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Nr. 141. 28. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dienstag, 20. Juni 1911.

Abgeordnetenbaus.

Herren brauchen hier nur zahlreich anzutreten. Die Mehrheits- einen Artikel 4a einzufügen, durch den die Arreststrafen ab­parteien haben es auch in der Hand, die Wahlrechtsanträge als Jni- geschafft werden und das Wort Ortsarmentasse" durch das tiativanträge hier einzubringen und ihre Verhandlung zu erzwin- Wort Gemeindekasse" ersetzt werden soll; beides sei zeitgemäß. gen. Möge das Zentrum dafür sorgen, daß man nicht außerhalb Ein Regierungskommissar bittet den Antrag abzulehnen; eine 90. Sigung bom Montag, den 19. Juni, vormittags dieses Hauses sagt, dem Zentrum ist es mit seinen Anträgen gar folche Frage wie die Beseitigung der Arreststrafen für Beamte müsse 11 Uhr. generell geregelt werden.

Am Ministertisch: v. Dallwit: Die zweite Lesung der

Rheinischen Gemeindeordnung

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nicht ernst.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.)

Abg. Dr. Bell( 8.): Gerade bei dieser Frage hätte der Abg. Hirsch gegen das Zentrum nicht polemisieren brauchen, da wir hier doch mit ihm einig sind. Uebrigens ist es dem Zentrum zu danken, daß im vorigen Jahre zum erstenmal hier eine Mehrheit für das geheime Wahlrecht zustande gekommen ist.( Lebhafter Widerspruch links.) Unterstaatssekretär Holz: In den 50er Jahren hat man sich für die öffentliche Wahl bei den Gemeindewahlen entschieden und ebenso im Jahre 1891. Es ist nicht angängig, die Frage für einen Teil ver Monarchie jest anders zu regeln. Auch würde die Vorlage da­durch dem anderen Hause gegenüber eine so schwere Belastung er halten, daß ihr Zustandekommen gefährdet wäre. Abg. Hirsch- Berlin( Soz.):

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Abg. Freiherr v. Sedlig( ff.) und Dr. Gottschalt( natl.) er klären sich gegen den Antrag, die Abgg. Dr. Eickhoff( Vp.) und Hirsch- Berlin( Soz.) erklären sich für den Antrag.

Bei der Abstimmung bleibt das Bureau über das Resultat zweifelhaft. Die Abstimmung erfolgt daher durch Ham­melsprung; das Ergebnis ist Annahme des Antrages mit 121 gegen 109 Stimmen.( Lebhaftes Bravo!)

Abg. Fritsch( natl.)( zur Geschäftsordnung): Meine Freunde werden noch heute einen Antrag auf generelle Abschaffung der Arreststrafe für Unterbeamte einbringen. Zum Artifel 4 begründet

Abg. Fleuster( 3.) einen Antrag seiner Partei, durch den die Zahl der gewählten Mitglieder der Bürgermeistereiversammlung verstärkt werden soll.

Der Antrag wird abgelehnt, der Rest des Gesetzes wird debattelos angenommen.

