?u Irefsen. fSe�r quIT 5. 5. Soz.� Mancher Eon Ihnen säße Nlchiier, wenn wir Staatsfeinde nicht für Sie gestimmt hätten, undauch mancher von uns sähe nicht hier, wenn Sie nicht für dieStaatsfeinde gestimmt hätten.(Sehr gut! links.) Es gibt übrigensLeute, welche sagen: Sie seien noch v'el gefährlichere StaatSfcindeals wir, die Sie Ihren Lehrern und Geistlichen den Antimodernisten-cid auferlegen. Unsere Staatsfeindschaft hat den Fürsten Bis-marck nicbt gehindert, nach Frankfurt zu telegraphieren: Fürstwünscht Saborl Und ich weih nicht, was wohl Herr v. Heydebranddarum geben würde, wenn wir so dumm wären, zu sagen, unserestaatsfeindliche Gesinnung gestattet uns nicht, für Freisinnige undNationalliberale zu stimmen.(Lebh. Sehr gut! links.) DieseRedensart von der Staatsfeindschaft ist gerade beim Zentrum amallerschlcchtcsten angebracht, sie ist eineso dumme und blödsinnige Heuchelei,daß man sich wundern muh, daß ernste Männer im Reichstag damitkommen.(Sehr wahr! b. d. Soz.)— Der Bischof Hänle vonRegensburg hat das im bayerischen Reichsrat noch unterstrichen;er sagte, Apostel Paulus hat immer dahin gewirkt, sich in die ge-gebenen Verhältnisse zu schicken;wer Knecht ist, soll Knecht bleiben,—wenn er nicht freiwillig von seinem Herrn der Knechtschaft ent-hoben wird. Das sagt der Bischof im Jahre 1910 in einer Polemiküber soziale Gesetze.(Hört, hört! b. d. Soz.) Das heißt dochnichts anderes als: wir vom Zentrum können von der Regierungkeine anderen sozialen Gesehe verlangen, als die sie freiwillig er-lassen will.(Sehr wahr! b. d. Soz. Widerspruch des Abg. Gies-berts sZ.s.)— Daß>vie, Herr Giesberts, sich dagegen mitHänden und Füßen wehren, ist ja begreiflich.(Zustimmung bei denSozialdemokraten.) Sie sagten ja auch auf dem BrandenburgerKongreß: wer die Sozialdemokratie groß gezogen hat, mag sie auchbekämpfen; die Ausgabe der christlichen Gewerkvereine ist dasnicht, auch die sozialdemokratischen Arbeiter sind unsere Brüder.Und gegen diese Brüder hat das Zentrum auf seinem Parteitagdie Resolution gefaßt, sie wegen ihrer Gesinnung aus den Staats-betrieben herauszutreiben.(Sehr wahr! b. d. Soz.) Warum dieserStillstand der Sozialreformaus der ganzen Linie? Am 11. Februar hat der Staatssekretär ganzoffen erklärt, wir befinden uns im Beginn einer a u f st e i g e n-den Konjunktur. Wann wollen Sie denn Sozialpolitiktreiben, wenn nicht zu solcher Zeit. Weshalb also der Stillstand?Etwa aus Mangel an Mitteln? Bei den letzten Wahlen habenwir vernommen, wie der Reichskanzler und sein Gefolge wunder-schöne Reden hielten über den Reichtum der Kolonien, die Millionensprangen nur so. Auch der jetzige Staatssekretär des Innern sagte,der jährliche Ueberschuß, den das deutsche Volk erziele, wäre mit-1 Milliarden nicht zu hoch geschätzt.(Hört, hört! b. d. Soz.) Dakann man doch nicht sagen, die deutsche Industrie sei so belastet,daß sie keine Mittel mehr zur Durchführung der Sozialreformhabe, namentlich wenn wir einen Blick auf die wirklichen Kostender Unternehmer für die Versicherungsgesetzgebung werfen. DieKrankenversicherung kostet pro Versicherten 7, SS M., die Unfall-Versicherung 8 M. pro Kopf, die Alters- und InvalidenversicherungS,80 M., also im ganzen kommt pro Jahr auf jeden Versichertenzirka 21,32 M., das macht auf den Tag berechnet, ganze siebendeutsche Reichspfennige.