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Eit» Arbeiittsana?or?. Am'4. DeznnS«r 1910 traten wir den ungeheuerlichen Der drehungen und Entstellungen entgegen, die in einer Reihe burger- licher Blätter unter dem Titel..Mißstände in einem Arbeitcrsana- torium" auS Anlaß eines Prozesses ausgestreut waren, der von dem Schriftsetzer Seeleitner angestrengt war und eine Woche lang in München   sich abgespielt hat. Der Sanitätövcrbänd für München  und Umgegend, dem die Verleumdungen der Rcichsverbandspresse galten, hielt am Mittwoch seine 38. Generalvetsammlung ab. Der gedruckt vorliegende Geschäftsbericht gibt Zeugnis von der schönen Entwickelung des Verbandes, der seinen Mitgliedern gegen einen niedrigen Beitrag freie ärztliche Behandlung und Ermäßigung der Arzncikosten gewährt und der eS innerhalb 26 Jahren nahezu auf 2S000 Mitglieder brachte. Das dem Verbände gehörige, von den Lästermäulern vergeblich mit Schmutz beworfene Rekon- valeszentcnheim O b e r ö l k o f e n ist zu einer Zeit errichtet, wo man an Ortskrankenkassen in München   noch nicht dachte. Es steht mit seiner modernen Einrichtung mit 2 Millionen zu Buch. Die Versammlung bewilligte auch dies Jahr wieder bOCKI M. zur Errich­tung einer Ferienkolonie. 139 kränkliche Kinder von Mitgliedern werden den Sommer über aus Kosten des Verbandes zur Erholung aufs Land geschickt. Der Verband hatte im vergangenen Jahre eine Gesamteinnahme von 119238,29 M., eine Gesamtausgabe von 96 436,44 M., so daß ein Ueberschuß von 22 891,85 M. verbleibt. Bei der Neuwahl des Vorsitzenden wurde der seitherige Vorsitzende Genosse G r a m l, der schon mehr als ein Jahrzehnt an der Spitze des Verbandes steht, per Akklamation mit 569 gegen 19 Stimmen wiedergewählt. Das Resultat wurde mit brausen- dem Beifall begrüßt. Auf die christlichen Arbeitersekretäre Käse- Hage und Funke fielen nur 2 bezw. 1 Stimme, ein Ergebnis, das die Versammlung mit großer Heiterkeit quittierte. Aus der Wahl der übrigen Ausschußmitglieder, die mittelst Stimmzettel vorgenommen wurde, wurden die seitherigen alten Vorstandsmit- glieder mit 469 bis 579 Stimmen wiedergewählt. Auch hier versuchte es die Richtung, die die..Musterstätte sozialdemo- kratischer Verwaltung" in den Schmutz zu ziehen suchte, mit einer eigenen Borschlagsliste. Ihre Kandidaten brachten es auf ganze 13 bis 95 Stimmen! Schließlich wurde dem Gesamt- vorstand einstimmig Decharge erteilt. Der glänzende Verlau dieser Versammlung und das für die alte Vorstandschaft geradezu imposante Wahlresultat ist der beste Beweis für die Haltlosigkeit der von unehrlicher Seite gegen den Münchener   Sanitätsverband, seine Einrichtungen und gegen seine Vorstandschaft in. die Welt gesetzten Lügen und Verleumdungen! Die Zentrums- und Reichs- Verbandspresse wird von dieser glänzenden Vertrauenskundgebung wohl ebensowenig Notiz nehmen, wie von der von uns gebrachten Klarstellung der Sachlage. Dadurch würde ja der Zweck ihrer Uebung im Verleumden vereitelt. Kostspielige Apotheken-Privilegien. Wahre Goldgruben für ihre Besitzer find die Apotheken in oft- preußischen Ackerbürgerstädten und Dörfern. Trotzdem dort sehr viel mit Hausmittel gequacksalbert und mit Gesundbeten Kranke zu heilen versucht werden. Riesensummen werden bei