die Uebelstände, die wir der agrarischen Wirtschaftspolitik zu ber-danken haben, gar noch gern für weitere Liebesgaben ausbeuten.Den Brop- und Fleischwucherern muß alles zum besten dienen,Großbanken gegen Arbeiter.Tie mächtigsten Gebilde des modernen Kapitalismus sind dieGroßbanken. Der ganze Reichtum der Gesellschat häuft sich inihren Kassen. Ihnen stellen Fabrikanten, Kaufleute, Landwirte dieKapitalien zur Verfügung, die sie in ihren eigenen Unternehmungennicht brauchen. In ihre Kassen fliehen die Ersparnisse der Beamten,der Gewerbetreibenden, der Bauern, zuweilen selbst der Notpfennigdes Arbeiters. So verfügt die Leitung jeder Großbank in jedemAugenblick über ungeheure Summen, die der Bank zwar nicht ge-hören, die sie aber nach ihrem Ermessen verwenden kann. Siebenützt diese Gelder, um Aktien anzukaufen oder zu belehnen,Fabrikanten und Kaufleuten, Staaten und Gemeinden Kredit zugewähren, mit Wertpapieren und mit Waren zu spekulieren. Geldist Macht. So vereinigen die Banken die Herrschaft über die ganzekapitalistische Welt in ihren Händen; ihre Vertreter sitzen im Ver-waltungSrat jeder Aktiengesellschaft, von ihnen ist jeder Fabrikantabhängig, der ihren Kredit nicht entbehren kann, mit den Gebieternder mächtigsten Staaten verhandeln sie von Macht zu Macht. Inkeiner Erscheinung unserer Zeit wird die Konzentration des Kapitalsso augenfällig sichtbar, wie in dem schnellen Wachsen der Groß-banken über die ganze Volkswirtschaft.Wir haben nie bezweifelt, daß die Großbanken auch die Lohn-und Arbeitsbedingungen in den von ihnen abhängigen Netriebenbeeinflussen. Doch ist es schwer, solchen Einfluß nachzuweisen.Denn was der Herr Bankdirektor mit dem Herrn Fabrikdirektorim stillen Kämmerlein vereinbart, dringt nicht in die Oeffent-kichkeit. Zuweilen aber gelingt es doch, das Geheimnis zu enthüllen.So ist unser Züricher Bruderblatt in der Lage, einige Fälle auf-zudecken, in denen die Banken ganz offenkundig ihre Macht gegendie Arbeiter eingesetzt haben. Es handelt sich um Vorgänge in derSchweiz. Aber der Kapitalismus trägt überall gleiche Charakter-züge. Darum sind die Enthüllungen unseres Züricher Partei-blatteS für die deutschen Arbeiter nicht minder lehrreich, wie fürunsere Schweizer Genossen.Der erste Fall hat sich in der Züricher Automobilfabrik„Orionereignet. Die Arbeiter hatten dort den Neunstundentag errungen.Aber plötzlich wollte die Fabriksleitung den Tarifvertrag aufheben,den Neunstundentag wieder abschaffen, die Arbeitszeit wieder ver-llangcrn. Der Direktor begründete dieses Ansinnen den Vertrauens-männern der Arbeiter mit folgenden Worten:„Die Banken gebenuns nur dann Kredit, wenn wir den Neunstundentag abschaffenund wenn der Tarifvertrag mit der Metallarbeitergewerkschaftaufgehoben wird. Wenn wir aber keinen Bankkredit erhalten, sindwir ruiniert." Die Arbeiter bestanden natürlich trotzdem auf demNeunstundentag und es gelang ihnen, ihre Errungenschaft zu be-haupten. Sechs Monate später wurde über die Automobilfabrik derKonkurs verhängt! Die Banken haben sie in den Konkurs getrieben,weil sie den Arbeitern kürzere Arbeitszeit zugestanden hatte alsdie anderen Fabriken. Die Banken sind nämlich an anderen Unter-nehmungen der Maschinenindustrie beteiligt. Sie fürchteten nun,daß auch diese Unternehmungen den Neunstundentag