Einzelbild herunterladen
 
Wörden kvareft,? die'Kolkegsn wußkeii, s?aZ vot!geFS?igen ist. Dittmann hat auch von Verhandlungen imKetzerklub� gesprochen. Ich stelle fest, daß der Genosse v. Elm bei seinem Vortrag im ..Ketzerklub" über Massen und Führer keine zehn Worte über die Hamburger Angelegenheit gesprochen hat. V. Elm wird zu Unrecht angegriffen. Man sagte, ich hätte meine Kündigung nicht einreichen dürfen. Ich bin aber überzeugt, daß das gleiche wie Jhle mir in einem Vierteljahr passiert wäre. Darum war es besser, dass auch ich ging. Haas-Köln befürwortet einen Antrag, der verlangt, daß die Agitation unter den jugendlichen Arbeitern mehr als biHer zu betreiben ist. Den Ortsverwaltungen wird deshalb empfohlen, überall da, wo es angängig ist, Jugendsektionen zu gründem. Die Hauptaufgabe dieser Sektionen muß die fachliche und gewarkschast- liche Schulung der Mitglieder sein. Die.Arbeiterjugend" ist jedem Mitglied der Jugendsektion gratis zu liefern. An denjenigen Orten, wo Jugendausschüsse bestehen, ist mit diesen eino Verein- barung zu treffen, daß zu den allgemein bildenden Veranstaltungen beider Korporationen alle Jugendlichen Zutritt haben. Redner plädiert ferner für eine Verschmelzung der Verwaltungsstellen Mülheim   a. Rh. und Köln  . Zu der Hamburger Sache möchte ich Lagen: Dittmann redete in Hamburg   ganz anders wie hier, und das trägt zur Verschärfung der Situation bei. Die Leitung bei der Hamburger Bewegung hatte der Verbandsvorstand, und dessen Anordnungen mutzten befolgt werden. Die Hamburger Ortsver- waltung hat in dieser Sache sehr daneben gehauen. Was das Statut vorschreibt, hat der Verbandsbeamte zu tun. Das Kündi- gungSrccht wird der Ortsverwaltung niemand streitig machen. Es kommt nur darauf an, in welcher Situation es angewandt wird. Es darf von ihm nicht Gebrauch gemacht werden, wenn die Massen aufgepeitscht und erregt sind. Die Hamburger hätten Schlicke gegen die persönlichen Angriffe in Schutz nehmen müssen. Wir müssen die Kollegen, die innere Unzufriedenheiten schaffen, in die Schran- cken zurückweisen. Emst- Hagen bespricht die Vorgänge bei einer Bewegung in Hagen  , die auch eine große Erregung bei den Kollegen hervorge- rufen hat. Der Kollege Jhle hätte die Abhaltung der Versamm- lung verweigern müssen, er habe ganz richtig gehandelt. Redner begründet einen Antrag, der den Vorstand beauftragt haben will, in geeigneter Weise für die Heranbildung von Kräften Sorge zu tragen und mehr Mittel für diesen Zweck aufzuwenden. Außer- dem soll das Delegationsrecht für die Parteischule voll ausgenutzt werden. Wenn man sieht, betonte der Redner, wie die Lehrstühle bei der Gewerkschaftsschule besetzt sind, muß man doch sagen, daß es gut lväre, wenn die Kollegen auf die Parteischule gesandt wür- den. Bernhard soll, wie mir gesagt wurde, auf der Gewerkschasts- schule in der gehässigsten Weise über die Partei herziehen. Das können wir uns nicht bieten lassen. F i e d l er- Essen wünscht, daß der Vorstand beauftragt wird, leine Konferenz der Hütten- und Walzwerkarbeiter einzuberufen. M o I i t o r- Frankfurt beleuchtet die Licht, und Schatten- Leiten der Tarifverträge. Das Vorhandensein dieser sei manchmal gut, manchmal schlecht, je nach den Verhältnissen. Redner befür- wartet Anträge, daß die Arbeitsruhe am 1. Mai intensiver als bisher propagiert wird. B a u m a n n- Frankfurt a. M. geht auf Beschwerdefälle ein. Den Nürnberger Kollegen hätte die Unterstützung