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GcweHtfcbaftUcbea. Berlin und Qmzegend. Achtung, Metallarbeiter! Die Sperre über die Firma Hold» Heim ist aufgehoben. Deutscher Metallavbeiterverk«nd _ Ortsdertvaltung Berlin . Tie Unzufriedenheit bei der Großen Berliner wächst. Der groszen Protestversammlung des F a h r p e r s o n a l s der Eroken Berliner Straßenbahn, die am 27. Juni in den Gesamt räumen der Brauerei Friedrichshain stattfand, ist am Dienstagabend eine stark �besuchte Versammlung der Arbeiter und Hand w e r k e r der.Großen Berliner " gefolgt. Der Deutsche Metallarbeiter verband und der Deutsche Transportarbeiterverband hatten alle au den Depots, sowie im Ober- und Tiefbau und in den Werkstätten beschäftigten Arbeiter und Handwerker zu einer Versammlung nach denMusikersälen", Kaiser Wilhelmstraße, eingeladen, und die Ar- beiter hatten seit Jahren keine so gutbesuchte Versammlung mehr gesehen. O. Ortmann von der Sektion der Straßenbahner referierte. Ueber die Lohn- und Arbeitsverhältnisse, die der Referent eingehend behandelte, wurde erst vor kurzen» im Vorwärts"<Nr. 146) berichtet. Sehr bezeichnend ist, daß Berlin erst an 34. Stelle unter den deutschen Städten in bezug auf die Lohnverhältnisse an Straßenbahnen steht. Vielleicht rangiert Berlin noch uin einige Stufen tiefer, denn dem Straßenbahnerverband ist von manchen Orten noch nicht das einschlägige Material zur Ver- fügung gestellt worden. In der ersten Reihe stehen große Städte in Süddeutschland . Bei der städtischen Straßenbahn in Berlin , die nicht etwa als Musterbetrieb anzusehen ist, werden iminer noch bessere Löhne bezahlt als bei derGroßen Berliner", wo mancher Arbeiter mit einein Tagesverdienst von 3,25 M. zufrieden fein muß. Die Anfangslöhne der städtischen Straßenbahner sind um 10 Pf. pro Stunde höher als bei derGroßen Berliner", die ihre Ausbeutungssucht mit sogenannten Wohltätigkeitseinrichtungen zu verdecken sucht. Die große Mehrzähl der Arbeiter würde aber einen anständigen Lohn jeder Art von Wohltätigkeit vorziehen, wie der häufige Wechsel in den Stellen schon beweist. Noch fehlt den Arbeitern eine bessere Organisation, noch gehören zu viele dem von der Direktion gegründeten gelben Verein an. anstatt sich den freien Gewerkschaften anzuschließen, wo ihre Interessen die gebührende Ver tretung finden. Nach OrtmannS Referat, das sehr beifällig aufgenommen wurde, hielten Otto Handle vom Deutschen Metallarbeiterverband und Riedel vom Verband der Straßenbahner Ansprachen an die Versammelten und forderten sie auf, den Verbänden beizutreten. Räch einer kurzen Diskussion gelangte eine Resolution zur Annahme, in der die Anwesenden die unbedingte Notwendigkeit der Ver- besserung der bestehenden Lohn- und Arbeitsverhältnisse anerkennen und sich verpflichten, für die Ausbreitung der Organisation unter den Angestellten Sorge zu tragen._ Der Streik der Bau- und Arbeitskutscher von Lichtenberg und Rummelsburg ist mit einem guten Erfolg für die Arbeiter beendet worden. Die Unternehmer in den Bau- und Arbeitsfuhr- werksbetrieben, welche die Organisation den Deutschen Trans- portcrrbeiterveiBand vor dem Streik nicht anerkannten, sehen sich nun durch das einmütige und solidarische Verhalten der Bau- und Arbeitskutscher von Groß-Berlin veranlaßt, mit Vertretern der Organisarion zu verhandeln. Es fanden am Donnerstag und Sonnaberrd der vergangenen Woche Verhandlurrgen mit den Unter- nehmern statt. Das Resultat dieser Verhandlung ist kurz fob gcndes: Der Wochenlohn beträgt 33,50 M. für Kutscher (bisher 80,00 M.). für Arbeiter 30,00 M.