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Nr. 196. 28. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. wod, 23. Auguß 1911.

Die deutichen Gewerkschaften

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im Jahre 1910.

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Das Krisenjahr 1908 hatte für die Gewerkschaften die zwar erklärliche, aber doch recht unerfreuliche Folge, daß die Zahl ihrer Mitglieder soweit die der Generalfommission angeschlossenen Verbände in Frage kommen um 33 700 zurückging. Doch schon im Jahre 1909 war diese Krisenerscheinung soweit überwunden, daß man den wieder beginnenden Aufstieg deutlich erkennen konnte. Die Mitgliederzahl war gegen das Vorjahr um 936 gestiegen. Die Hoffnungen, welche an die Besserung der wirtschaftlichen Kon junktur in Verbindung mit der regen Agitationsarbeit der Gewerk­schaften geknüpft werden konnten, haben sich erfüllt. Die kürzlich erschienene Statistik der Generalfommission zeigt ein recht erfreuliches Bild von dem Wachstum der ihr angeschlosses nen Gewerkschaften. Deren Mitgliederzahl hat sich im Jahre 1910 gegen das Vorjahr um 184 631 vermehrt und damit die stattliche Zahl von 2017 298 Mitgliedern erreicht.

Wie dürftig nehmen sich dagegen die Zahlen der Hirsch Dunderschen Gewerkvereine und der christlichen Gewerkschaften aus. Die ersteren verfügten am Schluß des Jahres 1910 über einen Mitgliederbestand von 122 571. Die freien Gewerkschaften haben also in einem Jahre weit mehr neue Mit glieder gewonnen, als wie die Gewerkvereine überhaupt ihr eigen nennen. Nicht viel besser steht es mit den christlichen Gewerk­schaften. Sie hatten am Schluß des Jahres 1910 insgesamt nur 295 129 Mitglieder. Die angeführten Zahlen reden eine deut­liche Sprache. Die deutschen Arbeiter haben längst erkannt, daß nur die freien Gewerkschaften als wirkliche Interessenvertretungen der Arbeiter angesehen werden können. Deshalb hat sich die Ar­beiterschaft, soweit sie den Wert der Organisation begriffen hat, den freien Gewerkschaften zugewandt und die Gewerkvereine sowie die christlichen Gewerkschaften führen ein bedeutungsloses Dasein, obgleich sie vielfach von Unternehmern und Behörden begünstigt werden, während man den freien Gewerkschaften alle möglichen Schwierigkeiten zu machen sucht. Also den freien Gewerkschaften gehört das Feld, wie die Zahlen beweisen.

fonnten.

Die Mitgliederzahl der der Generalfommission angeschlossenen Organisationen ist eigentlich noch um einige Tausend höher wie angegeben, denn in der Statistik ist der Verband der Landarbeiter mit 11 232 und der Verband der Hausangestellten mit 4901 Mit gliedern nicht aufgeführt, weil diese Organisationen sich nicht der felben Kampfmittel bedienen können wie die industriellen Ar. beter und deshalb nicht mit diesen in eine Reihe gestellt werden Die Zahl der Verbände, welche der Generalfommission angeschlossen sind, hat sich infolge einiger Verschmelzungen von 57 auf 53 vermindert. Diese 53 Verbände wiesen am Schluß des Jahres 1910 folgende Mitgliederzahlen auf: Metallarbeiter 415 863, Maurer 173 626, Fabritarbeiter 159 152, Holzarbeiter 158 767, Transportarbeiter 124 891, Berg­arbeiter 120 493, Tertilarbeiter 113 822, Bauhilfsarbeiter 61 867, Buchdrucker 60 923, Zimmerer 54 908, Maler 42 692, Schneider 42 152, Schuhmacher 39 954, Brauerei- und Mühlenarbeiter 37 075, Gemeindearbeiter 36 125, Tabatarbeiter 32 645, Buchbinder 26 934, Bäcker und Konditoren 21 944, Steinarbeiter 20 267, Maschinisten 19 560, Lithographen 17 215, Buchdruckereihilfsarbeiter 15 742, Schmiede 15 329, Glasarbeiter 14 830, Lederarbeiter 13 767, Bor­zellanarbeiter 12 418, Sattler   und Portefeuiller 12 121, Handlungs­gehilfen 11 523, Töpfer 11 385, Steinfeger 10 536, Gastwirtsgehilfen 10 320, Tapezierer 9116, Hutmacher 8975, Stuffateure 8310, Bött cher 7988, Dachdecker 6792, Gärtner 5561, Bureauangestellten 5556, Kupferschmiede 4482, Kürschner 4369, Glafer 4125, Schiffszimmerer 4070, Bildhauer 3676, Fleischer 3524, Zigarrenfortierer 3090, Lagerhalter 2393, Friseure 2090, Zivilmufifer 1858, Asphalteure 1006, folierer und Steinholzleger 852, Blumenarbeiter 825, Xylo­graphen 470 und Notenstecher 425.

