Diese agitatorische Tätigkeit der BezirkSkomMandoS ist völligunzulässig. Sie beweist, dah die Kriegervereine Organisationensind, die unter der Aufsicht der Militärverwaltung stehen..Mitder Verteilung dieser Flugblätter leisten die Bezirkskommandostatsächliche politische Wahlarbeit. Wie verträgt sich das mit demso ostentativ verkündeten Grundsatz, daß die Politik aus der Ka-ferne fernzuhalten ist?Zur Rcichstagsnachtvahl in Düsseldorf.Ter Führer der Temokratischeu Vereinigung Dr. B r e i t-scheid- Berlin nahm die ihm angebotene Kandidatur zu deram 19. September in Düsseldorf stattfindenden Reichstags-ersatzwahl an._Schweiz.-'Krapotkiu darf vorläufig bleiben.Die Presse meldet, daß der Bundesrat den vor dreißig Jahrenaus der Schweiz ausgewiesenen Fürsten Krapotkin neuerdings aus-weisen, also die Ausweisung aufrechterhalten oder erneuern wollteund nur der Umstand, daß er wirklich krank, brustkrank, ist, retteteihn und den schweizerischen Bundesrat vor einer Tat der Barbarei.Dagegen erhielt oie Regierung des Kantons Tessin vom Bundesratdie Weisung, an ihn zu berichten, sobald Krapotkin Minusio. seinenjetzigen Aufenthaltsort, oder die Schweiz verlasse.Nur die allerschwersten ausländischen Verbrecher werden ausder Schweiz auf Lebenszeit ausgewiesen, die politischen Aus-Weisung erfolgen dageegn immer auf Zeit, so daß der nun70jährige Krapotkin nach dreißig Jahren noch immer der Aus-gewiesene und Verfolgte ist, während er, wie berichtet wird, sogarin Rußland amnestiert ist.Wenn von Barbareien der gegenwärtigen Staaten die Redeist, darf man nicht vergessen, auch die Schweiz zu nennen.Snglancl.Reaktionärer Kurs der liberalen Regierung.London, 18. Juli.(Eig. Ber.)Außer der Ernennung Lord Kitchcners zum Satrapen vonAcghpten zeigt die auswärtige Politik des englischen liberalenKabinetts auch noch in einein anderen Falle ihre reaktionäreMauserung. Es handelt sich um die Affäre des FräuleinsMalecka. Fräulein Malecka ist eine englische Bürgerin, dievor drei Monaten in Nußland verhaftet wurde und seit derZeit in einem Warschauer Gefängnis schmachtet, ohne daßirgendeine bestimmte Anklage gegen sie erhoben worden ist.Ihr Vater war russischer Untertan, der lange Jahre in Eng-land lebte und sich naturalisieren ließ; ihre Mutter tvar eineEngländerin. Die russische Regierung behauptet nun, FräuleinMalecka sei Russin, da ihr Vater als Russe geboren wurde.Diese Ausrede wollen die freiheitlich gesinnten Elemente desenglischen Volkes jedoch nicht gelten lassen. Sie fordernden Minister des Auswärtigen auf, dem englischen Rechte.nach dem Fräulein Malecka englische Bürgerin ist,gegenüber den Ansprüchen eines barbarischen StaatesRespekt zu verschaffen und entweder die Untersuchungder gegen die Gefangene gerichteten Anklage oderihre Befreiung herbeizuführen. Das sozialdemokratische Organ„Justice", das sich zuerst der Sache annahm und eine Reihefreiheitlich gesinnter bürgerlicher Politiker an dem Schicksaldes Fräulein Malecka interessiert hat, weist in seiner letztenNummer darauf hin. ivie anders Salisbury odpr Palmerstongehandelt haben Würden als Sir Edward Grep. der sich imParlament mit leeren Ausreden über die Angelegenheithinwegsetzt. Es führt den Fall des Don Pacifico, einesportugiesischen Juden an. dessen Interessen, obwohl seine eng-lische Staatsbürgerschaft weit weniger sicher war als die desFräulein Malecka, dennoch von Palmerston mit