Nr.l72. 28.?ahrgWS. 2. DeilM des Joniitts" Kerlim lolblibtt. Mittwoch. 26. Juli 19IL Parteigenossen! Sichert Luch durch Einsichtnahme in die Gemeinde- Whieriitte Euer Wahlrecht. l Partei-?Zngelegenkeiten. Das Ergebnis der Urwahl im 4. Wahlkreise. An der Wahl beteiligten sich 6314 Mitglieder. In den Vorstand wurden gewählt: P. Hoffmann(5326 Stimmen), 1. Vorsitzender: E. Brückner(2415), 2. Vorsitzender; H. Barenthin(1724), 1. Kassierer; M. Geisler(3684), 2. Kassierer (an Stelle des Genossen Jöchel); H. Poetzsch(2181), 1. Schrift- sührer; G. Graffmann(1287), 2. Schriftführer; Frau A. Fahrenwald(2646), Beisitzerin. Zu Revisoren wurden ge- wählt: G. Battner(2676), H. Seier(2172). C. Ewert(2266). P. Albers(2218), M. Wolf(1946), L. Ziesler(1975). _ Der Vorstand. Berliner j�aebriebten. Gegen die Tabakraucher vom Jahre 1764. Bei der gegenwärtigen Trockenheit, die das Rauchen im Walde wieder besonders gefährlich erscheinen läßt, ist ein Edikt vom 19. Januar 1764 recht interessant. Es erschien unter dem Titel„Erneuerung und Declaration des Edikts vom 8. Juli 1744 wieder das verbotene Feuer-Anmachen und Tobacks-Rauchen in den Heiden" und begann:„Was maßen verschiedene Vor- fälle, da nehmlich durch höchst strafbare Unachtsamkeit und Verwahrlosung mit Feuer Licht, absonderlich aber durch das unbehutsame Tobacks Rauchen in den Heiden bei trockenen Jahreszeiten auch in Städten und Dörfern, an Orten, wo Feuerfangende Sachen liegen, große Brandschaden ver- ursacht."...„setzen und verordnen Wir hiermit auf das Ernstüchste, daß niemand, er sei. wer es wolle, sich an den vor und in den Heiden befindlichen Warnungs Tafeln, wie bishero an verschiedenen Orten geschehen, zu vergreiffen, noch einiges Feuer, weder in den Feldern, wo Holzungen an- stoßen, anzuniachen, oder das so oft verbotene Nachtfischen und Krebsen bey Feuer, in den Holzungen sich unterstehen soll, im gleichen so wenig bey Sommerszeiten in den Holzungen, noch auch in der Erndte, bei Auflad- und Ein- führung des Getreides, Heues, Holzes und Torfes, bey dem Dreschen, Häcksel-Schneiden, und Vieh Futtern in Scheunen und Ställen, oder neben solchen Gebäuden, absonderlich wo Stroh Dächer vorhanden, und überhaupt an Orten, wo Flachs, Hanf oderFeuersangende Sachen liegen, es sey in Städten, Flecken oder Dörfern Toback zu rauchen. Solte aber jemand diesem Verboth freventlich zuwiderhandeln, so hat er sich zu gewärtigen, daß nach Proportion des daraus entstehenden Schadens, der Ucbertreter mit dem Spanischen Mantel, Gefängnis, bei Wasser und Brod, oder dreymonatlicher Festungs Strafe ohne Ansehung der Person beleget werden solle. Derjenige aber, welcher die Auzeyge dieserhalb thun wird, soll aus dem be- rcitesten Vermögen des Nebertrcters ein Douceur von Fünf und zwanzig Thaler erhalten, auch dessen lltahme allenfalls verschwiegen bleiben." Die Flrige dieses Edikts, das vorher schon 1723, 1726 und 1742 in ähnlicher Form erlassen worden war, war natürlich ein strenges Vorgehen der Behörden gegen die„Toback Raucher", und diese Härte hielt bis zum Jahre 1833 an. Eine im Dezember 1832 erschienene neue Kabinetts- order belegte zwar das Tabakrauchen für bestimmte Plätze und Straßen als„belästigend für das Publikum" noch mit Geldstrafen von 1—16 Talern, aber es wurde von einer Be- strafung abgesehen, wo keine Jeuersgefahr vorlag. DaS Ergebnis