(Hört, hört! b. d. Soz.) Und wenn wirdie Industrie und die Landwirtschaft besonders betrachten, so machtes in der Industrie 12 Pf., in der Landwirtschaft 5 Pf. pro Kopf.(Hört, hört! b. d. Soz.) Und da soll eine Industrie, diejährlich 4 Milliardenzurücklegen kann, nicht in der Lage sein, eine bessere Sozialreformzu ertragen.— Wenn die Herren unter sich sind, sprechen sie auchganz anders. Ein Unternehmer, ein Mitglied der rechten Seitedieses Hauses, sagte in einer Versammlung von Unternehmern,diese Beträge kommen auf das U n k o st e n k o n t o. auf das Lohn-kcnto, denn sie seien ja nur ein Teil drö Lohnes.(Hört! hört! beiden Sozialdemokraten.) Jedenfalls fei es sicher, daß man von einembesonderen Druck dieser Belastung nicht reden kann, sie betrage jahöchstens M Proz. des Jahresumsatzes; daS. meine Herren, fuhrer fort, ist eine so geringe Summe, daß es unbillig und unrechtwäre, davon ein großes Geschrei zu machen und zu behaupten, daßwir nicht mehr zahlen können. Zudem darf nicht vergessen werden,daß diejenigen Länder, mit denen wir im Weltmarkt in ersterLinie zu konkurrieren haben, England und Amerika, erheblichhöhere Arbeitslöhne bezahlen.(Hört! hört? bei den Sozialdemo-kraten.) Das sagte der freikonservative Abgeordnete S ch m i d t»A l t e n b u r g, es genügt vollständig, um oaS Geschrei zu kenn-zeichnen, die sozialen Lasten machen daS Unternehmertum konkur-rcnzunfähig mit dem Ausland. Und was für Opfer bringen dieArbeiter? In einem einzigen Jahre sind bei den Unfällen9363 Personen zu Todegekommen. 1103 sind dauernd Krüppel geworden, die Verunglücktenhinterließen6272 Witwen und 13 388 Waisen.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Davon hören wir bei denUnternehmern und in der bürgerlichen Presse nichts. Diese Zahlensind so schrecklich, daß man meinen sollte, jeder, der ein Herzin der Brust hat, sollte alles daran setzen, daß die Gesetze zur Per-hütung von Unfällen durchgeführt werden. Aber wir sehen dieKonservativen und da< Zentrum Hand in Hand bemüht, das Gesetzfür Unfallverhütung umzuwandeln inein Gesetz gegen Unfallverhütung.(Zustimmung bei den Sözialdemokraten. Widerspruch im Zentrum.)Besonders hoch ist die Zahl der Unfälle an landwirtschaftlichenMaschinen. Von den LI 022 Unfällen, von denen weibliche Arbeite-rinnen über 13 Jahre betroffen wurden, entfallen auf die Land-Wirtschaft 18 233.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) DaS istso auffallend, daß sogar der Kaiser sich im Landesökonomte-kollegium an das Gewissen seiner agrarischen Mitbürger wandte.Er führte aus, daß er sich danach erkundigt habe, ob bei diesergroßen Zahl von Unfällen, die dadurch herbeigeführt wurden, daßdie Röcke der Mädchen von den TransmjssionSwelle» erfaßt wurden,denn keine Schutzvorschriften bestanden, und er hätte erfahren, daßin allen dieiot» Fällen die D«»zeilichrn Vorschriften außer acht ge-lassen waren.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) WirSozialdemokraten verlangten, daß, wenn die Unfallberufsgenossen.schaft ihre Pflicht zu lässig erfüllt, das ReichSvcrsicherungSamt zu-ständig sein soll zum Erlaß von Schutzvorschriften. Vor wenigenWochen erst haben die Konservativen und das Zentrum in derKommission für die Reichsversicherungsordnung sichausdrücklich gegen solche Befugnis de-Z ReichsvrrsicherungSamteSerklärt(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten), und gegen dieseVerschlechterung des Entwurfs auf Kosten von Leben und Gesund-heit von Tausenden von Mädchen und Frauen hat die Regierungnicht gesagt: das lasse ich nicht zu. Es ist janicht Fleisch von ihrem Fletsch, nicht Blut von ihrem Blnt.