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Nr. 216. 28. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.ing, 15 September 101. Sozialdemokratischer Parteitag.

Bierter Tag. Vormittagssigung.

Jena , den 14. September 1911. Die Tribünen sind überfüII t. Borsigender Dich eröffnet die Sigung um 94 Uhr mit der Mitteilung, daß die Arbeiten des Parteitages fo rasch gefördert worden sind, daß Aussicht besteht, daß sie am Freitag mittag beendet sind. Da es sich diesmal um eine schwierige Wahl handelt, bittet er die Wahlvorschläge zur 21er Kommission, sowie zum Parteivorstand möglichst bald einzureichen.

Begrüßungstelegramme sind noch eingegangen von sind noch eingegangen von den russischen Sozialrevolutionären durch Rubanowitsch in Paris , ferner von den sozialdemokratischen Parteien Finnlands und Hollands . Vorsitzender Diet teilt weiter mit, daß in der Marokko­Resolution des Parteivorstandes im vierten Absatz, dritte Beile von unten die Worte ein Zustand, der" ersetzt werden sollen durch folgende Worte: der Grad, in dem ihnen dieses gelang."

Auf der Tagesordnung stehen

die Reichstagswahlen. August Bebel

mit stürmischem Beifall begrüßt, führt aus: Bunächst eine persönliche formale Bemerkung. Bekanntlich ist in der Vorversammlung am Sonntag der Parteitag übereingekommen, daß die Marokkofrage und die Frage der Reichstagswahlen in einem Referat zusammengefaßt werden sollen. Es hat sich allerdings bei näherem Zusehen heraus gestellt, und mir ist auch von mehreren Seiten derfelbe Gedanke geäußert worden, daß es wohl am besten sein wird, wenn ich das Referat in zwei Teile zerlege, nämlich in die Frage der Reichstagswahlen und in die Marokkofrage.( Bustimmung.) Ich möchte aber zunächst die Marotto frage behandeln, die uns ja möchte aber zunächst die Marotto frage behandeln, die uns ja im Augenblick am meisten interessiert.( Bustimmung.)

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Die Marokkofrage.

ber­

durch den er

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Die Reife des Raisers war also der Gegenstand von Erörte rungen im Reichstage. In der Thronrede nahm der Kaiser Bezug auf jene Reise. Es sei ihm darum zu tun gewesen, den Frieden aufrecht zu erhalten, nicht nur für unser Land, sondern überall in der Welt, soweit seine Macht reiche. Aber die Vorgänge, die sich an seine Reise geknüpft hätten, hätten ihm gezeigt, daß es denn doch notwendig sei, Deutschlands Heeresmacht zu verstärken. Darin klang die Sache aus. Sört! hört!) Abec selbstverständlich kein Wort davon, daß man in Marotto etwas besonderes suchen wollte, im Gegenteil Bülow erklärte am 6. Dezember 1905 im Reichstage ausdrücklich, nachdem er auseins andergesezt, weshalb jene Aftion in Marotto unfernommen wurde: also feine Gebietsertoerbungen in Marokko ,