Energie undErfolg gegen Griechenland, Rußland und Frankreich verfochtenwurden. Palmerston äußerte damals die stolzen Worte:„Ein britischer Untertan, in ivelchem Lande er sich auch be-finden mag, soll die Sicherheit haben, daß das wachsame Augeund der starke Arm Englands ihn gegen Ungerechtigkeit undUnrecht schützen werden."Aus der einen Seite das Kriechen vor dem zarischenHenker, auf der anderen die Brutalität gegen die Acgypter:das ist der Inhalt der auswärtigen Politik des englischenLiberalismus._Das Unterhaus und die internationale Lage.London, 20. Juli.(Unieichaus.) Sir Edward Grey wieder-halte auf eine weitere Anfrage über die Ernennung Lord Äitche-ner» die Erkärung, daß die Ernennung keinerlei Aenderung derPolitik Großbritanniens in Aeypten in sich schließe und teilteferner mit, daß die Ernennung keinen militärischen Charaktertrage. Der Abgeordnete Wedgwood fragte, ob es angesichtsder übertriebenen Forderungen D e u t s ch! l a n. d san Frankreich nicht gut sein würde, wenn dem Hause Gc-legenheit gegeben würde zu einer Diskussion über das Budget desAuswärtigen Amtes, damit Grey eine Erklärung abgeben könne,AsquitH erwiderte: Ich halte es nicht für wünschenswert, daß An-gelcgenheiten dieser Art in Gestalt von Ergänzungsfragen zurSprache gebracht werden. Auf die an Sir Edward Grey gerichteteAnfrage, ob er Kenntnis von den Verhandlungen über den Ab-schluß eines Schiedsgerichtsvertrages zwischen den VereinigtenStaaten und Frankreich habe, und ob Verhandlungen ähnlicher Artauch zwischen Großbritannien und Frankreich stattfanden, er.widert« der Minister: Ich kann keine Erkärungen abgeben überzwischen anderen Mächten stattfindende Verhandlungen, an denenwir nicht teilnehmen. Ten zweiten Teil der Frage habe ich zuverneinen.R-ußlatid.ZersctzungSsymptome in der Armee.Obgleich die russische Armee und die Marine hermetischvon' der Oeffentlichkeit abgesperrt sind, dringen in der letztenZeit immer häufiger Nachrichten in die Presse, wonach es umdie Ivichtigsten Stützpunkte des Zarismus keineswegs glänzendbestellt ist. Höchst charakteristisch ist in dieser Beziehung einArtikel des militärischen Organs„Raswedtschik", in welchen,über die Flucht der Offiziere aus der Armee bittere Klagegeführt wird. Ein Ossizier schreibt dort:„Nachdem ich fastzehn Jahre in, Osten gedient habe, kann ich behaupten.daß der Offiziersbestand sich nicht nur täglich, sondernstündlich ändert: so sind von 1906 bis 1911 aus einem Ne-giment allein 74 Offiziere ausgeschieden. Diemeisten Offiziere, die nach dem fernen Osten versetzt werden,werden über die goldenen Berge, die ihnen versprochenwurden, bitter enttäuscht und schon nach ihren ersten Schrittentaucht der Gedanke bei ihnen auf. so schnell wie möglich vonhier zu entfliehen."Eine interessante Illustration zu dieser Klage de?offiziellen Organs, das natürlich das wichtigste verschweigt,bietet folgender Brief a»S Orcnbnrg:„Ich betrachte es als notwendig, wenn auch mit einerkleinen Verspätung, folgende authentische Tatsachenmitzuteilen:1. Von einem Offizier aus Taschkent(Turkestan) istbei dessen Eltern ein Brief eingetroffen, in welchem der Brief-schreiber sich über die Zustände in der Armee bitter beklagt:„Die Stimmung der Truppen ist die allerschlechteste, sie wollennicht ausrücken, drohen die Offiziere zu ermorden, revoltieren.Zwei Offiziere sind bereits ermordet..2. In Orenburg selbst äußerte