Nr. 172. 28. Jahrgang.

Richtigstellung.

1. Beilage des„ Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Mittwo, 26. Juli 1911.

In der ersten Beilage der Nr. 165 des„ Vorwärts" bom 18. Juli cr. befindet sich eine Richtigstellung des Genossen Mag Riesel, in welcher er sich mit meinen Ausführungen auf dem Verbandstag des Verbandes der freien Gast- und Schankwirte Deutschlands   zu Halle a. S. beschäftigt. Er sagt:

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" Troß der in schärffter Weise erfolgten Zurüdweisung des Genoffen Litfin kann ich von dem Gesagten leider nichts zurüd­nehmen. Litfin spricht nur von einem einzigen Mitglied, welches in einem süddeutschen Unternehmerorgan inseriert hätte, vergißt aber dabei zu erwähnen, daß bei dieſem einen sich das Waren­lager der Einkaufskommission befindet. Nennt man das einen einzigen? Des weiteren: Ist dem Genossen Litfin unbekannt, daß die Einkaufskommission Berlins   auch Zigarren bezieht von einem als Scharfmacher bekannten Unternehmer Aachens  , bei dem mit die niedrigsten Löhne Deutschlands  , also keine Minimal­löhne, gezahlt werden? Nicht erwähnen will ich die vielen Einzelmitglieder Berlins  und anderer Städte, die ihre Zigarren von Firmen beziehen, die geradezu Schundlöhne zahlen. Im übrigen erkenne ich gern an, daß Genosse Litfin in dankenswerter Weise versucht hat, nun­mehr darauf hinzuwirken, daß die Beschlüsse der Kölner   Ge­neralversammlung der freien Gast- und Schantwirte Deutschlands  Hochzuhalten sind und die Mitglieder desselben nur Waren von tariftreuen Firmen zu beziehen haben."

1091 765,63 m. im Vorjahre. Der Aufsichtsrat wird der auf den 13. September einzuberufenden Hauptversammlung vorschlagen, 10 Proz. Dividende wie im Vorjahre zu verteilen. Trotz der viel beklagten angeblichen Belastung der Industrie durch die Sozialpolitik springen für die Aktionäre doch ganz anständige Gewinne heraus.

Ausnutzung der Wasserkräfte.

Zu den hier in Betracht kommenden Fällen gehört auch der Rechtsstreit der Stadt Spokane   gegen die Northern Pacific   und der des Staates Nevada   gegen die Southern Pacific- Eisenbahngesellschaft. Gerichts- Zeitung.