Uebernahme von Apotheken als Abstand gezahlt und meistens nimmt der neue Apothekenbesitzer eine gewaltige Schuldenlast mit in das neue Ge- schäft. Im vorigen Jahr erwarb ein junger Apotheker, der gute Protektion bei den Behörden hatte, eine Dorsqpotheke im Kreise Niederung für 150990 Mark Abstand. Bor kurzem hat nun ein Apotheker die Apotheke in der Stadt Johannis- bürg, die nur 3909 Einwohner zählt, mit 280000 M. be zahlt. Das Grundstück hatte nur einen Wert von 199 000 M. ES kostete das Privilegium aber 100 000 M., und für Abstand der Kund- fchaft mußten 60 900 M. gezahlt werden. Trotz dieses enormen Anlagekapitals wird dieser Apotheker wie die meisten seiner Kollegen !ein Kapital gut angelegt haben und eine gute Verzinsung heraus chlagen auf Kosten der Arznei brauchenden kleinstädtischen und läud lichen Bevölkerung, von denen die meisten durch Krankheit in Slot und Elend geraten.______ Gmcbta-Zcitung» Dramatische Szene im GerichtSsaal. In dem Meineidsprozeß gegen den Angeklagten Emil Wulff, bei dem es sich um eine Phase in dem großen Wirrwarr der Mein- eidsprozesse handelt, die aus der sattsam bekannten Affäre Martin Ball entstanden sind, kam es gestern schon zum Abschlüsse der Ver- Handlung. Der Angeklagte hatte in dem Prozesse, der s. Z. gegen den Kaufmann Ballin in Hamburg   verhandelt wurde, eine Aus- sage gemacht, die die jetzt als Nebenklägerin auftretende Frau Frllcke belastete, indem er Bestechungshandlungen zugunsten des Ballin, die tatsächlich Martin Ball ausgeführt hatte, fälschlich der Frau Frücke zur Last legt«. Sein« Behauptung wurde nun durch eine Zeugin, die Konditorfrau Nagel, zunächst bestätigt. Diese sagte aus, daß die Frücke und Ballin in ihrer Konditorei Zu- sammenkünfte gehabt haben. Der als Zeuge vernommene Ballin bestritt unter seinem Eide  , jemals mit Frau Krücke in der Nagel- scheu Konditorei zusammen gewesen zu sein, und Frau Frücke gab dieselbe bestimmte Erklärung ab. Nun schwankte Frau Nagel, und als der Vorsitzende, Landaerichtsdirektor Splettstilßer, mit ernsten Worten der Zeugin ins Gewissen redete, der Wahrheit doch die Ehre zu geben, kam es zur Katastrophe: unter Tränen und kon- vulsivischen Zuckungen gab Frau Nagel zu, daß ihre Aussage zu- Ungunsten der Frau Frücke der Wahrheit nicht entsprach und daß sie ihre Bekundungen auf Ersuche» des Angeklagten Wulff gemacht habe. Die Zeugin war nun völlig fassungslos und sank ohnmächtig zusammen. Dieser Zusammenbruch machte auf alle Anwesenden und augenscheinlich auch auf den Angeklagten den tiefsten Eindruck. Rechtsanwalt Dr. Schtvindt als Verteidiger des Angeklagten redete wohlwollend auf seinen Klienten ein, nun auch seinerseits fein Ge- wissen zu erleichtern und der Wahrheit die Ehre zu geben. Diele Ermahnungen unterstützte auch der Vorsitzende in eindringlicher Weise. Der Angeklagte zögerte noch und er kämpfte mit einem Ent- schlusse. der sich endlich zu einem Bekenntnisse durchrang, als hie Frau des Angeklagten aus dem Zuschauerraum vorsrürzte und mit Erlaubnis des Vorsitzenden zu ihrem Ehemann herantrat und ihn beschwor, hie Wahrheit zu sogen. Sie knüpfte daran Worte deö Trostes und gab ihm die Versicherung, daß sie für sich und die Kinder sorgen werde. Nunmehr erklärte der Angeklagte in bewegten