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Ar. 9t. 28. 1. KilM des.lotiiiirto" Kerlim KIKsdlM. 19. Wl WH- Franzönfcber Parteitag. St. Quentin, 16. April.  (Eig. Set.) Der Kongreß der geeinigten Partei tagt diesmal in einer Stadt, deren Verwaltung von einer sozialistischen   Mehrheit beherrscht wird. Diese Tatsache kommt den ankommenden Delegierten schon in den auf den Straßen aufgepflanzten, mit Begrüßungsworten und Wahl- sprächen der Internationale versehenen roten Bannern, die zum Kongreßgebäude hinleiten, zum Bewußtsein. Dieses, das.Palais de Fervagues", ist ein weitläufiger, im banalen Prunkgeschmack der Provinz gehaltener Bau, der in einem Flügel als Justiz- palast, im anderen als Arbeitsbörse dient. Der Parteitag tagt im Mitteltrakt, einer großen, akustisch allerdings sehr ungünstigen Festhalle, auf deren rot ausgeschlagener, mit Partei- sahnen geschmückten TrilWjne ein Medaillon Gracckms Baboeufs, des in St. Quentin   geborenen Kommunisten der französischen   Revolution, aufgerichtet ist. Dem Kongreß gingen gestern Versammlungen in allen be- dentenderen Orten des Departements voraus. Die bedeutendste war die in St. Quentin   selbst, im Stadttheater abgehaltene, wo Compore-Morel. Vaillant und I a u r ö s sprachen. Heute vormittag wurde das oben erwähnte Medaillon in einer Versamm- lung unter freiem Himmel enthüllt. Genosse Albert Thomas  hielt die Festrede, in der er die Persönlichkeit Baboeufs und die Eni- Wickelung seiner kommunistischen Anschauungen schilderte. Die Kongreßdelegierten und eine große Volksmenge, unter der sich auch Soldaten in Uniform befanden, nahmen an dem Meeting teil, zu dem die Delegierten vom Kongreßsaal mit Musik und flatternden roten Fahnen gezogen waren. Vormittags fand eine kurze Eröffnungssitzung statt, in der Formalitäten erledigt und die Begrüßungen der ausländischen Par- teien verlesen wurden. In der NackmittagSsitzung wird zunächst der Bericht der Mandat- Prüfungskommission erstattet. Anwesend sind 26g Delegierte, die 402 Mandate vertreten. Camelinat berichtet über die Parteisteuer der Deputierten. Mit Ausnahme eines einzigen haben alle bezahlt und auch dieser brachte begründete Entschuldigungen vor. Zum Bericht der Fraktion spricht zunächst Rappoport: Die Geschichte unserer jungen Fraktion zerfällt in zwei Perioden: eine heroische und eine idyllische. In der zweiten sind unsere Deputierten wohl noch nicht bis zum Block, aber zu einem»Apparentement* gekommen. In der ersten Periode sehen wir eine gute.direkte Aktion  " in der Kammer. Sie war notwendig, um den Parlamentarismus, der für uns unentbehrlich ist und durch die Bourgeoisie kompromittiert wird, zu rehabilitieren. Und nun das Idyll. Auch ich ziehe eine demokratische Regierung einer Renegaten- regierung vor. 60 Schläge sind mir lieber als 160. Der MarxiS- muS schließt die Mathematik und auch die Psychologie nicht auS. Der Redner beruft sich auf Kautskhs jüngste Ausführungen in der .Neuen Zeit". Jaurös Hymnus in der.Humanitv" bei der Kon- stituierung deS Ministeriums Monis war nicht am Platz. Wirmüfien mißtrauisch bleiben. Auch die Regierungen mit dem besten Willen find nicht Herren der Kammer und des Regimes selbst. JaureS  sieht um der Haltung willen, die Monis in der Eisenbahnerdcbatte eingenommen hat, schon eine Aera der.sozialen Demokratie" heraufkommen. Gerade Monis Erklärung beweist, daß die Re- gierung wohl gegen die Arbeiter, aberl nicht gegen die Kapitalisten Waffen hat. Am selben Tag. wo Jaurss sich so begeisterte, wurden in Marseille   streikende Arbeiter massakriert. Die«Humanitö" hat aber noch kein Wort darüber gesagt. In der weiteren