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Gewerfefcbaftlicbee* Die HuQfpcmingen wegen der JMatfeier. In der bürgerlichen Presse werden ganz willkürlich Zahlen über den Umfang der Maifeier-Aussperrungen angegeben. Wie unzutreffend diese Angaben sind, geht schon allein daraus hervor, daß 9000 Ausgesperrte in Groß-Berlin gemeldet werden, von denen 3000 Holzarbeiter und ebensoviel Bau- arbeitcr sein sollen. Nach unseren gestrigen Angäben, die wir von der Organisation der Holzarbeiter haben, beträgt die Zahl der Ausgesperrten reichlich doppelt so viel, während keine 3000 Bauarbeiter ausgesperrt sind. Die Zahl der aus- gesperrten Bauarbeiter ist schwer zu ermitteln. VonAus- sperrung" kann überhaupt nicht geredet werden; es handelt sich hier eigentlich nur um einen Arbeits- Wechsel. Die Maifeiernden wurden einfach entlassen. Der Arbeitsnachweis des Unternehmerverbandes ist auf drei Tage geschlossen. Die Arbeiterorganisation kann genaue Angaben nicht machen, da die wegen der Maifeier Entlassenen sich als arbeitslos melden und in den Listen nicht getrennt geführt werden. Holzarbeiter sind in verschiedenen Städten aus- gesperrt. Bis jetzt liegen folgende Angaben vor: Außer den zirka 6700 in Berlin   Ausgesperrten sind in Hannover   600, in Königsberg   i. Pr. 500, in Staßfurt   30 und in Augsburg  16 Arbeiter ausgesperrt. In Bremen   drohen wegen der Maifeier-Aussperrung größere Differenzen auszubrechen. Die Holzarbeiter wollen die Aussperrung mit Stellung von For- derungen beantworten. Die Verbandsleitung kann dazu die Zustinimung nicht erteilen, da ein solches Vorgehen statutarisch unzulässig ist. Die Metallarbeiter sind in größerer Anzahl in Ham- bürg ausgesperrt. Auf der Vulkan- Werft, die etwa 2800 Arbeiter beschäftigt, ist die Arbeitsruhe am 1. Mai eine fast vollständige gewesen, nur etwa 80 Personen haben ge- arbeitet. Die übrigen sind auf 10 Tage ausgesperrt. Außerdem sind, wie gemeldet, Metallarbeiter in Bremen  und Braun schweig ausgesperrt. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor. Berlin   un«l Nmgegenck» Streikbrecher als Revolverhelden. Wie jene nützlichen Elemente, die der Staat und die Unter- nehmer unter ihren besonderen Schutz zu nehmen pflegen, die öffentliche Sicherheit und Ordnung respektieren, beweist ein Vorgang. der sich gestern vormittag gegen 11 Uhr in der Pasewalker Straße zugetragen hat und der leicht zu einem entsetzlichen Unglück hätte führen können. In der genannten Straße Nr. 3 befindet sich das Lokal von Preppernau, vormals Hoffmann. Gegenüber liegt eine Gastwirtschaft, die dem Hausbesitzer Hennig gehört. Dort sollen sich um diese Zeit einige Streikbrecheragenten nebst Arbeits- willigen aufgehalten haben. Auf eine bis jetzt nicht näher auf- geklärte Weise entstand nun zwischen einem Arbeitswilligen- Vermittler und einem anderen Gast ein Wortwechsel, in dessen Ver- lauf der betreffende Gast das Lokal verließ und die Straße entlang ging, indem er sein Fahrrad führte. Sein Gegner war ihm aber gefolgt und feuerte aus kurzer Entfernung drei scharfe Revolverschüsse auf ihn abl Die Kugeln gingen zum Glück fehl: die eine durchschlug die Fensterscheibe der Gastwirtschaft von Preppernau und wurde durch ein lose stehendes Reklameschild aus Blech aufgehalten. Dieses