Einzelbild herunterladen
 

Nr. 211. 28. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  ". Berliner Volksblatt. Sounabend, 9. September 1911.

Gerichts- Zeitung.

Aufgehobener Einhaltsbefehl.

Berherende Großfener.

Zimmer, sprach bei diesen vor, prüfte mit Kennerblid die Miets Arbeiter leicht verlegt. Die Ursache des folgenschweren räume und mietete sie dann zur Freude der auf diesen Erwerb Einsturzes soll in der zu schwachen Anlage der Fundament­angewiesenen Frauen. Er erklärte dann, daß er seine Sachen pfeiler zu suchen sein. mit einem Wagen holen wolle und überreichte der betreffenden Vermietrin ein Paket zur Aufbewahrung. Dies war sorgfältig berschnürt und versiegelt, und eine Aufschrift zeigte an, daß 600 m. Nach einem Telegramm aus Breslau   brach vergangene Nacht darin enthalten sein sollten. Der Angeklagte machte die Ver­mieterin mit ernſter Miene darauf aufmerksam und bat fie drin im Wohnhause des Stellenbesitzers Stolka in Kelts( Oberscht.) gend, bis zu seiner Rückkehr sorgliche Obacht auf das Batet, welches ein Feuer aus, durch das die ganze Besizung eingeäschert wurde. feine Ersparnisse enthalten sollte, zu geben. Nach einiger Zeit Stolta, dessen Ehefrau und ein 15jähriger Sirten­fam er wieder und erklärte, daß der Wagen mit seinen Sachen junge lamen in den Flammen um. sogleich vor der Tür halten werde, er sei jedoch in Verlegenheit,

Während des Bäckerstreits in Hamburg   hatten vier Brot­fabriten beim Landgericht eine einstweilige Verfügung erwirkt, durch die sieben Bäckergesellen, dem Geschäftsführer von Auer u. Co., Genoffen Bérard, und dem verantwortlichen Redakteur des Echo", Genossen Köpke, bei einer Haftstrafe von einem Monat für jeden Fall der Zuwiderhandlung verboten wurde, bestimmte Aeußerungen über die vier Brotfabriken und deren arbeitswillige Rausreißer, im gewöhnlichen Leben Streitbrecher genannt, die in einem Flug blatt und in Annoncen des Echo" enthalten waren, in Zukunft zu wiederholen. Gegen diese merkwürdige Verfügung wurde Einspruch erhoben, die klagenden Brotfabrikanten zogen ihren Antrag gegen sechs Bädergesellen zurück, da sie die verkehrten" herausgegriffen hatten. Das Landgericht hob die einstweilige Verfügung gegen Jahren Gefängnis. diese sechs Gesellen, aber im übrigen nur soweit auf, als Lehmann und Röple in Frage kommen, ließ fie aber, abgesehen von zwei Bunkten, gegen Auer u. Co., sowie in vollem Umfange gegen den

Bäder B. bestehen.

Am Mittwoch hat nun auf die Berufung der Berurteilten das Hamburger   Oberlandesgericht die zur Niederhaltung des Koalitions­rechts der Arbeiter geeignete, einstweilige ungeheuerliche Verfügung in vollem Umfange aufgehoben.

Urkundenfälschung.

Mit einem fleinen dunkelfarbigen und schwarzhaarigen Knäb lein auf dem Arm, das sein Mißbehagen über die Höhenluft" im Gerichtssaale durch lautes Weinen beredten Ausdrud gab, betrat Frau Betermann, der Typus einer nicht unschönen Bigeunerin, gestern den Anklageraum der 7. Straflammer des Landgerichts I. Frau Wilhelmine Petermann geborene Bamberger   ist die zweite Ehefrau des Musikers Petermann aus der Koloniestraße. Als deffen erste Frau gestorben war, hat sie deren Stelle erfebt und Pflegemutter für das kleine Kind gespielt, welches die Verstorbene ihrem Ehemanne zurückgelassen hatte. Frau Wilhelmine Peter­mann hatte das Bech, wegen einer Uebertretung festgenommen zu werden. Sie war damals noch nicht verheiratet und ist dem sie bernehmenden Beamten gegenüber fälschlich in der Rolle der Ver­ftorbenen aufgetreten, indem sie sich als" Anna" Petermann aus. gab. Daraus erwuchs ihr eine Anflage wegen intellektueller Ur­fundenfälschung", weil sie durch ihre Angaben falsche Regifterein tragungen bewirkt hat.