des MargaretcntageS in Groß-Berlin ist ein äußerst mageres. Nach einer Mitteilung der Hauptstelle für Mutter- und Säuglingsfürsorge wird der Gesamtertrag zwischen 125666 und 136666 M. betragen. Der Verein für Kinder-Volksküchen teilt mit, daß von seinen Sammlerinnen allein 21 798 M. gesammelt worden seien. Die unerquicklichen BerkehrSverhältniff« in den südöstlichen Vororten Berlins Britz, Buckow, Rudow usw., die an der Mitten- walder Bahn belegen sind, hatten die Äetriebspächterin dieser Bahn, die Firma Bering u. Wächter, veranlaßt, mit der gleich- falls in Mittenwalde endenden Königswusterhausen — Mittenwalde — Töpchiner Bahn, die der Eisenbahn-Baugesellschaft Becker ge- hört, in Ankaufsverhandlungen zu treten. Man wollte die Bahnen zusammen betreiben und gleichzeitig an eine Verlängerung nach Zossen herangehen. Hierdurch wäre ein wesentlich vereinfachter und für die anliegenden Ortschaften vorteilhafter Betrieb möglich geworden. Der Landrat des Kreises Teltow , sowie der Regie- rungsprästdent standen dieser Sache wohlwollend gegenüber, aber von dem Ministerium ist nunmehr der Bescheid geworden, daß diese Zusammenlegung und eventuell Verlängerung der beiden Bahnlinien nicht genehmigt werden könne, weil durch die mögliche Vereinfachung und infolgedessen Verbilligung des Betriebes an irgend einer Stelle der Staatsbahn eine Konkurrenz bereitet wer- den könnte. Diese zu verhindern ist die Regierung auf Grund eines alten Gesetzes vom 3. November 1838 in der Lage. In den be- teiligten Kreisen herrscht hierüber einmütig Erbitterung; man beabsichtigt, die Angelegenheit im Abgeordnetenhause zur Sprache zu bringen. Eine entsetzliche Familicntragödie hat sich am Montag in Steglitz abgespielt. Dort hat die in dem Hause Arndtstraße 24 wohnende Frau deS Monteurs Fritz Stute ihre beiden zwei« und dreijährigen Knaben in der Badewanne ertränkt und sich dann auf gleiche Weise da? Leben genommen. Uebcr die furchtbare Tat gehen uns folgende näheren Mit- teilungen zu: Das Ehepaar Stute wohnt seit etwa drei Jahren in dem Hause Arndtstraße 24 in Steglitz und erfteut sich allgemein des besten RufeS. Der Mann, der in einem Berliner Elektrizitätswerk angestellt ist. ist 28. die Frau 2S Jahre alt. Die drei Kinder des Ehepaares. zwei Knaben Hans und Bruno stehen im Alter von 3 und 2 Jahren, die Tochter Irma ist 4'/, Jahre alt. Die Eheleute lebten anfangs sehr glücklich miteinander, später wurde jedoch da» Verhältnis durch die maßlose und. wie eS scheint ganz unberechtigte Eifersucht der Frau stark getrübt. Frau St. machte ihrem Manne, wenn dieser einmal nicht ganz pünktlich nach Hause kam. sofort die heftigsten Vorwürfe und es kam dann stets zu Streitigkeiten, die jedoch bald beigelegt wurden. Am Sonntag hatte der Monteur mit seiner Frau und den beiden jüngsten Kindern— das Mädchen befindet sich zurzeit bei der Großmutter des St. auf Besuch— einen Spaziergang unternommen. Als das Ehepaar nach Hause kam, warf die Frau ihrem Manne vor, er habe unterwegs nach anderen Frauen gesehen und diesen zugelächelt. Das bestritt der Mann ganz entschieden, und es kam nun zu einem heftigen Wortwechsel, bei dem die Frau in eine außerordentliche Aufregung geriet. Am Montag früh stand Frau St. nicht wie gewöhnlich um'I-ß Uhr auf, um ihren, Manne, der um 6 Uhr von Hause fortgeht, das Frühstück zurechtzumachen, sondern