Schild ver- hütete ein großes Unglück, denn Herr Preppernau spülte gerade am Fenster Gläser. Die zweite Kugel zerschmetterte die Scheibe des obersten Flügels eines Fenster? im ersten Stock des Nebenhauses, wo eine Frau mit ihrem Kinde, die Jnhaberiir der Wohnung, am Fenster stand. Dieses Geschoß schlug ein rundes Loch in eine Scheibe und zersplitterte auch eine zweite. Bon dem dritten Schuß konnten die Spuren noch nicht festgestellt werden. Ein Polizeiwachtmeister hat die eine Kugel an sich genommen, nachdem er in Gegenwart von Zeugen erklärt hatte, dieselbe wieder an den Gastwirt abliefern zu wollen. Der Täter, der mit zur Wache kam, wurde gleich darauf wieder entlasien. In der Gegend des Schauplatzes herrscht natürlich große Er- regung, zumal der Schießheld in keiner Weise bedrängt worden ist, sondern nach übereinstimmender Aussage von Zeugen ganz allein stand. Achtung! Wir machen darauf aufmerksam, daß die Werkstube von Polenz G. m. b. H. wegen Maßregelung des Vertrauensmannes für alle in der Schildermalerei in Frage kommenden Branchen ge- sperrt ist. Alle Arbciterblätter werden um Abdruck gebeten! Schuhmacher! Bei der Firma Schröter, Koppenstr. 81, sind die Zwicker wegen angeblicher Einstellung des Betriebes entlassen worden. Da es sich anscheinend um Maßregelungen handelt, ist der Betrieb für Zwicker bis auf weiteres gesperrt. Die Ortsverwaltung. In der EisenkonstruktionSwcrkstatt von Hein, Lehmann u. Cie. in Reinickendorf   stehen die Arbeiter der Abteilung Signalba» seit dem 29. April im Streik. Die Lohn- und Arbeitsverhältnisse in diesem Betriebe sind derartige, daß man sich wundern muß, daß trotz der niedrigen Löhne bei Illstündiger Arbeitszeit es immer noch Arbeiter gibt, die hier um Arbeit nachfragen. Die Forderungen. welche von den Streikenden gestellt sind söstündige Arbeitszeit nebst Mindestlöhnen für Dreher, Schlosser. Schmiede, Maler, Maschinen« arbeitcr und Hilfsarbeiter), sind derartig niedrige, daß die Firma diese, ohne sich in Unkosten zu stürzen, bewilligen könnte. Trotz mehrmaliger Verhandlung glaubte aber der Herr Direktoi Möller die beauftragte Kommission, welche die Forderungen begründete, glatt abweisen zu müssen. Der Herr gab der Kommission den Rat, daß sie sich doch, unr sich mehr ihrer Familie widmen zu können, was auch nach seiner Meinung bei einer zehnstündigen Arbeitszeit nicht möglich sei, eine Erzieherin an- nehmen sollten! Bei erbännlichster Bezahlung auch noch Verhöhnung der Arbeiterl Daß nach einem solchen Verhalten den Arbeitern nichts weiter übrig blieb, als in den Streik zu treten, ist klar. Daß aber die Firma wohl höhere Löhne zahlen kann, beweist sie da- durch, daß sie den Arbeitswilligen, welche sich des besonderen Schutzes der Reinickendorfer   Polizei erfreuen, die Löbne und sogar noch höhere zahlt, als die Streikenden gefordert haben. Auch bei diesem Kampf beweist die Polizei in Behinderung der Streikenden bei Ausübung ihres Koalitionsrechts, daß den Unternehmern ihre Hilfe sofort zur Verfügung steht, wenn die Arbeiterschaft es wagt, von dem ihnen gesetzlich zustehenden Recht Gebrauch zu machen. Nichtsdestoiveniger werden sich die Streikenden nicht abhalten lassen, ihr Recht auszuüben. Es wird ersucht, den Betrieb zu meide», und ist derselbe/ für