bezahlt werden müssen. Auch der Hauptvorstand habe sich an das Statut zu halten, auch in Ausnahmefällen. In der Hamburger Angelegenheit seien die Gründe der Ortsverwaltung viel durchschlagender, als die des Vorstandes. Der Kollege Jhle habe nicht richtig gehandelt. Die Gründe für die Einberufung der Versammlung müsse man respek- tiercn. Das Recht der Kündigung stehe den einzelnen Mitglied- fchasten zu. Die Führer könnten sich nicht mehr so recht in die Verhältnisse eines Betriebes hineindenken und müßten darum die Meinungen der Kollegen mehr respektieren. Thielemann- Osnabrück wünscht, daß noch mehr für die Hütten- und Walzwerkarbeiter getan wird. Severing- Bielefeld verspricht sich keine Erfolge für die Agitation durch die Einberufung einer Konferenz für die Hütten- und Walzwerkarbeitcr. Die sich in Vorbereitung befindliche Denk- schrift über die Verhältnisse in dieser Industrie solle der Vorstand dem Reichstag bei seinem Zusammentritt unterbreiten. Redner plädiert des weiteren für die Errichtung einer Sammelstelle für das Agitationsmaterial für diese Industrie. Bezüglich des von Ernst begründeten Antrages, daß die Parteischule beschickt werden Lolle, meint Severing, daß nicht alles Heil von der Partei, oder Gewerkschaftsschule kommt. Man solle diese Einrichtungen nicht überschätzen. Das seien nicht die schlechtesten Agitatoren, die nicht auf der Gewerkschafts- oder Parteischule waren. Durch die zur Maifeier vorliegenden Anträge werde die Frage des Maifeierfonds auch nicht erledigt. Es sei auch schon bisher erklärt worden, daß die Arbeitsruhe am 1. Mai die würdigste Form der Maifeier ist. Unannehmbar sei der Satz des Antrags:Es werden nähere Be- stimmungen geschaffen, um die praktische Durchführung der Arbeits- ruhe am 1. Mai zu beschleunigen." Wer solle diese Bestimmungen schaffen. Die Generalkommission, der Parteivorstand oder der Vorstand? Von allen Angestellten in der Arbeiterbewegung hat der Gewerkschastsangestellte die schwerste Stellung. Da solle man diesen Beamten ihr Amt nicht noch erschweren; das geschah aber im Falle Jhle. Wenn man der Meinung ist. daß ein Arbeiter nicht unbe- rechtigt entlassen werden darf, dann solle man auch nicht Schritte begehen, die sonst als UnternehmerterroriSmuS bezeichnet werden. (Zustimmung.) Petersen- Hamburg betont, daß die Ortsverwaltung Jhle aufgefordert hat. seine Aeußerungen zurückzunehmen. Jhle habe dies aber abgelehnt und dadurch sei die Situation verschärft worden. Wenn man den Hamburgern lokalistische� Motiv« unterschiebe, so tue man ihnen Unrecht. Sie ständen auf zentralistischem Boden. Massatsch- Stuttgart sVorstandsmitglied) bespricht aus- sührlich die Hamburger Angelegenheit und polemisiert gegen Ditt- mann. Dieser habe in einer Versammlung gesagt: Wir sind von den Verhandlungsführern getäuscht worden. Die Ortsverwaltung habe die Aufgabe, die Mitglieder zur Einhaltung des Statuts zu erziehen. Die Ortsverwaltung Hamburg   hätte aber das Statut nicht beachtet. Sie hätte so manches unterlassen müssen. Der Vor- stand konnte keine andere Haltung einnehmen, wie er es getan. Hoffen wir, daß die Auseinandersetzung hier veranlaßt, daß in Zu- lunft in Hamburg   das Statut besser eingehalten wird. Kie Sitzung wird dann auf morgen früh ö Uhr vertagt I Hu9 der parteü G. HSrdüm f. Am DienSkag verstarb nach längerem Leiden der Genosse Christen H ö r d u m, der langjährige Geschäftsführer vonSo- cialdemokraten" in K o p e n