GcwcrfefchaftUcbeo. Eine Huf läge von 50000 hat jetzt die Verbandszeitung des Verbandes der Brauerei- und Mühlcnarbeiter erreicht. Die Organisation der Brauerei- arbeiter wurde 1891 aus dem früheren unternehmerfreundlichen Verband der Brauer geschaffen und 1893 auf alle Brauerei- arbeiter ausgedehnt. Mit kaum 1<XX) Mitgliedern begann sie ihre Wirksamkeit. Die Entwickelung der Organisation an der Auflage der Verbandszeitnng(früher Brauerzeitung oder Braucreiarbeiterzeitung) gemessen, war folgende: Auflage 1892: 3000, 1897: 8100, 1902: 15 300, 1907: 39 200 und jetzt 50 200. Im Oktober 1910 kamen die Mühlenarbeiter hinzu, wodurch sich die Auflage der Verbandszeitung von 41000 auf 49000 hob. Der Aufstieg war ein stetiger und zeugt von einer gesunden Eutwickelung der Organisation trotz der großen Kämpfe, die sie im Laufe der Jahre zu bestehen hatte. Die letzten größeren waren die von Hamburg 1904 und Rheinland-Westfalen 1905, bei denen- zusammen über 2000 Mann monatelang im Kampfe standen. LerUn unck Qmgegenck. Der Streik in den Eisenkonstrnktionsbetriebe«. Die Erwartung, daß die wieder- aufgenommenen Vcrhand- lungen zu einem befriedigenden Ergebnis führen würden, hat sich nicht erfüllt. Am Mittwoch wurden die Beratungen, die am Freitag vor Pfingsten vertagt werden mußten, fortgesetzt. Maus berichtete darüber in einer Streikversammlung, die am Donners- tag nachmittag in den„Pharussälen" stattfand. Die Unternehmer «lachten nur in bezug auf die Ueberstunden bei Akkordarbeiten Zu- geständnisse. Die 20 Proz. Erhöhung, die bisher von der Akkord- summe in Abzug gebracht wurden, sollen in Zukunft zum Akkord zugeschlagen werden, wie sich das eigentlich von selbst versteht. Be- treffend die Aufrechnung der Ueberschüsse machten die Unternehmer noch die folgenden Vorschläge:„Akkordüberschüsse dürfen gegen Unterschüsse verrechnet werden, wenn die Ausführung der be- treffenden Arbeiten— zeitlich, wenn auch nur teilweise— zusammenfällt, also die Gefahr von Lohnverschiebungen vorliegt, Spätestens nach Schluß jedes Kalendervierteljahres sind alle voll- ständig erledigten Akkorde zu verrechnen, der event. Gewinnüber- schuß ist an die Arbeitnehmer auszuzahlen und der event. sich er- gebende Verlust vorzutragen. Das am 30. Juni und am 31. Dezember sich ergebende Verlustsaldo wird gestrichen." Ferner wurde vorgeschlagen, daß als„notwendig" aner- kannt wird, daß die Akkorde für jede selbständig arbeitende Gruppe getrennt festgelegt werden, vorher hieß es in dieser Beziehung nur „wünschenswert". Darüber hinaus wollten die Unternehmer in der Akkordfrage nicht gehen, und im übrigen wollten sie über die„Zugeständnisse" der ersten Verhandlung hinaus nicht das geringste bewilligen, obgleich die Aertreter der Arbeiter in jeder Weise sich bemühten. einen Weg der Verständigung zu finden. Sie fanden keinerlei Ent- gcgenkommen, als sie vorschlugen, die Einführung der neun- stündigen Arbeitszeit für einen späteren Termin festzulegen und die Festsetzung von Mindestlöhnen betriebsweise zu regeln. Die Unternehmer beharrten dabei, daß sie nichts weiter bewilligen könnten, und daran scheiterten die Verhandlungen. Die Streikenden, die so zahlreich eiffchienen waren, daß der große Saal nicht Platz genug bot, erklärten einstimmig, daß sie von dem Ergebnis der Verhandlungen in keiner Weise befriedigt seien, und daß sie im Streik verharren werden, um ihren be- scheidenen Forderungen Geltung zu verschaffen. Die Aufnahme weiterer Verhandlungen hängt ganz davon ab, ob die Unternehmer annehmbare Zugeständnisse zu machen bereit sind. Die öffentliche Anzeige der Unternehmer, in der der Kundschaft mitgeteilt wird, daß alle Lieferungen vom 2. Juni ab eingestellt würden, kam noch zu einer näheren Erörterung in der