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r. 149. 28. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dounerstag, 29. Juni 1911.

Abgeordnetenbaus.

97. Sigung vom Mittwoch, den 28. Juni, bormittags 11 Uhr.

Um Ministertische: Kommissare. Die Abstimmung über die

Rheinische Landgemeindeordnung. mit der die Tagesordnung beginnt und die auf Antrag des Zentrums namentlich ist, ergibt bei 198 Abstimmenden, wie schon am Freitag, die Beschlußunfähigkeit des Hauses( das Zentrum ist sehr schwach vertreten). Der Präsident beraumt die nächste Sigung auf 12 Uhr an mit derselben Tages­ordnung mit Ausnahme des ersten Punktes, der rheinischen Land­gemeindeordnung. Schluß der Sigung 11 Uhr 55 Minuten.

98. Sigung. Eröffnung mittags 12 Uhr. Am Ministertisch: Dr. Lenze. Abg. Dr. Campe( natl.) erhebt Widerspruch gegen die Sizung, da nach der Geschäftsordnung die Tagesordnung gedrudt vor­liegen muß. Bräsident v. Kröcher will über den Widerspruch abstimmen

laffen.( Dho!- Rufe links.)

Abg. Hoffmann( Soz.): Eine Abstimmung über das, was die Geschäftsordnung bestimmt, ist unzulässig.

Präsident v. Kröcher: Die Tagesordnung ist gedruckt in den Händen sämtlicher Mitglieder.( Widerspruch links.) Es ist dieselbe wie vorhin, mit Ausnahme des ersten Punktes.

Der Antrag wird genügend unterstützt.

Der Präsident läßt über die Vertagung abstimmen und erklärt, während von der Linken lebhafte Rufe" Vertagung auf wie lange?" ertönen, die Vertagung für beschlossen; er bittet sodann um die Ermächtigung, die nächste Sigung und deren Tagesordnung fest­zusetzen.

den Redner zur Ordnung wegen des Ausdrucks Komödie.) Also weil bei diesen Vorgängen das Haus nicht bloß Zuschauer ist, sondern mitwirkender Akteur, wenigstens in seinen großen Parteien. Es ist ja flar, weshalb die Herren vorhin die Vertagung beantragt haben. Sie hatten bereits die offizielle Mitteilung, daß um 5 Uhr geschlossen wird. Diese Mitteilung des Ministerpräsidenten Abg. v. Moltke( ft., zur Geschäftsordnung): Jch protestiere gegen ist nicht ohne vorherige Verständigung mit den großen Parteic: des die Behauptung, daß auch nur ein Mensch hier im Hause unter der Hauses ergangen. Nach außen erscheint es so, als ob die Regierung geistigen Führung des Abg. Hoffmann steht.( Großer Beifall rechts. das Haus auseinander jagt. In der Tat sind es die reaktionären Parteien, die wie ein Alp auf dem Volke liegen.( Lebhafte Zustim bg. Soffmann( Soz.): Unverschämtheit.) Abg. Fischbeck( Vp.): Ich beantrage, die nächste Sigung am mung links), die schuld sind, daß die wichtigsten Sachen unerledigt bleiben und das Haus wie eine Hammelherde auseinandergejagt Freitag um 11 Uhr abzuhalten. Abg. Hoffmann( Soz.): Ich lehne es ab, wenn mir nachgesagt wird. Dies Verfahren muß in der Deffentlichkeit deutlich gefenn­wird, die geistige Führung dieses Hauses zu haben.( Sehr gut! bei zeichnet werden, damit das Volk erkennt, daß dieses Haus verdient, den Sozialdemokraten.) Wir haben gemeinsam mit anderen Herren in die Wüste geschickt zu werden und daß das protestiert und werden protestieren gegen Ue berrumpelungen, elende Dreiklaffenwahlsystem beseitigt auch von seiten der Regierung und dagegen, daß man uns wie werden muß.( Lebhafte Zustimmung links.) Dazu werden auch diese Schulbuben nach Hause schiden will, wenn es den Vorgänge beitragen. Herren paßt.