(Lebh. Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die Rcgierun«fügt sich den Wünschen des Zentralverbandes der Industriellen;nur deshalb ist die große Gewerbeordnungsnovelle zurückgezogen.Was für einArmutszeugnis für die sozialpolitische Tätigkeitder Regierung ist es, daß sie bi» heute noch nicht den Mut ge-funden hat. trotz aller skandalösen Zustände die Konkurrenzklanselzu beseitigen. Wir brauchen unS über das innige Verhältnis derRegierung zum Zentralverband nicht zu wundern, an der Ehren-tafel de» Festes, das ihm zu Ehren gegeben wurde, saß ja HerrB u e ck zwischen den Staatssekretären Delbrück und S y d o w.Auf Arbeiter- und Gewerkschaftskongresse zu kommen, haben dieHerren natürlich keine Zeit.(Sehr wahr!) Wie wohl müssen siesich gefühlt haben, al» Herr B u e ck sie in ganz ähnlicher Weise ab-kanzelte, wie Herl v. Heydebrand den Reichskanzler.(Heiter-kcit.) Herr Bueck tadelte es. daß das Reichsamt des Innern beider Bauarbeiteraussperrung seine LermUteluna angeboten hat,und daß es fortgesetztder Sozialdemokratie, Vorschubgeleistet habe.(Schallende Heiterkeit link».) Hc schloß sejne Webeinll den Mörsen:„Unser UeEerEnnEung her kleinlichen SpalkuNgeikin der Industrie mutz diese jetzt geschlossen dieGewerkschaften niederkämpfen und vernichten,daS muß das Ziel des Kampfes sein.(Hört! hörtl bei den Sozial-dcmokraten.) Als wenige Tage nachher der Reichskanzler hiersprach, konnte man glauben, daß das auch das Programm der Rt-gicrung ist.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Er hat aller-Vings in seiner gottgewollten Abhängigkeit selbstverständlich dieVerwahrung vorausgeschickt,„ich nehme von niemandem und vonkeiner Seite Direktiven an".(Große Heiterkeit bei den Sozial-demokraten.) Schade, daß Herrn v. Heydebrands Gesicht, alser diese Worte hörte, nicht für den Kinematographen festgehaltenwurde.(Große Heiterkeit.) Wir werden den Kampf mit der Re-gierung aufnehmen, aber wir sind auch hier, umAnklage zu erhebengegen die bürgerlichen Parteien, die ihre Versprechungen nicht er-iüllen. Herr T r i m b o r n sagte 1907, die Jahre 1902 und 1903sind sozialpolitisch unfruchtbar geblieben. Wir können hinzufügen,die nachfolgenden Jahre waren nicht bloß unfruchtbar, sondern aucherfüllt von allen möglichen Bestrebungen, die Widerstandskraft derArbeiter in ihren gewerkschaftlichen Organisationen zu brechen,und wenn das nicht in dem Maße gelungen ist, wie die Regierungund die bürgerlichen Parteien es wollen, so haben die deutschenArbeiter dasder Sozialdemokratie zu danken.(Lebh. Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Daß eine starkesozialdemokratische Partei in diesem Hause den nötigen Druck aus-übt, dafür werden die deutschen Arbeiter bei den nächsten Wahlensorgen; Sie haben Ihr Bestes getan, um die deutschen Arbeiteraufzurütteln, und was etwa noch notwendig ist, das werden wirnachholen.