baß etwas mehr Ruhe eintritt. ES ist uns unmöglich, auchnur ein Wort zu verstehen.Präsident Graf Schwerin bittet um Ruhe.(Es tritt auch all-mählich etwas Ruhe ein, vor allem, weil sich die Bänle der bürgevlicheu Parteien außerordentlich st ark lichten.)Die Nbgg. A l b r e ch't u. Gen.(Soz.) beantragen, den Z 184zu streichen, welcher der obersten Verwaltungsbehörde die Befugnisgibt, zu bestimmen, wie weit auch die in Betrieben oder im Dienstenicht öffentlicher Körperschaften oder als Lehrer und Erzieher annicht öffentlichen Schulen oder Anstalten Beschäftigten versicherungs-frei sind.Abg. Göhre(Soz.):Wenn eine Privatanstalt unter dem Druck der Konkurrenz zu-sammenbricht, so würden die Angestellten, falls sie von der Per-ficherungspflicht befreit sind, gar keine Fürsorge im Falle der Krank-heit haben.Abg. Dr. Mugdan(Vp.) meint, daß keine Gefahr besieht, weildie Befreiung von der VcrsicherungSpflicht ja an die Genehmigungder obersten Verwaltungsbehörde gebunden ist.Abg. Göhre Soz.):DaS Vertrauen des Vorredners haben wir nicht. Es handeltfich hier vor allem darum, das Gefühl solcher Personen zu schonen,welche die Versicherung nicht für vereinbar halten mit ihrer Würdeals Reserveoffiziere. Wir sollten aber darauf keineRücksicht nehmen im Interesse aller derer, denen der Reserve-offizier nichts oder so gut wie nichts bedeutet.Abg. Dr. Mugdan(Vp.): Wie soll es denn mit denen gehaltenwerden, die nur mit zwei oder drei Stunden an Privatschulen be-schäftigt sind?Abg. Molkenbuhr(Soz.):Die Lehrer, soweit sie weniger als 2000 M. Gehalt beziehen,sind nach§ 177 versicherungspflichtig, darunter sind auch akademischgebildete Lehrer an Privatschulen. Es ist lein Grund vorhanden,für sie wieder Ausnahmebestimmungen zu schaffen.Der Antrag Albrecht wird abgelehnt.8 136 lautet:„Auf seinen Antrag wird von der VersicherungsPflicht befreit, wer auf die Dauer nur zu einem geringen Teilarbeitsfähig ist, so lange der vorläufig unterstützungspflichtigeArmenverband einverstanden ist.Die Abgg. Albrecht und Genossen beantragen, diesen Paragraphenzu streichen.Abg. Hue(Soz.):Auch in dem jetzt geltenden Gesetz steht dieser Paragraph, aberer ist erst 1392 in das Gesetz hineingekommen. Die Unternehmervertraten damals die Ansicht, die Kassen würden durch die Halbinvaliden sehr stark belastet und man fürchtete, die halb'invaliden Arbeiter würden, falls die Bestimmung nicht allstgenommen werde, entlassen werden und gar keine Beschäftigungfinden. Es hat sich aber gezeigt, daß die Halbinvaliden einenennenswerte Belastung der Krankenkassen n i ch t d a r st e l l e n. Indem Paragraphen heißt es recht harmlos, die Halbinvaliden können„auf ihren Antrag" von der Versicheruiigspflicht befreit werden. Inder Praxis werden die Berginvaliden einfach �vor die Wahlgestellt, sich von der Versicherungspflicht entbinden zu lassen, oderdie Abkehr zu erhalten. Die Folge dieses Paragraphenwird sein, daß man sämtliche Berginvaliden in die ausgedehntenUebertagarbeiten steckt und sie zwingt, sich von der Versicherungs--Pflicht entbinden zu lassen. In der Kommission meinte ein Re-gieruugsvertreter. es handele sich nur um wenige Personenrn den Bergbetrieben, die so beschäftigt werden könnten. Das istunrichtig, es find Zehntausende undAberzehntausende.Wenn alle diese dann nicht versichert sind, springt der Vorteil fürdie Unternehmer in die Augen und daS ist auch die Absicht der Br-stimmung.In der Kommission sprach ein preußischer Bergbeamter auchvon den nicht unerheblichen Pensionen der Bergarbeiter. Sie be-tragen80 Pf. pro Tag.Wer eine solche Versorgung abgerackerter Bergknappen für nichtunerheblich erklärt, bekundet einen starken Mangel an Mit-g e f ü h l für hilfsbedürftige Personen.