Selbstmord im Moabiter Untersuchungsgefängnis. Eine deutsch   englisch  - standinavische Finanzgruppe hat nach einer Der in Mannheim   ansässige Kaufmann Karl F. war For Meldung der Frankf. Btg." Verhandlungen geführt wegen Zusammen- einiger Zeit hier in Berlin   auf Requisition der Mannheimer  faffung norwegischer und schwedischer Wasserfräfte in eine Gesellschaft Staatsanwaltschaft verhaftet worden. Es handelte sich um eine mit dem Namen" The Hydraulic Bower und Smelting Corporation Standalaffäre, welche in Mannheim   das größte Aufsehen erregt Limited". Es handelt sich um ausgebaute und um noch auszubauende hatte, da außer dem dort sehr angesehenen F. mehrere Soldaten Wafferkräfte, sowie einige von ihnen gespeiste Betriebe, die sogenannten der reitenden Abteilung des dortigen Feldartillerie- Regiments in Knut Tillwerkschen Unternehmungen. Die Kapitalisierung ist vor- diese verwickelt sind. Wie sich jetzt herausgestellt hat, hatte F., der gesehen mit 1 Million Pfund Sterling in Shares   und ebenfalls nicht nur geschlechtlich anormal veranlagt sein soll, sein ganzes 1 Million Pfund Sterling in Obligationen. In Deutschland   werden Vermögen und sein Einkommen dazu verwendet, um in Gemein­fich die A. E.-G., die Siemens- Schuckertwerke  , G. m. b. S., die Ge- schaft mit 8 und 10 Soldaten des genannten Regiments wüste fellschaft für elektrische Unternehmungen und die diesem Konzern Orgien zu feiern. Anfang dieses Monats begab sich F. nach Berlin  , nahestehenden Bantfirmen an diesem neuen Unternehmen beteiligen. um sich hier von dem Spezialarzt Dr. Magnus Hirschfeld_unter­ Die   Führung liegt in Deutschland   beim Hause S. Bleichröder. Die suchen zu lassen. Durch verschiedene Briefe erfuhr die Staats­elektrotechnische Industrie erwartet von der Gründung Beschäftigungs- anwaltschaft von dieser Reise und ließ. wegen Fluchtverdachts gelegenheiten. hier verhaften. F., der in Mannheim   sehr angesehene Verwandte hat, war über die plötzliche Verhaftung auf das äußerste bestürzt. Das internationale Grammophon. Ein Antrag seines Verteidigers auf sofortige Haftentlassung wurde Der Kapitalismus reitet schnell. Kaum erweist sich eine neue auch darauf gestüht, daß F. nach dem Gutachten des Dr. Hirschfeld Industrie als ertragsfähig, so bemächtigt sich ihrer das Großlapital, im Sinne des§ 51 geistestrant sei. Die gerichtsärztliche Unter­Nachdem ich nochmals eingehende Recherchen angestellt, kann ich um durch eine internationale Organisation sich alle Gewinnmöglich- fuchung und die Ueberführung nach Mannheim   war schon ange­leider dem Genossen Mar Kiesel den Vorwurf, daß er leichtfertig feiten zu sichern. Während ein nationalliberales Konsortium unter ordnet, als F. in einem unbeobachteten Augenblick im Unter­Behauptungen über eine Organisation aufstellt, nicht ersparen. Führung des Reichstagsabgeordneten Paasche die Kinematographen- suchungsgefängnis seinem Leben durch Erhängen ein Ende machte. organ ist dem Deutschen   Tabatarbeiter- Verband kein Schaden er Bertrusinng der Grammophonindustrie Aus dem Inserat unseres Mitgliedes in Köln   im Unternehmer- theater unter seine Diktatur zu bringen sich anschickt, hat die Die Untersuchung gegen die übrigen Beteiligten wird fortgeführt bereits einen hoben werden. Der demnächst in Mannheim   zur Verhandlung ge­wachsen. Als dies Inserat aufgegeben wurde, bestand in Köln   eine Grad erreicht. Neulich wurde Einkaufsvereinigung überhaupt noch nicht. Wenn, als die Ein- zwischen der Grammophone Company Limited in darauf hingewiesen, daß langende Prozeß dürfte einen großen Umfang annehmen, faufsvereinigung in Köln   gegründet, das Lager zu diesem Kollegen ondon, deren deutsche Tochtergesellschaft die Deutsche tam, so ist das kein Beweis, daß bei Firmen gekauft wurde, die Grammophon Alt.- Gef. in Berlin   und Hannover   ist, und der Lindström feine Tariflöhne zahlen. Im Gegenteil hat dieses Mitglied vom Att. Gef. in Berlin   ein heftiger Kampf um die Herrschaft auf ersten Tage bis heute immer den Standpunkt vertreten, daß nur dem Gebiete der Fabrikation von Sprechmaschinen und Schallplatten bei Firmen gekauft werden darf, die den Anforderungen der organi­fierten Arbeiter gerecht werden, was der Zigarrenmacher Herr geführt wird. Die Lindströmgeſellſchaft erhöhte jeßt ihr Stapital Arbeiter und Arbeiterinnen in einer Betriebsversammlung. mann als Funktionär des Tabatarbeiterverbandes, damals in um 1,50 Millionen Mark auf 3,50 Millionen Mark, und zwar zum In Elsters Gasmesserfabrik, wo etwa 300 Personen beschäftigt Zweck des Eriverbs der Majorität des Aktienkapitals der Fono tipia Comp. Lim. in London  . Die Fonotipia, die in der find, fanden in der letzten Zeit zwei Lohnbewegungen statt, die Hauptsache Schallplatten, aber auch Sprechmaschinen und Diftier- günstig berliefen, aber nur zwei Abteilungen betrafen. Die maſchinen und in Paris   Musikinstrumente aller Art herſtellt und Klempner und die Dreher wußten sich beſſere Bedingungen zu bertreibt, ist selbst ein internationaler Konzern, sie umfaßt die verschaffen. Desto schlechter ist es aber in den anderen Abteilun International Talting Maschine Co. m. b. H. Odeonwerke in Berlin  - gen geworden, wo freilich auch die Organisation sehr viel zu Weißensee   und Schwechat   bei Wien  , die Compagnie Française des wünschen übrig läßt. Unter der Lohndrückerei haben besonders die Disques et Machines Odeon et d'Instruments de musique, ancienne Arbeiterinnen schwer zu leiden; sie erhalten für die gleiche Arbeit maison Ch.& J. Ullmann in Paris  , Brüssel, Barcelona   und die zwei Drittel von dem Lohn, den ihre männlichen Kollegen er­halten. Zum Beispiel wurden bei der Herstellung von Zahnrädern Sociétà Italiana di Fonotipia in Mailand  . für die Zählwerke den Arbeitern, die sie bisher anfertigten, 68 M. Jezt haben Arbeiterinnen diese Arbeit für 500 Stück bezahlt. übernommen und man gibt ihnen 48 M. für 500 Stück und außers dem haben die 4 Mädchen, die an einer solchen Arbeitsleistung be­teiligt sind, den Einrichter extra zu bezahlen.