Abg. Fischbeck( Vp.): Wenn die Rechtsauffassung der Mehrheit gelten soll. tönnte der Präsident etwa um 7 Uhr hier eine Tages­ordnung auf die Size legen lassen, in der wir etwa zu 8 Uhr ein geladen werden. Dann sind wir möglicherweise nicht hier( Abg. Hoffmann( Soz.): Aber wir und wir beschließen dann die Republik . ( Große Heiterkeit.) Deswegen wollen wir den Zeitpunkt und die Tagesordnung der nächsten Sizung festsetzen.

Abg. Frhr. v. Zedlitz( ft.): Mit mir und meinen Freunden An ist über den Schluß der Sigung nicht verhandelt worden. Schluß dieser langen und arbeitsreichen Tagung spreche ich dem Präsidenten den Dank aus.( Lebhafter Beifall rechts und im Zentrum sowie bei den Nationalliberalen.)

Abg. Lohmann( natl.): Vorgestern erklärte der Präsident, ein Vertreter der Staatsregierung habe ihm erklärt, die Regierung werde den Schluß der Session erst dann herbeiführen, wenn das Abg. Schiffer( natl.): Herr v. Pappenheim scheint vergessen zu Haus seine Arbeiten abgeschlossen habe.( Widerspruch rechts.) haben, als er uns unsere gemeinsame Abstimmung mit den Sozial- Präsident v. Kröcher: Ich glaube, gesagt zu haben, ich habe demokraten vorwarf, daß er sich gestern mit seiner Partei nach dem Vertreter der Staatsregierung auf seine Frage, wann das seiner Ausdrucksweise unter der geistigen Zeitung der Sozial- Abgeordnetenhaus mit seinen Arbeiten fertig würde, geantwortet demokratie befunden hat.( Lebhaftes Sehr gut! lints; erregte das weiß ich nicht. Abg. Dr. Campe( natl.): Es ist hier gar tein Haus ber- Gegenrufe rechts.) Abg. Dr. Liebknecht( Soz.): Der Präsident hat aber noch sammelt, das über die Tagesordnung verhandeln kann. Abg. Dr. Liebknecht( Soz.): Wir freuen uns, wie sich hier die hinzugefügt, es hängt also von dem Redebedürfnis in diesem Abg. Hoffmann( Soz.): Wir wollen uns vom Präsidenten eine vollständige Arbeitsunfähigkeit dieses Hauses herausstellt. Ob die Hause und im Herrenhause ab, wielange sich die Tagung Tagesordnung nicht aufottrohieren lassen und beantragen Herren rechts denen lints vorwerfen, sie stehen unter unserer noch fortsetzen werde, und das gab mir geſtern Anlaß zu namentliche Abstimmung. geistigen Leitung oder umgekehrt, ist uns sehr gleichgültig, aber sagen: wenn Worte noch einen Sinn haben, hat die Regierung den Abg. Dr. Liebknecht( Soz.): Wir wollen die Geschäfte des Hauses wir sehen wieder einmal, daß Schluß der Tagung abhängig gemacht von der Tätigkeit des nicht stören.( Burufe rechts: Doch!) Wir wollen im Gegenteil noch möglichst viel von dem Arbeitspensum erledigen, aber die Mehrheit Hauses. Allerdings hat der Präsident darauf gesagt, wie ich denn dazu komme, anzunehmen, daß seine Worte Sinn haben. will uns guillotinieren. ( Große Heiterkeit.) Im übrigen danke ich Ihnen für die heutigen Borgänge, die Ihre gestrige Behandlung der Wahlrechtsvorlage treffend illustrieren.( Sehr gut! links.)

Abg. Hoffmann( Soz.): Wir können über die Tagesordnung gar nicht verhandeln, denn diese Sitzung egiftiert überhaupt nicht.( Heiterkeit.)

Präsident v. Kröcher: Diese Behauptung ist doch etwas kühn. Abg. Frhr. v. Zedlik( ft.): Ich schlage vor, daß der Präsident die Zweifel an der nichtordnungsmäßigen Einberufung der Sigung anerkennt und die Sigung als nicht einberufen ansieht. ( Heiterkeit.) Dann fann er eine neue Sigung mit derfelben Tages­ordnung anberaumen.

Abg. Caffel( Bp.): Zu der neuen Sigung müssen aber sämtliche Mitglieder des Hauses, auch die, die schon verreist sind, schriftlich eingeladen werden.( Heiterfeit.)