Staat,

französischen Truppen bis an die Küste zurüdtrieb, bis er 1847 nach Sonstantinopel unternahm, Sem Badischah einen Besuch selbst in französische Gefangenschaft geriet, von wo ab die machte, ihm schöne Geschenke mitbrachte, und solche von ihm in französische Herrschaft fiegreich tvar. Aber trotzdem folgten noch Empfang nahm.( Heiteretit.) Damit war schon der Gedanke in der wieder und wieder Aufstände. Bis heute hat Frankreich mohammedanischen Welt hervorgerufen, Deutschland ist unsere für diese Kämpfe 6 bis 7000 Millionen Mark ausgegeben, ohne daß Schuhmacht, auf Deutschland können wir uns alle verlassen. Nu die Vorteile den ungeheuren Geld- und Menschenopfern entsprechen. der ganzen mohammedanischen Welt wird es in diesem Falle so Unter den Menschenopfern befanden sich auch zehn ergehen, wie den Buren mit der berühmten Krieger­tausende von Deutschen , die in die Fremdenlegion ein- de pesche( Heitere Zustimmung) und einige Jahre vorher Thina traten und dort für fremde Interessen ihr Leben einsetzten. im Frieden von Shimonosefi. Als China gegen Japan unterlag, Frankreich hat sein Auge auch auf Tunis geworfen und im und Japan dies dazu ausnutzen wollte, die Mandschurei mit Port Jahre 1881 gelang es ihm, eine Art von Schutzherrschaft über Tunis Arthur einzusacken, da wurde es daran durch die Intervention zu erlangen. Dadurch wurde es angefeuert, in Marotto in Deutschlands , Frankreichs und Rußlands verhindert. gleicher Weise vorzugehen, und das veranlaßte die anderen Staaten, Dieses Dazwischentreten zwang Japan , ganz bedeutende Kon­die dort, wenn auch in beschränktem Maße Handels- und Verkehrs- zessionen zu machen und auf die Mandschuret mit Port Arthur zu interessen wahrzunehmen hatten, zu einer Konferenz im Jahre 1881 verzichten. Es verstand sich ganz von selbst, daß von diesem Augen= in Madrid zusammenzutreten, an der sich auch Deutschland be- blick an Deutschland in ganz gewaltigem Ansehen in China stand, teiligte, und deren Resultat war, daß in bezug auf Marokto die und daß damals China , wie später die Osmanen, eine Art Schuß­offene Tür herrschen und keine Nation Vorrechte genießen follte. heiligen in ihm sahen. Drei Jahre später hat Deutschland die Aber das Drängen der französischen Kolonialfapitalisten und Gesell- Sechnung präsentiert in der berühmten Pachtung von schaften hörte nicht auf. Der Naturreichtum Marottos an Erzen Kiautschon und im Bogerkriege, da war es ja gerade der Welt­aller Art, der kolossale Neichtum weiter Bodenstrecken, der alle mög- marschall v. Waldersee , unter dessen Anführung die Deutschen lichen Fruchtarten in Hülle und Fülle erzeugt, kurz Ausbeutungs- in der Unterdrüdung nicht nur des Boreraufstandes, sondern auch objekte von ungeheurem Wert bot, veranlaßte namentlich die noch bei manchem anderen, in China in einer Weise gewütet haben, französischen Kolonialinteressenten, unausgesezt weiter zu schüren, daß den armen Chinesen Hören und Sehen vergangen ist. Auch und so ist seit 1903 auch bei uns in Deutschland die Marokko - diese Illusion ist da zerstört worden. frage nicht mehr von der Tagesordnung verschwunden. Es ist fast fein Jahr vergangen, wo nicht der Reichstag mehr oder weniger große Debatten über Marokko gehabt hat. Ein ganz neues Geficht bekam die Frage im Jahre 1904 da­durch, daß es endlich dem flagen Eduard VII. gelang, einen Friedens- und Freundschaftsvertrag mit Frankreich zu schließen, woran England ungeheuer viel lag die un bestrittene Borherrschaft in Aegypten erlangte. Ende der sechziger Jahre hatte Frankreich mit ungeheuren Kosten den großen Suezkanal gebaut. England war eifersüchtig, es erkannte sofort, daß der Kanal für seine materiellen und friegerischen Interessen im Barteigenoffen! Die Kolonialfragen haben in den letzten Jahr- fernen Often Aftens ungeheure Vorteile bietet und es wandte nun zehnten einen erheblichen Umfang in der öffentlichen Erörterung an- alle Intrigen an, es gelang ihm, die Mehrzahl der Aktien des Suez­genommen. Alle Großstaaten sind bestrebt gewesen, entweder die fanals zu bekommen und damit die Franzosen zu verdrängen. bereits besessenen Kolonialgebiete erheblich zu erweitern oder ganz egypten ganz in ihre Gewolt zu bekommen, war naturgemäß das wohl aber Achtung vor den bestehenden Verträgen, neue stolonialgebiete sich zuzulegen. Deutschland war ja bis in die weitere Streben der Engländer, und das veranlaßte eine ganze Achtung unserer politischen Stellung zu Maroffo als einem un. achtziger Jahre ein folonialfreies Land, bis es endlich dem Drängen Menge schwerer Reibungen zwischen England und Frankreich . Es abhängigen Achtung unserer wirtschaftlichen unserer Kolonialenthusiasten gelang, selbst einen Bismard, der tam Ende 1904 ein Vertrag zustande, durch den Frankreich kongedierte, Gleichberechtigung in Marokko ." Dieses keine Gebietserwer­von der Kolonialpolitit nichts weniger als entzückt war, für sie ein- daß England sich bereit erklärte, von seiner Vormachtstellung, soweit bungen" müssen wir besonders im Auge behalten.