Len verschiedens Ncdnc?-als überflüssig bczeichnelen, würbe abgelehnt.Angenommen wurde ein Antrag, daß auch bei Set freiwilligenBildung des Zweckverbandes auf Antrag aller Beteiligten dieFestsetzung der Satzung durch die kommunale Aussichtsbehördestattfinden darf.Zu 8 8 beantragten die Fortschrittler, die Streichung der Be-stimmung, dag in Ziveckverbänden mit mehr als drei Berbairds-gliedern die Abgeordnctenzahl eines Verbandsgliedes hinter derHälft? der Gesamtzahl zurückbleiben muß. Sowohl dieser Prin-zipalantrag, als auch ein Eventualantrag, wonach erst bei vierBerbandsgliedern diese einschränkende Bestimmung Geltung habensollte, wurden abgelehnt. Die Kommission begnügte sich mit dernichtssagenden Aenderung, daß die Zahl in der Regel hinterder Halste der Gesamtzahl zurückbleiben muh.' Eine längere Debatte knüpfte sich an den Z 11, der fürVerbandSvvrstehex dqS Bestütigungsrecht vorsieht. Fortschrittlerund der Vertreter der Sozialdemokratie bekämpften gundsätzlichdas Bestütigungsrecht der Regierung, letzterer unter dem Hinweisdarauf, daß selbst die prinzipiellen Freunde des Bestätigungs-rechts doch in diesem Falle, wo die Wahl des Verbandsvorstehersvon einer doppelt und dreifach gesiebten Körperschaft erfolgt, da-von Abstand nehmen könnten. Ohne Erfolg, die reaktionärenBestimmungen wurden ebenso beibehalten, wie die über das Wahl-recht. Dagegen gelang es, eine weitere, von konservativer Seitebeantragte Verschlechterung zu Falle zu bringen, nämlich die Schaf-fung eines neuen§ 17a, demzufolge der Verbandsausschuß aufAntrag des Staatsministeriums durch Königliche Verordnung aufgelöst werden kann. Als Termin für das Inkrafttreten desGesetzes wurde der 1. Oktober 1911 bestimmt.In der Schlußabstimmung stimmten die Vertreter der fort-schrittlichen Vollspartei.und der Sozialdemokrah gegeiz das soverhunzte Gesetz«9er iinifterwelhM in Braimichweig.Aus Braunschweig wird unS geschrieben:Am 1. Mai scheidet der dritte Peiniger der braunschweigischenArbeiterschaft aus dem Dienste. Kaum war der verantwortlicheRedakteur des.Volksfreuiides", Genosse August Wesemeier zu derunerhörten Gefängnisstrafe von 8 und S Monaten Gefängnis ver»urteilt, da schied der Borsitzende der ihn verurteilenden berüchtigtenNoßmann-Kainmer. Landgerichtödirektor Noßmann, aus dem Amte.Ihm folgte alsbald der Einleiter der Verfolgung. Erster Staats-anwalt Peßler. der kurz nach seinen, Abschied in derNacht des Irrsinns starb. Das Grabgeläute ertönteihm an demselben Tage und zu derselben Zeit, alsdie Arbeiterschaft dem Genossen Wesemeier das Geleitezum Wolfenbütteler Gefängnis gab. Und nun nimmt auch derStaatsminister v. Otto, der verantwortliche Leiter dcS verwaistenbraunschweigischen Herzogtums, seinen Abschied.Es ist kein Druck von oben, der Otto gehen heißt. Im Gegen-teil, Otto war xsrsona gratißsima bei dem Herzog-Regenten; denn- et war der Regentenmacher, der sowohl dem preußischen Albrcchtwie dem mecklenburgischen Johann Albrecht auf den braunschweigischenHerzogSlhron geholfen hatte. Otto geht— und eine andere Deutungist wohl kaum angebracht— wegen hohen Alters. Er ist Ende 1836geboren, steht also im fünfundsicbzigsten Lebensjahre. Wie allehöheren Beamten Braunschweigs entstammt er der eingesessenenherrschenden Bureaukratencligue.Noch zu Lebzeiten des letzten