(Sehr wahr I bei denSozialdemokraten.) Es kommen auch keineswegs nur ältere Per-sonen in Frage, die Bergleute werden oft so früh Invalide, daßvielfachLeute von kaum 30 Jahrendarunter sind.(Hört I hört I bei den Sozialdeinokraten.) Wenn sienicht versichert sind, fallen diese Personen der Armenpflege zur Last,und die Armenlasten in den BergwerkSindustrieorten sind auchganz außerordentlich gestiegen. Solche Leute an dieArmenkasse zu weisen, ist doch kein würdiger Zustand, es i st einSkandal.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)Man sagt, der§ 522 a bietet einen hinreichenden Schutz,weil er bestimmt, daß der Antrag auf Befreiung von derVersicherungspflicht der Zustimmung der Mehrheit, sowohlder Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmemrtreter im Vorstande bedarf. Es gibt aber nur sehr wenige Knappschafts-kleines femUeton.Theater.Schiller-Theater O. Der große Name. Lustspielvon Viktor Leon und Leo Feld. Das anspruchslose Lustspielder beiden Wiener Autoren fand im Schillertheater ein anspruchs-loses, beifallsfrohes Publikum. Es ist zur Abwechselung wiedereinmal ein Stück mit lauter guten Menschen. Ein Operetten-dichter, der mit seinen seichten Walzermelodien Millionen verdient,Hilst einem alten Freunde, einem wahren Künstler, zum Erfolg,indem er Lessen überall von den Konzertleitungen abgewieseneMeistersvmphonie unter seinem Namen zur Aufführung bringt unddann am Schluß nach dem begeisterten Applaus den wirklichen Ver-fasser nennt. Einiges ist ganz launig erfunden. Aber das Ganzeschmeckt wie ein fader Aufguß, verglichen mit der prächtigen, zuUnrecht vergessenen Musikerkoinödie„Tedeum" von E. Rosmer, an«die der Schluß sich deutlich anlehnt.Herr Jwald. der Operettenheros, hatte namentlich in denletzten Szenen sehr gelungene Momente. Herr Köstlin als Li-brettist akkompagnierte ihn mit gutem Humor. ckt.Modernes Theater.(Verein für Kunst.) Irrwege,Szenen von Ossip Dymow. Dymoios dramatische Skizze„Nju"in der intim verständnisvollen Aufführung der Kammerspiele bothöchst eigenartig stimmungsvolle Eindrücke. Eine in geschlossenerFolge sich entwickelnde, durch notwendige Verkettung überzeugendeHandlung gab er so wenig wie die anderen modernen russischenDramatiker. Lose verbundene Bilder— aber nicht wie sonst inbreiter, ermüdender Ausführung, sondern in knappen, andeutungs-reichen Umrißlinien— reihten sich dort aneinander und hielteneine konzentrierte Spannung bis zum Schluffe wach.Leider wurden die Erwartungen, die sich an den Namen knüpf-ten, durch die Aufführung der„Irrwege" arg enttäuscht. Aucheine Darstellung, die auf der Höhe jener ersten in den Kammer-spielen gestanden hätte, würde an diesem Resultat schwerlich vielgeändert haben. Das Aphoristische des Dialogs schlägt hier viel--fach in launenhafte Willkür um und das Streben, die ver-schlungenen Gewebe unbewußter Seelenregungen in ihrer unendqlichen Kompliziertheit andeutend zu durchleuchten, wird zu outrier�fem Experimentieren, das erst durch eine nachträgliche Ueberlegungeine Art Verständlichkeit erhält. Die Absichten sind abstrakt geblie-den, nicht umgeschmolzen in Leben und Bewegung und darum, zu-mal auf der Buhne, ohne künstlerische Wirkung. Tie Macht einerleidenden Liebe, die durch ihr grenzenloses Leiden den von einerfremden Leidenschaft erfaßten Geliebten zurückzwingt, zu schil-tem, sie