2.
Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Nr. 183.
Lohn- und Arbeitsverhältnisse in der Berliner Metallindustrie.
Aus den Ergebnissen der statistischen Erhebungen über Lohn- und Arbeitsverhältnisse in der Metallindustrie in Berlin , aufgenommen im Herbst 1892 vom Verband aller in der Metallindustrie beschäftigten Arbeiter Berlins und Umgegend, bearbeitet von Dr. A. Braun theilen wir noch einige Angaben von allgemeinerem Interesse, außer den bereits mitgetheilten über die Frauenarbeit, in Nachstehendem mit:
Für die Männer in abhängiger Stellung berichten wir einige Angaben auf grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1890.*) Demnach waren thätig:
1. bei der Verfertigung von Gold, Silber und Bijouteriewaaren
•
2. bei der Berfertigung von Zinn, Blei-, Bint, Me talllegirungen
3. bei der Verarbeitung von Kupfer
4. bei der Verarbeitung von Blechwaaren( Schwarz, Weißblech-) Klempnerei.
5. bei der Ausführung von groben Schmiedearbeiten
6. in der Schlosserei und Geldschrankfabrikation
•
7. bei der sonstigen Verarbeitung von Eisen-, Stahl, Hieb- und Stichwaffen
8. bei der Maschinenfabrikation
9. beim Wagenbau
10. beim Schiffsbau
11. bei der Fabrikation von Schußwaffen
12. bei der Fabrikation von physikalischen und chirur
gischen Instrumenten
13. in der Uhrmacherei
14. bei der Fabrikation von Musikinstrumenten 15. bei der Lampenfabrikation
Sonntag, den 6. August 1893.
10. Jahrg.
Verlangt wurden in demselben Zeitraum insgesammt außer einer starken, fampfbereiten Organisation, deren Befesti 1030 Personen, gegen 660 im voraufgegangenen Winterhalbjahr, gung die gerechten" Unternehmer mit allen, selbst den verwerfwas einer Steigerung von 64 pet. gleichkommnt. Das Angebot lichsten Mitteln zu hintertreiben suchen. der Arbeitskräfte überstieg daher die Nachfrage nach denselben um 50 pet. gegen 66 pct. im Winterhalbjahr. Verlangt wurden Das Ueberangebot
im Einzelnen
406 Klempner
140 Rohrleger
165 Schloffer
26 Dreher
Gegen im Winterhalbjahr 58 pCt.
betrug ca. 33 pt.
16
40
"
"
#
52 Rohrlegergehilfen 11
35
"
"
"
77
81
"
"
"
83
81
"
"
"
86
86
87
"
"
53
64
"
"
"
48
40
"
"
"
79
88
"
"
"
30 36
17
" "
70 64
13 Mechaniker
70 Gürtler
36 Drücker
15 Foriner
1519
21 Schleifer
6 126 485
3 913 4687 16 798
3 074
3 263
1572 32 384
4 096 1 069 786 221
Somit zusammen 48 005 Unter 719 Betrieben, über deren Verhältnisse die Statistik unferes Verbandes Auskunft giebt, wurden 445 mit Dampf, 268 mit menschlicher Arbeitskraft, 3 elektrisch und 3 mit Hand und Dampf gleichzeitig betrieben.
119 Betriebe haben eigene Fabriksgebäude, 189 arbeiten im Parterre, 146 im Keller und 265 in verschiedenen Stockwerken. 316 Betriebe haben sich seit dem Jahre 1890 vergrößert, 124 verkleinert, 279 find gleich geblieben. Zur Zeit der Aufnahme der Statistik muß es daher den Unternehmern gar nicht schlecht gegangen sein, wenn so viele ihre Betriebe ausdehnen konnten, die Arbeiter merkten leider nichts davon, wurde doch gerade zu jener Zeit viel Männerarbeit von Maschinen- und Frauenarbeit verdrängt, was zur Vermehrung der industriellen Reservearmee und gleichzeitig zur Erniedrigung der Arbeitslöhne ausgenutzt wurde.