Worten, daß er in der Tat falsch geschworen und die Frau Frücke falsch belastet pnd zu Unrecht verleumdet habe. Er ging noch weiter: er bat Frau Frücke um Entschuldigung für da? Unrecht und die Herzenspein, die er ihr bereitet habe und knüpfte daran die Bitte um Entschuldigung an den Staatsanwalt und den Gerichtshof wegen seiner bisherigen unwahren Angaben. wich kurzer Pause erfolgten die Plädoyers. Nachdem der Staatsanwalt den Tatbestand kurz dargelegt hatte, beantragte er die Bejahung der Schuldfragen durch die Geschworenen. In einer wavmherzjgen Ansprache an die Geschworenen trat Rechtsanwalt Dr. Schivtndt für den Angeklagten ein. den er als ein weiteres Ops-r des durch Selbstmord geendeten Martin Ball schilderte. Der Angeklagte Hab« nicht aus selbstsüchtigen bösen Motiven gehandelt. sondern habe unter dem dämonischen Einfluß des Martin Ball gc- standen, der ihn, wie so viele andere als Puppe für seine dunklen Pläne benutzt habe. Der Verteidiger beantragte, zwar die Schuld- fragen stressend Meinerdzu bejahen, ihm aber die Vergünstigung des K 157 de» Strafgesetzbuches zuteil werden zu lassen, wonach die an stch versvirkt« Strafe des Meineides auf die Hälfte bis ein Viertel zu ermaß, gen»st. we,m die Angabe der Wahrheit gegen den Schwörenden sewst eine Verfolgung wegen eines Verbrechens oder Vergehens nach stch z.oh« konnte.- Rechtsanwalt Dr. Werthauer als Vertreter des als Nebenkläger zugelassenen Ehemannes Frücke erklarte, daß er nunmehr, nachdem d,e Ehre der Frau Frücke. die durch die sglsche AMndMg dks AlPeklagfen stark angetastet war, gckklZ fleckenlos ivlesserhergestellt Vorssefl fef, diese kein Jnieresse an dessen Bestrafung habe. Der Angeklagte sei weniger schuldig, als die im Hintergrunde wirkenden ruchlosen Menschen, und be- sonders Martin Ball, der mit satanischem Lächeln die Leute, die er zu seinen Plänen mißbrauchte, inS Unglück stürzte und wie ein Mephistopheles auch den Angeklagten als willenloses Werkzeug für seine Zwecke benutzte. Ter Nebenkläger nehme den Strafantrag wegen Beleidigung zurück. Die Geschworenen sprachen nach kurzer Beratung den Angeklagten des Meineides in drei Fällen schuldig, billigten ihm aber den Milderungsgrund des Z 157 zu. Staatöantvalt Dr. Bogel beantragte 3 Jahr« Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust.   Der Gerichtshof verkündete durch den Mund des Landgerichtsdirektors Splettstößer: Jedes Herz werde gewiß unter dem Eindruck der vorher erlebten Szene milde gestimmt sein. Milde verdien« aber nur Frau Nagel, die unter dem unheilvollen Einfluß von Ball gestanden; der Angeklagte aber sei doch längere Zeit hindurch der Eideshelfer dieses Manne? gewesen. Er habe auch sein Geständnis nicht abgelegt, weil er seinem gepreßten Herzen Luft machen wollte, sondern weil er einen anderen Ausweg nicht mehr sah. Berücksichtigt sei, daß er noch unbestraft sei. daß am meisten seine Familie zu leiden habe und daß auch er dem un, heilvollen Einfluß des Martin Ball erlegen sei. Der GerichtSho habe auf eine Gesamtznchth«uZstrafe von 2 Jahre» erkannt. Herzzerreißend war der Jammer der Ehefrau des Angeklagten, die vergeblich nach Worten suchte, um den Angeklagten zu trösten. Der Verteidiger Dr. Schwindt trat mit den Geschworenen in Verbin. dung. die