als läuternde Ueberwinderin des egoistisch blinden Natur-triM symbolisch zu vcrhcrrfichep-7- das Mg scheisit be® Dichterbereine, in denen die Hälfte der Vorstandsmitglieder Arbeiter-Vertreter sind, in den meisten Fällen sind auch unter denen, die alsArbeitervertreter gellen, solche, die nicht als Arbeitervertreter an-erkannt werden, weder von uns, noch von den christlichen Gewerk-schaften; eS find das Personen, die durch den kapitalistischen Terrorhineingebracht werden. Deshalb haben auch wir. sowie die christ-lichen Organisationen uns gegen die Verhältniswahl erklärt, weildadurch die in den letzten Jahren durch den kapitalistischenTerror gegründeten gelben Vereine eine Vertretung im Vorstanderhalten würden und ein e i n z i g e r G e l b e r, der sich aus dieSeite der Unternehmer schlägt, würde genügen, eine Mehrheit derArbeiter unmöglich zu machen. Der§ 522a ist also ein untauglichesoder mindestens unzureichendes Mittel, die Arbeiterinteressen zu schützen.(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)Abg. Behrens(Wirtich. Vg.) wünscht die Regelung der Materie imAbschnitt 9, wo die Verhältnisse der Knappschaftskaffen geregelt werden.Im übrigen hält er den§ 522a für eine ausreichende Siche-rung, da die Mitglieder der Knappschaftsvorstände in geheimer Wahlgewählt werden.Abg. Korfanty(Pole): Da wir die geheime Wahl der Knapp-schaftsältesten erreicht haben, scheint uns der§ 522a für die Bergarbeiter eine genügende Sicherheit zu geben; aber bedenklich istdie Bestimmung des K 186 für die Arbeiter der Hütten- und Eisen-werke, und deshalb werden wir für den sozialdemokratischen Antragstimmen.Abg. Hue(Soz.):Der Vorredner betont mit Recht, daß den Hüttenarbeitern der§ 522a gar keinen Schutz gewährt, diese sind in den Vorständen garnicht vertreten und ganz hilflos den Hüttenbesitzern ausgeliefert. Diegeheime Wahl hält der Vorredner für einen genügenden Schutz beiden Bergarbeitern, aber wenn die Leute gewählt find, stehen sie ausdem Präsentierteller und werde» hinausgeworfen, wenn nicht einestarke Organisation hinter ihnen steht. Herrn Behrens mache ichdarauf aufmerksam, daß unser Antrag dem einmütigen Willender organisierten Bergarbeiter aller Richtungenohne Parteinnterschied entspricht.(Sehr wahr bei den Sozial-demokraten.)Abg. Becker(Z.): Die angefochtene Bestimmung wird von vielenArbeitern gewünscht, damit auch die Invaliden noch Beschäftigungfinden. Für die Bergarbeiter enthält der 8 522a eine ausreichendeSicherung.Der Antrag Albrecht wird abgelehnt, 8 186 wird angen 0 m m e n.Nach§ 186a sollen auf Antrag des Arbeitgebers von der Ver-ficherungspflicht befreit werden auch Personen, die bei Arbeitslofig-keit in Arbeiterkolonien oder ähnlichen WohltäfigieitS-anstalten vorübergehend beschäftigt werden.Ein Antrag A l b r e ch t(Soz.) will hinzufügen:„Und für die Zeit der Krankheit Anspruch auf Krankenpflegehaben."Abg. Schmidt(Soz.):Es handelt fich hier um die Elenden der Landstraße;wir wollen, daß auch diese Arbeiter wenigstens«in Teil der Kranken-fürsorge erhalten.Der Antrag wird abgelehnt.8 190 handelt von der freiwilligen Versicherung, die fürGewerbetreibende usw. gewisser Art gestattet wird, wenn nicht ihrjährliches Gesamteinkommen 2000 M. übersteigt.Ein Antrag A l b r e ch t(Soz.) will diese Beschränkungauf ein bestimmtes Einkoinmen st r e i ch e n.Ferner bestimmt der Paragraph, daß die Satzung der Kranken-kästen das Recht zum Beitritt solcher Personen von einer be-stimmten Altersgrenze und von der Vorlegung eines ä r z t-lichen