Welsenherzogs im Frühjahre 1884kam er in das braunschweigische Ministerium. Der alte Herzog, derdamals schon ein Todeskandidat war, ließ sich vor der BerufungOttos dessen Welfentreue versichern, da der alte BraunschweigerJunageselle, der letzte auS dem Hause Braunschweig-Wolfenbüttel.nichts mehr haßte als eine preußische Regentschaft und die Nachfolgeder jüngeren Linie Braunschweig-Liinevurg. deren Agnat der HerzogVon Cumberland ist, sicher gestellt wissen wollte.Otto schwenkte nach dem Tode deS Herzogs jedoch sofort aufdie preußische Seite und wurde dadurch Liebkind bei dem Hohen-zollernschei, Prinzregentcn Albrecht, der ihn in den Adelsstand erhobund im April 1889 zum leitenden StaatSminister machte.Bor OttoS Regiment hatte Braunfchwcig eine verhältnismäßigliberale Regierung und in der Stadt Braunschweig herrschten gemül-liche, den süddeutschen ähnliche Zustände. Der alte Herzog hattedem Grundsatze gehuldigt: Leben und leben lassen. Mit Otto setzteewe borussich-konservative FinsterlingSherrschaft.ein, die er bis in dieGegenwart hinein aufrecht erhielt.Nach dem Tode des preußischen Prinzregenten Albrecht wollteOtto die Regentschaft auf Albrechts ältesten Sohn Friedrich Heinrichübertragen; aber dieser war bei Wilhelm IL wegen seines Lebenswandels in Ungnade gefallen und wanderte nach Italien aus. Somußte sich Otto nach einem anderen Regenten umsehen und erkorsich den Herzog Johann Llbrecht von Mecklenburg zu seinem aller-gnädigsten Herrn.Unter diesem nahm Otto, wenn sich Kleine? mit Großem ver-gleichen läßt, eine ähnliche Stellung ein, wie Bismarck unterWilhelm l. Als gerade während der bekannten WahlrechtskämpfeJohann Albrecht auf einer siebenmonatigen Hochzeitsreise in Ost-asten weilte, war Otto stellvertretender Regent und mit allen Voll-machten ausgestattet. Er benutzte sie dazu, der demonstrierendenArbeiterschaft die blutige Polizeiattacke vom 26. Januar 1910 liefernzu lassen. Otto war eS auch, der wegen angeblicher Beleidigungdurch einen rein politischen Artikel gegen Genossen Wesemeier diegerichtliche Klage anstrengte und ihn auf viele Monate ins Ge-sängnis brachte. Schon einige Zeit vorher hatte v. Otto seinen klein-lichen Sozialistenhaß dadurch bekundet, daß er den sozialdemokratischenArbeitern de» Anspruch auf das Jahrholz im ehemaligen FürstentumBlankenburg. daS auf einem uralten Gewohnheitsrecht beruhte, will-kürlich absprach.Otto war der richtige Polizeiminister der vormärzlichen Zeit.ein Ueberbleibsel aus den Tagen deS fürstlichen Absolutismus ä laFriedrich Wilhelm L von Preußen. Lei jeder Gelegenheit betonteer die unangreifbare Autorität der Behörden und begünstigteeine Polizeiherrschaft sondergleichen. Dessen ungeachtet odervielleicht gerade d-Shalb war Otto dem Unternehmertumwillkommen. Er verschonte eS zwar auch nicht mit klein«lichen Schikanen und wollte Braunschweig gerne zu einer fabrik-freien PensionopoliS machen, aber sein rigoroses Vorgehen gegendie klassenbewußte Arbeiterschaft sicherte ihm doch das VertrauendeS Unternehmertums. Mit dem Dreiklanenlandtage stand Otto aufgutem Fuße, besonder« den Agrariern strich er bei jeder Gelegenheitden Bart. Bei der Arbeiterschaft und mich im Kleinbürgertum wardagegen Otto außerordentlich verhaßt. Auch die Welsen konntenihn nicht leiden. Schließlich mußte