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Das flaBi tieft hat feine Enflaffung gegebe». Der König hat die Demission angenommen. Eine andere Lösung der Krise, die durch die Beratung des Schulgesetzentwurss ausgebrochen war, war nicht mehr möglich, nachdem gestern nachmittag in der Kammer der Führer der Altklerikalen Woeste das Ministerium im Stich gelaflen hatte, indem er sich gegen eine Durchberatung des Gesetz- «ntwurses iy einer Spczialkommission erklärte. Der Kömg hat den Kammerpräsidenten Cooreman, Ler ein mehr gemäßigter Klerikaler ist, mit der Neubildung des Ministeriums beauftragt. Cooreman hat aber den Auf- trag zur Bildung eines neuen Kabinetts abgelehnt. Der König berief hierauf den Finanzminister L i e b a e rt des zurück- getretenen Ministeriums, von dem angenommen wird, daß er geneigt ist, ein neues Kabinett zu bilden. Die neue Re- gierung wird die laufenden Geschäfte zu erledigen und dann die Vorbereitungen für die Auflösung der Kammer zu treffen haben. Man darf hoffen, daß der Sieg über den Klerikalismus auch den Ausfall der Wahlen entscheidend be- einflussen und die ohnehin so schwache klerikale Majorität end- gültig hinwegfegen werde. Damit würde dann auch in Belgien   die B a h n frei für die großen Kämpfe des Prole- tariats, die durch die notwendige und dringende Aufgabe der Beseitigung der klerikalen Geistesknechtung immer wieder gehemmt worden sind. Die Aufnahme der Demission. Brüssel  , 8. Juni. In der Deputiertenkammer der« kündete Ministerpräsident Schollaert die Demission des Kabinetts ohne Angabe der Gründe, worauf ihm die Rechte sofort eine stürmische Beifallskundgebung bereitete, an der sich der Führer der Altklerikalen Woeste nicht beteiligte. Dies gab der Linken zu ironischen Hochrufen auf Woeste Veranlassung. Dies versetzte die Klerikalen in große Erregung. Mehrere reaktionäre Abgeordnete drangen mit geballten Fäusten gegen die Linke vor. Diese, besonders die Sozialdemokraten, brachten Hoch- rufe auf das allgemeine gleiche Wahlrecht aus, während die Liberalen Pereatrufe gegen die Klöster ausstießen. Darauf vertagte sich die Kammer bis nach der Ernennung des Neuen Ministeriums. Auf der Linken herrschte große Befriedigung, da eS ihr zum e r st e n M a l s gelungen ist, den Sturz eines Kabinetts herbei- zuführen. WieXX. Steele" meldet, wird der Königpen Präsidenten der Deputiertenkammer, Cooreman, mit der Bildung des neuen Kabinetts beauftragen. In der Stadt wurde die Deinission mittels Extraausgaben ver» schiedener Blätter bekannt und von der liberalen Bevölkerung auf das freudigste begrüßt. Zahlreiche Liberale beflaggten ihre Häuser und die liberale Presse sowie der sozialistischePeuple  " bringen Artikel, worin der Sieg der Opposition gefeiert wird. Die Liberalen und Sozialisten haben eine Kund« gebung an das belgische Boll erlassen, in welcher der Sturz des Ministeriums als Sieg der Opposition gefeiert wird. PolitLfcbe(leberlicbt. Berlin  , den 3. Juni 1911. Die nationalistische Erhebung in der reichöländischeu Zentrumspartei. hak ihre ersten Erfolgs zu verzeichnen. Die Colmarer nationalistische Presse, die zum schweren Aerger derKöln  . Wolksztg." den Namen der Zentrumspartei   beharrlich bei- behält Und ihn auch in Zukunft getreulich für sich in Anspruch nehmen will, ohne aber darum die nationalistischen Allüren irgendwie einzuschränken, bringt bereits diese zwei Sieges- bulletinS: In Hagenau   fand am Sonntag