleich zu dem der Eisenbahnen, die i»gleichen Jahre 47 093 472 Stück beförderten, eine unbedeutende Rolle.Die Summe der auf den Wasserstraßen bewegten Güter � stellt sichdagen auf 20.1 Proz. deS Gütertransports der Eisendahnen<305014 940 Tonnen.). Danach würde aber m der Hauptsache dieJndnstrie von den Lasten bettoffen werden,I Die lediglich im Inland« beförderten Güter bei der Ein- alsauch bei der Ausladung gerechnet, ergeben einen Gesamtumschlagvon 90 283 164 Tonnen, denen der Verkehr mit dem Auslande mit23 212 284 Tonnen hinzutritt; bei letzterem überwiegt der EmpfangauS dem Auelande den Versand um 6 117 340 Tonnen. Von diese»118 495 448 Gütertonnen einsallen auf das Rbeingebiet 58 390068,auf die Märkischen Wasserstraßen 20 898 733, auf das Elbegebiet17 380 044, aus daS Odergebiet 8 485 005, auf das Weser-EmSgeb'ei7 962 934, auf die östlichen Wasserstraßen 4 703 377 und auf dasDonaugebiet 669 587.Der Anteil des RheingebieteS beträgt mithin nahezu dieHälfte deS ganzen Verkehrs. Am Verkehre mit dem Ausland istdas Rbeingebiet mit 87,6 Prozent beteiligt. DaS Elbegebiet stehterst an dritter Stelle; doch darf angenommen weiden, daß es ohnedie gerade am Elbstrome vorhandenen Lücken in den Nawweisungendie zweite Stelle einnehinen und höhere Zahlen als die MärlischenWasserstraßen anfweisen würde.Bon den einzelnen Verkehrsbezirken überragt der Bezirk 28(Duisburg-Ruhrorter Häfen) mit 18 840 971 Tonnen Gefannveriehrjeden anderen Bezirk. Es folgen Bezirk 34(Ludwigshafen. Mann-heim, Rheinau) mit 9 905 218 Tonnen, Bezirk 3a(die Elbe bei Ham-bürg) mit 9 435 123 Tonnen, Bezirk 17o(die Märkischen Wasser-siraßen ohne Berlin und Umgegend) mit 8 999 451 Tonnen undBezirk 16a(Berlin-Charloitenvnrg-Rixdorf) mit 8 318 270 Tonnen.Der Versand überwieg» den Empfang von Gütern sehr bedeutendbei den Duisburg-Rnhrorter Hüten und bei den Märkischen Wasser-siraßen ohne Berlin. Der Empfang übersteigt den Versand, undzwar sehr beträchtlich bei LudwigShafen, Mannheim, Rheinau undbei Be»liii— Eharlotienbnrg— Rixdorf.In zwei Bezirken übertrifft die Leistung des Wasserweges diejenige deS Schienenweges, und zwar an der Elbe bei Hamburgnebst Unterelbe, und im Bezirk LudwigShafen, Mannheim, Rheinau.Mehr als die Hälfte der ans den Eisenbahnen beförderten Güter-mengen erreicht die Leistung der Wasserstraßen in Berlin und llm-gegend, in den Dnisburg-Rubrorter Häsen und im GroßherzogrnmHessen ohne Oberhessen. In allen anderen Verkebrsbezirken tritt derWasserweg gegenüber der Güterbeförderung auf de» Bahnen be-trächllich zurück.Von den auf den Wasserstraßen beförderten Gütern stehendie nachstebenden Warengruppen obenan; die in Klammern beigefügten Zahlen geben dabei die entsprechende Güterbeförderung derEilenbahnen an:Kohlen. Briketts, KokS und Torf... 22 574 100(155161 411)Erden............ 10 077 097(18 818 231)Baumaterialien mit Ausschluß von Holz 9 689 392 144 405 301NahrungS- und Genußmittel(ohne Salz) 8 659 942(40 175 036Erze............. 7 387 185(15 042 879)Holz............. 5 376 042(18 644 421Eiien, Eisenwarm, Maschinen.... 2218849<26 530 972)Düngemittel.......... 1780130(11810 496)Mineralöle und andere fossile Rohstoff« 1 202 537(3 339 905)Sämereien.......... 560888(600 756)Drogen nnd Chemikalien(ohne Färb-waren).......... 557 271(3 262 670)Fette und Oele......... 513429<25N3io,zusammen... 