Abg. Dr. v. Campe( natt.): Das ist doch eine juristische Spitfindigkeit.( Lebhafter Widerspruch links.)

wir der Mittelpunkt sind, um den sich die ganze Angstpolitit dieses Hauses dreht.

( Widerspruch rechts.) Selbstverständlich muß das Haus dafür forgen, daß eine Ueberrumpelung nicht stattfindet, und deswegen schließen wir uns dem Antrag des Abg. Fischbeck an. Der Präsident schlägt feine Tagesordnung vor, weil Sie( nach rechts) wünschen, das Haus auseinander zu jagen, wenn Sie Ihre Wünsche in die Scheuer gebracht haben. Wir halten es für unsere Pflicht, alles zu tun, Damit noch alles erledigt werden kann, was das Haus noch zu er ledigen hat, die unerledigten Punkte der bisherigen Tagesordnungen, und die bisher spruchreif gewordenen Sachen.

Präsident v. Kröcher: Diese Debatte ist wohl gegenstandslos, wenn ich dem Hause mitteile, daß der Präsident des Staats­ministeriums mich gebeten hat, das Haus zu einer gemeinsamen Sigung beider Häuser des Landtags um 5 Uhr einzuladen.( Abg. Hoffmann( Soz.): Der Mohr hat seine Schuldigkeit geian, der Mohr kann gehen.)

Präsident v. Kröcher läßt abstimmen, ob die Sigung abgehalten werden soll. Die Abstimmung ist auf Antrag des Abg. Hoffmann( Soz.) Abg. Dr. Bachnide( Vp.): Die Verantwortung für die Un­namentlich und ergibt bei 160 abstimmenden wiederum die Be- fruchtbarkeit dieser Session fällt allein nur auf die Rechte.( Lachen schlußunfähigkeit des Hauses. rechts.)

Der Präsident beraumt die nächste Sigung auf Uhr an, bie Tagesordnung werde den Herren rechtzeitig zugehen. Schluß 12 Uhr 55 Minuten.

99. Sigung. Eröffnung Uhr. Am Ministertische: Dr. Lenge. Abg. Dr. Pachnide( Bp., zur Geschäftsordnung): Auch diese Sigung ist nicht ordnungsmäßig einberufen, denn die Tagesordnung ist auf den Plätzen hier zwar verteilt, aber nicht den Mitgliedern ins Haus geschickt. Wir erheben daher Widerspruch gegen die Abhaltung der Sigung, nicht aus Kleinlichkeit ( Lebhafter Widerspruch rechts), sondern um Ueberrumpelungen der Minderheit zu wehren und überhezte Beratungen zu verhindern. ( Lebhafter Beifall links.)

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Präsident v. Kröcher: Damit wären wir am Schlusse unserer letzten Sizung angekommen. Ich bitte Sie, wie zu Be­ginn des ersten Tages die beiden anwesenden Sozialdemo= fraten Dr. Liebknecht und Hoffmann schicken sich an, den Saal zu verlassen, die Rechte begleitet diesen Ausmarsch mit Hört­hörtrufen, Gelächter und den Rufen: Schnell! schnell! schnell! Die beiden Sozialdemokraten nehmen hierauf wieder Plaß und bleiben sitzen, während das Haus stehend in das vom Präsidenten ausgebrachte Hoch auf den Kaiser und König drei­mal einstimmt.

Schluß der Sitzung 123 Uhr.

Nachmittags um 5 Uhr' fand die vereinigte Sigung der beiden Häuser des Landtages statt, in welcher der Landtag unter den üblichen Formalitäten geschlossen wird.

Achter Kongreẞ

follte, wir haben die Absicht, noch so und folange zu verhandeln, der der Gewerkschaften Deutschlands .