Verhandlung kommt es zu einer Diskussion über daS Verhältnis der Partei zum LntiklerikalismuS. Deputierter M y r e n S rechtfertigt seine Abstimmung gegen die Verminderung deS Kredits für Gefängnisgeistliche. Ueberall in den Anstalten, wo die Bourgeoisie ihre Angehörigen hat, behält sie die Beichtväter bei. in den Gefängnissen, bei den Opfern der Gesellschaft, besinnt sie sich auf ihr Prinzip. Bringen Sie einmal die ganze Frage vor das Forum der Parteil Ich stimme nach meiner Ueberzeugung und bleibe dabei, daß Religion Privatsache ist. Ter Redner beklagt sich über freiinaurerische Umtriebe, wobei ihn der Vorsitzende G r o u s s i e r, der selbst Freimaurer   ist, mit einem heftigen Protest unterbricht. L a f o r e t meint, eS gebe einen Antisemitismus und einen PseudoliberaliSmus, der nicht minder verwerflich sei als der ein» seitige Antiklerikalismus. Myrens hat Wählerpolitik getrieben. Die deutschen   Sozialdemokraten hätten niemals im Namen des Satzes .Religion ist Privatsache" für einen Kredit religiöser Art gestimmt. kleines femllcton. Theater. Richard EH. im Zirkus Busch. Herr Bonn  , der Mann der schmetternden Reklame, hat sich durch den Erfolg von Rein- Hardts Oedipus  - Aufführung zu einem Attentat auf Shakespeare  inspirieren lassen. Zirkus ist Zirkus, kalkulierte er. und wenn die Scharen des Thebancrvolkes. die Reinhardt von den Stufen des OedipuS-Palastes in der Arena hin und wieder fluten läßt. schon einen solchen Eindruck niachen, was könnte man da erst erreichen, wenn man die ZirkuSkiinste selber in den Dienst der Tragik stellen, die Wirkungen der Massen durch flotte Kavalkaden steigern würde. Er parodierte beide. Shakespeare   und Reinhardt, in einem Atemzuge. Aber so wenig der plumpe Trick das Drama, so wenig wird er bei Verständigen Reinhardts interessantes Wagnis nachträglich kompromittieren können. Für Bonn   ist umgekehrt der ZirkuS nur ein Mittel, bei dessen stillosen Flitterglanz unter erborgter Kunstetikette Anleihen zu machen. Nickt Reinhardt, dem altbekannten ZirkuSpantomimen, eifert er in Wahrheit nach. Die ClouS, mit denen er das Stück versorgt, sahen denen, mit denen sonst das Publikum jetzt bei der Hermannscklacht im ZirkuS Busch bedacht wird, geradezu drollig ähnlich, nur daß dort das Vergnügen nicht durch einen überflüssigen, obendrein meist UN- verständlichen Text unterbrochen wird. Eine Hintergrundbühne, aus der sich die eigentliche Handlung abspielt, wie bei Reinhardt, gab's überhaupt nicht. Statt dessen ein paar, vermutlich den Tower darstellende Papptürmchen auf einem Plateau. Die Schauspieler hatten sich wie die Hauptakteure, die Pferde, inmitten der Arena zu produzieren, kehrten also beim Sprechen eiwa der Hälfte des Publikum? regelmäßig den Rücken zu. Drei ge» waltig knallende Böllerschüsse kündeten sinngemäß den Anfang an. Den Auftakt bildet ein Siegesfest, von dessen Glanz Shake- speares magere Poetenphantasie sich nichts hat träumen lassen. Eine kurze Ruhepause gewährte Richards berühmter Monolog, aber gleich die Begegnung mir Anna bringt eine r.ei.e Sensalion. Sechs Rosse ziehen das Leichenwägelchen, in dem ihr seliger, von Richard hingemordeter Gemahl liegt. DaS prunkende Gefolge strömt in die Arena und begleitet Richards freche Werbung um die Witwe Bonn schleudert sie auch zwischendurch zu Boden mit Zeichen von Entrüstung. So hörte man den Chor aus tiefer Brust einmalGe- meinheit" rufen. Ohne jede Andeutung des Ortswechsels und schon darum völlig unverständlich reihen sich die Szenen aneinander, bis endlich nach zwei Stunden ein Kuppelvorhang sich vom Dach her- untersenkt. Als er sich erhebt, ist die Arena vermöge der