er sich aber doch zueiner Wahlreform bequemen und dabei sogar gegen die AgrarierStellung nehmen. Diese Wahlresorm. die des Dreiklassenwahlrechtbestehen, aber die Abgeordneten von! jeder Klasse getrennt wählen läßt,ruht bei seinem Abgange noch im Schöße des MinistetiuinS, soll aberdem nächsten Landtage zur Beratung zugeben.Zum Nachfolger OttoS als Präsident de» Ministeriums ist derPvliz-iminister Hartwicg ernannt, der genau aus demselben Holzegeschnitzt ist wie Otto und pttsvnlich ttoch einen diel unsympathischerenEindruck macht. Herr Hartwieg zeichnete sich schon vor dem Sozia-listengesetz als Sozialistenverfolger auS und betrieb dieses Geschäftwährend des Sozialistengesetzes rüstig weiter.Ottos Ressort, das Finanzministerium, ist auf den Präsidentendes VerwaltungSgerichtshofeS, einen gewissen Radkau, übergegangen.einen geborenen Meyer, der sich 1899 in einen Radkau umtaufenließ. Auch Herr Radkau-Meyer hat feine reaktionäre Gesinnungschon genügend dokumentiert, paßt also vortrefflich in das neueMinisterium.Eigentlich war als Finanzminister der Braunschweiger Ober«bürgermeister Retemeyer ausersehen, der bei den Spießbürgern imRufe eines guten Juristen steht, aber organisatorisch so unfähig ist,daß auf dem Gebiete der Straßenreinigung z. B. in Braunschweignoch immer Schöppenstädter Zustände herrschen. Dieser Retemeyerist auch ein strammer Verfechter des Dreiklassenwahlsystems und derAotteSgnadenautorität des PolizeistaateS. dabei ein juristischerKleinigkeitskrämer. Als Landtagsabgeordneter hatte er den ganzenLandtag in der Tasche. Retemeyer hat jedoch den Finanzminister-Posten abgelehnt, da er als Stadthaupt eine fast wichtigere Per-sönlichkeit ist. als der Herzog-Regent.So hat zwar Braunschweig ein neues Ministerium erhalten.aber es wird genau im alten Geiste weiter regiert werden. EineBesserung kann nur von unten kommen. Die Arbeiterschaft wirdden Kampf gegen daS Ministerium Hartwieg mit der gleichenSchärfe fortsetzen, mit der sie ihn gegen das Ministerium Otto ge-führt hat.Die fozialiftifche presse Englands.London, 24. April.(Eig. Ber.)Die Engländer haben ein Sprichwort, welches sagt:„Wenn es einmal regnet, so gießt es aber auch gleich." Inder letzten Zeit ist viel von der Gründung einer sozialistischenTageszeitung in England gesprochen worden. Sowohldie S. D. P. wie die I. L. P. tragen sich seit einiger Zeiternstlich mit dem Gedanken, in nächster Zeit ein Tageblatterscheinen zu lassen und hatten dazu schon einleitende An-stalten getroffen. Die Erwähnung dieses Projekts auf denJahreskonferenzen dieser beiden Parteien hat den Gedankenwieder neu belebt und die Ausführung der Unternehmungenbeschleunigt.Die S. D. P. richtet diese Woche einen Appell an ihreMitglieder, in dem sie diese auffordert, das zur Gründungeines täglich erscheinenden Parteiorgaus notwendige Kapital(10000 Lstrl.