(Lebh. anhaltender Beifall bei den Sozialdemokraten.)Abg. Dr. Müllrr-Meiningen(Vp.): Soweit der Vorwurf desVorredners, daß die bürgerlichen Parteien die den Arbeitern ge-nwchten Versprechungen nicht gehalten haben, sich auch auf unserePartei bezieht, weise ich ihn entschieden zurück. ES war ja sehrinteressant, wie Zentrum und Sozialdemokraten, die früheren lieb-werten Bundesgenossen(Lachen bei den Sozialdemokraten), sichnunmehr gegenseitig schildern. Ich will sie in diesem Vergnügennicht stören. Die ReichSregierung sollte eS als ihre Pflicht be-trachten, daö verfassungsmäßige Wahlgeheimnis zu schützen. Anden Kosten, die die Einführung einheitlicher Wahlurnen machenwürde, darf doch die Sicherung des wichtigsten staatsbürgerlichenRechtes nickt scheitern.(Sehr wahrl links.)— Dringend not-wendig ist die reichsgesetzliche Ordnung dcZ Theaterwesens.Die Art und Weise der Handhabung der Theaterzensur setztuns dem Gespött der Welt aus. Auf diePrivatangelegenheiten des Herrn von Jagowwill ich hier nicht eingehen.(Heiterkeit.)— Ebenso müßte dasPlakatwesen einheitlich geregelt werden, eventuell durchBundeLratsverordnung.— Das Retchsvereinsgesetz von1908 ist gut.(Widerspruch bei den Polen und Sozial-demokraten.) Ich verstehe, daß man den Sprachenparagraphen be-kämpft; aber bei uns in Sllddeutschland sind die düsteren Prophe-zeiungen nicht«ingetroffen, die man an das Vereinsgcsetz geknüpfthat. Und in Norddeutschland muß man unterscheiden zwischendem Reichsvereinsgesetz an sich und der Mißhandlung des Reichs-verrinsgesetzeS durch die preußischen Landräte.(Sehr richtig!links.— Zuruf des Staatssekretärs Delbrück, der neben demRedner sitzt.) Es mag ja schon sein. Herr Staatssekretär, daß auchS,e wehrlos sind gegenüber dem preußischen Minister des Innern.(Sehr wahrl links.) Aus einer amtlichen Mitteilung an den Ober-bürgermeister einer großen westdeutschen Stadt, die mir vorliegt.ergibt sich, daß ein allgemeiner Erlaß des preußischen Ministersdes Innern besteht, wonach die örtlichen Polizeibehörden angewiesensind, sozialdemokratisch« Demonstrationszllg« zu verbieten. Einsolches generelles Verbot verstößt gegen den Geist des RrichSocrein«.geseyes und gegen die Erklärungen, die der damalige Staatssekretärdes Innern, Herr v. Bethmann Hollweg, in der Kam.Mission abgegeben hat.(Hört! hört! links.) Mit solchen aus derAngstmeiern geborenen Verboten verschafft man der Sozialdemo-kratie nur ein billige? Martyrium und besorgt in Wahrheit nurihre Geschäfte.(Sehr richtig! bei den Fortschr.) Beim Auffliegendes sogenannten BülowblockS und nach dem Sturze BülowS scheintein förmliches Aufatmen durch die Reihen der Landräte und Amts.Vorsteher gegangen zu sein, die sich nunmehr durch intensive Miß-Handlung des BerrinSgrsetzeS für die Zurückhaltung rächten, die sieein paar Monate hindurch notgedrungen üben mußten.— Bändekann man füllen mit den Kniffen und Praktiken, die die Land«rate usw. zur Schikanirrung oppositioneller Versammlungen an»wenden. WaS muß nicht alles herhalten, um Versammlungsverbotezu rechtfertigen? Typhus und Diphtheritis, Maul- und Klauen-seuche treten auf einmal auf, wenn in einem KreiS liberale Versammlungen abgehalten werden sollen, und verschwinden, wenn derBund der Landwirte in denselben Dörfern Versammlunge» abhält.Der Bund der Landwirte scheint immun gegen Maul» und Klauen-seuche.(Große Heiterkeit.) Alle diese Schikanen stehen im Wider.spruch mit dem ReichSvereinSgesetz.(Zuruf bei den Sozialdemo-kraten: Sie waren aber vorauszusehen!) WaS hilft daS beste Ge-setz, wenn es derart gehandhabt wird?