baren Konsequenzen führen.

Köln   a. Rh., zurzeit in Berlin  , bestätigen muß. Wenn das Inserieren in einer Industriezeitung an sich schon ein Verbrechen sein soll, so würde dieser Vorwurf zu unüberseh­Nocht leichtfertiger ist der Vorwurf:„ Daß die Berliner   Ein­fanfstommission auch Zigarren bezieht von einem als Scharfmacher belannten Unternehmer Aachens." Die Berliner Ein taufsfommission bezieht aus Aachen   überhaupt teine Bigarren! Die Berliner   Einkaufskommission bezog vor Jahren Bigarren durch den damaligen zweiten Borsitzenden des Charlottenburger   Wahlvereins, den Genossen Ernst Gehrke, der eine Aachener Firma vertrat und uns auf unsere Anfrage erklärte: Er würde es dog als Parteigenosse nicht ver­einbaren können, wenn er eine Firma bertrete, die den berechtigten Anforderungen der Ar­beiter nicht entspreche." Auf diese Erklärung hin wurden einige Posten gekauft, jedoch nach ganz furzer Zeit die Geschäftsver. bindungen aus anderen Gründen abgebrochen.

Es ist also nicht wahr, daß die Berliner   Einkaufsfommiffion bon einem Scharfmacher aus Aachen   Waren bezieht. Wenn Ge­noffe Stiefel sich auf die vielen Einzelmitglieder bezieht, die Waren kaufen, wo Schundlöhne gezahlt werden, so fann er daraus gegen eine ganze Organisation keinen Vorwurf herleiten, weil auch das zu ungeheuren Konsequenzen führen würde. Jeder Käufer einer Ware müßte dann den Ursprung der Ware erforschen, ein Zustand, der zur seligen Kontrollmarke zurüdführen würde. Paul Litfin

Aus Induftrie und Handel.

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Verfammlungen.