behufs Stellung« «ahme zum Delegiertentag des elsaß  -lothringischen Zentrums am nächsten Sonntag eine starkbesuchte Zentrumsversamm- tmig statt, in welcher der Reichstagsabgeordnete H a u ß ein scharfes Referat über die Haltung der Zentrumsfraktion des Deutschen Reichstages bei der Beratung der elsaß-lothringi« fchen Verfassungsvorlage hielt. Der Gefängnisgeistliche Dr. Di d i o trat ihm entgegen, empfahl eine ruhige BeHand- iliing der Frage und schlug eine mildere Fassung der von Hauß beantragten Resolution dahingehend vor, daß der schärfste Tadel" gegen das Reichszentrum durch einfaches Bedauern" ersetzt werde. Die schärfere Resolution Hauß wurde jedoch gegen eine schwache Minorität angenommen, womit die Vertretung Hagenaus auf dem Zentrums- delegiertentag vom 11. dieses Monats im Sinne der Los- lösung vom Reichszentrum iustrütert ist. Ebenso wurde in Zabern   in starkbesnchter Zentniinsber- sammlUNgProtest erhoben gegen die Haltung des Reichs- zentrumS" und beschlossen, die elsaß  -lothringische Landes- Partei sölle unter Beibehaltung des Namens Zentrum und des Programmsihre absolute Unabhängigkeit vom deutschen Zentrum schärfer als bisher betonen". Diese Versammlung stellte, um ganze Arbeit zu machen, gleich den Kandidaten für den Wahlkreis Zabern  -Wäursmünster zur bevorstehen- den Landtagswahl in der Person des Zaberner Bürgermeisters Knöpflev auf. Man muh darauf gefaßt fein, daß sich die Nachrichten in diesem Genre über die Stellungnahme der Zentrums- organisationen im Lande folgen werden. Schon bereitet auch in Mülhausen   dieOberelsässischs Landcszeitung" auf die Schwenkung vor, indem sieaus parlamentarischen Kreisen"(d. h. aus der Feder des Reichstagsabgeordneten Dr. Rick l in) einen Leitartikel überElsaß-Lothringische Verfassung und politische Parteien" veröffentlicht, worin nach einem Vorgefecht gegen die Sozialdemokratie der Zentrums- fraktion des Reichstages in der heftigsten Weise der Prozeß gemacht wird. Der Artikel verlanqt unter polemischen Aus­fällen gegen dieKölnische Volkszeitung" einereinliche Scheidung der elfaß-lothringischett Zen» trumSpartei vom deutschen Zentru m", er er- klärt es als unmöglich, noch weitere Beziehungen zu einer Fraktion zu unterhalten, welche in der Vertretung unserer Volks- und Parteinteressen sich in ihrer Haltung durch die- selben Motive leiten ließ wie die Liberalen und zum Teil auch die Sozialdemokraten" ustv. Die Haltung der Zentrums­presse in Gebweiler, dem Wahlkreise des Abgeordneten H a u ß> läßt keinen Zweifel, daß auch dott die nationalistische SchUderhcbung gegen das Reichszentrum mitgemacht werden wird. Einspruch dagegen erhebt von den Zentrumsblättern «m Lande nur der in Straßburg   erscheinendeElsässer  " und dieLothringer Wolksstmnne" in Metz  . Auch der Elsässische Volksbote" des Abgeordneten Delsor bemerkt gut kritisch mit trockenem Spott: Was aus dieser Partei werden solk, ist noch «vklar. Wir smitn mlivfn Mt, m sie ei» laygeS Leben haben wird,©efm Nenn es ff ü r eine AktionSZeM'etff» fchaft sein soll, warum macht man solchen Tamtam? Diese Aktionsgemeinschaft hat sich im Landrsausschuß ja schon be- währt. Sollte diese neue Partei aber auch nur die geringste Frage über die Köpfe der einzelnen Parteiorganisationen hinaus durchführen wollen, so werden diese letzteren sich dagegen auf- lehnen und das Ende der Herrlichkeit wird da fein. Wir stehen der Partei abwartend gegenüber. Arbeitet resp. kann