Nr. 167. 28. Jahrgang.1. Srilagt des Joraiirts" Serlim MMott.Donnerstag, 20. Juli 1911.8. Derbandstag der Stukkateure.Dresden, den'IS. Juli.2. BerhandlungStag.Die Debatte über den Vorstandsbericht bewegte sichun allgemeinen in demselben Rahmen wie die gestrige Äskussion.Langer-Dresden beschwerte sich, daß die deutschen Kollegenin Oesterruch sehr schwer Arbeit sinden, da die Arbeitsvermittlungdurch Bestimmungen des Arbeitsnachweises der österreichischenBrudecorganisation für die deutschen Kollegen sehr erschwert würde.Schramm- Wien versucht diese Bestimmungen zu erklären undverspricht für ihre Beseitigung einzutreten. Nachdem in der heutigenSitzung noch 14 Redner— gestern waren es über zwei Dutzend—zu diesem Punkt gesprochen hatten, fand um die Mittagsstundeein Schlutzantrag Annahme. In den Schlußworten gingen dieReferenten auf die in der Debatte aufgeworfenen Fragen einund präzisierten ihren Standpunkt hierzu. Redakteur Thiel-b e r g- Hamburg erwiderte auf die bezüglich des Verbandsorgansvorgebrachten Wünsche, mehr politsche Artikel zu bringen, das Fach-vrgan sei in erster Linie dazu da, die wirtschaftlichen Kämpfe zupu-m Es hätte aber immer als seine Aufgabe betrachtet, so vielwie möglich dazu beizutragen, die Mitglieder für die Ideen desSozialismus zu geivinnen, und in diesem Sinne werde es auchin Zuiunf! wirken. Auf die arbeiterfeindliche Haltung dös.Zen-trums sei genügend hingewiesen worden. Zur Aufklärun(KderFrauen habe das Verbandsorgan stets beigetragen. Es werde sendenZweck auch künstig voll erfüllen.(Bravo I)Zur Frage der Bezahlung der Extramarken wurde folgendeResolution einstimmig ange. mnmen:-Der Vcrbandstag erklärt, daß die Mitglieder, die mit derZahlung der Extrabeiträge im Ruckstande blieben, verpflichtetsind, diese Beiträge boldmöglichst nachzuzahlen. Der Verbands-tag betont nachdrücklichst, daß die Zahlung der Extrabeiträgeebenso Pflicht der Mitglieder ist, wie die Zahlung der ordent-lichen Beiträge. Keinem Mitglied stehen Rechte zu, das seineBeitragspflicht nicht voll erfüllt hat. Filialen und Zahlstellen.die während der Lohnbewegung tzn vorigen Jahre ins Lebengerufen wurden, sind von der Zahlung der Extrabeiträge undStreikbeiträg: entbunden. In das Mitgliedsbuch solcher Kollegenist ein diesbezüglicher Eintrag zu machen."Der Zahlstelle Pforzheim wird eine alte Schuld an die Haupt-kafse erlassen und dann dem Vorstand einstimmig Decharge erteilt.Ueber Agitation und Organisation verbreitete sichdann Verbandsvorsitzender O d e n t h a l» Hamburg. Er schildertedie guten Erfahrungen, die der Verband mit den Gaueinteilungenund der Anstellung von Gauleitern gemacht hat und zeigte, welchgroßes Agitationsfeld noch vorhanden ist. Nach einer Statistik überdie Zahl der in den einzelnen LandeSteilen beschäftigten Stukka-teuren und Gipsern ist die Mehrzahl der Unorganisierten im Rhein.land, Westfalen, Württemberg und Elsaß-Lothringen zu finden.Da sei zu prüfen, ob die Gaueinteilung nicht einer Umänderungbczw. einer Erweiterung bedarf. Die Gauleiter hätten ja einenbestimmten Plan für eine Neueinteilung der Gaue aufgestellt. DerVorstand schlage aber vor, zunächst von einer allgemeinen Neu-«inteilung Abstand zu nehmen, den Gau 3(München) aufzuhebenund mit Gau 4(Nürnberg) zu verbinden und für diesen erweiter-ten Gau einen Beamten anzustellen.