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Nr. 168. 28. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt

8. Verbandstag der Stukkateure.

Dresden  , 19. Juli.

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Freitag, 21. Juli 1911.

ments in der glanzvollen Reihe fah in diesen Tagen Nürnberg   in seinen sie dem Unterstützungsverein angehören. Auch bestritt er, daß die Mauern. Die Veranstaltung war eine echt christkatholische Zentrums- Lohnabzüge den guten Sitten widersprechen, wie der Vertreter des mache. In der Festversammlung sowohl wie auf der Tagung Klägers es behauptet hätte, denn der Kläger   sei mit den Lohn­wimmelte es von Zentrumspfarrern, geistlichen Räten und sonstigen abzügen einverstanden gewesen und einen Verstoß gegen die Be­Dritter Verhandlungstag. Kirchenlichtern. Die Frau des Zentrumsgrafen und Landtagsabgeord- stimmungen in den§§ 115 und 116 der Gewerbeordnung stellen sie Die Debatte über die Verschmelzungsfrage wird fortgesetzt. neten Pestalozza berstieg sich in ihrer phraſenreichen Begrüßungs- nicht dar. Die Abzüge zu solchen Wohlfahrtzeinrichtungen, wie fie Ranger Dresden   untersucht die Frage: Sind wir in Zukunft ansprache zu dem komisch wirkenden Sat: Drum ist teine Stadt mehr be- der Verein biete, seien nach dem Gesez berechtigt. Der Klägerische imstande, die Mittel aufzubringen, die für die weiteren Kämpfe ufen als Nürnberg  , die großen Aufgaben des Verbandes der Vertreter erwiderte darauf, daß der Verein doch keine Wohlfahrts­nötig sind? Er kommt zu dem Schlusse, daß die Stukkateure bei katholischen Arbeiterinnen Süddeutschlands   in ihren Mauern erfüllt einrichtung darstellen könne, denn er beraube doch die Mitglieder einer Angliederung an den Deutschen Bauarbeiterverband aktions- zu sehen". Dabei zählen die katholischen Arbeiterinnenvereine, die wohlerworbener Rechte, indem er nicht dulde, daß sie Mitglieder fähiger find. Die Verhältnisse zwängen zum Anschluß. Mit in Nürnberg   völlig bedeutungslos find, nicht so viele Dugend Mit der freien Gewerkschaften bleiben dürfen. Der Borsigende teilte Paplows Ausführungen fann man nur einverstanden sein. Frei- glieder als die freiorganisierten Arbeiterinnen Tausende zählen. Die diese Auffassung nicht. Denn das Polizeipräsidium, meinte er, lich, bei der Angliederung müssen wir volle Aktionsfreiheit ver- Festrede dieses Arbeiterinnen- Verbandstages" hielt natürlich ein habe ja doch die Statuten des Vereins genehmigt und dessen Be­langen. Zentrumspfarrer. Die Tagung selbst wurde mit einem feierlichen stimmungen demnach nicht als gegen die guten Sitten verstoßend Schneider Hamburg  : Die Einführung der Erwerbslosen- Hochamte eingeleitet. Zum ersten Vorsitzenden wurde ein befunden. Halte der Kläger   aber die Beitragsabzüge für unzu­unterstüßung ist für uns ebenso wertvoll wie die Angliederung, Bentrumsgeistlicher gewählt, den Jahresbericht erstattete ebenfalls ein lässig, dann hätte er jedesmal gegen den Abzug protestieren müssen und diese will ja der D. B.-V. nicht gewähren. Unser Verband hat Pfarrer, der Zentrumsabgeordnete und Allerweltspräses Pfarrer und die nach seiner Meinung unzulässige Unterstützungseinrichtung bewiesen, daß er ganz gut felbft bestehen kann, und er wird auch Walterbach. Vertreten waren 45 Vereine mit 97 Stimmen. Diese auch nicht mit Unterstützung in Anspruch nehmen dürfen; so habe tünftig die Kämpfe felbft führen können. Ueber die Angliederung Arbeiterinnendelegierte trugen indessen auch zumeist eine Soutane. er aber den Verein um 15 M. in Anspruch genommen. Dann werde muß eine Urabstimmung entscheiden. Nach Pfarrer Walterbach hielt den Hauptvortrag Pfarrer Beßler aus aber auch dieser Unterstübungsverein nur von den von Arbeitern ge­Hagen- Köln: Können die Stuffateure sich auf die Dauer Schwäbisch Gmünd   und den größten Teil der übrigen Beit fünfte wählten Vertretern verwaltet und wie der Geschäftsbericht aus­des Anschlusses wehren? Können wir uns dem Entwickelungs- Reichstagsabgeordneter Giesberts aus, der zurzeit ganz Bayern   be- weise, find drei Fünftel, ja fast drei Viertel der Jahreseinnahmen prozeß auf die Dauer widersetzen? Ich muß beide Fragen ver- reift, um den vom Zentrum mit geschaffenen Reichsversicherungs im ausschließlichen Interesse der Arbeiter verausgabt worden. Der neinen. Wir