70 001057(340 303 387)An sonstigen Gütern sind ans dem Wasser 2 765 709 Tonnen,auf den Eisenbahnen 25 011 553 Tonnen befördert worden, so daßsich für die Wasserstraßen eine Gesamtbefördernng von 73 357 066Tonnen, für die Eisenbahnen eine solche von 365 314 940 Tonnenergibt.Versuchsweise wurden Ermittelungen über die Leistungen einigerwichtiger Wasserstraßen, und zwar für den Rhein, den Mai», denNeckar, die Mosel und die Weser angestellt.ES wurden besördert oder geleistet:Tonnen zr» Tonnen-1000 irg kilometerauf dem Rhein...... 88 621 903 7 985 403 455„. Main...... 3 270 608 160 969 552„. Neckar:..... 359 514 30 791 567auf der Mosel in Preußen.. 48 094 7 976 222.„ Weser...... 1425 250 211748 808Die durchschnittliche Beförderungsstrecke der Güter stellte sich beidem Rhein auf 207,3 Kilometer, beim Main auf 49.2 Kilometer,beim Neckar auf 85,6 Kilometer, bei der Mosel auf 165.3 Kilometerund bei der Weser aus 148,6 Kilometer. Auf je 1 Kilometer derFlußlänge entfielen an beiörderien Gütern: beim Rhein 55 587,2Tonnen, beim Main 6900,1 Tonnen, beim Neckar 1912,3 Tonnen.bei der Mosel in Preußen 200,4 Tonnen und bei der Weser 3108.5Tonnen.Einen bedeutenden Anteil am Nheinverkehr macht der Grenz-verkehr au», insbesondere derjenige an der niederländischen Grenze,der nach den Anschreibungen des Hauptzollamts Emmerich beim AuS-gang über die Grenze 9 964 662.5 Tonnen, beim Grenzeingange14 381 299,5 Tonnen, zusammen 24 345 903 Tonnen betrug.Uns der Frauenbewegung.WaS die Frauen verlaugeo.Schon die Vorbereitungen zum Frauentag haben auf dieTruppen unserer Gegner wie ein Stoß tn ein Ameisennestgewirkt. Hier reibt man verwundert die Augen, dort tobtund wettert man über daS staatSgefährliche Begtnuen derFrauen. Einige Harmlose tun so. als hätten die Frauen garkeine Ursache, über irgend welche Zustände zu klagen?—Was wollen sie? Solcher Angstrus entfährt ihrem gepreßtenHerzen.— Das Wahlrecht ertrotzen! Das ist die Antwort.Weniger frech Naive beniühen sich im Schweiße ihres An-gefichtS nachzuweisen, daß der Frau jede Anlage und Ouali-fikation für die Ausübung politischer Rechte fehle. Die Super-klugen! Daß der pommersche Knecht, der seinen Namenmit drei Kreuzen schreibt. als Stimmberechtigter vonden Junkern zur Wahlschlachtbank geführt wird,daß dagegen die geistig arbeitende Frau, die Lehrerin.Schriftstellerin, die Kontoristin usw. des Wahlrechts ermangelt.das halten die Gemütsmenschen für selbstverständlich undzweckdienlich. Ebenso die Borenthaltung politischer Rechte fürdie fleißige, Werte schaffende Arbeiterin und die kräftige Dienst-magd auf dem Lande, während halb idiotische Nichtstuer undSchmarotzer, degenerierte Abkömmlinge verlumpter Standes-familien sogar gehobenen Wahlrechts sich erfreuen. DiePrivilegierten preisen solche Zustände als gottgewollte Ab-hängigkeit— weil sie ihre Herrschast und ihre AusbeutungS-freiheit sichern. Dieser skandalösen Verhältnisse ist das erwachte Proletariat überdrüssig. ES weiß, nicht nach Moralund Recht werden staatsbürgerliche Rechte gegeben, sondernnur nach dem Verhältnis der entwickelten Macht. DaS habenauch die Frauen erkannt. Daher wollen sie ein Achtung ge-bietender Faktor im öffentlichen Leben werden, die Gegnerzwingen, ihnen daS Wahlrecht nicht länger vorzuenthalten.Die volle staatsbürgerliche Gleichberechtigung, neben den un-geschmälerten Pflichten auch unverkürzte Rechte, daS ver-langen die Frauen. Sie werden nicht rasten, bis das Zielerreicht ist._Tie„Bcrlol>tumas"bill in zweiter Auflage.Ter Frauenwahlrechtsantrag Mr. Shackleton», die sogenannte„Versöhnungsbill", feiert ihre Auferstehung