Hr. 240. 28. Iahrgavz.3. Kkilye des Jorwürtf Knlim PolMnlt.Mag. 13 mtitt 19Ü.Partei- Hngelegenbeiten.Zur Lokalliste!Im vierten Kreis steht uns das Lokal.Fürstenderg' Festsäle",Frankfurter Allee 106, zu allen Veranstaltungen zur Verfügung.In den Zentral-Festsälcn, Oranienstr. 130, hat der Besitzer ge-tvechselt. Jetziger Inhaber ist Otto Lindstadt, das Lokal führt denNamen.Luisenstadt-Kasino", und ist nach wie vor für die Arbeiter-schaft frei.I.-B. Auf vielseitige Anfragen teilen wir mit. daß in NeueMühle-Niederlehme die Lokale Park-Restaurant, Klubhaus und Riedelfür die organisierte Arbeiterschaft gesperrt sind.— D i e Partei-genossen aus Motzen teilen mit, dast sie ihr Verkehrslokalvon Janizewski,»Gasthans zum Deutschen Hause", verlegt haben,weil der Besitzer gewechselt hat. Der jetzige Inhaber ist Mitglieddes Bundes der Landwirte und will unsere Genossen nicht mehrdulden. Das Verkehrslokal befindet sich beim Gastwirt Turann,vis-a-vis vom Bahnhof. Die L o k a l k o m m i s s i o n.Britz-Bucko». Sonntag, den 16. Oktober, mittags 2 Uhr, findetin Buckow auf dem Ackerlande des Herrn Grenzow, zwischen Rudowerund Johannisihaler Chaussee, eine öffentliche Versammlung unterfreiem Himmel statt.Britzer Genossen, die fich daran beteiligen, treffen fich bei Gruhn,Chausseeslr. 13.Abmarsch 1 Uhr. Der Vorstand.Niederlehme. Den Genoffen zur Kenntnisnahme, daß die Mit-gliederversammlungen jeden zweiten Sonnabend im Monat statt-finden, diesmal also ani Sonnabend, den IL Oktober, abends 8 Uhr,im Lokal Jägersruh, Inhaber Gustav Koch. Der Vorstand.KöuigS-Wusterhauseu, Wildau und Deutsch-Wusterhausen. AmSonntag, den 15. Oktober, nachmittags 3 Uhr, im Lokale der FrauWcdhorn: Wahlvereinsversammlung. Tagesordnung: 1. Bericht desGenossen Scholz- Rixdorf vom Parteitag. 2. Bericht der Funk-tionäre. 3. Anträge und Verschiedenes. Da der Saal nur bis6 Uhr frei ist, wollen die Genossen pünktlich zur Stelle sein.Desgleichen findet zu der am Dienstag stattfindenden Teuerungs-Versammlung am S ö n n t a g früh 8 Uhr von den Bezirlslokalenaus Flugblattverbreitung statt. Der Vorstand.Lichtenrade. Sonnabend, den lt. Oktober, abends 8'/, Uhr,im Lokale des Herrn Butzmann am Bahnhof, früher Deter: Ge-meinsame Mitgliederversammlung. Tagesordnung: Bericht vomParteitag.Reinickendorf-West. Am Sonnabend, den lt. Oktober, veran-staltet der VildungSausschust der Partei in den„Hubertussälen",Provinzstr. 77/70, einen Volksliederabend. Das künstlerischgediegene Programm und die mitwirkenden Kräfte sichern einengenußreichen Abend, so daß den Genossen und Genossinnen der Be-such der Veranstaltung dringend empfohlen werden kann. Billettsfind bei den Bczirksfiihrern zu haben.Die Bezirksleitung des Wahlvereins.Groß-Schöneieck(Mark). Am Sonntag, den 15. Oktober, nach-mittags 3 Uhr, findet in Groß-Schönebeck auf dem Grundstück desHerrn A. Maaß an der Liebenthaler Chauffee eine öffentliche Ver-fammlung unter freiem Himmel statt, in welcher Reichstagsabgeord-neter Genosse Stadthagen über„Teuerung, Kriegshetze und Reichs-tagSwahl" sprechen wird.— Geuoffen, sorgt für Massenbesuch ISpandau. Die ordentliche Generalversammlung des Wahl-verein« findet heute. Freitag, abends ß'/z Uhr, bei F. Bühle, Havel-straße 20, statt. Tagesordnung: 1. Vierteljahresbericht des Vor-standeS. 2. Aufstellung der Kandidaten zur bevorstehenden Stadt-verordnetenwahl. 3. Verschiedenes. Mitgliedsbuch legitimiert.Der Vorstand.Mohlsdorf fOstbahn). Am Sonnabend, den 14. Oktober, abends8'/? Uhr. findet die Mitgliederversammlung im Lokale deS HerrnEckler, Grimowstraße statt. Tagesordnung: 1. Vierteljahresberichtder Bezirksleitung und Neuwahl derselben. 