sind nicht imstande, diesem Prozeß zu widerstehen, gesetzschwindel in eine soziale Großtat des Zentrums umzudichten. Umstand, daß schließlich die Firma Wert darauf lege, daß mög­sonst werden wir schließlich zerrieben. Die wirtschaftliche Entwide- Die schwarzen Macher haben guten Grund, diese Farce lichst alle Arbeiter dem Verein angehören, begründe auch einen lung zwingt zum Anschluß. Lassen Sie sich bei der Abstimmung bon Arbeiterinnen- Verbandstag hinter berfchloffenen Verstoß gegen das Gesek nicht. Denn es mache z. B. die Stadt nicht von lokalen Momenten leiten, die höheren Gesichtspunkte Türen abzuwideln, man tvollte der Deffentlichkeit nicht Berlin   auch allen ihren Beamten zur Pflicht, daß sie der Sterbes zeigen, wie start diese Arbeiterinnenversammlung" von schwarz- kaffe beitreten. Dann habe auch der Kläger   einen Lohn gehabt, der rödigen Zölibatoren durchsetzt war und schloß die Presse aus, felbft 1500 m. jährlich überstieg. Die Aufrechnung der Beiträge gegen einem gut bürgerlichen Journalisten, der Mitarbeiter der katholischen den Lohn sei also auch möglich. Aus denselben Gründen kam das Augsburger Postzeitung" und der ebenfalls fatholischen Nürnberger   Gericht zur Klageabweifung. Bolkszeitung" ist, wurde die Tür vor der Nase zugeschlagen. Nach Die Entscheidung geht fehl. Zunächst ist es ganz gleich, ob das den Angaben Walterbachs umfaßte der Verband am Schlusse des Polizeipräsidium eine Genehmigung" ausspricht. Auch zahllose Jahres 1910 108 Vereine mit 15 519 Mitgliedern. Darunter be- Schwindelversicherungsstatuten hat das Polizeipräsidium geneh­unbekümmert um die finden sich bezeichnenderweise mehrere Tausend außerordentliche" migt", weil es der Ansicht ist, daß es Mitglieder. In 72 Vereinen befinden sich 1218 Dienstmädchen. Reellität oder Gesetzmäßigkeit des Gesamtunternehmens oder ein­1044 Jugendliche unter 17 Jahren sind auf 67 Vereine verteilt. zelner Vorschriften die Genehmigung" nach dem Gesetz zu ers Der Drganisierung der Dienstmädchen und der Jugendlichen will man teilen hat, wenn sie formell dem Desetz entsprechen. Diese Auf­eine besondere Aufmerksamkeit zuwenden. Ist die Zahl der Dienst- fassung wird von dem Minister geteilt. Hat doch dieser gar den mädchen an einem Drt zu gering, so soll diesen Mädchen das zen Gewerbeinspektoren verboten, festzustellen, ob die Fabritordnungen, trumschriftliche Verbandsorgan Haus und Herd" geliefert werden. die dem§ 616 B. G. B. zuwider Lohnzahlung für Krankheitstage Db diese Dienstmädchen den Pfarrerstöchinnen unterstellt werden ausschließen, dem Gesetz und den guten Sitten widersprechen. Diese sollen, ist bis jetzt noch nicht bekannt. Die Gesamtorganisation Fragen müssen den Gerichten überlassen bleiben. Auch die Bezug­soll straffer gegliedert und Diözesen und Bezirksverbände nahme auf die Beamten Berlins   ist irrig? Diese sind lebensläng gebildet werden. Neben der religiösen Schulung soll( wie lich angestellt und die Gewerbeordnung trifft auf sie nicht zu. Der gnädig) auch die soziale Schulung gepflegt werden. Mehr gute" Lohnabzug war vornehmlich aus zwei Gründen gesetzwidrig. Die Literatur und vor allem mehr religiöse Bilder seien unter den Kasseneinrichtung selbst verstößt gegen die guten Gitten, wenn( wie Arbeiterinnen zu verbreiten.( Da wird aber die Not aufhören.) unter Beweis gestellt war) ein direkter oder indirekter Zwang zum Ferner müffen, so dozierte einer der priesterlichen Redner weiter, die Beitritt besteht. Es berstößt gegen die guten Sitten aber auch katholischen Arbeiterinnen den Religionsunterricht in den Fortbildungs- die Verquickung von Versicherung und Arbeitsvertrag, selbst wenn schulen erstreben. das Statut an sich rechtsgültig wäre. Der Abzug widerspricht end­Tich auch den Vorschriften des B. G. B. über Einbehaltung, dem Lohnbeschlagnahmegesetz und§§ 115 und 115a der Gewerbeordnung. Lediglich über einen 1500 M. übersteigenden Jahresbetrag wäre der Arbeitgeber zu verfügen berechtigt gewesen: dabon kann bei Abzügen, die stattfanden. bevor 1500 m. jährlich verdient sind, keine Rede sein. Die Ewilligung des Klägers ist nach ausdrücklicher Vor­schrift der agezogenen Bestimmungen belanglos und mußt vom Gesetzgeber für belanglos erklärt werden, weil sonst ein Schutz des wirtschaftlich ohnmächtigen Arbeiters unmöglich wäre.