— 200000 M.) zu zeichnen. Etwas weiterfortgeschritten ist das von Keir Hardie vor einigenMonaten begonnene Unternehmen. Keir Hardie verlangtein Gründungskapital von 10000 Lstrl., das teilweisevon den Mitgliedern der I. L. P. schon gezeichnetworden ist. Anfänglich war beabsichtigt, die ersteNummer des Blattes, das die Ansichten des sozialistischenFlügels der Arbeiterpartei wiedergeben soll, am kommendenersten Mai erscheinen zu lassen. Der Zeitpunkt wurde aberspäter als nicht geeignet befunden. Wie der Vorsitzende derI. L. P. bekannt gibt, hat die Parteidruckerei in Manchesterschon Maschinen envorben, die sich zum Druck eines kleinenTageblattes eignen. Augenblicklich befaßt sich ein Komitee mitden Vorbereitungen zur Veröffentlichung des Blattes.Zu gleicher Zeit gibt der.Daily Herald" bekannt, daß erbeabsichtigt, sich als ein ständiges Arbeitertageblattzu etablieren. Der„Daily Herald" ist daS tägliche Organder Londoner Buchdrucker, deren Streik noch immer nichtbeendet ist. Die Zeitung sollte ursprünglich nur ein Streik-blatt sein. Jetzt hat sich aber ein Komitee gebildet, das dieAbsicht hegt, das Blatt als ständige Arbeiterzeitung weiterzu-führen. Ein heute morgen veröffentlicher Ausruf fordert zurZeichnung eines Kapitals von 10000 Lstrl. in Anteilscheinen zuje 5 Schilling auf. 2000 Lstrl. sollen schon gezeichnet wordensein. Von wem, wird nicht angegeben. Es ist aber fraglich, ob dasneue Blatt. daS es mit keinem„JSmus" halten will, einenbesseren Erfolg erzielen wird als fein Vorgänger, der voreinigen Jahren schon nach den ersten Nummern sein Erscheinenaufgeben mußte. Für eine Zeitung, die eine sich an denLiberalismus anlehnende Arbeiterpolitik treiben will, ist inEngland kein Platz. Die linksliberalen Blätter besorgen diesesGeschäft weit besser, als es je von Arbeiterführern getanwerden könnte._politilcbe CUberficbt.Berlin, den 26. April 1911,Poetische Wahlflugblätter.Obgleich der eigentliche Wahlkampf noch gar nicht begonnenhat. greifen doch manche WahlkreisauSschüsse und WahlvereinS-vorstände bereits zu den kuriosesten Mitteln, um für ihre KandidatenStimmung und Rellame zu machen. So wird im 21. sächsischenReichstagswahlkreise. den der nationalliberale Abgeordnete Dr.Stresemann im Reichstage vertritt,«in Stresemann-Marschlied ber-breitet, dessen eine Strophe folgende schöne poetische Charalteristikdes Herrn Stresemann enthält:So wie ihn Gott geschaffen.Aufrecht und grab und schlicht,Mit seines Geistes WaffenEr für unS alle ficht.Da gibt'S lein Wimpernzucke»,Kein Schwanken hin und her.Für das als Recht ErkannteStebt er wie Fels im Meer.Tretet an, Mann für Mann.Frisch und froh, drauf und dran.Wählet alle Stresemann!Nach der Melodie kann nicht mir marschiert, sondern michfeierlich getanzt werden._Militäranwärter als Krankenkassenbeamte.Eine halboffiziöse Korrespondenz verbreitet die Meldung. eS seikeineswegs, wie die Sozialdemokratie behaupte, beabsichtigt, dieBeamtcnstellen bei den Ortskrankenkassen mit Militäranwärtern zubesetzen. Sie verkündet weiSheüsvoll:>DaS ist zu keiner Zeit beabsichtigt, und demgemäß ist mitZustimmung der Regierungsvertreter eine Vorschrift in den Eni-wurf der Reichsversicherungsordnung aufgenommen worden, wo-nach für Inhaber des ZivilversorgimgSschcineS kein Vorrecht beider Stellenbesetzung in Krankenkassen vorgesehen werden darf."Das ist richtig, aber was soll daS gegen die Richtigkeit dersozialdemokratischen Behauptung beweise»? Ein Vorrecht haben dieMilitäranwärtyr nicht, aber da Sozialdemokraten künftig von denBeamtenstellcn bei den Lrtskrankeukassen so gut wie ausgeschlossensind, wird in vielen Fällen eine Wahl überhaupt nicht zustand«kommen können und dann besetzt die Behörde diese Stellen» natür»sich nicht mit einem