Nr. 259.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Sonnabend, den 4. November 1911.
Hinein ins Rote Haus!
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.
Unhaltbare Zustände.
Die Wahlen finden zum ersten Male an einem Sonn- bielfach ihr ja als Opfer der kapitalistischen Gesellschaft ohne nur froh feimperialistischen Abenteuers und wir können
werden.
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Und in weiter Ferne schwebt in dieser Zeit der Teuerung und Not noch eine kommunale Arbeitslosenversicherung!
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Die Regierung Bethmann Hollweg hat zu unMorgen, am Sonntag, hat die Arbeiterklasse Berlins | Vertreter verlangen dagegen, daß die Pflege dieser Aufgaben haltbaren Zuständen geführt! darüber zu entscheiden, wer in 17 Kommunalwahlbezirken der als eine soziale Pflicht der Stadtverwaltung betrachtet und in Kein sozialdemokratisches Blatt stellt diese Behauptung III. Abteilung als Stadtverordneter ins Rote Haus" geschickt brüderlicher, nicht almosenhafter Weise ohne Beeinträchtigung auf; Herr v. Bethmann Hollweg selbst läßt diese Wahrheit werden soll. In 11 Bezirken hat die Sozialdemokratie ihren der kommunalpolitischen Rechte geübt wird. Das ist um so in der Köln . Zeitung" verkünden. Das ist der glorreiche Besizstand zu verteidigen; 6 Bezirke sind neu zu erobern. notwendiger, als die der öffentlichen Fürsorge Anheimfallenden Abschluß des imperialistischen Abenteuers und wir können daß es zu nichts Schlimmerem getag statt. eigene Schuld anheimgefallen sind. führt hat! Die bürgerlichen Parteien stehen von den Freisinnigen Ungenügend ist die soziale Fürsorge für die in den Die deutsche Regierung wendet starke Mittel zur Erziehung bis zu den Antisemiten zusammen, um durch gemeinsame städtischen Betrieben beschäftigten Arbeiter. Die kleinsten Ver- des deutschen Volkes an und tut, was sie tann, um es für Kandidaten das Rathaus vor der roten Flutwelle zu be- besserungen in den Lohn- und Arbeitsbedingungen der städtischen die bevorstehenden Wahlen aufzurütteln. Herr v. Bethmann schützen. Das ist für die Sozialdemokratie gut so. Allein Arbeiter müssen dem Freifinn in hartem Kampfe abgerungen hat sich vorgesetzt, den vollständigen Bankerott des auf die eigene Kraft angewiesen, fämpft es sich am besten: werden. In steter Rücksichtnahme und ängstlicher Wahrung bureaukratischen Systems dem deutschen Volke zu je schwieriger der Sieg, desto wertvoller der Kampfpreis. der Interessen der Privatindustrie stemmt sich der Freifinn demonstrieren, seine Gebrechen vor aller Deffentlichkeit aufzuEs gibt bei dem Berliner Kommunalwahlkampfe nur ein im Rathaus gegen soziale Fortschritte und lehnt Forderungen decken. Danten wir es ihm und beherzigen wir die Lehre! hüben und ein drüben. Hier die politisch in der Sozialdemo- ab, deren Erfüllung eine unbedingte Notwendigkeit für die Schon konnte man fürchten, daß die Erfahrungen, die fratie, wirtschaftlich in den Gewerkschaften organisierte Arbeiter- Hebung der Gesundheit und der Lebenslage der städtischen man mit dem persönlichen Regiment und feinem Zusammenklasse, die danach ringt, daß die Stadt als sozialer Körper Arbeiter ist. Eine nur einigermaßen sozial fühlende Ver- bruch gemacht hat, bei den Wahlen nicht genügend beherzigt zugunsten der Bedürfnisse der breiten Masse und der All- waltung würde es für ihre dringendste Pflicht halten, der werden könnten. Von dieser Furcht Herrn v. Bethmann gemeinheit verwaltet wird dort die Klasse der Besitzenden, Privatindustrie führend auf diesem Gebiete voranzugehen. sei Dank- sind wir befreit. die um die Erhaltung ihrer Herrschaft im