sie wirklich zum Nutzen deS Landes gemeinsame Arbeit leisten, dann soll sie ein willkommener Bundesgenosse sein." Wie der eigentliche Macher des Ganzen, der Landes« ausschußabgeordnete Blumenthal, in seinerVolks- Partei" verkündet, will dieneue Partei" in der Tatd i e vorhandenen politi scheu Vereine voll- ständig intakt lasse n". So werNsi zum Beispielan dem Programm und den Statuteü der Elsaß-Lothringischen Volkspartei nichts geändert" werden. Die Partei werde ledig- lich wie die Zentrumsorganisationen vor die Frage gestellt werden,ob sie der neuen Partei behufs Unterstützung der von derselben übernommenen Aufgaben als Mitglied bei- treten will". Zum Beitritt lädt Blumenthal mit der Un- genierthett, die diesen politischen Seiltänzer auszeichnet, ganz besonders die Altdeutschen ein, indem er schreibt: ..Die neue Partei richtet sich gegen keine der bestehenden Parteien.( I) Sie hat insbesondere auch keine Spitze gegen die Altdeutschen als solche, sondern auch die letzteren werden, falls sie das angestrebte Ziel mit uns ber- folgen wollen, willkommen sein. Die Partei wird den be- rechtigten elsaß-lothringischen Partikularismus pflegen, dessen Erhaltung und Ausbildung gerade bei den Ausnahmezuständen, in welchen sich unser Land noch immer befindet, eine Notwendig- keit ist." Die Devise derneuen Partei" ist also dahin zu modifizieren: Elsaß-Lothringen   tien Elsaß- Lothringern und auch den Altdeutschen, wenn sie den Herren Blumenthal, Weiterlö usw. zu Mandaten verhelfen wollen! Das einzig Feste in dieser Partei der Wirrnisse ist dasZiel" die Mandate. Man darf Delsor zustiimnen: dasEnde dex Herrlich- keit" wird bald da sein!_ Der gröstte Lump im ganze» Land.-. ImPlutuS" schreibt der Herausgeber, der sattsam bekannte Georg Bernhard  , der zugleich bei Ullstein angestellt ist: Eine normale Entwickelung der Sozialdemokratie ist aber nun all denjenigen ein Dorn im Auge, denen es nicht auf den sozialen Frieden in unserem Volke ankommt, sondern die ein Interesse daran haben, im trüben zu fischen. Diesen Leuten erscheint auch mit Recht der gemäßigte RevisioniS- m u s als ein viel ärgerer Feind als der um sich schlagende und laut schreiende Radikalismus. Und es hat sich bei mir allmählich die feste Ueberzeugung(der Georg Bernhard   und feste Ueber- zeugung!) herausgebildet, daß von feiten eines Teiles der extremen preußischen Konservatiben und den mit ihnen im Konnex stehenden VerwaltungSlreisen alle? getan wird, um den R a d i k a l i S m u S großzuzüchten. Man läßt z. B. radikale ausländische Sozialdemokraten ruhig im Lande, ohne sie auszuweisen, weil man weih, daß deren Treiben die Sozialdemokratie diskredi- tiert und das Bürgertum verängstigt. Diese Ausländer vornehm- lich propagieren in den politisch ungeeignetsten Momenten immer wieder den Massenstreik und betreiben durchaus gegen die Meinung sämtlicher verständiger Parteiführer uberlaute republikanische und antimilitaristische Propa« gonda." Es ändert an der Schuftigkeit dieser Denunziation, an diesem Schrei der edlen Seele nach der Poligel nicht das geringste, daß diese Gemeinheit zugleich eine Dummheit ist. Denn gerade die ausländischen Genossen, deren Ausweisung der Edle empfiehlt, sind außerhalb des Machtbereichs der preußischen Polizei. Im übrigen ist der Bernhard nicht mal originell. Vor einiger Zeit hat dasselbe DenunziationSstückchen Herr C a I w e r imTag" verübt. Damals aber konnte man annehmen, daß