— Odenthal geht in seinenAusführungen auch auf das Verhältnis mit den Malern ein undbetont, daß die mit Gipser- und Putzerarbeit beschäftigten Per-fönen nicht zum Maler-, sondern zum Stukkatcurverband gehören.Redner macht ferner Vorschläge zur Entfaltung einer wirksamenAgitation, besonders die Agitation in den Mntermonaten müsseenergischer betrieben werden. Jeder einzelne Kollege habe mitzu-arbeiten, dann würden weitere Erfolge nicht ausbleiben.— Zudiesem Punkte liegen eine Reihe Anträge vor, die besondereWünsch« über die Gaueinteilung und die Recht« der Gaue aus-sprechen. Odenthal bittet, sämtliche Anträge abzulehnen.Die Diskussion hierüber wird bis zur Erledigung der Vcr-schmelzungS frage zurückgestellt.Zur Beratung kommt nun der Punkt:Anglicderung an den Banarbeiterverband.Referent Odenthal betonte, die EntWickelung der Unter-nehmerorganisation im Baugewerbe bedinge den Zusammenschlußder Arbeiterorganisationen in diesem Gewerbe. Der Verband habesich ja schon wiederholt mit der Gründung eine? allgemeinen Bau-arbeiterverbandeS beschäftigt, und der VerbandStag in Kassel(1909)ihabe ausdrücklich festgelegt, daß die Organisation für die GründungeineS Bauarbeiterverbandes eintritt. Damals habe man noch nichtgewußt, daß die Gründung so schnell vor sich gehe. Nun sei aberdie Zeit gekommen, der Frage näher zu treten. Redner erörtertkleines fcinllctonWie man in alter Zeit die Raucher bestrafte. In Italien istgegenwärtig eine große Propaganda im Gange, die sich gegen daSRauchen wendet und das Volk über die Gefahren des Nikotins auf-klären will. In diesem Zusammenhang erinnert der„Avanti"an die Fruchtlosigkeit ähnlicher Bemühungen in der Vergangen«heit; in alter Zeit setzten doch sogar Staat und Gesetz ihre ganzeMacht im Kampfe gegen den Tabak ein, um schließlich doch nach-geben zu müssen. In Persien wurde in früheren JahrhundertendaS Tabakrauchen mit dem Tode oder mit Abschneiden der Nasebestraft, und ein gleiches Gesetz führte Zar Michael Fedorowitsch1K13 in Rußland ein. Zehn Jahre später folgte auch SultanMurad I V. dem Beispiel des Zaren und verbot den Tabak in derTürkei. Der Senat der Stadt Bern zählte das Tabakrauchen imJahre 1660 zu den schwersten Verbrechen, und in anderen Staatenwurden Anhänger des damals noch neuen Lasters öffentlich aus-gepeitscht. In England erließ Jakob l. ein strenges Gesetz gegenden Tabak, aber das britische Parlament ging noch weiter, als eSRaghliff, der den Tabak dort eingeführt hatte, zum Tode verur-teilte. Doch nicht allein die Fürsten und Parlamente eifertengegen da» Rauchen: auch die Kirche und das Papsttum setzten ihreganze Macht dafür ein, das Tabakrauchen zu unterdrücken. PapstUrban VIII. mußte am 3. Januar 1642 dem Erzbischof von Sevillaunter Androhung der Exkommunikation den Tabak verbieten, undJnnocenz XI. dehnte dieses Verbot auf Rom aus und drohte allentabakgierigen Geistlichen mit Suspensierung vom Amte und25 Dukaten Strafe. Aber alles war umsonst, 1725 mutzte auch derPapst vor dem Tabak kapitulieren, und am 10. Januar diesesJahres hob Benedikt XIII. in einem Edikt die früheren Bcstim-mungen auf, damit die Gläubigen nicht mehr das unwürdigeSchauspiel genießen könnten, tabaksüchtige Würdenträger alleAugenblicke aus der Kirche eilen zu sehen, um in irgendeinemRebcngemache heimlich ein paar Züge zu schmauchen.DaS Fliegen im Traume. Jedermann weiß, daß zu den be-sonders häufig— zumal im jugendlichen Alter— vorkommendenTräumen die gehören, in denen der Schlafende sich in die Lüfte zuerheben und zu fliegen glaubt. Die Träume dieser Art haben dieMenschen schon in alten Zeiten lebhaft