würden zuge-stehen müssen, nachdem der„Orion" damit vorausgegangen war.Darum haben sie sich an dem„Orion", der die Unternehmersoli»darität gebrochen hatte, gerächt, indem sie ihn durch Verweigerungdes Bankkredits in den Konkurs trieben. Der„Orion" ist tot, dievon ihm verletzte Solidarität der Scharfmacher triumphiert.Ein ganz ähnliches Schicksal hat die Brauerei Tiefenbrunnererlebt. Auch diese Brauerei hat den Arbeitern in einem Tarif-vertrag Zugeständnisse gemacht, die das Mißfallen des Verbandesder Brauherren erregten. Auch sie mußte nun die Rache des Groß-kapitals kennen lernen. Zunächst kündigten die Banken den Gast-Wirten, die Bier von Tiefenbrunner schenkten, die Hypotheken.Wer seinen Kredit nicht verlieren wollte, mußte den Ausschank vonTiefenbrunnerbier einstellen. Dann kauften die Banken die Aktiender Brauerei auf. Nachdem sie sich die Mehrheit der Aktien gesicherthatten, bestellten sie den Führer des Brauherrenkartells zum Leiteri i i 11.Gompcrs über die vechSItiM In Curopaund flmerilia.*)Bon Fritz Kummer,III.' Obwohl Gompers von seinem Besuche der österreichisch-ungarischen Städte keine freundliche Erinnerungen mitnahm,weiß er doch von einigen lichten Stunden zu berichten, die er inPilsen verbrachte. Er verdankt sie in der Hauptsache der Bc-gegnung mit Herrn Habermann, einem sozialistischen Abge-ordneten. Zwar gibt er diesem nicht wie dem Beamten der Holz.arbeiter in Köln das Prädikat„gut informiert und intelligent,aber er sagt doch immerhin, daß Habermann englisch und ftan-zösisch spreche und die Züge eines ernsten, gesetzten Mannes trage.Gompers fragte, ob Habermann die soziale Revolution begünstige:Habermann meine, die Wahl eines Mannes ins Parlament wegender gleichen Gesinnung, wegen der er vor zwanzig Jahren insGefängnis geschickt worden sei, bedeute schon eine Revolution.Aber was sie denn nun im Parlament täten?„Nun, sie seien einTeil der Opposition."„Eine Opposition gegen den Kaiser, umeine Demokratie zu etablieren?"„Nein." er konnte nicht sagen,daß die Partei dem Kaiser aktiv opponiere,„aber sie begünstigtda» Volk."„Welches war die wichtigste Maßnahme, die die Parteiin der letzten Reichstagssession verfocht?"„Der Entwurf für dieAltersversicherung."„Keine Verstaatlichung der Industrie?".Nein."Die Arbeitsverhältnisse der Arbeiter in der BürgerlichenBrauerei in Pilsen werden referierend wiedergegeben. BielGünstiges ist da nicht zu sehen.„Wir sahen einige der Speise-räume der alleinstehenden Leute, die in der Brauerei Ver-pflegung haben. Sie waren schweinisch." Auch von denFortschritben der Arbeiterbewegung in Pilsen berichtet GomperS:„Die EntWickelung der Konsumvereine ist wunderbar, auch die derGewerkschaften ist als Anfang fein. Eine gemeinsame Körperschaftzur Beseitigung der politischen Rechtlosigkeit, die in Amerika nichtexistiert, war notwendig. Eine Vereinigung von Vertretern, dieden demokratischen Wahlbezirken verantwortlich ist, war auch imParlament wesentlich, um nach der Wohlfahrt der so lange ver-nachlässigten Klassen zu sehen. Alles sehr gut. Aber warum diesepraktischen Bewegungen mit den visionären Schemas der vor einemhalben Jahrhundert lebenden Mutmaßer einer sozialen Evolutionverkuppeln? Warum die klaren Ideen, die notwendig sind inAnbetracht der von dem Volke getanen Arbeit, zusammenwerft»mit