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Ar. 212. 28. Jahrgang. 5. KkilW des Jotmürts" Keilim JuWloll ZMag, 10. Zepttlnber 1911. M lllitwoch ZaWabend In den Bezirken Groß'Berlins . partei-Hngelegcnbeiten* An die Parteigenosse» Berlins und der Provinz Brandenburg ! Ende September erscheint wiederum eine neue Lokalliste. Wir ersuchen daher, alle Aenderungcn bezw. Neuaufnahmen bis spätestens Sonntag, den 17. September, an die nachverzeichncten Kommissionsmitglieder gelangen zu lassen: Für den l. Wahlkreis an den Genossen Jakob Ege, 0. IS, Roßstrahe 31. Für den II. Wahlkreis an den Genossen R. Reinhardt, S. öS, Urbanstraße 67. Für den III. Wahlkreis an den Genossen Gustav Müller, SO. 36 Grünauer Straße 26, IV. Für den IV. Wahlkreis an den Genossen Franz Beyersdorf. ?NO 18, Elbinger Straße 9. Für den V. Wahlkreis an den Genossen Mbert Hahnisch, C. 54, Augusistraße 51, Ouergeb. IV. Für den VI Wahlkreis an den Genossen Wilhelm DamS, 17. 4. Schlegelstraße 9. Für Nieder-Barnim an den Genossen Hermann Elias. 0. 112, Blumenthalstraße 24. Für Teltow -Beeskow an den Genossen Karl Rohr, Rixdorf, Weise straße 33. IV. Für Potsdam - Osthavelland an den Genossen Emil Schubert, Spandau , Kurstraße 21. Für alle übrigen Orte der Provinz sind Mitteilungen zur Lokal- liste durch die Borsiyenden der Kreise an den unterzeichneten Ob- mann der Kommission zu richten. Um das rechtzeitige Ersch«inen der Lokalliste zu ermöglichen, ersuchen wir die Parteigenossen dringend, alle Mit» teilungen in Lokalangelegenheiten für Grotz-Berlin dem zu- ständigen Kommissionsmitgliede, für die übrigen Orte der Provinz dem Borsitzenden des betreffenden Kreises zu übermitteln.> Ferner weisen wir wiederholt auf den in den Lokalkonferenzen der Lokalkreise so oft gefaßten Beschluß hin. wonach die örtlichen Kommissionsmitglieder unbedingt verpflichtet sind, vor dem Erscheinen jeder neuen Liste rechtzeitig an den Obmann ihres Kreises einen Bericht einzusenden, gleichgültig, ob Veränderungen vor- gekommen sind oder nicht. Orte, aus denen kein Bericht kommt, werden in der Liste nicht weiter aufgeführt und haben sich die betreffenden Genossen die etwa hieraus entstehenden unangenehmen Folgen selbst zuzu- schreiben. Alle nach dem 17. September einlaufenden Meldungen können nicht mehr berücksichtigt werden und ersuchen wir, die? zu beachten. Des weiteren ersuchen wir wiederholt, alle Mitteilungen in Lokalangelegenheitcn nur durch die oben genannten Kommissions- Mitglieder an den Obmann der Kommission zu richten und nicht direkt an den.Vorwärts". Es entstehen hierdurch nur unnötige Verzögerungen, und da die meisten Einsendungen immer erst in letzter Stunde einlaufen, ist, wenn es sich um eine Sperrnotiz handelt(Vergnügen in einem gesperrten Lokal), eine Publikation nicht mehr möglich. Ter Obmann der Lokalkommission: Albert Hahnisch, C. 54, Auguststraße 61. Zur Lokalliste! In Tegel kl.-B. steht uns das Lokal.Restaurant Schloßgarten' (Inhaber O. CaviuS) zu allen Veranstaltungen zur Verfügung. Die Lokalkommission. Erster Wahlkreis, 5. Abteilung. Der Zahlabend findet von jetzt ab Mauerstr. 53 statt. vierter Wahlkreis. Am Sonnabend, den 16. September, ver« anstauen die Genossen des Görlitzer Viertels in den AndreaS-Fest- fälen, AndreaSsw. 