e? v u r Dumm- heit war._ Eine Denunziation. Die Wissenschaft und ihre Lehre sind frei, heißt eS in der Ber« fassung. Und wenn eS sich um den Mobernisteneid oder sonst ein Pfaffengezänk oder einen Professorendisput handelt, kann man unsere braven Liberalen mit vollen Backen den PreiSgesang auf die be- dingungS- und vorauSsetzungSIose, auf die freie Wissenschaft an- stimmen hören. Und unter dieserfreien" Wissenschaft versteht man unsere offizielle Hochschulgelehrsamkeit, unter ihren Trägern die Herren UniversitätSprofessoren. Dabei ist eS notorisch, daß an unseren deutschen Universitäten kein Dozent geduldet wird, der sich unumwunden zur Sozialdemokratie bekennt. Er braucht nicht einmal Rationalökonom zu sein selbst der Physiker Leo Srons, dessen Lehrfach doch wahrhaftig baS Einschmuggeln umstürzlerischer Kontre- bande kaum zugelassen hätte, wurde gemaßregelt! Und wagt sich einmal an einer außerpreußischen Universität ein Dozent zu theoretischen Auffassungen zu bekennen. die sich bis zu einem gewissen Grad« mit denen der Sozial- demokratie berühren, so darf Man sicher sein, daß er von dem scharfmacherischen Preßgelichter schleunigst denunziert wird. So gibt jetzt dieKonservative Korrespondenz"höchst merkwürdige Stellen" aus den volkswirtschaftlichen Vorlesungen wieder, die Dr. Robert Wilbrandt  , Professor der StaatSwissenschaften an der. Universität Tübingen  , veröffentlicht hat. Eine dieser Stellen lautet: Wenn man sich klar gemacht hat, daß Arbeitslosig- keit, Hunger, Elend, Bettel, Verbrechen und Prostitution als periodische Begleiterschei- nungen der kapitalistischen   Ärbeiterbeschäf- t i g u n g und Entlassung je nach der günstigsten Kapitalverzinsung notwendig auftreten müssen und sich daher mit Bestimmtheit erneuern werden, sobald die augenblicklich gerade an- steigende Konjunktur wieder fällt.... so ist man gefeit gegen die Zauberlünste, welche die profitablere anderweitige Ka- pitalanlage in ein Zuviel an Proletariern zu verwandeln und unsere Lehrbücher mit UebervöllerungSsurcht zu behexen wußten, und man ist dann auch gefeit gegen den neuesten un- freiwilligen und unbewußten Malthusianismus... Diese Tat- fache, daß der Arme nur arbeiten kann, wenn sich dem Besitzenden eine Vermögensvermehrung dadurch bietet, daß der Arbeiter, anderer Hilfsmittel bar und auf die Arbeit beim kapitalbesitzenden Arbeitgeber angewiesen, von diesem notwendig sich all sein Arbeitsleben so einrichten, so vorschreiben, so beherrschen lassen muß, daß seine oouckitio sine qua non die Kapitalverzinsung dabei herauskommt da er sonst arbeitslos, dem Betteln. Hungern oder Stehlen preisgegeben; und daß der Proletarier darum gezwungen werden kann, als V o r b e- dingung für«fein eigenes Dasei» eine Kapital« r c n t e zu erarbeiten, eine für die Besitzer des Kapitals arbeitslos e-r reichte Rente das alles steckt schon in jenem GrundverhältniS. ES wird sich uns zeigen, daß eben dieses grundlegende Verhältnis auch bereits die Einschränkung aller Möglichkeit deS BessernS und ReformierenS innerhalb feines Selbst enthält, daß diese entscheidende Eng« der Sozialpolitik üblichen Stils zu suchen ist in ihrem Bemühen, Vorschriften zu erlassen über vaS Wie ber Beschäftigung und für den Fall, daß der Arbeiter beschäftigt wird, ohne dafür zu sorgen, baß er beschäftigt werde, und wir werden daher sehen, daß die Em- pörung dieser Klassen nur beseitigt werden kann durch B e- seitigung eben jenes Grundverhältnisses, aus dem alles andere mit Notwendigkeit hervorgeht.