(27,00 M.). Müssen die Kutscher und Arbeiter nach 7 Uhr abends besorrdere Arbeiten verrichten, so sind Ueberstunden mit 60 Pf. pro Stunde zu zahlen.(Vor dem Streik wurden Ueberstunden nicht bezahlt.) Der Lohn wird jetzt Sonnabends gezahlt(bisher Sonntags). Di« Arbeitszeit beginnt morgens X6 Uhr und endet abends 7 Uhr. Während der Arbeits- zeit sind den Kutschern und Arbeitern Pausen von insgesamt 2 Stunden zugestanden.(Vor dem Streik begann die Arbeitszeit in vielen Betrieben schon vor 5 Uhr morgens und Feierabend war erst sehr spät abends; auch waren Pausen bis dato nicht vor- Händen.) Mußten die Kutscher vor dem Streik jeden Sonntag und Feiertag arbeiten, so ist nun folgende Vereinbarung ge- troffen: Die Hälfte der Kutscher eines jeden Betriebes hat jeden zweiten Sonntag vollständig frei. Die notwendigen Arbeiten, wie Pferdeputzen, Geschirreinigen, werden von den dienstwenden Kutschern mit erledigt. Matzregelungen wegen Durchführung dieser Vereinbarung und Zugehörigkeit zur Organisation dürfen in keinem Betriebe stattfinden. Diese Vereinbarungen gelten für Lichtenberg , Boxhagen-RummelSburg und«inen Teil des Ostens für alle Arbeitgeber, welche dem Verein der Bau- und Arbeits- fuhrwerksbesitzer angehören. Zur Förderung der Organisation haben die Kutscher und Arbeiter eine Legitimationskarte eingeführt mit 12 Monatsfeldern. Soll die Starte ein« Berechtigung haben, so mutz jeder laufende Monat abgestempelt sein, Dcntkchts Reich. Die Herren Werkmeister. Eine recht gespassige Zusammenkunft hielt dieser Tage der K2 000 Mitglieder zählende Deutsche Werkmei st erVerband in P o s e n ab. Zu den Unkosten dieser Tagung hatte sogar der dortige Magistrat 400 M. bewilligt. Der Leiter de» Posener Be- zirkSvereins, der die Versammelten begrüßte, erklärte in seiner Be- grützungSrede, daß die Verbandsinteresien nicht durch öffentliche große Diskussionen, sondern in freundschaftlich-kollegialem Verkehr erledigt werden müßten, und sprach hierauf dem Haupworstand den Dank dafür aus. daß er bewilligt habe, daß auch der Verbands« fyndikuS Dr. Werner zur Tagung kommen durste. Hierauf gab es noch eine ganze Reihe Begrüßungsreden. Am anderen Tage war Empfang der nachkommenden Gäste. Ferner eine Besichtigung der Stadt, hierauf ein Festakt, bei dem da» schöne Lied:Brüder reicht die Hand zum Bunde" gesungen, und von dem Verbandsvorsitzenden Herrn Borth«!- KottbuS ein Hoch auf denobersten Werkmei st er Wilhelm II. " ausgebracht wurde.(Letzteres wahrscheinlich, weil die Ziegelstteicher Wilhelm IL zu ihremEhrenziegel- m e i st e r" ernannt haben.) Auch eine Reihe staatlicher und städttscherSpitzen" waren erschienen, von denen der Posener Eisenbahnpräsident Herr Schulze- Nikel in einer Rede den Werkmeistern empfahl,die Tugend zu üben", was den Herren sehr zu imponieren schien. In seiner Festrede be- tonte Syndikus Dr. Werner, daß das gesamte Vaterland Schaden habe, wenn der deutsche Werkmeister seine Kennwisse ins Ausland trägt. Auch ein eigenes.Gewerbegericht für kollegiale Recht- sprechung" soll