da er zufällig nicht genügend viel fleines Geld bei sich habe, um 8ahlreiche Brandstiftungen werden aus Hamburgs  mieterinnen angesichts des Schatzes, den sie ja in Händen hatten, Ufer der Elbe, vergangene Nacht in den Orten Königreich und ben Transporteur abzulohnen. Auf sein Erfuchen trugen die Ber- Umgebung gemeldet. So fanden in Itenlande, am linken feine Bedenken, dem Angeklagten mit 5 bis 6 M. auszuhelfen". Der Angeklagte entfernte sich dann auf Nimmeriviedersehen und stmoorende Brandstiftungen statt, denen mehrere Ge­es ergab sich schließlich, daß das wertvolle" Paket Papierschnitzel höfte, Vich und Erntevorräte zum Opfer fielen. Auch in den enthielt. Das Gericht verurteilte den dreisten Schwindler zu drei Walddörfern nördlich von Hamburg  , so in agenbeds Tierpart, fanden in letzter Zeit Brände statt, die auf Brand­stiftung zurückzuführen sind.

Ein prügelnder Graf und sein Inspektor.

gl. Landgerichts in Dels der Gutsbesiger Graf Bochholz und sein Am Donnerstag hatten sich vor der Ferienstrafkammer des In Rouen   brach gestern abend, einem Telegramm aus Paris  Inspektor Scheite wegen gemeinschaftlicher Körperverlegung, erste zufolge, in den Materialdepots der Telephone und rer auch noch wegen Freiheitsberaubung, zu verantworten. Der Telegraphenverwaltung ein verheerendes Feuer aus, dem Anklage lag folgender Tatbestand zugrunde: Um dem Grafen eine sämtliches Material fowie die Telephon- und Telegraphenanlagen Beschwerde gegen seinen Inspektor zu überreichen, war eines Tages zum Opfer fielen. Einige Privathäuser, die neben der Brand­ein Landmesser in das gräfliche Schloß gekommen. Der Inspektor stelle lagen, wurden ebenfalls ein Raub der Flammen. Bei den hatte ihn in das Haus gehen sehen und war ihm, offenbar getrieben ablöschungsarbeiten verunglückten drei Personen, unter ihnen ein von seinem guten Gewissen, nachgegangen, um ihn zu fragen, was er im Schloffe wolle. Nebenbei hatte er wohl auch die Absicht, den Feuerwehrmann, der an Rauchvergiftung daniederliegt. Der Schaden unbekannten Gast möglichst bald aus der Nähe seines Herrn zu beträgt zirka 4 Millionen Frant. Die Telephon- und Telegraphen­bringen. In diesem Augenblick kam der Graf von einem Ausritt verbindung ist unterbrochen. zurüd und fand, als er mit dem Inspektor das Zimmer betrat, den Landmesser gemütlich eine Zigarre rauchend, in einem Stuhl Dem Wiener Extrablatt" entnehmen wir folgenden Bericht über fibend. Darüber war der Graf sehr empört, und auch der Herr eine Gerichtsverhandlung vor dem Bezirksgericht in Sieging, two fich Inspektor hielt die Gelegenheit für günstig, feinem Gegner gleich der Bierabträger Franz Heger   wegen Ehrenbeleidigung zu verant im vorhinein die Quittung für seine Beschwerde auszustellen. Beibe fielen über den Landmeffer her und bearbeiteten ihn mit toorten hatte, weil er einer Greislerin, der Frau Marie Jfcha, eine Reitpeitsche und Stock; sie sollen ihn auch am Rock festgehalten hrfeige gegeben hatte. haben, um eine Entfernung zu verhindern. Das Urteil lautete gegen den Grafen auf 300 m., gegen den Inspektor auf 50 M. Geld­ftrafe. Von der Anklage wegen Freiheitsberaubung wurde der Graf freigesprochen. Ueber harte Richter dürfen der Graf und sein Inspektor sich wahrlich nicht beklagen.

Der Tod des Fechtbruders.