im englischen Barloment. In etwas abgeänderter Form ist sie durch den AbgeordnetenSir George Kemp im Unterhause von neuem eingebracht worden.Tie Vill hat die erste Lesung bereits passier!; die zipeste Lesungfindet am 5. Mai statt. Wird sie Gesetz, so gibt sie da? Wahlrechtjeder Frau, die einen eigenen Haushalt führt, jeher, die sichdarüber ausweisen kann, daß sie Mieterin wenigstens eines Zim-mers ist, über das sie voll verfügt. Es handelt sich also auchwieder um ein beschränktes Frauenwahlrecht. Doch meintThe Labour Leader, die erdrückende Majorität der durch diese Billpolitisch befreiten Frauen würde auS armen Frauen bestehen.Das scheint uns allerdings sehr fraglich. Dasselbe sozialistischeBlatt fordert die grauen auf, die neue Bill einmütig zu unter-stützen, da sie— wenn auch ein Kompromiß— so doch ein ehr-licheS Kompromiß und geeignet sei, Bresche zu legen in dasMännervorrecht in der Politik. Der Labour Leader begründet seinEintreten für die verbesserte„VersöhnungS"bill schließlich nochdamit, daß sie die einzige Wahlreform sei. die zurzeit Erfolg ver-spreche. Auch das scheint uns zum mindesten sehr zweifelhaft.Jedenfalls sollten alle organisatorischen Kräfte in der englischenArbeiterbewegung erst einmal den Kampf für ei» allgemeinesWahlrecht aller Großjährigen aufnehmen, ehe man sich mit einerAbschlagszahlung zufrieden gibt.AlkoholiSmuS. Der Berliner Frauenverein gegen den Llkoho«liSmuS, der im Februar 1910 Fürlorgestellen im Ansckiluß an daSZentralkomitee der Fürsorgestellen einrilvtete. veröffentlickit soebenseinen Jahresbericht. Danach haben im Laufe der 11 Monate35 Triiiterinnen, zumeist den gebildeten Ständen an-gebärend, die Fürorge in Anspruch genommen. In 4 Fällen ist eSgelungen, die Kranken abstinent zu machen und zum Anschluß andas blaue Kreu, oder de» Guttemplerorden zu bewegen. MehrereFälle sind noch in Behandlung. SS erbaten auch 38 männlicheAlkoholkranke die Fürsorge deS Vereins; die Mehrzahl davon ge-hörte ebenfalls den gebildeten Ständen an. Hier ge-lang die Heilung in 0 Fällen.ES ist ja nichts Neues, daß die Mäßigkeit nicht in den so-genannten gebildeten Kreisen zu suchen ist. Da diese Tatsachendurch den erwähnten Bericht wieder bestätigt werden, so ist einKommentar dazu überflüssig.Hub aller Melt.ImnarztUcbe Httefte.ES ist eine alte Erfahrung, daß wohlhabende Leute, die mit denStrafgesetzen in Konflikt kommen, verhältnismäüig selten inS Ge-fängnis wandern. Fast immer stellt sich bei ihnen zur richtigenZeit Geisteskrankheit ein. Diesen alten Erfahrungssatz machte sichauch der amerikanische Bankier R o b i n zn nutze, mit dessen um-fangreichen Unterschlagungen sich seit einiger Zeit dieNew Dorker Gerichte beschäftigen. Wie alles im Lande derunbegrenzten Möglichkeiten inS Gewaltige wächst, so auch beiRobin. Nicht weniger als dreizehn Irrenärztebescheinigten dem betrügerische» Bankier. daß er someschugge fei. daß er für seine schwindelhaften Manipulationen nichtzur Verantwortung gezogen werden könne. Aber eS half dem armenGeisteskranken alle? nichts. Möglich ist, daß die UnglückSzahl 13die Geschworenen beeinflußte, jedenfalls glaubten sie nicht an dieGeisteskrankheit. Und siehe da: der Bankier gab feine bis-herige Taktik auf. bekannte sich plötzlich für schuldig und er-klärte, daß er über die wirklich Schuldigen sensationelle Ent«hüllungen machen und besonders über den Zusammenbruch de»Carnegietrustes und die kürzlich drohende Finanzkrisi»volle Austlärung geben werde.Da wird den amerikanischen Irrenärzten der Weizen blühen!Die Pest in der Mandschurei.Nach einer Depesche de?