wird fortgesetzt bei der Abstimmung über einen Zentrumsantrag, der das Wahlrecht der juristischen Personen anders fassen will. ( Am Sonnabend hatte sich bei der Abstimmung hierüber die Be schlußunfähigkeit des Hauses herausgestellt.) Der Antrag wird gegen die Stimmen des Zentrums polnische Abgeordnete sind nicht zugegen abgelehnt. § 46 handelt von der Zusammensetzung des Gemeinderats. Es gehören ihm die sogenannten, meist begüterten Grundbesitzer an; Boraussetzung dafür ist nach der Regierungsvorlage, daß von ihrer Grund- und Gebäudesteuer die Hälfte auf die Grundsteuer entfällt. Die Kommission hat statt dessen, um den ländlichen Grundbesih zu Ob die Vorlage durch die Einführung der geheimen Wahl so begünstigen, zwei Drittel Grundsteuer verlangt. Die Abgg Gott belastet wird, daß das andere Haus sie ablehnt, muß uns gleich schalt u. Gen.( natl.) beantragen die Wiederherstellung der Hal- gültig sein. Wir müssen hier lediglich unserer Ueberzeugung Hierauf vertagt sich das Haus auf Dienstag, 11 Uhr.( Aus­bierung. Die Abgg. Aronsohn u. Gen.( Vp.) beantragen, auch Ausdruck geben.( Sehr richtig! b. d. Soz.) Lehnt dann das Herren- führungsgesetz zum Wichseuchengesetz, das vom Herrenhaus in abge­den weiblichen Grundeigentümern, falls sie im übrigen die Bedin- haus die Vorlage ab, so müssen wir dafür sorgen, daß die Regie- änderter Form zurüdgekommene Gesetz über die Beschulung blinder gungen erfüllen, die Vertretung im Gemeinderat zu geben, während rung dann gezwungen wird, im nächsten Jahre eine neue Vor- und taubstummer Kinder.), fie nach der Vorlage sich vertreten lassen müſſen. Tage zu bringen, in der dann hoffentlich die Frage für die Schluß 5 Uhr. Abg. Frhr. v. Loe( 3.) begründet einen Antrag der Zentrums- ganze Monarchie geregelt wird.( Lebhafte Zustimmung b. d. Soz.) partei, der den Grundbesiz auch bevorzugen will, wo es sich um die Der Unterstaatssekretär meinte, die Frage kann bei dieser Gelegen­Vertretung eines Gemeinderatsmitgliedes handelt. reif und es handelt sich nur noch darum, sie in eine gesetzgeberische Form zu fleiden. Der Abg. Be II wundert sich über die Angriffe gegen seine Partei. Ich mußte aber den Gegensatz seiner heutigen Haltung zu der Haltung des Zentrums im vorigen Jahr beleuchten. ( Sehr wahr! b. d. Soz.) Es ist auch irrig, wenn der Abg. Bell vom Bentrum rühmt, es habe Bresche in das geheime Wahlrecht gelegt. Würde das Zentrum seinen Wählern die Dinge so unterbreiten, wie sie sich hier abgespielt haben, so würden die Wähler sich in Scharen vom Zentrum abwenden.( Lebhafte Zustimmung links, lebhafter Widerspruch im Zentrum.) Nun, meine Herren, ich schlage Ihnen vor, mit Ihnen gemeinsam in Volksversammlungen aufzutreten.( Sehr gut! b. d. Soz.) Dann mache ich Ihnen noch den Vorschlag zur Güte, namentliche Abstimmung zu beantragen. Wir wollen den Antrag gern unterstützen. Abg. Tr. Gottschalt( natl.): Wir stehen auf dem Boden des ge­heimen Wahlrechts. Das haben wir im vorigen Jahr gezeigt und wir wünschen das geheime Wahlrecht auch für die Kommunal­wahlen. Diese Vorlage aber verträgt die Belastung mit der ge. heimen Wahl nicht.( Lebhafte Unruhe links und im Zentrum, Zurufe.) Die geheime Wahl würde den Tod dieser Vorlage bedeuten und deshalb lehnen wir sie ab.

heit nicht entschieden werden. Die Frage ist längst ſpruch Aus einem geduldeten" Eisenbahner­

Abg. Dr. Gottschalk( natl.) bekämpft diesen Antrag und befür­wortet den nationalliberalen Antrag auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage bezüglich der Halbierung der Grund- und Ge­bäudesteuer.

Abg. Fleuster( 3.) begründet einen weiteren Zentrumsantrag, wonach die Vertretung auswärts wohnender, meist begüterter Grundeigentümer nur durch Pächter, Verwalter oder Söhne er. folgen kann. Auch sollen die in der Gemeinde wohnenden vor den auswärts wohnenden den Vorrang haben. Sämtliche Abänderungsanträge werden abgelehnt, bis auf den, der die auswärts wohnenden Grundbesitzer den in der Ge­meinde wohnenden nachstehen läßt.

§ 46 wird hierauf angenommen.

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§ 55 bestimmt, daß die Stimmabgabe durch mündliche Erklä. rung zu Protokoll erfolgt. Das Zentrum beantragt, daß die Abstimmung durch Ab­gabe eines verbedten Stimmzettels erfolgt; die nähe­ren Bestimmungen soll der Oberpräsident der Rheinprobing treffen. Die Volkspartei beantragt die Abstimmung durch berbedten Stimmzettel nach Maßgabe der für die Reichstagswahl geltenden Vorschriften.