2. Bericht vom Partei-tag in Jena; Berichterstaltcrin Genossin Buchmann.Trrdbin. Die öffentliche Versammlung am Sonnabend, deniL Oktober findet nicht statt.Lerlmer j�ackrickten.Oktober.Die Eigenheiten des verflossenen Sommers haben auchim Herbste noch ihre Fortsetzung erhalten. Es ist an sich einHerbst, der seinen Namen verdient, mit seinem Gemisch ausSonnenschein, Wolkendunst und Ncgcnfällen, den rasch sinkendenTemperaturen und mit dem melancholisch stimmenden Reigen,den leise Winde oder heftige Böen mit den fallenden Blätternausführen. Aber dieser Totentanz der Blätter erscheint dies-mal in eigener Beleuchtung. Er ergreift auch sonst nicht alleBaum- und Straucharten zu gleicher Zeit. Während dieUlmen schon fast kahl sind, halten die Platanen noch zäh denSchmuck der breiten Blätter fest. In diesem Jahre istdie Ungleichheit ganz besonders auffällig. Da sindBäume, deren Blättern die Dürre und Hitze der Hundstagefrüher als sonst den Rest gegeben haben. Da sindaber auch viele andere, die aus dem herbstlichen Naß neueKräfte gesogen haben und sich förmlich neu zu beleben suchen.Das hat eine auffällige Ungleichheit der Herbstfärbung indiesem Jahre zur Folge, die durch das Verhalten der Wiesenund Grasflächen eine sehr wirksame Folie bekommt. Denganzen Hochsommer hindurch sahen»vir keinen grünen Gras-wuchs, wo er nicht vom Gärtner mit der Wasserspritze künst-lich hochgepäppelt wurde und der Boden des Grunewaldeserreichte wohl annähernd die Vorstellung, die man bei derAnnäherung an die Sahara empfinden mag. Nun aber, seitdie Blätter fallen, ist der Grasboden unter dem Regen er-grünt und mächtig in die Höhe geschossen. Die Gräser sindja bezüglich ihrer Färbung verhältnismäßig wenig von denJahreszeiten abhängig und bleiben nicht selten unter demSchnee grün, um beim ersten Sonnenschein wieder auf-zutauchen. Der Kontrast der vergilbenden Bäume und derergrünenden Felder gibt dem gegenwärtigen Herbste aberseinen ganz besonderen Anstrich.Auf den Rasenplätzen der Anlagen erglühen noch immerdie Beete von rotfunkelnden Pelargonien und Begonien, vonden farbigen Stauden der Petunien und Chrysanthemen.Aber die Kochten aus den Ballonen haben sich in ihr Herbst-gewand geworfen, auf den Feldern ist der Flor bis aufschwache Reste geschwunden und die Sonnenblumen undihre Verwandten lassen die letzten Köpfe hängen, in denenSpatzenschwärme eifrig den ergiebigen Samen nachstellen. Stattder verschwundenen Zugvögel zeigen die Strichvögel sich, dieuns in der kalten Jahreszeit zu besuchen pflegen oder unsvom Felde her näher auf den Leib rücken, weil der Schneesich in der Nähe menschlicher Siedlungen nicht so lange hältund die Aussicht auf Futterplätze die Scheu vor dem Menschenbesiegen hilft. Auch die Möven zählen hierher, die über denGewässern des Grunewaldes kreisen und sich vielleicht baldauch in Berlin heimischer als bisher machen werden, wie siees in den großen Seestädten längst getan haben, wo sieregelmäßig die Straßen absuchen, wo Tierfreunde ihnenFutter bieten.Wir gehen mit raschen Schritten dem Winter entgegenund wissen nicht, was er unter seinem weißen Gewände unsenthüllen wird. Möge der grimme Mann milder mit unsverfahren, als der heiße Sommer es tat.Im Märkischen Museum wird jetzt eine Sammlungälterer Ansichten märkischer Städte, Dörfer, Schlösser undLandschaften neu ausgestellt. Die Blätter gehören der Zeitvom Ende des sechzehnten Jahrhunderts bis zur Mitte desneunzehnten an und sind der Technik