Metallarbeiter aller Branchen streng gesperrt. Arbeiterfreundliche Blätter werden um Nachdruck ersucht. Ortsverwaltung Berlin   des Deutschen MetallarbeiteroerbandeS. Achtung, Backer  ! Ueber die Brotbäckerei G. Liebin g, Reinickendorf  , Refidenzstr. ISO. ist seitens des Unterzeichneten die Sperre verhängt. Liebing hat den Vertrauensmann des Ver- bandes, den Bäcker D., wegen seiner Tätigkeit für die Organisation entlassen. Den Bäckern ivar mitgeteilt worden, daß Herr Liebing bei einein ArbcitSvermittler mehrere Bäcker bestellt hatte, die sich auch bereits vorgestellt hatten. Die bei der Firma be- schästigten Bäcker gehörten sämtlich der Organisation an, waS Herr Liebing erst kürzlich erfahren hatte. Die Verantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin  . Jn/eratenteil verantw.: Bäcker haben nunmehr Herrn L. die Frage vorgelegt, warum er den Vertrauensmann, der bis vor kurzem sogar das Vertrauen des Herrn L. besaß, entlassen habe. Die unschönen Antworten, die die Gesellen von den beiden Herren Liebing(Bater und Sohn) er- hielten, ließen keinen Zweifel darüber, daß der.Aushetzer" wegen Verbandstätigkeitraus" müsse. Zu bemerken ist, daß Herr Liebing sen. zurzeit als Obermeister der Reinickendorfer   Bäcker- Zwangsinnung in der Einigungskommission auf dem Gewerbegericht sitzt und den Entlassenen resp. Streikenden der Wahrheit zuwiderer- klärte, daß er H e tz s ch o l d schon am Tage zuvor angekündigt habe, daß etwas passiere. Mit dem Entlassenen, der seit zwei Jahren bei Herrn Liebing arbeitet, haben sich von den 11 beschäftigten Bäckern 19 solidarisch erklärt und die Arbeit niedergelegt. Verhandlungen, die die Organisation anbahnte, scheiterten, da Herr Liebing jedes Entgegenkommen an die Streikenden rundweg ablehnte und erklärte, daß er keinen wieder einstellen wolle. Der Betrieb ist für Organisierte gesperrt. Der Vertrauensmann der Bäcker Berlins  «. Umg. Deutkches Reich. Vom Streik auf der Schichauwerft in Tanzig. Die Finna hatte bekanntlich den ausständigen Arbeitern die Wohnungen in den von ihr erbauten Arbeiler-Wohnhäusern, so- genannte Schichaukolonien zum 1. Mai gekündigt. DaS war bei früheren kleineren Bewegungen einzelner Branchen auch schon ge- schehen. In zwei solchen Fällen halten die Arbeiter die Kündigung unbeachtet gelassen, ihre Miete weiter gezahlt und sind wohnen ge« blieben. So zu handeln hatten die Arbeiter auch bei dem jetzigen allgemeinen Streik beschlossen. In Frage kommen dabei rund 299 Familien. Als aber die Arbeiter diesmal die Miete für Monat Mai bezahlen wollten, lehnte die Firma die Annahme des Geldes ab. Es bleibt nun abzuwarten, ob die Betriebsleitung die Exmissionsklage einleitet und die Arbeiter mit ihren Möbeln auf die Straße setzen wird. Die Er- regung unter den Arbeitern ist heute schon groß und würde dadurch auf den Höhepunkt getrieben werden. Ein Vorstoß zur Arbeitszeitverkürzung in der chemischen Industrie. Die erste Konferenz der Arbeiter der chemischen Industrie, die vom Vorstand des Fabrikarbeiterverbandes einberufen, am 39. und 31. Mai 1999 in Frankfurt   a. M. tagte, nahm eine Resolution an, in der ein ausreichender gesetzlicher Arbeiterschutz für die in chemischen Fabriken beschäftigten Arbeiter gefordert wird. Die Kon- ferenz erachtete u. a. einen