ein Gnadengesuch auf Umwandlung der Strafe in Ge- fängniSstrafe unterstützen wollen. Der große Spielerprozeß Matiske und Genossen beschäftigte gestern die dritte Strafkammer des Landgerichts I  . Zur Verhandlung, für die sechs Tage in Aussicht genommen waren, kam eS jedoch nicht, da der Hauptangeklagte, Generalagent Matiske, nicht erschienen war. Zwei Kriminalkommissare, die vom Gericht beauftragt wurden. Nachforschungen nach dem Angeklagten anzustellen, konnten nur mitteilen, daß Matiske am Tage zuvor seine Wohnung im Straßenanzug verlassen habe, seitdem sei er nicht mehr gesehen worden. Das Gericht beschloß, gegen den Angeklagten einen Haftbefehl zu erlassen und die Verhandlung aus den heutigen Donnerstag 10 Uhr zu vertagen._ DaS Reichsgericht verwarf gestern die Revision des Redakteurs Wiesenthal  , der wegen Veröffentlichung einer Reihe von Artikeln unter der Ueber- schrift:.Von Gottes Gnaden" vom Landgericht I   in Berlin   am 14. Februar wegen Majestätsbeleidigung zu sechs Monaten Ge- fängnis verurteilt worden war. Der Angeklagte verwies darauf, daß in den Novembertagen von 1908 das Verhalten des Kaiser  « sogar von liberalen und konservativen Bläitern aufs schärffte kritisiert worden sei, und suchte darzutun, daß er sich auch nur in den Grenzen erlaubter Kritik gehalien habe. Da er aber für Arbeiter geschrieben habe, so habe er sich etwas deutlicher und drastischer ausdrücken müssen. Was er über die Königin Luise ge- schrieben habe, so rühre das nicht von ihm, sondern von Treitschke her und könne nicht eine MajestätSbeleidigung enthalten. Der Reichsanwalt verwies darauf, daß die Feststellungen durchaus dem Geletz entsprechen und der Tatbestand des ß 95 in seiner neuen Fassung enthalien. DaS Reichsgericht erkannte sodann auf Ver w e r f u n g der Revision. /Zus   der frauenbewegung« Die Rettung. Wie soll den Schädeu der weiblichen Erwerbstätigkeit und der zunehinenden Ehelosigkeit entgegengearbeitet werden? so fragt Herr Karl Ert in einer ziemlich umfangreichen Broschüre, die er.Die Anmaßungen der Frauenbewegung" firmiert. Er hat das Milte! natürlich gefunden. Frübheiraten, lautet das Rezept. Männer mit 2426, Frauen um vier Jahre jünger, mit der Erlaubnis, in den ersten vier bis sechs Jahren die Frucht abzutreiben, und dazu gleichzeitig StaatSveriicherung für Witwen und Waisen. Die letzlere müßte nach den Ideen de« Herrn Ert bei Jungen bis zum 18. Lebensjahr, bei Mädchen bis zu ihrer Verheiratung, also gegebenen Falles bis an ihr Lebensende dauern." um die Frau dem.nervenzerrüttenden Kampf umS Daiein zu entziehen" und doch vor sozialer Rot zu schützen. Wie eS eingerichtet werden toll, mit dem Einkommen des Mannes die Lebensbedürfnisse einer Familie zu decken, da« erfahren wir leider nicht, genießen dafür aber den.Ausblick", daß mit dem Auf- hören der wirtschaftlichen Notwendigkeit für die Frau,»inen Erwerb zu suchen, jeder Grund für die Frauenbewegung fortfällt, denn mmit würde.nach der Begründung der Frauen der plausibelste Grund für die politische Gleichstellung von Mann und Frau fallen". ES gibt zivar noch eine Reihe von Gründe», denn wozu würde sonst die Frauenbewegung auch unter den nicht erwerbstätigen bürger- lichen Frauen immer zunehmen? Herr Ert braucht daS natürlich