(®. 115 ff.)" Die Scharfmacher meinten, ein Mann, der sei es auch in etwas verwickeltem Stil" etwas derartiges schriebe, sei schon kein Kathedersozialist mehr, sondern ein Katheder- Sozialist. Ja mehr noch, solche Aeußerungen könnten nur als Propaganda für die Sozialdemokratie, iftrter dem Deckmantel der Wissenschaft aufgefaßt werden. Und dann kommt geradezu der Wink mit dem Scheunen- tor:Es will uns sehr fraglich erscheinen, ob eine derartige Ueberzeugung sich mit der Stellung eines Lehrers der Wissenschaft an einer staatlichenAnstalt verein- baren läßt..." Nur gut, daß Wilbrandt an einer wllrttembergischen Universität lehrt und seine sozialistischen Ideen in einem wirklichetwas ver- wickelten" Stil vertritt. In Preußen wäre es unmöglich! Die Volksschule eine Armenschule. Daß die Volksschule gegenwärtig nichts ist als eine Armenschule ist von sozialdemokratischer Seite ja oft genug festgestellt worden. Da im preußischen Abgeordnetenhause selbst freisinnige Ab- geordnete, wie Herr Cwssel, diese Tatsache zu bestreiten wagten, ist es immerhin interessant, daß in einem Vortrag auf dem evangelisch-soziaken Kongreß ein Schulmann, Seminarbirektor Schulrat Muthesius- Weimar, ganz zu dem gleichen Urteil gekommen ist wie die sozialdemokratischeu Kritiker. Er sagte u. a.- Zunächst besteht eine tiefe Kluft zwischen dem niedrigen und dem höheren Schulwesen. Unsere Schulen sind in ausgeprägtestem Sinne ständisch gegliedert, und unsere Schulerziehung entspricht in keiner Weise dem Bilde, das Fichte vor hundert Jahren von einer deutsch  -nationalen Erziehung in blühenden Farben entworfen hat. Die Volksschule droht eine reine Proletarierschnle zu werden. Was sie an Volks- bildung vermittelt, wird von der oberen GesellschaftSschicht als Bildung im eigentlichen Sinne des Wortes nicht mehr an- erkannt. Erst wer das sogenannte Einjährige erworben hat, tritt in die Reihe der Gebildeten ein. In der volkstümlichen Einrich- tung, in dem auf der allgemeinen Wehrpflicht beruhenden Volksheer scheidet er sich dann streng von der Masse der Ungebildeten. Die ganze dünne Schicht der höher Gebildet en ist ausgestattet mit allen gesellschaftlichen Vor- rechten, und jeder Angehörige dieser Schicht wacht mit Eifer- sucht darüber, daß die Berechtigungen, die ihm die Bildung ver- liehen hat, nicht von irgend einem Eindringling durchbrochen werden. Ist ein Schulwesen, in dessen Organisation das Trennende viel schärfer hervortritt, als das Einigende, geeignet, ein sozialer Erziehungsfaktor zu werden? Und kann unser Lehrerstand in seiner Mehrheit heute dem gerecht werden?" Herr Mulhisius forderte, daß die Schule einFaktor der sozialen Erziehung" werde, durch den die Schüler in einreges Gemeinschaftsleben" versetzt werden. Die Ansichten, die Herr MuthesiuS ausgesprochen hat, werden ja bekanntlich von sehr vielen Lehrern geteilt. Aber wenn man in diesen Kreisen zum Teil glaubt, daß eine durchgreifende Schulreform aus sozialpäda- gogischen Erwägungen und Idealen hervorgehen könne, so befindet man sich in einem schweren Irrtum. Die Volks- schule wird erst dann ihren Charakter als Armenschule verlieren, wenn das Proletariat selbst ein politischer Macht- f a k t o r geworden ist, dessen Forderungen unbedingt Rechnung getragen werden«. Bis dahin werden sich die privilegierten Schichten mit der äußersten Energie gegen die