nach Kupferstiche,Aquarelle, Stahlstiche und Steindrucke. Als Gegenstand derDarstellung tritt am stärksten Potsdam hervor, dessenlandschaftliche Schönheiten und malerischen Bauwerke dieBerliner Künstler des achtzehnten und beginnenden neunzehntenJahrhunderts nachzuzeichnen nicht müde wurden. Auch vonRheinsberg und Oranienburg bietet die Ausstellungeine stattliche Anzahl von Blättern und zwar meist aqua-rellierte Federzeichnungen eines leider ungenannten Künstlersaus den neunziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts, derfür die Wiedergabe von Architekturen wie der Landschafteneine gleich sichere Hand zeigt. Ein beliebter Vorwurf fürdie Berliner Kupferstecher war das Schloß Schwedt. Davonzeugen stattliche Radierungen, die das Gebäude und seineUmgebung von allen Seiten darstellen. Gut vertreten istauch Brandenburg, ebenso L e h n i n und C h o r i n.Von Stendal und Tangermünde sieht man Stein-drucke aus der besten Zeit der Berliner Lithographie,während uns von Ortschaften der Lausitz besonders an-heimelnde kolorierte Stiche aus dem Ende des achtzehntenJahrhunderts begegnen. Bemerkenswert ist, daß auch dienächste Umgebung Berlins den Künstlern reiche Vorwürfe bot.Man staunt zu sehen, welche malerischen Reize sie in Ortenwie Treptow und Britz, Tempel Hof und Pankowfanden. Auch Köpenick und Friedrichsfelde liefertengern behandelte Motive. Die Ausstellung wird hoffentlich beiallen Freunden der Mark reges Interesse finden.Die Pflichtfortbildungsschulen BerljnS�haben im letzten Schuljahr eine geringere Mehrung derSchüler als im vorletzten gehabt. Der von der Fortbildungs-schuldeputation erstattete Jahresbericht über das Schuljahr 1910/11,den jetzt der Magistrat veröffentlicht hat, gibt die Schülerzahl fürSommer 1910 und für Winter 1910/11 auf 31 987 und 32 220 an.Da im Sommer 1909 und im Winter 1909/10 die Schülerzahl31 141 und 31 504 betragen hatte, so stand sie in 1910/11 für denSommer um nur 846, für den Winter um nur 716 höher alsim Vorjahr. In 1909/10 hatte sie für den Sommer noch um 1958,für den Winter um 1112 höher als in dem vorhergehenden Jahrgestanden.In dem Jahresbericht über das Schuljahr 1909/10 war—ebenso, wie in dem über 1908/09— hingewiesen worden auf dieBeeinträchtigungderForibildungsschulfrequenzdurch den w i r t s ch a f t l i ch e n N i e d e r g a n g, der die Zahlder in Handel und Gewerbe beschäftigten Personen eingeschränkthabe. Der Bericht über das Schuljahr 1910/11 macht keinen Ver-such, zu erklären, warum diesmal die Zunahme der Schülerzahlsich weiter verlangsamt hat. Er hebt nur hervor, daß eine Zunahmeallein in den Klaffen der ungelernten Arbeiter sowie der Kauf-leute und des zu ihnen durch die Konfektion in Beziehung stehendenBekleidungsgewerbes eingetreten sei, während bei allen übrigenBcrUfsgruppen ein fortgesetzter und gleichmäßiger Rückgang sichbemerkbar mache. Vom Winter 1909/10 bis zum Winter 1910/11hat die Schülerzahl weiter zugenommen bei den ungelerntenArbeitern urh 847 bis auf 12 405, bei den Kaufleuten um 385 bisauf 5396, im Bekleidungsgewerbe um 172 bis auf 1255, dagegenweiter abgenommen im Baugewerbe um 270 bis auf 1816,in der Metallindustrie um 319 bis auf 6491, im Kunstgewerbeum 142 bis auf 2508, nur geringfügig abgenommen im Nahrungs-mittelgewerbe um 8 bis auf 1304, in der Gruppe Friseure undBarbiere um 3 bis auf 497, zugenommen in der Gruppe der sonstigenGewerbe um 54 bis auf 548. Beachtung verdient besonders dieAbnahme im Baugewerbe wo in den drei Jahren vomsWinter 1907/08 bis zum Winter 1910/11 die Schülerzahl sich