Ueber das Alter der Arbeiter giebt die Statistik folgende Aufschlüsse:
Mit der Bezahlung der Ueberstunden und der Sonntags arbeit ist es bei den Berliner Metallarbeitern recht arg bestellt. Blos in 49 von 719 Werkstätten werden die Ueberstunden und zwar mit einem Aufschlag von 5-10 pCt. bezahlt. Das Versprechen, das 15 Mechaniferfirmen gegeben hatten, Sonntagsarbeit mit 50 pCt. Aufschlag zu entlohnen, scheint zur Zeit der Aufnahme der Statistit von feiner mehr eingehalten worden zu fein, blos zwei zahlten noch 25 pCt., eine 20 pt. und eine 5 pet. Aufschlag und 10 Pf. Zulage pro Stunde. Die Angaben über die Kündigung genügen nicht, um sich ein Bild über die bez. Verhältnisse zur Zeit der Aufnahme der Statistik zu machen. Vielfach scheint die 14tägige Kündigung üblich zu sein.
Die statistischen Ermittelungen über die DurchschnittsWochenlöhne der Arbeiter und Arbeiterinnen sind leider am 86 sonstige Arbeiter ungenügendsten. Die Frage nach den Löhnen war seitens der Besetzt wurden von den" eingegangenen Stellen 700, gleich Arbeiter falsch verstanden worden, so daß thatsächlich zu hohe 68 pet., gegen 72 pet. im voraufgegangenen Winterhalbjahre. Angaben der erzielten Durchschnittslöhne sich ergaben. Immerhin Von den Arbeitsuchenden erhielten daher thatsächlich nur 34 pet. ergeben aber selbst diese einen Anhalt zur Beurtheilung der Arbeit zugewiesen, während 66 pet. teine Arbeit erhalten fonnten. Lohnverhältnisse, weshalb wir die Angaben der Statistik hier Insgesammt sind die 700 Metallarbeiter, ehe sie Arbeit erhielten, folgen lassen. Nach dieser betrug der Durchschnitts- Wochenlohn 1920 Wochen arbeitslos gewesen. Zugleich theilte der damalige für: Schlosser 23 M., Mechaniker 23 M., Eisendreher 21,50 M., Arbeitsvermittler Gerisch mit, daß sich im Monat Oktober Schraubendreher 20,25 M., Gas, Wasser- und Dampfarmaturen bereits 505 Personen als arbeitslos gemeldet hatten, fodaß sicher 22,30 M., Gürtler und Schnittarbeiter 22 M., Klempner 22,40 M., anzunehmen ist, daß im Winterhalbjahre der Nachweis von Eisenformer 22,96 M., Metallformer 22,50 M., Kernmacher 4000 Personen frequentirt werden wird. 19,50 M., Binfgießer 23,58 M., Drücker 23,21 M., Schleifer 21,65 M., Rohrleger 23 M., Rohrlegergehilfen 17,50 M., Drahtarbeiter 21,50 M., Nagelschmiede 21,15 M., Schmiede 22,10 m., Feilenhauer 21,25 M., Arbeiter 18,20 M., Arbeiterinnen 10,90 m. Daß die Beschäftigung in der Metallindustrie mit zahlreichen Nachtheilen für die Gesundheit der Arbeiter verknüpft sein muß, geht schon allein aus dem Umstande hervor, daß das Leben der Metallarbeiter fürzer ist, als das der Arbeiter in vielen anderen Berufen.
Die Thatsache, daß kaum 30 pCt. der Arbeitsuchenden unorganisirt waren, während das Prozentverhältniß der Unorganisirten ein ganz anderes ist, ferner der Umstand, daß der Arbeitsnachweis nicht nur durch das Arbeits- Vermittelungsbureau des Verbandes stattfindet, spricht für unsere Auffassung, daß man auf diesem Wege faum zu erschöpfenden Resultaten über den Umfang der Arbeitslosigkeit gelangen dürfte.
Vom Jahre 1889 bis zum Jahre 1891 steigerte sich die Zahl der Arbeitslosen um 83,8 pet. und die Dauer der Arbeitslosigfeit um 182 Tage.