Gesundheitszeugnisses abhängig machen kann.Ein Antrag Alb recht(Soz.) will von diesen ErfordernissenPersonen ausschließen, die unmittelbar vor ihrem Beitritt eineranderen Krankenkasse angehört haben.Abg. Hoch(Soz.):Die Beschränkung auf 2000 M. ist ganz unberechtigt. Wenn einHandlungsgehilfe, der bisher 2000 M. hat, etwa 50 M. Zulage bekommt, so verliert er das Recht, fich freiwillig zu versichern. Auchwird ein Handlungsgehilfe, der in Hamburg versichert war undvielleicht eine Stellung in München annimmt, gezwungen, in derHamburger Kasse zu bleiben. Ich bitte Sie deshalb unserem An«trage zuzustimmen und ebenso dem zweiten Teile unseres Antrages.Wer dauernd einer Kaste angehört, soll sein Recht nicht dadurchverlieren, daß er an einen anderen Ort kommt.8 190 wird unter Ablehnung der Anträge Albrecht an-genommen.Nach 8 191 kann ein Gemeindeverband sowie eine Krankenkafiedurch Statut für ihren Bezirk dies Recht auch anderen Versicherungs-freien einräumen.Diesen Paragraphen hat die Kommission gestrichen.Abg. Schmidt(Soz.):Nachdem Sie den§ 190 angenommen haben, bitte ick Sie,wenigstens diese Milderung besonders im Interesse der Privat-angestellten anzunehmen.als Idee des Werkes vorgeschwebt zu haben. Aber keine beseelende,keine vereinheitlichende Kraft geht davon aus. Weder der Mann,noch die beiden Frauen, die um ihn ringen, erhalten eine typisch-individuelle Ausgestaltung, durch die sie als Personen oder auchnur als Träger des Gedankens interessieren könnten. Das Jrratio-nelle ihrer Handlungen scheint nicht mehr psychologisch motivierteUnvernunft, sondern Unvernunft schlechthin. Der Holzhändler, derin die pikante Häßlichkeit Lenas wahnsinnig verliebt ist, bekommtvon der gleich stark verliebten Dame, weiß Gott warum, einenKorb nn-d freit dann fünf Minuten spater, weiß Gott, ob nur ausAerger oder welchen anderen Gründen, die hübsche kleine Sonetschka,der er ihr Ein und Alles wird. Kaum verheiratet, geht er, dieRolle des Brutalen weiterspielend, mit Lena durch, um dann, alsseine Frau ihm anvertraut, daß sie sich Mutter fühle— in der Verzweiflung hat sie sich einem anderen hingegeben— ihr reuig schuldbewußt zu folgen. Auch Sonetschka wird eine andere. Nach demTode ihres Kindes ringt sie sich das Geständnis ab, das Töchterchensei nicht von ihm gewesen. Sie glaubt, sie dürfe ihm um jenesKindes willen nie mehr als Gattin angehören und stirbt in seinenArmen.Die Schauspieler— die Hauptrollen lagen in den Händen vonHerrn Harlan und Fräulein Marie B 0 r cha r d t— setztengeschultes Können und ehrliches Bemühen für das Drama ein. Wennes scheiterte, lag das nicht so sehr an den mitunterlaufenden Man-geln der Wiedergabe, als an der widerspruchsvollen Sprunghaftig-leit des Werkes selbst. dt.Musik.Eine Art von höherem„Ausverkauf" ist es, wenn dieKomische Oper ihr jetziges Repertoire al§„M a i- Festspiele"bezeichnet. Vom sonstigen unterscheidet es sich durch Gastspiele.Ihre Knnstwidrigkeit(sofern es fich nicht um Probespiele aufEngagement handelt) und der Vorzug eines geschlossenen Ensembles,das sich täglich mehr ineinander einlebt, sind nichts Neues mehr.Auch eine Neueinstudierung von Mozarts„Don Juan", diewir am Sonnabend hörten, änderte für uns an dem Gesagten nichts.Es gab manche anerkennenswerte Bemühung. L. M antler alsLeporello und zum Teil auch der Gast F. Feinhals alsDon Juan sangen mit ausdrucksvollen Abstufungen der Tonstärke;H. Stolzenberg als„Donna Elvira" und besonders I. Bach-rich als„Zerline� holten aus ihre» Rollen schauspielerisch vielGutes