nicht zu wissen. Es genügt ooüständig, wenn er erklärt, daß gegen die politischen Rechte der Frauen, gleich. gültig, ob sie Stenern zahlen oder nicht,qualitative Differenzen.des Intellekt» der Geschlechter" sprechen.' Dafür aber bekennt sich der auf die Qualität s e i n e S Intellekts wohl sehr stolze Herr als Verfechter der P r oft i tut ton. Von den Mädchen, die in der Prostitution versinken, meint er, daß sie.zu nichts Besserem zu gebrauchen sind". Ob die Prostitution auch auf Kosten der vom Staate zu bezahlenden Woisengelder zu setzen wäre, wird uns nicht verraten. Doch jedenfalls, da ja die Waisengelder obligatorisch bis zur Verheiratung gezahlt werden sollen? Die Prostitution scheint dem Herrn auch deshalb unentbehrlich, weil die nur aus eine, aus die legitime Frau angewiesenen Männer dieser vollständig aus- geliefert wären und verweichlichen inüßten. Würde die Frau br dadurch erlangtes Regiment nur auf Küche, Keller und Kind be- 'chränken, so könnte man flch's ja gefallen lassen, aber sie will ja auch in derPolitik»nd Kommmialverwaltuna das Heft in die Hand bekommen"; die Ohren des Hern, Ert hören aber bei dieser Perspektive die.Hiobsglockcn für die europäische Kultur läuten". Wird man sich wundern, wenn man erfährt, daß der Held, der miszog, die Frauenbewegung in ihre Schranken zu weisen, der die Prostitntion, diese Entwürdigung des weiblichen Geschlechts, für notwendig hält, andererseits die Frau verachtet, die sich dem Manne auö Liebe, ohne Ehe hingibt?.Der Mann kann die Frau, die sich ihn außerhalb der Ehe oder in einer Zcitehe hingibt, wohl sehr gerne haben, aber niemals wird er ihr die Achtung entgegenbringen, die sie als Mutter seiner Kinder haben muß. um erzieherisch auf diese einwirken zu können.".DaS gefallene M ä d ch e n heiratet selbst der Mann nicht, durch den eS gefallen ist". beißt es weiter. Herr Ert sieht darin wohl eine besonders edle Qualität des ManneS, uns dünkt eS der alte brutale Herrenstaitd- Punkt, der aber nicht nur durch die gewandelte Aiiickauung der Männer selbst, sondern auch durch das Freier- und Unabhäugigerwerdeu der Frau seinem Ende zugeht. Wenn wir imS mit dem in der Mangoldschen Buchhandlung erschienenengeistigen" Produkte ErtS besaßt haben, so nur um zu zeigen, wieviel den beklagenswerten Frauen noch fehlt um die geistigen Qualitäten, wie sie ihr neuester Gegner repräsentiert, zu erreichen. Wird die» je gelingen? Versammlungen. Versammlungen Veranstaltungen. Zentralvcrband der Hausangestellten. Donnerstag, den 4. Mai. abends 3V, Uhr, in den Jndustrie-Festiälen, Beuthstr. 2V, l: Ver« sammlung. Vortrog von Frl. Baar:Wieviel Kostgeld müssen wir während der Reisezeit fordern?" Die Arbeiterschaft wird ersucht, die ihr bekannten Hausangestellten auf die Versammlung ausmerksam zu machen. Außer de» gemeldete» Maiversammluugea v«» Serliaer Srtoerk- schaften fand noch eine Versammlung der Nahnutgs- und Genaßmrttrliranche in BoekerS Festsälen, Weberstr. 17. statt. Die Versammlung war von etwa 1400 Personen besucht, so daß ein großer Teil der Teil« nehmer im Saal keinen Platz finden konnte und vom Gatten au» durch die geöffneten Fenster und Türen der Festtede des Genossen Z u b e i l folgen mußte. (Der Bettcht kam durch ein nicht bei unS liegendes Versehen sa spät in unsere Hände, daß wir ihn nicht mehr in unserer Extta« Ausgabe verwenden konnten.)