Auf grund der Betriebsergebnisse der in Berlin unter Aufsicht der Gewerbe- Deputation des Magistrats stehenden KrankenDie tägliche Arbeitszeit war am fürzesten bei den Mechanikern fassen sind über den Krankenstand der Berliner Metallarbeiter und am längsten bei den Uhrmachern mit 11 Stunden, sonst be im verflossenen Jahre eine Reihe von Angaben gemacht worden. trug fie, freilich von den Ueberstunden abgesehen, 10 Stunden. Aus dieser Statistik geht zur Beurtheilung der gesundheitDer Affordlohn erscheint den Unternehmern noch immer als lichen Zustände der Metallarbeiter folgendes flar und deutlich herdie beste Ausbeutungsform, als die beste Methode, die Arbeiter vor: Bei den Kupferschmieden, Maschinenbau- Arbeitern, Schlossern, durch sich selbst zur Üeberarbeit treiben zu lassen. Daß dies auch Schmieden, Zeugschmieden bei Brest u. Co. und in der neuen für die Berliner Metallarbeiter zutrifft, geht auch aus unserer Maschinenbau- Arbeiter- Krankenkasse tommen mehr Krankheitsfälle Statistik hervor. Arbeiten doch 40 pt. sämmtlicher Kollegen im auf die gleiche Anzahl Arbeiter als bei dem Durchschnitte sämmtAkford, während blos 23 pct. im Zeitlohn arbeiteten, der Rest licher Berufe in Berlin , die Zahl der Krankheitstage überftieg den ( 34 pt.) arbeitete theils in Zeit, theils in Akkordlohn. Daß Durchschnitt bei den Maschinenbau- Arbeitern, den Mechanikern, der Affordlohn in der Berliner Metallindustrie feinen höheren den Messerschmieden, Nadlern, Silberpressern, bei den Arbeitern Lohn zur Folge hat, geht schon aus der Thatsache hervor, daß von Ludwig Löwe u. Ko. und bei den Mitgliedern der neuen 476 der Kollegen, die sich an der Statistik betheiligten, bei Afford Maschinenbau Arbeiter Krankenkasse, die Zahl der Todesfälle arbeit den Durchschnittslohnsaz erreichten. überstieg den Durchschnitt bei den Klempnern, den Maschinenbau- Arbeitern, Messerschmieden, Silberpressern, Binngießern und bei den Mitgliedern der Maschinenbau- Arbeiter- Strankenkasse. Die Angaben unserer Statistik übersteigen fast ausnahmslos Vielfach wird der Lohn von mehreren Tagen, ja selbst von die offiziellen Angaben. Die Differenzen erklären sich aus dem mehreren Wochen einbehalten. In der Schlosserei wurde in Umstande, daß die offizielle Statistik blos die Krankheitstage, 92 Werkstätten der Lohn einbehalten, nur in 16 war dies nicht für die Unterstüßung empfangen wurde, unsere hingegen sämmtüblich. Der Lohn von 1 oder 2 Tagen wurde in 72, der von liche Krankheitstage nachweist. Nach unserer Statistit waren
Der Lohn wird, von einigen Ausnahmen abgesehen, in denen 14tägige und monatliche Zahlung üblich ist, in der Berliner 25 Jahre gegen 29 Jahre im Jahre 1889 Metallindustrie regelmäßig achttägig ausbezahlt. 29 "
Es betrug das Durchschnittsalter der Eisendreher
Arbeiter.
Mechaniker
Arbeiter bei Gas,
2222
t
00
糖
25
"
"
"
"
271/
242/3
17
#P
"
"
"
Schmiede
28
?
"
"
"
"
"
Schlosser
29
291/5
"
"
"
"
"
Drahtarbeiter
29
291/5
"
"
"
#
"
Gürtler, Schnitt:
arbeiter
291/2
292/3
"
"
"
Wasser- u. Dampf
armaturen
291/2
"
"
Schleifer
291/2
H
31
25
n
"
321/4
25/4
"
"
"
"
83
291/3
"
#
33
292/3
"
"
.
343/4
?
"
"
Eisenformer
343/4
29
"
"
Binkgießer
35
30
"
"
Rohrlegergehilfen
35
"
"
Rohrleger
351/2
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
"
Metallformer
Kernmacher
Drücker
Klempner.
Feilenhauer
Schraubendreher. 36
22122223
3 Tagen in 13, der von 4-6 Tagen in 6 und der von 14 Tagen frank:
in 1 Schlosseriverkstatt einbehalten.
