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feel b"« Ret Täter, die daZ Mädcyeki'auf einem Ka'hn vergewaltigten und seinen Tod verschuldeten, hinter Schloß und Riegel zu bringen. einen Packhofwächter Wegner. einen Zuhälter Wolf und einen Gelegenheitsarbeiter. Koffer, und Gepäckträger Hermann Richter. Alle drei leugneten und versuchten, einen Alibibeweis zu führen. Nach einigen Tagen gestand Richter, dessen Alibizeugen ihn noch schwerer belasteten, als er es ohnehin schon war, unter der Wucht des Belastungsmaterials zunächst, dabei gewesen zu sein, als das Mädchen auf den Kahn geschleppt wurde. Wie es aber zu Tode ge- kommen und wie die Leiche weggebracht worden sei, das wollte er nicht wissen. Am nächsten Tage jedoch erweiterte er sein Geständnis dahin, daß er auch bei der Vergewaltigung dcS Mädchens, die zu dessen Tode führte, und bei der Beiseiteschasfung der Leiche beteiligt gewesen war. Schon am 19. Januar versuchte der völlig gebrochene Mann, seinem Leben ein Ende zu machen, indem er sich im Unter- suchungsgefängnis mit seinem Leibriemen erhängte. Er wurde damals noch rechtzeitig abgeschnitten und im Lazarett wicderherge» stellt. Vorgestern ist ihm jedoch seine Absicht gelungen. Er erhängte jich zum zweitenmal und war schon tot, als man ihn auffand. Not und Sorgen haben den 32 Jahre alten Dachdecker Paul Dorn aus der Dunckerstrahe Nr. 29 in den Tod getrieben. Der Mann hatte seit vier Monaten keine Arbeit mehr und geriet deshalb mit feiner Frau und sechs Kindern von zehn Jahren bis herab zu vier Monaten in Not. Um wenigstens etwas zu verdienen, handelte er in Schankwirtschaften mit Stiefelwichse. Das brachte aber nur sehr wenig ein. Auch seine Frau, die sich mit Näharbeiten abmühte, konnte nicht viel verdienen, weil die Kinder den größten Teil ihrer Zeit in Anspruch nahmen. Die Lage war um so schlimmer, als Dorn auch schon für drei Monate die Miete schuldig war. Alle Be- mühungen des Mannes, neue Arbeit zu finden, schlugen fehl. End- lich sah er keinen Ausweg aus dem Elend mehr und erhängte sich vorgestern abend in der Stube am Kleiderschrank, während sich seine Frau mit den beiden jüngsten Kindern in der Küche beschäftigte und die anderen Kinder auf dem Hofe spielten. Wiederbelebungsver- suche, die ein Arzt eine halbe Stunde lang machte, blieben erfolglos. Ein Pompabourräuber entriß vorgestern beim Aufziehen der Schloßwache einem Kinderfräulein Charlotte Schwarz aus der Königin-Augustaftraße plötzlich die Handtasche, verschwand damit in der Menge und entkam. Viel Freude wird er an seinem Raub nicht gehabt haben, denn die Tasche enthielt kein Geld, sondern nur einige Gebrauchssachen. Ein großer Brand beschäftigte am Sonnabend längere Zeit die Feuerwehr in der Beusiclstraße 18. Dort kam nachmittags in einem Keller der Firma S. Kaliski, die in verschiedenen Stadtteilen Filialen unterhält. Feuer aus. Als Brandmeister Steiner mit dem 16. Automobillöschzuge dort ankam, stand der ausgedehnte Keller mit dem Kinderwarenlager, dem SchlafmöbellagerBaby" sowie Walken, Hausrat, Türen. Schaldecken usw. in großer Ausdehnung in Flammen. Nach längerer Löscharbeit gelang es, die Gefahr zu beseitigen und den Brand auf den Keller, der ausgebrannt ist, zu beschränken. Der Zoologische Garten hat seine Rindcrsammlung mit einem Paar anderthalbjähriger, von den Philippinen stammender K a r a- bau-Büffel bereichern können, die als wertvolle Zuwendung des Herrn G. E. Weber in Manila , eines Hauptvertreters der dortigen