sich ein Kosaken-offizier buchstäblich folgendermaßen:„In den japanischenKrieg bin ich als Freiwilliger gegangen. Jetzt aber möge manmich mit Gewalt holen, ich weigere mich kategorisch."3. Eine Unterhaltung zwischen den Soldaten:„Erinnerstdu dich, Bruder, wie wir die Japaner mit unseren Mützentotschlugen! Womit werden wir jetzt die Chinesen schlagen?Wohl mit den verfaulten Stiefeln, die bei der Intendantur-gesunden wurden?"4. In O r e n b u r g traf vor einigen Wochen ein geheimesZirkular ein, wonach die Entsendung von einigen KompagnienSoldaten zur„Beruhigung" der Truppen in Taschkentverlangt wurde."Soweit der Briefschreiber. Ergänzend sei bemerkt, daßdie Gärung der Truppen in Taschkent mit den Mobilisations-Märschen zusammenhängt, die während des jüngsten Konfliktsmit China in der Nähe von K u l d s ch a unternommen wurden.Es ist klar, daß nichts so sehr die Gärung in der Armee be-schleunigen könnte als ein neues kriegerisches Abenteuer. Aberdie verfahrene innere Situation drängt die Petersburger Va-banque-Politiker immer mehr auf diesen Weg, der ihren Unter-gang besiegeln muß.perNen.Die Rückkehr des vertriebenen Schahs.Petersburg, 2». Juli. Wie der Petersburger Telegraphen-agentur aus Asterabad vom 19. d. Mts. gemeldet wird, ist derfrühere Schah Mohammed Ali in dem etwa zwanzig Werst vonAsterabad entfernt liegenden Omtschalt eingetroffen. Die Ver-treter der Stadt Asterabad werden sich heute dorthin begeben.Teheran, 20. Juli.(Meldung des Reuterschen Bureaus.) Diepersische Regierung soll die Absicht haben, dem englischen undrussischen Gesandten eine energische Note zu überreichen, in dersie der häufigen Vorstellungen bei dem englischen und russischenGesandten in Angelegenheit der Umtriebe des früheren Schah seitdessen Abreise aus Persien Erwähnung tut und ihre Ueberraschungund ihr Bedauern ausdrückt, daß die russischen Behörden es ver-säumt hätten, das Versprechen einzuhalten, das im Artikel 11 desProtokolls vom 25. August 1909 enthalten ist. Die persische Re-gierung erklärt, daß Rußland die Verantwortung für alle Un-ruhen und Verluste an Eigentum trage,' die aus der Landung desfrüheren Schah entstehen können.Huö der Partei.Sozialdemokratische Redaktcure im Gefqngnis.Genosse Heise vom Stettiner„Volksboten" verbüßk zurzeiteine Gefängnisstrafe von vier Monaten in der Strafanstalt inStargard in Pommer,,. Auf seinen Antrag lvurve ihmSelbstbeköstigung und Selbstbeschäftigung gewährt, auch darf ereigene Kleidung und Wäsche sowie seine Taschenuhr tragen. AlsLektüre sind ihm außer verschiedenen Büchern, die er sich gewünschthat, die„Ostsec-Zeitung" und das„Berliner Tageblatt" gestattetworden, Damit ist das ostelbische Pommern immer noch fortschrittlicher als der industrielle Westen, den,, Genosse M e h l i chaus Dortmund has bis heute keinerlei Vergünsti-gung erhalten._Die Sozialdemokratie in BoSnäen-Herzegowina.hielt vorige Woche ihren dritten Kongreß ab, an dem 97 Delegierteund die Vertreter der Bruderparteien der deutsch-österreichischen,tschechoslawischen, serbischen, kroatischen und ungarischen Sozial-demokratie teilnehmen. Obgleich die Bedingungen für die Parteinoch weniger günstig lieg als für die Gcwcrksckiafteii, hat sie heute2077 Mitglieder, 373 mehr als im Vorjahr. Das in 3800 Crem-plaren zweimal wöchentlich erscheinende Parteiblatt„GlasSlobode"(Stimme der Freiheit) soll dreimal in der Woche heraus-kommen und