papiernen Baumstämme aus der Hennannschlacht in einen Wald verwandelt. Es folgt der Hauptclou, der zirkuSmäßige Galopp Richards und der Seinen den steilen Anstieg zum Plateau hinauf, und, nach dem Traum, die Reiterschlacht mit brillant exekutiertem Sturz des könig- »chen Schimmels. G u e s d e ruft: Aber für die Aufhebung des Jesuitengesetzes l R o l d e S hat eine allgemeine Resolutton über diesen Gegen- stand eingebracht. Compöre-Morel meint, die Frage der Ab- stimmung des Gen. MyrenS sei nicht so dringend und könne nur dazu dienen, die wichtigeren wie die der Stellung zum Ministerium Monis in den Hintergrund zu drängen. Hier im Saale sind viele Bürgermeister von Gemeinden anwesend, die in ihren Hospitälern die Geistlichen beibehalten haben. Einen allgemeinen Beschluß könne man ohne gründliche Debatte in einem eigenen Punkt der Tages- ordnung nicht fassen. Sie dürfen aber den Deputierten und Propagandisten Myrens nicht mit einem Tadel von hier heim- schicken I Dröan-Chapel(Gironde  ) verlangt Aufklärung über das Verhalten der Fraktion bei der Wahl des Kammerpräsidenten, bei der bekanntlich ein Teil für Brisson gestimmt hat. Er wendet sich gegen die reformistische Taktik und fordert rücksichtslose Opposition gegen alle bürgerlichen Regierungen. Lagrosilliore, Deputierter von Martinique  (Mulatte), er- klärt, warum er aus der Fraktion ausgetreten ist. Als er die Ge- legenheit suchte, in der Kolonialdebatte die unheilvolle Rolle, die Mesfimy, Augagneur und Violette in Wirklichkeit spielen, zur Sprache zu bringen, stieß er auf den Widerstand gewisser namhafter Deputierter. Thomas meint, daß die Reformisten um der Einigkeit willen öfter für die Anträge der Revolutionäre stimmen, als diese für reformistische. Er appelliert an Lagrosilliore, seinen Entschluß zurück- zunehmen, was dieser unter großem Beifall tut. Am Abend luden die Genossen von St. Quentin die Dele- gierten zu einem Ehrentrunk ein, als welcher höre und verdrehe die Augen, deutscher Philisterl Champagner serviert wurde. Die erste Rkichskonferen; der Verstcherunggangtstellten Deutschlands  , einberufen vom Verband der Bureauangestellten, fand am Montag im Gewerkschaftshause statt. Erschienen waren 21 Delegierte aus 16 Orten. Der Berbandsvorsitzende Giebel bemerkte in seiner Eröffnungsrede, daß eine große Versicherungs- gesellschaft die bei ihr angestellten Teilnehmer der Konferenz im voraus mit Entlassung bedrohte. Die Direktion ging dabei von der irrigen Voraussetzung aus, daß die Konferenz sich lediglich mit den Angelegenheiten eben dieser Gesellschaft beschäftigen sollte, und zog, nachdem sie darüber aufgeklärt worden war, daß es sich um die Lage der Versicherungsbeamten im allgemeinen handelte, die Maß- regelung zurück. Der erste Punkt der Tagesordnung war: Die soziale Lage und die wirtschaftlichen und sozialpolitischen Forderungen der Bersicherungsangestellten. Es waren hierzu drei Referenten vorgesehen, von denen der erste, Brille- Berlin  , über die Lage und Forderungen der im Innendienst tätigen Angestellten sprach Sodann sprach St e i n er t- Chemnitz über die Lage und Forderungen der A u ß« n beamt e n. und nachdem Lehmann- Berlin über die der Einnehmer oder Einkassierer oder Kassen- boten, wie sie früher einmal hießen. Nach einer regen Diskussion, die mehrere Stunden dauerte, wurden die in einer Resolutton niedergelegten Forderungen wie folgt einstimmig gutgeheißen: Das Versicherungswesen, welches lediglich sozialen Aufgaben dienen sollte, ist in steigendem Maße zu einem Mittel privat- kapitalistischer AuSbentung geworden. Die Tätigkeit der Ver- sicherungsunternehmungen wird in erster