Vor Gericht gab sie an, daß sie lediglich aus Liebe zu ihrem Pflegekinde gehandelt habe. Sie habe dieses baldmöglichst wieder- Eine erschütternde Notiz finden wir im nüchternen Gerichts. schen wollen, und um schnellstens wieder auf freien Fuß zu kommen feil bürgerlicher Thüringer   Blätter: Am 14. Mai d. J. bettelte und fich der Pflege des Kindes widmen zu fönnen, habe sie fich als ein walzender Handwerksgeselle bei dem Barbier Fröhlich in Apolda  , deffen Mutter ausgegeben, ohne zu wissen, daß sie sich dadurch straf- Der schob den Läftigen hinaus. Da bleibt dieser mit der zerfetzten bar machte. Der Staatsanwalt beantragte 1 Woche Gefängnis. Schuhsohle hängen und stürzt die zwei Steinstufen so unglüdlich Das Gericht schloß sich jedoch der Ansicht des Rechtsanwalts herab, daß er 10 Tage darauf an dem erlittenen Schädelbruch Dr. Karl Liebknecht   dahin an, daß die Angeklagte wohl schwerlich stirbt. Der Barbier wurde wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, eine Ahnung von dem Begriff intellektuelle Ürkundenfälschung" am 6. September sprach ihn das Landgericht Weimar   frei habe und ihr somit der Dolus fehle. Frau Petermann wurde des halb freigesprochen.

-

Aus aller Welt.

Ueberall Teuerung.

..

Nichter( zum Angeklagten): Haben Sie der Frau die Dhr feige gegeben? Angellagter( lachend): Ja, ab i hab' Gründ' bazu g'habt. Richter: Für eine Ohrfeige gibt's feine Gründe. hab doch Gründ' g'habt. Angeklagter: So...? Das hab' i nit gewußt. Aber Die Klägerin hat mi an Schnorrer g'haßen, weil i ihr kein Liter Wein zahlt hab' und g'stoßen hat's mich auch. I tann mir das doch nit g'fallen lassen, i bin a ver­heirateter Mann und sie is nur a Witwe.

i

Klägerin: Deswegen kann i mich nicht vor der ganzen Deffent­lichkeit so heruntermachen laffen.

Richter( zum Angeklagten): Gleichen Sie sich aus!( Bur Klägerin gewendet): Haben Sie den Angeklagten einen Schnorrer genannt und ihm einen Stoß gegeben? Klägerin: Ja, aber nur im Scherz.

Angeklagter: Die Dhrfeige war a nur a G'spaß!

Da zwischen den beiden Parteien ein Ausgleich nicht möglich war, berurteilte der Richter den Angeklagten schließlich zu einer Geldstrafe bon zwanzig Stronen.

Angeklagter( erstaunt): Was... zwanzig Stronen? So viel? hab' glaubt, a Dhrfeigen tost' nur fünf Gulden? Richter: Da sind Sie im Irrtum.

Angellagter: Ja richtig, es is alles teurer worden!( Leb­hafte Heiterfeit.)

Kleine Notizen.

Mancher unserer Leser wird sich verwundert fragen: wie fann denn eine Urkundenfälschung intellektuell" bon einer Beschuldigten Schwere Einsturzkatastrophe in Nizza.  beranlaßt werden, die doch das Recht hat, die Antwort über jede Freitag vormittag ftürzte in Nizza  , der Hauptstadt des Frage abzulehnen. Indes: die Rechtsprechung hat diese Art am Mittel­intellektueller Urkundenfälschung" seit langem entbedt. Um so französischen Departements Alpes- Maritimes  verwunderlicher ist es, daß unseres Wissens die Staatsanwaltschaft ländischen Meer, die Dede eines Theaters, an der Aus­in den Fällen noch nie Anflage wegen Urkundenfälschung erhoben befferungsarbeiten vorgenommen wurden ein. Bisher find hat, wo offensichtlich Urkundenfälschung bei Wahlen dadurch be 16 Tote und mehrere Verwundete Beim Pflügen getötet. Einen furchtbaren Tod fand gestern der gangen wird, daß der Wahlvorstand bekundet, geheime, unbeob Aderknecht enate aus Rhinow   bei Fürstenwalde  .. hatte achtete Stimmabgabe habe stattgefunden, während tatsächlich durch unter den Trümmern hervorgezogen worden. Ueber auf einem Felde in unmittelbarer Nähe des Eisenbahndammes ge­Führung einer chronologischen Abstimmungsliste in Verbindung mit die Katastrophe liegt noch folgendes Tele- pflügt. Als ein Berliner   Schnellzug heranfauste, wurden die Pferde dem Aufschichten der Wahlzettel in einer Bigarrentiste statt in einer gramm bor  : plöglich schen und gingen durch. F. machte den Versuch, die erregten Wahlurne und durch Verlesen der Stimmzettel der Reihe nach, eine Nizza  , 8. September. Das im Umbau befindliche Theater Tiere festzuhalten, doch wurde er mitgerissen, vor die scharfe Pflug­Beobachtung und Ausschluß der geheimen Wahl stattgefunden hatte. in der Rue pastorelli stürzte heute morgen Jum 10 Uhr über etwa fante geschleudert und nun mitgeschleift. Bei dieser entfeßlichen Unsere Genossen mögen bei nächster Wahl auf solche Urkunden- 100 Arbeitern zusammen, von denen ungefähr 40 unter den Trümmern Fahrt wurde dem Unglücklichen der rechte Oberschenkel total auf­fälschungen ihr besonderes Augenmerk richten und durch die Orga- verschüttet wurden. Militär und Feuerwehr schritten an die Aufgerissen und ihm die Bruſtſeite zerfleischt. Als andere Knechte nisation dann das Verfahren wegen Urkundenfälschung einleiten laffen. Bei solchen Mitgliedern des Wahlvorstandes darf wohl an- räumungsarbeiten, um die Opfer zu befreien. Die Arbeiten ge­hinzueilten und die Pferde zum Stehen brachten, war es bereits zu genommen werden, daß sie, im Gegensatz zu der mit Recht freige- stalteten sich sehr mühsam, da ein Teil des Gebäudes, bas baren Verlegungen. fprochenen Zigeunerin, das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit hatten. stehen geblieben war, nachzustürzen drohte. Bis 11 Uhr find 16 Tote und mehrere Verwundete geborgen. Warnung für Zimmervermieterinnen.