Sozialdemokraken. Sie nimmt enttveder einenGünstling der Unternehmer oder einen Militäranwärter. Theorettschhaben die Militäranwärter steilich kein Vorrecht, in der Praxiswerden sie aber bevorzugt werden. Ter Reichsverbändlerv. L i e b e r t hat ja bei der Beratung des Militäretats in derBudgctkommisston deS Reichstags das innerste Sehnen der Reaktionäreverraten, als er den Kriegsminister aufforderte, dafür zu sorgen.daß bei den Krankenkassen möglichst Militäranwärter angestelltwerden. �Jugendpflege und Korruptt'onsfondS.Das preußische Kultusministerium hat eine statistische Er-Hebung veranlaßt, die der Regierung eine Unterlage fiir dieVerwendung des vorläufig auf eine Million bemessenenKorruptionsfonds zur Großpäppelung einer„gutgesinnten"Jugendpflege gewähren soll. Ueber die Art der Erhebungenwird gemeldet:„Die Statistik, die durch einen Erlaß des Ministers an dieRegierungsprästdenten angeordnet ist und nach Kreisen durch-geführt wird, erstreckt sich auf folgende Fragen: 1. Wieviel Jugend-liche im Alter von 14 bis 29 Jahren haben sich angeschlossen:r) kirchlichen(evangelischen, katholische» und jüdischen) Bereinigungen,b) nationalen Turn-, Spiel- und Sportvereinigungen, c) Jugend-veretnen im Anschluß an ländliche, gewerbliche und kaufmännischeFortbildungsschulen, ck) Jugendvereinen im Anschluß an Mittel-und Volksschulen, s) sonstigen im vaterländischen Sinne geleitetenVereinigungen? 2. Wieviel Jugendliche nahmen an den Ver-anstaltungen teil, ohne derartigen Bereinen anzugehören? L. Zahlder Jugendheime; als Stichtag gilt der 31. März 1911Es soll also Jud und Christ von dem Millionensegenabbekommen— Voraussetzung ist nur„vaterländischer" Geistder Jugendpflegeveranstaltungen.In dem edlen Drange, recht viel Geld in den Beuteltun zu können, werden es die einzelnen Organisationen nichtan allerhand Flunkereien fehlen lassen. Die Raufereien, dieaus diesen mehr oder minder weitherzigen Angaben entstehendürsten, können noch recht heiter werden I Uni möglichst alleWünsche befriedigen zu können, wird dann die Regierung denKorruptionsfonds höher dotieren und die Gelder der All-gemeinheit in noch skrupelloserer Weise verschleudern!Alldeutsche Groffmäuligkeit.Ein italienischer Aviatiker hat sich eine etwas kindisch« nationalistische Demonstration geleistet. Von der italienischen FestungPalinanova aus ist er mit seinem Flugzeug, das er mit den italieni-schen Landesfarben hatte anstreichen lassen, über drei österreichischeGrenzfestungen hinweggeflogen und dann wieder nach Palmanovazurückgekehrt. Dieser törichte Reklamestreich hat nun di«»Tägl.Rundschau" zu einem noch viel törichteren Artikel über„FliegendeSpione" inspiriert. Da» allteutsche Blatt sieht bereit» in seinerSpionenriecherei die deutschen Festungen von franzüstschen Luft-spionen umschwärmt und ausspioniert. Käme eS dann zu einemKriege,„so wären unsere Festungswerke bald zu altem Eisen zu«sammengeschossen." Deshalb fordert das Blatt von der deutschenRegierung, daß sie künftig jedes Flugzeug, da» sich auf mehr alszehn Kilometer Festungen nähere und nicht lande, einfachherunterschießen lasse!Diese Forderung ist um so abgeschmackter, als sich erst dieserTage ein sowohl militärischer als aviatifcher Sachverständiger, Haupt-mann a. D. Hildebrand, über die deutsche Furcht vor der