21, eine Theatervorstellung. Zur Aufführung gelangt.Kasernenluft'. BillettS find bei den Bezirksführern und im Bureau zu haben. Unverkaufte BillettS find bis Freitag im Bureau zurückzugeben. Alt-Glienicke. Am Mittwoch, den 13. September er., abends b'/z Uhr pünktlich, findet im Lokal.Terrassenrestaurant', Inhaber Genosse Petermann, die Mitgliederversammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Vortrag des Genossen Lungwitz-Berlin . (Fortsetzung über das Erfurter Programm.) 2. Diskussion. 8. Auf- nähme neuer Mitglieder. 4. Bericht von der VerbandSgeneralvcr« fammlung. 5. Vereinsangelegenheiten. 6. Verschiedenes. Der Vorstand. Steglitz . Dienstag, den 12. September, abends 8'/, Uhr, bei Schellhase. Ahornstr. Iba: Fortsetzung de? Vortrages vom Genossen E, Hoernle über:.590 Jahre Hohenzollerndynastie'. Der BildungSauSfchuß. Zehlcndrrf(Wannseebahn ). Nächsten Mittwoch, den 13. d. M., findet ein gemeinsamer Zahlabend für alle Bezirke bei Benno Mitfley. Potsdamer Straße statt. Der Vorstand. Spandau . Heute Sonntag, den 10. September, nachmittags 4'/, Uhr, findet für Nonnendamm, Sternfelde und Haselhorst in dem Lokal von Dreher, Nonnendamm Ecke Märkischer Steig, eine öffent- kiche Versammlung statt, in welcher Redakteur Genosse Hugo Poctzsch- Berlin über das Thema.Die bevorstehenden Reichitagöwahlen und der Aufmarsch der Parteien' referieren wird. Für die Genossen, welche sich von Spandau an der Versammlung beteiligen wollen, ist Treffpunkt bei Böhle, Havelstr. 20, nachmittags S Uhr. berliner JVachncbten. In der Kiesgrube. Viele Tausende fahren deS Sonntags hinaus nach FriedrichShagen und Grünau , aber verhältnismäßig nur wenige kennen dfe große verlassene KieSgrube, dort in dem westlichen Teile der Müggelberge, den sogenannten kleinen Müggel- bergen. Sie liegt abseits von den vielbegangenen Wegen, die zu den großen Lokalen an den Ufern der Dahme und der Müggel führen. Kommt man z. B. von Friedrichshagen und hat sich mit der Fähre nach dem Müggelschlößchen übersetzen lassen, so geht man den einen freien Ausblick über die große Wasserfläche der Müggel gestattenden Userweg entlang, den Müggelbergen zu. Gleich hinter der Stelle, wo das bisher südlich verlaufende Secufer sich nach Südosten wendet, ction 600 Meter vor dem Restaurant Rübezahl , geht ein Waldweg ab, der die Müggelheimer Chaussee kreuzt, und jenseits, von Birken eingefaßt, eine Anhöhe hinaufführt; fast auf der Höhe wird er von einem Sandloch unterbrochen und gleich darauf von einem breiten, vom Teuselssee und Aussichtsturm kommenden Weg durchschnitten. Während der bisherige Weg nach dem Dahme -Ufer hinunterführt, biegen wir hier mach rechts Westen ab. Kaum fünfzig Schritt gegangen, bemerken wir. daß von Südwesten her durch die Schonung Flugsand hindurchgetrieben ist. Gehen wir hier zwischen den paar Bäumchen hindurch, so bietet sich uns ein überraschender Anblick. Ein mächtiges Loch im Erdboden liegt vor uns. Die es ringsum einschließenden be- waldeten Anhöhen heben die Kahlheit der tief abfallenden, sandigen Hänge, auf deren hellem Gekörn die Sonne flirrt. noch besonders hervor. Und wie merkwürdig fremd sieht das Ganze aus! Wie ein vergeffenes Wtnkelchen auS einer ver- gangenen Erdepoche. So muß es in unserer Mark ausgesehen haben, als nach der letzten Eiszeit die gewaltigen Eismassen der norwegischen Gletscher immer mehr nach Norden zurück- gingen, und die von