In erheblichem Maße fonnten die industriell tätigen Frauen und Mädchen für die gewerkschaftliche Organisation gewonnen werden. Die Zahl der weiblichen Mitglieder ist nicht nur absolut, sondern auch im Verhältnis zur Zahl der männlichen Mitglieder gestiegen. Von den 2017 298 Mitgliedern sind 161 512 weibliche Mitglieder. Während 1909 ein Berlust von 4555 weiblichen Mitgliedern zu verzeichnen war, ist 1910 eine Zunahme von 27 624 oder 20,6 Proz. eingetreten. Die 161 512 weiblichen Mitglieder gehören folgenden Verbänden an: Textilarbeiter 39 524, Metallarbeiter 19 610, Fabritarbeiter 19 213, Tabatarbeiter 15 400, Buchbinder 12 308, Buchdruckereihilfsarbeiter 8965, Schneider 8060, Handlungsgehilfen

Kleines feuilleton.

6882, Schuhmacher 6443, Transportarbeiter 5321, Holzarbeiter 4354, Hutmacher 3584, Bäcker und Konditoren 2644, Kürschner 1413, Porzellanarbeiter 1313, Brauerei- und Mühlenarbeiter 913, Bigarrenfortierer 862, Gemeindearbeiter 861, Sattler   und Porte­feuiller 857, Lederarbeiter 854, Gastwirtsgehilfen 601, Glasarbeiter 573, Blumenarbeiter 333, Bureauangestellte 189, Lagerhalter 119, Tapezierer 116, Hafenarbeiter 60, Fleischer 48, Maler 39, Gärtner 37, Steinarbeiter 9, Schmiede 4, Glaser 2 und Friseure 1.

gegen beträgt die in derselben Zeit für Streits und Aussperrungen verwendete Summe nur 91 392 253 M.

Wie die Ausgaben für Unterstützungszwede erst in den letzten Jahren einen großen Umfang angenommen haben, so ist auch die Streitunterstüßung, zum Teil infolge der Aussperrungen, erst in den letzten Jahren gewaltig gestiegen. Bis zum Jahre 1903 stieg sie selten über 2 Millionen Mark pro Jahr. Im Jahre 1903 er­reichte sie die Höhe von 4% Millionen Mark und in den folgendent Jahren von 54, 9, 13%, 13, 5 und 7 Millionen Mark, um 1910 schließlich auf die gewaltige Summe von 19 603 000 M. an zuschwellen. Ein großer Teil dieser Summe entfällt auf die Aus­sperrungen der Bauarbeiter und der Werftarbeiter. Die Bauhilfs= arbeiter mußten 2112 000 M., die Maurer 5 403 000 m., die Bimmerer 1784 000 M. an Unterstützung zahlen, und im gleichen Verhältnis stehen die Ausgaben der anderen Organisationen des Baugewerbes. Die Metallarbeiter zahlten 3 763 000 m., die Holz­arbeiter 1317 000 M., die Schmiede 288 000 M. an Unterſtübungen. Das sind 17 667 000 m., welche diese Verbände zum größten Teil zur Unterstützung der Ausgesperrten aufwenden mußten.