Linie von diesem Kapitalsintevcss« beherrscht. Hierunter haben namentlich die An. gestellten der Persicherungs-Gesellschaften schwer zu leiden. Durch Arbeitsteilung und Arbertskontrollen ist die Ausnützung der An- gestellten aufs höchste gesteigert und durch den Pensumszwang in der Akquisition, der die Außenbeamten zu einem ständigen Kampfe aufpeitscht um ihre immer gefährdete Existenz, ist die Ausbcnwng ihrer Arbeitskraft geradezu auf die Spitze getrieben. Die erschwerte Konkurrenz der kleinen Gesellschaften gegen die immer mehr vordringenden Großbetriebe zeitigte bei ihnen häufig eine fühlbare Verschärfung der gleichen DerwaltungSmaximen. Der scharfe Wettkampf der Gefellschaften untereinander hat dahin geführt, höhere Dividenden zu erzielen auf Kosten der Verwaltungsaufwendungen. DaS hat den natürlichen Widerstand der Gesellschaften gegen eine durch die allgemeine Verteuerung der Lebenshaltung doppelt nottvendig gewordene Gehaltsreform zum Schaden des Gros der Versicherungsangcstellten, dessen Ge- Der Applaus nach dem ersten Teile stieß auf energisches Zischen. Am Schlüsse behaupteten die Enthusiasten ungehindert das Feld. Schließlich drang eine Schar der kühnsten Jünglinge in die Arena und hob den Künstler-Akrobaten-Helden auf die Schultern. Er hielt auch eine Ansprache, von der ich aber nur noch die Worte.gesund" und.Knochen" hören konnte. ät. Mufik. ArbeitergesangvereinBremen  ". ES hat Zweifels  - ohne sein gutes, wenn von Zeit zu Zeit leistungsfähige Arbeiter- sängerchöre sich anderen OrtS als in ihrer Heimatsstadt hören lassen. Alle reproduktiven Kunstübungen bedürfen eines Maßstabes der Per- gleichung untereinander, um ihren Grad und Stand klar erkennen zu lassen. Lokale Scheidewände fallen, sobald ein Sängerchor sich hinausbegibt. Aber auch den örtlichen Vereinen erwachsen aus solche» Veranstalrunqen mannigfaltige Vorteile. Sie lernen für sich, indem sie auswärttge Gäste hören. ES geschah zum erstenmal, daß nach den Leipzigern im vorigen Jahre, die Bremer zu unS kamen, von deren zielbewußter Regsamkeit gleichfalls Rühmenswertes verlautete. Das an beiden Ostertagen in derBrauerei Friedrichshain" und im Etablissement Neue Welt", Hasenheide, gegebene Konzert des Männerchors hat jedenfalls befruchtende Eindrücke hinterlassen. DaS Stimmenmaterial läßt wohl den lyrischen Schmelz vermissen, dafür aber steht ein Toncharakter von urwüchsiger Kraft und Wucht. Und das ist das Bodenständige, in der Heimatscholle Wurzelnde, dem wir immer freudig zustimmen werden. Ob damit jedem Chorliede gedient sei, ist freilich eine andere Frage. Manche der Chöre sind hier zweifel- loS schon besser zu Gehör gebracht worden, tiefer in der Auffassung, zarter in der Wiedergabe. SilcherSSoldat" zum Beispiel. Was hierbei prononciert auffiel, waren die punktierten Viertel in.komm a n diert",»elvi g e Ruh'",mitten in S Herz", weil sie allzulang über den Notcnwert aus- gehalten und dann zu spitz gestochen wurden. In Kreutzers weißem Hirsch herrschte ein überhastetes Tempo, worunter die Klarheit litt. In Webers wilder Jagd beläßt eS der Dirigent beim einfachen Schlußruf:DaS ist Lüyows wilde verwegene Jagd!" Aber gerade in der Wiederholung des Refrains ward diesem durch Weber der runde musikalische Abschluß und sonach seine Wucht verliehen I Vorzüglich herausgearbeitet und schattiert kam dagegen HegarS Totenvolk". Die Gesangsfigur.Rieseufaust' hatte jene erschreckende, bluterstarrende Urplötzlichkett, die zum Angelpunkt der ganzen Ballade wird. Die VolksliederDiei Lilien" und.Wanderlied" kamen prachtvoll in sattem Klange. ZelterSMeister und Gesell" gleich- falls, obwohl manche