vondamals 3089 um 1273 bis auf nur noch 1816 vermindert hat.An der mäßigen Zunahme der Gesamtschülerzahl aus 1910/11sind die drei Stufen ungefähr gleich beteiligt. Vom Winter 1909/10bis zum Winter 1910/11 mehrten sich die Schüler, wie schonangegeben, im ganzen um nur 716 bis auf 32 220, im besonderenfür die U n t e r st u f e um 283 bis auf 12 633, für die Mittel-stufe um 231 bis auf 11 024, für die Oberstufe um 202 bisauf 8563. Der Zuwachs kommt der Unterstufe aus Neuaufnahmen,der Mittel- und der Oberstufe großcnt« ils aus Versetzungen. Leiderfehlt immer wieder in den Jahresber chten jede Angabe über dieZahl der Neuaufnahmen in den cinzckncn Stufen(nach Eintrittin die Fortbildungsschulpflicht oder nach Zuzug), der Entlassungenaus den einzelnen Stufen(nach Wegzug oder nach Vollendung derFortbildungsschulpflicht) und namentlich der Versetzungen aus einerStufe in die andere.lieber die Unterrichtserfolge sagt der Bericht, daßsie„bei dem Fortwirken der in früheren Berichten geschildertenEinflüsse auch jetzt noch nicht gleichmäßig" seien. Die Erfolgewerden nicht nur durch die häufigen Umschulungen beeinträchtigt,die aus Umzügen oder Arbeitswechsel sich ergeben. Beeinträchtigendwirkt oft auch die Lage der Unterrichtsstunden. Bei der Aufstellungdes Stundenplans muß ja alle nur mögliche Rücksicht genommenwerden auf die Wünsche der Arbeitgeber, die hier mit-reden dürfen, und daneben auch noch auf die Unzulänglichkeit derFortbildungsschulhäuser. Der Bericht für 1910/11 kleidet die Klageüber diese störenden Einflüsse in die folgenden, sehr vorsichtig an-deutenden Worte:„Für die Festsetzung der Unterrichtszeiten konnte,wie bisher, nicht lediglich das pädagogische Interesse maßgebendsein, es mußte auch auf die Interessen des Gewerbes und aufdie wirtschaftliche Ausnutzung der vorhandenen, für den Vormittag-Unterricht zum Teil nicht ausreichenden Räume Rücksicht genommenwerden."Die Statistik des Schulbesuches, der ivir im borigenJahresbericht zum ersten Mal begegneten, ist in dem Bericht über1910/11 weitergeführt worden. Das Ergebnis ist diesmal etwasgünstiger: die Besuchsziffer war im Sommer 86,6 Proz., imWinter 87,2 Proz. der Schülerzahl. Meder fallen einzelne Berufs-gruppen dadurch auf, daß sie von diesen Durchschnitten beträchtlichabweichen. Wie im Vorjahr, finden wir die günstigsten Ziffernbei den Kaufleuten, die ungünstigsten bei den ungelernten Ar-heitern. Im Winterhalbjahr mit seinem Durchschnitt von 87,2 stelltesich die Besuchsziffer bei den Kaufleuten auf 92,1 Proz. ihrerSchülerzahl, bei den ungelernten Arbeitern aber auf nur 82,3 Proz.ihrer Schülerzahl.Kinderarbeit—„zum Vergnügen"!Das Kinderschutzgesetz hat die ErwerbSarbeit schul-Pflichtiger Kinder leider nicht vollständig verboten, sondern nur ein-geschränkt. Aber selbst die wahrlich nicht zu engen Grenzen, die derKinderauSnutzung durch dieses Gesetz gezogen worden sind, werdennoch lange nicht immer respektiert. Der Kinderschutzkom-Mission Groß-Berlins werden immer wieder Verstöße gegen dasKinderschutzgesetz bekannt, Verstöße mitunter so grober Art, wie maneS nicht für niöglich halten sollte. Die Kommission sucht durchihre Kontrolleurinnen den Sachverhalt zu ermitteln und tutdann Schritte, um eine Beseitigung- deS Mißbrauchs zu er-reichen. Wie oft solche Ueberlretungen nur auf Unkenntnisder Gefetzesvorfchristen zurückzuführen sind, oder wie oftdas Gesetz in bewußter Absicht verletzt wird, daS ist schwer fest»zustellen. Nicht selten wird man'bei den Eltern eine bloße Un-kcnntnis annehmen müssen, bei den Arbeitgebern aber