_ Die Filiale Berlin   des TachdcckerverbandeS hielt am Sonntag im Gewerkschaftshause eine Generalversammlung ab, in der der Kassenbericht vom 1. Quartal 1911 vorgelegt wurde. Die Einnah» men waren 9674,14 M., die Ausgaben, darunter 3951,90 M. an die Hauptkasse, 6851,30 M., so daß der Bestand am Quartalsschluß 2322,84 M. betrug. Die Versammlung erteilte dem Kassierer Weiske einstimmig Decharge. Es waren noch einige andere wichtige Puntte zu erledigen, jedoch mußte die Versammlung vettagt we» den, da der Saal, den man erhalten hatte, viel zu wenig Raum für die sehr zahlreich erschienenen Mitglieder bot, und alle größeren Säle des Hauses besetzt waren. Zentralverband derHandlunaSgehilfe« und Gehilfinnen Deutsch­ lands  . Bezirk Cdarloltenburg Freitag, den 6. Mai. abends 8'/, Uhr, in derGrastunder Bierquelle", BiSmarckstr. 72, Ecke Fritjchestraße, Vottrag des Dr. Max Schütte:Kohebue und Sand". Verband der Frisenrgehilfen Deutschlands  . ZweigvereM BerN» und Borotte. Heute abend ö'/j Uhr Roseiühaler Straße 11/12: Per» l-mintlung und Vottrag._ Hua aller CHelt. Göttliche Meltorclnung. Ei» schwerer Unglücksfall hat sich auf Güterbahnhof Jüter« bog zugetragen. Die in Jüterbog  wohnbafte, von ihrem Eheniann verlassene Flau Krause war durch Krankheit in bitlere Not ge- raten. Sie besaß seit einigen Tagen nicht mehr das ge- ring sie Quantum Brenn- material. aber auch kein Geld, sich solches zu kaufen. Die Rot- läge der Mutter veranlaßte ihre zehnjährige Tochter, auf den Güterbahnhof zu gehen, um dort herabgefallene Kohlen zu sammeln. Hier glaubte sich da» Mädchen von «»tem Bahnbeamten beobachtet und wollte sich hinter einem Güterzuge Verstecken. Dabei stolperte die kleine K. über die Schienen und kam zu Fall. Ehe das Kind sich erheben konnte, fetzte sich der Zug in Bewegung. die Räder eines Waggons gingen dem bedauernswerten Mädchen über die Beine hinweg, die unterhalb der Knie glatt abgetrennt wurden. Die Verunglückt« wurde nach dem städtischen Krankenhause geschafft, Ivo sie in hoffnungslosem Zu- stände daniederliegt. Der letzte Jahresbericht der Berliner   Steuerdeputation ver» zeichnet 1256 Millionäre in der Reichshauptstadt. Der reichste von ihnen versteuert ein Ver- möge» von 43 Millionen Mark, dann folgen zwei mit je 40 Mill. Mark und einer mit 34 500 000 Mark usw. Die Firma Krupp   in Essen  erzielte im Jahre 1910 einen Reingewinn von 27 375 000 M. « In Paris   hat jüngst eine Dame für ein Paar Schuhe 3000 Frank gezahlt. « Die Einrichtung de? Schlaf« z i m m e r S des amerikanischen Milliardärs FerkeS tostet 1200000 M. DaS Schlafzimmer des Milliar» därS M a r ch a n d hat alles in allem rund 3 Millionen M. gekostet I Für daS Bett allein sind 760 009 M. angelegt worden. die übttgen Möbel koste», 1 060 090 Mark.? Die Tragödie eines Schriftstellers. In einem Wäldchen nahe Turin   hat sich der Schriftsteller Emilio Salgari   wegen materieller Sorgen daS Leben genommen. Salgari   war einer der beliebte st en italienischen Jugendschriftsteller. So fruchtbar er in seiner schrift- stellerischen Tätigkeit war. so wenig erhielt er als Anteil von seinen beutegierigen Verlegern. Ihnen hat er