h a g en. Mit ihm ist wieder einmal einer der ersten großen Borkämpfer der dänischen Sozialdemokratie dahingegangen. Hördum wurde 1846 in dem kleinen Ort Ebcltoft auf Jütland   geboren, als Sohn eines Schuhmachers, dessen Hand- werk er erlernte. Als Militärpflichtiger kam er nach Kopenhagen  . und dort blieb er dann auch wohnen. Er lernte das Proletarier- elend gründlich kennen, um so mehr, als er sich früh verheiratet hatte, und ein Schuhmachergeselle damals kaum mehr als 7 Kronen die Woche verdiente. LS Jahre alt begann er mit seiner agitatori- schen Tätigkeit. Bald wurde er Vorsitzender des Schuhmacherfach- Vereins und 1877Socialdemokratens" Geschäftsführer. Es war eine sehr kritische Zeit für die junge sozialistische Bewegung und ihr Organ wie für die dänische Arbeiterschaft überhaupt, die unter einer schweren Wirtschaftskrise zu leiden hatte. Das bescheidene Blättchcn. das sich im Laufe der Jahre zu der größten Zeitung Dänemarks   entwickelt hat und jetzt über S6 000 Abonnenten zählt, wurde damals in kaum 3600 Exemplaren gedruckt und stand wieder- holt vor dem Ruin. Es kamen Tage, wo Hördum Uhr und Kleider versetzen mußte, um die notwendigsten Ausgaben des Blattes zu decken. In den ersten Jahren war er auch Geschäftsführer des im 1873 gegrüMteo Soz i aKewpIpsftjche n PeMMs. Äjo PavIelvorfitzenSe?. Im Jahre 1884 ivurhe Hörnum als erster So­zialdemokrat in das Folkething gewählt, und zwar im 3. Wahlkreise Kopenhagens  , den er dann LS Jahre lang vertrat, bis er sich 1909 aus Gesundheitsrücksichten von der Kandidatur zurückzog. Im Oktober 1910 sah er sich seines Nervenleidens wegen genötigt, auch das Amt alsSocialdemokratens" Geschäftsführer niederzulegen, das er 33 Jahre lang verwaltet hatte. Sein Name ist mit der Ge- schichte der dänischen und internationalen Sozialdemokratie un- löslich verknüpft, als einer der ersten, die in unermüdlicher, opfer- reicher Arbeit in den ersten Reihen tätig waren an dem gewaltigen Aufstieg der Partei und dem Siegeszug der sozialistischen   Welt- anschauung die Bahn brachen._ Bissolati für die Kriegstechnik. Rom  , 3. Juni.  (Eig. Ber.) Die Diskussion über die neuen Militärausgaben, die die italienische Kammer seit einigen Tagen beschäftigt, hat dem Abgeordneten Bissolati Gelegenheit ge- geben, sich von der Fraktionsmehrheit in seiner Auffassung der Militärausgaben zu differenzieren. Es handelt sich darum, S1 Millionen für Feldartillerie-Geschütze zu bewilligen, weil das heutige Modell veraltet ist. Dabei hat das Ministerium das Pech. daß dieses Modell auch schon veraltet war, als es der Firma Krupp  in Kommission gegeben wurde. Wenn diese Schlamperei der Mi- litärverwaltung für das Ausland kein besonderes Interesse hat, so dürfte es doch die internationale Partei interessieren, welche An- sichten Bissolati in der Fraktionssitzung, die sich mit diesem Gesetz- entwurf befaßte, entwickelt hat. Bissolati vertrat nämlich, wie wir dem Bericht desAvanti" entnehmen, den Standpunkt, daß die Be- willigung der Summe von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus behandelt werden könnte. Rein technisch sei die Heeresverwaltung zu tadeln wegen des unzulängliches und nachlässigen Vorgehens bei der Umgestaltung der Artillerie. Wenn man dagegen die Frage politisch betrachte, so könne er in Gemäßheit seiner Ueberzeugung und seiner früher ausgesprochenen Ansichten nicht mit der Fraktion gegen die Ausgabe stimmen. Der neue Geld- aufwand