Versamm- lung. Nach Ansicht der Streikenden handelt es sich hierbei um einen schlauen Schachzug des Verbandes der Metallindustriellen, der der- suche, den Bauherren die ganze Angelegenheit zuzuschieben. Die Metallindustriellen hoffen auf schwere Differenzen im Bau- gewerbe, die durch das Stilliegen der Eisenkonstruktion auf den »Sauten entstehen müßten. Ein Teil der bestreikten Firmen gehört nämlich nicht dem Verbände der Metallindustriellen an, und der Verband will für diese Firmen nicht die Kastanien aus dem Feuer holen und möchte die Angelegenheit auf die Baulöwen abwälzen. Nach außen hin legt er sich freilich ins Zeug für alle bestreikten Firmen.— In Wirklichkeit sind die Lieferungen der Firmen nicht eingestellt worden, sondern jede versucht mit allen zu Aebote stehenden Kräften die Lieferungen fortzusetzen. Der Streik der Bauklempner Groh-Berlins . Wie der Monatswechsel, so ist auch das Pfingstfest vorüber gegangen, ohne daß, sei e» auch nur ein einziger von den streikenden Bauklempnern abtrünnig geworden wäre. Diese Tatsache konnte der Referent Dietrich in der Streikversammlung feststellen, die gestern vormittag wiederum den großen AndreaS-Festsaal füllte. Ja, die Reihen der Streikenden sind noch stärker geworden. indem eine Anzahl von Leuten, die als Arbeitswillige tätig waren, die Bauten verlassen hat. Andererseits ist es be« dauerlich, daß, wie der Redner bemerkte. hier und da Dachdecker sich herbeilassen zu Arbeiten, die sonst immer von den Bauklempnern ausgeführt werden. Die Streikenden erwarten, daß dergleichen von jetzt ab unterbleibt.— Im übrigen suchen die Unter- nehmer noch immer, ihre eiligsten Arbeiten durch Kleinmeister des Klempncrgewcrbcs fertigstellen zu lassen und bieten ihnen 1,2S M. und mehr Stundenlohn, wenn sie sich nur zu der Streikarbeit hergeben wollen. Auch tauchen hier und da neue Klein- meister auf,.selbständige' Streikbrecher, die wieder zugrunde gehen werden, sobald der Kampf beendet sein wird, so weit sie nicht schon früher dahin kommen, die Finger davon zu lassen. Ferner wurde berichtet, daß die Unternehmer, die offenbar sehr im Druck sind, von auswärts eine größere Anzahl Streikbrecher heran- zuziehen suchen. ES ist jedoch von der Streikleitung und dem Meta llarbeiterverband schon Vorsorge getroffen, daß der Plan nicht gelingt. Die Unternehmer haben von neuem eine Versammlung ab- gehalten und auch wiederum da? Bedürfnis gefühlt, die Meisterschaft durch Zirkular von der für sie„Wider jedes Erwarten außerordentlich günstigen Lage des Kampfes' zu unterrichten. Daß«S so„günstig" steht für die Arbeitgeber, ist, wie da» Zirkular sagt, dem Umstand zu verdanken, daß sie von Behörden und Privaten unterstützt werden. Aber weiter sagt daS Zirkular, daß die im Bericht des„Vorwärts' am S. Juni wiedergegebene Behauptung, in der Arbeitgeberversammlung am 31. Mai wäre eine ziemlich scharfe Opposition gegen die weitere Fortsetzung des Kampfes hervorgetreten,„unwahr sei von Anfang bis Ende". Demgegenüber erklärte Dietrich nun in der Versammlung, daß die Unwahrheit durchaus auf feiten des Zirkulars liege. ES seien Herr Weiß von der Firma Weiß u. Sameck, dann Herr Staudt sowie einige andere, und zwar der Innung angehörende Arbeit- geber, die in jener Versammlung für die Beendigung des Kampfes eintraten. Herr Weiß hatte vordem mit dem Redner sowie vier anderen Vertretern der Streikenden eine Besprechung ge- habt und dabei gefragt, unter welchen Bedingungen eine Beendigung des Kampfes möglich wäre. Er hatte die Antwort erhalten, daß viel« leicht bei Festsetzung des Stundenlohnes auf 77 Vs und 80 Pf. sowie einigen anderen kleinen Zugeständnissen eine Verständigung möglich gemacht werden könnte, und Herr Weiß hatte darauf er- klärt, daß er