noch im Tode in eine« hinterlassenen Briefe folgende flaminende Anklage zugerufen: .Bon Euch, die Ihr Euch durch die Arbeit meiner Feder be« reichert habt, während ich und meine Familie fort- dauernd im Eleud blieben, verlange ich nichts andere», als daß Ihr als Dank für den Gewinn, de» ich Euch verschafft habe, für mein Leichenbegängnis sorgt. Ich zerbreche meine Feder und grüße Euch l"_ Fromme Dichtkunst. Die Frommen des Orte? Bernterode   in der Provinz Sachsen  leiden große Not. Ihnen fehlt ein« Kirche und die Gelder dazu wollen gar nicht zusammenlommen. Um diesem Uebel abzuhelfen. hat der würdige Herr Pfarrer den Pegasu« bestiegen und ihn auf seine Wesse zurechtgeritten. DaS Angstprodult psarrherrlicher Dicht» kunst erblickte in der frommen.Mitteldeutsibe» Zeitung EichSfeldia�  in Heiligenstadt   da« Licht der Oeffeutlichkeit und mag seiner Origi« nalität wegen auch hier ein Plätzcbe» finden. Derr Herr Pfarrer beginnt:Um Geld und um Barmherzigkeit-r In Mattinsfeld der Pfarrer scbreit. St. Paulus ist fein Gctnitzpatron Da er den Namen ttägt davon. DaS Kirchlein in dem Filial ist eng und dumpf. ja zum Skandal." Dann wird in ähnlich geratenen Reimen auSeinandergefetzi. daß von Arm und Reich Geld zum Kircheitbau entgegen­genommen werde,»selbst für ein Schock verquanzter Eier der Erlös", und der Schluß de« Gedichtes lautet so:.Auch wenn mal ein Kammerzienrat Aus Wilbich euch da» Hau« betrat, Dein alte Hofen ihr verkauft Dann denkt: Ein Lump, wer da» ver- sauft! Ein Rollschwanzaffe, wer da« Geld Für einen schnöden SchnapS behält! Zum Bernteröder Ktrchenbau Geb ich da» Geld, denn da« ist schlau. Und setz' ich noch den Kittel ab~ Der Klingebittel wird sein Grab!" Dagegen ist ja der bekannte Matthias Weber«in wahrer Dichterfürst._ Kleine Siotize». Schwer« Eisendahnunfall. Auf einer Thaufi« zwischen Treffurt   und Eisenach   überfuhr ein Eisenba bnzug da« Last. automobil de« BierbraiiembefitzerS Augnst Schmidt au« Mühl- Hausen in Thüringen  . Der Führer de» Automobil« Wilhelm Ben« und der Bierkutscher Karl Emmerich, beide au» Mühlhausen  , wurden sofort getötet. Lebendig verbrannt. In der letzten Nacht brannte in der Nähe von Plauen   eine Scheune nieder. Unter den Trümnzern fand man die verkohlte Leiche eines unbekannten Manne». der dort genächtigt hatte. vootsunfSlle in Frankreich  . Wie au» Nancy   gemeldet wird. ist auf dem Meurtheflusse ein Boot mit zwei Studenten ge- kentert, ein Insasse ist e r t r u n k e n.- Bei C a h o r» kntert« aus dem Loifluß ein Boot mit vier Militärmusikern, von denen drei ertranken. Einem dritten Bootsunglück auf dem Kanal von Tancarville l«rr. Le Havre) fielen drei Arbeiter zum Opfer._ eingegangene Druchfchrifien. »Der Kampf«. Monatsschrist der österreichischen Sozlakbemokratl«. Nu« dem Inhalt des soeben erschienenen Mai.HesteS erwähnen wir: Otto Bauer  :' Zum Maitag des Wahlkainpse«. Friedrich Austerlltzt Bienetthj Wahllüae. Hugo Schul»: Die Behiresorm und die bnraer« lichen Potteien. N. Rwsanvsf: Der Achtstundentag und dl, alt» Jnter- nationale. Adolj Braun: Der Kamps um den AchtstundeMaa. Matthias Mersch: Die Sozialversicherung und die Uuflösuna bei Ab­geordnetenhauses. Joses Gruber-Linz: Agrarzille und Leoensmulct« truerung. Wilhelm Hausenflein: Mai.