blieb im Bette liegen. Der Monteur bereitete sich Kaffee und das Frühstück selbst und wollte sich dann von seiner Frau verabschieden, indem e» sie bat, sich doch zu be- ruhigen und einzusehen, daß sie keinerlei Grund habe, sich derartig zu erregen. Frau St. erklärte jedoch, daß sie das Leben nunmehr gründlich satt habe und daß ihr Mann sie heute zum letzten Male sehe. Der Monteur legte dieser Aeußerung aber keinen besonderen Wert bei und begab sich an seine Arbeitsstelle. Unmittelbar nach seinem Fortgange muß die Frau dann die un- selige Tat verübt haben. Sie hat, wie die polizeilichen Er- Mittelungen ergeben haben, zuerst die beiden Knaben mit dem Kopf solange in das Wasser hineingetaucht, bis diese erstickt waren, hat dann die Badewanne bis an den Rand mit Wasser gefüllt unp ist dann in daS Wasser gestiegen. Frau Stute hat den Tod gefunden, indem sie, wie aus der Haltung der Leiche hervorgeht, sich mit dem Gesicht nach unten in die Wanne hineingelegt und den Kopf bis auf den Boden herabgedrückt hat. Die Tat wurde erst entdeckt, als der Monteur gegen 6 Uhr abends nach Hause kam und ihm nicht geöffnet wurde. Bei seinem Eintritt fand er zunächst seine Frau und seine Kinder nicht vor. Aus dem Um- stände, daß die Wohnung nicht aufgeräumt war, was bei der fehr sauberen und fleißigen Frau sonst nie vorgekommen ist, schöpfte er Verdacht. Er öffnete nun die Badestube und hier bot sich ihm ein furchtbarer Anblick, der den Monteur derartig angriff, daß er einen Augenblick ohnmächtig gegen die Tür taumelte. Dann aber alarmierte er die Hausbewohner, die sofort die Polizei und einen Arzt benachrichtigten. Leider erwiesen sich alle Wiederbelebungsversuche als erfolglos, da der Tod der Kinder als auch der Mutter bereits seit etwa zehn Stunden eingetreten war. Die Vermutung, daß die Frau sich vergiftet habe, bestätigt sich nicht, Frau Stute ist ebenso wie ihre Kinder im Wasser erstickt. An ihre älteste Tochter Irma, die sich, wie bemerkt, zurzeit in Wildungen bei Verwandten be« findet, hat die Montcursfrau einen Zettel mit den Worten: „Liebe Tochter, verzeihe Deiner Mutter", zurückgelassen. Die drei Leichen wurden polizeilich beschlagnahmt und nach dem Schauhause übergeführt. Stute ist infolge der seelischen Erregung über die furchtbare Tat seiner Frau, für die er keine Erklärung findet, erlrankt. Ter verschwindende Nikolassee . In einem Zeitalter, wo man auf die Erhaltung der Naturschönhciten aus berechtigten Gründen so hervorragend Bedacht nimmt, mutet es wie an der Natur ver- übter Vandalismus an, wenn einer Landschaft die Schönheit geraubt wird, die sie zum Schmuckkästchen machte. Ein solches Ge- schick scheint dem Nikolassee bevorzustehen. Was war das einst für ein lieblicher Fleck Erde , so lange sich nicht an seinem Ufer die Bauspekulation festgesetzt hatte. Er gehörte, vielleicht eines der kleinsten unter den märkischen Seeaugen, zu den anmutigsten. Vor wenigen Jahren hat man ihm aber im wahrsten Wortsinn das Wasser abgegraben. Er mußte wie so mancher unter seinesgleichen sich für den Durst der Großstadt zur Ader lassen. Die Charlotten- burger Wasserwerke, die leider ohne jeglichen Protest von einfluß- reicher Seite, rund um den See ihre Tiefbrunnen anlegten, haben dem kleinen zuflußlosen Gewässer den Inhalt abgezogen und aus dem See, auf dem vor wenigen Jahren noch ein