in der Arbeitgeberversammlung für den Borschlag eintreten werde, was dann auch geschehen i st. Nun aber hat Herr Weiß der Streikleitung ein Schreiben geschickt, worin er bestreitet, jenes Gespräch mit den Ver« tretern der Streikenden geführt zu haben. DaS ist um so merk- Lerantw. Redakteur: Albert Wach». Berlin . In jeratcnteil verantw.i I würdiger, als ja außer dem Referenten noch vier Zeugen dabei waren. Es ist auch gar nicht daran zu zweifeln, daß in den Kreisen der Meister ein immer stärker werdendes Bedürfnis nach Friedens- schluß vorhanden ist, wenn man sich auch noch so sehr bemüht, den Schein der Einmütigkeit aufrechtzuerhalten. Wie das Lohnkommissionsmitglied DieSner noch mitteilte, wird eine ganze Anzahl von Arbeitgebern, die 3 bis S Mann zu beschäftigen pflegen, zu den Versammlungen der Arbeitgeber nicht eingeladen, und zwar deswegen nicht, weil sie zur Opposition ge- hören, die auf Beendigung des Kampfes drängt.— Wenn in dem erwähnten Zirkular die Einmütigkeit der Streikenden angezweifelt wird, so ist daS eben auch nur darauf berechnet, den Mangel an Einmütigkeit in den eigenen Reihen zu verschleiern. Metallarbeiter! Bei der Firma Gr ätz in, Lichtgesellschaft, Alexandrinenftr. 108, befinden sich die Kollegen im Streik. Diese Firma ist für Metallarbeiter jeder Branche gesperrt. Deutscher Metallarbeiterverband(Ortsverwaltung Berlin ). Streik der Parkettbodenleger. Am Mittwoch beschloß eine stark besuchte Versammlung der Parkettbodenleger den Streik, der denn auch sofort begann. Die Ursache deS Streiks ist folgende: Im Jahre 1904 wurde mit den Fabrikanten ein Tarif abgeschlossen, der aber in den Krisenjahren 1907/08 von den Fabrikanten nicht innegehalten wurde. 1909, als die Geschäfte wieder besser gingen, kam eine Vereinbarung zustande. Die Fabri- kanten verpflichteten sich, den Tarif von 1904 wieder zu zahlen, mit der Ausnahme, daß die Grundposition von 90 Pf. pro Quadrat- meter auf 80 Pf. herabgesetzt werde. Vom 1. April 1910 ab sollte aber— so lautete die Vereinbarung— der Tarif wieder in allen Punkten voll bezahlt, also die Grundposition wieder auf 90 Pf. er- höht werden. Diese Verpflichtung haben die Fabrikanten nicht innegehalten, die 90 Pf. sind nicht bezahlt worden. Der Geschäfts- gang im vorigen Jahre war nicht so günstig, daß die Arbeiter die durchgängige Bezahlung der 90 Pf. hätten erzwingen können. Jetzt, wo die Konjunktur wieder besser ist, soll die Durchführung des Tarifs erkämpft werden. Deshalb wurde der Streik beschlossen. In der am Donnerstag abgehaltenen Versammlung der Streikenden konnte festgestellt werden, daß fünf der größten Firmen die Forderungen bewilligt haben. Bei zwei Firmen, Elbinger und Kampfmeier, hat sich nur ein Teil der Arbeiter dem Aus- stände angeschlossen. Die Unorganisierten sind bei diesen beiden Firmen als Streikbrecher' in Arbeit geblieben. ES wird natürlich versucht werden, sie zur Niederlegung der Arbeit zu bewegen. In den übrigen Betrieben ruht die Arbeit vollständig. Es ist Aussicht vorhanden, daß der Streik in kurzer Zeit mit einem Erfolge der Arbeiter enden wird._ Der Tarifvertrag der Stcinholzlrger Groß-Bcrlins, der vor zwei Jahren abgeschlossen wurde, läuft, wenn er von der einen oder anderen Partei rechtzeitig gekündigt wird, mit dem 31. Juli dieses Jahres ab. Mit der Frage einer Revision deS Tarifvertrages befaßten sich die Steinholzleger am Mittwoch in einer gut besuchten Mitgliederversammlung ihrer Sektion. Die Lohnkommission hatte Vorichläge zu einigen Verbesserungen deS Tarifes ausgearbeitet, die nun Punkt für Punkt zur Diskussion gestellt und nach gründlicher Beratung ohne wesentliche Abänderungen von der Versammlung gut- geheißen wurden. Es handelt sich dabei um bescheidene Ver- besserungen der Lohn- und Arbeitsverhältnisse.