dürfte dasdie Ausnahme fein. Arbeitgeber wie Eltern begründen die g e s e tz-widrige Erwerbstätigkeit der Kinder manchmal mitden sonderbarsten Erklärungen. Da erzählt ein Arbeitgeber:„Wissen Sie. die Eltern sind arm, und sie hatten so sehr darumgebeten." Da versichert eine Mutter:„Ach, der Junge tut dasja nur zum'Vergnügen, und er kommt mir dabei auch von derStraße herunter."Ein Fall von Kinderarbeit, der besondere Beachtung verdient, istin Tegel durch die Kinderschutzkommission festgestellt worden. An ihmfällt die lange Dauer der Arbeitszeit, die dem beschäftigten Kindezugemutet wurde, sowie die eigenartige Meinung, die der Lehrerdes Kindes über die vcrineiniliche Zulässigkeit dieser Beschäftigunggeäußert haben soll. Der Arbeitgeber ist ein W ä s ch e r e i b e s i tz e rGroth, der in Tegel am Babnhofsplatz sein Geschäft hat. Erläßt auf seinen GcschäftSfahrten nach Berlin oder nach denNachbarorten Tegels sich zweimal in der Woche von einem zehn-jährigen Knaben, dem Sohn eines bei Borsig beschäftigtenArbeiters, begleiten. Der Knabe setzt sich als Mitfahrer nebenHerrn Groth auf den Geschäftswagen, der den Kunden die gereinigteWäsche bringt und die zu reinigende von ihnen abholt. DerVorgänger deS jetzt bei Groth beschäftigten KindeS, gleichfalls ein noch schulpflichtiger Knabe, hat erklärt, daß erbei der Ablieferung der Wäsche nicht nur auf Wagen undPferde aufpassen, sondern manchmal auch Wäsche in dieWohnungen hinauftragen mußte. Als wir ihn aufsuchten und ihnhierüber befragten, wollte er uns glauben machen, daß die Fahrtenihm ein„Vergnügen" gewesen seien. Das wird wohl auch HerrGroth gemeint haben. Anscheinend wird auch der Junge, der nachjenem andern die Stelle des Mitfahrers bei Groth erhalten hat, inderselben Weise beschäftigt. In der Regel wird um 8 Uhr nach-mittags abgefahren und die Heimkehr erfolgt dann nicht seltenerst nach 10 Uhr abends. Einmal wurde beobachtet, daß dieserKnabe erst um Uhr wieder vor dem Grothschen Geschäft mitdem Wagen eintraf. Aber es kann sein, daß da nicht die Beschäf-tigung so lange gedauert, sondern aus anderen Gründen die Heim-kehr sich verzögert hatte. Sein Vorgänger erzählt, daß er selber öfterszu ähnlich später Stunde nach Hause gekommen sei. Herr Groth habemanchmal nach Erledigung seiner Geschäfte sich noch in einemRestaurant erfrischt, während der Knabe draußen ans dem Wagenzurückblieb und warten mußte. Besonders im Winter soll die späteHeimkehr dann doch kein„Vergnügen" gewesen sein. Bezahlt wurdendem Mitfahrer pro-F ahrtag 25 Pfennig, außerdem spendeteHerr Groth noch 5 Pfennig extra, damit der Junge sich unterwegsetwas kaufen konnte. Man sieht, es gibt noch gute Menschen, dieso einem Jungen sein„Vergnügen" obenein mit barem Gcldevergüten.Jener erste Knabe hat auf die Spazierfahrten verzichten müssen,weil seine Mutter aus Betreiben einer Verwandten sie ihm nichtmehr gestattete. Den Eltern seines Nachfolgers hat eineKonlrolleurin der Kinderschutzkommission denselben Rat gegeben.doch hat sie hier ebenso, wie bei dem Arbeilgeber, sich �neZurückweisung geholt. Die Familie leidet offensichtlich keineSlot, so daß hiermit die Beschäftigung des Knaben nicht begründetwerden könnte. Die Mutter hat erklärt, sogar der Lehrer ihresJungen habe diese Beschäftigung gebilligt und daS damit begründet,daß der Junge zu wenig geweckt sei. Da sollen wohl die Spazier-fahrten ein Mittel zur Steigerung der Intelligenz sein? Aber wahr-scheinlich beruht diese Angabe ans einem Mißverständnis der Mutter;denn es ist schwer zu glauben, daß ein Lehrer eine