dem unklaren Geschätz(misty Stuff), das ihnen vorgesetzt wirdvon den sogenannten„Intellektuellen", die so oft durch die Er-eignisse diskretiert wurden, und wo der Gang der Ereignisse sooft in der entgegengesetzten Richtung der Voraussagungen(derIntellektuellen) ging, mionderheit wenn ihr Diktum:„Zuständemüssen erst schlechter werden, ehe sie besser sein können," betrachtetwird... Wir würden schwerlich die Pilsener Brauerei in Friedenlassen, wie eS von der österreichischen Arbeiterbewegung geschieht,so lange sie ihr Geschäft unter nichtgewerkschaftlichen Bedingungenweiterführt. In den Vereinigten Staaten werden wir nicht miteinem großen Hurra für die Nationalisierung(Verstaatlichung)der Regenbogen im Jahre 2000 stimmen, aber wir würden fünf»unddveihig Hundert Brauereiarbeiter mit besseren Löhnen undbesseren Bedingungen im Nu haben— oder wir würden zummindestens uns des Pilsener Bieres enthalten."Solche großen Unterschiede in den Arbeitslöhnen zwischenAmerika und Europa, wie Gompers in Köln und Pilsen fand, hater auch in anderen Städten und Berufen getroffen. In Parisfand er gergde die Maurer im Streik. Sie kämpften für Ab-StHe.Borwärt»" Sfc 1«. 161,/'der Brauerei. Er ist nun dazu auserfthen, den BetrieL em-zustellen, die Brauerei stillzulegen und die Produktion den kar-tellierten Brauereien zu übertragen. So bestraft das Großkapitaldie Zugeständnisse an die Arbeiterl—Je enger die Verbindung zwischen den Banken und der In-dustrie wiü, je mehr die Banken teils als Großaktionäre, teils alsKreditgeber zu Herren der Industrie werden, desto häufiger werdensie in die Lohn- und Arbeitsverhältnisse eingreifen. Der Fabrikanthört auf,„Herr im eigenen Hause" zu sein. Er wird zum Agentender Großbank und hat ihre Auftrage auszuführen. Die Unter-nehmerverbände werden allmächtig, da die Großbank mit derDrohung der Kreditverweigerung ihrem Gebot Gehorsam erzwingt.Die Strafe des Konkurses bedroht jede Sünde gegen die Solidaritätder Ausbeuter. Die Arbeiterklasse steht nicht mehr ein paar tausendkapitalsschwachen Fabrikanten, sondern einem chalben DutzendGroßbanken mit ungeheurer Kapitalskraft gegenüber. Ueber dieKöpfe der Fabrikbesitzer hinweg diktieren einige BankdirektorenHunderttausenden Arbeitern die Höhe des Lohnes, die Dauer de?Arbeitstages! Wenn irgendwo ein Arbeiter den Verräter züchtigt,der den kämpfenden Arbeitsbrüdern in den Rücken fällt, dannschreit das ganze Bürgertum über den„Terrorismus" der Arbeiter.Indessen aber erobert sich das Großkapital mit ganz anderem Ter-roriSmuS die Alleinherschaft über die ganze Volkswirtschaft. DaSist das Ziel, dem unaufhaltsam der Kapitalismus entgegentreibt.Die Bedingungen des gewerkschaftlichen Kampfes werden durchdiese Entwicklung vollständig verändert. Nur starke, festgefügteGewerkschaften mit geschulter Migliedschaft und reichem Kriegs-schätz können es noch wagen, dem konzentrierten Großkapital ent-gegenzutreten. In einer Zeit, in der die Banken die ganze Ka-vitalsmacht gegen unS sammeln, sollte kein Arbeiter mehr außerhalbder Organsiation bleiben! Der durch den Terror der Bankenerzwungenen Solidarität der Ausbeuter mutz die Arbeiterklasse diefreiwillige Solidarität des ganzen Proletariats entgegenstellen.Mit lauter Stimme mahnt uns die Konzentration des Kapitals,unsere Gewerkschaften zu