Tabakindustrie, einstweilen im Kamelhause des Gartens unter» gebracht sind. Die Tiere zeichnen sich durch ihre fast nackte Haut. deren zartrosige Farbtönung sofort auffällt, besonders aber durch die langen, weit ausgelegten Hörner aus, die sich hoffentlich auch bei den beiden jungen Ankömmlingen zu charakteristischer Form ent» wickeln werden. Arbeiter-Samariter-Kolonne Groß-Berlin. Montag, den 00. März, abends 9 Uhr, Dresdener Straße 4&, Vortrag über: Ge­fahrdrohende Krankheitszustände. Am Sonntag, den 26. März, vormittags 0 Uhr, auf dem TurnplatzFichte", Pankow, Mendel- ftraße, Uebung der gesamten Mitglieder und Kursusteilnehmer. Zu dieser Uebung haben sämtliche KursuSteilnehmer das der Kolonne gehörige Inventar mitzubringeen. Die Kolonnen der Nachbarorte, sowie Freunde und Gönner sind hierzu freundlichst eingeladen. Vorort- JSadmdrtern Lichtenberg . Die diesjährige Etatsberatung in der Stadtverordnetenber» sammlung begann mit den verschiedenen Sonderetats. Ein vom Stadtv. Rott bereits in der Etatskommission gestellter Antrag, die Kanalisationsgebühren der Hausbesitzer von 3 Proz. auf 2Mt Proz. herabzusetzen, wurde im Plenum zurückgezogen. Der Etat selbst balanciert in Einnahme und Ausgabe mit 279000 M. Auch der Etat der Berliner Schwemmkanalisation mit IIb 000 M. wurde ohne jede Aenderung angenommen. Größere Meinungsverschieden­heiten traten erst bei der Beratung der Etats der städtischen Werke, Gas», Wasier» und Elektrizitätswerk, hervor. Schon in früheren Jahren mußten die Ueberschüsse der Werke dazu dienen, die Defizite, welche bei den Kapiteln der ordentlichen Verwaltung ent- standen waren, wieder auszugleichen. Abschreibungen wurden nur -in minimaler Höhe gemacht, so daß bei einer durch die Stadt- verordnctenversammlung beschlossenen Taxierung der Werke sich herausstellte, daß der Taxwert der Werke bei weitem nicht den Buch- wert derselben, zirka 6 Millionen Mark, erreichte. Um nun zu geordneten Verhältnissen zu kommen, schlug die Deputation der städtischen Werke einstimmig der Versammlung vor, den Prozentsatz der Abschreibungen zu erhohen. Leider vergeblich Trotzdem von den Genossen Brüh, l.Düwell, Kertzscher und Spie cker- mann sowie auch von den bürgerlichen Herren Danneberg und Schumacher eingehend das ganze jetzige System gegeißelt wurde, wonach noch teilweise Apparate und Maschinen m,t hohen Summen als vorhanden zu Buch stehen, während in Wirklichkeit dieselben schon altes Eisen darstellen, wurden alle dahingehenden Anträge derselben, gemäß dem WahlspruchN a ch u n S d i e S i n t- flu t", von der bürgerlichen Mehrheit abgelehnt. Desgleichen wurden unsere Anträge auf Einführung der Wochenlöhne sowie die Zahtung der vollen Differenz zwischen Lohn� und Krankengeld von den Bürgerlichen geschlossen abgelehnt. Während bisher bei der Debatte über die Finanzgebahrung die Herren noch zum Teil geteilter Meinung waren, waren sie bei der Ablehnung von Arbeiter- forderungen wieder vollständig einig. Selbst der Antrag, den Ar- beitern wengstens die Hälfte der Differenz zwischen Lohn, und Krankengeld zu zahlen, wurde abgelehnt. Da nun offenbar sich ein Teil derjenigen Heren, welche bisher sich nicht genug tun konnten� ihr soziales Verständnis zu betonen, bei der glatten Ablehnung aller Arbeiteranträge schämten, kam man in letzter Minute noch überein, einen Antrag anzunehmen, wonach die Angelegenheit der Differenzzahlung in Krankheitsfällen der Deputation der städtischen Werke zur Entscheidung überwiesen