Ein günstiges Bild geben auch die Finanzverhältnisse der Gewerkschaften. Bekanntlich verfolgen die Unter­nehmerverbände die Taktik, durch Massenaussperrungen die Kassen der Gewerkschaften soweit zu schwächen, daß die Arbeiterorgani­fationen fampfunfähig werden und sich den Bedingungen fügen müssen, welche die Unternehmer diktieren. Dieser saubere Plan wurde auch im Berichtsjahre auszuführen versucht. Es gab Aus­sperrungen der Bauarbeiter und der Werftarbeiter. Troßdem ist die Finanzkraft der Gewerkschaften nicht geschwächt worden, son­dern es ist sogar eine Stärkung derselben eingetreten. Die Ein­nahmen stiegen von 50 529 114 M. im Jahre 1909 auf 64 372 190 M. im Jahre 1910, der Kassenbestand von 43 480 932 m. auf 52 575 505 Alle diese Aussperrungen hatten keinen anderen Zweck als den: Mart. Pro Kopf der Mitglieder macht das Einnahme 31,91 M. Die Unternehmer wollten nach dem Rezept des Zentralverbandes und Vermögensbestand 26,06 M. Allerdings konnte dieses günstige deutscher Industrieller die Gewerkschaften vernichten. Das ist Resultat nicht erzielt werden, ohne wesentlich erhöhte Anforde- den Unternehmern natürlich nicht gelungen und wird ihnen nie rungen an die Mitglieder zu stellen. Aber, das ist gerade das er- gelingen, denn jeder Versuch, durch derartige Gewaltmittel die freulichste Ergebnis, das die Aussperrungsmanie der Unternehmer Arbeiterorganisationen lahmzulegen, schließt die Arbeiter nur noch gezeitigt hat: Erhöhte Opferwilligkeit der Gewerkschaftsmitglieder. fester zusammen, erhöht ihren Opfermut und stärkt dadurch die Es wurden im Berichtsjahre an Extrabeiträgen, die von den Widerstandskraft der Organisation. Die Unternehmer werden 3entralvorständen ausgeschrieben waren, nicht weniger als aber durch die Mißerfolge ihrer Massenaussperrungen noch nicht 4 388 431 m. und von arbeitenden Mitgliedern in Streiforten flug geworden sein. Sie werden ihre brutale Kampftattik aufs 521 879 M., zusammen fast 5 Millionen Mark gezahlt. neue versuchen. Aber anstatt das sehnlichst erstrebte Ziel zu ers Stlaffenbewußtsein stärken und so auf eine Macht stoßen, die, weil reichen, werden die Gewaltakte der Unternehmer die Arbeiter im in den wirtschaftlichen Verhältnissen wurzelnd, unüberwindlich ist.

infolge von Erhöhungen der Verbandsbeiträge. Die Einnahme an Auch die regelmäßigen Einnahmen der Gewerkschaften stiegen 48 357 229 M., während sich diese Einnahme im Jahre 1909 auf regelmäßigen Verbandsbeiträgen betrug im Berichtsjahre 41 679 466 m. belief. Außerdem wurden im Berichtsjahre ein­genommen an: Eintrittsgeldern 451 618 M., örtlichen Beiträgen 6 055 892 M., Zinsen 1 117 332 M. und sonstigen Einnahmen 3 479 809 M.; insgesamt mit den vorerwähnten Extrabeiträgen

64 372 190 M.

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12. Verbandstag der Böttcher.

Dresden  , 21. Auguft.