ziele nicht darauf ab, die Präsenzstärke des Heeres zu erhöhen, sondern habe nur die Lieferung vervollkommneter tech- nischer Werkzeuge im Auge, ohne welche das Heer wertlos sei. Bissolati erklärte daher, er werde sich der Abstimmung ent- halten. Ein Antimilitarismus, der dem Heere technisch voll- kommene Waffen verweigerte, erschiene ihm als übertrieben und schlösse selbst die Möglichkeit einer Bürgerwehr aus, die doch von syndikalistischer Seite gefordert werde. Dieser eigenartigen Auf- fassung traten die Genossen Turati, Morgari und Treves entgegen, während B o n o m i mit Bissolati übereinstimmte. Natur- lich kann man auf Grund dieser Erwägungen jedwede neue Mi- litärausgabe bewilligen. Was heute Hunderte von Millionen der- schlingt, das ist nicht die Tendenz, die Präsenzstärke des Heeres zu erhöhen, sondern vielmehr das Bestreben, der Kriegskunst neue technische Mittel zu liefern. Und wenn wirklich einmal daS Be- dürfnis nach numerischer Verstärkung zutage treten sollte, so brauchten die herrschenden Klassen noch lange nicht auf die Hilfe von Bissolatis Erwägungen zu verzichten: es genügt, daß sie die schon bewilligten Millionen der Erhöhung der Präsenzstärke zu- wenden und sich die neuen Millionen unter der Form technischer Verbesserungen bewilligen lassen. WaS kann nicht alles als tech. nische Verbesserung angesehen werden? Fügt man zu dieser Auf- fassung Bissolatis die Erklärungen hinzu, die'er in einem Jnter- view des PariserTemps  " über die Monarchie abgegeben hat, so kann man sich nicht verhehlen, daß es sich hier um eine recht eigen- artige Spielart des Sozialismus handelt. Hat doch Bissolati in dem Interview gesagt: unser Programm ist wirtschaftlich und sozial: es mit reiner Politik vermischen, wie man das anderswo, und hauptsächlich in Frankreich   tut. hieße seine Bedeutung ab- schwächen. Wenn wir in gewissen Dingen mit den Republikanern zusammengingen, so hatten wir dabei einzig den Zweck, auf die Anerkennung des Laiencharakters des Staate? hinzuwirken. Und geschlossen hat Bissolati die Unterredung mit folgenden Worten: Niemand kann sich für die Zukunft verbürgen, aber heute scheint die italienische Monarchie imstande, sich noch für unab- sehbare Zeit dem demokratischen Fortschritt anzupassen." Für technische Vervollkommnung des Heeres im bürgerlichen Klassen- kämpf und für eine fast unbegrenzte Dehnbarkeit der Monarchie   was will man mehr von einem Sozialisten?(Wozu wir doch be- merken möchten, daß man außerhalb Italiens   solche Konfusionsräte nicht als Sozialdemokraten gelten lassen würde. D. Red.) In Sachsen   wie in Preußen. Genosse Redakteur H e i l m a n n von der C h e m n i tz e r. V o l k s st i m m e" hat die ihm wegen MazestatLbeleidigiing zudiktierte Gefängnisstrafe von sechs Monaten vor den Feiertogen angetreten. Wie die.Voltsstimme" mitteilt, ist dem Genossen Heilmann das Tragen eigener Kleider sowie die Selbstoeköstigung verweigert worden. polizeiliche», Gerichtliche» uftv. Wieber ein Beitrag zum BersammlungS-Recht". Die Abhaltung öffentlicher Versammlungen unter freiem H I m m e l ist immer mit Schwierigkeiten verknüpft, denn sie be- dürfen nach dem Reichsvereinsgesetz der behördlichen Genehmi­gung. Zwar darf diese nur versagt werden, wenn eine durch Tatsachen begründeteGefahr für die öffentliche Sicherheit" besteht, aber man weiß ja, daß. wenn es sich um s o z i a l d e m o- kra tische Versammlungen handelt, eine preußische