(Zuruf bei den Sozial-demokraten: Haben wir Ihnen damals vorausgesagt!) Gcjjenschikanöse Auslegung und Handhabung ist das beste Gesetz ohnmach-tig. Zur Förderung der StaatSautoritat trägt eS nicht bei. wenndie Behörden sich über den Buchstaben de» Gesetze» hinwegsetzenoder den Geist des Gesetze» in sein Gegenteil verkehren. Die Volks»Vertretung sollte mit Energie darauf dringen, daß die Reichsaesctzeauch von den preußischen Behörden befolgt werden.(LebhafterBeifall bei den Liberalen.)Abg. Linz(Rp.): Die deutsche Sozialpolitik steht unerreicht inder Welt da. Ich bin ein entschiedener Anhänger der Tarifverträge.Aber die Tarifverträge dürfen nicht dazu führen, daß ein Monovolfür eine bestimmte OvganisationSart geschaffen wird. Auch dieArbeitsnachweise werden immer mehr im sozialdemokra-tischen Partei- und Machtintercsse mißbraucht. ES ist dringend not-wendig, daß hier die ReichSgesetzgebuna eingreift und Tarifverträgeund Arbeitsnachweis« vor sozialdemokratischem Mißbrauch schützt.ES ist auch bedauerlich, daß einzelne Arbeitgeber ihre Prwatinter-essen den öffentlichen Interessen voranstellen und— wer weiß frei-lich. durch welche Mittel mürb« gemacht(Sehr wahr! recht»)—sich den sozialdemokratischen Machtgeboten unterwerfen. Gesetz,gebung, Arbeitgeber, die ganze bürgerliche Gesellschaft müssen sichzusammenfinden und sich aufraffen, um dem Despotismus der sozial-demokratischen Grwerkschastrn entgegenzutreten.(Lebhafter Beifallrechts.— Zurufe bei den Sozialdemokraten.— Abg. L e d e b o u rruft: Da» alte Sammlungsbrimborium l) Die Sozial-demokratie hat kein Recht, Zetermordio zu rufen, wenn einmal«inArbeitgeber erklärt, daß er keine sozialdemokratischen Arbeiter be-Ichästige.(Abg. Bebel: Die nackte Proklamierung des Klassen-kämpfe» l) Sie(zu den Sozialdemokraten) zwingen unS zumKlassenkampf,(Lebhafter Beifall recht».) �..Der Redner verbreitet sich sodann über alle möglichen Materienund verlangt, daß eventuelle Rrpreffalien gegen die Benachteiligungder deutschen Industrie durch die Hochschutzzollpositionen de»französischen Tarifs ergriffen werden. Rur keine falsche Nach-giebigkeitl Die deutsche Diplomatie muß immer auf dem Postensein, um die handelspolitischen Interessen Deutschland» vor Benach.teil, gung zu schützen.(Betfall recht».)Die Abgg. Bruhn und«ölle(Wirtsch. vg.). die hierauf zumWort gemeldet waren, sind nicht im Saale.(Große Heiterkeit.)Das Hau» vertagt dt« Weiterberatung auf Montag 2 Uhr,Schluß%0 Uhr.Hbgeordnetenbauöa40. Sitzung vom«onnatend. den 1!. Mär,.vormittags 11 Uhr.Am Ministertisch: v. Trott zu Salz.Auf der Tagesordnung stehen zunächst Wahlprufungen.Die Wahl de» Abg. Fürbringer(nall.) wird jür Altigerklärt.Die Wahl EeS Mg. Kreitling(Vp.)' km Wahlbezirk Berlinwird gemäß dem Antrage der WahlprüsungSkommission ohneDebatte für ungültig erklärt.Ebenso beantragt die Kommission, die Wahl deS Abg.Wendlandt(natl.) für ungültig zu erklären, weil un-gesetzlicherweise vielfach statt Terminswahlen Fristwahlen statt»gefunden hätten.Abg. Haarmann(natl.) protestiert dagegen, daß die Kom-Mission einen nationalliberalen Protest nicht berücksichtigt habe, be-treffend konservative fVcchlbeeinflussung durch den Landraiv. Keudcll.Abg. Strosser(l.) betont, daß die Kommission mit großerMehrheit das Vorhandensein einer amtlichen Wahlbeeinflussungdurch den Landrat verneint habe. Die Betätigung seiner staats-bürgerlichen Rechte dürfe dem Landrat nicht unterbunden werden.Abg. Dr. Friedberg(natl.): Ueber diese Betätigung staats»bürgerlicher Rechte geht es aber hinaus, wenn der Landrat denVorsitz in einer Wahlversammlung übernimmt und sich an derAufstellung der Wahlmänner beteiligt.