Abg. Hoffmann( Soz.): Ich will nur feststellen, daß das ein­getreten ist, was wir gestern schon vorausgesagt haben, daß die Abgeordneten von der Regierung in einer Weise behandelt werden, daß man nicht vorher erfahren kann, wann Schluß der Session sein wird; während man forretter und anständigerweise sagen damit die wichtigsten Angelegenheiten dann zunächst beraten werden können, werden wir mit einer Rücksichtslosigkeit nach Hause geschickt, die sich nur ein preußisches Parlament gefallen läßt. Auch die Diener hier im Hause haben jezt eben erst erfahren, daß sie sich bereits für morgeu nach anderen Stellungen umsehen müssen. Auch ihnen gegenüber ist diese Handlungsweise rücksichtslos und gemein. ( Lebhafte Rufe rechts: Pfui! und Raus!) Präsident v. Kröcher ruft den Redner zur Ordnung. Abg. v. Pappenheim ( I.): Nachdem das Haus unter der geistigen Abg. Dr. Liebknecht( Soz.): Die Sache ist noch schlimmer, Leitung des Abg. Hoffmann( Großer Lärm bei der Voltspartei als wie es mein Freund Hoffmann soeben dargelegt hat, weil bei und den Nationalliberalen.) uns die Führung der Geschäfte unmöglich dieser macht, beantrage ich die Vertagung der Sizung.( Buruf: Frecher Junter.)

das

Kleines feuilleton.

ganz traurigen, elenden Komödie

das Haus nicht bloß Zuschauer ist.( Präsident v. Kröcher ruft

Dresden , den 28. Juni.

Dritter Berhandlungstag.

Regien eröffnet die Sigung. Für den Nachmittag liegt eine Einladung zur Besichtigung der Gartenstadt Hellerau vor, der der Kongreß Folge leistet. Die Verhandlungen werden daher heute um 2 Uhr abgebrochen.

Zunächst begründet Josephsohn- Hamburg ( Handlungsgehilfe) einen Antrag, der die Redaktionstommission beauftragt, das Regulativ für die Zusammensetzung der Gewerkschaftskongresse und die Auf­gaben der Generalfommission einer Revision zu unterziehen, insbesondere in bezug auf Abschaffung des Gewerkschafts.