Maximalarbeitstag von acht Stunden für diese Arbeiter als notwendig. Für die in gefährlichen Betrieben beschäftigten Arbeiter wurde die gesetzliche Einführung eines sanitären Arbeitstages gefordert, der nach dem Grade der Gefahren abgestuft werden soll. Auf Grund dieser Resolution hat der Borstand des Fabrikarbeiterverbandes beschlossen, in der Woche vom 14. bis 29. Mai in allen Orten mit nennenswerter chemischer Industrie durch Versanmilungen eine Agitation zur Verkürzung der Arbeitszeit zu entfalten._ Der Streik der Steinarbeiter in Gelsenkirchen   ist noch nicht beendet. Angebahnte Verhandlungen sind resultatlos verlaufen. Zuzug ist streng fernzuhalten. Die Unternehmer machen große An- strengungen, um Arbeitswillige anzuwerben. In Koblenz   ist der Streik zugunsten der Arbeiter beendet worden. Erreicht wurde eine Erhöhung der Stundenlöhne von 5 Pf.; der Minimallohn be­trägt jetzt für Steinhauer 69 Pf., für Schleifer 59 Pf. und für Hilfsarbeiter 47 Pf. Die Tarifdauer ist vom 1. Mai 1911 bis 1. Mai 1913. Die Akkordpositionen werden um Z'/z Proz. erhöht. Sämtliche Schneider der Firma Görbing u. Gebbert in Bernburg   haben wegen Nichtanerkennung des Tarifes die Arbeit niedergelegt. Alle übrigen Firmen am Orte haben den Tarif an- erkannt. Genannte Firma versucht, die nötigsten Arbeiten es kommen hauptsächlich Lieferungsarbeiten für Bahn- und Steuer- beamte in Betracht außerhalb herstellen zu lassen, worauf die Schneider anderer Städte achten sollen. Was lange währt..»» Nach nahezu zweijährigen Verhandlungen ist jetzt ein Stein- setzertarif für das Herzogtum Anhalt zum Abschluß gelangt. Immer verstanden es die Unternehmer unter Ausnutzung der ihnen günstigen Konjunktur, die Verhandlungen hinzuziehen. WaS sie den Arbeitern positiv boten, waren absolut keine Ver- besserungen, teilweise sogar Verschlechterungen. Auch jetzt wieder glaubten die Unternehmer nicht daran, daß die Arbeiter Ernst machen könnten; sie setzten zudem ihre Hoffnungen auf die Aussperrung im benachbarten Regierungsbezirk Merseburg  . Die Arbeiter machten jedoch durch diese Rechnung einen Strich, indem sie in Schönebeck  an der Elbe   die Arbeit niederlegten. Das hatte zur Folge, daß in wenigen Tagen ein Tarifvertrag für das Herzogtum Anhalt zustande kam, der sich auch auf einige nahegelegene Städte in Preußen erstreckt. Erzielt wurde für die Arbeiter eine Lohnerhöhung von 611 Pf. für die Stunde, verteilt auf vier Vertragsjahre, ferner eine einheirlicke Regelung der Ueberlandarbeit, gänzliches Verbot der Akkordarbeit usw._ Die Situation auf den Hamburger Seeschiffswerften spitzt sich wieder zu. Als im Vorjahre der große Kampf auf den deutschen   Seeschiffswerften beendet wurde, nahmen die Werftarbeiter an, daß die Werstbesitzer ihren gegebenen Versprechungen auch nach- kommen würden. Nach den getroffenen Abmachungen sollten die be- stehenden Einstellungslöhne festgestellt und um 2 Pf. pro Stunde aufgebessert werden. Die Werftbesitzer legten das später so aus, daß die 1997 bestandenen Einstellungslöhne hierfür die Grundlage bilden sollten. Hierüber herrschte in den Kreisen der Arbeiter be- greifliche Erregung und verlangten sie wie das auch gar nicht anders aufzufassen ist daß die zur Zeit des Ausbruchs des Kampfes bestandenen Einstellungslöhne