Partie, z. B. wenn der langsame Feiler, aber rasche Fresser redet, ein anderes Tempo vertragen hätte. Trotzdem daS Lied zündete und mußte wiederholt werden, wie zuvor daS reizend gesungene.Schenkenlied" von Mendelssohn  . Die Sänger, das soll noch besonders hervorgehoben fein, befleißigen sich einer sehr deutlichen Aussprach« deS Textes, ohne den melodischen Fluß zu gefährden. hälter stets unauskömmlich gewesen ftnb,_ und noch sind, außer- ordentlich verschärft. Die von den Gesellschaften vollkommen ab» hängigen Generalagenten bilden nur ein Mittel intensiverer Ausbeutung der Angestellten. Dieser ungesunde Zustand und das hohe Maß wirtschaftlicher und persönlicher Abhängigkeit der Angestellten, das sich mit der zunehmenden Konzentration des Versicherungsunternehmcns weiter steigert, müssen, außer auf dem Wege gewerkschaftlicher Selbsthilfe, durch die Gesetzgebung eingeschränkt werden; sie kann das herbeiführen durch gesetzliche Festlegung eines mindestens paritätischen Mitbestimmungsrechts der Versicherungsnehmer in der Verwaltung und durch Schutzbestimmungen zu gunsten der Angestellten. Ausgehend hiervon erhebt die von dem Verbände der Bureau  - angestellten einberufene erste Reichskonferenz der VersicherungS» angestellten folgende Forderungen: l. An die Gesellschaften. 1. Schriftliche Anstellungsverträge, die vorsehen: a) Gehaltsskala mit ausreichendem Ansangsgehalt, lährlichen Steigerungen mit Rechtsanspruch; d) Rechtsanspruch auf vorgesehene Gratifikationen oder Tan- iiemen, auch anteilig beim vorzeitigen Ausscheiden aus der Stellung; t) besondere Verhütung etwaiger Ueberarbcitszeit; ck) Anwendung der handelsgesetzlichen Vergünstigungen für alle Angestellte: feste Anstellung nach zehnjähriger Dienst- zeit, die seitens der Gesellschaften nur bei Vorliegen eine? wichtigen Grundes im Sinne des B.G.B, aufgehoben werden kann; Fortzahlung des Gehalts bis zu 6 Wochen bei militärischen Dienstleistungen.» e) Urlaub von 14 Tagen nach einjähriger Tätigkeit nach fünfjähriger von 21 Tagen; i) Beseitigung der Bestimmung, die für die KündigungSzeit den Fortfall des Gehalts bezw. Fixums vorsteht. 2. Maximalarbeiszeit von werttäglich 8 Stunden; Uebcrgang zur 7stündigen Arbeitszeit. 3. Wahl eines Personalausschusses für jede Betriebsstätte durch die Angestellten nach den Grundsätzen der Verhältniswahl in geheimer Abstimmung. 4. Festsetzung einer Bureauordnung mit Zustimmung deS PersonalauLschustes. Die Bureau ordnung muß Bestimmungen enthalten über die Befugnisse des Personalausschusses insbs- sondere bei Schlichtung von Streitigkeiten, Verwaltung bestehen- der Kassen und sogenannter Wohlfährtscinrichtungen, Mit- Wirkung bei Erlaß von Verfügungen über das Verhalten der Angestellten bei Kündigung eines Mitgliedes des Personal- ausschusses. 6. Abschaffung der Geldstrafen; bis dahin: Verwaltung der Strafgelder durch den Personalausschuß. 6. Abschaffung von Darlehns- und ähnlichen kkassen, Rechts- vnspruch an bestehende Pensionskassen und Sicherung aller Recht« auch nach Ausscheiden aus der Stellung. 7. Abschaffung des Zivangcs zum Abschluß eigener Ver- sicherungcn bei der Arbeitgeberin. 8. Beseitigung aller Verfügungen, die in daS Privatleben der Angestellten eingreifen(Heiratsverbot usw.). ö. Anerkennung des Koalitionsrechtes. 10. Aufhebung der Personalkonventionen der Gesellschaften untereinander. 11. Beseitigung des Pensumszwanges und der TättgkeitS- berichte für die Außenbeam-ten; Entschädigung bei Storno  , das durch die Auhenbeamten nicht verschuldet ist. 12. Abschaffung der Sonntagskassierer. 13. Kranken- und Unfallversicherung NichtversicherungS- Pflichtiger. 