der Staat schaffen. Den Gesetzentwurf über die Pensionsversicherung der Privatangestellten begrüßte der Rednermit Freuden als einen glücklichen Anfang" und betonte noch, daß der Werkmeister mit der Industrie Arm in Arm gehen müffe. Da eine Diskussion nicht beliebt wurde, hielt man die Tagesordnung für er- ledigt und wiederum mit dem seinsinnigen LiedeIn einem kühlen Grunde' schloß die Veranstaltung. Selbstredend gab es dann noch bei Braten und Wein Konzert und Toaste und mehrere gemütliche Beisammenseins". Schnurrige Käuze, diese Herren� Wie sagt doch der geschäfttge Höllenkavalier: Du kannst im Großen nichts verrichten und fängst «s nun im Kleinen an._ Streiks im Transportgewerbe. In Chemnitz haben die bei der Müllabfuhrgesellschast be- schäftigten Kutscher und Mitfahrer die Arbeit am 10. d. MtS. nieder- gelegt. Die Holzplatzarbeiter in Seckenburg i. Osipr. sowie m R u ß i. Ostpr. streiken. Insgesamt stehen über 400 Holzplatz- arbeitet, die dem deutschen Transportarbeiterverbande angeschlossen find, im Abwehrstreik. Da die Unternehmer alles mögliche ver- uchen werden. Arbeitswillige für vorgenannte Orte anzuwerben. wird dringend ersucht, Zuzug fernzuhalten. Auch die Hamburger Buchdrucker nahmen, wie nnS erst nach- träglich bekannt wird, in einer außerordentlichen Generalversamm- lung Stellung zu der Gauvorsteherkonferenz resp. dem Konflikt in Berlin . Sie nahmen mit 253 gegen 186 Sttnrmen folgende Resolution an: Die heutige zahlreich besuchte Versammlung der Hamburger Kollegenschaft nimmt Kenntnis von den Vorgängen in den Ber - liner Zeitungsbetrieben und den Ursachen, welche diese Vor- kommnisse möglich machten. Sie erklärt hierzu folgendes: 1. Das Verhalten der Berliner Rotationsmaschinenmeister war nicht klug und einwandsfrei. Namentlich hätten sie trotz der be­rechtigten Erregung über das Tarifamtsurteil unter drei schon aus allgemeinen taktischen Gründen die KündigungSzcit innehalten müssen. 2. Die Berichterstattung desKorrespondent" über die Vorfälle war einseitig in höchst bedauerlicher Weise. Die Versammlung verlangt, daß die Kollegen im Reiche objektiv aufgeklärt werden und daß infolgedessen nicht absichtlich alles unterschlagen wird, was zugunsten der andern Partei spricht. 3. Als den eigentlichen Anlaß zu dem folgenschwersten Zu- sammenstoß betrachtet die Versammlung das Urteil des Tarif- amtes vom 9. Juni unter 3. Sie erklärt diese Entscheidung als in jeder Weise unhaltbar und durch keine tarifliche Be- stimmung gerechtfertigt. Das Tarifamt hat die Pflicht, die Ver traucnsleute vor Maßregelungen zu schützen, aber in keiner Weise das Recht, sich selbst als Maßregelungsinstitut zu eta blieren. Eine solche Anmaßung weisen die Versammelten au' dos Entschiedenste zurück und sprechen gleichzeitig den Gehilfen­mitgliedern des Tarifamts die Fähigkeit ab, die Interessen ihrer Mandatgeber in würdiger Weise zu vertreten, zumal das vorliegende Urteil nur die Krone einer langen Kette von unver- ständlichen und unmöglichen Entscheidungen des jetzigen Tarif- amtes darstellen. Vom Zentralvorstand wird erwartet, daß er seinen ganzen Einfluß geltend macht, um die Entscheidung unter 3 einer gründlichen Revision zu unterziehen." Da die Zahl der Anwesenden auf 650 angegeben wird, hat 'ich beinahe ein Drittel der Erschienenen durch