( Sehr zunehmen, so daß er seine Zustimmung zu der Erwerbung der Ge- fie handelspolitisch in Frage fam, in Maroffo zurüdzutreten und wahr!) Veranlaßt durch diese Tangerreise tam die berühmte oder berüchtigte Algeciraskonferens, die vom 6. Januar 1906 bis Anfang biete in Afrika , zunächst Südwest, dann Dst- Afrika und Frankreich dort freie Hand zu lassen. Kamerun gab. Es liegt auf der Hand, daß in dem Bis dahin war der englische Handel weitaus überwiegend, er April versammelt war. Die Diplomaten der verschiedenen Staaten Maße, wie derartige Expansionsbestrebungen in den belief fich, wenn ich die Ziffern richtig im Gedächtnis habe, auf etiva haben die Akte beschlossen, mit der sie glaubten, ein wahres Meister­schiedenen Erdteilen der Welt sich bemerkbar machen, die 100 Millionen Frank, der französische blieb weit dahinter zurück, er werk geschaffen zu haben. Deutschland hatte, mit Ausnahme Dester­rivalisierenden Nationen der Gefahr ausgesetzt werden, in aller betrug nur etwa 30 Millionen Frank, und der deutsche Handel tam reichs, des brillanten Sekundanten", alle Mächte gegen sich. Es Lei Konflikte zu geraten. Denn wie auf dem ökono- faum in Betracht, er betrug nur etwa 6 Millionen Frant. Im Laufe trug nichts davon. Allerdings hatten auch die anderen, namentlich mischen Gebiete, auf dem Weltmarkte, die Konkurrenz überall der Jahre hat sich das allerdings umgestaltet. Mit der Zurück die Franzosen , keine Ursache, sich besonders zu freuen.( Heiter­die treibende Kraft ist und einer dem andern mit allen möglichen ziehung der Engländer aus Marokko ist ihr Handel nicht unerheblich feit.) Der Hauptinhalt jener Atte war, daß Frankreich und Spa­Mittein zuvorzukommen fucht, so ist nunmehr auch der Wettbewerb zurückgegangen, er betrug im Jahre 1909 nur noch 57 Millionen, nien als den nächstgelegenen und am meisten interessierten Mächten auf dem Gebiete neuer Stolonien in die Erscheinung getreten. Es der französische Handel dagegen war von 30 auf 52 Millionen und die Polizeigewalt in einzelnen Häfen Marokkos übertragen wurde. Gründe vor. der deutsche bon 6 auf 14 Millionen gestiegen. Nun soll gar nicht Es wurde auch eine Bank geschaffen, denn, wo man auf Raub Bunächst wollte man neue Abiazgebiete für die eigenen Waren gewinnen, dann wollte bestritten werden, daß Marokko zu denjenigen Ländern gehört, die ausgeht, muß selbstverständlich zuerst eine Ban da fein( Seiter­man die Rohprodukte für den eigenen Markt erhalten. bei vernünftiger Wirtschaft einer großen Entwickelung fähig find, keit), und durch Schulden friegt man die Staaten erst in die Ge­man die Rohprodukte für den eigenen Markt erhalten. daß, wenn in der Tat mit den geeigneten Mitteln, gegen die wir malt. Ferner wurde festgesetzt, daß die Ausführung von Staats­Drittens- und das spielt in Deutschland eine gewisse Rolle will man für die Bevölkerung, da wir angeblich an lebervölkerung auch, wenn sie die rechten wären, nichts einzuwenden hätten, die arbeiten allen Mächten in gleicher Weise zustehen und kein in Deutschland leiden, einen Abzugstanal schaffen, wo sie Rolonisation Marokkos betrieben würde, der Handelsverkehr gewaltig Unterschied zugunsten irgendeiner Macht gemacht werden solle. Die Gebrüder Mannesmann stützten sich darauf, daß sie ihrem Erwerbe nachgehen kann in weiterer Verbindung mit dem stiege und damit auch große Vorteile für Deutschlands Handel in alten Vaterlande. Das Bedürfnis nach einem stetig ausgedehnten Aussicht ständen. Das eine glaube ich aber in erster Linie postulieren von dem damaligen Sultan Abdul Ajis angeblich eine durch Gesetz bekräftigte Ronzeffion von Bergwerksrechten erlangt hätten. Sie Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die zu müssen: Wir Sozialdemokraten, die wir der ganzen Marokkopolitit, wie forderten, daß diese Konzession in vollstem Maße aufrecht erhalten ganze Erdfugel. Ueberall muß sie sich einnisten, überall werden Verbindungen hergestellt. Die Zivilisation und das Christen- ich das später darlegen werde, feindlich gegenüberstehen und wie werde, was weder die Algecirastonferenz noch, als tum, das sind angeblich die Haupttriebfedern, die diesen