Schwanenpaar nistete, in dessen Uferröhricht Wildenten, Rohrdrommcl und Lietzen hausten, ist ein Tümpel geworden, dem Mensch und Tier aus dem Wege gehen. Nur ein„blutleeres" Wasserauge blickt wehmütig aus der Mitte und täglich werden seine Ränder breiter und schwärzer. Gar schlimm ergeht es jetzt dem Nikolassee . Im offenen Viereck ist quer über ihn ein Sanddamm aufgeschüttet, von dem aus die Zuschüttung des vertrocknenden Wassers fortgc- setzt wird. Zwei Feldbahnzüge schaffen die Sand- und Erdmassen zu den Dammwänden und allmählich verwandelt sich das einst- malige Seegestade in eine gelbe Sandfläche, auf der später, wenn sich das Einschüttungsmaterial gesackt hat, Häuser erstehen sollen. Zoll um Zoll von dem so viel bewunderten Nikolassee geht Tag um Tag verloren und in kurzer Frist ist dieser landschaftliche Edel- stein verloren. Was nützen da die landschaftlichen Schutzgesetze, wenn auf diese Weise der Gegend ein Edelstein aus der Krone ge- brachen wird, der ihr den Namen gab und ihr erst Schönheit ver- lieh? Soldaten an der Ruhr erkrankt. Amtlich wird gemeldet: Be* der 2. Gardeinfanteriebrigade, die sich zurzeit auf dem Truppen« Übungsplätze Döberitz befindet, sind in den letzten Tagen mehrere Fälle von Ruhr festgestellt. Heber die Ansteckungsquelle schweben noch Untersuchungen, doch ist, da die hygienischen Verhältnisse des Lagers ein- wandfrei sind, mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Einschleppnng der Krankheit durch eingezogene Mannschaften deS Beurlaubten- standeS erfolgt ist. DaS Generalkommando deS GardckorpS hat vorläufig das Lager Döberitz gesperrt und die sonstigen Maßnahmen getroffen, um einer Weiterverbreitung der Krankheit vorzubeugen und für die erkrankten Mannschaften die nötige Behandlung und Pflege sicherzustellen; das Befinden der bisher erkrankten Leute gibt vorläufig zu keiner Besorgnis Veranlassung. Eine Gefühlsroheit leistet sich der.Badische Beobachter' in Sonnabendnummer, wo er über den Unfall des Reichstags- abgeordneten Genossen Zubeil.berichtete". Genosse Zubeil wurde bekanntlich am letzten Donnerstag, als er die Straße über- schreiten wollte, von einem Straßenbahnwagen erfaßt und zu Boden geschleudert. Zubeil zog sich zwar keine äußeren Verletzungen zu, klagte jedoch über heftige innere Schmerzen. Er wurde zunächst nach dem Garnisonlazarett II in Tempelhof und später mit einem Kranken- wagen nach seiner Wohnung gebracht. Diese Situation eines ver- unglücktcn 63jährigcn Mannes benutzt das genannte Blatt zu folgen- der hämischen und schadenfrohen Bemerkung:„Die Verletzung ist nicht schmerzhaft, wohl aber ist für Zubeil schmerzhaft, daß er gerade zuerst in ein Garnisonlazarctt gebracht worden ist— er, der Anti- Militarist." Und dieses Blatt wird von einem Geistlichen redigiert. Beim Baden von einer Schiffsschraube erfaßt. Ein schreck- licher Unglücksfall ereignete sichjin Freibad Müggelsee. Der Kauf- mann Thielemann aus der Görlitzer Straße in Berlin war tief in den See hineingeschwommen und unvorsichtigerweise wagte er sich zu nahe an einen vorüberfahrenden Schraubcndampfer heran. Der rechte Oberschenkel des Schwimmers wurde von der Schraube erfaßt und fast vollständig zermalmt. T. besaß noch die Kraft, bis zum Ufer zurückzuschwimmen, wo er dann besinnungslos zu- samnmenbrach. Auf Anordnung eines hinzugerufenen Arztes wurde der