Polizeibe- Hörde immer findig genug ist, die nötigen Tatsachenfestzustellen". So verbot kürzlich der Amtsvorsteher Brennecke in M a h l e n w a r s- leben(Wahlkreis Wolmirstedt  -Neuhaldensleben  ) eine Versamm- lung unter freiem Himmel, weil die zu erwartenden Menschen- Massen den Ueberbau eines auf dem Versammlungsgrundstück vor- handenen Brunnens beiseite schieben und hineinfallen könnten. Unseren Genossen wollte dies nicht einleuchten und sie suchten aufs neue die Genehmigung nach zu einer anderen Versammlung auf demselben Grundstück. Die Genehmigung wurde mit derselben Begründung wiederum versagt; diese letzte Verweigerung der Ge- nehmigung blieb insofern ohne Wirkung, als unsere Genossen die Versammlung in dem mit dem Grundstück verbundenen Lokal er- öffneten und sie dann auf den Hof hinaus verlegten, wogegen auch ein Amtsvorsteher nichts einuwenden vermag. Besonders interessant ist aber die Begründung der Versagung de? zweiten E!«nehmigungsgesuch§. Es heißt da: Ihr Gesuch... wird hierdurch wegen zu erwartender Ruhestörungen im Interesse der öffentlichen Ruhe und Ordnung gemäߧ 7 des ReichsvereinSgesctzeS ver- sagt. Da angenommen werden muß, daß eine außerordentlich große Anzahl von Personen zusammenkommt und der Hofraum nur klein ist, so ist zu befürchten, daß die Personen zu sehr zu- kammengedrängt werden, möglicherweise auch durch DaS eventuelle Gedränge daS Brunnenhäuschen verschoben und Unglücksfälle vorkommen könnten. Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot hat die polizeiliche Auflösung der Versammlung und nötigenfalls die Räumung des Versammlungsortes sowie die Einleitung des Strafverfahrens auf Grund der§z IS und 17 des Vereinsgesetzes vom 11. März 18S0 zur Folge." Der Herr Amtsvorsteher bekundet durch dieses Dokument nicht nur eine eklatante Unkenntnis der Gesetze der deutschen Sprache (Ihr Gesuch... wird... versagt;"Zuwiderhandlungen... hat...zur Folge"), sondern auch der deutschen Vereinsgesetz- gebung. Nicht wegenzu erwartender Ruhestörungen" und nicht »W Interesse der öffentlichen Ruhe und Lcönung". fondern nur ivegen einet sich auf Tatsachen grundenden Gefahr für die ofsenk- liche Sicherheit läßt das Rcichsvereinsgesetz eine Genehmigungs- versagung zu. Den ß 7 dieses Gesetzes hat der Herr Amtsvorsteher also nicht genau studiert, ja noch mehr: ein Strafverfahren will er einleiten auf Grund des preußischen VereinsgesetzeS vom 11. März 1SS0, daS längst außer Kraft getreten ist! Gegen den Bescheid des Amtsvorstehers reichten unsere Genossen eine Beschwerde beim Landrat ein, worauf sie nunmehr vom Amts- Vorsteher die Nachricht bekamen, daß erlaut Anordnung deS Landrats" seine Verfügung aufhebe, weil erirrtümlicher- weise auf das nicht mehr rechtsgültige Vereinsgesetz von 18S0 Be- zug genommen" habe. Die Genehmigung zu der Versammlung nachträglich noch zu erteilen, sei er aber nicht in der Lage, danach wie vor die Gründe, die in der Abhaltung der Versammlung eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit   vorliegend er- scheinen lassen, bestehen" blieben. Es wäre ja auch bitter gewesen, wenn er zu allem anderen auch noch hätte anerkennen müssen, daß eigentlich überhaupt keine Ursache vorlag, die Genehmigung zu der Versammlung zu ver- sageg._ Jugendbewegung. Bon der Halleschen Polizeiaktion gegen die Jugend. Erst gestern Mittwoch, vormittags»/«II Uhr. ist Genosse PeterS- Berlin, der auf dem Jugendtoge des Regierungsbezirkes Merseburgs