Kolonial- fie jetzt betrieben wird, feindlich gegenübersiehen müssen, wir später diese Forderungen im Reichstage zur Erörterung famen, die bestrebungen, diesem Suchen nach neuen Abfagmärkten unter Deutschlands industrielle Entwicklung unter den gleichen Bedin- in hohem Maße dazu beigetragen, die Dinge zu verschärfen. haben das natürliche Verlangen, daß Deutschlands Handel und Reichsregierung irgendwie anerkannte. Das hat Ausraubung fremder die Nun, zugrunde liegen. Kolonialgeschichte, die wir in Europa vom Anfang des 16. Jahr- gungen in Marokko sich vollziehen kann, wie die jedes anderen Mannesmann und Konsorten, die die großfapitalistischen Staates( Lebhafte Zustimmung), daß also alle Staaten unter voller Unternehmer in Rheinland- Westfalen hinter sich hatten, wollten hunderts ab datieren können, ist eine Geschichte, die mit Blut ge- Gleichberechtigung in Marokko ihre Intereffen verfechten dürfen, mit aller Gewalt, daß diese sich auf, ich glaube, 50 000 Quaprat­schrieben ist und die daß keiner dem anderen vorgezogen wird, keiner seine Stellung miß- filometer, also fast auf eine Fläche so groß wie Süddeutschland , braucht, um die anderen zurückzudrängen, wie man das ja und erstredende Bergwerkstonzession voll aufrecht erhalten werde. Gie ist.( Lebhafte Zustimmung.) Man hat in dem Zeitraum dieser Jahr das ist die Hauptursache des Konflikts- der französischen Regie- forderten ein Berggeses nach europäischem Muster, das durch Hunderte ganze Völkerschaften ausgerottet, man hat rung vorwirft, indem sie die Bestrebungen deutscher Interessenten, die Konferenz von Algeciras bestätigt werden sollte, aber es zeigte blühende alte Kulturen vollständig vernichtet.( Lebhafte Bustimmung.) in Marokko Fuß zu fassen und dort Ausbeutungsinstitutionen zu sich, daß man dort nicht geneigt war, die Auffassung Mannes­manns zu teilen. Nun aber stellte sich heraus wie es andern. Man ist mit allen Mitteln, die die höhere Kultur und die Zivilisation schaffen, hintanzuhalten sucht. an die Hand geben, gegen die eingeborenen Völker der fremden Es sind ja in allen solchen Fällen sehr verschiedene Ka falls die Deutschen ganz ebenso gemacht hätten, Länder vorgegangen, hat sie ausgeraubt, gefnetet, pitalistengruppen an diesen Ausbeutungsobjekten inter - bielleicht nur energischer, daß Frankreich alles aufbot, sich unterdrüdt nach allen Seiten.( Lebhaftes Sehr richtig!) Unb effiert. Deutscherseits sind es vorzugsweise die Gebrüder Mannes- Marotto ganz zu unterwerfen. Es entstanden In­wenn auch im Laufe der Jahrhunderte die Formen dieser Unter- mann und ihre Helfershelfer, auf französischer Seite ist es eine ruhen in Marotto, es ist furchtbar leicht, in einem solchen brüdungen mit der Steigerung der Kultur milder geworden sind, so deutsch - französische Verbindung, die dasselbe er- barbarischen Lande Unruhen anzuzetteln, Wenn auch der Ma­steht doch fest, daß auch bis heute noch kolonialverbrechen strebt, es ist Thyssen- Bohlen- Krupp und noch ein drittes rokfaner ein Barbar ist, so ist er doch für klingendes Geld sehr aller Art im Vordergrunde stehen.( Zustimmung.) westfälisches Wert, es ist Schneider- Creusot und eine große zugänglich, weil er feines hat.( beiterkeit.) Gin goldenes zwanzig­Ob das katholische Frankreich , Spanien , Portugal , französische Firma in Rotterdam . Frankstück ist für ihn ein sehr bedeutender Wert und wenn eine Italien oder das protestantische England, Holland und Diese beiden kapitalistischen Gruppen, deren Interessen sich Macht an dem Entstehen von Unruhen interessiert ist, um den neuerdings auch Deutschland sich der Kolonialpolitik widmeten, ia in gewissem Maße gegenüberstehen, haben sich seit Jahren auf Vorwand zu Interventionen zu haben, dann wird sie mit der An­selbstverständlich haben die chriftlichen Geistlichen hüben und drüben die Gebrüder Mannesmann über ihre Behandlung durch die ich nicht. Ich will nur andeuten, daß es gar keine Stunst ist, na ch auch ihrer aller Geschichte ist mit Blut und Verbrechen besudelt, und dem Boden Marokkos entschieden bekämpft, und die Klagen, die wendung von ein paar Hunderttausend oder ein paar Millionen Frank nicht zögern.