Ueber Mißstände bei der Firma Elfter beklagten sich die

Mit dieser Erweiterung erlangt das Lindström- Unternehmen in der Sprechmaschinen- Industrie wohl die erste Stelle, und zwar hat es diese Entwickelung in einer außerordentlich kurzen Zeit durch laufen. Bis zum Jahre 1909 verfügte die Lindström- Gesellschaft über ein Kapital von 750 000 m., 1909 und 1910 wurde das Kapital bis auf Geflagt wurde auch über eine sehr mangelhafte Betriebss 2000 000 m. erhöht. Die legte Kapitalvermehrung um 750 000 m. erfolgte im Auguft des Vorjahres, die neuen Mittel dienten damals sicherheit, über ungenügende Schutzvorrichtungen an den Maschinen, zur Anfnahme der Beta Record Aktiengesellschaft. Die über den schweren Stand, den die Vertrauensleute haben und über Bela- Record Aktiengesellschaft, die über ein Kapital von 1 Million ein allzu scharfes Vorgehen des Meisters Scharf. In den einzel­Mart verfügte, war furz vor der Fusion durch den Zusammenschluß nen Abteilungsversammlungen fanden bereits rege Aussprachen der Bela- Record Gesellschaft m. b. S. und der Firma Frizz Puppel über die bestehenden Verhältnisse statt. Man ist nicht gesonnen, G. m. b. H. gegründet worden. In der Hauptsache nahm die fich alles ruhig gefallen zu lassen, was von der Firma zum Lindström- Gesellschaft die Bela- Record Aktiengesellschaft auf, um ihren Schaden der Arbeiter angeordnet wird, besonders nicht in bezug ganzen Bedarf an Schallplatten selbst zu fabrizieren, sie erreichte auf die Lohndrückerei. Man wird in erster Linie für eine bessere daneben auch die Ausschaltung einer nicht unwesentlichen Konkurrenz, Organisation in den verschiedenen Abteilungen sorgen müssen; da auch die Beta Record Aktiengesellschaft sich mit der Fabrikation dringend wurden die Arbeiterinnen, die am meisten den und dem Vertrieb von Sprechmaschinen, Kinematographen und Auto- Lohnabzügen ausgesetzt sind, ermahnt, sich dem Deutschen Metall­maten befaßte. arbeiterverbande anzuschließen.

Bom Frachtenkrieg. Nach einer Meldung aus Washington hat die Interstate Commerce Commission   eine Reihe von Verfügungen Die Not der Stahlwerke. erlassen, welche die Säße für die Frachten zwischen der atlantischen Die Vereinigten Stahlwerke van der Zypen und Wissener Eisen- tüste und mehreren Städten des Gebietes der Rocky Mountains  hütten- Aktiengesellschaft erzielten im letzten Jahre einen erheblichen der Entscheidungen der Kommission vom 7. Juli 1910, die nicht in Diese Maßregel bedeutet eine Wiederholung Mehrgewinn. Der Rohgewinn nach Abzug der Handlungsunkosten Kraft gesetzt wurden, da die interessierten Bahnen nachzuweisen ver­und Steuern beträgt 2114 046,73 m. gegen 1897 089,80 M. im fuchten, daß die Entscheidungen ungerecht seien. Die Kommission ist Borjahre. Der Reingewinn stellt sich auf 1289 665,41. M. gegen der Ansicht, daß dieser Nachweis nicht erbracht worden ist.

Kleines feuilleton.