bald eine eigene Druckerei errichtet werden. Dassozialistische Halbwochenblatt«Der Eisenbahner" erscheint in2500 Exemplaren. Auf dem Kongreß wurde lebhaft Klage geführt,daß die Behörden die Arbeiterbewegung brutal verfolgen. Arbeiterder Staatsbergwerke wurden entlassen, weil sie Urlaub zum Kon-gretz verlangten usw. Der Regierungsvertreter drohte bei Be-sprechung dieser Zustände wiederholt mit der Auflösung des Kon-gresscs, der sich im übrigen noch mit der österreichisch-ungarischen„Kolonialpolitik" und dem arbeiterfeindlichen Gemeindecliquen-Wesen befaßte._Personalien. Genosse Wilhelm Dütvell, der seit sechsJahren in der Redaktion des„B o r w ä r t s" tätig ist und denHandelsteil bearbeitet, hat seine Kündigung eingereicht und wirdam 1. Oktober aus dem Redaktionsverbande des„Vorwärts" aus-scheiden.poliseilicbes, Sericbtlicbes ufw.Kein hartgesottener Liigcnbeutel?'Der Redaktion der„Münchener Post" ging vor einiger Zeit,nachdem sie lange von Zentrumsblättern schofel attackiert wordenwar, die Geduld aus; sie stellte, um ein Exempel zu statuieren,gegen den Redakteur Salm des Traunsteincr ZentrumsblattcsBeleidigungsklage. Salm wurde zu 50 M. Geldstrafe verurteilt.Mit der Publikation�des Urteils veröffentlichte der wackere Ber-fechter der„guatcn Sach" gleichzeitig einen Artikel, der die Beleidigungen wegen deren er bestraft wurhe, wiederholte. Es tvarvon der..Münchener Post" als von einem Lügen- und Schwindel-blait geschrieben und von anderem mehr. Wegen dieser ordinärenSchimpfergüsse wurde der Redakteur zu 400 M. Geldstrafe ver-urteilt.Ein Artikel der„Fränkischen T a g e s p o st", der sich mitdieser zweiten Verurteilung des ZentrumSredakteurs beschäftigte,trug die Uebcrschrift:„Ein hartgesottener Lügenbeutel". HerrSalin aus Traunstein, der die Ehre anderer Leute so wenigrespektiert, zeigte sich seltsamerweise auf einmal sehr empfindlichund stellte Beleidigungsklage. Zur Verhandlung am Nürn-b e r g c r Schöffengericht sandte Herr Salm den RechtsanwaltZeitler.In Nürnberg bemühte sich Herr Zcitler mit gewaltigemStimmaufwand, das entsetzliche Unrecht, das dem Zentrums-redakteur angetan wurde, dazutun. Der wackere Traunsteiner An-Walt des Rechts sprach sogar davon, daß— die ganze Ordnungunserer Gesellschaft untergraben würde, wenn der Redakteur der„Tagespost" nicht exemplarisch bestraft würde.Das Gericht taxierte die durch den Ausdruck„hartgesottenerLügenbcutel" so stark lädierte Ehre des Traunsteincr Zentrums-rcdaktcurs Salm aus 15 M.. zu welcher Strafe Redakteur GenosseZöllner verurteilt wurde._Jugendbewegung..----„Jugendpflege" und Marokkorummel.Der Ausschuß für«nationale Jugendpflege" in Zwochau(Kreis Delitzsch) hielt kürzlich einen Familienabend ab, der zurRettung der Jugend bestimmt war. Wie unser Hallesches Parte,«blatt einem Bericht der„Telitzscher Zeitung" entnimmt, begann dieFeier mit dem Gesänge eines„patriotischen" Liedes, worauf einPastor Schuster eine politische Rede über die Ziele und Zivecke derJugendpflege hielt, in der er hervorhob, daß Schule, Staat, Gc-meinde und Familie jahrzehntelang für die Jugend nichts getanhätten. Die Ereignisse vor Agadir gaben dem fromm-christlichen Herrn Veranlassung, eine„Hochflut nationaler Bcgeiste-rung" zu erzeugen, die in den Worten des blutigen GewaltmenschenBismarck ausklang:„Wir Deutsche fürchten Gott und sonst nichtsauf dieser WeltI" Einige Lehrer hielten dann einen ebenfallspolitischen, durch Lichtbilder erläuterten Vortrag über die Eni-Wickelung des K r ieg s s e e w e s e n s. Die Versammeltensangen darauf die Wonnegans, ein Gesangverein quälte sich mitdem Liede Hurra, Germania! ab, und die Schüler der ersten Klasseproduzierten sich auf den ihnen gestifteten Trommeln und Pfeifen.Zum Schluß knöpfte man den jungen Leuten noch 15 M. im Wegeeiner Tellersammlung ab.