(Sehr richtig! links.)Gegen den Beschlutz der Kommission haben wir nichts.Abg. Strosser(k.): Die Leitung der betreffenden Versamm-lung hat der Landrat auf allgemeinen Wunsch übernommen undhat ausdrücklich betont, daß er nicht als Landrat in amtlicherEigenschast dastände, sondern als Urwähler.Abg. Gyßling(Vp.): Die Person des Landrats wird von denWählern erfahrungsgemäß doch nicht von seinem Amte getrennt.Der Minister des Innern hat sich hier auch auf den Standpunktgestellt, daß er es nicht billigen könne, wenn ein Landrat Vor-sitzender eines konservativen Vereins ist. Um so weniger darfdann der Landrat den Vorsitz in einer solchen Wahlversammlungübernehmen.(Zustimmung links.)Ein Schlußantrag wird angenommen. Die Wahl wirdfür ungültig erklärt.Hierauf wird die zweite Beratung des KultuSetatSbeim Elementarunterrichtswesen fortgesetztAbg. Dr. Jderhoff(frk.) wünscht Erhöhung der Bezüge, diedie Lehrer für Leistung von Küsterdiensten erhalten, und erörtertdie Frage der Berechtigung der Mittelschulen.Kultusminister v. Trott zu Solz erwidert, daß dieAbiturienten der Mittelschule in Zukunft sofort nach Verlassender Schule, nicht erst zwei Jahre später, zur Mlegung deS Ein-jäbrig-Freiwilligen-ExamenS vor der Prüfungskommission zu-gelassen werden sollen. Im übrigen hätten diese Abiturientendie Anwartschaft auf den mittleren Post, und Telegraphendienft,für den Eintritt in die Vorklassen der höheren Maschinenbau-schulen usw.Abg. Hackenberg(natl.): Die Volksschule muß unserenKindern für den Kampf ums Dasein mitgeben Liebe zur Heimat,Verständnis für vaterländische Geschichte und vaterländischesWesen. Der Religionsunterricht darf nicht er-fetzt werden durch religionslosen Moralunter-r i ch t. Aber man darf auch nicht Kinder von Frei-religiösen zur Teilnahme am konfessionellenUnterricht der Schule zwingen.(Bravol links.) DieSchulaufsicht, besser Schulpflege, ist eine so wichtige Aufgabe, daßsie unmöglich von Geistlichen im Nebenamt ausgeübt werden kann.— Die Ausführungen des Abg. Ströbel über die Bildungs-bestrebungen der Sozialdemokratie unter den Arbeitern warenmir sehr interessant. Leider werden auch von den Arbeitern nochvielfach Mahs Reiseromane den Klassikern borgezogen. DaS sollkein Vorwurf gegen die Sozialdemokratie sein, sondern ich willdamit sagen, daß die Volksschule mehr als bisher durch Schaffungguter Bibliotheken den guten Geschmack der Kinder wecken muß.(Bravol links.) Bedauerlich ist die allgemeine Verfügung, daßeine Stunde im Deutschen ausfallen soll, um die Einführungeiner dritten Turnstunde zu ermöglichen. Statt die Sache soschematisch zu regeln, sollte man e» den einzelnen Lehrern über-lassen, ob sie zu diesem Zweck je nach den Forlschritten der Schülereine deutsche oder eine Religionsstunde ausfallen lassen wollen.(Sehr gutl links.) Redner bringt zum Sckluß einen Fall vor,wo eine Lehrerin auf Veranlassung des Schulinspektors nichtfest angestellt wurde, weil sie nach dessen und des SchulratsMeinung eine zu freie religiöse Auffassung hatte.