23, pet. der Schloffer.
Bei den Gas, Wasser- und Dampfarmaturen wurde in 12,53
9 Werkstätten der volle Lohn ausgezahlt, dagegen war dies in 20,- 25 nicht der Fall, in 12 wurde der Lohn von 2-1 Tag, in 11 15,- der von 2 Tagen, in 2 der von 3 Tagen zurückbehalten. In
20 Gisenformereien wurde Lohn zurückbehalten und zwar in 18 16,5 bis zu 3 Tagen, in 6 der Lohn von 4-6 Tagen und in 1 der von 14 Tagen. Es wird von keiner Werkstätte berichtet, in der 21,25 das Auszahlen des ganzen Lohnes üblich ist. In 28 Klempnereien wurde der Lohn voll ausgezahlt, in 33 wurde der Arbeitsverdienst 15,- von 1 Tage, in 8 der von 2-3 Tagen einbehalten.
Mechaniker..
... durchschnittlich 27 Tage
51
"
"
"
#
"
"
Eisendreher
39
#
"
"
Schrauben- und Façon
dreher
26#
"
n
Arbeiter beiGas-, Wasser
u. Dampfarinaturen
33
"
"
Gürtler und Schnitt:
arbeiter.
39
P
"
"
Klempner
21
"
"
"
Eisenformer
67
"
"
Metallformer
31
"
Kernmacher
44
"
"
32
40
"
61
"
41
"
40
"
"
22
"
45
"
43
"
"
56
"
Biufgießer
Schleifer
"
"
Drücker
"
"
"
Rohrleger
"
"
Rohrlegergehilfen
"
"
Drahtarbeiter.
"
"
Nagelschmiede.
#
"
"
•
In 20,5 6 Drückereien wurde der volle Lohn ausbezahlt, in 14 der 16,- 1 tägige, in 3 der 2 tägige einbehalten. In der Rohrlegerei 19,- zahlten blos 2 Betriebe den vollen Lohn aus, in 16 Werkstätten 27,- wurde der Arbeitsverdienst eines Tages, in 6 der von 2-3 Tagen ein- 16, behalten. Von 241 Mechanikern erhielten blos 41 den vollen 21,5 Nagelschmiede 383/4 Lohn ausbezahlt, 101 Kollegen wurde 1 Tagelohn, 58 je 34,- Unter sämmtlichen Befragten war nur einer, und zwar ein 2 Tagelöhne, 36 je 3 Tagelöhne und 5: 5-6 Lagelöhne ein- 40,- Eisenformer, 70 Jahre alt, die nächst ältesten waren ein Klempner behalten. Von 228 Eisendrehern erhielten blos 28 ihren Lohn 6,- und Mechaniker je 67 Jahre, ein Schlosser und ein Schleifer je unbeschnitten ausbezahlt, 40 mußten sich die Rückbehaltung 24, 63 Jahre alt, über 60 Jahre war ferner ein Drahtarbeiter. eines Tagelohnes, 72 von 2 Tagelöhnen, 59 von 3 und 24 von 12,- Gegen 60 Jahre waren der älteste Schraubendreher und der 6 Tagelöhnen gefallen lassen. Bei den Schrauben und Façon- 23, älteste Arbeiter bei Gas-, Wasser und Dampfarmaturen, der drehern scheint die Rückbehaltung des Lohnes die Regel zu bilden, 19,5 pct. fämmtlicher Metallarbeiter waren durchschnittlich älteste Gürtler, war 59 Jahre alt, der älteste Metallformer 7 Kollegen wurde ein halber, 113 ein ganzer Tagelohn, 45: 2 40 Tage frant. Am häufigsten wurden als Krankheiten Lungen52 Jahre alt, der älteste Eisendreher hatte das 50. Lebensjahr und 7: 3 Tagelöhne zurückbebalten. Von 228 Gürtlern und leiden, Rheumatismus , Halsleiden angegeben, sehr häufig waren überschritten, der älteste Kernmacher war blos 48, der älteste Schnittarbeitern erhielten blos 34 den vollen Lohn ausbezahlt, Quetschungen und Verlegungen der Hände und Füße. Zinkgießer nur 46 und der älteste Feilenhauer nur 43 Jahre 118 wurde 1 Tagelohn, 72: 2 und 4: 8 Tagelöhne einbehalten. Ueber gesundheitliche Nachtheile in den Werkstätten werden alt, die älteste Arbeiterin war 33 Jahre alt. Blos 20 von 85 Metallformern erhielten ihren Sohn ausbezahlt, mannigfache Klagen