beschäftigt, man findet sieu. a. bei Cicero und in den Schriften des Kirchenlehrers Hiera-nymuS erwähnt. ES sind Träume, die auf den Menschen einen soJarken Eindruck machen, daß er nach dem Erwachen eine Zeitlangic Empfindung hat. als ob er wirklich geflogen wäre. Im Traume— so schreibt Professor Havelock Hellis im.Antlantic Monthlu—hat der Schlafende fast nie die Illusion, daß er sich zu großenHöhen erhebe, sondern immer nur m geringen Entfernungen überden Boden schwebe und sozusagen sprungweise fliege; er fühlt mdie Gründe, die für die Angliederung an den Bauarbeiterverbandsprechen, und bespricht dann die vom Verband auf einer Konferenzaufgestellten Verschmelzungsbedingungen, die demVorstand des Bauarbeiterverbandes vorgelegt wurden. In diesenBedingungen wird die Errichtung besonderer Berufssektionen ge-fordert, die das Recht haben, selbständig Forderungen an die Unter-nehmer zu stellen und deren Anerkennung, vorbehaltlich der Ge-nehmigung des Hauptvorstandes, zu erkämpfen. Bei den Tarifab-schlüssen sollen die örtlichen Sektionen Träger der Tarife sein.Diese Bedingungen hat der Bauarbeiterverband im Prinzip akzep-tiert. Nicht aber die vierte Forderung, die verlangt:-Beschließtdie Organisation der Stukkateure die Einführung der Erwerbs-lcsenunterstützung, so ist diese auch in der eventuellen Sektion derStukkateure und Gipser innerhalb des Bauarbeiterverbandes durch-zuführen." Der Vorstand des Bauarbeiterverbandes hat dies ab-gelehnt, er hält es für unmöglich, daß innerhalb einer Verbands-organisation die Pflichten und Rechte nach Mitgliederkategorienverschieden bemessen werden. Für eine allgemeine Durchführungder Arbeitslosenunterstützung im Bauarbeiterverband seien aberdie notwendigen Grundlagen noch nicht geschaffen.Odenthal betont zum Schlüsse, die Angliederung werdekommen, früher oder später, dazu dränge die wirtschaftliche Ent-Wickelung. Es könne sich aber jetzt nicht darum handeln, zu be-schließen, morgen überzutreten. Das Resultat der Verhandlungensolle den Mitgliedern unterbreitet werden, auf daß diese dazuStellung nehmen.In der Debatte nimmt zunächst der Vertreter des Bau-arbeiterverbandeS, P a e p l o w- Hamburg, das Wvrt, der außer.ordentlich wirkungsvoll die Notwendigkeit der Angliederung desStukkateurverbandes an den Bauarbeiterverband zeigt. Die Orga-nisationsform sei keine Prinzipienfrage, sondern eine Ztveck-mäßigkcitsfrage. Die Angliederung sei eine Frage der Zweck-Mäßigkeit und müsse losgelöst von Personen- und sonstigen Fragensein. Das Vorgehen der Unternehmer bei Kämpfen, die große be-rufliche Verbindung der Stukkateure und Maurer mache die An-Gliederung zur Notwendigkeit. Diese großen Berührungspunkte—Putzerarbeit machen Maurer und Stukkateure— brachten mancherlei Reibungen, die nur durch den Zusammenschluß zu einer Orga-nisation beseitigt werden können. Beachtet müsse aber auch wer-den, daß die kleinen Organisationen unwirtschaftlich sind, es bleibtihnen zu wenig Geld für Lohnkämpfe. Paeplow geht dann auf diegestellten Bedingungen ein und präzisiert nochmals den Stand-Punkt des Vorstandes des Deutschen Bauarbeiterverbandes, derauch schriflich niedergelegt ist. Er betont zum Schlüsse, daß es imInteresse beider Teile liegt, eine einheitliche Organisation zuschaffen. Für die angestellten Beamten des Stukkateurverbandeswürde man eine Tätigkeit im Bauarbeiterverband finden. DerPersonenfrage solle man kein zu großes Gewicht beilegen und denZweck im Auge behalten, eine große, lebensfähige Organisation zuschaffen, zum Schutz der Bauarbeiter gegenüber den Angriffen derUnternehmer und zur Erringung guter Lohn- und ArbeitsvevHältnisse für sämtlich« Bauarbeiter.