Moränenhöhenrücken, Seen und Mooren durchzogene Landschaft durch die ständig wehenden Nordost- ivinde und die ungeheuren Mengen diluvialen Sandes einen steppenartigcn Charakter bekam. Auch hier war einst ein Schuttwall einer Gletscherzunge. Auf der gegenüberliegenden nordwestlichen Seite der Grube sehen wir eine steil ansteigende Anhöhe, die durch die lehmig-sandige Ablagerung einer Grund- moräne gebildet wurde. Steigen wir über die hier zusammengewehten Sand- Massen mit ihren typischen Windwellen in den Grund des Kessels hinab. Zwischen den überall von den Arbeitern dieser vor etwa 15 Jahren noch im Betrieb befindlichen Kies- grübe aufgehäuften Steinmasscn liegen auch größere Blöcke verstreut. Auch sind nicht alle Gesteinstrümmer abgerollt, sondern haben zum Teil seitliche Flächen; es sind Merkmale, daß diese Kiese nicht durch Wasserfluten, sondern durch ge- schmolzene abrinnende Gletscherwasser und mitgeführte und unterwegs abgeschliffene Steinbrocken aus den Gebirgen Nor- wegens gebildet sind. Und wer ein scharfes Auge und die nötige Ausdauer hat, kann hier so manchen interessanten Fund machen. Denn jene mächtigen Gletscher haben auf ihrem langen Wege alles mögliche, was sich ihnen entgegenstellte oder auf sie herabfiel, mitgehen heißen. Aus den Kreide- und Silurschichten Norwegens und Finnlands haben sie die Be- lemnitcn, die laubsägeblattförmigen Graptolithen, die silurische Orgclkoralle und den in der Kreide heimischen Seeigel und noch einiges mitgebracht. Doch da die Grube schon seit längerem böi den Sammlern bekannt ist' und diese sie schon nach allen Richtungen durchsucht haben, so muß man schon von Glück reden, wenn man dann und wann noch ein gutes Stück findet. Aber ein richtiger Regenguß, der seine Furchen tiefer in den Boden hineinwühlt, bringt neue Versteinerungen zutage. Als wir von unseren geologischen Betrachtungen aus blicken, bemerken wir, daß der große Kessel(jar nicht mehr so vereinsamt ist. Nicht weit von uns nahmen zunge Burschen Sandbädcr. Dort drüben an'dem von prächtigem, weißen Sande gebildeten Abhang haben sich zwei Familien nieder- gelassen. Sie erklettern gerade, mit einer großen Decke aus gerüstet, den oberen Rani» des Abhanges. Drei oder vier Kinder haben sich auf die ausgebreitete Decke niedergelassen, die Männer die vorderen beiden Zipfel angefaßt und hui geht's unter dem Freudengckreisch der Kleinen die wunderbar weiche und ebene Rutschbahn Hinabi Und in fröhlicher Aus- gelassenheit wiederholt sich das Spiel immer wieder. Adoptiinsschwindel. Aus dem Polizeipräsidium wird mitgeteilt: Ein einträglicher Schwindel verursacht der Berliner Kriminalpolizei seit Monaten erhebliche Arbeit: der sogenannte Adoptionsschwindel. Er besteht darin, daß durch Inserate Kinder zur Adoption oder Pflege mit Abfindungssummen auSgeboten werden. Wie bei dem sogenannten Darlehnsschwindcl, kommt es den Inserenten keineswegs auf die reguläre Abwickelung des Geschäftes, sondern auf die angeblichen Auskunftsgebühren in Höhe von 3 bis 6 M. an, die den Reflektanten abverlangt und von ihnen in den meisten Fällen gezahlt werden, ohne daß sie natürlich das Kind und die Abfindung erhalten. Wie beim Darlehnsschwindel die Unternehmer einige Leute nachweisen, denen sie Darlehen, natürlich außer jedem Verhältnis zu den ver einnahmten Gesamtgebühren, verschafft haben, so haben