Jfi Düsseldorf. In die Parle? frol Rudolf Polornh unler dem Sozialistengesetz im Jahre 1387 in Gelsenlirchen ein und seine rührige Tätigkeit für die Partei, später auch für die Gewerkschaft, ist älteren Parteigenossen noch in lebhafter Erinnerung. Auch als er aus Gesundheitsrücksichten 1895 zum Eisenbahndienst überging, blieb er mit den alten Pionieren der Parteibewegung im Ruhr- decken in ständiger Fühlung, wenn er auch infolge seiner neuen Stellung keine Parteiagitatwn mehr entfalten konnte. Doch fein Verhältnis zu den Parteifreunden genügte, daß sich im vergangenen Jahr ein Denunziant fand, und Polornh infolge dieser Denunziation von Wanne nach Burlo an der holländischen Grenze straf- versetzt wurde mit einer Gehaltsreduktion von 80 Pf. täglich. Auf Beschwerde hin wurde ihm seitens der königl. Eisenbohndirektion folgendes geantwortet; Essen, den 25. Juni 1910. Ihrem an die Betriebs-Jnspektion 4, Essen, gerichteten, an uns zur Entscheidung vorgelegten. Antrage auf Fortgewährung des früher in Wanne bezogenen Lohnsatzes kann nicht entsprochen werden. Ihre Ueberweisung nach Burlo ist erfolgt, weil Sie auf Grund gegen Sie erhobener Beschuldigungen und der sich daran anschließenden Erhebungen dringend verdächtig sind, sich in Wanne von ordnungsfeindlichen Bestrebungen nicht fernge- halten zu haben. Wenn wir von Ergreifung der strengsten Maß- regeln gegen Sie Abstand genommen haben und Ihnen durch Ihre Versetzung in neue Verhältnisse Gelegenheit gegeben, sich dort von dem auf Ihnen ruhenden Verdacht zu befreien, so ist dies nur mit Rücksicht auf Ihre bisherige einwandfreie Dienst- führung geschehen. Sie erholten in Burlo den für die dortige Dienststelle vorgesehenen Höchstlohn für HilfSweichenstelleu. Ueber diesen hinauszugehen, kann nach Lage der Sache nicht in Frage kommen. (Folgen Unterschriften.) In Burlo brach die Gesundheit PokornhS zusammen. Die schlechten Wohnungsvcrhältnisse und die Strafversetzung brachten P. soweit, daß er sich für fünf Monate ins Krankenhaus zu Borken begeben mußte und hier wochenlang in Lebensgefahr schwebte. Noch nicht von seiner Krankheit genesen, wurde er nach Wesel versetzt. Polornh verlangte leichteren Dienst, aber man stellte ihn an Posten, denen er nicht mehr gewachsen war. Er mußte feiern. Ein Arzt schrieb ihn gesund, der andere krank. Auch ein infolge der letzten Krankheit gestelltes Unterstützungsgesuch hatte keinen Erfolg. So kam es, daß er seinem Leben ein Ende machte. In einem Brief an seinen Bruder hat er die Gründe noch einmal dargelegt, die ihn zu seinem Vorhaben gezwungen haben. En gl an ä. Ein Hetzblatt am Pranger. Die herrschenden Zwiste zwischen der konservativen Mehrheit und der konservativen Minderheit tragen nicht wenig dazu bei, die Oeffentlichkeit zu erheitern und zu belehren. Die wichtigsten konservativen TagcSblätter halten eS mit Balfour und Lansdowne. In der Mehrheit der Partei befindet sich auch die berüchtigte »Daily Mail', die nach einigem Schwanken sich unverzüglich der Hauptarmee anschloß, als fie mit Sicherbeit erfuhr, woher Barthel den Most holt. Unter der streitlustigen Minderheit befinden sich jedoch einige junge Parlamentarier, die, obwohl sie gute Ehristen sein wollen, einen Backenstreich gleich mit zwei Fußtritten quittieren. Von dieser Sorte ist Herr Smith. Durch die Angriffe der.Daily Mail' gereizt, antwortete er ihr in einer Rede wie solgt:.Da ich von Natur ein Mensch bin, den die öffentliche Kritik sehr aufregt, so hat mir der Kampf viel Schmerzen