Der Verbandstag wurde heute vormittag im Volkshause er Diesen Einnahmen steht eine Gesamtausgabe von 57 926 566, Mark gegenüber. Hiervon kommen auf Streits im Beruf öffnet. Es sind 42 Delegierte, 2 Vorstandsmitglieder, 3 Gauleiter, 19 068 972 M., Streits in anderen Berufen und im Auslande ie ein Vertreter der Redaktion und des Ausschusses anwesend. Die 534 633 M., Gemaßregeltenunterstüßung 809 738 M., Rechtsschutz Generalfommission der Gewerkschaften vertritt Silberschmidt­330 322 M., Reiseunterstützung 1015 984 M., Umzugsunterstüßung Berlin  . Der Dänische Böttcherverband hat zwei Vorstands­316 452 M., Arbeitslosenunterstübung 6 075 522 M., Krantenunter- mitglieder als Gäste entsandt. stübung 9 028 693 M., Sterbegeld 884 012 M., Notfallunterstützung 548 567 M., Invalidenunterstüßung 504 771 M. Die Ausgabe für Reise- und Arbeitslosenunterstützung war im letzten Jahre ge­ringer als in den beiden Vorjahren. Immerhin wurden für Unter­stüßungen, die mehr oder weniger einen humanitären Charakter haben( Reise-, Umzugs-, Arbeitslosen-, Kranten-, Notfall-, Gemaß­regeltenunterstützung und Sterbegeld), 18 678 968 m. gegen 21 358 079 M. im Jahre 1909, 20 698 484 M. im Jahre 1908 und 13 275 400 M. im Jahre 1907 ausgegeben. In den vier Jahren wirtschaftlicher Depression mußten die Gewerkschaften für diese Unterstüßungszwede mehr als 74 000 000 M. ausgeben, während in den 16 Jahren von 1891 bis 1906 hierfür nur 46% Millionen Mark aufgewendet wurden. Allerdings sind die Unterstüßungseinrich tungen in den letzten Jahren wesentlich ausgebaut worden. Während 1900 von 58 Zentralverbänden nur 21 Arbeitslosenunter­stüßung zahlten, hatten 1910 von 53 Verbänden 41 diesen Unter­stüßungszweig eingeführt.

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Nach Einsetzung verschiedener Kommissionen überbrachte Andersen- Kopenhagen die Grüße und Glückwünsche der dänischen Kollegen und gab eine ganz interessante Schilderung dänischen Kollegen und gab eine ganz interessante Schilderung der dänischen Verhältnisse. Der dänische Verband zählt 700 Mit­glieder; fast alle Böttcher sind organisiert. Der Lohn beträgt bei den Meistern in Kopenhagen   28 Kronen 50 Dere pro Woche und in der Provinz 24 Kronen( 1 Krone sind die Löhne höher. Die Arbeitszeit beträgt in Kopenhagen  1,12 M.). In Fabriken usw. sind die Löhne höher. Die Arbeitszeit beträgt in Kopenhagen  Berband hat unter anderem die Arbeitslosenunterstützung ein­ Stunden, in der Provinz 10 Stunden täglich. Der dänische geführt. Da ist von Interesse zu hören, daß zur Dedung der Aus­geführt. Da ist von Interesse zu hören, daß zur Deckung der Aus­gaben hierfür die Kommune ein Drittel des von dem Mitglied zu leistenden Sabes( 20 Kr. 80 Dere) gewähren kann, der Fiskus aber einen Zuschuß leisten muß in der Höhe der Hälfte des von dem Mitgliede geleisteten Beitrages und des von der Kommune gewährten Zuschusses. Die Reaktion, sagte Andersen, arbeite nun daran, den Kassen diesen Zuschuß zu entreißen oder ihn doch

wenigstens herabzusehen.

Den Geschäftsbericht des Vorstandes erstattete hierauf Borsigender Winkelmann. Wenn auch die Mitglieder­zunahme in der Geschäftsperiode eine geringe sei, könne man doch die Entwidelung des Verbandes als eine gesunde bezeichnen. Mit der Anstellung von drei Gauleitern wurden gute Erfahrungen ge­macht. Ihre Haupttätigteit entfalteten die Gauleiter auf dem Gebiete der Lohn- und Arbeitsbedingungen, wobei sie wesentliches für die Mitglieder geleistet haben. Die Agitation können die Gauleiter natürlich nicht allein betreiben. Hier müssen alle Kollegen mitarbeiten, dann werden die Erfolge auch nicht aus­bleiben. Wie in den drei letzten Jahren hat der Verband auch im laufenden Jahre zahlreiche Lohnbewegungen zu führen gehabt. 40 Bewegungen wurden 1911 bereits zum Abschluß gebracht, wobei schöne Erfolge erzielt werden. In 45 Bewegungen ist der Ver­band zurzeit noch verwidelt. Winkelmann verbreitete sich im ein­zelnen über diese Bewegungen. Zum Schluß seiner Ausführungen ging er auf die vorliegenden Anträge ein und wendet sich dagegen, daß der Hauptkasse neue Lasten aufgelegt werden.