bei der Berechnung in Rechnung gestellt werden sollten. Wegen der Akkordpreise war bei den zentralen Verhandlungen bestimmt worden, daß diese vereinbart und derartig festgesetzt werden sollten, daß dabei.entsprechend über den Stundenlohn verdient werden kann". Aber anstatt daß die Werstbesitzer die Akkordsätze den Vereinbarungen gemäß erhöhten, wurde in vielen Fällen eine erhebliche Kürzung der Akkordpreise vorgenommen. Auch wegen der Bezahlung für die Nachtschichten ergaben sich Differenzen. Die Arbeiter der Hamburger Werfren verlangten nach Beendigung des Kanipfes den Zusammentritlt einer örtlichen Verhandlungs- kominission, um über eine Reihe weiterer Streitpunkte eine Ver­ständigung zu suchen. Während für die anderen Werftorte eine solche Kommission von den Unternehmern ohne weiteres anerkannt wurde, verweigerte man sie für Hamburg  . Erst nachdem sich die Situation äußerst kritisch gestaltete und die OrganiialionSvertreter erklärten, jede Verantwortung für die Folgen ablehnen zu müssen, wenn die Werslbesitzer bei ihrer Ablehnung verharren würden, be« qnemten sich die Unternehmer endlich dazu, der Bildung einer Kom« Mission zuzustimmen. Die Verhandlungen der Hamburger Ortskommission sind nun aber vollständig ergebnislos verlaufen. Die Unternehmer haben sich hinter allerlei Ausreden verschanzt. Die von den Arbeitervertretern gewünschte Höhe der Einstellungslöhne haben die Werftbesitzer rund abgelehnt und die Akkordpreise als angemessen bezeichnet. Auch alle anderen Wünsche der Arbeiter sind unberücksichtigt geblieben. In zwei stark besuchten Versammlungen der Werftarbeiter aller Branchen erstatteten die Vertreter der Orlökommisfion Bericht. Nach einer teiliveise erregten Debatte fand eine Resolution Annahme, in der von den ergebnislosen örtlichen Verhandlungen Kenntnis ge- nommen und die Organisationsleitungen aufgefordert werden, event. erforderliche schärfere Maßnahmen vorzubereiten. An den Werft- besitzern wird eS nun liegen, den berechtigten Beschwerden abzu- ' Th.Glocke, Berlin  . Druck u.Berlag:VorwärtsBuchdr.ii. Lerlagsanstalt Helsen. Geschieht daS nicht, so wirb die Situation gefährlich. Teil» weise wurde in den Versammlungen entschieden verlangt, sofort weitere Maßnahmen zu ergreifen. Kuslanck� Der dänische Gewerkschaftskongreß. Vom Dienstag bis Freitag voriger Woche fand zu Kopenhagen  im Volkshause am Enghavevej die Generalversammlung des Ge- samtverbandes der dänischen Gewerkschaften statt, gerade zu einer Zeit, wo das Unternehmertum im Begriff stand, eine Massen- aussperrung zu veranstalten, wie sie in Dänemark   seit der General- aussperrung von 1899 nicht mehr vorgekommen war. Das Unter- nehmertum hatte den Kampf feit Jahren vorbereitet durch das Be- streben, möglichst alle Tarife im Frühjahr 1911 ablaufen zu lassen. Wie der.Vorwärts" bereits in seiner Sonntagnummer mitteilte, ist diese Massennussperrung nun glücklich abgewehrt worden, nachdem sie auch den Gewerkschaftskongreß in verschiedenen seiner Sitzungen beschäftigt hatte. Der Bericht über die Tätigkeit des Gesamlvervandes in den seit dem vorigen Kongreß verfloffenen zwei Jahren läßt erkennen, daß die Organisation sich trotz der Krise noch immer weiter entwickelt hat. Ende des Jahres 1993 waren dem Gesamt- verbände 51 