verursacht. Sie können sich denken. daß sich diese Schmerzen in nicht geringem Grade vermehrten, als ich gewahr wurde, daß ich mich in der gegenwärtigen Krise auch im Wider» «fpruch mit der.Daily Mail' befand. sGelächter.) Ich kann wirk» lich nicht umhin, zu glauben, daß die« eine etwas unglückliche Sache ist, da ich stets einer der loyalsten Leser des Blatte» gewesen bin. Ich entsinne mich, wie die»Daily Mail' vor einigen Jahren, als Herr Chamberlain seine Vorschläge zur Tarisreform machte, schrieb, daß sie mit den Vorschlägen nicht einverstanden sei, da diese einer Magensteuer gleickitämen. Nun, da ich zu der Zeit noch sehr jung und einfältig war. glaubte ich, daß das richtig fein müsse.(Gelächter.) Einige Tage später öffnete ich die .Daily Mail' und laS:»Herr ChamlainS großer Feldzug. Triumph der Tarifreform. Die Kornsteuern find nötig, um daS Reich zu» sammenzuschmieden.'(Gelächter.) Nunwohl, ich bin wie die.Daily Mail' immer der Ueberzeuaung zugänglich gewesen.(Gelächter.) Ich sagte daher: Gewiß, sie hat recht, und verbrachte 4— 6 Jahr meine« LebenS damit, der»Daily Mail' in dieser Frage beizustehen. Nun öffnete ich die»Daily Mail' vor etwa drei Monaten und laS den Leitartikel, in dem c« hieß:.Die Tarifreform ist tot.'(Gelächter.) stehen wir?(Gelächter.) Ich kann Sie nur mit den Worten des amerikanischen Humoristen fragen: Sind die Dinge, wa« sie scheinen, oder gehen Visionen um?(Lauteö Gelächter.) Niemand hat dem Blatte treuer gefolgt als ich. Als es mir sagte:»Kaufe keine Seife vom Seifentrust', da habe ich keine gekaust.(Laute« Gelächter.) Ich verstehe und bewundere sogar seinen Wunsch, eine alte AdelSwürde vor der Befleckung zu be- wahren.' Die»alte AdelSwürde' ist die de» Lord Northcliffe , de» Eigen» tümerS der»Daily Mail', der im Jahre 1905 ins Oberhaus be- fördert wurde. Sein Familienname ist Harmsworth, und er und feine Verwandten sind zweifellos die größten ZeitungSbesitzcr in Großbritannien . Ucberall sind sie dabei; konservative wie liberale Blätter find ihnen Untertan; wenn nach dem imperialistischen Grund» satz der Handel der Flagge solgt, so folgt bei ihnen die Flagge dem Handel. Sie nehmen da« Geld, wo fie e« kriegen können. DaS ist nun zwar schon seit langen Jahren bekannt, aber e» ist doch inter- essanr. von einem Parteigänger deS»Daily Mail' den Charakter des Hetzblattes bestätigt zu finden._ Berdiente Abfuhr eines österreichischen Schwätzers. Hondon, 7. August. Unterhaus. Hunt stogte an. ob e« SSquith bekannt geworden sei, daß der Präsident deS neugewählten österreichischen Parlament«(siehe Nr. 181 de«»Vorwärts' unter Oesterreich ) seinen Landsleuten geraten habe, sich mit Italien und Frankreich zu verbinden, um England« Macht zu brechen, und ob er es für ratsam halte, die sofortige Einberufung einer neuen Friedenskonferenz zu verlangen, um die Grundsätze des Friedens den kriegSti sligcn Regierenden dieser stiedliebenden Nationen ein- zuprägen. G r e y erwiderte: Ich habe einen Bericht über die Rede gesehen, und wenn der Bericht richtig ist. so war der Redner sehr schlecht unterrichtet. Aber e« nicht beabsichtigt, die Einberufung einer Konferenz zu fordern als Folge solcher Reden, denn fönst würden wir nie ohne Konferenzen sein.