Schwerverletzte nach der hiesigen Klinik überführt. Ein bedauerlicher Unfall hat sich gestern in der Geschäftsbücher- fabrik in der Willdcnowstraße zugetragen. Dort war ein junger Mann mit dem Auflegen des Riemens auf die Transmissionswelle beschäftigt. Dabei wurde er von der Transmission erfaßt und ihm buchstäblich ein Arm herausgerissen. Der Bedauernswerte mußte sofort unter gräßlichen Schmerzen nach einem Krankenhause geschafft werden. Ueber die verhängnisvollen Folgen der enormen Hitze a» den beiden letzten Tagen gehen uns noch eine ganze Reihe von Nach- richten zu. So wurden auf den Feldern in der Umgebung Berlins zahllose Strohmieten durch Selbstentzündung in Brand gesetzt und vollständig eingeäschert.— Auch Waldbrände, die teilweise durch Selbstentzündung hervorgerufen wurden, haben in den Forsten an der Nordbahn erhebliche Schäden in den Baumbeständen verursacht. Zahlreiche Feuersbrünste wurden in der Umgebung von Landsberg a. W. hervorgerufen. In den Ortschaften Kladow , Altensorgc, Kernein, Lorenzdorf, Eulam und Neu-2llvensleben wurden Gehöfte und größere Güter durch Blitzschlag in Brand ge- setzt und teilweise total eingeäschert.— Vom Blitz erschlagen wurden in der weiteren Umgebung von Berlin nicht weniger als fünf Personen. In Danewitz bei Eberswalde erschlug der Blitz die vierzehnjährige Tochter des Gutsbesitzers Badow . Das junge Mädchen war neben der Mutter hergegangen, als es plötzlich durch einen Blitzstrahl niedergestreckt wurde und auf der Stelle tot war. Das Schulhaus in Falkenberg bei Fürstenwalde wurde vom Blitz getroffen und brannte bis auf die Grundmauern ab. Opfer des Hitzschlages. Der Arbeiter Emil Wrensch anS der Sickingenstr. 2 war Montagmorgen auf dem Hof des HauseS Lands- berger Allee 154/155 beschäftigt. Kurz vor 9 Uhr brach er, vom Hitzschlag getroffen, plötzlich zusammen. Seine Arbeitsgenossen brachten ihn noch nach dem Krankenhause am Friedrichshain , er starb aber auf dem Wege dorthin in der Droschke. — Ein 44 Jahre alter Arbeiter Joseph CzeSnat, der sich ohne Wohnung hier aufhielt, wurde um 8*/z Uhr vor dem Hause Weberstr. 22 besinnungslos auf« gefunden und starb ebenfalls auf dem Wege nach dem Krankenhause. — Tot aufgefunden wurde in der Fröbclstraße ein ebenfalls wohnungsloser Mann namens Wilhelm Thiel, 1376 geboren. Der Arzt des städtischen Obdachs konnte nur noch feststellen, daß er be- reitS tot war. Vom Unglück verfolgt hat der 63 Jahre alte Arbeiter Karl Dienel aus der Wriezener Str. 9 Hand an sich gelegt. Diene! war früher bei den Steinsetzern beschäftigt und verlor durch einen Splitter, der hinein flog, ein Auge. Vor zwei Jahren wurde er auf der Straße von einem Wäschewagen überfahren. Diese Unfälle nahmen ihn so mit, daß er seit Mai vorigen Jahres nicht mehr arbeiten konnte, nachdem er bis dahin noch als Bauwächter sein Brot verdient hatte. Zu diesem persönlichen Mißgeschick kamen noch ständige Krankheiten in der Familie. Das vcranlaßte ihn schließlich, Hand an sich zu legen. Er erhängte sich auf dem Grund- stück Wriezener Str. 19/11. Die wilde Jagd nach zwei weiblichen Räubern rief w später Abendstunde in der Friedrichstadt Aufsehen hervor. Ein vorüber- gehend in Berlin weilender Kaufmann hatte in einem Hotel in der Charlottenstraße Wohnung genommen. Auf einem Spazier- gang durch die angrenzenden Straßen machte er die