müssen ausschlaggebend sein. Beser Nürnberg  : Die Kollegen in meinem Bezirk sind sehr schlecht für eine Verschmelzung zu gewinnen. Die Mitglieder wollen die Erwerbslosenunterstüßung, die fönnen wir nicht fallen laffen. Kommit es zur Angliederung, kann diese nicht so rasch er­folgen, man muß uns noch einige Vertragsperioden gewähren. Kleiner Stuttgart   erklärt, die Stuttgarter   Kollegen könnten sich für den Anschluß nicht erwärmen. Die Streitigkeiten mit den Maurern würden auch durch die Angliederung nicht beseitigt. Die Erklärungen des D. B.-V. auf die Forderungen der Stuffateure befriedigten ihn nicht. Die Aftionsfähigkeit würde dadurch nicht garantiert, sondern durch die Bestimmungen den Stuftateuren die Schlinge um den Hals gelegt. Bei einer Verschmelzung haben wir nichts mehr zu sagen, darum bleiben wir für uns. Päplow Hamburg, Vertreter des D. B.-V., stellt einige Be­merkungen des Vorredners richtig. Er habe nicht die Aufgabe, die Stuffateure zur Angliederung zu überreden. Wir brauchen die Stuffateure nicht; es ist ganz gleich, ob der D. B.-V. 300 000 oder 310 000 Mitglieder zählt. Und über die 300 000 wird er auch ohne die Stuffateure kommen. Die einfachen Gipserarbeiten kann der Maurer und Puber auch machen. Darin liegt die Gefahr, daß Sie von den Maurern erdrückt werden, sobald sich irgendeine Frage zu­spizt. Bedenken Sie auch, daß Ihre Attionsfähigkeit durch den Anschluß bedeutend erhöht wird. Wenn Sie glauben, daß Sie kein Interesse an der Angliederung haben dann lassen Sie diese. Halten Sie sich aber vor Augen, daß eine Zeit tommen tann, in der Sie gezwungen sind, ohne Gewährung von besonderen Rechten fich uns anzugliedern.