Nichtabstimmen der Stellungnahme enthalten._ Die Verhandlungen im Hamburger Holzgewerbe abermals gescheitert? Wie wir schon mitteilten, waren für den 7. Juli durch den Oberlandesgerichtspräsidenten Dr. Engel Verhandlungen in die Wege geleitet. Dieselben müssen wiederum als gescheitert be trachtet werden. Die Arbeitervertreler gaben dort folgende Er- klärung ab: Die Arbeitervertreter erflären sich zu der Frage, den zu er richtenden paritätischen Arbeitsnachweis der Patriotischen Geseü schaft zu unterstellen, grundsätzlich zustimmend, wenn folgende Boraussetzungen erfüllt werden: Im Regulativ des Nachweises mutz berücksichtigt werden a) daß der Arbeitsnachweis als Bestand teil des Vertrages gilt und obligatorisch ist; d> daß die Arbeits- vermittler von den beiderseitigen Organisationen gestellt und aus Fachkreisen entnommen werden; c) daß in der Aussichtskommission des Nachweises die beiderseitigen Parteien gleich stark vertteten find, unter einem von der Patriotischen Gesellschaft zu stellenden Vorsitzenden." In einer Versammlung der Unternehmer meinte die Leitung des Arbeitgeber-SchutzverbandeS, daß sie nicht in der Lage sei, auf Grund der von den Vertretern des Holzarbeiterverbandes gemachten Vor chläge weiter verhandeln zu können, und daß darum der Arbeit geber-Schutzverband die Verhandlungen als gescheitert betrachten müsse. In den Reihen der Unternehmer herrscht über diesen Stand« punkt des Arbeitgeber-SchutzverbandeS begreifliche Aufregung. Die Zahl derjenigen, die den Kampf nicht mehr mitmachen wollen, ist um ein weitere? Dutzend gestiegen. In der Versammlung des Arbeitgeber-SchutzverbandeS lvurde allerdings gegen wenige Stimmen beschlossen, den Kampf mit allen Mitteln fortzuietzen, nachdem Herr Wolfron, m gegen diejenigen gewütet hatte, die den Standpunkt des Arbeitgeber-Schutzverbandes nicht teilen. Der Kampf wird also auf beiden Seiten vorläufig noch mit aller Entschiedenheit fortgesetzt, doch ist zu erwarten, daß die Reihen der Unternehmer sich auch weiter ganz bedenklich lichten werden, während die Geschlossenheit der Arbeiter nichts zu wünschen übrig läßt. Nachdem schon vor einigen Wochen der Arbeitgeber-Schutzverband in den Hamburger bürgerlichen Zeitungen eine Belohnung ausgesetzt hatte für diejenigen, die Personen zur Anzeige bringen, die dte lieben Arbeitswilligen belässigen, erläßt jetzt der.Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratte' folgende» Aufruf in den Ham- burger Blättern: Die Mißhandlungen Arbeitswilliger auf offener Straße durch Streikende nehmen in letzter Zeit immer größeren Umfang an. Leider ist es bisher nur selten gelungen, die Namen dieser Streikenden festzustellen, wie wiederum bei dem Ueberfall in der Alsensttaße am 30. Juni, 6 Uhr morgens, wo zwei Arbeitswillige in schwerster Weise mißhandelt worden sind. Wir setzen daher für denjenigen, der uns einen der bei diesem Ueberfall beteiligten Uebeltäc-r derart namhaft macht, daß seine gerichtliche Bestrafung herbeigeführt wird, eine Belohnung von 100 M. au«. Gleichzeitig fordern wir die Homburgische Bevölkerung auf. sich künftig an der Festnahme derartiger Uebeltäter tatkräftig zu beteiligen. Glockengießerwall 2. II. Wallbof. Hamburgischer Verband zur Bekämpfung der Sozialdemokratte." Die Holzarbeiter sind empört darüber, daß man ihnen