Zentralverbände und 19 Einzelvereine mit zusammen 96 651 Mitgliedern angeschlossen. Ende 1919 war die Zahl der Zentralverbände 54, die der EHnzelvereine 7 und die der Mitglieder 191563. Der starke Zuwachs ist zum Teil darauf zurückzuführen, daß sich der Fackverein der Bautischler, der seit einer Reihe von Jahren außerhalb des Zentralverbandes der Tischler stand, diesem Verbände, und damit auch dem Gesamtverbande �der Ge- werkichasten wieder angeschloffen hat. Das Vermögen der angeschlossenen Gewerkschaften fft im letzten Jahre von 2 3l6 254 Kronen auf 3 222 569 Kronen angewachsen, wozu noch 913 144 Kronen in Wertpapieren kommen. Die staatsanerkannten Arbeitslosen- kaffen, die jetzt rund 78 999 Mitglieder zählen, hoben im ganzen, den Staatszuschuß mitgerechnet, 2854767 Kronen an Arbeitslosen- Unterstützung ausgezahlt. Der Täligkeiisbericht wurde nach einer regen Debatte, bei der eS sich hauptsächlich um taktische Fragen in verschiedenen Lohn- bewcgungen handelte, einstimmig gutgeheißen. Im Anschluß an den Bericht wurde eine Resolution angenommen, die eine Verbesserung des Herbergswesens an den verschiedenen Orten Dänemarks   zum Ziele hat. Ferner beschäftigte den Kongreß die Frage, ob es gegenwärtig schon möglich ist, die vor emem Jahre errichtete Arbeiterhochschule, die bis jetzt nur Abendschule ist, in eine Tagesschule umzuwandeln. An dieser Schule haben im verflossenen Jahre 19 Mitglieder der Gewerkschaften und Partei in zwei dreimonatlichen Kursen Unterricht er- halten, und das Ergebnis ist den Umständen nach sehr zufrieden- stellend. Selbstverständlich aber strebt man danach, eS den Schülern möglich zu machen, sich eine Zeitlang ganz dem Studium zu widmen, ohne genötigt zu sein, den Tag über in ihrem Berufe zu arbeiten. Der Kongreß kam jedoch zu der Ueberzeugung, daß sich das gegenwärtig noch nicht durchführen laffe und beschloß den Punkt auf die Tagesordnung der nächsten General- Versammlung des Gesamtverbandes zu setzen. Eine rege Debatte entwickelte sich über die Frage der H e i m a r b e i t. Es standen sich hier zwei Resolutionen gegenüber, eine vom Näherinnenverband vor« geschlagene, in der ein vollständiges Verbot der Heimarbeit verlangt wird, und eine andere vom Schneidcrverband für eine Einschränkung der Heimarbeit durch Gesetz in der Ausdehnung, wie es für die Arbeiterschaft wünschenswert ist. Diese zweite Resolution wurde schließlich mit starker Mehrheit angenommen. Auf Wunsch des internationalen sozialistischen   Bureaus nahm der Kongreß sodann Stellung zu der auf dem internationalen Sozialisten« kongreß in Kopenhagen   von Keir Hardie   und V a i l l a n t ein­gebrachten Resolution über die Mittel zur Vorbeugung und Verhinderung von Kriegen. Hierzu wurde folgende Resolution au« genommen: »Zur Frage des Internationalen Sozialistischen Bureau? er» klärt die Generalversammlung ihr Einverständnis damit, daß zur Vorbeugung und Bekämpfung des Krieges alle zu Gebote stehSudea Mittel anzuwenden sind. Welche Mittel angewendet werden sollen, und die Fonn ftir ihre Anwendung muß in den jeweiligen Fällen nach Beratung mit den Organisationen in den verschiedeneu Ländern entschieden werden." Sodann faßte der Kongreß einen Beschluß, der die Errichtung eines Gewerk fchaftShauseS zum Ziele hat. Der