werden soll derselben De­putation, welche es bisher abgelehnt hat, die prinzipielle Berechti- gung der Arbeiter ans diesen Zuschuß anzuerkennen. Die un- gerechte Differenz zwischen dem Preis de? Leuchtgases(16 Pf.) und dem dcS KochgafeS(12 Pf.) soltre die Aussicht, daß im nächsten Jahre der allseitig gewünschte Einheitspreis kommen werde, ver- onlaßte den Genossen B r ü h l zu beantragen, den Preis für Leucht- gaS«uf IS Pf. herabzusetzen. Mit der Begründung, daß die Stadt setzt jede Mehreinnohme notwendig brauch«, wurde auch dieser An- trag von den Bürgerlichen geschlossen abgelehnt. Vorh« hatte Ge­nosse Düwell noch darauf hingew-esen, daß. wenn man jetzt plötzlich auf einmal wieder erklärt, viel Geld zu gebrauchen, man doch logischerweise nicht in der vorigen Sitzung die Erhöhung des KommunalsteuerzuschlageS auf 110 Proz., welche rund 64 000 M. Mehreinnahmen gebracht hätte, ablehnen durfte. An Ueber- lchüssen aus dem Gaswerk sollen nach.Beschluß der Versammlung an die Stadthauptkasse Sil 200 M., vom Elektrizitätswerk 93 100 M. vom Wasserwerk 218 300 M.. in Summa also 822 600 M. abgeführt Verden . Alödann wurden die Sonderetats des Grundstückerwerbs- fonds, der städtischen Sparkasse, und der Stiftungen debqttZos an- genommen.. j Charlottenburg . WaS im Konfirmaudenunterricht manchmal behandelt wird, geht aus folgender Mitteilung hervor: In der 22. Gemeindeschule (Witzlebenstraße), hatte ein Fräulein H o f f m a n n Konfirmanden zu unterrichten. Bei dieser Gelegenheit schien Fräulein Hoffmann den Beruf in sich zu fühlen, auch gleich etwas in Bekämpfung der Sozialdemokratie zu machen. So glaubte sie u. a. den Konfirmanden die alte nur noch von unverfrorenen und fanatischen Gegnern der Sozialdemokratie angewandte abgedroschene Redensart vom Reichtum Bebels und Singers , den sie nur Arbeiter- groschen zu verdanken hätten, als neue Weisheit aufzutischen. Daß Fräulein Hossmann die Religionsstunde benutzt, um den Schülern auf ihrem Lebensweg solche alte Ladenhüter anzuhängen, ist besonders bemerkenswert. Neugierig wären wir jedoch einmal zu wissen, in welchem Auf- trag das Fräulein eine solche Art Religion an die Konfirmanden verzapft. Tut sie eS selbständig, dann müßte ihr von zuständiger Seite begreiflich gemacht werden, daß sie die ihr zugewiesene Auf- gäbe zu erfüllen hat. Arbeiterlinder sind jedenfalls nicht die geeigneten Objekte für einen solchen Konfirmandenunterricht. Schöneberg . Ein tödlicher Straßcnbahnunfall ereignete fich am gestrigen Sonnabendnachmittag gegen°/t4 Uhr vor dem Hause Sedanstr. 10. Dort spielte die 3'/zjährige Johanna Lücke. Sedanstr. 76 wohnhaft, auf der Straße umher. Plötzlich lief daS Kind über den Damm und trat unmittelbar vor dem Motorwagen 2130 der Linie 23 auf das Gleis. Noch ehe der Fahrer den Wagen zum Halten bringen konnte, war die Kleine gestürzt und unter den Schutzrahmen ge- raten. Mit Hilfe von Straßenpasianten hob da? Personal den Waggon empor und befreite daS Kind aus seiner entsetzlichen Lage. In schwerverletztem Zustande wurde daS Mädchen zu einem in der Nähe wohnenden Arzt und von dort aus nach dem Auguste Viktoria- Krankenhaus übergeführt, wo«S bald nach der Einlieferung verstarb. Rixdorf. Mit der Frage des Zusammenschlusses im Berliner Lohn- gebiet beschäftigte sich die hiesige Zahlstelle des Deutschen Holz- arbeiterverbandeS zum wiederholten Male. Im August vorigen Jahres stand dieselbe Angelegenheit schon einmal zur Beratung. Ter Zusammenschluß wurde damals