kräftigen.DaS Eingreifen der Banken in den Kampf zwischen Unter-nehmern und Arbeitern zeigt uns, wohin der Kapitalismus unsführt. Ein paar Dutzend Kapitalsmagnaten regieren von ihrenBankkontorS aus das ganze Volk! Auf der einen Seite ein Häuf.lein allmächtiger Gebieter, auf der anderen die unübersehbare Masseder Geknechteten— das ist das letzte Ziel der kapitalistischen Ent-Wicklung. Aber jemehr sich aller Reichtum und alle Macht in denBureaus der Großbanken anhäufen, desto mehr wächst auch die Zahlder Proletarier, ihre Einsicht in die Bedingungen ihrer Befreiung,ihre Fähigkeit zum Kampfe. Fe unerträglicher die Kapitalsherr-schaft will, desto näher rückt die Stunde ihres Zusammenbruches.Der Kapitalisums setzt an die Stelle des selbständigen Unter-nehmers den Agenten der Großbank. Der Sozialismus wird andie Stelle des Bankagenten den Vertrauensmann des arbeitendenVolkes selbst setzen, der, vom Volke gewählt, dem Volke verant-wortlich, die Arbeit aller leiten wird, damit alle ihre Früchtegenießen._Ein Riesenkonsum.Die Konsumanstalt der Finna Krupp unterhält zurzeit VS ver«kaufsstellen für Fleisch, Brot, Wein, Kolonial-, Manufaktur-, Kurz-,Schuh-, Eisenwaren und Hausgeräte, 32 Ausgabestellen für Kar«toffeln, Kohlen, Stroh, Eis usw., 11 Bierhallen, 13 Kantinen,3 Kaffeeschenlen. Ferner gehören zur Konsumanstalt: 2 Schlachte-reien, 1 Dampfbäckerei, 1 Bäckerei(Handbetrieb) im Bereich derBergverwaltung Betzdorf, 1 Mühle, 1 Eisfabrik, 1 Bürstenfabrik,1 Tütenfabrik, 1 Kaffeebrennerei, 2 Schneiderwerkstätten, 1 Schuh-macherwerkstatt, 1 Plättanstalt, Weinkellereien. Der Verwaltung derKonsumanstalt unterstehen dann noch der Gasthof.Essener Hof",ein Beamtenlasino und ein Werkmeisterkasino. Die Zahl der bei derKonsumanstalt Beschäftigten betrug am 1. Januar 1S11 1878 Personen. Der Umsatz stellte sich nach den Angaben im Bericht derHandelskammer Essen bei nachstehenden Waren iu den Jahren 1Sl)9und 1910 in Kilogramm wie folgt:schaffung des ZwischenmeistershstemS, für Einführung des Neun-stundentages, um 20 Pf. Lohnerhöhung, usw.„Die Arbeitszeitder(Pariser) Maurer war bis jetzt zehn Stunden— im Minimum. Und dennoch bestehen die Theoretiker und Steckenpferdreiter(FaddistS) in Europa und selbst in Amerika darauf, die amerika-nischen ArbeiterunionS seien konservativ und reaktionär. WaSist die Antwort? An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. UnftreBauarbeiter haben den Achtstundentag, den halben SamStag freiund zwei- und dreimal höhere Löhne als in Europa."Mit der Behauptung, die amerikanischen Arbeiter hätten vielhöhere Löhne als die europäischen, ist Gomper» ohne Zweifel imRecht. Jenseits des Ozeans verdienen die Arbeiter bedeutendmehr als diesseits, die gelernten, organisierten wenigsten». Beiden Tagelöhnern ist die Differenz schon bedeutend geringer. Aller.dingS darf man hier nicht außer Rechnung gestellt lassen, daß sichder amerikanische Arbeiter in den Sielen des Kapitalismus vielschneller blutig reibt, daß er eher den Strich unter sein Arbeiter»dasein machen mutz, daß an ihm das Verbrechen alt zu sein undsonstige„Fehler" brutaler durch HinauSwurs gerochen werden, daßer schutzloser der Willkür der Unternehmer preisgegeben ist, daßer kem wirksames Mittel gegen Uebervorteilung oder Betrug(Ge-Werbegericht) im Arbeitsverhältnis