(Hört! hört!links.) Er fragt den Minister, ob er ein solches Vorgehen billige.Minister v. Trott zu Solz behält sich die Antwort bi» nachPrüfung der Einzelheiten de» Falles vor.Abg. Heckenroth(k.): Die Teilnahme der Kinder religionZ-loser Eltern am Religionsunterricht der Volksschule ist notwendig.sonst bören solch« Kinder überhaupt nichts von Gottes Wort. Sehrbedenklich ist die Auffassung de» bekannten Lehrer» Tews über dasZiel deS Religionsunterricht». Tew» schreibt:„Der Religionsunterricht hat nicht die Aufgabe, zum Glauben an die Lehren einerbestimmten Konfession zu erziehen, sondern er soll die religiösenLehren aller Zeiten und Völker zur Darstellung bringen. ES ge-nügt, wenn der Lehrer imstande ist, da» liebevolle Verstehen derreligiösen Erscheinungen den Kindern beizubringen, ob er selbstgläubig ist. ist gleichgültig."(Hörtl hörtl rechts.) Nach dem Vor-wörtS dringt die Sozialdemokratie in den Lehrerverein immermehr«In; er schreibt:„Bekannte Schulmänner bekennen sich offenund frei zur Sozialdemokratie." Ich nehme zur Ehre der Lehre'-an, daß das eine zu optimistische Auffassung de».Vorlvärt«" istIch erwarte, daß der Deutsche Lehrertag er-klären wird, daß er sozialdemokratische Ele-m-nte in s-in»r Mitte nicht duldet, sondernmonarchisch durch und durch ist.(Bravo! rechts) Wenndie Anhänger der Trennung von Kirche und Schule diese Anschau-ung ofsen im Volke propagieren würden, würde das Volk in �«inerMehrheit ihnen eine Antwort geben, die sie enttäuschen würde.(Abg. Liebknecht: Haben Sie«,ne Ahnung!) Sie kennen vielleichtda» Berliner Volk, da» uberlassen wir Ihnen gern, aber Siekennen mcht das, worauf unsere Zukunft beruht, da» Volk in denkleinen Städten und auf dem Lande.(Bravol recht».)e,' T'ews ist einer der religiösesten Menschesdie ich kenne. Um die politische Stellung seiner Mitglieder kümmertsich der Lehrerverein nicht. Redner beiürwortet-ine Herabsetzungder Klassenfrequenz. Förderung der Volksbibliotheken. Vermehrungder KreiSschulinspektoren im Hauptamt und erörtert die Frage derUrlaubserteilung an Volksschullehrer zur Teilnahme an Lehrer-Versammlungen.Minister v. Trott zu Solz: In der Frag- der UrlaubSerteilungist ein Erlaß ergangen, weil die Zahl der Urlaubsgesuche zum fc».such von Versammlungen, wissenschaftlichen Kongressen usw. sichaußerordentlich vermehrt hatte. Es ist in dem Erlaß darauf hin.gewiesen, daß solche Tagungen möglichst in den Schulferien ab-gehalten werden sollten.— WaS die Anfrage des AbgeordnetenHockenberg anlangt, so kann ich nun nach Kenntnisnahme deS Fallesdarauf antworten: Der Revisor hat sich auf die Prüfung zubeschränken, ob der Religionsunterricht methodisch, schulplanmäßigeinwandSfrel stattfindet. Hat er Bedenken bezüglich deS InhaltsdeS Religionsunterrichts, so hat er sie nickt dem Lehrer, sondernder Regierung vorzutragen, und diese wird sich dann mit derkirchlichen Behörde in Verbindung zu setzen haben, um eventuellAbhilfe zu schassen.Abg. Kloppenborg(Däne) protestiert gegen die Germanisse»rungSbestrebungen in der Nordmark. Ihre Sprache und Kulturlassen sich die Dänen nicht nehmen. Von irgendwelchen Los-reißungsbestrebungen der Dänen ist keine Rede.Abg. Dr. Kaufmann(Z.) fordert die Errichtung eine» katho«kiscken LehrerinnenseminarS tn der Umgebung von Berlin undbefürwortet einen Antrag der Kommission auf Vermehrung wnSilfSschulen mit konfessionellem Charakter für schwach b-anlagteinder der Volksschule. Redner tritt weiter lebhaft für«ine«er-mehrung de» Einflusses der Geistlichkeit auf die VolkSschulaufsichtein.(Bravol im Zentrum.)Hierauf wird ein Schlußantrag angenommen.Räch debatteloser Bewilligung einiger weiterer Titel vertagtdaS Hau» die Weiterberatung cuf Montag. 11 Uhr.Schluß; 4% Uhr.