Abg. Dr. Bell( 3.) begründet den Zentrumsantrag; die Na­tionalliberalen sollten das tote öffentliche Wahlrecht doch nicht noch durch eine Kamphereinspritzung am Leben zu erhalten suchen. Bei der öffentlichen Wahl wird die Unabhängigkeit der Wähler vielfach zur Farce.( Sehr richtig! links.)

Abg. Hirsch.Berlin( Soz.):

Meine Freunde werden für den Antrag der Volkspartei stim­Meine Freunde werden für den Antrag der Volkspartei stim­men und in zweiter Linie für den Antrag des Zentrums. Went es mit der Einführung des geheimen Wahlrechts ernst ist, der darf sich hier bei der rheinischen Landgemeindeordnung nicht mit sich selbst in Widerspruch sehen und durch seine Abstimmung dem Prin II zip des geheimen Wahlrechts einen schweren Schlag versehen. Das Zentrum hätte nur auch früher so energisch für das geheime Wahlrecht eintreten sollen, wie jetzt Herr Bell.( Sehr wahr bei den Sozialdemokraten.) Allerdings stehen jetzt die Reichstags­wahlen vor der Tür, und das erklärt die veränderte Haltung des

Zentrums. Herr Bell ſagte, die Regierung muß hier eine Ehren­schuld gegen die Rheinländer abtragen. Gewiß! Aber die

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Abg. Fleuster( 3.)( bei der großen Unruhe schwer verständlich) polemisiert gegen die Nationalliberalen und erklärt, daß das Zen­trum seinen Antrag im Wortlaut mit dem der Volkspartei identi­fiziert.

Abg. Friedberg( nail.): Wenn das Zentrum einen Initiativ antrag auf generelle Einführung der geheimen Stimmabgabe bei aber seine taftischen Manöver machen wir nicht mit.( Bravo ! b. S. den Kommunalwahlen stellt, wird es uns an feiner Seite finden; d.

Nationalliberalen.)

Die Debatte schließt.

Abg. Linz ( 3.) beantragt die namentliche Abstimmung. Der Antrag auf Einführung der geheimen Wahl wird mit 145 gegen 117 Stimmen abgelehnt; für ihn stimmen 3en­trum, Polen , Volkspartei und Sozialdemokraten, gegen ihn die beiden konservativen Parteien und die Na­tionalliberalen.

Abg. Hoeveler( 3.) begründet den Antrag des Zentrums, einen Artikel 3a einzufügen, wonach der Bürgermeister, der nach der Vor­lage ernannt wird, von der Bürgermeistereiversammlung gewählt Ehrenschuld der Regierung gegen das gesamte preußische Volf, wird und der Bestätigung durch den Oberpräsidenten bedarf. dem 1849 das Wahlrecht genommen wurde, ist nicht minder wichtig. Unterstaatssekretär Hols bittet den Antrag abzulehnen. Wollte Preußen auch nur einen Teil seiner Ehrenschulden Abg. Dr. Gottschalt( natl.) erklärt sich ebenfalls gegen den An­bezahlen, so wäre es bankrott. Wenn übrigens jo trag.. viele Ehrenschulden nicht bezahlt, so bezahlt, so viele Versprechungen Abg. Dr. Würmeling( 3.) bittet um die Annahme des An­von höchster Stelle nicht eingelöst find, so trägt mit die trages. Schuld das 3entrum als ausschlaggebende Partei.( Sehr Abg. Hoeveler( 8.) beantragt über den Antrag nament. wahr! b. d. Soz.) Auch jetzt hat das Zentrum wieder das Dreiliche Abstimmung. tlassenwahlrecht und die Bevorrechtung der In dieser wird der Antrag mit 134 gegen 109 Stimmen ab­Grundbesitzer aufrecht erhalten. Das Zentrum braucht nur gelehnt. energisch zu wollen, dann bekommt es seinen Antrag durch; die

Kleines feuilleton.