Marktpreise von Berlin   am 24. Juli 1911, nach Ermittelung des Königlichen Polizeipräsidiums. Marktballenpreise.( Kleinhandel.) 100 Stilogramm Erbsen, gelbe, zum Kochen 30,00-50,00. Speisebohnen, weiße 30,00-50,00. Linjen 20,00-60,00. Startoffeln 10,00-16,00. 1 Stilo 1,50-2,30. Butter 2,20-2,80. 60 Stüd Gier 3,00-4,80. 1 Stilogramm gramm Rindfleisch, von der Keule 1,60-2,40. Rindfleisch, Bauchfleisch 1,20 bis 1,70. Schweinefleisch 1,10-1,80. Stalbfleisch 1,40-2,40. Hammelfleisch Starpfen 1,40-2,40. Aale 1,70-3,20. Bander 1.60-3,60. Hechte 1,40 bis 2,80. Barsche 1,00-2,00. Schleie 1,20-3,50. Bleie 0,80-1,60. 60 Stüd Strebje 2,00-36,00.

anders ist das Klima in West- und Süddeutschland  . Während wurden hier vernichtet. In den Schatten gestellt aber wird diese der Westen veränderlicher und infolge der Nähe des Ozeans auch Feuersbrunst wieder durch den Brand, der in Pera am 15. Juni etwas kühler als der Osten Deutschlands   ist, ist der Süden des 1870 ausbrach. In der so überaus reichen Feuerchronik der Wir warm wird es in Europa  ? Die letzten Tage haben so Reiches nicht unerheblich wärmer. Das kommt daher, daß dort in Stadt der Brände" steht dieses tragische Ereignis als ein Mart­hohe Temperaturen gebracht, wie sie in Deutschland   seit Jahren folge des höheren Sonnenstandes die Bestrahlung intensiver wirkt. stein da, denn die segensreiche Folge dieses Unglüds war die Res nicht mehr beobachtet worden sind. Die Sommer der letzten Zeit So ist es keineswegs ein Zufall, daß die höchste Schatten- organisation der Konstantinopler Feuerwehr, die unter der zeichneten sich ohnehin vorwiegend durch lange Perioden fühlen temperatur, die jemals in Deutschland   einwandfrei registriert Leitung des Gründers der Budapester Feuerwehr, des ungarischen und regnerischen Wetters aus, und die höchsten Temperaturen, die wurde, im alleräußersten Süden des Reiches, und zwar zu Grafen Szecheny- Pascha, nach europäischem Muster in militärischer erreicht wurden, waren vielfach ungewöhnlich gering gegenüber den Berchtesgaden  , mit 41 Grad Celsius beobachtet worden ist. Form vorgenommen wurde. Unterstützt wird dieses offizielle mittleren Magimaltemperaturen, die die wärmsten Monate des Man tann also sagen, daß dieser Wert die alleräußerste Grenze Storps durch die alten, aus dem Volfe freiwillig zusammenge Jahres bei uns normaler Weise bringen sollen. Um so auffälliger barstellt, bis zu der sich unsere Sommerwärme zu steigern ver- brachten Löschkompagnien, die sogenannten Stulumbadschis, denen wurde die Hitze der letzten Tage empfunden, an die man schon seit mag. Es ist das übrigens auch schon eine ganz außerordentliche ein Heer von Wasserträgern zur Seite steht. langem nicht mehr gewöhnt war. Stieg doch das Thermometer in Hibe, wie sie selbst in Südeuropa   nicht stärker vorkommt. So be­Es ist eins der häufigsten und interessantesten Schauspiele weiten Gebieten West- und Mitteldeutschlands   Sonntag auf 35 Grad trägt auch die höchste, je zu Madrid   beobachtete Temperatur türkischen Lebens und Treibens, solch ein Konstantinopler Brand. und mehr; zahlreiche Orte brachten es bis auf 36, 37, ja 38 Grad nicht mehr als 41 Grad. Lissabon   hat wegen der Nähe des Meeres In den engen Gassen unter den Holzhäusern entzündet ein einziger Celsius. Von nicht minder hohen Temperaturen wurde aus dem eine so hohe Temperatur nie erreicht; das absolute Maximum be- Funke, besonders bei