— lieber die Frage, ob der Tarifvertrag seitens der Arbeitnehmer gekündigt werden soll, wurde noch nicht entschieden; das soll erst in der nächsten Mit- gliederversammlung geschehen. Achtung, Friseurgehilfe»! Für VerbandSmitolieder gesperrt: H aase. Fehrbelliner Str. 40; Schleif, Müllerstr. 119. Letzterer hat seine Bewilligung zurückgezogen. Bewilligt hat Vogel, Ebelingstr. 16. Verband der Friseurgehilfea. Oeutkches Reich. Die Aussperrang der organisierten Bautischler in Liegnitz dauert fort. In 6 Betrieben mit etwa 43 Beschäftigten sind die Forderungen der Arbeiter bewilligt worden. Die andere Hälfte der Ausgesperrten hat sich zum größten Teil anderwärts Arbeit ge- sucht. Hintzesche Elemente, die sich beim letzten Klavierarbeiter- streik hier einheimisch gemacht haben, jetzt aber von den Fabri- kanten wegen ihrer„Tüchtigkeit' an die Lust gesetzt werden, dienen auch nunmehr den aussperrenden Bautischlermeistern als„unent- behrliche" RauSreißer. Zuzug von Tischlern muß auch fernerhin ferngehalten werden. Achtung, Metallarbeiter! Die Arbeiter der beiden Wagen- fabriken Robert K r u p S und Echmachtenbergu. Türk in Wald(Rhld.) haben wegen der Entlassung der Vertrauensleute die Kündigung eingereicht. Die Entlassung der Kollegen ist mit der ausgesprochenen Absicht erfolgt, die Organisation auS den Betrieben zu verdrängen. Wir ersuchen nun die Kollegen allerwärtS, dafür zu sorgen, daß der Zuzug von Arbeitern nach obigen Firmen fern- gehalten wird. Die Ortsverwaltung der Verwaltungsstelle Solingen . HeizmlgSmouteure«ad Helfer! In M.-Gladbach haben samt« liche Monteure und Helfer thre Kündigung eingereicht resp. läuft dieselbe diese Woche ab. weil die dortigen Firmen nicht den Tarif anerkennen wollen. Diese Firmen versuchen nun, in allen Städten Deutschlands , namentlich in Rheinland und Westfalen , tüchtig« HeizungS- Monteure zu engagieren. Ganz besonders tut dies die Firma Gebr. Hartmann. Wir möchten deshalb ersuchen, daß kein Heizungsmonteur sich verleiten läßt, nach M.-Gladbach Stellung anzunehmen. Zur Orientierung teilen wir noch weiter mit, daß 60 der angesehensten und renommiertesten Firmen der HeizungSbronche von Rheinland und Westfalen den Tarif anerkannt haben; nur in M.-Gladbach sträubt man sich, dasselbe zu tun. In dem Tarif, um dessen An« erkennung die Kollegen die Kündigung eingereicht haben, ist eine Bestimmung enthalten, welche ausdrücklich besagt, daß die tarif- treuen Firmen keine Monteure und Helfer sperren, die bei einer Firma kundigen wegen Anerkennung deS Tarifs. Wir betonen dieses ausdrücklich, um damit den Beweis zu erbringen, daß das Vorgehen der Kollegen ein berechtigte« ist und die Beachtung der gesamten Arbeiterschaft bedingt. Arbeiterfreundliche Blätter werden um Abdruck ersucht. Die Bezirksleitung des Deutschen MetallarbeiterverbandeS deS 7. Bezirks. Zum Kampf im Hamburger Holzgewerbe. Jetzt dauert der Kampf bereits 12 Wochen und ist ein Ende desselben nicht abzusehen. Die Streikenden und Ausgesperrten stehen zusammen wie ein Mann. Während der ganzen Tauer des Kampfes sind insgesamt nur fünf Fahnenflüchtige zu verzeichnen, und von diesen sind drei wieder in die Reihen der Streikenden zurückgekehrt. Bei der Gesamtzahl von rund 5000 Personen, die an der Vertragsbewegung beteiligt sind, gewiß eine glänzende Haltung der Arbeiter. Da es den Unternehmern nicht gelingt, die Streikenden gegen- einander zu hetzen, fangen sie mit der alten Methode wieder an: sie renommieren mit der großen Anzahl Arbeitswilliger. In den bürgerlichen Blättern Hamburgs erscheint folgendes Inserat: An die H o lz gew e r b e t r e i b e n d e n l Da sich in der letzten Zeit auf unsere Annonce unorgani- sicrte Tischlergesellen zur Arbeit in großer Zahl melden, so daß mangels Nachfrage ihre Unterbringung schwer wird, bitten wir Sie, uns Ihren Bedarf umgehend unter Angabe der Verwendung .