auch die AdoptionSschtoindler Renommierkunden, die von ihnen talsächlich ein Kind mit einigen tausend Mark bekommen haben. Das ist noch der günstigste Fall; denn dabei sind nur einige hundert oder tausend arme Leute um ihre 3 bis 6 M. gekommen, während eine Person wenigstens einen Vorteil davon gehabt hat, also wie bei einer Lotterie, die bei vielen tausend Losen nur einen Gewinn aufweist; vielfach aber existiert das Kind nur in der Behauptung des Jnfe- reuten, und alles gezahlte Geld ist verloren. Etliche dieser betrieb- samcn Leute besitzen sogar die naive Frechheit, in ihren Drucksachen zu erklären, ihr Geschäft sei vom Berliner Polizeipräsidium geprüft, in der, vielleicht zutreffenden, Annahme, damit das Mißtrauen des Publikum? zu zerstreuen und ihm zu imponieren. Diese Behaup- tung ist Unsinn. Solche Geschäfte unterstehen leider nicht einer Polizeilichen Kontrolle, und die..Prüfungen" bestehen darin, daß in den Geschäftsräumen Durchsuchungen abgehalten und alle Bücher nnd Korrespondenzen zu den bereits anhängigen Strafverfahren beschlagnahmt worden sind. Die Adoptionsschwindler wohnen nicht nur in Berlin und inserieren hauptsächlich in Provinz- und Lokal- blättern im ganzen Reiche. Eine Verurteilung solcher Leute zu Freiheitsstrafe» gibt den Geschädigten doch nicht ihr Geld wieber. so daß nur empfohlen werden kann, Inserate, in welchen Kinder mit Geld zur Adoption oder in Pflege angeboten werden, gänzlich unbeachtet zu lassen. Bei einigem Nachdenken mutz sich Jeder sagen, daß cS soviel reiche Kinder nicht gibt und daß, wer dabei über einige tausend Mark verfügen kann, keinen gewerbsmäßigen Vermittler braucht, sondern sich einfach an gemeinnützige Unternehmungen, wie die Zentrale für Jugendfürsorge und andere mehr wendet. Tie Sitzimg der Berliner Stadtverordlitttn-Bersammlung in nächster Woche fällt auS. Die Fußgängerbrücke im Zuge der Greifenhagener Straße über die dortigen Gleise der Ringbahn ist gestern dein verkehr übergeben worden. Die Kosten bcliefen sich auf rund 100000 M. Drei Jahre in der Jsilierzelle. Zu dieser in Nr. 189 und 218 unseres DlattcS behandelten An- gclcgenheit verbreitet das Nachrichtcnamt des Magistrats Mit- teilungen. die unsere Darlegungen entkräften sollen. In der ma- gistratsoffiziösen Darstellung, die nur von der..Vossischen Zeitung" wiedergegeben wird, wird die Persönlichkeit deS in der Insolier- zelle untergebrachten Kranken in ein möglichst ungünstiges Licht gestellt, nur um die Maßnahme der Direktion als begründet er- scheinen zu lassen. Die Basis wird hier in bekannter Manier wieder mal gründlich verschoben. Unterm 28. August, sieben Wochen nach der vomBunde für Jrrenrcchts-Reform" eingelegten Be- schwerde, kam die Jrrendeputation des Magistrats mit der bereits wörtlich mitgeteilten, ganze sechs Druckzeilen umfassenden Er- klärung heraus, welche rund und nett zugibt, daß der Patient L. im Interesse der Anstaltsordnung" drei Jahre lang hintereinander in einer Isolierzelle untergebracht gewesen rst. Warum wohl stellt jetzt das Nachrichtcnbureau Behauptungen auf, von denen in der Erklärung der Jrrenhausdeputation mit keinem Sterbenswörtchen die Rede ist? Die Deputation hätte doch reiflich Zeit gehabt, sich aus die gleichen Momente zu berufen! Ist die Quelle des Nach- richtenbureaus unter Umgehung der Deputation etwa die