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Abg. Dr. Bell( 3.) befürwortet einen Antrag des Zentrums, tommt zu dem Ergebnis, daß der Staat seinen Theatern größere Unterstübungen gewähren müßte. Was die Frage der Zulassung ausländischer Musik betrifft eine Frage, wegen welcher bekannt Soziale Energetit. Im Vorjahr hat der belgische Großindustrielle lich vor einigen Monaten ungeheuer viel Druderschwärze vergeudet und Ingenieur Ernest Solvay in Brüssel einen Vortrag über Jn wurde, so fommt Rivet zu dem weisen Schluß, daß die französi dustrie und Wissenschaft" gehalten, in dem er die Gesetze der energeschen Komponisten ihren Brotneid nicht so offen zeigen sollten. Er tischen Biologie auf die Umbildung der Gesellschaft anzuwenden gibt ihnen jedoch den guten Rat, sich von der Nachahmung der versucht. Der Vortrag ist jetzt in den Ostwaldschen Annalen der deutschen Musik möglichst fernzuhalten, da diese Musik dem französi­Naturphilosophie" deutsch erschienen. schen Temperament nicht entspreche. Ein Boulevardblatt behauptet, daß diese Worte nur eine schöne Umschreibung seien: Rivet habe eigentlich sagen wollen, daß die französischen Komponisten, wenn sie Erfolg haben wollten, teine langweiligen Opern schreiben dürften.

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Die energetische Formel für den Fortschritt der Gesellschaft läuft für Solvay darauf hinaus, daß man die Leistungsfähigkeit des Arbeiters vergrößert in dem Maße, wie der Fortschritt der Technik es ermöglicht, die Arbeitszeit zu vermindern, ohne den Arbeitsbetrag zu beeinträchtigen. Aber die Forderung zunehmender Arbeits­beschränkung und zugleich zunehmender Leistungsfähigkeit läßt sich mit dem heutigen iozialen Betrieb nicht erreichen: Wachsende Anteil­nahme an den allgemeinen Untersuchungen erst läßt Arbeits­verminderung und Leistungssteigerung erreichen.

Theater.

Der Dreftie zweiter Teil im 8irkus Busch. Bei Aufführung des ersten Teiles war der Birkus bis zum letzten Platz besetzt, bei der des zweiten, vierzehn Tage später, faum noch bis Es handelt sich um energetische Erleichterung der heutigen Ge- zur Hälfte. Die Attraktion, die die Verwandlung der Manege zur Bühne ausübte, scheint im Schwinden. Mit gutem Grunde. Der sellschaft. Wir brauchen wirkliche Handelsfreiheit, unmittelbaren Umstand, daß der mächtige amphitheatralische Zuschauerraum des Uebergang der Produktion zum Konsumenten. Keinerlei Zölle. Birtus einigermaßen an den Aufbau des antifen Boltstheaters ge­Ferner: Reformierung des Steuerwesens von Grund aus. Nur eine mahut, büßt bei der öfteren Wiederholung start an suggestiver Steuer ist berechtigt, die Erbschaftssteuer. Das nennt Solvay die Wirkung ein. Der große Rahmen wird zu belanglos äußerlicher energetische Korrektur der heutigen Gesellschaft: Die Tendenz nach Butat, wenn sich in ihm nicht ein Gemälde aufrollt, das ihn vers einer Ausgleichung des Wohlstandes und der produktiven Wirkung langt und ausfüllt. So wars in Reinhardts König Dedipus" und beim Beginn des sozialen Lebens des einzelnen und die Beseitigung darin lag die fünstlerische Rechtfertigung des neuen Experiments. der Hindernisse für die produktive Tätigkeit. Man erkennt auch feine Herr Helmer jedoch sollte nichts zugeben, was sich nicht ebenso und Einfachheit und seine Vorteile: niemand wird während seines ganzen besser im hergebrachten Bühnenrahmen geben läßt. Die weiten Lebens geplagt, denn man verlangt von ihm ganz und gar nichts; Dimensionen, die Lage der Arena, in der die Schauspieler fast un­seine ökonomische Betätigungsfreiheit bleibt vollständig und abfolut." vermeidlich einem Teil der Zuschauer den Rüden zuwenden müssen, Man sieht: Die revolutionären Jdeen Solvays freisen um den erschwerten das Verständnis des Dichterwerkes. Der Eindruck der Sozialismus, den er mit dem liberalen System in der Weise zu Fremdheit wurde durch die räumliche Entfernung verstärkt, und noch vereinigen fucht, daß er dem Staat, der Gesellschaft die organi weniger als der" Agamemnon " vermochte das Grabmal" in der fierende Aufgabe zuweist, jedem die Freiheit zu sichern, fruchtbar fich gegebenen Form den Nachhall lebendigen Mitempfindens zu er zu entwickeln und zu betätigen.