(Heiterkeit.) Eine konservative Attacke gegen die Regierung. London , 7. August. Unterhaus. In Erwiderung auf eine Anfrage BalfourS betreffend den Zeitpunkt, zu welchem an die Krone das Ersuchen gestellt worden sei, neue PeerS zu er» nennen, erklärte Premierminister Asquith . dieses Ersuchen sei gestellt und angenommen worden, nachdem die LordS ihre Amen- dementS zu der Parlamentsbill eingebracht hätten. ES hätten vor- läufige Verhandlungen vertraulichen Charakters zwischen dem König und den Ministcrn stattgefunden, und er werde im Laufe der Debatte über diese etwas mitteilen. Balfour beantragte hierauf«in Tadelsvotum und erklärte, die Minister hätten ihre Rechte als Berater der Krone gröblich mißbraucht und durch den Mißbrauch dieser Rechte sich über die KonstikuKon gestellt. Ihr Vorgehen sei ohne Beispiel, und sie hätten diesen Weg einge- schlagen nicht unter dem Zwang eines großen, überwältigenden Drucks der öffentlichen Meinung, sondern um eine parlamentarische Abmachung zwischen den sie unterstützenden Parteien durchzuführen und zu dem Zweck, das Volk daran zu hindern, seine Meinung über Homerule zu äußern. Balfour berührte im weiteren Verlauf seiner Rede die Mei- nungSverschiedenheiten in der unionistischen Partei. Er erklärte. er stimme mit der Ansicht einiger Unionistcn. daß sie gegen die Parlamentsbill dadurch kämpften, daß sie die Regierung zwängen. die Prärogative der Krone bis zur äußersten Grenze zu miß- brauchen, nicht überein. Dieser Mißbrauch sei im wesentlichen bereits vollendete Tatsache, und die englischen Staatscinrichtungen seien gänzlich aus den Fugen. Trotz dieser Meinungsverschieden- heiten unter den llnionisten dürften diejenigen, welche die Re» gierung unterstützen, nicht glauben, daß sie aus diesem Zwiespalt irgendeinen großen Vorteil für sich einheimsen würden.(Beifall bei der Opposition.) Sobald diese in zweiter Linie stehenden Streitpunkte aus dem Wege geschafft seien, würde sich nicht nur jeder Unionist im Königreich, sondern weite Schichten deS Bürgertums. die an den politischen Streitfragen bisher keinen großen An- teil genommen hätten, vergegenwärtigen, daß auf Anraten von Asquith die Prärogative der Krone so gröblich mißbraucht worden sei, daß eine Fortsetzung des zurzeit bestehenden Zustandes un- möglich sei.(Beifall bei der Opposition.) Asquith erklärte, der Rat fei der Krone gegeben und von ihr angenommen worden im Hinblick auf die gegenwärtige Lage. Nachdem Asquith auseinander gesetzt hatte, daß ep auf d«S König? dringenden Wunsch die Mitteilungen, die bisher vom König und Ministern vertraulich behandelt worden feien, bekanntgeben könne. erklärte er, daß nach dem Scheitern der Konferenz das Kabinett sich über die Auflösung des Parlaments schlüssig ge- macht, aber den König benachrichtigt habe, daß es nicht die Ver- antwortung übernehmen könnte, eine Auflösung anzuraten, wenn es nicht wüßte, daß, im Fall die Regirrungspolitik von einer angemessenen Mehrheit des Unterhauses gebilligt würde, der König bereit sei, seine Prärogative auszuüben, um die Sicherheit zu gewähren, daß die Entscheidung über das Endergebnis dem Lande anheimgegeben werde. Die Minister hätten auch dem König mit» geteilt, daß fie sich völlig der Wichtigkeit bewußt seien, den Namen des Königs aus dem Parteistreit zu lassen, und die Zu st im- m u n g des Königs erbeten, im Staatsinteresse Mitteilungen über die Absichten der Krone erst zu veröffentlichen, sofern und sobald sich die Notwendigkeit zu einem solchen Rat ergebe. Der König sei nach sorgfältiger Erwägung aller Umstände zu dem Schluß ge- kommen, daß er keine andere Wabl hab«, als dem Rat des Kabinetts zuzustimmen, und demgemäß habe er(Asquith ), am 18. November 1910 die Auflösung des Unterhauses ver» kündet. Er stellte in