Anstalts- direktion, ohne daß auch der Patient amtlich seitens der Deputation gehört wurde? Zudem sind die Be- schuldigungen für die Beurteilung der Sache, um die es sich hier einzig und allein handelt, nämlich um die zugegebene dreijährige Isolierung, völlig unerheblich. Bestrafungen wegen Bettelns, Ob- dachlosigkeit, Gewerbevergehens und dergleichen dürfen bei einem herabgekommenen Altoholisten nicht ins Gewicht fallen. Darin liegt noch lange keineGemeingefährlichkeit", mit welchem Worte Polizei und Irrenärzte nur so jonglieren, und ebensowenig berechtigt zu dieser Unterstellung eine dreizehnmalige Jnternierung und ein sechsmaligesEntweichen". Für Mkoholiften ist das Irrenhaus ein Taubenschlag. Hier wollen dreißig und vierzig Aufnahmen eines einzigen Kranken innerhalb weniger Jahre noch nicht viel besagen. Da die meisten Alkoholistcn als willkommene Anstaltsarbeitstiere starke Bewegungsfreiheit haben, gehen sie natürlich alle Augen- blickeüber die AnftaltShecke", betrinken sich, stellen sich nach wenigen Tagen freiwillig, und das wird dann als neue Jnternierung ge- zählt. Der Alkoholmißbrauch dieser arbeitenden Anstaltspatienten ist notorisch. Wir haben daraus, wie die Verhältnisse liegen, den Anstaltsärzten noch niemals einen Vorwurf gemacht. Dagegen werfen wir ihnen immer wieder vor, daß sie den individualisierenden moralischen Einfluß auf Alkoholkrankc vollständig vermissen lassen. So ist auch der durch seine Lage verbitterte Patient L., den man viele Jahre lang als Objekt betrachtete und festhielt, anstatt ihm in humaner Weise die Wege zu einem wieder nutzbringenden Leben zu ebnen, durch Anwendung von Zwangsmitteln in einen immer schärferen Gegensatz zu den Irrenärzten und besonders zu dem Anstaltsdirektor Dr. Richter hineingetrieben worden. Derartige rigorose Zwangsmittel, die eineseelische Zwangsjacke" bedeuten, helfen hier gegen Alkoholiker ebensowenig, wie etwa im Obdach und an ähnlichen Stellen. Es bleibt die Tatsache, daß der Patient in die Isolierzelle flog und hier drei Jahre blieb, weil erhintenherum" Briefe an Be- Hörden schickte. Er tat das, weil er nicht die Gewähr hatte, daß solche Briefe, wenn sie durch die Hände der Irrenärzte gehen, ihre Adresse erreichen. Schließlich hat ja der letzte Beschwerdebrief auch aus der Isolierzelle heraus seinen Weg nach außen gcsundenl Eine so lange Einzelinternierung, die ohne die letzte Beschwerde wahr- scheinlich bis zum Tode gedauert hätte, war unter allen Umständen ungehörig. Im übrigen halten wir die bisher übliche Erledigung von Be« schwcrden lediglich durch Darstellung der beteiligten Irrenhaus- direktion in keiner Weise für sachgemäß. Die Angegriffenen machen sich so zum eigenen Richter._ Eine Aufklärung, betreffend den Ansturm auf die Sparkassen, erlassen die Ncgierungsvräsidcnten in den Amtsblättern Es wird» darin ausgeführt, daß die Kriegsfurcht vollständig unbegründet ist' und nur durch eine leichtsinnige Presse in die Welt gesetzt worden sei. Aber selbst wenn die Gerüchte einen tatsächlichen Hintergrund hätten, läge keine Veranlassung vor, die gesparten Gelder von den Sparkassen abzuheben, i>a den Sparern auch im Falle eines�Kricges ihre Guthaben nicht verloren gingen. Zudem solle sich jeder Sparer hüten, sein mühsam zusammengetragenes Kapital aus .Kriegsfurcht abzuheben, die Erfahrung habe gelehrt, daß es