(Beifall.)Die Verhandlungen werden dann vertagt.)Ziig der frauenbcwcgung.Arbeit und Musik.Motto:-Rumpumpum, rumpumpnm, schallen Trompeten,Dideldideldum, dideldideldum, klingen die Flöten!Und erst die Geigen, die in dem Reigen,Mit ihren Tönen, alles verschönen IAch, ich bin zu verwöhnt, wenn die Musik ertönt,Heben die Füße sich, überall kribbeltS mich I"So sang bekanntlich Ernestine Wegner zu ihrem weltbekanntenWalzer. So wird'S vielleicht, wenn auch mit anderem Text, baldaus den ArbeitSsälen der Fabriken tönen. Ein moderner Unter«nehmer ist auf den Gedanken gekommen, seine Arbeiterinnen zumTakte der Musik ihre Arbeitsleistungen ausführen zu lassen.Längst ist eS in den westfälischen Zigarrenfabriken Sitte, daßeiner der Arbeiter oder eine der Arbeitennnen auf Kosten der samt-lichen Arbeiter die Zeitung vorliest. ES lebt dort-in getreuer Ge-nosse, der daS seit mehr als zwanzig Jahren verrichtet. KeineNummer des.Vorwärt«', die dieser Genosse den Genossen undGenossinnen nicht von vorn« bi» hinten vorgelesen. Eine Leistung,vor der man den Hut abnehmen muß, denn der getreue Genosse hatnicht nur mit Verständnis vorgelesen, sondern dadurch sür unserePartei grandios und bahnbrechend gewirkt. DaS war und ist einevon den Arbeitern selbst gewollte ArbeitSversüßung. Such gibt eS injener westfälischen Gegend Genossen und Genossinnen, die heimlichihre geliebte Mundharmonika mit in die Fabrik genommen und inseinen Bewegungen eine wohltuend« Leichtigkeit und Gewandheit.Wie sind nun derartige Träume zu erklären? Es gibt da ver-schieden« Theorien. Freunde okkultistischer„Wissenschaft" habenbehauptet, daß die Flugträume nichts weiter sind als Darstellungenvon Exkursionen, die der berühmte„Astralleib" wirklich macht.Der Franzose de Verme bemerkt dagegen, daß die Sensation desFliegcnS während des Traumes ein rein physiologischer Vorgangsei. Man brauche gar nicht zu gewagten Hypothesen zu greifen,um für die Traumerscheinung eine befriedigende Erklärung zufinden. Diese Erklärung wird gegeben durch die besonderen Zu-stände, in denen der Organismus sich während des Schlafen? be»findet. Es handelt sich bei solchen Träumen einfach um Empfin-düngen, die ihren Ursprung in der AtmungStätigkeit haben.Wenn wir auSgestVdckt liegen und ruhen, heben und senken sich dieWände de» Brustkastens, wodurch eine Anzahl Schwingungen undSchwankungen bewirkt wird. Der für die Flugträume charakte-ristische Eindruck, als ob man sich in, der Luft hin und her bewege,wäre dann nichts weiter alz eine„Objektwierung" der Atmungs-bewegungen. Daß die AtmungStätigkeit bei den Flugträumenwirklich eine Hauptrolle spielt, ergibt sich schon daraus, daß manbeim Erwachen eine mehr oder minder starke Brustbeklcm»ungempfindet. Ein anderer Beweis für die Richtigkeit dieser Theorieliegt darin, daß mit den Flugträumen sehr oft, besonders beijungen Individuen, die Vorstellung von Treppenstufen verbundenist. DaS Treppensteigen, aufwärts und abwärts, ist aber eine derHauptursachen der AtmungS- und Herztätigkeit, und daS in ganzbesonderer Weise bei Kindern, die nicht langsam zu gehen, sonderndie Treppenstufen im Sturm zu nehmen pflegen.Druck ohne Druckerschwärze. Ueber ein derartiges Verfahreniveiß das-Technika! World Magazine" zu berichten. ES ist eine Erfindung, die