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weden.

verband.

Seit jener großen Eisenbahnerversammlung, die im Februar dieses Jahres in der Neuen Welt" stattfand, macht sich unter einem Teil der Berliner Eisenbahner eine mächtige Bewegung be­merkbar, die sich besonders gegen die Leitung des vom Minister v. Breitenbach wiederholt lobend erwähnten Trier - Berliner Ver­bandes richtet. Der Leiter jener Versammlung und damalige Ver­bandsvorsitzende H. Severin hatte bekanntlich unserm Genossen Ströbel, der in seiner Eigenschaft als Landtagsabgeordneter der Versammlung als Gast beiwohnte, das Wort zu einer Er­flärung erteilt. Satte schon die Versammlung an sich im Mi­nisterium und in der Eisenbahndirektion sehr verschnupft, so wurde es dem Herrn Severin ganz besonders übel vermerkt, daß er sozialdemokratischen Abgeordneten ermöglicht hatte, in der Versammlung einige Worte an die Eisenbahner zu richten. Das sollte und mußte gefühnt werden. Herrn Severin kurzerhand, wie das sonst bei der Eisenbahn üblich ist, aus der Arbeit zu ents lassen, das wagte man offenbar nicht, doch sollte er wenigstens un­schädlich gemacht werden. Die gehorsamen Diener im Vorstand des genannten Verbandes traten denn auch auf den gegebenen Wint in Aktion, und der Vorsitzende wurde seines Postens enthoben. Den Verbandsmitgliedern wurde mitgeteilt, Severin sei aus Gesund­heitsrücksichten von seinem Amite zurückgetreten. Diese Behand lung ihres Vorsitzenden wollten sich aber die Berliner Verbands. mitglieder nicht gefallen lassen, und auch Herr Severin selbst zeigte Angelegenheit Stellung genommen, und nun wurde Herr Severin dazu wenig Neigung. In weiteren Versammlungen wurde zu der von der Bezirksvereinigung seines Verbandes beauftragt, die Ver­bandsmitglieder schriftlich über die Zustände im Verbandsvorstand aufzuklären. Die Sache könnte den Vorwärts" lesern und den Parteigenossen gleichgültig sein, wenn es sich um eine beliebige unbedeutende gegnerische Organisation handelte, da aber der Trier­Berliner Eisenbahnerverband etwa den vierten Teil der preußisch­hessischen und der reichsländischen Eisenbahner umfaßt und als die Organisation anzusehen ist, die von der Eisenbahnverwaltung als Gegengewicht gegen die freigewerkschaftlichen Bestrebungen der Eisenbahner geduldet" wird, müssen wir den Vorgängen in dem Verband eine größere Aufmerksamkeit schenken. Und so wollen wir unseren Lesern einiges aus dem Flugblatt, das Herr Severin im Auftrage seiner Berliner Verbandskollegen herausgegeben hat, mitteilen. Gewähren doch diese Mitteilungen einen sehr lehrreichen Blick hinter die Kulissen einer durch und durch ordnungsfreund­lichen"," königstreuen"," unpolitischen" Standesorgani fation. In dem Flugblatt ist folgendes zu lesen:

vid Die Kollegen, mit denen ich zusammen arbeitete, wissen, daß ich nicht krant bin noch zurzeit frank war, dann hat aber auch Herr Viererbe sowohl als auch Herr Heißner über andere Gründe meines Rücktritts sich zu vielen Kollegen geäußert. Der

zweite Teil, an dem als Schluß stück der Trilogie sich eine fagen hafte, dem Verfolgten Freispruch und Erlösung bringende Gerichts­verhandlung schließt. Herr Hartau( Drest) und Fräulein Helene Nitscher( Eleftra) ragten in der Darstellung hervor. Sie dekla mierten ihre Reden mit einem starken schmetternden Fanfarenton der Leidenschaft. Humor und Satire.