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Man sieht, die Sentrumstaplanotraten verstehen es ausgezeichnet, auch die Arbeiterinnen und Dienstmädchen zu ihren reaktionären 8weden zu mißbrauchen. Als bestes und erprobtestes Mittel hierau dient den schwarzen Finsterlingen die Voltsverdummung und die Gehirnverkleisterung.

Frauenstimmrecht für die Handelskammer.

Radke Düsseldorf   tritt warm für die Angliederung ein, die eine Notwendigkeit sei. Der Anschluß solle aber nicht durch Urab­stimmung, sondern durch den Verbandstag entschieden werden. Dann sei es erst möglich, die Frage der Erwerbslosenunterstützung Rom, 20. Juli. Die parlamentarische Kommission für die zu regeln. Beschließen wir die Angliederung, sie wird im Inter- Frauenstimmrechtsfrage beschloß, den Frauen das aktive Wahlrecht effe beider Teile sein. zu den Handelstammern zu gewähren.

An der weiteren Debatte beteiligten sich noch eine ganze Reihe Delegierter. Mit mehr oder weniger Leidenschaft wurde das Für und Wider erörtert. Man darf wohl sagen, daß die besten Gründe zur Vertretung ihres Standpunktes nicht von den Gegnern des Anschlusses vorgebracht wurden. Ihr wichtigster Gegengrund ist wohl, daß sie befürchten, durch die Angliederung bei Lohnkämpfen nicht mehr das zu erreichen, was sie bisher allein erreicht haben. Der größte Teil der Redner trat auch für die Angliederung ein. Mit wenigen Ausnahmen verlangen alle, Freunde und Gegner der Verschmelzung, daß eine Urabstimmung die Entscheidung fällen foll. Der Vertreter der Generalfommission, Knoll- Berlin  , plä­dierte ebenfalls für den Anschluß an den D. B.-V. und polemisierte in längerer Rede gegen Ausführungen der Gegner der Angliebe­rung. Bei dem Anschluß könne die Agitation viel intensiver ent­faltet werden, da mehr Agitatoren zur Verfügung ständen. Die Arbeitslosenunterstützung, bittet Redner, solle man ablehnen, weil ihre Einführung ein Hemmnis für den Ausbau der Organisation ( Angliederung) bilde.

Die Debatte zog sich den ganzen Tag hin. Es sprachen nicht weniger als 40 Redner. Dann wurden die Verhandlungen vertagt.

Aus der Frauenbewegung.

Eine Pfarrerparade als Arbeiterinnen- Verbandstag. Bu den ultramontanen Somödien gehört auch der sogenannte Verbandstag der süddeutschen katholischen Arbeiterinnenvereine. Er ist eigentlich nur eine Pfarrerparade. Die sechste dieser Arrange­

Kleines feuilleton.

Soziales.

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Das im Oktober zur Beratung stehende Hilfstassengesetz ist die richtige Stelle, um derartigen, den guten Sitten hohnsprechenden Saffeneinrichtungen entgegen dem auf Stärkung solcher gelben Suba ventionsinstitute gerichteten Absichten der Regierung durch ein flares Gesetzesverbot ein Ende zu bereiten.