(Bau- oder Möbeltischler, Polierer usw.) schriftlich mitzuteilen. Arbeitgeber-Schutzverband der Holzindustrie von Hamburg und Nachbarstädte».(E. V.) Bohnenstr. 12/14.__ Th. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u, LerlagSanstalt Run ist es den Unternehmern in den zehn Wochen gelungen, rund 230 Streikbrecher heranzuziehen, von denen man aber gern 90 Proz. wieder los wäre, weil sie zum Arbeiten nicht nach Ham- bürg gekommen sind, oder überhaupt nicht in der Lage sind, ein ordentliches Stück Tischlerarbeit anzufertigen. Aber auch von diesen sind innerhalb der letzten Woche noch 48 Mann von der Streikleitung wieder abgeschoben. Was es mit dem obigen Schwindel auf sich hat, beweist am besten, daß jetzt nicht allein sämtliche Streikbrecheragenten wieder unterwegs sind, sondern daß auch noch 12 Tischlermeister fortgeschickt wurden, um Streik- brecher zu suchen. In den Reihen der Tischlermeister rumork es gegenwärtig ganz gehörig. Allmählich sieht man ein, daß man vom Vorstand des Arbeitgeber- Schutzverbandes an der Nase herumgezogen worden ist. Die Arbeiter sind dagegen unermüdlich auf dem Posten und werden erst dann den Kampf beenden, wenn der volle Erfolg auf ihrer Seite ist. Arbeiter, sorgt für Fernhaltung des Zuzuges! Husland. Internationaler Kongreß der Postangestellte«. Paris , 7. Juni. (Eig. Ber.) Gestern ist hier der erste inter - nationale Kongreß der Postangestellten zusammengetreten. Vertreter auS acht Ländern nehmen an ihm teil. England hat 10 Dele- gierte, Bulgarien 2, Luxemburg 1, Italien 2, Holland 4(darunter 2 Telephonistinnen), die Schweiz 2 ent- sendet. Den Oesterreichern hatte die Postverwaltung die Teilnahme am Kongreß untersagt. Dieser nahm einstimmig eine gegen diese Maßregel gerichtete Resolution an. AuS Dänemark ist ein Brief eingetroffen, der die Gründung einer Postinternationale. so sympathisch die Idee sei, für noch nicht zeitgemäß erklärt. Belgien und die Vereinigten Staaten Kaben Begrüßungen entsendet._ In Spanien sind die Postbeamten vollständig desorganisiert. In der Türkei ist die Organisation im Entstehen begriffen. Auch � von dort hat der Kongreß ein Begrüßungsschreiben erhalten, ebenso aus Kanada . Die Eröffnungsrede hielt der Sekretär deS französischen All- gemeinen Angestelitenverbandes, Montbrand, der auch— mit etwas diplomatischen Wendungen— auf die von der internationalen Ver- einigung der Postbeamten geförderte gegenseitige Annäherung der Völker hinweist. Das wichtigste Ergebnis deS ersten VerhandlungStageS war die mit Akklamation beschlossene Gründung eines Internationalen Verbandes der Post- und Telegraphen» Angestellten. Die Diskussion über die Statuten war an einer Stelle sehr interessant. Die französischen Antragsteller hatten für den Artikel III folgende Fassung vorgeschlagen: Die Föderation hat zur Aufgabe: die Erleichterung des Studiums aller Berufsfragen, die Förderung der Verbesserung der moralischen und materiellen Situation ihrer Angehörigen, die Organisation der internationalen Solidarität. Ein Delegierter forderte, daß sich die Föderation der inter - nationalen Arbeiterbewegung offen anschließe. Ein Vertreter der Schweiz meinte dagegen, daß aus einem weitgehenden Beschluß den nationalen Organisationen Schwierigkeiten erwachsen könnten und beantragte die Streichung des dritten Absatzes des Artikel III. Auch die englische» Vertreter meinten, eS sei derzeit gefährlich. einen Beschluß zu fassen, der als Betreten des politischen Gebietes gedeutet werden könnte. Ueber die Gefühle der englischen Post- beamten gegenüber der allgemeinen Arbeiterbewegung