dar. Hier wird der Schwerpunkt in den Kampf zwischen Detektiv feit willen daran erinnert werden, daß man auch in Dester­und Verbrecher verlegt; das beschreibende Element ist aufs äußerste reich selbst mit der erneuten Erscheinung von Choleraherden beschränkt, an feine Stelle tritt die ausführliche Darlegung aller rechnen muß. In Italien selbst wird die Angst vor der Kniffe und Tücken, wodurch der schlaue Detektiv den widerspenstigen Cholera jezt fast zu einer Kalamität, da gerade in diesem Jahre Zur Psychologie und Geschichte des Kriminalromans. Es ist Verbrecher in seine Schlinge zieht. Es ist mit anderen Worten eine für Taufende von Leuten viel auf dem Spiel steht. Der Erfolg eins der interessantesten Paradora unserer kapitalistischen Stultur, daß sie das Verbrechen mit der ganzen Wucht ihrer Gesetzes- Jagd auf den Verbrecher, was man hier dem Leser bietet, und das der Ausstellungen in Turin und Rom ist tatsächlich in erster paragraphen, Strafanstalten, Scharfrichter usw. bekämpft, gleichzeitig Ganze bekommt eine moralische Weihe, indem der Verbrecher schließ- Linie von der Gnade des Cholerabazillus abhängig. Der römische aber auch eine brennende Neugier nach allem, was mit dem Ver- lich überführt und der strafenden Gerechtigkeit ausgeliefert wird. Lancett" Rorrespondent findet es unbegreiflich und tadelnswert, daß brechen zusammenhängt, erzeugt, und nicht nur der gesamten Wer die Stimmung des Publikums bei der bekannten Verfolgung nicht die staatlichen Gesundheitsbehörden einen Erlaß zur Aufklärung Zeitungspresse einen friminalistischen Anstrich gibt, sondern auch bon Crippen aufmerksam beobachtet hat, erkennt auch gleich den und Beruhigung durch ganz Italien verbreitet haben. Man denkt einen besonderen Literaturzweig speziell zu dem Zwecke schafft, psychologischen Boden, auf dem diese Sorte von Kriminalroman jetzt allerfeits daran, daß auch vor Jahresfrist dieselben Behörden Der Leser von heute hat an den schreck Schweigen beobachteten, als die Cholera bereits an der Apulischen diese Neugier zu befriedigen. Mannigfache pfychologische entstanden ist. Fäden laufen da zusammen. Das angenehm- prickelnde Grausen, lichen Einzelheiten der Verbrechen in der Zeitungspresse gerade üste festen Fuß gefaßt hatte. genug; er berlangt nach feineren, intellektualisierten Motiven und die stumpfen oder abgeſtumpften Nerven ligelt, paart diese gibt ihm der neue Detektivroman. Aber gleichzeitig verlangt Die größte Wasserleitung der Welt. Ueber die Fortschritte bei fich mit einer Sehnsucht nach allem Abenteuerlichen, Extravaganten, er den Triumph der Tugend: er, der wohlhabende Bürger, hat das den Arbeiten der großen neuen Wasserleitung Apuliens , die nach einer Sehnsucht, die das ewig eintönige Allerlei des Alltagslebens allerſtärkste Interesse daran, daß kein Verbrechen ungefühut" bleibe. ihrer Vollendung das größte Aquadukt der Welt sein wird, macht einmal auch in der Brust des echtesten Philisters erzeugt. Und wenn der eine mit dem pharisäischen Augenausschlag dem lieben Gott Die ideelle Hinrichtung des Verbrechers, die während seiner Ver- eine italienische Beitschrift einige interessante Angaben. Die Haupt­dankt, daß er nicht so ist, wie jene Sünder, überkommt den andern folgung sozusagen Schritt für Schritt vollzogen wird, befriedigt leitung, ein schon durch seine gewaltige Größe imponierendes Bau­das behagliche Gefühl der eigenen Sicherheit, des verstärkten Ver- dieses ethische" Verlangen. Es ist kein Zufall, daß der heutige werk der Wasserbautechnit, wird voraussichtlich in brei Jahren Detektivroman seine höchste Blüte gerade in England erreicht hat, vollendet sein. Das Wasser wird von den Gesundheitsquellen". trauens zur etigen Gerechtigkeit und ihrer zeitlichen Drgane einem Lande, wo Heuchelei und Bigotterie die ganze öffentliche die im Gebiete von Caposele entspringen, abgeleitet. Das Wasser Justiz und Polizei. Moral beherrschen. vereinigt sich in dem großen gemauerten Sammelkanal, der ins­Wir sprachen bis jetzt von den Kriminalromanen, die einen ge- gesamt eine Länge von nicht weniger als 212 Stilometer hat. wissen Anspruch darauf haben, als Literatur angesehen zu werden. von entfallen 79 Kilometer auf große Galeriebauten. An verschiedenen Aber daneben werden auch Unmassen von Kriminalgeschichten Stationen schließen sich dann die Nebenkanäle an, die von der Haupt­produziert, deren Fabrikanten nur darauf bedacht sind, die niedrigsten leitung gespeist werden und die bestimmt sind, drei ganze Provinzen, Instinkte der Masse durch ihre Darstellungen aufzustacheln, und so Foggia , Bari und Lecoe, mit Wasser zu versorgen. Zusammen mit Daß diese Schundliteratur diejen Abzweigungen wird das gewaltige Wasserwerk dann eine Die Entstehung des Kriminalromans reicht bis zum Beginn den Erfolg der Sensation zu haben. des XIX. Jahrhunderts zurück. In Deutschland waren es" Kriminal- ihre hauptsächlichen Motive eben auf dem kriminellen Gebiete findet, Leitungslänge von insgesamt 2510 Kilometer haben. Die Leistungs­geschichten" von Spieß, die im Jahre 1800 in drei Bänden erschienen beſtätigt von neuem die Richtigkeit des Sapes, daß durch jedes fähigkeit der Quellen beträgt 5,55 Kubikmeter Wasser in der Sekunde. und die Bahn für diese neue Literaturgattung eröffneten. Zahlreiche Verbrechen nicht nur die Urheber, sondern auch die gesamte Gesell- Die drei Provinzen zählen rund zwei Millionen Einwohner. Das Wasserwerk wird imstande sein, täglich für jeden Einwohner Kriminalmotive finden sich auch in den Werken von E. Th. A. Hoffmann, schaft moralisch gerichtet wird.

In der Geschichte des Kriminalromans, wovon uns der Aufsatz von H. Schneidert im Heft 3 und 4( Bd. 41) von Groß' Archiv eine flüchtige Skizze gibt, spielen diese Motive eine größere oder Kleinere Rolle je nach den Zeitumständen und dem geschichtlichen Milieu, und geben so der Kriminalliteratur einer jeden Epoche ihr eigen

artiges Gepräge.