erhoben, so über ungenügende Ventilation, Ueber das Verhältniß der gelernten zu den ungelernten 29 wurde 1 Tagelohn, 28: 2, 6: 3 und je 1: 6 und 14 Tagelöhne die meist nur in Thüren und Fenstern besteht; sind diese geArbeitern wie zum Lehrlingswesen hebt die Statistik hervor: einbehalten. Von 15 Binfgießern, welche über diese Verhältnisse be- fchloffen, so ist die Luft unerträglich, find sie geöffnet, so leiden Mit den Fortschritten der Technit, mit der Vervollkommnung richteten, erhielten blos 3 ihren vollen Lohn ausbezahlt, 11 mußten sich die Arbeiter schwer unter der Zugluft, die Klosets sind vielfach der Werkzeuge und Maschinen wird die Zeit für die Ausbildung die Einbehaltung 1Tagelohnes und 1 die von 2 Tagelöhnen gefallen efelhaft unrein, in vielen Wertstätten starrt alles vor Schmutz, der Arbeiter eine immer geringere. Wenn heute noch so zahl- lassen. Von 65 Kernmachern erhielten blos 7 ihren vollen Lohn, die Puzzlappen sind häufig von einer Beschaffenheit, daß man reiche gelernte Arbeiter beschäftigt werden, so rührt dies davon 13 wurde 1 Tagelohn, 21: 2, 11: 3 und 13 Kollegen gar je taum wagt, sie mit der Bange anzufassen. Und trotz alledem hr, daß die Unternehmer noch gerne unbezahlte oder sehr niedrig 14 Tagelöhne einbehalten. Von 25 Rohrlegergehilfen, welche lassen sich die Arbeiter all' dies gefallen, ohne zu reklamiren, e.tlohnte Arbeit unter dem Titel Lehrlingsarbeit anwenden und über diese Verhältnisse Auskunft gaben, erhielten blos 6 ihren wissen sie doch, daß sie unbarmherzig auf die Straße gesetzt daß zahlreiche Arbeiter aus dem zu Grunde gehenden Handwerk vollen Lohn, 18 Kollegen dieser Branche wurde 1 Tagelohn, 1: werden, wenn sie sich über derartige Verhältnisse beklagen würMeister sowie Gesellen sich der Fabrikindustrie zuwenden 2 Tagelöhne rückbehalten. Von 62 Schleifern erhielten blos 15 den. Anders wäre es, wenn sämmtliche Metallarbeiter fest in müssen. ihren vollen Lohn, 27 wurde 1 Tagelohn, 16: 2 und 4: 8 Tage- ihrer Organisation zusammenstehen würden; dann würden auch Eine Statistik der Arbeitslosigkeit besigen wir in Berlin löhne einbehalten. Von 10 Schmieden wurden 3: 1 Tagelohn, diese und andere Nebelstände verschwinden. nicht, die vom Arbeitsnachweis des Verbandes der Berliner 4: 2, 2: 3 und 1: 8 Tagelöhne zurückbehalten. Von 79 Hilfs- Die Zahl der Verletzten, fur welche im Laufe des Jahres Metallarbeiter mitgetheilten Daten haben nur Werth für die arbeitern erhielten blos 6 ihren vollen Lohn, 36 wurde 1 Tage- Unfallsanzeigen erstattet wurden, ist bedeutend größer, als die dieser Organisation angehörenden Gehilfen. Diese Zahlen find lohn, 17: 2, 18: 3 und 2: 6 Tagelöhne einbehalten. Von den der entschädigten Unfälle. Die Differenz rührt davon her, daß aber die einzigen, die vorliegen und seien deshalb hier mit Arbeiterinnen berichteten blos 5 über diese Verhältnisse, 2 der die Entschädigungspflicht bei den meisten Unfällen den Krankengetheilt. felben wurden je 2 Tage einbehalten. Verhältnißmäßig noch kaffen, d. h. vornehmlich den Arbeitern, durch unsere wohlweise am günstigsten scheint es damit bei den Drahtarbeitern zu stehen, Sozialgefeßgebung