spät. Einige Minuten darauf erlag der junge Mensch den furcht­

Selbstmord eines Defraudanten. Der Beamte der Deutschen Bant, Filiale Dresden  , Walter Duayser, hat sich durch einen Revolverschuß getötet. Er hatte start in Goldminen spekuliert und dabei über 100 000 m. verloren. Er soll das Geld beruntreut haben, doch ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen.

Durch einen recht plumpen, aber wie sich gezeigt hat, doch wirk. Ein zweites schweres Bauunglück meldet uns ein ẞribat ſamen Schwindel hat der Handlungsgehilfe Mag Lüttich  , der gestern telegramm aus Gelsenkirchen  . Freitagnachmittag der 3. Ferienstraftammer des Landgerichts I borgeführt wurde, eine ganze Reihe armer Zimmervermieterinnen geschädigt. Nicht weniger gegen 4 Uhr ist dort auf den Werken des Schalker Tausende von Menschen ums Leben tamen und andere und Hüttenvereins bei flagte operierte immer nach derselben Methode. Er verschaffte fich arbeiten eine Hochbaubrücke eingestürzt. Von den Mon- vinzen upsch und Sunan wird die Reisernte wahrschein aus Beitungsinseraten oder aus den Mietszetteln, die an den tagearbeitern wurden zwei( nach einer anderen Meldung lich den Durchschnitt erreichen, aber die anderen Getreidearten haben Häusern hängen, die Adressen von Vermieterinnen möblierter drei) getötet, vier schwer und ein in der Nähe befindlicher sehr gelitten.

Galvanit

Neu vernickeln

mit Galvanit- Nickel

Echt versilbern ALVA

mit Galvanit- Silber

Eisen und Stahl vor Rost schützen

mit Galvanit- Zinn

A

Galvanit trägt immer wieder eine echte Metallschicht auf

die weder gesundheitsschädlich ist, noch mit Wasser und Soda entfernt werden kann. Durch Putzen gelb gewordenes versilbertes oder vernickeltes u. bleibt so, wenn Galvanit regelmässig gebraucht

Metallgerät, blindes Nickel wird wieder wie neu wird. Eisen- u. Stahlgeräte u.-Instrumente

werden u. bleiben blitzblank u. können nicht wieder rosten, wenn Zinn- Galvanit angewandt wird. In Drogerien und Hausstandgeschäften erhältlich in Dosen à M. 1.25 und M. 2.- und bei Hermann Tietz   u. A. Wertheim. Wo noch nicht vorrätig, verlange man sofortige Besorgung. Alleinige Fabrikanten: Deutsche   Balvanit- Werke Hoff& Co., Hamburg   6, Berliner   Bureau: Alexandrinenstrasse 93/94, Tel.: Amt U, Nr. 11559.

NICKEL

ISCHE

HOF

AME

Atellon Rudolf Mosse