großer Size, das trockene Material zum Auslande berichtet. So erreichte Paris   38, London   nach einer trägt dort nur 38 Grad, und ebenso heiß ist es in Paris   einmal lodernden Fanal; von vielen Reisenden ist es uns beschrieben Beitungsmeldung sogar 42 Grad Celsius, was allerdings keine ein- geworden. Wien   fann es, wenngleich es wegen seiner warmen worden, so auch von Helene Böhlau   in einem ihrer prächtigen wandfreie meteorologische Messung zu sein scheint. Europa   er- Sommer bekannt ist, mit diesen südeuropäischen Stätten nicht konstantinopler Bilder. Besonders des Nachts nimmt solch eine freut sich gegenwärtig selbst in den sonst weniger von der Site aufnehmen; das Temperaturmaximum ist dort nur um etwa unerwünscht tragische Beleuchtung phantastisch gespenstische Formen heimgesuchten westlichen Küstengebieten einer sommerlichen Glut, 1 Grad höher als in dem so viel nördlicher gelegenen Berlin  . an. Der Feuerschrei weckt das schlafende Stambul  . Halb nadte Die wenigstens einigermaßen mit den berüchtigten amerikanischen   auch in Italien   pflegt die Sommerhike, gemildert durch die Gestalten jagen wie spukhafte Schatten an den Häuserreihen hin, Sizewellen in Parallele gestellt werden darf, wenngleich der Nähe des Mittelmeeres, nie allzu unerträglich zu werden; die und vor ihnen her fliegt ihr eintönig dröhnendes, ihr gellendes Charafter dieser Sizewellen wegen des hohen Feuchtigkeitsgrades Wärme fällt dem Nordländer dort mehr durch ihre ununterbrochene Schreien. Mitten in dem Gewirr der hölzernen, von der Sonne Dauer als durch ihre Intensität lästig. So beträgt das mittlere ausgedörrten Häuser steigen mächtige Feuergarben gen Himmel; der Luft, der dabei herrscht, von wesentlich anderer Art ist. Aber wenn die Sundstagsglut zurzeit auch nicht so unerträg Temperaturmaximum von Rom   nur 2 Grad mehr als das von blendender Lichtschein bricht jäh in das Dunkel, und ein glühendes, lich sein mag wie jenseits des großen Teiches, so wird doch oft Berlin  , nämlich 35 Grad Celsius, d. h. das Thermometer dürfte von Rauch umwogtes Flammenmeer scheint in den fahlgeröteten die Frage laut, ob die jest erreichten Wärmegrade das Maximum Wärme in der Sonne wird allerdings um so größer, je weiter trockenen hölzernen Gebält der elenden Häuser und fladert dort kaum je 40 Grad Celsius im Schatten erreicht haben. Die Simmel hineinzuwachsen. Die gierige Feuerzunge ledt an dem deffen darstellen, was bei uns zu erwarten ist. Ziemlich genaue Aufschlüsse hierüber gewährt uns die lange Reihe meteorologischer man nach Süden geht, je höher dementsprechend auch die Sonne pfeilgeschwind von Gäßchen zu Gäßchen. Im unsichern Schein Aufzeichnungen, die in fast allen großen Städten Deutschlands   über den Horizont steigt. Noch etwas heißer als in Mittelitalien   huschen, fliegen, kaum den Boden berührend, halbnadte Männer, und des Auslandes seit Jahrzehnten lüdenlos zur Verfügung wird es an der Riviera und auf Sizilien  . Dort entspricht die im Sturmschritt auf ihren Schultern die Feuersprike tragen; stehen. An Hand dieser Aufzeichnungen ist es nicht nur möglich, das absolute Maximum von 40 Grad etwa dem des spanischen sie werden von acht andern abgelöst, und diese acht wieder von bie je eingetretenen extremsten Temperaturen am einzelnen Ort Hochplateaus, während es im Süden Spaniens   sogar noch etwas acht andern, ohne daß nur ein Moment ihr Laufen und Rennen zu