( Sehr richtig!) Inwieweit das geschah, weiß alle diese Dinge im Namen des Christentums gut- Franzosen glauben erheben zu dürfen, haben dann in Deutschland Belieben Unruhen hervorzurufen in einem solchen geheißen. Wir selbst haben wiederholt Gelegenheit gehabt, im die Marokkofrage aktuell gemacht. Nach 1904 machte Frankreich , Rande. Es kam die Besetzung von Udschda, die Be­Neichstage in schärffter Weise die Barbareien aller Art zur Sprache gestützt auf England, ernste Versuche, sich in Marokko festzusehen, schießung von Casablanca unter einem ganz nichtigen zu bringen. Das stärkste an Barbareien ist bekanntlich beim südes allmählich unter seine politische Oberherrschaft zu bringen, und Vorwand, die Franzosen wüteten barbarisch gegen afrikanischen Aufstand vorgekommen. Daß das unterdrückte, die Differenzen und Streitigkeiten, die hieraus entstanden, ver- die Einwohner der Stadt, es wurde, besonders in ausgebeutete, geknechte Volk zur Empörung griff, war fein gutes anlaßten den deutschen Kaiser im Frühjahr 1905, die be- Deutschland, eine Intervention verlangt. En den ersten n. Recht.( Sehr richtig!) Es war ihr Heimatland, ihr Vaterland, rühmt gewordene Reise nach Zanger zu unternehmen. Es war fängen der Maroffofrage war übrigens gerade in Deutschland die das die Hereros gegen die fremden Eroberer zu verteidigen suchten, bisher nicht dagewesen, daß der Monarch eines der größten Frage sehr aktuell, ob nicht gerade Casablanca ein deutscher und was man uns als die höchste Ehre anpreist, die Ber- Staaten der Welt, der ersten Militärmacht, in einer solchen Frage, Hafen, eine deutsche Flotten- oder Kohlenstation werden sollte. teidigung des Vaterlandes, das wurde jenen als Berdie keinerlei Lebensinteressen für die deutsche Nation berührte, eine Diese Absicht ist nachher verschwunden, ein Blick auf die Starte brechen angerechnet,( Sehr wahr!) namentlich durch den Reise nach fernen Gebieten machte, um dort vor aller Welt zu be- zeigt, daß gerade Casablanca der angreifbarste Orte im Falle eines bekannten General von Trotha, der die Hereros nach dem so zeugen, daß sein Land auch dabei sein wolle, daß es sich nicht zu Krieges gewesen wäre. Man mag das sehr rasch begriffen haben genannten Sandhügel zufammentreiben ließ und dort Behn- rüddrängen lasse, daß er dafür eintrete, daß die Unabhängigkeit und ist daher von der Absicht, Casablanca zu besetzen, zurück­tausende, Männer, Frauen und Kinder, ber des Sultans und die Integrität seines Staates voll aufrecht er- gekommen. hungern und verdursten ließ.( Lebhaftes Pfui!) Ein halten werde; woraus dann die Maroffaner in ihren phantafie- Mittlerweile wurde Abdul Asis von seinem Bruder Muleh Borgang, der reichen Gedankengängen eigentlich mit Recht schließen mußten, Safid gestürzt. Eine ganze Anzahl Stämme waren damit aber ein Schandfled für Deutschland daß Deutschland jedenfalls mit Waffengewalt bereit sein würde, nicht einverstanden. Sie opponierten und griffen zur Gewalt. Kurz, bleiben wird, so lange es eine Geschichte geben wird.( Sehr sie gegen die französischen Uebergriffe zu verteidigen. die Dinge wurden in Marotto allmählich sehr ungemhtlich, und nun Wir haben uns im Reichstag mit aller Energie gegen glaubte die deutsche Regierung noch ein besonderes Abkommen mit richtig!) In den letzten Jahrzehnten hat die Koloniatpolitik von Deutsch diese Reise gewandt und erklärt: Selbstverständlich müssen Frankreich treffen zu müssen, das, nach ihrer Ansicht, in höherent Land und anderen Staaten sich hauptsächlich auf Afrika geworfen. die handelspolitischen Interessen Deutschlands nach jeder Maße als die Algeciras - Atte, die Interessen Deutschlands auf der Man hat Afrika in eine Reihe von Kolonialgebieten geteilt für die Richtung hin sichergestellt werden, sie dürfen keine Penach einen, Frankreichs auf der anderen Seite zu sichern. Es sollte verschiedenen Mächte Europas ; insbesondere ist es rantreichteiligung erfahren, aber wir haben uns um die innere Entwicklung gleichsam eine Scheidelinie gezogen werden, nach der sich die gewesen, das schon lange sein Augenmerk darauf richtete, die sozu- Marokkos nicht zu kümmern, das sind nicht unsere Interessen, und beiden Mächte voneinander zu halten hätten. Das war der Vertrag fagen vor seiner Nafe liegende nordafrikanische Küste von Aegypten am allerwenigſten können wir zugestehen, daß es wegen dieser vom 9. Februar 1909, das deutsch - französische Abkommen, das deklas un bis zum äußersten Ende Marokkos in feine Macht zu bekommen. Dinge zu einem großen europäischen Konflikt kommt, der un- riert wird als Fortsetzung im Geifte der Algeciras - Afte, das sie aber Während der franzöfifchen Revolution unternahm bekanntlich geheuere Opfer an Menschen und Gut erfordern dabei vollständig zerriß. Dieses Abkommen ist in feinem ganzen Napoleon den berühmten Feldzug nach Aegypten . Die Sache mis- würde. Diese Ansicht beherrschte damals fast ganz Deutschland . Inhalt außerordentlich wichtig, namentlich bei den Dingen, die sich bergessen und