alle möglichen Roheiten andichtet! In Wirklichkeit ist selten ein Kampf mit solcher Ruhe geführt worden, wie das in Hamburg gegenwärtig der Fall ist. Die unwahren Behauptungen, die in denHamburger Rachrichten" immer wieder über Mißhandlungen Arbeitswilliger aufgestellt worden sind, sind beweislos geblieben und entspricht eS ganz den Allüren des ReichsverbandeS. wenn er in solcher Weise versucht, die Oeffentlichkeit gegen die Stteikenden einzunehmen. Die Holzarbeiter werden sich hierdurch nicht beirren lassen; sie führen den Kampf mit aller Entschiedenheit weiter, doch bitten sie die deutsche Arbeiterschaft dringend, auch fetner den Zuzug nach Ham- bürg fernzuhalten. Ei« Fabrikdirektor über die Taktik der Streikleitung beim Chemnitzer Formerftreik. In einem Streikprvzeß, in dem sich im Berufungsverfahren ein Monteur wegen Beleidigung eines Streikbrechers zu verant- Worten hatte, wurde auch der Fabrikdirektor R u p p e r t als Zeuge vernommen. Der 68 Jahre alte Herr benutzte diese Gelegenheit. sich mal kräftig über die verruchten Sozialdemokraten auszu- sprechen, die er für de» Streik verantwortlich machte. Er schimpfte weidlich über dieHerren imVolkshause", die die Arbeiter und schließlich auch die Monteure angestachelt und in den Streik ge- trieben" hätten. Und schließlich rühmte er unbewußt vielleicht. jedenfalls aher ungewollt die Taktik, die die Streikleitung bei diesem Kampfe beobachtet hatte, mit folgenden Worten:Das war sehr fein eingefädelt von den Herren Sozialdemokraten; die wollten uns mit der Wegnahme der Monteure kaltstellen, und das ist ihnen auch gelungen!" Vorher hatte er in beweglichen Worten die Situa- tion geschildert. Danach war noch eine größere Anzahl Maschinen zu liefern. Guß war noch v0rha»rden und die Fertigmacher hätten gut noch einige Wochen arbeiten können. Um diese Zeitspanne hätte der Kampf sich verlängert. Da griff aber die Streikleitung ein und nahm die Fertigmacher aus den Betrieben heraus. Das war die Antwort auf die Aussperrung, die die Fabrikanten in ihrem Uebermut über 50 Proz. der Metallarbeiter verhängt hatten, um so zu erzwingen, daß die Former bedingungslos wieder in die Be- triebe gehen sollten. Daß dieser Schlag überaus geschickt von der Streikleitung pariert worden war. das gab nun der Herr Direktor Rnppert als Zeuge in dürren Worten zu. Als aber die Streik- leitung seinerzeit diese praktische Maßregel ergriffen hatte, da meinten die von den Fabrikanten inspirierten Zeitungen heuchle- risch, daß dadurch doch die Kasse des Metallarbeiterverbandes un- nötig belastet werde! Die Leipziger Polizei und der Brotbohkott. Im Leipziger Bäckerstreik übt der Boykott zum Aerger der Jnnungsbrüder gute Wirkung aus. so daß bi« jetzt 128 Backermeister bewilligt haben, die zusammen 164 Gesellen und 57 Lehrlinge be- ��Slun1 hängen die Bäckermeister auf Anweisung ihre? Jnnungs- Vorstandes in ihren Läden gefälschte Plakate aus, auf denen der Bevölkerung die unwahre Mitteilung gemacht wird, die Forderungen der Streikenden seien bewilligt. Volksversammlungen werden nch mit diesem Trick der Bäckermeister beschäftigen und darauf ,eden. salls die richtige Antwort erteilen. Auch einige Polizeibeamte glaubten den Bäckermeistern ,n ihrer Not beistehen zu müssen und nahmen mehrere Flugblattverteiler mit zur Wache, um