Lust-spionage sich weidlich luftig gemacht hat. WaS sich durch gelegentlichesUeberfliegen einer Festung ausspionieren lasse, sei völlig für dieKatz. Deshalb hege man auch in Frankreich, sopiohl als in anderenLändern nicht die mindeste Besorgnis, durch die Flugmaschine mili-tärische Geheimnisse bedroht zu sehen, man lege nicht einmal demPhotographieren von der Flugmaschin« auS etwas in den Weg.Auch der„Tägl. Rundschau' selbst dürfte die Unfinnigkeit ihrerFurcht vor den Lustspionen nicht verborgen sein. ES kommt diesemallteutsche» Blatt aber auch wohl weniger auf die Sicherung mili-tärischer Geheimnisse an, als auf die zurzeit ja wieder so beliebtechauvinistische Hetze! Wenn di« Marokko-Affäre leinenAnlaß zu hurrapotriotischen Kraftphrasen bietet, müssen unsereChauvinisten eben sonstwie in Großmäuligkeit machen!Wiederaufnahmeverfahren im Tcutzer LandfriedenSbruch-Prozeß..Wie telegraphisch an» Köln gemeldet wird, wird im DeutzerLandstiedensbruchprozeß das Wiederaufnahmeverfahren erstrebt. Zudiesem Zwecke ist das gesamte Aktemnaterial an den Berliner Rechts-anwalt und Reichstagsabgeordnetcn Genossen Heine übersandtworden._Politische Dummheiten.In der 117., 137. und 163. Plenarsitzung des Reichstages wurdemit Recht das Vorhandensein verschiedener mili'-tärtscher Nebenfonds im Königreich Sachsen sozial«demokratischerseitS einer scharfen, aber durchaus sachlichen Kritilunterzogen. Unser Redner reklamierte die Beträge auS diesen Kassen,gestützt auf daS ReichseigenwmSgesetz vom 2S. Mai 1873, für diedeutschen ReichSkassen.Die damit zusammenhängenden Ausführungen haben diesächsische Regierung so in Harnisch gebracht, daß sie in ihrer Kopf-losigkeit eine in starten und höchst verletzenden Wendungen gehaltenemahnende Verwarnung an die Adresse der sächsischen In«tendantursekretäre richtete. Darin wird diese Beamten»kategorie für den vorgekommenen„groben Vertrauensbruch' völliggrundlos verantwortlich gemacht.Dom Staudpuiikte ber sächsischen RegierungSvcrtreter wäre e»vielleicht erklärlich, daß sie sich unter den obwaltenden Umständenzu einem UkaS ganz allgemeiner Natur an alle Militärbeamtenhätte hinreißen lassen; allein unverständlich und im höchsten Gradeverfehlt muß es erscheinen, auS den vielen Beamtengruppen, jdieüber die Existenz von Nebenfonds unterrichtet sein können, einebeliebige herauszugreifen und zu beunruhigen. Ein so törichte«Verfahren kann nur mit Notwendigkeit dazu führen, die in Beamten»kreisen vorhandene Unzufriedenheit zu erhöhe» und die nicht zuleugnenden Gegensätze zwischen.höheren' und.unteren' Beamten zuverschärfen. Die Folge davon muß dann sein, daß sich Dienst»und Verkehrsformen herausbilden werden, die für die wehr-loS gemachten Jntendantursekretäre einfach unerttäglich sein dürften.ES kommt jedenfalls nicht auf den Grad einer Beamten-kategorie, nicht auf den Rang eines Mandarinen an. nicht darauf.ob ihm da? Zopftum„Vertrauensbruch' zutraut, sondern entscheidendist die Fähigkeit und der Wille, eine Enthüllung des Unrechtsanzuregen oder zu bewirken, ist der hohe moralische Mut. schwereM i ß st ä n d e auszudecke» im Interesse der Wahrheit unter Ge»fährdung der eigenen Person und Existenz.WaS nun die sächsisch« Regierung anlangt, so möge sie sichhüten, die um sich fressende Erbitterung zu schüren, die sich in ihren