hat, noch einen nennen»-werten Schutz bei Unfall und keine staatliche Fürsorge kennt. Aberauch wenn alle diese Nachteile vollständig in Rechnung gestelltwerden, so mag immer noch ein Saldo zu seinen Gunsten bleiben.Diese Besserstellung deS amerikanischen Arbeiters aber auf diePolitik und die Tätigkeit de? Trade-UnionismuS allein zurückzu-führen, ist. gelind« ausgedrückt, ein Irrtum. Gewiß sind dieTrade-UnionS scharf darauf bedacht, die geldlichen Interessenihrer Mitglieder zu beschützen und zu fördern. Aber sie hättendarin noch hundertmal eifriger fein können, sie hätten esdamit im Verhältnis zur klassenbewußten Gewerkschaftsbewegungzu unendlich geringeren Erfolgen gebracht, wenn ihnen nicht dieprächtige Gunst der Verhältnisse, wie der koloniale Charakter desLandes, die Größe und Einheit des Staates, der Reichtum anBodenschätzen, der Zufluß von kampflustigen, energischen, intelli-genten Arbeitern usw. wirksam, besonders an der Erhaltung undAusbau des in Zeiten des Mangels an Arbeits-kräften Gewordenen geholfen hätte.Für den Hinweis auf die Ueberlegenheit des LohneinkommenSder amerikanischen Trade-Unionisten wird Gompers je länger jeweniger Worte bedürfen, denn sie ist sicher im Vergehen begriffen.Die Differenz in den Löhnen Europas und Amerikas wird sichtbargeringer. Die Steigerung der Löhne ist beispielsweise im Landemit der stärksten klassenbewußten Arbeiterbewegung, in Deutsch.land, prozentualster Höher als in den Landen des Trade-Unionis-mus. Gewiß ist diese, durch die Kraft der klassenbewußten Ge-werkschaften errungene Steigerund wieder zum guten Teil illu-sorisch gemacht worden durch vie Zollpolitik und ähnlicheMaßnahmen erzeugte Verteuerung der Lebensmittel; aber Amerikahat eine ebensolche Steigerung der Lebensmittelpreise, nein, nocheine viel höhere zu verzeichnen. Sind die Berechnungen ver-schiedener Statistiker richtig, dann verhält sich die Erhöhung derLebensmittelpreise zu der des Arbeitslohnes(für das letzte Jahr»zehnt) im allgemeinen wie 2,5 zu 1, nach anderen sogar wie4,2 zu 1.Und wenn es noch Beweise für die Ueberlegenheit der Politikder klassenbewußten Arbeiterbetvegmig gegenüber der des Trade.UnioniSmu» bedürfte, dann ständen noch verschiedene zur«er-fügung; eine derart geschlossene und siegreiche Phalanx, wie diesozialistische Arbeiterschaft Deutschlands im letzten Jahr den Metall.industriellen und den Bauunternehmern entgegenstellte, kann derTrade-UnioniSmuS schlechterdings nicht zustande bringen. Hierhüben fassen die Gewerkschaften in der stärksten Bastille des AuS-beutertumS, in der Großeisenindustrie, immer festerKuß; drüben sind die Union» nach und nach geradezu vollständigaus dea Stahltrustwcrfta verdrängt wordeu und habe» herzlich1909Schwarzbrot. I,, 8019 466Kartoffeln..... 4 779 671Weizenmehl..... 2111812Butter...«•• 490 382Margarine..... 459319amerik. Schmalz... 197 221Kaffee, Java.... 394 472Raffinade..... 1 120 625Salz....... 548 350Petroleum..... 1055 588Kohlen...... 