14. Vorlegung der Eintragungen in die Personalakten zwecks Kenntnisnahme und Gegenäußerung der betreffenden An» gestellten. II. ForderungenandieGesetzgebunK 1. Einwandssreie Feststellung, daß für sämtliche Angestellte, ohne Rücksicht auf die Art ihrer Tätigkeit, die Bestimmungen des Handelsgesetzbuches und der entsprechenden Bestimmungen der Gewerbeordnung gelten und daß das Kaufmannsgericht für sie zuständig ist; Erteilung des Zeugnisses nach erfolgter Kündigung. 2. Verbot der Sonntagsarbeit. 3. Anerkennung des§ 36 HGB. als zwingendes Recht; Fort- Zahlung des Gehalts bis zu 6 Wochen bei militärischen Uebungen. 4. Nichtigkeit von Vertragsabreden, daß im KündigungS- monat das Gehalt fortfallen soll. 5. Einsetzung von Personalausschüssen als zwingende? Recht. Die Konzertgeber hatten sich der Mitwirkung von zwei Künstler- solisten versichert. Frau Martha O p p er m a n n- Dresden sang Lieder älterer wie moderner Komponisten, nicht stimmlich hervor- ragend zwar, aber gut konzertgemäß. Hermann Böse  , der Dirigent deS Männerchors, begleitete sein am Flügel. Er scheint auch ein tüchtiger Pianist zu sein. Am ersten Tage(im Konzertsaal der Brauerei Fnedrichshain) leitete Herr Rudolf Tobias- Berlin jede Abteilung deS Programms durch einen Orgelvortrag ein. Er meistert sein schwierig zu behandelndes Instrument in vollendeter Weise. Schade nur, daß die Orgel manchmal so spröde war l«. k. Die OperDer Widerspenstigen Zähmung  ", die am Sonntag in derKomischen Oper" neu gegeben wurde, wird stets genannt, wenn man mit Bedauern die kleine Zahl der heiteren Opern erwähnt, die es von deutschen   Komponisten gibt. Eine von ihnen, Nicolais lustigen Weiber von Windsor, ist wohl vielen unserer Leser bekannt und kehrt auch auf den Sommerbühnen nicht selten wieder. Nach ihr kam CorneliusBarbier von Bagdad  ", später WagnersMeistersinger" und im Jahre 1874 dieZähmung" von Hermann Götz  . Früh gestorben, hat der Komponist außer diesem Hauptwerk nur wenig geschrieben; vielleicht versucht eS ein­mal einer unserer Chöre mit Gesängen von Götz. Die Oper selbst, deren Text dem gleichnamigen Stücke von Shakespeare   entnommen ist, fehlt seit langem auf dem zugänglicheren Repertoire. Möglich, daß die schlicht-vornehme Art des Werkes schuld daran ist; aber sollten einmal unsere Freien Volksbühnen wieder etwas Musik- dramatisches versuchen, so würden sie mit einer solchen Musik, deren echter Melodiengehalt wohl noch feiner ist als bei denLustigen Weibern", sicheren Erfolg haben. Die Aufführung war zugleich die erste, die wir nach dem Ab- gange der Direktion Gregor unter Direktor Gu ra(und mit dessen Regieführung) sahen. Die Tradition Gregors, das ist die natura- listtsche Durcharbeitung, die nahezu exzentrische Charakterisierung usw., hat er nicht fortgeführt. Eine Strecke weit gings etwas lang. weilig; dann brachten dieFrau Direktorin", Annie Gura- Hummel, und ein Gast aus München  , Fritz F e i n ha l S, Leben in die Bude. Am i�unenswertesten sind vielleicht die Dekorationen: sie stammen von einein wvhlanigesehenen Kunstmaler: Franz Staffen._ u. Notizen. - W i l m a N o r m a n n- N e r u d a, wohl unsere beste Geigen- tünstlerin, die Hans v. Bülow Joachims einzige Rivalin genannt hat, ist im Alter von 72 Jahren in Berlin   gestorben. Ernst Höckel gedenkt zum Herbst den ersten Band seiner Lebenserinnerungen herauszugeben. Sie werden mit Reprodukttonen nach seinen eigenen Bildern geschmückt sein. Lassalles Geburtshaus, daS bisher unbekannt war, haben die Breslauer Parteigenossen mit Hilfe der Synagogen- Verwaltung am Roßmarkt Nr. 6 ermittelt. DaS HauS gehört aber jetzt zum KarlSplotz und trägt die Nr. 2.