Menetetel.

Was?" der Hauswirt Schulze spricht: Keen Lokal- Anzeiger" nicht? Und die Roten sind dran schuld? I, da reißt ein'n die Jeduld!"

Wild, mit wütendem Gezisch, Haut er auf den Kaffeetisch. Mutter stimmt ihm grollend bei, Daß zu frech die Bande sei.

Auch im ersten Stod Herr Nat Beigt Entrüstung im Quadrat. Wie erfährt man, ohne Blatt, Wer gefriegt' nen Orden hat?

Nebenan dem Herrn Major Kommt die Schose mulmig vor. Dieser Streit grenzt in der Tat Schon direkt an Hochverrat!

Selbst der Kanzler scheint perpleg Und er sinnt auf eine Leg. Solch ein Umsturz, das ist klar, Droht dem Preußenstaat Gefahr. Ein Nefrain schredt sein Gemüt, Der wie Flammenschrift erglüht: Alle Räder stehen still, Wenn dein starter Arm es will!" Michel.

Notizen.

dt.

Was cine Aufführung in der Bariser Oper kostet. Aus Paris Jm Umrisse der Situation weisen die beiden Stücke starke Ana­wird berichtet: Der Bericht über das Budget der Schönen Künste, logien auf. Wie dort Klytämmestra den zurückkehrenden Gatten der von dem Senator Rivet mit großer Gewissenhaftigkeit verfaßt rachebrütend mit listiger Verstellung empfängt, tritt hier Orestes , worden ist und im Senat verteilt wurde, enthält einige Angaben, des Gemordeten Sohn, in täuschender Verkleidung, begierig, die von-Bas tostet die wissenschaftliche Literatur? bie auch außerhalb Frankreichs interessieren dürften. Der Bericht Apoll ihm aufgetragene blutige Vergeltung zu vollziehen, der Mutter Wilhelm Erman in Bonn hat berechnet, wie hoch der Kaufpreis erstatter behauptet, daß das Defizit der Pariser Oper unbedeutend an der Schwelle des Balastes gegenüber. Aus den Gemächern, aus deutscher wissenschaftlicher Schriften in einem Jahre ist. Ein Ge 300 000 denen Agamemnons letzter Wehruf herborklang, tönt nun der lehrter, der sich die gesamte wissenschaftliche Literatur Deutschlands ist, wenn man es mit dem Defizit der Mailänder Stala 2 Millionen Kronen Schrei Aegisthos, des mitschuldigen Buhlen, den Drestes in dem einen Jahre 1909 hätte kaufen wollen, hätte dafür 60 306 M. Lire, mit dem der Wiener Hofoper und mit dem des Metropolitan Opernhauses in New Port- rund Nacheschwert zu Boden streckt. Doch anders als seine Mutter ausgeben müssen, 28 839 W. allein für wissenschaftliche Zeitschriften Tat. seine Elektra, 1 Million Mark- vergleicht. Jede Aufführung der Pariser Oper fühlt Drest seine Schwester, seine und Serienwerke. Man kann getrost sagen: daß die gesamte wissen­foftet mindestens 17 000 grant. Die 7000 Lampen, die das Helferin voll wilden Hasses, die triumphiert wie damals schaftliche Literatur nur für ein paar Leute erscheint. Was uns Theater erhellen, erfordern an jedem Spielabend einen Kosten- lntämnestra, spricht ihm beschwörend zu. Aber ihre Worte bringend fehlt, sind Stadtbibliotheken, die die wissenschaftliche aufwand von 900 Frant, und die bloße Reinigung des Theaters gleiten von ihm machtlos ab. Sein irrer Geist sieht schon den Literatur sofort nach ihrem Erscheinen in Lesesälen auslegen, für foftet nach jeder Aufführung 200 Frant. Gegenwärtig beschäftigt Chor der Nachegöttinnen nahen, die sich an feine Versen heften. jedermann kostenlos zugänglich. In den Millionenetats großer die Oper nicht weniger als 2000 Personen. Der Berichterstatter Mit wildem Angstschrei stürzt er von der Stätte. So endigt dieser Städte würde die benötigte Summe sehr wenig ins Gewicht fallen.