Bekanntschast zweier hübscher jungen Mädchen und er gedachte, mit den beiden einen vergnügten Abend zu verleben. Später nahm er sie mit nach dem Hotel und hier verstanden es die holden Begleiterinnen in geschickter Weise dem Fremden die Geldtasche abzuknöpfen. Erst nachdem sich die Diebinnen wieder entfernt hatten, bemerkte der Bestohlene den Verlust. Schleunigst benachrichtigte er den Ge- schäftsführer und man rief nun einen Schutzmann herbei, mit dessen Unterstützung eine Jagd per Automobil nach den beiden Räuberinnen unternommen wurde. Die Frauenzimmer hatten sich aber bereits in Sicherheit gebracht. Zweifellos handelt es sich um zwei jener gefährlichen Elemente, die derartige Beraubungen ge- werbSmäßig betreiben. Feuer in der Friedrichstraße. Em gefährlicher Brand kam gestern nachmittag gegen 3 Uhr in der Fried richstr. 22 bei der Bios- cope Theatergesellschaft m. b. H. zum Ausbruch. Die Firma hat ihre Geschäftsräume mit der Deutscheu VitaS- cope-Gesellschaft m. ß. H. zusammen im vierten Stock des Vorderhauses. Während das Bureaupersonal noch Mittagspause machte, entstand auf bisher unaufgeklärte Weise in den verschlossenen Räumen Feuer. Da hier Celluloid und FilmS lagerten, griffen die Flammen mit rapider Schnelligkeit um sich, so daß nach wenigen Minuten die Bureauräume vollständig brannten. Die Gefahr wurde von der Straße aus bemerkt, als die durch die Hitze geplatzten Fensterscheiben auf den Fahrdamm hinab- stürzten. Da das Feuer sehr bedrohlich aussah und auch den Dachstuhl erfaßte, wurde die Feuerwehr von mehreren Seiten auS alarmiert. In kurzer Aufeinanderfolge trafen sechs Löschzüge auf der Brandstelle ein. Der Löschangriff erfolgte über eine mechanische Leiter und die Treppen mit vier Schlauchleitungen. Beim Vordringen gegen den Brandherd verunglückten drei Feuer- wehrleule. Der Feuerwehrmann Heppner durchschnitt sich die Puls- ader am linken Arm und mußte nach dem Urbankrankenhaus ge- schafft werden. Oberfeuermann Baumgart und Feuermann Krage erkrankten unter der Einwirkung des Rauches und der Hitze, so daß sie gleichfalls von der Brandstelle fortgebracht werden mußten. Die Ablöschung des BrandeS war in einer halben Stunde beendet- Während des Brandes war der Verkehr in diesem Teil der Friedrich- straße gesperrt. Neben dem Celluloid- und FilmSlag« der Firma ist auch das Dachgeschoß teilweise zerstört. Zur selben Zeit herrschte auch in Stralau ein Großfeuer. Dort brannten in der Barfeldstraße neben der Berliner Jute» Spinnerei und Weberei Kohlen und Teer auf einem Lager- platz und einige kleine Holzschuppen. Da die Jute- Spinnerei durch die Flammen stark gefährdet war, wurde neben der OrtSwchr auch ein Löschzug der Berliner Feuerwehr herbeigerufen. Die Berliner Wehr griff mit ein. wodurch es gelang, die Spinnerei zu schützen. Die vollständige Ablöschung deS Brandes zog sich mehrere Stunden hin. Die Ursache des FeucrS ist nicht ermittelt. Unfälle sind bei den Löscharbeiten hier nicht vorgekommen. Vermischtes. Seit dem 22. 6. er. wird vermißt der Arbeits- bursche Otto Winkler , am 20. 9. 96 zu Rummelsburg geboren, zn- letzt Wilhelmshavener Straße 8, bei den Elten,, wohnhaft gewesen. Er ist 1,20 m groß und schwächlich, hat schwarzes Haar, blasses. hageres Gesicht, dunkelbraune Augen, vollständige Zähne und Ope-
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