dürfe kein Zweifel herrschen. Schließlich wurde mit allen Stimmen gegen die der Schweizer , die sich der Abstimmung enthielten, folgende Fassung deS Artikels IH beschlossen:„die Organisation der internatio- nalen Solidarität unter allen Po st-, Telegraphen» und Telephonange st eilten'. Der Beitrag für die Föderation wurde vorläufig mit 2>/, CtS. jährlich für das Mitglied festgesetzt. Die Leitung der Föderation ob- liegt einem Bureau, in das jede angeschlossene Nation einen Delegierten entsendet. In den Ländern, wo die Einigung der Organisationen noch nicht vollzogen ist, fungiert das Internationale Bureau als Schiedsrichter.— Der Kongreß nahm überdies eine Re- ölution an, die die Erwartung ausspricht, daß die Einigung bis zum nächsten Kongreß vollzogen sein wird. Heute wurde der Kongreß geschlossen, vorher nahm er. mit einigen Vorbehalten, aber einstimmig, eine Resolution an, die der international organisierten Arbeiterklasse brüderlichen Gru.ß entbietet. P r o v o st(Frankreich ) wurde zum provisorischen Verbändssekretär gewählt. Eitzte Nachrichten* Die Winzerwirren in Frankreich . Paris » S. Juni.(W. T. B.) In der Deputierterckmnmer nhrte M e u n i e r aus, daß das neue Dekret die Lage für die Interessenten viel schwieriger gestalten würde als sie gegenwärtig sei. DaS Dekret widerspreche dem Gesetz und den örtlichen Ge- wohnheiten und würde die Aube zu einer Baswrdchampagne machen. man müsse die Abgrenzungen abschaffen, die nur dahin führen könnten, daß ein Bürger sich gegen den anderen erhebe.(Fast einhelliger Beifall.) om Taillaux bekämpfte den Antrag Meunier. Alle Welt hätte sich verpflichtet, die Entscheidung des Staatsrates anzunehmen, die dieser in voller Freiheit und nach Anhörung aller Interessenten gefallt habe. Die Kammer habe nicht das Recht, letzt diese Enffcheidung zurückzuweisen. Die Regierung werde ein dehnbares Regime studieren, das Konflikten zwischen den ver- chieoenen Teilen des Landes vorbeuge, sie werde aber nicht eine Beseitigung der Abgrenzungen ins Auge fassen, solange die Kammer nicht ein Regime angenommen habe, das den Weinbauern gleiche Sicherheit biete. Die Regierung nehme die einfache Tagesordnung an, b\t bic Achtung vor dem(Äeseh bedeute. Die einfache TageL- ordnung wurde schließlich mit 294 gegen 181 Stimmen ange- nommcn und die Sitzung sodann geschlossen. Bar für Aube ..3 Juni.(Meldung der Agenco HavaS.) In der hiesigen Gegend dauert die Erregung fort. In Lignol ent- fcrnten die Gendarmen von einem Brunnen eine Inschrift in roter Farbe:„Dir, Wilhelm, die Hügel der Champagne weil die Republik sie nicht will." Schcckbctrüger. München , 8. Juni. (W. T. B.) Das Landgericht München I ver- urteilte den Kunsthändler EmA Becker, der in Gemeinschaft mit dem Amerikaner Elcrdny den Frankfurter Juwelier Koch um Jutvelen im Werte von 134 690 Mark betrog, indem er einen falschen Scheck ausstellte und dann flüchtete, zu fünf Jahren Zuchthaus und 2100 M. Geldstrafe wegen vier Verbrechen im Rückfall. In den Bergen verunglückt. Montreux , 8. Juni. (W. T. B.) Beim Abstieg vom� C o l d e Ja man stürzte ein Fräulein von Leinitz aus Schlesien , die sich in einem Pensionat in Chexbres bei Pevey aufgehalten hatte, ab. Ihre Leiche wurde nach Territet gebracht. Das Erdbeben in Mexiko . Nt,rt,it», d. Juni.(W. T. B.) Das gestrige Erdbeben hat auch außerhalb der Hauptstadt in den verschiedenen Teilen Mexikos Per» heerungen angerichtet, besonders in Z a p o t l a n, wo viele Menschen umgekommen und viele obdachlos sind. Ebenso haben auch die Orte Jon i IIa und San Andres gelitten. Der Vulkan C o l i m a befindet sich in Tätigkeit. _ Paul Singer 4 Co.. Berlin S W. Hierzu 2 Beilagen u. UnterhaltungSbl.
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