Der Bearbeiter der Statistik der Generalkommission sagt hier­zu: Die Unterſtüßungseinrichtungen seien für die Gewerkschaften zwar nicht Selbstzwed, sie hätten aber in ihrer heutigen Aus­dehnung eine weitgehende volkswirtschaftliche Bedeutung, denn, indem sie die Leistungsfähigkeit der Arbeiter stärkten, höben sie auch die Leistungsfähigkeit der Industrie. Die Faktoren, welche in erster Linie ein Interesse an der Erhaltung dieser Leistungs­fähigkeit haben, hätten deshalb die Pflicht, den Gewerkschaften die unterstübungslasten zu erleichtern. Man könne den Gewerkschaften auf die Dauer nicht zumuten, daß sie in einem Jahre 10 M. und mehr pro Kopf ihrer Mitglieder für Unterstübungen ausgeben. Da die Arbeiter nicht schuld seien an den wirtschaftlichen Krisen, fo waren sie auch nicht verpflichtet, die Opfer der Krisen zu er­halten. Diese Pflicht falle den Staatsorganisationen zu. Mit aller Entschiedenheit müsse deshalb verlangt werden, daß die Pflicht der Arbeitslosenunterstützung durch den Staat erfüllt werde. In den letzten 20 Jahren haben die Gewerkschaften die enorme Summe von 120 743 372. für Unterstützungen ausgegeben. Da­Gras wachsen hörte und die Intentionen Maupassants vorzuahnen Abseits von diesem Weibergewimmel steht eine alte, ehrwürdige versuchte. Er war dann sehr verwundert, ja geradezu verlegt, wenn und achtunggebietende Gestalt: die Mutter Maupassants, eine Maupassant sich anders entschied. In solchen Augenblicken wurde er Matrone, die man eigentlich erst jezt aus nächster Nähe kennen Neues über Maupassant. Biel   ist über den großen Dichter etivas lächerlich. Zuletzt war er der einzige Freund des Dichter- lernt. Sie lebte meist an der Riviera, wo ihr Sohn, wenn er aus und Novellisten geschrieben worden. Sein Leben, feinen Aufstieg einsiedlers, der sein mit Melancholie und Bitterkeit erfülltes Herz Italien   oder Afrika   zurückkehrte, sie zu besuchen pflegte. Hier ver und sein tragisches Ende haben Berufene und Unberufene behandelt. dem Diener öffnete und oft genug den Rat des Aelteren befolgte. brachte er die glücklichsten Stunden seines Lebens. Frau Maupassant  Aber das weitaus interessanteste, weil menschlichere Dokument aus Als ihm François die Abficht, eine in Rosen gebettete, aber feuchte war eine hochgebildete und geistreiche Frau. Ihr vertraute der des Dichters Leben sind die Erinnerungen, die sein Diener Villa zu laufen, ausredete, sagte Maupassant   zu ihm: Wir Schrift- Sohn alle seine literarischen Hoffnungen und Projekte an; ihr ver­François foeben veröffentlicht. François war der Typus des steller denken immer nur an die Erzählungen, die wir schreiben. dankte er auch das Gefühl für Feinheit und das fünstlerische Maß Kammerdieners aus dem Faubourg St. Germain, der schon in Darum machen wir auch so viele Dummheiten im Leben." jeiner Schöpfungen, das seine Prosa veredelt und selbst den Eins bielen Häusern gedient hatte, als ihn 1883 der damals im Zenit Manch' wertvolles Wort Maupassants und so manche charakteristische druck seiner drastischeren Novellen mildert. Keine andere Frau hatte seines Ruhmes stehende Maupassant   engagierte. François gibt selbst Anekdote aus der damaligen Pariser Gesellschaft hat der treue ihm das geben fönnen, was er von der Mutter als föstliches zu, daß er diesen Dienst niemals angenommen hätte, wenn ihm Diener in seinen Erinnerungen aufgezeichnet. Wenn der Dichter, Erbteil empfangen hatte: Größe und Talent. nicht der Dichter