Abrede, daß die bestehende vertrauliche Abmachung zwischen dem Souverän und den Ministcrn eine Un» Wahrhaftigkeit in die nachfolgende Diskussion der Bill hin» eingebracht hätte. Htaieriltt. Der französisch-englisch-amerikanische SchiedSgerichtSvertrag. Washington , 5. August. Der Senat hat den Text der Schiedsgerichtsverträge mit England und Frankreich berannt- gegeben. Der Senat ist mit der Veröffentlichung der Schiedsge- richtsverträge, die er vor der Beratung über diese Verträge vornahm, von dem gewöhnlich befolgten Wege abgewichen. Dies ist auf Ersuchen der Regierung in der Abficht geschehen, den Verträgen die weiteste Berücksichtigung von feiten der Presse und der öffentlichen Meinung angcdeihen zu lassen, um dem Senat auf diese Weise die Kenntnis der wirklichen An» fchauungen des Landes zu erleichtern, die als Basis für seine Beratungen dienen werden. Der Inhalt beider Verträge ist identisch, nur die Einleitungen weisen einen kleinen Unter- schied auf. Die Einleitung des Vertrages mit England hebt den Wunsch der vertragschließenden Parteien hervor» das zwischen beiden Nationen seit 1814 bestehende friedliche Ein- vernehmen, welches durch die im letzten Jahre erfolgte Lösung der schwebenden Streitfragen so sehr gestärkt worden sei, daß gegenwärtig zum ersten Mal keine wichtigen Meinungsver- schiedenheiten zwischen beiden Nationen beständen, dauernd zu gestalten. Beide Länder hätten beschlossen, daß künftig keine Meinungsverschiedenheit mehr Anlaß zu Feindselig- leiten zwischen ihnen geben oder ihre guten und frcundschaft- lichen Beziehungen stören solle. Der Vertrag enthält sieben Artikel, die mit dem AuL- tausch der Ratifikationen in Kraft treten. Er kann mit zwei- jähriger Frist gekündigt werden. Durch Artikel 1 werden Streitfragen zwischen den vertragschließenden Parteien dem Haager oder einem anderen durch ein besonderes Abkommen zu bestimmenden Schiedsgericht unterbreitet. England behält sich, bevor es ein besonderes Abkommen trifft, das Recht vor. in allen Angelegenheiten, wclck)e die Interessen seiner Dominien mit Selbstverwaltung berühren, die Zustimmung des in Frage kommenden Dominions einzuholen. Artikel 2 sieht die Bildung einer gemeinsamen Kommission vor, die auf Ersuchen einer Partei sich mit jeder Streitfrage befassen wird, che sie dem Schiedsgericht unterbreitet wird. Artikel 3 be- stimmt, die Beschlüsse der Kommission sollen in keiner Weise den Charakter eines Schiedsspruchs haben. Die Kommission soll nur entscheiden, ob die Streitfrage einem Schiedsgericht zu unterbreiten ist. Artikel 6 dieses Vertrages setzt den Ver- trag von 1908 außer Kraft, berührt aber in keiner Weise den Vertrag von 1999 betreffend die Beilegung von Streitfragen zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada . Uns der Partei. Die Berliner Parteiorganisationen. Die Parteileitung von Groß-Berlin macht folgende Angaben über den Stand der Berliner Mitgliedschaften: Es ist also«in WockiStum von 5S49 männlichen und 4131 tveib- lichen. zusammen von 9880 Mitgliedern zu verzeichnen. Die Berliner Parteileitung bemerkt zu dieser Statistik: »So erfreulich diese Steigerungen an und für sich find, so können wir uns doch einer gewissen Unzufriedenheit nicht erwehren. Der Jahresbericht der Berliner Gewerksck>aftslommisfion für 1910 weist 237 803 männliche und 23 526 weibliche, zusammen 261 329 GewerkichastSangehörige auf. Berücksichtigen wir, daß unter unseren 111000 Mitgliedern noch zirka 10 bis 12 Proz. selbständige Ge- sckäftsleute