Bedrohung ihrsr sozialen, und Materiellen Eonderstellung wehren,"__ Das Zentrum auf Scharfmacherlvegen. In einer Notiz über die Broschüre des Aachener Zentrums- manneS Kern fNr. 125 vom 31. Mai) erwähnte derVorwärts". es fei ihm kein Zentrumsblatt zu Gesicht gekommen, daß den scharf- macherischen Ausführungen des genanntenSoztalpolittkerS" ent« gegengetreten sei. Wie unS die Redaktion deS AachenerVolks- freund" mitteilt, hat dieses Blatt die Kernschen Susführnngen sofort nach ihrem Erscheinen abgelehnt, ebenso dasZentrum", das Organ des WinvthorstbundeS, in einem von dem Chefredakteur desVolks- freund" gezeichneten Artikel. Der Artikel des Aachener ZentrumSblatteS war uns nicht be- kannt. Daß das WindthorstbundeSorgan die Kernschen AnSführungen abgelehnt hatte, ist von uns erwähnt worden. Es bleibt also Nach- zuwagen, daß sich von den ultramontanen TageSblättern ein einziges gefunden hat, daS den(Scharfmachereien deS Aachener Zentrumsmannes entgegengetreten ist. Freisinniger Heldenmut. Man schreibt unS auS D a n z i g: Die gesamte bürgerliche Presse DanzigS   hat die ungeheuerliche Behauptung deS SchöffeiigerichtSvorsitzeuden Assessor Warmbrunn von der Förderung deS Meineides durch die Sozialdemokratie in der üblichen Weise totgeschwiegen. Nur der Danziger Freisinnn mußte sich noch eine besondere Heldentat leisten. Unsere Genossen organisierten die Abrechnung mit dem politisierenden Assessor Warmbrunn durch eine Volksversammlung, die sich in dem Thema:Christentum. Sozialdemokratie und Meineid" auch mit dem gleichzeitig tagenden evangelisch- sozialen Kongreß beschäftigen sollte. Nun ist eine der größten Plagen DanzigS  die Handhabung der Plakatzensur gegen die Sozialdemo- kratie durch den Verlag der freisinnigenTanziger Zeitung", der die städtischen Plakatsäulen gepachtet hat. Sozialdemokratische Pla- kate schlägt die Firnia überhaupt nur noch an, wenn eine gesetzlich nirgends geforderte polizeiliche Erlaubnis schriftlich beigebracht wird. In diesem Falle fügte es jedoch das Schicksal, daß die Zensur nicht polizeilich, sondern nur freiheitlich liberal erfolgte. Die Plakate konnten nämlich überhaupt nicht angenommen werden, weil dafür an den Säulen zufällig kein Platz mehr frei war. Ein Inserat für dieDanziger Zeitung" wurde jedoch gern angenommen. Nach kurzer Zeit erhielt indes unsere Parteileitung von der Redaltion der linksfreisinnigen Zeitung die Mitteilung, daß das Inserat nicht auf- genommen werden könne, wenn daraus nicht ein anstößiger Satz entfernt werde. Trotz aller Vorstellungen mußte schließlich der Passus:Eine sozialdemokratische Abrechnung mir dem Assessor Wannbrunn, der die Sozialdemokratie am 1. Juni als Vorsitzender deS Schöffen- gerichts der Förderung des Meineides beschuldigte" gestrichen und durch die Fassung:.... mit denjenigen, die die Sozialdemokratie der Förderung des Meineides beschuldigen" ersetzt werden. Trotzdem jede» Wort deS ersten Textes durchaus der Wahrheit entspricht, fürchteten" die freisinnigen Redaktionshelden eine Beleidigungsklage und knebelten deshalb auch im Inseratenteile ungeniert die un- bequeme Wahrheit. Das Landratsamt als Neichsverbandöfiliale. Im Auftrage des königl. Landrats Rehfeld besuchte vor etwa vier Wochen ein Gendarm des Landratsanitcs Dannenberg(Provinz Hannover  ) die Gemeindevorstände verschiedener Dürfer. Den Vorständen wurde mitgeteilt, daß zu einer noch zu bestimmenden Zeit ein Redner des Reichs-