persönlich so gefallen hätte. Damals war dieser angeefelt von der Langeweile und Leichtfertigkeit des gesellschaft nach des Dieners Schilderung ein mächtiger Kerl, stiernadig, mit lichen Lebens, sich aus diesem Dunstkreis hinaussehnte, blieb ihm Ein Opferplatz der Lappen. In der schwedischen Zeitschrift roter, gesunder Hautfarbe, einem prächtigen, blonden Schnurrbart nur ein Ausweg. Er bestieg seine Segelhacht Bel- ami" und trieb mer" berichtet Graf Rosen über einen von ihm entdeckten Opfer und fastanienbraunem, geloctem Haar. Seine Bewunderung um fich wochenlang wie der fliegende Holländer auf dem Meere umber. play in Lule, der nach der übereinstimmenden Aussage der Lappen faßte vorerst nur den Menschen, nicht den Dichter. Er lobt als hier faß er am Steuerrad und gab sich seinen Träumereien hin. noch niemals von einem Nichtlappländer besucht worden ist. Aller Kenner die vorzüglichen sportlichen Eigenschaften Maupassants. In Oft genug ließ er sich auch von François und den beiden Matrosen, Wahrscheinlichkeit nach ist dieser Opferplatz der einzige in Schweden  , seinen Augen ist er der beste Schwimmer, Ruderer, Jäger und Schüße die ihn begleiteten, Geschichten erzählen oder nahm selbst die von dem man mit Bestimmtheit weiß, daß er bis auf den heutigen von all den Herren, denen François bisher gedient hatte. Inter  - Stelle eines Erzählers ein. Vielleicht seine besten Novellen Tag in seinem ursprünglichen Zustande ist. Die Opferstelle liegt an essant ist es nun, zu verfolgen, wie diese rein menschliche Sympathie sind auf diese Weise entstanden, aber niemals niedergeschrieben einem Fluß, einige Meter vom Strande entfernt; zwischen Gras und des Dieners für seinen Herrn allmählich literarische Färbung an worden. François wiederholt einige dieser improvisierten Ge- Weidengebüschen ficht man einige fleine Erhöhungen in ungefähr nimmt. François weiß schon im ersten Jahre, an welchem Werke schichten, die alle die unvergleichliche Diktion des Dichters verrater. einem Drittel Meter Höhe. Auf diesen und rings un sie herum liegen fein Herr arbeitet, und freut sich mit ihm an dem Erfolge seines Wie ein immer wiederkehrendes Leitmotiv winden sich durch die zehn eigentümlich geformte Steine von dem gleichen Typus, wie Bel- Ami", des auch unseren Lesern bekannten Romans. Während Aufzeichnungen des Dieners all die Frauen, die im Leben Mau- man sie schon früher an anderen nordischen Opferstellen aufgefunden des Aufenthaltes in feiner Billa   in Etretat tommt Maupassant oft passants eine so große Rolle gespielt haben. Schon in Etretat Graf Rosen, daß in früheren Jahrzehnten große Opfer an diefer hat. Bon seinem lappländischen Begleiter namens Kuoljot erfuhr in die Küche- denn Frrançois war gleichzeitig auch Koch- und lernte François die Schwäche feines Herrn kennen, als eines Tages Stelle dargebracht worden seien, die bei den Lappen hohe Bedeutung beobachtet durch ein Fernrohr den sternenbefäeten Himmel. François eine tiefverschleierte Dame in der Billa   erschien. Es war eine genoffen. Noch der Großvater des Kuoljot hätte an solchen Opfern rebanchiert sich, indem er oft das Arbeitszimmer seines Herrn frühere Geliebte Napoleons   III., die nun mit einem Kammer­durchstöbert. Er liest viele Novellen im Manuskript, freut diener des Kaisers verheiratet war. Nach ihr kamen noch teilgenommen. fich an der täglich wachsenden Seitenzahl und an der viele andere Frauen und trugen ihren Duft, ihr Lachen