enthalten sind, so ergibt sich daS bedauerliche Fazit: die größere Hälfte der klassenbewußten Arbeiterschaft steht der politischen Organisanon leider noch fern.' AuS der Stuttgarter Parteibewegnng. Am Freitag fand in Stuttgart eine Mitgliederverfamm- lung des Sozialdemokratischen Vereins Stuttgart statt, in der ver- schiedcnc wichtige Beschlüsse gefaßt wurden. Nach einem Referate des Genossen West meyer über:„Rechte und Pflichten der Ver- trauensleute der Parteigenossen' wurde folgende Resolution gegen wenige Stimmen angenommen: „Die Versammlung spricht aus, daß an dem statutarischen Recht der Vertrauensleute, wie es bisher geübt wurde, nicht ge- rüttelt werden darf. Die Vertrauensleute sind vollberechtigte Mitglieder der Bezirksausschüsse. Die Gesamtausschüsse sind bei organisatorischen und agitatorischen Angelegenheiten sowie zur Vorberatung wichtiger Parteiangelcgenheiten zu gemeinsamen Sitzungen mit der Parteileitung zusammenzuberufen.' Genossin Dunker referierte über den BildungSauS- s ch u ß, dessen Organisation und Tätigkeit vor einiger Zeit vom Stuttgarter Gcwerljchaftskartell angegriffen worden war. Fol- gende von der Referentin vorgelegte Resolution wurde gegen neun Stimmen angenommen: „Die Mitgliederversammlung hält das Statut de? BildungS- auSfchuffes für durchaus zweckentsprechend und zeitgemäß. Ein Anlaß zur Acnderung liegt nicht vor, insbesondere liegt lein Grund vor, die Jugendorganisation aus dem BildungSausschuß auszuschließen. Die Versammlung hält ferner den Entwurf deS diesjährigen Winterprogramms für eine geeignete Grundlage der weiteren Tätigkeit des Bildungsausschusses.' Es folgte sodann ein Referat des Genossen Manz über die Pgrteipresse. Nach längerer Diskussion wurde folgende Resolution gegen 19 Stimmen angenommen: »Die Parteiversammlung billigt die Schritte, welche die Partei- leitung im Eintxrständnis mit dem Städtischen Komitee und den Vertrauensleuten eingeleitet hat, um den organisierten Genossen von Groh-Stuttgart den ihnen gebührenden Einfluß auf die vrin- zipielle und taktische Haltung der„Tagwacht' wie auf die An- stellung, Besoldung und Entlassung der Redakteure und de« kauf- männischen Personals zu sichern. Das Mittel hierzu erblickt sie in der Einrichtung einer Preß- kommission, bestehend aus neun Mitgliedern, wovon drei gemein- sam vom Landcsvorstand und LandeSausschutz und sechs gemein- fam von den Parteimitgliedschaften Groß-Stuttgarts bestimmt werden. Die Versammlung beauftragt die Parteileitung, an den Landesvorstand und Ausschutz heranzutreten, um gemeinsam mit diesen beiden Körperschaften die sachgemäße Erledigung des Rechtsanspruches der Genoffen Groß-Stuttgarts durch die nächste Landesversammlung vorzubereiten. Außerdem gelangte in der Versammlung die Teilnahme dreier sozialdemokratischer LandtagSabge» ordneten an dem parlamentarischen Essen de« Mini st erPräsidenten zur Sprache. Die Versammlung nahm gegen 15 Stimmen folgende Resolution an: „Die Partciversammlnng spricht ihre Entrüstung über die Teilnahme der Abgeordneten Hildenbrand, Feuerstein und Dr. Lindemann am letzten Ministeressen au«.' Ueber daS Ministeressen bringt unser Goeppinger Parteihkass, die»Kr e ie V o l t S z e i t u n g". noch folgende Mitteilung: Wie die»Württemberger Zeitung' meldet, nghmen an dem puclamcn- tarischen Essen letzten Mittwoch abend beim Ministerpräsidenten und Minister des Aeußcren von Weizsäcker die Genossen Feuerstein, Hildenbrand und Dr. Lindemann teil. Die Kundgabe dieser Tatsache in