8 278940Meist hat der Umsatz zugenommen. Einen Rückgang hat er LeiSchwarzbrot, amerik. Schmalz, Petroleum und Kohlen erfahren.Der Rückgang des Brotabsatze« dürfte auf die Beliebtheit der vonder großen Bäckerei der Konsumgenostenschaft hergestellten Back-waren zurückzuführen sein. Am 1. Mai des laufenden Jahre» betrugdie Gesamtzahl der auf den Kruppschen Werken beschäftigten Personen einschließlich 3 023 Beamte 69 292. Von diesen entfallen aufdie Gußstahlfabrik Essen mit den Schießplätzen 37 494, die Friedrich-Alfredhütte 6168. Stahlwerk Annen 1033, daS Grusonwerk in Magdeburg-Buckau 4112, die Germaniawerst in Kiel 4228, die Kohlen-zechen 9759. die mittelrheinischen Hüttenwerke 1007. die Eisenstein.gruben 4907. Für die Konsumanstalt kommen in erster Linie dieArbeiter der Gußstahlfabrik Essen in Betracht, für die 01 der 95 Ber-kaufsstellen berechnet sind.Serickts- Leitung.AuS der„besseren" Gesellschaft.Der Generaldirektor der Heinrich Lapp Aktiengesellschaft flltTiefbohrungen, frühere Stadtrat Heinrich Lapp ausAscherSleben und seine unverehelichte Schwägerin hatten sich vor demCharlottenburger Schöffengericht wegen Ehebruch» zu verantworten.Im Dezember 1903 war die EhebruchSaffäre vor dem Schwurgerichtzu Hamburg, wie sich unsere Leser entsinnen werden, in einer vier«wöchentlichen Verhandlung aufgerollt. Damals war ein KaufmannKlein wegen Meineides angeklagt, weil er im Lappschen Ehe-scheidungS- und AlimentattonSprozeß bestritten hatte, vor der Ehe-scheidung mit Frau Lapp intim verkehrt zu haben. Zu der Schwesterder Frau Lapp hatte er Beziehungen. Klein wurde vom Schwur-gericht freigesprochen. Während de» Prozesses kam zurSprache, daß der schwerreiche jetzige Angeklagte zu seiner un-verebelichten Schwägerin in intimsten Verkehr getreten sei. DerAngeklagte lehnte damals die Beantwortung dieser Frage ab.Demnach sollten zweimal dieselben Schwestern mit demselben Mannverlehrt haben. Bei der Ehescheidung sind beide Eheleute Lapp fürschuldig erachtet.Gegen Frau Lapp wurde später ein Verfahren wegen vermeint«sicher Kreditschwindeleien anhängig. Sie konnte aber darlegen, daßfie berechtigt war. au» der Gütergemeinschaft etwa IV, Millionenzu erheben. Sie wurde freigesprochen.In der jetzigen Ehebruchssache beantragte derSmtSanwalteine Gefängnisstrafe von einer Woche gegen den AngeklagtenLapp und von drei Tagen gegen sein« Mitschuldige. Da»Gericht ging bei Lapp weit über den Antrag des Staatsanwalt»hinaus und erlannte auf vier Wochen Gefängnis, da derAngeklagte die Schamlosigkeit gehabt habe, in seinem eigenen Hause,gewissermaßen unter den Augen seiner Ehefrau in sträflichen Ber«kehr zu seiner Schwägerin zu tteten. Die Mitangeklagte wurde zuder niedrigsten gesetzlich zulässigen Strafe von einem TageGefängnis verurteilt._wenig Aussicht, wenigstens ihre alt« Posstion wieder zu«robern.Hier haben sich die organisierten Arbeiter öffentliche Arbeit?«nachweise erstritten; drüben läßt man Tausend« und Aber«tausende von Arbeitssuchenden in den Klauen abgefeimter Be-trüger. Hier sind dank der Zusammenwirkung der politischen undgewerkschaftlichen Arbeiterorganisationen Gewerbegerichtserrichtet worden, die den Arbeitern ihren verdienten Lohn fichertthelfen; im Dorado de? Trade-UnionismuS wird der entlassene Ar-beiter, ohne daß ein Hahn danach kräht, mit einer(papiernen)Lohnanweisung abgespeist, mit der der(entlassene oderauch noch beschäftigte) Arbeiter von Kneipe zu Kneipe rennen muß«um sie einzuwechseln, oft aber auch, da sie im Fall der Entlassungzuweilen erst nach längerer Zeit wechselfähig ist, sieht sich derarme Teufel gezwungen, sie in eigenS dafür eingerichteten