die ,flug- blätter zu konfisziere»; die Freude der Bäckermeister über diese er- wünschte Hilfe der Polizei war aber von sehr kurzer Dauer, denn noch ehe die Beschwerde der Streikleitung an der Polizeibehörde abging, erschien im Streikbureau ein Kriminalbeamter mit den konfiszierten Flugblättern, wobei er bemerkte, seine Behörde lasse höflichst um Entschuldigung bitten, denn die betreffenden Beamten hätten ,rr- tümlich gehandelt und etwas ausgeführt, wozu sie keinen Auftrag erhalten hätten. Einem Bäckermeister, der�daS JnnungSbureau an- telephonierte, daß er' so hart bedrängt würde, daß er bewilligen müsse, wurde vom JnnungSbureau die Antwort:ES steht so schon für die Meister so schlecht und wenn Sie noch beivilligen, dann fallen die übrigen Meister alle um. Warten Sie bis morgen, wo die JnnungSversammlung Gegenmaßregeln beschließen wird." Der Streik ber Kohlenarbeiter und Fuhrleute in Augsburg isk nach einwöchentlicher Dauer mit einem Siege beendet worden. Die Kohlenfirmen mußten sich zu Verhandlungen mit der Organisation, dem Deutschen Transportarbeiterverband, bequemen. Es wurde ein Tarif abgeschlossen, der den Arbeitern eine erhebliche Ver- besserung ihres Arbeitsverhältnisses bringt. An dem Ausgang des Kampfes änderte auch nichts der Umstand, daß sich die Stadtver- waltung auf feiten der bestreikten Firmen stellte, indem sie den Transport von Kohlen für die Städttsche Straßenbahn, der ver- traglich den Kohlenfirmen obgelegen hätte, durch städtische Arbeiter besorgen ließ. Huslantl. Die Diamantschleifer in Antwerpen streiken. Die Zahl der Ausständigen wird auf 3000 beziffert, hiervon find 1800 Holländer. Die Ausständigen hielten am Dienstagabend eine Versammluiig ab und durchzogen mit einem Musikchor an der Spitze die Straßen der Stadt._ Tie Massenaussperrung im Baugewerbe Schwedens ist am Montag, soweit eS in der Macht des ArbeitgeberverbandcS stand, durchgeführt worden, nachdem auch der letzte Eiiligungs- versuch des Vermittelungsbeamten gescheitert war. Die EinigungS- Vorschläge, die er schließlich noch gemacht hatte, konnte die Arbeilerschast nickt, w,e es gewünscht wurde, unverändert gutheißen, und mußte sie deshalb ablehnen. DaS Unternehmertum hat diese Vorschläge unter allerlei verklausulierungen schließlich angenommen, aber daS geschah offenbar nur, um sich den Anschein zu geben, daß die Unternehmer eigentlich nicht schuld seien an diesem ersten großen wirtschaftlichen Kampf nach dem Generalstreik von 1909. Die Aussperrung scheint übrigens ein gut Stück hinter dem zurückgeblieben zu fein, was die Unternehmer planten. Es ist jedoch damit zu rechnen, daß der Arbeitgeberverband durch die terroristischen Mittel, die er anzuwenden Pflegt, namentlich durch den Materialbohkott, noch eine größere Zahl unbotmäßiger Arbeitgeber zwingt, ihre Leute zu entlassen. Bis jetzt wird in Stockholm und auch in einer Reihe anderer Orte noch auf einem mehr oder minder großen Teil der Bauten weitergearbeitet. So konnte am Montagnachmittag festgestellt werden, daß in den Stadt- teilen Stockholms , wo die Bautätigkeit am lebhaftesten ist, nur auf 19 von 56 Arbeitsplätzen ausgesperrt war. Im Klempnerberuf haben sich die Arbeitgeber dort, nachdem erst kürzlich ein lang- fristiger Tarifvertrag abgeschlossen wurde, überhaupt nicht an den