am Montagmittag verhaftet würde, auS dem Untersuchungsgefängnis entlassen worden. Er hat also einer Lappalie wegen genau 43Vz Stunde in Gefangenschast verbringen müssen. Eine aus Halle uns zu« gangene Schilderung des Falles werden wir morgen bringen. Hus Industrie und RandeL Ein interessantes Urteil aegen einen interessanten Trust. (Eig. Ber. desVorwärts.) Nach vierjährigem Prozessieren itt den Bundesgerichten hat die amerikanische   Regierung jetzt gegen den zweiten großen Trust, den Tabaftrust, in letzter Instanz eine Entscheidung erwirkt, die den Europäern als ziemlich starker Tabak erscheinen wird. Das Bundesobergericht in Washington   hat am 29. Mai entschieden, daß die American Tobacco Comp, und die sie zusammensetzenden oder mit ihr verbundenen Gesellschaften eine gesetzwidrige Verschwörung zur Beschränkung des freien Handels bilden und daß das Gericht der Vorinstanz, falls diese illegale Ver- bindung nicht binnen zwei Monaten und seöhzig Tagen bona fidc aufgelöst sei, die Zwangsliquidation des Trusts zu verfügen und hierfür einen Masseverwalter zu ernennen habe. Das höchste Bun- destribunal findet den Tabaktrust und ebenso sämtliche beteiligten Einzelgesellschaften schuldig, die freie Konkurrenz beschränkt und ?ie Herstellung eines Monopols versucht und tatsächlich bewirkt zu haben, worin eine Verletzung des§ 1 und des§ 2 des Sherman- schen Anti-Trustgesetzes erblickt wird. Und zwar lehnt die Ent- scheidung, wie zu erwarten war, sich an das kürzlich im Falle des Petroleum-TrusteS ergangene Urteil an, wonach nur eineunrä- sonable"(unangemessene, unbillige) Beschränkung deS freien Weit- bewerbs und ebenso nur eineunräsonable" Monopolisierung sttas- fällig ist. ohne Auslegung, womit der oberste Gerichtshof, wie auch der Minoritätsbericht des beisitzenden Richter? Harlan feststellt, das Sherman-Gesetz, daS von einer solchen Unterscheidung nichts weiß, tatsächlich amendiert hat. In Verbindung mit dieser Jnter- pretation deS Gesetzes besagt die bundeSobergerichtliche Entfchei- düng also, daß der Tabaktrust-MonopolismnS nicht daS naturge» mäße(räsonable") Ergebnis überlegener Kapitalkraft und Be« triebsökonomie darstellt in solchem Falle gelten Trusts und Mo- nopole jetzt als vollständig legitim sondern daß die Monopols- Herrschaft der Tabakmagnaten nur mit Hilfe halsabschneiderischer und gewalttätiger Konkurrenzmethoden geschaffen worden ist. Die monumentale Bedeutung der Oeltrust- wie der Tabaktrust-Entschei» dung liegt denn auch ganz gleich, ob man die Trustprozess« sonst ernst nehmen will oder nicht offenbar darin, daß da? höchste Tri- bunal des Landes damit wiederholt vor aller Welt den gaunerischen und verbrecherischen Charakter deS amerikanischen   GroßkapitaliS- mus gebrandmartt hat. Mit einem gewissen ethischen Pathos er- klärt das Gericht denüberwältigenden Beweis" dafür erbracht. daß der Tabaktrust zielbewußr darauf ausgegangen fei, auf der Konkurrenz und dem Gesetzherumzutrampeln(to trample on"), und ein langes Register wirtschastlich-finanzieller Unt«tel» tmd Greuel wird den amerikanischen   Tabakbaronen aufgerollt. Die ursprünglicheAmerican Tobacco Comp." wurde am 31. Januar 1890 durch Vereinigung von fünf Zigarrenfabriken ge- gründet, die mit den Segnungen derfreien Konkurrenz", wie sie jetzt durch Gerichtsspruch gerettet werden soll, schlechte Erfahrun- gen gemacht hatten; hatten sie sich doch durch gegensettige Konkur» renz bis an den Rand des Bankrotts