Wucher-geschäften mit 20 oder noch mehr Prment Verlust loszuschlagen,um nur seine sauer verdienten Groschen nicht gänzlich zu ver»lieren. Gewerbegericht«, Arbeitsnachweise, Arbeiterversicherungusw., alle? Kleinigkeiten, wird man sagen. Gewiß. Aber so gutwie Kleinigkeiten daS Leben ausmachen, so machen diese klein:»Dinge zusammen einen gewaltigen Vorteil für die Existenz de»Arbeiter« auS. Den Wert dieser von der klassenbewußten Arbeiter»schaft erstrittenen Institution sieht man erst ganz ein, wenn mandie totale Hilflosigkeit der Arbeiter in Amerika am eigenen Leibserfahren hat.Weiter. Wäre es hier denkbar, daß ein simpler Richter aufAntrag eine? Unternehmers durch einen Erlaß daS durch die Ver-fassung garantierte Recht auf Koalitionsfreiheit, oder das Streik»postenstehen, oder die Auszahlung von Streikgeldern, oder Gewerk»schastSbeamten das Betreten eines Ortes verbieten könnte, wie e»im„freiesten Lande der Welt" tagtäglich geschieht? Aber auchwenn all« diese Errungenschaften noch nicht vorhanden find, soist doch wenigstens eine Bewegung vorhanden, die dafür kämpfenkann und wirksam und systematisch für die Rechte des Arbeiter»streitet. Die bloße Existenz der tlassenbewuhten Arbeiterbewegungallein schon ist ein Vorteil, der daS, locS die amerikanischen Trade-Unionisten an Geldlohn mehr haben, nahezu aufwiegt.Leider hat Gompers alle die von der klassenbewußten Arbeiter»schaft errungenen Dinge nicht gesehen, er durfte diese Zeugen desErfolges unserer Politik nicht sehen, weil sonst ein garsliger Miß»ton in sein hohes Lied von der Ueberlegenheit des Trade-Unionis-mus und der seines Lande» gekommen wäre.Die Mitglicderzunahme der Amerian Federation of Laborist verhältnismäßig gering. In den fünf Jahren von 1902 bis1907, eine günstige WirlschaftSperiode, gewann sie nur 157 000Mitglieder. Den Mangel an innerer Festigkeit lassen die zahl-reichen und hätzlichen Streitigkeiten, die Bruderkämpfe der El-k»triker, der Charterstreit der Brauer usw. usw.. dann die für denUnbeteiligten unsagbar komisch wirkenden JuriSdisiionSdiSpute.die die besten Tage der Kongresse ausfüllen, erkennen. Die Klar-heit deS Zieles und des Zweckes der Organisation lassen die Pro-teste einer ganzen Anzabl angeschlossener Gruppen, insonderheitder Kohlengräber, gegen die Beteiligung an der Cioic Federationnicht gerade günstig erscheinen.(Der letzte Kongreß der Kohlen»gräber beschloß, die Beteiligung an der Cidic Federation sei un»vereinbar mit der Zugehörigkeit zu ihrer Organisation, woraufihr früherer Präsident Mitchcl, der im Sold der C. F. stand, nolen»volens aus dieser Körperschaft austrat.)An alles das und noeh manches Aehnliche mehr ließ da? Ge-fühl der Erhabenheit den Präsidenten der amerikanischen Gewerk»schaftSbewegung nicht denken, als er in sein Buch schrieb:„In Einigkeit und Festigkeit der Organisation, im Fort.schreiten der Propaganda, in Gründlichkeit und Klarheit des Ziele«und deS Zweckes, in geistiger Kampfbereitschaft, in Gesundheit derFinanzen, in AnpossungSfühigkeit der Verwaltung an daS gewählteZiel, oder Stetigkeit«der Rapidität der Entwickclung, kann sich»eine nationale(Gewerkschafts-, Bewegung eine« fremd«» Landesmit du America» Federatu» of Labor vergleichen.".19102 788 24«64713062 166 950554 932628 875150519407 8221 154 559557 9509818462 362 220