geschäfts- führende Ausschuß des GesamlverbandeS wurde ermächtigt, sobald ruhige Berhältniffe innerhalb der Organisationen eingetreten sind. Extrabeiträge in der Höhe auszuschreiben, daß eine Summe von 199 999 Kronen zusammenkommt, die als Grundfonds für die Er» richtung eines Gewerkschaftsbauses dienen sollen. Zur Förderung des Genossenschaftswesens legte Folkethingsmann Sigvald Olsen als Vorsitzender de? für diesen Zweck von der Partei und den Gewerkschaften eingesetzten SuS- schuffeS einen Vorschlag vor, wonach eine große Konsum- und Produktionsvereinigung für Kopenhagen   und Umgegend gegründet werden soll, jedoch unter der Voraussetzung, daß zunächst ein Kapital von 599999 Kronen durch Einzahlung von Aktien a 19 Kronen aufgebracht wird. Die Generalversammlung erklärte ihr Einverständnis mit diesem Vorschlage unter der Bedingung, daß er auch die Zustimmung des sozialdemokratischen Parteitages erhalten wird. Im übrigen wählte die Generalversammlung einen Ausschuß, der bei vorkommenden Grenzstreitigkeilen zwischen den Gewerkschaften vermitteln und wenn nötig als Schiedsgericht tätig sein soll. ketzte ftacbrichtctu Der amerikanische   Friedenskongreß. Baltimore  , 3. Mai.  (W. T. B.) Der Dritte Nationale Friedenskongreß ist unter großer Teilnahme eröffnet worden. Präsident Taft, Kardinal Gibbons und andere Redner er- klärten, der englisch  -amerikanische Schiedsgerichtsvertrag sei ein großer Schritt auf dem Wege zum Weltfrieden. Taft erklärte. Amerika   werde in seinen Friedensbestrebungen in der neuen Welt durch das Mißtrauen der amerikanischen   Nationen behindert. Amerika   habe kein Verlangen nach Besitzcrweiterung. Gegen das englische Oberhaus. London  , 3. Mai.  (W. T. B.) Bei der Debatte im Unterhause über die Vetobill, welche die Regierung zu einer Reform des Ober­hauses zu einem künftigen Zeitpunkt verpflichtet, beantragte der Abgeordnete Barnes(Arbeiterpartei) die Ablehnung der Ein- leitung, weil die Erfahrung gelehrt habe, daß die zweite Kammer nicht notwendig und nicht zu rechtfertigen sei. Der Premierminister Asquith   wies diesen Antrag zurück und erklärte, die Regierung habe die Verpflichtung, die Reform durchzuführen. Selbst wenn die Betobill zum Gesetz erhoben würde, würden sich die Liberalen den Konservativen gegenüber im Nachteil befinden, solange das Ober- Haus nicht reformiert sei. Wenn es die Zeit gestatte, würde die Regierung während der Lebensdauer des jetzigen Parlaments mit der Reform des Oberhauses beginnen. Der Antrag des Abgeordneten BarneS wurde mit 218 gegen 47 Stimmen abgelehnt. Die Unionisten enthielten sich der Ab- stimmung._ Br6mond in Fes. Tanger  , 3. Mai.  (Meldung desReuterschen Bureaus".) AuS Fes wird unter dem 26. April gemeldet: Die Mahalla des MajorS Bremond ist unter großem Enthusiasmus der Bevölkerung nach viertägigen harten Kämpfen hier eingezogen. Die Stadt ist ruhig. Das Vertrauen ist wieder hergestellt, obschon außerhalb der Stadt völlige Anarchie herrscht._ Errichtung von Nadiotelegraphenstationen. Kristiania  , 3. Mai.  (W. T. B.) Der Storthing bewilligte heute einstimmig einen Betrag bis zu 399 999 Kronen zur Errichtung von Nadiotelegraphenstationen auf Spitzbergen   und bei Hammerfest  . Paul Singer& Co., Berlin   SW, Hierzu 3 Beilagen u.Untrrhaltungsbl.