ihr Entstehen dem Zufall verdankt. Bei elektrischenExperimenten drückte ein englischer Ingenieur die zufällig auf denTisch gefallene Münze gegen das Papier, das auf metallischer Unter-läge ausgebreitet war. und gleichzeitig gegen eine isolierte metallischeLeitung. Er erhielt aus dem Papier einen braungefürbten Abdruckder Münze. Jetzt soll das Verfahren so. weit fortgeschritten sein,daß seine technische Verlvendung durchaus gesichert ist. Der Druckwird auf daS mit den verschiedenen Chemikalien bearbeiteteund auf metallischer Unterlage rollende Papier in der Weise auf-getragen, daß durch den metallischen Schrislsatz ein elektrischer Stromgeleitet wird. Je nach der Art des Metalls, da» ol« Unterlagedient, und je nach der lbemifchen Imprägnierung deS Papier« kanneine beliebige Farbe erzielt werden, sodass diese Methode auch zurReproduktion der farbigen Kunstwerke verwandt werden kann. DieZusammensetzung der Stoffe, die zum Imprägnieren dienen, bildetvorläufig das Geheimnis de« Erfinders, doch soll die ZubereitungdeS Papiers ausserordentlich billig sein. Sollten diese Angaben derenglischen Zeitschrift stimmen, dann werden wir von dieser Erfindungrecht bald mehr zu hören bekommen.den kärglichen Arbeitspausen, oder auch wohl mal(wenn der Aus«scher in genügender Entfernung weilte) während der Arbeitszeit,solo oder unisono, die arbeitende Genossenschast mit fröhlichen, oderdem Geist jener Länderstriche entsprechenden schwermütig-sentimen«talen Melodien erquickt. Heimlich, ganz heimlich I Kam daS zurKenntnis der Fabrikleirungen, so wurde eS unerbittlich bestrast. UnddaS soll auch heute noch so sein.Nun wird daS mit einem Schlage anders! Das Kapital hatplötzlich den Wert der Musik, der billig zu beschaffenden ge-schäftsvorteilhast-wirkenden Musik erkannt. Nicht, umihren Arbeitern bei schwerer Arbeit eine vergnügliche Ablenkung zugeben, nicht, um herauszufinden, ob sich vielleicht hervorragendmusikalisch veranlagte Seelen unter den ArbeitSlulis befinden,sondern um den Arbeitgebersäckel sicherer zu füllen, um die letzteArbeitsmöglichkeit aus den noch auspowerungsiähigen Körpern zusaugen, sind sie auf die Freigabe, respektive Selb st lieferungder Musik während der Arbeitszeit� gekommen, die bisher noch un-geahnte Arbeitsleistungen zeitigen soll. Was nachdem auS den vollständig ausgemergelte» Individuen wird, nach welchem Takte siest-e r b e n, schert die Fabrikleitungen nicht, spielt bei ihnen keineRolle. Wer an diesen AuSsührungen zweifelt, der lese,� waS dieneueste„Phonographische Zeitschrift" darüber mitteilt. Sie schreibt:„Musik in Arbeitsstätten.Nach dem Grundsatz, daß die Soldaten im Kriege durch dieMusik angeregt und angefeuert werden, hat eine Firma in densüdlichen Vereinigte» Staaten den Versuch gemacht, ihren Arbeiterndie erschlaffende Eintönigkeit der Fabrikarbeit durch Musik zuerleichtern. Der Versuch wurde in einem Frauenarbeitssaalmit Hilfe eines Phonographen gemacht, und diese kleinen Konzertewährend der Arbeitszeit sollen einen durchaus günstigen Einflußauf die Arbeitsleistungen gehabt haben, so daß die Firmamit der Absicht umgeht, in einer oder anderer Art diese Methodeder geistigen Erfrischung zu einer ständigen Einrichtung zu machen."Die Musik als Autreiberin, das hätte wohl ehedem niemandfür möglich gehalten. Das zu schaffen, blieb unserer, die Arbeit«-kraft rassiniert bis auf das letzte Quentchen ausbeutenden Zeitperiodevorbehalten._Versammlungen— Veranstaltungen.Sechster