Lohnabzüge zugunsten gelber Unterstützungsvereine find zuläffig. So hat entgegen dem Gesetz gestern das Getverbegericht ent­Soziale Standesarbeit der katholischen Kaufleute. fchieden. Bei der Firma Siemens u. Halste besteht einer jener In den Tagen vom 12. dieses Monats ab fand in Duisburg  gelben Werksvereine, der von der Firma sehr gepflegt und ein Kongreß der katholischen kaufmännischen Vereinigungen statt. gefördert wird. Es werden die Beiträge zu dem Verein den Unter den 27% Tausend Mitgliedern dieser Vereine befinden sich Arbeitern allwwöchentlich bei der Lohnzahlung abgezogen und 16 245 Angestellte, 7732 selbständige Kaufleute, 1756 Beamte und bon der Firma an den Verein abgeführt. zu 1761 Leute aus sonstigen Berufen, also wohl Lehrer, Geistliche usw. lässig ist, hatte gestern die Kammer 5 des Gewerbegerichts unter Als geistlicher Beirat fungiert Religionslehrer Tegeder- Effen, ein Borsiz des Magistratsassessors Dreyer zu entscheiden. Es klagte der vielseitiger Ultramontaner  , der nicht nur in faufmännischer Stan­Schlosser D., der bei genannter Firma vom 3. Oktober bis 17. Juni desarbeit macht, sondern auch Rufer im Streit wider die Unsittlich beschäftigt gewesen ist, auf Rückzahlung der ihm in dieser Zeit ab- feit ist. Dabei geht der Herr anscheinend recht gründlich zu Werke, gezogenen Beiträge im Betrage von 11,52 M. Der Kläger   be- Wir schließen das wenigstens aus einer uns bekannt gewordenen stritt durch seinen Vertreter das Recht zu diesen Abzügen. Auch be- Sarte an eine auswärtige Buchhandlung; bei der sich ein zufällig" schtverte er sich über den Zwang, der im Betriebe ausgeübt werde, im selben Haus wie Herr Tegeder wohnender Herr G. Geder schlüp­um Mitglieder für den Verein zu gewinnen. Zwar sage das frige Literatur bestellte, selbstverständlich nur, um sich darüber Statut: Mitglied kann jeder werden usw., und: der Austritt fann nach Roerenschem Rezept zu entrüsten. durch schriftliche Erklärung jederzeit erfolgen. Wer aber nicht Mit­glied wird oder aus dem Verein austritt, dem wird sofort gesagt: Na, dann werden Sie nicht lange im Betriebe sein. Der Klägerische Vertreter bot auch Beweis dafür an, daß die Firma zahlreiche Ar­beiter nur aus diesem Grunde entlassen habe. Der Vertreter der Beklagten behauptete trotzdem, daß die Mitgliedschaft der Freis willigkeit anheim gestellt sei; er bot Beweis dafür an, daß im Be­triebe zahlreiche Arbeiter jahrelang beschäftigt werden, ohne daß

Der Verband der katholischen faufmännischen Vereinigungen befindet sich völlig im Schlepptau der Prinzipale. Die Zentrumsa presse schrieb über den Geschäftsbericht u. a.:

Mit besonderem Nachdruck wendet sich der Verband neuer dings gegen die bisherige Ünzulänglichkeit der Steuergesetzgebung in der Erfassung der kapitalfräftigen Betriebe und die Vorzugs= stellung der Warenhäuser und Konsumvereine. Man glaubt in der Umsatzsteuer das geeignetste Mittel zu haben, um den steuer­Technische Fortschritte in der Musit. In Bayreuth  , wo eben Derartige Frauenkäufe sind übrigens im Reiche des Baren die Proben zu den Festspielen stattfinden, wurde eine wichtige Er- teine Seltenheit. Erst vor kurzem tam in Richemientschug, im süd­findung für Bläſer, die der Hofmuſiker Bernard Samiels vom lichen Rußland  , ein ähnlicher Handel, zustande, der aber an dem Berlin   als Kunststadt. Berlin   und sein unaufhaltsames ge- Apparat erfunden, der es dem Bläser ermöglicht, die größten Phasen Verkäufer nur eine wohlgemessene Tracht Prügel einbrachte. Der Schweriner   Hoftheater gemacht hat, erprobt. Samiels hat einen Widerstande der verkauften Ehefrau scheiterte und dem Käufer und waltiges Wachstum erregt immer mehr die Aufmerksamkeit der aus und längsten gehaltenen Töne ohne Abseßen, dabei vollkommen Bauer Beryhst hatte nämlich seine Ehefrau, weil sie zu groß war ländischen Kulturbeobachter. Jezt veröffentlicht ein französischer fünstlerisch und tonecht, zu geben. Der Apparat wird voraussichtlich und für ihre Kleidung zu viel Stoff verbrauchte, einem Bauern aus Kritifer André Tibal in der Revue" einen umfangreichen Aufsatz auf alle Blasinstrumente anwendbar sein. Am legten Freitag wurde der 10 Werft entlegenen Ortschaft Taboryschtsche für 300 Rubel ver über Berlin   und die Berliner. Das gegenwärtige Berlin   stellt sich die Erfindung in Bayreuth   von verschiedenen Sachverständigen geprüft. lauft. Im Dorffrug tam der saubere Handel zustande, nachdem der seinem Blide noch als ein Chaos dar, das erst im kulturellen Das Urteil fiel allgemein sehr günstig aus. Hofmufiter F. G. Lauschmann Käufer 25 Rubel angezahlt hatte. Als dieser mit dem Rest der Werden ist und somit noch alle Untugenden der Flegeljahre in führte zuerst auf der Dboe, dann auf dem englisch Horn die längsten Stauffumme am nächsten Morgen in das Haus des Bauern kam, um an aufdringlicher Weise zur Schau trägt. Noch hat Berlin   seine Persönlichkeit nicht entwidelt, noch greift der Berliner blind- und schwierigsten Bläserstellen ohne jedes Abbrechen aus. Jedem die Ehefrau zu holen, wurde er von dieser mit Brügeln empfangen lings nach allem, was das Ausland ihm zuträgt, noch ist der Stenner genügt es, daß Herr Lauschmann z. B. das bekannte Solo und hinausgeworfen. Das gleiche Schicksal teilte aus der Ehemann. für englisch Horn aus" Tristan und Jfolde" in einem Atem blies. Die Bäuerin aber blieb bei ihren Kindern. Berliner   der naive Barvenü, der ideale Snob". Und das zeigt sich Dabei ist der Zon in Klangfarbe und Stärke, die Phrasierung und auch in dem Kunstfinn des heutigen Berliners. Berlin   ist der der individuelle Charakter vollkommen unbeeinträchtigt. Samiels große Kunst- und Literaturmarkt. Wenn ein Stück, eine Oper, ein selbst führte auf der Flöte ähnliche erstaunliche Vorträge aus. Lausch Musitwerk die Reise durch Deutschland   oder vielleicht durch ganz Europa   antreten sollen, muß das Werk in Berlin   zuerst aufgeführt mann, der erst seit wenigen Tagen das Blafen mit dem Apparat fein; wenn ein Bild oder eine Statue Märchenpreise erzielen foll, gelernt hat und ihn bereits so vollkommen beherrscht, daß er eine muß es erst in einer Berliner   Galerie ausgestellt gewesen sein. halbe Stunde ohne jede Unterbrechung blasen konnte, bestätigt, in Berlin   wohnen die besten Höflinge der Kunst daß selbst nach der längsten Stelle der Bläser keinerlei Ermüdung und der Literatur, die Leute, die sich am besten auf die empfindet. Bei der Gelegenheit sei zu unserer Notiz über die von R. Strauß  Inszenierung eines Kunstgeschäftes und auf die Reklame ber erfundenen Effeftinstrumente nachgetragen, daß einige davon bereits stehen. Und in Berlin   wohnt auch jenes Publikum, das am früher bekannt waren. In dem 1801 gedruckten Instrumentations meisten unwissend, am meisten naiv, am meisten Snob und en wert von Schmidt werden schon die Maschinen erwähnt, die das thusiastisch ist und am meisten lernt. Da die Berliner stets fürchten, Gewehrfeuer und das Wasserrauschen nachahmen, und vor allem die ihren Mangel an Kultur zu verraten, suchen sie ihn unter der Wut ihres Beifalls zu begraben, sobald ein geschickter Feldzug ihn erst genannte Beitsche", die das älteste Effettinstrument zu sein einmal das Ziel ihrer Bewunderung gezeigt hat. Sie laufen in alle scheint. Allerdings ist die Form eine andere, doch das Prinzip das Premieren und sie laufen in alle Ausstellungen, sie verstehen nichts gleiche wie heute. davon, aber sie müssen dagewesen sein.