schwer halte, einmal abgehobenes Geld wieder vollzählig der Sparkasse zu» zuführen. Die Landrätc wirken infolge des Ansturmes auf die KreiSsparkassen ebenfalls beruhigend. In den KreiSblättcrn sollen die Leser über die Haltlosigkeit der Kriegsgerüchte aufgeklärt wer- den, und die Gemeindevorsteher sind ersucht worden, durch Aus» hang in den Gemeindekästen die Einwohnerschaft vor unüberlegtem Handeln zu warnen. Lediglich der von den Alldeutschen betriebenen Kriegshetze ist der Andrang auf einige-Sparkassen zuzuschreiben. Es ist richtig, daß die Gemeinden unter allen Umständen für die Sparkasscngeldcr haften. Aus FriedrichShagen wird berichtet, daß die dortige Annahme» stelle der Niederbarnimer Kreissparkasse von Sparern bestürmt wurde. Als Grund Wirt» folgendes angegeben: In einer Gcmcindeschule behandelte der Lehrer am Freitag während des Geschichtsunterrichts den Deutsch -Französischcn Krieg 1870/71 und kam dabei auf die durch die Marolkofrage zwischen Deutschland und Frankreich eingetretene Spannung zu sprechen. Dtesc Bemerkungen sind wohl von den Kindern mißverstanden und falsch verbreitet worden, so daß die abenteuerlichsten Gerüchte über einen Krieg in Umlauf kamen. Infolgedessen wurde gestern ein förmlicher Sturm auf die hiesige Annahmestelle der Nieder- barnimer Krcissparkasse unternommen von Personen, die Geld teils kündigten, teils sofort zurückhaben wollten." Zum bevorstehenden UmzugStennin»nd Hcrbstre'mmachen bringt der Zentralvercm für Arbeitsnachweis seine kostenlose Vermitteluug von zuverlässigem Wasch» und Rclninachpersonal in Erinnerung. Bestellungen loerden erbeten durch Postkarte 0. 54, Rückersir. 9 oder durch telephonischen Anruf Amt III. 37918797. Das Bureau ist geöfsnet von 71 Uhr. Die Auszahlung erfolgt direkt an die Arbeitenden und findet kein irgendwie gearteter Abzug statt, der sich bei den Privatreiniguiigs-Jnstituten auf 50 bis 75 Pf. pro Arbeitstag beläuft._ Der LnstkrenzcrSchwaben " traf gestern kurz vor 12 Uhr mittags von Potsdam kommend, auf dem Tempclhofer Felde ein. Kurz vorher halte er Groß-Lichterfclde, Steglitz und Friedenau passiert. Von da aus wandte sich das Luft­schiff nach Schöneverg und überflog in etwa 250 Meter Höhe das Tempelhofer Feld. 7 Minuten vor 12 Uhr surrten die Propeller der .Schwaben ' über den Belle-Alliance-Platz, um dann über das Vorwärts'-Gebäude in direkter Fahrt nach dem Schloß zuzusteuern. Der Lenlballon beschrieb mehrere Kreise um die Jerusalcnier Kirche und das Schloß, zog dann in etwa 300 Meter Höhe über das Rathaus bis zum Alexanderplay und war bereits um 12 Uhr wieder am Spittelmarlt, die Leipziger Straße in ihrer vollen Länge passierend. Dann stattete er der Straße Unter den Linden einen Besuch ab und flog dann in der Richtung nach Charlottenburg über den Tiergarten»ach Westend und der Heerstraße hinüber, um dann über Pichelsberge die Havel als Richtlinie zu benutzen. Das Luft- schiff überflog dann die Ortschaften Wannsee , Stolpe, Glienicke und traf 12.55 Uhr in Potsdam wieder ein. Hier ist eine Ballonhalle. erbaut worden, die aber noch nicht ganz fertig ist. Das Lustschiff hat die Form deS Zeppelinballons und lockte zahlreiche Zuschauer an. Die Dächer vieler Häuser waren besetzt, um die Fahrt des Luftschiffes besser verfolgen zu können. Deutlich war der Name .Schwaben " an der Breitseite zu lesen.