Kreis, 7. Abteilung. Heute Kinderfest im.Waldkater".Tegeler Weg. Gäste willkommen. Anfang 3 Uhr.Sericdts-�eitung.Prozeß der Witwe Herrmann.Der Zivilprozeß der Witwe des von Polizeibeamten er-schlagenen Arbeiters H e r r m a n n gegen den preußi-s ch e n Fiskus und den Polizeipräsidenten vonBerlin sollte gestern vor der Zivilkammer III des Amts»gerichts Berlin-Mitte zur Entscheidung kommen. Der Ver-treter des Beklagten, Rechtsanwalt Schumacher, beantragtejedoch Vertagung, da er die Akten des Moabiter Straf-Prozesses noch nicht kenne.— Dem Gericht waren diese Aktenerst am Dienstagabend zugegangen.— Der Vertreter derKlägerin. Rechtsanwalt Dr. Kurt Rosenfeld, erhob Wider»spruch gegen die Vertagung, mit der Begründung, daß dieAkten dem Beklagten selbst lange genug vorgelegen hätten.und der Polizeipräsident sich auch ausführlich dazu geäußertund seine Erklärungen schriftlich niedergelegt habe. Zudemliege es im Interesse der Klägerin, die ja ihres Ernährersberaubt wurde, daß die Sache beschleunigt werde.Gleichwohl wurde der Prozeß vertagt.Der neue Termin wurde auf den 5. August, vormittags10 Uhr, festgesetzt.Empörung muß nicht nur die Witwe darüber erfassen,daß die Mörder oder Totschläger ihres Mannes noch immernicht unter Anklage gestellt sind. Welcher ernstlich denkendeMensch wird nicht von demselben Gefühle beseelt? Ein eng»begrenzter Kreis ist es. in dem die Schuldigen zu suchen sind.Und dieselbe Polizei, die ganze Kolonnen bewaffneter Mann-schaften aussendet, wenn es sich um Verfolgung von Straßen-polizeillbertretungen. um etwaige Ueberschreitungen desKoalitionsrechts, um vermeintlich gesetzwidrig stattfindendeVersammlungen Jugendlicher, um„Uebertretungen" einerZeitungsverkäuferin oder dergleichen Lappalien handelt, istohnmächtig, wenn es sich um die Verfolgung eines Kapital-Humor und Satire.Mecklenburg.„Mein vokkl—* so tönt es von dem Thron,.hier hast du die Konstitution l"»»»Die Junker und die Ritterempfanden dieses bitter.Sie hörten das Kommunique,mid brannten drauf, und sagten:„Nee!—„Was sollen wir mit Wahlen?„Wir herrschen, und die zahlen l*Denn dieser mecklenburgsche Ferschtist Souverän, und er beherrschtdie Ockfen und die Knechte,doch nicht die starre Rechte.Im Gegenteil: fi« zwiebelt ihn—(ganz ähnlich so. wie in Berlin)—e» hilft nichts: s i e regierener darf repräsentieren.Die Bürgerschaft? hat keine Zeit,sie hat d»e Reuterfestlichkeit—man feiert(wie bei Jahnen)mit Kränzen und mit Fahnen.So geht eS seinen alten Trott;und ist die Wirtschaft mal bankrott,so kanst» der Ruff' am Endchen——eS ist ein liebes Ländchen l-»»_ Kurt.Notizen.— Musikchronik. Eine neue Oper Heinrich Zöllner».Zigeuner", Dichtung nach Maxim Gorki, wird in der kommendenSaison ihre Uraufführung an der Hofoper in Stuttgart er«leben.— Eine Versicherung gegen Regen. Den Land-Wirten, die in diesen Monaten der Eriite so sehr auf die Gunst de»Himmel« und des Wetter» angewiesen sind, will ein« eigenartigeNeuerung zu Hilfe lammen, die eine englische VersicherungSgesell»tchast einführt. Sie hat Versicherungspolicen gegen Regen geschaffen.Bier verschiedene Policen sind eS. d,e sie zur Auswahl vorlegt: Die-PluviuS-Police" A. die in Kraft tritt, wenn der Regen länger alszwei Tage andauert, wobei eiue Regenmenge von 1—5 Zoll sürl-den Tag angenommen wird, dann die-PluviuS-Police" v) die ananen Tagen in Kraft tritt, in denen die Regenmenge die Höhe von0.125 Zentimeter ubersteigt, zuletzt d»e beiden PluviuS-Policen 0'""ta