abgelehnt, aber anS der Mitte der Versammlung ein Antrag gestellt, die Lokalunter- stützung einer einheitlichen Regelung zu unterziehen, ehe ein Zu- sammenschluß stattfindet. Da nun in der letzten Zeit eine ein- heitliche Regelung der Lokalunterstützungen �für Groß-Berlin ein­geführt ist. so sah sich die Verwaltung genötigt, die Zusammen. schlußfrage erneut den Mitgliedern zur Entscheidung vorzulegen. Hierzu hielt der Kollege Fendel ein kurze» Referat, in dem er die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit oeS Zusammenschlusses eines einheitlichen LohngebieteS klarlegte und den Mitgliedern empfahl, oem zuzustimmen. Auch die meisten Diskussionsredner empfahlen den Zusammenschluß. Von zirka 200 in der Versamm- lung anwesenden Kollegen stimmten nur 10 gegen den Anschluß. Der Bevollmächtigte gab hierauf bekannt, daß nach dieser Zu- stimmung der Zusammenschluß der Zahlstelle Rixdorf mit Berlin jedenfalls schon mn 1. April dieses Jahres stattfinden wird. Dann war eine Resolution eingelaufen, in der die Verwaltung auf- gefordert wurde, mit dem Haupworstand Rücksprache zu nehmen. damit den streikenden Kollegen in Breslau die Streikunterstützung gewährt wird. In der Versammlung ist ein Regenschirm stehen geblieben; derselbe ist im Bureau, Jägerstr. 66. abzuholen. Steglitz . Die Etatsberatung wurde in einer Dauersitzung, die sich von 6 Uhr abends bis nach Mitternacht ausdehnte, erledigt. Eine Er- höhung de» Steuersatzes auf 110 Proz. ist auch in Steglitz nicht angenommen worden. Der Gemeindevorstand hatte auf Stellung eines solchen Antrages verzichtet. Der Bürgermeister bedauerte, daß die Anregung des Regierungspräsidenten auf unfruchtbaren Bosen gefallen sei und wünschte, daß im nächsten Jahre ein ge- meinsames Vorgehen der Gemeinden in dieser Hinsicht erreicht wird. Wenn wir auch in diesem und voraussichtlich im nächsten Jahre ebenso unseren Etat mit 100 Proz. balancieren könnten. so sei daS nur möglich unter Heranziehung der Reserven. DaS sei jedoch keine gesunde Wirtschaftspolitik. AnS der auffallend knappen Etatsrede sei noch hervorgehoben, daß der Schöneberger Ortsteil, der Friedhof und die Bietzbuschstraße noch im Laufe dieses Sommers die so notwendige Verkehrsverbindung durch Schienen, oder womöglich auch gleislose Bahnen das stehe noch nicht fest erhalten sollen. Kämmerer Jochem führte unter anderem anS, daß endlich mit der Tyrannei des Steuersatzes von 100 Proz. gebrochen werden müsse; anstatt für den Etat selbst Reserven zu schaffen, um etwaige dringende Aufgaben im Laufe des Etatsjahres daraus befriedigen zu können, müsse immer wieder aus dem Ausgleichsfonds geschöpft werden, um den Etat ins Gleichgewicht zu bringen. Ein Mittel zur Aufbesserung der Finanzen sei die Vermehrung der Gemeindebetriebe; der Grüne- Waldbahn, der Badeanstalt, dem Elektrizitätswerk müsse ein eigenes Wasserwerk folgen. Ferner sei geplant, der Badeanstalt eine Wäscherei anzugliedern. Diese Unternehmungen müßten jedoch kaufmännisch betrieben werden. Auch in der übrigen Ver- waltung sei man dabei, so weit als möglich die kaufmännische Buchführung einzuführen, um einen besseren Ueberblick über die Finanzgebarung zu gewinnen. Etwa? überraschend war die Mit- teilung, daß die neuerbaute Badeanstalt derart stark frequentiert wird, daß sie schon an der Grenze der Leistungsfähigkeit an- gelangt ist. Daß die Abrechnung über den Bau bis heute noch nicht fertiggestellt ist, wurde von einem Redner später gerügt. Die bürgerlichen Vertreter