schnellen

und

faſt fehlerfreien Niederschrift der Werke. und manchmal auch ihre Tränen

über die Schwelle des

angemeldet.

Eine

Notizen.

Sie

Dit leiht er sich Bücher aus der Bibliothek und lieft den Küchen- Hauses. Einst, zur Zeit als Maupassant vom höchsten Ruhmesglanz- Die Juryfreien. Nun sollen wir, nach dem Vorbild mädchen Madame Bovary  " vor. Schließlich fängt er an, alles mit umstrahlt war, famen in Gesellschaft des jüngeren Dumas gleich Münchens   auch in Berlin   eine juryfreie Kunstschau bekommen. den Augen seines Herrn zu sehen, und schreibt sogar in Maupassants zeitig zehn Aristokratinnen, um den Dichter zu besuchen. Wenn wird vom Oktober bis Ende Degember stattfinden. Gegen 400 Stil. So z. B. als er den Mond in Etretat   schildert:" Une lune auch François gegen derartige Huldigungsbeweise nicht unempfindlich Künstler haben bis jetzt etwa 1200 Werke der Malerei und Plastit de détresse, une de ces lunes d'Afrique, qui trame sa tristesse war, fo fab er die verschwiegen hereintretenden Damen doch mit sur la mer de sable au lendemain d'une tempête."( Ein trüb- scheelen Augen an. Solche Weiber" tragen nach seiner Meinung feliger Mond, einer jener afrikanischen Monde, der traurig über das nur Unordnung und Unfrieden ins Junggesellenheim. Einmal familhelm Leibls hat deffen Geburtsstadt Köln   aufgekauft Sammlung aller Meisterbilder Eandmeer zieht, bis zum stürmischen Morgen.") sogar eine mit dem Revolver und schrie: Her mit Maupassant, In wenigen Jahren hatte François fich so eingelebt, daß er er muß mir bluten"; darauf fiel sie in Ohnmacht. Eine und zu einem Museum vereinigt, das des Künstlers Namen trägt. Menschen und Dinge genau so zu beurteilen wußte wie sein Herr. andere drang bis ins Arbeitszimmer, nahm eine Elfenbeinſtatuette- Das Blüthner Orchester unter Leitung Sigmund Einmal schidte ihn Maupassant von Aix- les- Bains   nach der Billa   des mit und stellte an deren Stelle ihre eigene Photographie hin. b. Haufeggers beginnt anfangs November mit seinen dies­Fleurs" und ließ ihn dort gewissenhaft seine Eindrücke sammeln. Weißt Dieser Tausch gefiel François ganz und gar nicht. Am meisten jährigen großen Sinfoniekonzerten. Du", sagte er dabei zu seiner Mutter, feine Erinnerungen können mir jedoch sette dem Dichter die von François so genannte Marmor­noch von Nuzen sein. Er hat ein ausgezeichnetes Gedächtnis und dame" zu, die bleich und still wie der Tod in das Allerheiligste weiß wiederzugeben, was er gesehen hat." François eignete sich mit eindrang und Szenen hervorrief, denen François die Schuld an des ber Zeit derart die Methode seines Herrn an, daß er geradezu das Dichters späterer geistiger Umnachtung zuschreibt.

Der Kampf um Offenbachs, Schöne Helena" zwischen den hiesigen Theaterdirektoren Palfi" und Reinhardt dauert fort. Wem wird der Richter die fette Beute zusprechen? Aber der Sieger hat noch obendrein seine mächtige Reklame weg!