aufgebürdet wurde. Im Jahre 1890 waren von 54 erhielten 43 ihren vollen Lohn, 3 wurde 1 Tagelohn, 8 es in der Berliner Sektion dieser Berufsgenossenschaft 1603, im der Lohn von 2 Tagen einbehalten. Jahre 1891 1641 Unfälle, die zur Anzeige gebracht wurden. Da Die Häufigkeit der Lohneinbehaltung bietet überaus werth- die thatsächlich stattgefundenen Unfälle jedenfalls selbst diese volles Material zur Beurtheilung des modernen Arbeitsverhält: Zahlen beträchtlich übersteigen dürften, so kann man daraus nisses. Die Unternehmer, ohnedies die weitaus Stärkeren beim ersehen, wie leichtfertig die Unternehmer mit Leben und GesundAbschluß des Arbeitsvertrages, schaffen sich ein besonderes heit ihrer Arbeiter verfahren, wie wenig Geld sie übrig haben, Uebergewicht über die Arbeiter durch Einbehaltung eines oder um durch verständige Einrichtungen und Schuhvorrichtungen die mehrerer Tagelöhne, sie wollen sich dadurch die genaueste Ein- Arbeiter zu schüßen. Aber thäten sie dies auch, so haltung der Vertragsbedingungen, vornehmlich der Kündigungs- würden die Unfälle erst dann den feltenen Ausfristen, die richtige Bezahlung der Strafgelder und dergleichen nahmen werden, wenn die Arbeitszeit und die Lohnsichern, sie suchen vor allem dadurch Arbeitseinstellungen zu er- verhältnisse bedeutend besser gestaltet würden. Ist es doch schweren. Was bleiben hingegen den Arbeitern für Mittel, sich zweifellos, daß ein entkräfteter, übermüdeter, von Sorgen ge gegen die Uebergriffe der Unternehmer zu sichern?? Gar feine, plagter Arbeiter viel eher ein Opfer seines Berufes wird, als ein Arbeiter, der unter günstigen Verhältnissen zu arbeiten in der Friedenau zc. wohnenden Arbeiter umfaßt, die Tag aus, Tag Lage ist. ein nach Berlin fahren und dort arbeiten;
-
Als arbeitslos haben sich in der Zeit vom 1. April 1892 bis 30. September 1892 insgesammt 2010 Metallarbeiter, gegen 1890 im voraufgegangenen Winter- Halbjahr, eintragen laffen, und zwar:
unorganisirt waren
599 Klempner
97= ca. 16 p@ t.
165 Rohrleger
26
16
"
11
58 Rohrlegergehilfen
24
41
"
"
496 Schlosser
128
25
"
101 Dreher.
29
19
"
34
35
"
17
29
20
"
10
15
"
"
25
33
8
"
56
25 43
"
91 Mechaniker
147 Gürtler
69 Drücker
70 Former
30 Schleifer
134 sonstige Arbeiter
B
*) Zu dieser Statistik ist zu bemerken:
2. die Berufsangaben scheinen auf den ersten Blick nicht zu 1. daß sie lediglich das Berliner Stadtgebiet nach seinem stimmen, so erscheint es natürlich unrichtig, daß blos 221 Arbeiter Stande vom Jahre 1890, demnach nicht die Metallarbeiter von bei der Lampenfabrikation angegeben sind. Es ist aber anzunehmen, Charlottenburg , Schöneberg , Rigdorf 2c. und auch nicht die daß die meisten Lampenarbeiter ihren Beruf als Klempner 2c. Taufende entfernter, a. B. in Friedrichshagen , Lichterfelde , langegeben haben dürften.-
au
Zum Schlusse heißt es in der Statistik:
Daß die Lage der Metallarbeiter Berlins schon zur Zeit der Aufnahme der Statistik noch bedeutend ungünstiger war, als hier geschildert wurde, beweist allein der Umstand, daß die lange Beschäftigungsdauer vieler Befragten darauf hindeutet, daß wir es hier gewissermaßen mit einer Aristokratie der Metallarbeiter