hatten an dem Etat nichts auszusetzen; sie redeten, weil eS, wie Herr Winkler meinte, keinen guten Ein- druck mache, wenn man gar nichts sage. Um diesenguten Ein- druck" zu machen, brauchte er fast zwei Stunden. Dadurch wurde der Etat jedoch nicht besser, so daß Genosse A ß m a n n reichlichen Anlaß zur Kritik behielt.Wer da hat, dem wird gegeben!" so führte er aus. könnte man diesem Etat als Motto voranstellen. Aus dem Besoldungßnachweis ersieht man. daß der Bürgermeister eine Zulage von 2000 M., die besoldeten Schöffen, der Banrat usw. ebenfalls solche von mehreren hundert Mark und außerdem noch besondere Zuwendungen als Reisekostenentschädigung erhalten haben. Speziell diese besonderen Entschädigungen für alle mög- lichen angeblich zu leistenden Nebenarbeiten find eine Spezialität unsere? Etats; nicht nur Verwaltungsbeamte, sondern auch die Schulrektoren usw. sind damit reichlich bedacht. Diese? System ist tadelnswert. Auch wir verlangen, daß die Beamten auskömm- lich besoldet werden, aber dazu braucht man dieses System nicht, das geeignet ist, Unzufriedenheit in der Beamtenschaft zu er- wecken. DaS Gegenstück zu der honorigen Besoldung der höheren Beamten finden wir bei den niederen und den Gemeindearbeitern. Die letzteren erhalten einen Anfangslohn von 3,25 M. täglich, der erst nach drei Jahren auf 4 M. steigt. Niemand wird behaupten wollen, daß ein Ardeiter bei den heutigen Verhältnissen damit auskommen kann. Daß dieser minimale Lohn für ein« täglich zehnstündige Arbeitszeit gezahlt wird und die Gärtner i- B. Ucberftunden ohne Extraentschadigung leisten müssen, beweist, wie berechtigt daS angeführte Mott» ist. Die meisten Berliner Bor» orte sind uns hier voraus.(Redner verlieft die betreffenden Zahlen.) Auch die Löhne in der Badeanstalt bleiben hinter den tarifmäßigen zurück. Aßmann kritisierte ferner die Verwendung der Nachtwächter zu Botengängen am Tage und daß der Polizei ein höherer Betragfür besondere Zwecke" zur Verfügung gestellt Wird; er fragt an. ob daraus etwq auch die Polizeioeamten exkra bezahlt Korden sind, die zur Zeit des Berliner Kohlen. arbeiterstreiks die Kupferschen Kohlenwagen auf Steglitzer Gebiet eskortieren mußten. Sollte unsere Polizei wirklich so wenig zu tun haben, um solch unnütze Arbeit zu verrichten, dann möge man den Beamten lieber in der freien Zeit Unterricht in der Gesetzes- künde erteilen lassen, damit nicht erst auf Beschwerden hin der Londrat in Aktion treten müsse, um unserer Polizei plausibel zu machen, WaS sie zu tun und zu unterlassen habe. Auch die Saal- abtreiberei sei kein Tätigkeitsfeld für die Polizei. Die Fürsorge der Gemeinde für die Schüler der höheren und der Gemeindeschule sei eine sehr ungleiche zuungunsten der Gemeindeschulen. Er be- weist dies an einzelnen Beispielen und fordert die Lieferung der Lern- und Lehrmittel durch die Gemeinde. Selbst wenn das ge- schehe, würde der Gemeindezuschuß pro Kopf des Schülers bei den Gemeindcschulen noch geringer sein als bei den höheren Schulen. sju rügen sei daß sich die Lehrpersonen der Volksschule die un- sinnigsten Auslassungen über die Sozialdemokratie den Kindern gegenüber zuschulden kommen lassen; hierdurch werde das Ver» hältnis zwischen Schule und Haus nicht gebessert. Die Ferien- kolonie, die ärztliche Untersuchung der Schulkinder, Schüler- ausflüge, die Verweigerung einer Turnhalle für die freien Turner und noch manches andere wurde von unserem Redner cingchcnd gewürdigt. Er schloß mit dem Bedauern, daß