ermitteln, man hat auch aus den höchsten und den niedrigsten heißer wird. dadurch unterbrochen würde; lautlos, wie sie gekommen, sind sie Temperaturen, die alljährlich zur Registrierung gekommen sind, Die Stadt der Brände"." Jangünn warr! Jangünn warr verschwunden, schemenartig mit nadten Füßen, hinter ihnen der für jeden Ort das sogenannte mittlere Maximum und Minimum Stambulda!" Feuer! Feuer in Stambul  !" Aus weiter Ferne ein Troß von Maultieren, mit Wasserschläuchen beladen, und die der Temperatue nach vieljährigem Durchschnitt berechnet. einzelner Ruf, schrill dringt er durch Mark und Bein. Und näher Wasserträger". Es fällt somit nicht schmer, genau zu ermitteln, was wir tommt er und näher; aus allen Winkeln braust er und wälzt sich unter Umständen von der entfesselten Glut der Hundstage noch hin über die ganze gewaltige Stadt, schwillt an auf Flügeln des zu erwarten haben. In Deutschland   z. B. hat das Thermo- Windes, und die feurige Lohe, die sich über die Häuser wälzi, meter während der letzten Tage beinahe die oberste Grenze erreicht, hält mit ihm gleichen Schritt. Ueber dem mächtigen Gerastier bis zu der es emporklimmen kann. So hatte Berlin   beispiels- turm taucht ein rotes Licht auf, das große Feuerzeichen; dumpfe weise Sonntag fast 36 Grad Wärme, eine Temperatur, die dort Kanonenschüsse dröhnen über den Bosporus als Verkünder des Un­feit einer Reihe von Jahren nicht mehr zur Beobachtung gekom- beils, und hallend, rollend, drohend hin über die weite Fläche des men ist. Die höchste, überhaupt je in Berlin   registrierte Temperatur Marmarameers... Feuer in Konstantinopel  ! das ist ein fast war 37,5 Grad Celsius am 4. Juli 1781. Seither, also seit alltägliches Schauspiel in dieser Stadt der Brände, und die 130 Jahren, ist es nicht wieder so warm gewesen, so daß man Flammenbrunst muß schon eine gewaltige Ausdehnung ergreifen, überzeugt sein kann, dieses absolute Maximum werde auch in wenn sie ein besonderes Aufsehen erregen soll. Wieder kommen Zukunft taum nennenswert übertroffen werden. Das absolute die Nachrichten von einem ungeheuren Brande, der einen ganzen Maximum Berlins   kann übrigens für ganz Nord- und Mittel- Stadtteil der herrlichen Stadt am Bosporus in ein Flammenmeer beutschland, als zutreffend angesehen werden, da dort die flimatt- verwandelt. Der letzte Riesenbrand, der sich mit dem jebigen schen Verhältnisse nicht wesentlich verschieden sind. Ein wenig vergleichen läßt, brach im August 1908 aus; mehr als 6000 Häuser

Der Konstantinopler Feuerwehrmann ist von hingebendstem Eifer befeelt, und die beständige Uebung verleiht ihm große Ge schicklichkeit; er verrichtet Wunder. An ihrer Sprite hängt die Mannschaft mit zärtlicher Liebe, man schmückt sie und pußt sie, gibt ihr Rosenamen wie einem jungen Mädchen. Aber es gibt auch Feuerbrünste, bei denen die Arbeit der schönen, guten Sprite machtlos ist. Gelingt es nicht, das Feuer auf ein Haus oder wenigstens auf eine Gaffe zu beschränken, dann rast es mit wilder Wut über weite Teile der Stadt hin, aus jedem neuen Stoff, den seine Gier zum Verzehren findet, neue Straft schöpfend. Wer Konstantinopel   nicht kennt, der kann sich keine Vorstellung machen, wie dämonisch das Feuer in das Holzwerk, das von der Sonne frumm gebogen ist, sich hineinwühlt, wie es im Nu auf eben noch unversehrten Dächern emporwirbelt und in dem winflichen Ges wirr der Gäßchen von Haus zu Haus springt.