— Das dürfte zur Charakterisierung derpreußischen staatlich konzessionierten„Jugendpflege" genügen! DieOrdnungsleute dürfen ungestraft der Jugend politische und Kriegs-Hetzreden halten, die proletarische Jugend entrechtet man durchAusnahmegesetze und hetzt ihr den Polizisten hinterher!Hud Industrie und Handel.Der Terror des KalisyndikatS.Schon an der Wiege des Kalisyndikats stand der Terror. Unterhervorragender Mitwirkung der preußischen Regierung wurdensyndikatSunlustige Unternehmer durch Drohungen in die Kartell-organisation hineingetrieben, das Syndikat hat dann gegen außen-stehende Werke den Kampf mit allen nur erdenklichen Mitlclnschonungslos geführt. Wie ungeniert der Syndikatsterror hier geübtwurde, zeigte die Meldung in der Syndikatspresse im November1909, daß es gelungen sei, die Elb-Berladcplätze für die Schmidt-mannschen Lieferungen zu sperren. Eine Verfrachtung auf der Weser,so hieß es in der Mitteilung des Syndikatserfolges weiter, könnefür Aschersleben und Sollstedt(außenstehende Werke) wegen ihrerUnzulänglichkeit nicht in Frage kommen, der Eisenbahntransportnach Hamburg aber werde erheblich teurer und in bezug quf dieSchwierigkeiten der Wagengestellung für Aschersleben und Sollstedtnachteilig sein.An seinen terroristischen Gepflogenheiten hält das Kalisyndikatunverbrüchlich fest, wie eine Mitteilung aus Händlerkreisen beweist,die in der Handelspresse veröffentlicht wird. Im Juli dieses Jahreserhielten Düngemittclhandlungen ein Zirkular, in dem das Syndikatihnen mitteilte, daß solche Händler, die das Dünge-mittel Phonolith führen, keine Kalisalze mehrerhalten. Das Syndikat wollte seine Produkte den betreffendenHändlern weiter liefern, wenn letztere sich durch einen Revers ver-pflichten, nie wieder Phonolith zu führen. In diesem Revers mußsich der Händler zu einer sofort fälligen an das Kalisyndikat abzu-führenden Konventionalstrafe von 100 M. verpflichten, wenn er. sichnochmals mit dem Verkauf des Phonolith befaßt.Phonolith ist ein Gestein vulkanischen Ursprungs, daS in derEifel gebrochen wird. Es enthält Kali ohne Beimischung von Chlorsowie Kieselsäure.Charatteristisch ist, daß das Syndikat in dem erwähnten Rund-schreiben an die Händler ausdrücklich erklärt:„Wir werden hiervon(etwaige Sperre der Lieferung von Kalisalzen bei Phonolith) durchRundschreiben den sämtlichen Händlern Kenntnis geben und besondersdiejenigen Ihrer Gegend benachrichtigen, damit diese unsere Interessenwahrnehmen und dafür Sorge tragen, daß unser Absatz amdortigen Platz nicht zurückgeht." Hier wird ausUnvorsichtigkeit im Eifer des Geschäftes zugestanden, daßdie Phonolitfrage für das Kalisyndikat nur eine Frage deseigenen Absatzes ist. Von den gleichen hohen Auffassungendürften auch jene agrarischen Organisationen erfüllt sein,die Kostgänger des Kalisyndikates sind, und an dessen hohen Um-sähen durch Bezug von Provisionen und Propagandagelderninteressiert sind. Deshalb werden sie in dem Kampfe gegenPhonolith gewiß auch dem