keine Aussicht sei, durch eine Steuererhöhung die Mittel zur Durchführung kultureller und sozialpolitischer Aufgaben zu beschaffen, wofür die Vertreter der Arbeiter stets zu haben sein würden. In der Spezialberatunz wurden selbstredend die meisten sozialdemokratischen Anträge ab- gelehnt, unter anderem der auf Ueberlassung eine? öffentlihen Platzes zu Versammlungen unter freiem Himmel und auf zeit- weilige Ueberlassung einer Schulaula' für den BildungSausschuß. Der Antrag auf Lohnerhöhung der Gemeindearbeiter wurde dem Gemeindevorstand, auf Ueberlassung einer Turnhalle an die freien Turner der Schuldeputation, auf Vergebung der Lieferung von Uniformstücken für unsere Beamten �und Arbeiter an hiesige Schneidermeister dem Finanzausschuß überwiesen. Der amtliche Bericht über die Tätigkeit dcS Gewcrbegerichts weist für das abgelaufene Geschäftsjahr abermals eine Steigerung der eingereichten Klagen nach, und zwar von 133 im Vorjahre auf 216 im Berichtsjahre. Daß von diesen Klagen allein auf das Bau- gewerbe 107 entfallen, läßt erkennen, wie der Bauschwindel immer noch blüht, denn erfahrungsgemäß entstehen diese Klagen dadurch. daß bald die Bauherren, bald die Unternehmer, oder auch beide zahlungsunfähig sind. Am meisten in Mitleidenschaft gezogen waren die Bauarbeiter mit 81. die Maurer mit 21 und die Putzer mit 20 Klagen. DaS Fabrikgewerbe war mit 14, sämtliche übrigen Ge- werbe waren mit 95 Klagen beteiligt. In den weitaus meisten Fällen(144) richteten sich die Klagen auf Zahlung rückständigen Lohnes. TerminStage wurden vor dem Vorsitzenden allein 90. vor dem Spruchgericht 14 abgehalten. Rund 54 Proz. aller Klagen wurden innerhalb einer Woche, 22 Proz. innerhalb zwei Wochen erledigt, der Rest dehnte sich auf einen bis zu drei Monaten aus. Die geringste Klagesumme war 1,60 M., die höchste 600 M. Gegen ein Urteil wurde Berufung eingelegt und eine Abänderung erreicht. Ober-Schöneweide. Die Berfügung des Kultusministeriums betreffend Errich­tung der Obersekunda am Realgymnasium war Gegenstand einer ausgedehnten Debatte in der letzten Gemeindevertretersitzung. Vom Gemeindevorsteher wurde noch einmal eine Uebersicht über die Beschlüsse der Vertretung in dieser Angelegenheit gegeben, woraus hervorgeht, daß wohl der Gemeinde auf ihren Antrag die Ermächti- guna zum Ausbau bis zur Vollanstalt erteilt wurde, iedvch in keiner Hinsicht ein Zeitpunkt festgelegt ist, bis zu welchem der Ausbau vollendet fein müsse. Von den meisten Rednern wurde erneut be- fürwortet, an dem kürzlich gefaßten Beschlüsse festzuhalten, wonach die Errichtung der Obersekunda zum 1. April 1911 noch nicht statt- zufinden habe. Unsere Genossen Mnth und Gruna w hielten eine erneute Beschlußfassung nur weil eine Berfügung vorliege für überflüssig, da die in Frage kommenden Schüler bereits in anderen Anstalten Aufnahme gefunden, se-i es auch verfrüht, heute antragsgemäß die Errichtung für 1913 zu beschließen. Bei der Abstimmung fand der Antrag jedoch eine Stimme Mehrheit, da inzwischen die Konfliktsstimmung bei einigen Herren verraucht war. Hoffentlich ist nun die wohl nur in der Einbildung der Unter- zeichner der Petition an den Minister existierende kolossale Auf« regung der Einwohnerschaft überstanden. Die von der Gemeinde in Unterhaltspflicht genommene Kreischaussee ist. wie erst jetzt festgestellt worden, in dem Teile von der Rathenaustraße bis zur Köpcnicker Grenze noch nicht in das Eigentum der Gemeinde übergegangen: eine Vorlage, wonach