100 Kriminalromane!

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"

Da

der bis jetzt zu den gelesensten deutschen Schriftstellern gehört. Einen Auf- Das Wiederauftauchen der Cholera in Desterreich und Italien . hundert Liter Wasser zu liefern, also zusammen 200 Millionen Liter. schwung nahm die deutsche Kriminalliteratur mit dem Erscheinen Es war zu erwarten, daß die Cholera, die im vorigen Jahre an Aber damit ist die Leistungsfähigkeit der apulischen Wasserleituna des Neuen Pitaval"( Sammlung wirklicher Kriminalfälle, 1842-64); Ausdehnung innerhalb Europas in bedenklichem Grade gewonnen feineswegs erschöpft: es bleiben täglich noch 275 Millionen Liter jedoch muß man gestehen, daß alles, was auf diesem Gebiete damals hatte, mit dem Beginn der warmen Jahreszeit wieder aufleben Wasser für die Umwandlung in elektrische Straft und für die Bes geleistet wurde, eine in jeder Beziehung recht minderwertige Ware würde. Es ist, als ob die tückischen Bakterien eine Art von Winter- wässerung des Landes zur Verfügung. Die Wasserleitung von ist, ohne Wiz und Phantasie. Besser schneiden schon die Franzosen schlaf durchmachen, um sich nach dessen Beendigung mit erneuter Washington , die bisher als die größte der Welt galt, erreicht nicht die Hälfte dieser Leistungsfähigkeit. Die Kosten der Arbeiten, die ab, die in den Werken von Eugène Sue ( Geheimnisse von Kraft auf den Menschen zu werfen. Mit Ausnahme von Rußland Paris", 1842-48) und Ponson du Terrail( 1829-71) etwa find freilich schwere Epidemien in Europa bisher nicht vor- rüftig fortschreiten, sind auf 125 Millionen Lire veranschlagt. fonnte als eine wenigstens die Phantasie der Leser auf gekommen, denn auch die von Süditalien Dagegen verdient es ihre Kosten kommen lassen. In England wurde diese Sorte von solche wohl nicht bezeichnet werden. Literatur durch W. Collins( 1824-89) vertreten. die größte Aufmerksamkeit, daß sich die Krankheit jetzt schon wieder - Eine Ausstellung für Schaufenster Blättert man diese Berge von Büchern durch, so findet man, zu melden begonnen hat. Ein peinliches Aufiehen hat zunächst der daß die Kriminalromane jener Epoche einen recht charakteristischen Choleratodesfall in Graz gemacht, der einen Mann betraf, der eben abenbedarf bereiten Kunstgewerbeverein und Detaillistenkammer gemeinsamen Bug besigen. In ihrem Mittelpunkt steht das Ver- von Italien zurückgekehrt war. Glüdlicherweise wurde die Natur der in Hamburg vor. Mit diesem Unternehmen wird gleichzeitig eine brechen als solches mit all seinen graufigen Einzelheiten, spannenden Krankheit sofort erkannt und die größte Vorsicht zur Verhütung weiterer Ausstellung mustergültiger Schaufensterdekorationen verbunden. Die Situationen und durchsichtigem Intrigenspiel. Es ist die einfältige Ansteckungen beobachtet. Dennoch macht man sich auf weitere Fälle Veranstalter laden zur Beteiligung alle die faufmännischen Kreise Psychologie eines ebriamen Sleinbürgers, des biederen Familien gefaßt, weil gegenwärtig zahlreiche österreichische Touristen an ein, die in der fachlichen und geschmackvollen Aufstellung ihrer den von dem Verstorbenen besuchten Ortschaften Italiens sich auf- Waren im Schaufenster nicht nur einen geschäftlichen Vorteil, sondern baters, die auf diese Weise geblendet und aufgerüttelt werden soll. Ganz anders sieht der Kriminalroman von heute aus. Seinen halten. Man scheint es also als sicher zu betrachten, daß dieser auch eine Pflicht gegen die Allgemeinheit erblicken, die ein Recht auf reinsten Typus stellen die Detektivgeschichten von Conan Doyle fall von Italien eingeschleppt ist. Doch muß um der Gerechtig- die geschmackvolle Gestaltung der Straße hat".

Notizen.

und