„New York Herald" auS Peking findnach dem offiziellen Bericht in Fudjadjan gestern wederrankheitS- noch Todesfälle an Pest v o r gekommen.Dies ist der erste Tag seit Beginn der Epidemie, an welchem diePest keine Opfer gefordert hat. Dieser Erfolg, der durch die vonden Chinesen durchgeführten sanitären Maßnahmen erzielt wordenist, hat einen lehr guten Eindruck in diplomatischen und offiziellenKreisen in Peking gemacht. Meldungen von Tschang-Tichunbesagen, daß dort gestern nur sieben Todesfälle vorgekommenseien, die niedrigste Ziffer seit Beginn der Epidemie.24 KronkheitS- und Todesfälle werden aus den umliegenden Dörfernund Städten gemeldet. Nachrichten au» chinesischer, ruisischer undjapanischer Quelle zufolge hat sich die Epidemie jedoch weiterausgedehnt und zwar mit einer furchtbaren Heftigkeit im Nordender Mandschurei und im Westen de» FlusseS Lifo. Da«S aber ge-lungen ist, durch JsolierungSmatznahmen daS weitere Umsichgreifender Pest einzuschränken, so hofft man. daß diese schwierige Aufgabeden anwesenden Serzten auch dort gelingen wird.Ueberschwemmung im Havelgebiet.Infolge der reichen Niederschläge diese» Jahre» und der ver«hältniSmäßig milden Temperatur sind alle größeren Geioässer imHavelgebiet aus ihren Ufern getreten. Schon vor den TorenPotsdams beginnen die weiten Wasserflächen. Hier ist es dieRuthe, die das große Terrain zwischen der Kolonie.Daheim"-NowmoeS und der Potsdamer Forst unter Wasser gesetzt hat, da»teilweise meterhoch die Wiesen überflutet. Kurz hinter Potsdam,unmittelbar an der Wildparkperipherie, hat die zu ungewöhn-licher Pegelhöhe gestiegene Havel die Wiesen-, Heide- undWaldflächen in wogende Seen verwandelt, auf derschäumende Wellenkämme auf- und abrollen. Alle Verbindungsweg«zwischen den Ortschaften Eiche und Golm einerseits und dendurch den Bahndamm geschiedenen Ländereien von Geltow.Werder gegenüberliegend anderseits, stehen unter Wasser. Rurstellenweis« ragt ein Weidenbüschel auS den meilenweiten Wasser«flächen einsam hervor. Wie ein unabsehbarer Binnensee bietet sichdas Havelüberschwemmungsgebiet hinter Potsdam dem Luge dar.Ei» Kavallerieleutnant als Mörder.Einer Meldung auS Rom zufolge erstach gestern nachmittagim Hotel Rebeschino der Kavallerieleutnant Baron Vincenz Paternomit seinem Jagdmesser die Gräfin Giulia Trigona, ge»borene Prinzessin Cuto, eine frühere Hofdame, welcheseit einiger Zeit sich von ihrem Satten, dem Grafen Trigona, ge-trennt hatte. Baron Paterno schoß sich darauf mit einemRevolver eine Kugel in denKopf und wurde schwerverletzt nach dem Hospital gebracht.Kleine Notkzen.DaS große Uhrrnpellen. In der Nacht vom 10. auf den11. März wird in ganz Frankreich die Greenwicher Zeit»ingeführt. Um Mitternacht werden alle öffentlichen Uhren an-gehalten und 9 Minuten 21 Sekunden später wieder in Bewegunggesetzt werden.Gesunkener Dampfer. An der mittelamerikanischen Küste ist dermexikanische Dampfer.El President«" in sinkendem Zustand«von der Besatzung verlassen worden. Bon der 17 Personen starkenMannschaft sino zehn ertrunken.NttentaiSocrsnch auf den Orientcxpreßzng. Bei der StationMustaia-Pascha haben eine Anzahl Banditen den Versuchgemacht, den Oriente�prrßzug durch Ausretßung vonSchienen zum Entgleisen zu dringen, WaS aber noch rechtzeitigentdeckt und verhindert werden konnte. Die DahnveNvaltung ver»langt nsslitärische Schutzmaßregeln.