solcheBeschäftigung billigen könnte.Die Errichtimg eines Obdachs für Jugendlicheist von einem zu diesem Zwecke gegründeten Verein geplant. DieserVerein ist an den Magistrat herangetreten um Unterstützung derGründung. In einer Vorlage an die Stadtverordnetenversammlungempfahl der Magistrat finanzielle Beihilfe. Die Stadtverordnetenverwiesen aber die Vorlage an einen Ausschutz zur Vorberalnng.Dort wurde dargelegt: So nützlich die Sache an sich sei. so stellesich doch heraus, daß der Verein vorläufig noch in der Luft schwebeund daß die Stadt alle Kosten werde trägen müssen. Dann könneletztere auch selber die Errichtung und Unterhaltung des Obdachs fürJugendliche übernehmen. Es wurde festgestellt, daß der Verein zurzeitüber ein Barvermögen von 3000 M. verfüge, mit dem er natür-lich nicht ein Haus für etwa 800 000 M. erbauen könne,selbst dann nickt, wenn die Stadt Berlin zu dem Zwecke ein Grundstück noch 50 Jahre hergäbe. Dabei müsse noch berücksichtigt werden,daß für den Betrieb allein 70 000 M. pro Jahr erforderlich werden.Aber selbst wenn die Baugeldcr durch private Wohltätigkeit auf-gebracht würden, so sei es auch in diesem Falle nur eine Frage derZeit, daß die Stadt das Unternehmen übernehmen muffe. DaSkönne aber auch sofort geschehen, zumal der Verein nur für jugend-liche männliche Personen sorgen wolle. Zu einer endgültigen Ve-schlußsasiung kam der Ausschuß aber nicht. Der Magistrat soll vondem Verein die Vorlegung einer Hausordnung verlangen, daß die-selbe der Stadtverordnetenvcrsanimlnng vorgelegt werde. Beschlossenwurde, daß die Stadt von dem Vertrage zurücktritt, wenn der BaudeS Obdachs innerhalb zwei Jahren nicht vollendet ist.Vermehrung der Münzgasmesscr. Den minder bemittelten Be-Völkerungsschichten, namentlich den kleinen Gewerbetreibenden ist derBezug an Leuchtgas von den städtischen Gasanstalten durch Ein-führung der Automatgasmcsser wesentlich erleichtert worden. DieseApparate erfuhren im Laufe der Jahre eine dauernd steigende Wer-mehrung. War schon die alljährliche Vermehrung während derletzten Jahre eine erhebliche, so ist im verflossenen Berichtsjahre1910/11 eine Steigerung eingetreten, die besonders interessant ist.Am 1. April 1907 waren 33 361 Stück vorhanden, am I.April 1903bereits 39 099, am 1. April 1900 43 322 und am 1. April 1910 46 411.Die Anlagen hatten sich also in jedem der drei Jahre um durchschnittlich4350 Stück vermehrt. In der Zeit vom 1. April 1910 bis 31. März1911 ist nun eine Steigerung auf 63 617 Apparate, d. h. um17 206 Stück erfolgt. Nach dem bisherigen Ergebnis wird dieseVermehrung im laufenden Jahre eine noch stärkere werden, den» am1. Juli d. I. wurden bereits 71875, also gegen April d. I. 8253AntomatgaSmesseranlagen mehr benutzt. Dementsprechend ist auchder Gasverbrauch gestiegen. Im Verwaltungsjahr 1909 wurden19 337 684 Kubikmeter GaS. im Berichtsjahr 1910 dagegen 22 302 294Kubikmeter Gas durch die Antomatgasmesser abgegeben. Eine An-läge verbrauchte im Durchschnitt 425 Kubikmeter, gegen 453 Kubikmeter im Vorjahre. Der Rückgang dieser Dnrchschnitlsziffer ist da-durch erklärlich, daß die Zahl der AutoinatgaSmesscr in kleinenWohnungen(Stube und Küche) sehr erheblich zugenommen bat.Siemens u. Halske gegen Schöneberg. Vor dem LandgerichtBerlin II ist soeben ein Millionenprozeß der Firma Siemensu. HalSke gegen die Stadtgcmeinde Schöncberg zugunsten derletzteren entschieden worden, dem folgender Tatbestand zugrundeliegt:Die Stadt Schöneberg hatte bei den Bergmannschen Elektrizi-tätswerfen sechs Motorwagen jux ihre Schnellbahn in Auftrag