Völker

vom Anfang bis zum Ende mit Berbrechen besudelt

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glückte, er mußte zurückgehen, aber Frankreich hat das nicht( Sehr wahr!) Allerdings hatte die Tangerreise des Kaisers noch in der Marokkofrage in neuester Zeit ereignet haben. hat den geglückten Versuch gemacht, andere eine Wirkung: sie hat in der ganzen mohammedanischen Welt den In diesem Abkommen erkennt Deutschland Frankreich gegen

Länder der nordafrikanischen Stüſte ſich anzuetgnen. In erster Linie Glauben erwedt, daß Deutschland der Schutzherr des Mo- über an, daß Frankreich besondere politische Intereffen in Marotto ist das mit Algier geschehen. Nach unendlichen Kämpfen, die un- hammedanismus sein wolle( Sehr richtig!), daß Deutsch wahrzunehmen habe, die für Deutschland nid in Frage kommen; geheure Opfer an Geld und Menschen loſteten, war es 1831 gee land mit ihm sympathiftere, da ſein Schuß, ber jetzt Marotto andererseits erklärt Frankreich , daß es den wirtschaftlichen Unter­Lungen, Algier zu pazifizieren, fcheinbar au pazifizieren, benn feine versprochen wurde, gegebenenfalls auch den anderen mohammeda- nehmungen Deutſchlands und feinen Industriellen nach keiner fünf Millionen Einwohner erhoben sich in fortwährenden Aufſtänden. nischen Mächten zuteil werde. Diese Auffassung wurde auch das Richtung Abbruch tun wolle. Es schien also hiben und drühen Bor allem war es Ab del saber, der vielfach siegreich die durch begünstigt, daß der deutsche Kaiser 1897 oder 1898 eine Reise Einklang zu herrschen. Im Reichstag waren die Vertreter