Denn

Sie kennen Goethe und

Schiller nicht, aber in den geringfügigen Novitäten der Saison wissen sie Bescheid." Tibal kommt dann auf die Rivalität Berlins  und Münchens   zu sprechen, wobei er sich unbedingt auf die Seite des mit einer älteren Kultur gefegneten Münchens stellt. Doch er sucht die heutigen Untugenden Berlins   historisch und soziologisch zu be­greifen.

Berlin   ist jungfräulicher Boden, auf dem so ziemlich alles fprießt, was man aussät, das Unkraut sowohl als der Weizen. Da die Bewohner von leinen alten Traditionen eingeengt find, find sie auch mehr als die anderen Deutschen   den neuen Ideen zugänglich, jenen, denen die Zukunft gehört."

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Frauenkauf in Rußland  . Ein bezeichnendes Kulturbild aus Väterchens" Reich zeigt ein Bericht der Kijowska Mysl". Danach verkaufte vor einigen Tagen der Bauer Stremento aus dem Niewer Gouvernement für 5 Rubel und 1 Liter Schnaps feine Ehefrau an einen anderen Bauer namens Litriniento. Dieser Handel wurde durchaus nicht als Geheimnis behandelt. In Gegenwart von Zeugen fette der Dorfälteste eine Verkaufsurkunde auf und verfah sie mit feiner Unterschrift und dem Amtssiegel. Das Raufobjekt", die hübsche Bäuerin Anna, hatte übrigens gegen diesen Männerwechsel nichts einzuwenden. Mit der den russischen Bauernfrauen eigenen Gleichgültigkeit padte sie ihre Siebenfachen, nahm die als Heiratsgut eingebrachte Kuh mit sich und zog zu ihrem neuen Eigentümer".

Humor und Satire. Kriegshete. Weil ihm fehlt die Wahlparole, Sezt auf Krieg der Junker forsch. Daß auch all' der Teufel hole, Groß an Maul, an Kräften morsch! Wenn ihr fechten wollt, so fechtet Mammonstoll bei Christ und Jud', Bumpt, wie ihr euch wähnt berechtet Durch Moral und blaues Blut.

Reitet Wechsel! Schröpft die Molh Primadonna beim Ballett! Kapert euch die reichste Dollh Fürs feudale Chebett!

Aber weg von ernsten Schofen Wie's der Krieg ist, eure Hand! Euch zuerst ja in die Hosen Fällt das Herz beim Weltenbrand.

Laßt die Schlachttrompete schweigen! Denn wozu der wüste Lärm? Eure Schlotterbeine zeigen, Wie euch babbert das Gebärm.

Doch je mehr Wolff- Metternichtig Ift veranlagt diese Art, Desto mehr macht sie sich wichtig Und sträubt tühn den Baby- Bart!

Michel