heraus. Wie einheitslos aber das ganze durchgeführt war,zeigte namentlich folgender Umstand: der Gast aus München sangden Text der L e v y scheu Bearbeitung, auf deren Schwächen wir beifrüherer Gelegenheit hingewiesen hatten; von den hiesigen jedochsang— soweit wir bei dem häufig lärmenden Orchester unterscheide»konnten— nur K. Ärmster als„Comthur" den neuen Text,während alle übrigen beim altgewohnten(und bewährten) Texteblieben. ez.DaS HauS beschließt im Sinne der Kommisso».8 192 a bestimmt: Die Versicherungsberechtigung erlischt in allenFällen, wenn das regelmäßige jährliche Gesamteinkommen 4000 M.übersteigt.Abg. Molkenbuhr(Soz.)begründet einen Antrag, statt 4000 M. 5000 M. zu setzen. Mansollte all denen, die gegen Unfall versichert sind, auch dasRecht der Krankenversicherung geben. Es liegt ein Widerspruch, eineLückeim Gesetz vor, die beseitigt werden muß.(Sehr richtig Ibei den Sozialdemokraten.)Abg. Dr. Mugdan(Vp.) wünscht, daß solche Personen nurKrankengeld, aber keine Krankenpflege erhalten. Zummindesten sollten sie das Recht haben, sobald sie wieder unter4000 M. verdienen, der Versicherung wieder beizutreten.Abg. Hoch(Soz.):Ich will nur der Ansicht entgegentreten, als ob wir etwa dieVäter dieses Paragraphen sind. Er ist vielmehr auf Anregung desLeipziger Aerzteverbandes in das Gesetz gekommen, der hoffte,dadurch eine größere Zahl Personen aus der Krankenversicherungherauszuziehen und sie damit zu zwingen, die ärztliche Hilfe nachden Söven zu bezahlen, die die Aerzte in Rechuung stellen. Wirstellen den Antrag nur vom Standpunkt der Mehrheit aus, um einenWiderspruch aus dem Gesetz zu beseitigen. Daß solche Widersprückenock vorhanden sind, ist ja bei einem so umfangreichen Gesetz leichtverständlich. Bis in die letzte Minute haben wir uns in der Kam-Mission Mißverständnisse und Fehler vorhalten müssen. Jetzt habenwir das ganze Gesetz eingehend studiert. Sachverständige haben unsauf Mängel aufmerksam gemacht und niemand von Ihnen wird dieStirn haben, zu behaupten, daß Sie an diese Fehler vorher über-Haupt gedacht haben. Aber wir können hier die� best-begründeten Anträge vorbringen, Sic sitzen einfach da wie diePuppe».Sie treiben mit dem Parlamentarismus Schindluder!(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten, Oho! bei derMehrheit. Vizepräsident Dr. Spahn ruft den Redner zur Ordnung.)Zwischen der zweiten und dritten Lesung wird dann wieder in Bauichund Bogen etwas OberfläcklicheS gemacht werde» und wir bekommenein Gesetz, das von Widersprüchen wimmelt.— Eshandelt sich hier nicht um Parteigegensätze, sondern um den Ans-gleich von Unebenheiten aus dem Gesetz, aber Sie stimmen einfachalles nieder.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)Abg. Molkenbuhr(Soz.):Wenn zwischen der zweiten und dritten Lesung wieder der Blockzusammentritt und dann ohne jede Begründung irgend welche Aende«rungen beschlossen werden, wird später bei der Durchführung de?Gesetzes vielfach gar keine Handhabe dafür auS den Motiven usw.zu finden sein, was gewisse Bestimmungen überhauptzu bedeuten haben.— Wenn der Wunsch des Herrn Mugdanerfüllt würde, würde man die Krankenversicherung schädigen, denndiese Personen würden dann ausscheiden in der Zeit, wo sie amleistungsfähigsten wären, und erst wieder Beiträge zahlen, wenn siefür die Kasse große Risiken bedeuten.