der gestrigen Stuttgarter Parteiversammlung in Verbindung mit der anderen Tatsache, daß kurz zuvor dieselben Abgeordneten von demselben Herrn v. Weiz - säcker unter dem unbändigen Gelächter sämtlicher bürgerlichen Fraktionen mit einer höhnischen Handbewegung abge- fertigt worden waren, als sie im Auftrage der Arbeitertlasse Rechen- schaft heischten für das einen Weltkrieg heraufzubeschwören drohende Märokko-Abenteuer— dieie Kundgebung ließ einen sesfellofen, überwältigenden Sturm der Ent» rüstung durch den Saal brausen. Genosse Hildenbrand war amvesend. Aufgefordert zu sprechen, verteidigte er sein Verhalten. Auf die Verteidigungsrede de« Genossen Hildenbrand hin hielt die Versammlung jede Antwort für überflüssig, schloß die Debatte und nahm die oben mitgeteilte Resolution an. Gründung eines BezirlSbildungSauSschusseS für die Provinz Brandenburg . In einer am Sonntag unter Vorsitz des Genossen Wel» im Berliner Gewerkschaftshause von 33 Teilnehmern abgehaltenen Sitzung der Zentralvorstände und Bildungsausschüsse der Provinz Brandenburg wurde nach einem einleitenden Referat des Genossen Piek(der als Sekretär des ZentralbildungSausschusseS anstelle des erkrankten Genossen Mehring sprach) folgendes Regulativ für den BildungSausschuß der Provinz Brandenburg einstimmig an» genommen: Der BezirkSbildungSauSschutz besteht aus 6 Mitgliedern, von denen 3 von den gewerkschaftlichen Gauleitern und 3 von den Per- tretern der sozialdemokratischen Parteiorganisation gewählt werden. Der BezirkSbildungSauSschutz hat seinen Sitz in Berlin . Als Geschäftsstelle fungiert das Parteisekretariat für die Provinz Brandenburg . Das Geschäftsjahr beginnt mit dem L. Juli und endet am 30. Juni. Der BezirkSbildungSauSschutz hat in ständiger Zusammenarbeit mit den OrtS- und Wahlkreisbildungsausschüssen und dem Zentral- bildungSauSschuß(sowie den Gewerkschaften und Ort», und KreiS. wahlvereinen) die Förderung der gemeinsamen Bildungsaufgaben für die Provinz zu übernehmen. Er hat insbesondere geeignete Kräfte für wissenschaftliche Einzclvorträge und Vortragskurse und künstlerische Veranstaltungen zu vermitteln. Die Geldmittel für die Veranstaltungen haben die BildungLauSschüsse selbst aufzu- bringen. Gegen Schluß deS Geschäftejahres findet eine Konferenz von Vertretern der OrtS» und KreiSbildungSauSschüssc und der gewerk- schaftlichen Gauleiter statt, die den Bericht deS BezirktbildunaS- auSschusseS über feine Tätigkeit entgegennimmt und die gemein- same Arbeit für das nächste Geschäftsjahr berät. Die Geschäfts- stelle hat vorher durch Umfrage das Bedürfnis nach Rednern und künstlerischen Kräften festzustellen und danach einen provisorischen Arbeitsplan der Konferenz vorzulegen. Die Kosten für ihre Vertreter tragen die beteiligten Korpo- rationen. An der Konferenz können auch Vertreter von Orten mit beratender Stimme teilnehmen, in denen noch keine BildungS- auSschüsse bestehen. Zur Geldmittelftage wurde auf eine Anftage noch erllärt. daß wie bisher von der ZentralbildungSstelle auf Befürwortung deS ProvinzialsekretariatS die Kosten der Veranstaltungen(Wander- kurse usw.) bis zur volle» Höhe de» Honorars ermäßigt werden können. In den neu gegründeten BezirkSbildungSauSschuß wurden ge- wählt die Genossen Wel S- Berlin, Ba ro n- Brandenburg a. H., Steinhagcn- Guben. Von der gewerkschaftlichen Gauleiter- konferenz sind die Berliner Genossen Stujche, Zernicke S i e r i n g als Mitglieder bestimmt worden
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