Syndikat treu zur Seite stehen, dieRücksicht auf die Bauernschaft wird die durch Geldgeschenke gekitteteBundeStreue nicht erschüttern können.Wer belveiskräftiges Material gegen den TerroriSnmZ sucht,dem kann nur empfohlen werden, die Praxis des Kalisyndilatcssorgfältig zu studieren. Gesteigert wird das Interesse an ber Politikdes Kalisyndikates noch dadurch, daß zu feinen einflußreichstenMitgliedern bekanntlich der Bund der Landwirte und der preußischeFiskus zählen._Börsenrummel.Es ist tote Zeit auf dem Papier- und Geldmärkte. Im großenund ganzen herrscht jetzt Baisse. Bon 81 größeren Kolonial-gesellschaften zahlten für 1910 45 teineDividende. Die Neu-gründungen des vergangenen Jahres sind mitgezählt. Unter40 Plantagengescllschaftcn zahlen nur 11 Dividenden. Bei denDiamantengesellschaften läßt sich die Dividende nicht kon-trollieren, weil hier die G- m. b. H. vorherrscht, denen keine Bilanz-Pflicht obliegt. Den größten Gewinn— 2500 Proz.— verteiltedie Koloniale Bergbaugesellschaft, die der kürzlich im„Vorwärts"besprochenen Stauchgruppe angehört. Das feinste Geschäft machendie Kolonialbankcn, deren wir bis jetzt ö besitzen. Das eigentlicheFinanzkapital hat bei dem ganzen Äolonialtrubel und-jubel ausallen Blüten und zu jeder Zeit Honig gcerntet.Dies läßt sich aus einem Beispiel aus den jüngsten Tagen rechtdeutlich erkennen. Die Kakaoland- und Minengesell-schaft, ein Tochterunternehmen der South West Asrica Co., hatseit ihrem Bestehen noch kein einziges Mal Dividende gezahlt. IhrBesitz an Gold ist äußerst fragwürdig. Die Aktien dieses Unter-nehmen#, die es 1909 unter dein Diamantentaumel auf einen Kursvon 130 Proz. brachten, waren Anfang 1911 auf den Kurs von30 Proz. gesunken. Jetzt ist er wieder auf 79 Proz. hinaufgedrücktworden. Diese Mache ist außerordentlich interessant. In letzterZeit kauften an der Börse hin und wieder offizielle Vertreterder Großbanken Kakaoanteile. Der Haufen der Kleinspekulationund die an den Kolonien„interessierten" Geldbvurgeois rochennatürlich ein kommendes Geschäft, und sie kauften mit. Die Kursestiegen! Nun weist sogar das„B. T.", das doch sicher nicht börsen-,danken- oder kolonialseindlich genannt werden kann, darauf hin,daß mit diesen kloinen und offiziellen A n kaufen große und i n-offizielle Verkäufe von feiten derselben Banken in diesenKakaoanteilen vor sich gegangen sind. Mit den Anteilen derOtavigesellschaft war es ebenso. Jetzt erfährt die Oeffentlichkeitploßlich, daß es der South West Asrica Co. und ihren Bankvcr-bindungen gelungen ist. ihren gesamten Besitz an Otavi-und auch an Kakaoanteilen loszuwerden, und zwar zu leidlich an-ständigen Kursen.DaS Finanzkapital verdient eben immer! Einmal bei derGründung solch zweifelhafter Kolonialunternhmen. dann beimVerkauf der Anteile, beim Wicderaufkauf unter niedrigstem Kurs.und bei dem Hochtreiben und nochmaligem Wiederverkauf. lindmcht zuletzt bei dein direkten Geschäft mit den eigenen Kunden.�-ritt bei einem Unternehmen die Notwendigkeit ein, das Kapitalzu vergrößern, das alte zusammenzulegen, oder sonst irgendwelcheFinanztransaktionen durchzufuhren, dann erbeuten die Banken imHandumdrehe» all das. was vielleicht in zehn, zwanzig oder fünfzigJahren von den Unternehmen an Gewinn aufgebracht wird!Das nationale KoloMalinteresse und der Weltmachtspatriotis-mus macht sich bezahlt— für einige kundige Tcbancr. TieHammel werde» geschlachtet.