(Sehr wahr! bei den Sozial«demokraten.)Abg. Dr. Mugdan(Vp.): Das gebe ich zu. Um dem zu be«gegnen, könnte man ja bestimmen, daß nach einer Reihe von Jahren,nachdem daS Einkommen von 4000 M. überstiegen ist, die Verjiche-rungsberechligung überhaupt erlischt. Daß in den 4000 M. einSchönheitsfehler liegt, da sonst im Gesetz die Grenze immer 5000 M.ist, g e b e i ch z u.Der Antrag Albrecht wird hierauf abgelehnt.8 195 bemißt die baren Leistungen der Kassen nach demdurchschnittlichen Tagelohn der betreffenden Klaffen derVersicherten, für die die Kasse errichtet ist. Die Bemessung hatdurch Satzung zu erfolgen. Als Maximum des zur Berechnunggelangenden TagelohnS sind 5 M. vorgesehen. Durch Satzung kannjedoch Erhöhung des Bercchnungsmaximums auf 6 M. erfolgen.Die Festsetzung bedarf der Zustimmung der BeschlußkammerdeL Oberversicherungsamts. Ferner kann sotzungS»gemäß statt des durchschnittlichen Tagesentgelts der wirklicheArbeitsverdienst bis ö Marl als Grundlohn bestimmtwerden.«vg. Sachse(Soz.):Wir beantragen, diesen Paragraphen von Grund aus za ändern,der in der Kommissionsfassung eine schwere Schädigung derhöher entlohnten Arbeiterkategorien, speziell auch der Bergarbeiter.bedeutet. Wir beantragen, daß der durchschnittliche Tages-e n t g e l t der Bemessung ohne weiteres zugrunde gelegt wird, ohnedaß erst eine Satzungsbestimmung notwendig ist; wir beantragenferner, die Maximumsgrenze von 6 M. zu streicken und die Be-stünmung zu beseitigen, daß die Zustimmung des OberversicherungS»amts zur Erhöhung des Maximums notwendig sein soll.(Zustimmungbei den Sozialdemokraten.)Der Antrag Albrecht und Genossen wird abgelehnt.8 195 in der Kommissionssassung angenommen.§ 196 bestimmt, daß bei Landkrankenkassen dieSatzung den Ortslohn als Grundlohn bestimmen kann.Humor«nd Satire.An den verlängerten Reichstag.Schon auf deinem TotenschragenSah man dich dahingestreckt.Eigentlich und sozusagenWarst du— Gott sei Dank!— verreckt.Viele wünschten, noch geschwinderSollte es zu Ende geh»,Fröhlich nahm man den Zylinder,Um an deinem Grub zu stehn.Doch der Kanzler, der voll KummerUnd als Arzt am Bette sitzt,Hat dir vor dem letzten SchlummerNochmal Aether eingespritzt.Liebt er dich, daß er den herbenTod von deinem Lager scheucht?Nein!— Nur Angst vor deinen ErbenMacht ihm Aug' und Hose feucht.(P. Schlemihl im„SimpliclsiimuS".)Notizen.— Theater chronik. Tilla D u r i e u x. die mit Ablaudieser Saison anS dem Verbände des Deutschen Theaters aus-scheidet, wird dort am DienStag in Hebbels„Judith" zumletzten Male die Titelrolle darstellen.— Die dekadenze Oper. DÄnnunzio, der stärlste Artistder bürgerlichen Dekadence, soll beabsicktigen, für den stärksten deka-deuten Musiker. Richard Strauß, ein Operntextbuch zuschreiben. DaSkann ja entsetzlich schön werden.— Die deutsche Sndpolarexpedition trat amSonntag auf ihrem Schiff„Deutschland" in Bremerhaven unter be«drohlickem Redeschwall die Ausreise an. Der Leiter Filchner gehtaber erst in Buenos Aires an Bord.— Wie das offizielle Rußland Tolstoi ehrt.Tolstoi ist in Rußland zum großen Teile noch immer verboten.Dieser Tage erst hat die Gerichtskammer von Moskau die vomoffiziellen Preßkomitee angeordnete Konfiszierung der Bände XVI,XIX und XX der zwölften Gesamtauflage von Tolstoi bestätigt.Die betreffenden Bände enthalten eine Reihe seiner bekanntenSchriften und Aufsätze, wie:„Patriotismus und Regierung",«Töte nicht!",„Heber die gesellschaftliche Bewegung in Rußland",„Appell an die russischen Männer".„Wahrhafte Freiheit".„Ich kannnicht schweigen",„Ein Brief an den Zaren und seine Mitarbeiter",„Die Antwort an den Synod",„Glauben" u. a.Die Schriften werden wegen GotteSlästeriWg und Aufreizung deSVolkes konfisziert und vernichtet.