Aussperrungsbefehl der Unternehmerzentrale gekehrt. Und im Malerberuf waren am Montag von den 1400 organisierten Ar- beitern nur ungefähr 250 ausgesperrt. In der Unternehmerpreffe war die Rede davon, daß die Aussperrung 40 000 Mann umfassen werde, und zunächst rechnete man auch in der Arbeiterschaft mit einer ungefähr so hohen Zahl; kurz vor der Aussperrung schrieb «dochSocialdemokraten", daß sie vielleicht nicht viel mehr als 20 000 Mann umfassen werde. Dies scheint, wenigstens vorläuflg, zuzutreffen; jedoch muß abgewartet werden, wie sich die Sache weiter entwickelt._ E-ctztc pJachHchtcn. Explosionskatastrophe im Steinbruch. Klagenfurth (Kärnten ), 12. Juli. (P. C.) Eine schreck­liche Katastrophe hat sich heute in dem bei T o e ch l i n g am Wörther See gelegenen Steinbruch zugetragen. Ein mit dem Ausstemmen von Bohrlöchern beschäftigter Arbeiter kam in ein altes Bohrloch und schlug auf eine von früheren Sprengungen noch übriggebliebene intakte Dynamit- Patrone. Die Wirkung war eine furchtbare. Dem Unglücklichen wurden beide Füße von der Gewalt der Explo- sion abgerissen und mehrere im Steinbruch beschäftigte andere Arbeiter erlitten gleichfalls schwere Verletzungen. Drei Arbeiter sind bereits ihren Verletzungen erlegen, die übrigen ringen mit dem Tode. Ein 18 jähriger Mörder. Klein-Landshut , 12. Juli. (B. H. ) Heute früh geschah hier eine entsetzliche Mordtat. Ein 18 Jahre alter Dienstknecht erdrosselte ein 7 Jahre altes Mädchen mit einer Peitschen» chnur, als es sich seinem Vorhaben durch Schreien widersetzte. Er tötete das Kind und zerstückelte die Leiche. Bei seiner Ver» Haftung wäre er von der Volksmenge beinahe gelyncht worden. Zum Tode verurteilt. München , 12. Juli. (B. H. ) Nach zweitägiger Ver- Handlung verurteilte das hiesige Schwurgericht den 25 jäh­rigen Tagelöhner Schmidt, der in der Nacht zum 2. Osterfeicr- tag die 49 jährige Prostituierte Monika Huber in bestialischer Weise ermordete, zum Tode. Beraubung der deutschen Post in Eger . Egee. 12. Juli. (Pr.-C.) Einem umfangreichen P o st d i e b- t a h l ist man auf dem hiesigen Bahnhof auf die Spur gekommen, Man fand eine große Anzahl Post beute! der deutfchen Post aufgeschnitten und aller Wertbriefe beraubt. Hauptfächlich waren es Briefe aus Bah-ern und S ü d d e u t s ch l a n d. die den Dieben in die Hände fielen. Der Wert der entwendeten Brief- beziffert sich auf 15 000 bis 20 000 Mark. Von den Dieben fehlt bisher zede Spur. Große Waldbrände in Amerika . New York . 12 Juli.(W. T. B.) Aus Northbay (Ontario ) wird gemeldet, daß in North Ontario Waldbrände wüten. In 5»�up»ne sind 30 Personen umgekommen. Viele wurden verlebt. Das Elend ist groß. Weitere Ortschaften wurden in North Michi. gan zerstört. Abnahme der Hitze in Amerika . New D-rk. 12. Juli.(Pr.-C.) Aus den Mittelwest. taaten kommt die Nachricht, daß die Hitze nachläßt und das Wetter kühler wird. Auch in den meisten Neuengland - Staaten ist die Temperatur im Laufe des heutigen Vormittags gesunken, und e, besteht Aussicht, daß die große Hitzewell« nunmehr als überstanden betrachtet werden kann. Wecantw. Redakt.: Richard Barth . Berlin . Inseratenteil verantw.: Th, Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: VorwärtsBuchdr. u LerlagSanstalt Paul Singer t Co.. Berlin L w. Hierzu 2 Beilage««.Unterhaltungsbl.