dies unter gewissen Bedin­gungen stattfinden soll, wurde behuss Prüfung an die Bau- kommission verwiesen. Mitgeteilt wurde, daß die Genehmigung zur Bildung eines eigenen Amtsbezirke» Wuhlheid« er, teilt ist; von Wichtigkeit ist hierbei, daß geplant wird, denselben von der Amtsbehörde Ober-Schöneweide mitverwalten zu lassen. Das von der Vertretung beschlossen« Ortsstatut gegen die Ver» nnzierung von Straßen und Plätzen hat die Gcnehmi- gung erhalten. Die Etatsberatung wurde ebenfalls auf die nächste Sitzung vertagt. Rummelsburg . EtatSberatung in der Gemeindevertretung. Nachdem die Finanzkommission in fünf langen Sitzungen den Voranschlag für 1911 in eingehender Weis« durchberaten hatte, gelangte derselbe ohne große Debatte nach den Vorschlägen der Finanzkommission und den von unseren Genossen gestellten Anträgen zur Annahme. Die zu erwartenden Gesamteinnahmen und-ausgaben sind auf 3312 000 Mark veranschlagt worden. Die Steuersätze find dieselben geblieben wie im Vorjahre, und zwar 135 Proz. Gemeindezuschlag zur Staats» einkommensteuer; Ertrag gleich 496300 M. gegen 448 200 M. im Vorjahre. Die Grundwertsteuer wird erhoben mit 3� Pro­mille bei den bebauten und mit 7 Promille bei den un- bebauten Grundstücken; Ertrag 556 339,50 M. gegen 530 708,50 M. im Vorjahre. Die Gewerbesteuer soll in allen vier Klassen bringen 78 375 M. gegen 75 125 M. im Vorjahre. Die Biersteuer ist mit 32 000 M.. die Hundesteuer mit 19 000 M. und die Umsatzsteuer mit 150 000 M. veranschlagt: diese Sätze bewegen sich in derselben Höhe wie im Vorjahre. Zur Biersteuer lag ein Antrag der Schank-. Wirte um Ermäßigung der Steuersätze um die Hälfte vor; der Antrag wurde gegen die Stimmen unserer Vertreter und die Stimme eine? Schöffen abgelehnt. Der Ertrag aus der Wert- zuwachssteuer ist mit 61 000 M. eingesetzt; im Borjahre waren eS nur 36 000 M. Daß der Etat in diesem Jahre ohne Einstellung von Fondsmitteln(welche auch nicht mehr vorhanden sind), bei einem Gemeindceinkommensteuersatz von 135 Proz. überhaupt balanz.ert, ist zurückzuführen aus den neu errichtetenGrundstückSerwerbs- fonds". Dadurch wird die Verzinsung bei 20 Gemeindegrund- stücken bewirkt, wodurch der diechährige Etat eine Entlastung um 103 000 M. oder 27 Proz. der veranschlagten StaatSeinkommensteue? erfährt. Beim KapitelGemeindeverwaltung" wurde auf Antrag unserer Vertreter beschlossen, daß im Laufe de» Jahre» die Löhne und Gehälter der Arbeiter und Beamten eine wesentliche Auf» besserung zu erfahren haben. Beim KapitelWohlfahrtsamt" wurde gleichfalls auf Antrag unserer Genossen beschlossen, für die ver- fhiedenen Zweige der WohlfahrtSeinrichtungen. als besonders für ie Ferienkolonie, Lungen- und Säuglingsfürsorge, einen aus Ge- meindevertretern zusammengesetzten Ausschuß einzusetzen. Ein- gesetzt find für die Zwecke der sogenannten Wohlfahrtspflege im ganzen 16 000 M., da» sind pro Kopf der Bevölkerung 30 Pf.; eine Erhöhung dieses Satzes war nicht zu erzielen. Beim Kapitel ..Veranstaltungen und Einrichtungen" beantragte unser Genosse John, daß für den Gemeindekinderhort, der sich zurzeit in ganz un- genügenden Mietsräumen in der Neuen Bahnhofstraße befindet, ein eigenes Gebäude errichtet wird, und zwar dergestalt, daß in diesem Gebäude gleichzeitig auch die Volksbücherei nebst Lesehalle sowie die Gemeindesparkasse untergebracht werden kann, da sich auch die Räumlichkeiten dieser beiden Einrichtungen bereits als zu klein erwiesen haben,«lls passendes Grundstück hierfür schlug