gebracht. Die fünf Fabriken, die zusammen einen tatsächlichen Wert von nur 400 000 Dollar repräsentierten, kapttalisierten sich in der neuen Gesellschaft gleich mit 2S Millionen Dollar, wovon das verehrt« Publikum jedoch nur 2 Millionen Dollar in Aktien kaufen konnte, und zwar zu 117 Dollar für die Aktie, so daß die fünf Fabrikanten für die 400 000 Dollar, die sie vorherwert" waren, vom Publikum nicht weniger als 2 340 000 Dollar in Bargeld erhielten und doch die tatsächlichen Herren im Hause blieben, da die Inhaber der verkauften Aktien natürlich gegen den zehnfach stärkeren Aktienbesitz, der sozusagen in der Familie blieb, nicht aufkommen konnten. Die lieben Kon- sumenten hatten aber die Ehre, für eine anständige Verzinsung deS ganzen Kapitals von 25 Millionen zu sorgen und den Kapitalver- wässerungsschwindel angemessen zu honorieren. Indessen fanden Verkäufe der Papierchen zum Preise von 117 Dollar auch noch in den folgenden vier Jahren statt, bis anno 1895 die Kurse zum Purzeln gebracht wurden. Die Direktoren brauchten nur in einer Sitzung zu New Uork zu verkünden, daß die Gesellschaft schlechte Geschäfte mache und zunächst keine Dividende mehr ausschütten werde, da kraxelten die Papierchen noch Wunsch herunter. Und als sie bis auf den Preis von 63 Dollar heruntergekommen waren und nicht weiter fallen wollten, griffen die an dem Coup beteiligten Finanzleute zu und kauften, was zu kaufen war. Das Vertrauens- selige Publikum war wieder einmalgemacht", und das ehrenwerte Direktorium der Tabakgauncr konnte jetzt eine Dividende von 20 Prozent erklären und außerdem eine Zusatzprämie von 20 Proz. in neuen Aktien verteilen. Der Kurs stieg nun rasch auf 180 Proz. Solche Beutezüge gab es öfter. Jetzt erstand der alten American Tobacco Comp. nach ihrem Hauptgründer, James Duke  , auch kurzweg Duke-Comp. genannt energische Konkurrenz, und zwar durch einen der verschlagensten kapitalistischen   Gauner Amerikas  , den berüchtigten Thomas Ristm, den Straßcnbahnmagnaten von New Uork, dessen Manipulationen sämtliche Straßenbahnlinien der Metropole jetzt in die Hände des Konkursverwalters geliefert haben. Ryan hatte erkannt, daß Tobak einegute Sache" sei. Mit Hilfe des?iew Dorker Advokaten Elihu Root  , den Roosevelt   später zum Minister des Aeußeren und zum größten Mann des Jahrhunderts" beförderte, gründete Ryan mit nicht ganz IX Millionen Dollar die Union   Tobacco Comp., die das Geldmachen" durch Gründung von Filialgesellschaften betrieb. DaS Ryan-Syndikat kaufte u. a. die Taöakfabrik W. T. Blackwell für 2 300 000 Dollar aus und verwandelte sie in die Blackwell Tobacco Comp., natürlich mit der üblichen gaunerischen Kapitalverwässe» rung. Die neue Gesellschaft wurde mit 9 000 000 Dollar kapitali­siert, wovon Ryan und Konsorten über 2 000 000 Dollar in Aktien behielten. Den Rest kaufte das liebe Publikum, das den Gründern damit einen Nettoprosit von über 6'A Millionen Dollar brachte. Jetzt begann die Duke-Comp. die Konkurrenz zu empfinden. DaS Ende vom Liede war, daß sie wieder das Ryan-Syndikat ankaufte. Dieses erhielt für die übernommene Hauptgesellschaft, die mtt nicht einmal IX Millionen gegründet war, bare 10 Millionen, für daS erworbene Kaufrecht an zwei unabhängigen Fabriken 6 800 000 Dollar, woran allein 6600 000 Dollar.verdient" waren, und für die Blackwell-Gesellschaft zahlte die Duke-Comp. schließlich ebenfalls 8 800 000 Tvlhusl Igt ggnzqOMtxs Ulli» ÄPstjwiSfl(llU