Rathause und um Statt dessen sehen wir, daß die freisinnig- manchesterliche Mehr- Wer dachte in unserer raschlebigen Zeit noch an die die Festigung ihrer Privilegien fämpft. heit im Rathause nur gezwungen und widerwillig fozialen Affäre des Fürsten Eulenburg? Der deutsche Reichs354 546 Wähler weist die Liste der Wahlberechtigten Verbesserungen der Privatbetriebe nachhinft. fanzler mußte damals einen langen und gefährlichen Kampf III. Klasse in Berlin gegenüber 32 078 in der II. und gar gegen einen Höfling führen, auf dessen Rat Wilhelm II. mur 832 in der I. Klasse auf. Und doch stehen diesen 832 zu hören pflegte, wie jener Rat bei der Ernennung Fürst Wählern in der I. Stlasse genau so viel Sige im Rathause zu, Das für das Gemeinwohl so wichtige Wohnungs- und Bülows selbst entscheidend ins Gewicht gefallen war. Der wie den 354 546 Wahlberechtigten der III. Klasse! Dazu Verkehrswesen wird von dem Freisinns und Kapitalisten Höfling war gegen den Stanzler; der hatte zwar damals eine tonimt das Hausbesigerprivileg. Von den sämtlichen Stadt- flüngel der im Rathause herrschenden privilegierten Kaste nur Majorität im Parlament, aber das war ja Nebensache; ein verordneten muß die Hälfte Hausbesizer sein. Rund 9200 im materiellen Interesse der besitzenden Klaffen verwaltet. Wint des Kaisers und der Reichskanzler, der höchste und Hausbesizer im Sinne der Städteordnung gibt es im ganzen Statt die mit enormen Roften aus städtischen Mitteln her einzig verantwortliche Beamte des Deutschen Reiches war gestellten und unterhaltenen Straßen und Pläge durch Er- entlassen. Mögen die Privilegierten, die Wähler von Geldsadsgnaden richtung und Betrieb von Verkehrsanlagen für die Stadt Bülow war ein geschickterer Intrigant als Eulenburg in der II. und I. Wählerabteilung noch eine Zeitlang ihre nugbar zu machen, statt Elektrizitätswerke, für Beleuchtung und Eulenburg war anormal. Der Reichskanzler dankte Size innehalten; wo die Arbeiterklasse marschiert, in der und Krafterzeugung durch die Stadt bauen und betreiben zu diesem Zufall den Sieg über den Höfling. Sonst hätte der III. Abteilung, sollten nur noch Sozialdemokraten gewählt lassen, hat die Berliner Kommunalherrschaft das städtische noch länger das Geschick des deutschen Volkes bestimmt. Wer aber parlamentarische Regierung in Dem Erringen dieses Ziels gilt die morgige Wahl. Eigentum fast ausschließlich dem Privateigentum zur Ausbeutung Die Vermehrung der Mandate, der Stimmenzuwachs sei überlassen. Nur dem rastlosen Bemühen der Sozialdemokraten Deutschland fordert, ist unpatriotisch und macht sich- man eines Eingriffes in die Rechte des Kaisers zugleich ein flammender, tatkräftiger Protest gegen das Unrecht ist es gelungen, zum Anfang einer Umkehr von diesem Weg schaudert des Klassen- Wahlsystems, das die alle Werte schaffende Arbeiter: 3 drängen. Begünstigt von staatlichen Aufsichtsbehörden schuldig. schwillt noch immer die Macht des über Hunderte von Millionen Eulenburg war gestürzt. Bülow machte als Verantwort flaffe politisch entmündigt, um sie desto leichter im ökonomischen verfügenden Privatkapitals an; immer fester umflammert der licher Politik, der Kaiser als Unverantwortlicher. Die beKapitalsring die städtische Verwaltung; immer dichter zieht rühmte Daily Telegraph " Geschichte schien Bülow günstig, Mit der Wahl der sozialdemokratischen Kandidaten fordert sich das Netz der Großbanken über der Stadt zusammen. um den Kampf gegen das persönliche Regiment zu inszenieren. die Arbeiterklasse zugleich die Beseitigung des elenden Wahl- Schuld an ihrer großen Macht ist die Wahrnehmung der Der Kaiser mußte Zurückhaltung versprechen in einem„ taiser. systems. Das allgemeine, gleiche und direkte materiellen Klasseninteressen der Besitzenden durch den lichen Edift", das allerdings nicht so weit ging wie das Wahlrecht muß auch in Preußen für Staat und Gemeinde Kommunalfreisinn. Dieselbe soziale Schicht der Bevölkerung, jüngste des Kaisers von China . In Deutschland sind wir ja für die Sozialdemokratie erobert werden. Die Berliner Gemeindeverwaltung für diese Forderung des Proletariats reif in deren Besitz sich die Straßenbahn- und Elektrizitätsaftien auch noch lange nicht so weit. Doch dem Fürsten Bülow kostete es das Amt. Herr zu machen, ist Aufgabe der sozialdemokratischen Stadt- befinden, dominiert als Gewählte der zweiten und ersten Abteilung auf dem Rathaus. Dem Privatkapital werden v. Bethmann fam, Reichskanzler, aber auch Höfling, kommunalen Gesetzgebern, die sich aus der denn der äußere Schein trügt bei dem Mann wie alles andere. je schneller alle Mandate der dritten Abteilung von der ersten und zweiten Wählerklasse refrutieren, die städtischen Wilhelm II. verkündete in Königsberg sein unumschränktes Arbeiterklasse erobert werden. Ausbeutungsobjekte, dem Großkapital Millionen und Aber- Gottesgnadentum. Herr v. Bethmann entließ eine Anzahl Morgen handelt es sich ferner darum, ob den sozial millionen zugeschanzt. Dadurch kommen die Finanzen der seiner Kollegen und begründete es mit der Notwendigkeit demokratischen Bestrebungen auf Verbesserung der Verhältnisse Stadt in immer größere und größere Bedrängnis. der Homogenität des Ministeriums. Weder in in allen Gebieten städtischen Lebens und deren Ausgestaltung Wie durch die Eroberung aller Bezirke der dritten Ab- Preußen noch im Reich hatte natürlich das Parlament was in sozialem Sinne ein größerer Spielraum geschaffen werde. teilung durch die Sozialdemokratie in fommunal wirt- dreinzureden. Eingriff in die kaiserlichen Rechte Gott be Die Volksschule, heute das Stieffind der freisinnigen schaftlicher Beziehung nach Möglichkeit Wandel geschaffen hüte, wir sind doch keine Reformchinesen. Mehrheit im Rathaus, bedarf dringend eingreifender Maß- werden muß, so ist dies auch in kommunal politischer Hin- Und nun stellt sich heraus: das Ministerium war nahmen, um zu genügenden Leistungen zu gelangen. sicht notwendig. zu gelangen. ficht notwendig. Der kapitalistische Stadtverordnetenklüngel gar nicht homogen, es war ein Mann von Charakter Herabsetzung der Klassenüberfüllung- Unentgeltlichkeit beweist fofafische Unterwürfigkeit gegen jedweden, der in darunter. Und das hat nun zur Ratastrophe geführt. der Lernmittel Beseitigung der fliegenden Klassen glitzernder" Uniform daherzieht oder über volle Geldsäcke Herr v. Lindequist hat seine Demission gegeben und Herr Vermehrung der Schulärzte Verpflegung bedürftiger zu verfügen vermag. Servil nach oben, brutal nach unten" v. Bethmann schimpft hinter ihm her, gar nicht philosophisch, Kinder in der Schule- Erhöhung der Lehrergehälter- das ist der Grundsatz. den die Freisinnsmehrheit an Stelle eher schon etwas fischweibähnlich. sind nur einige der Aufgaben, bei denen die sozialdemokratische der Wahrung des Selbstverwaltungsrechts der Stadt betätigt Aber es wirft aufklärend. Frattion vorwärts gedrängt hat, die aber immer noch ihrer und dem„ Männerstolz vor Königsthronen" untergeordnet hat. Lösung harren. Am Tage der Wahl gilt es Abrechnung zu halten. Noch Millionen sind beim letzten Etat zurückgestellt, die dringend können wir in die durch das Klassenwahlgesetz geschützten für Gemeindeschulen erforderlich waren. Und doch beträgt Bastionen des Geldsacks nicht eindringen, aber die Festungen der Zuschuß, den die Stadt für einen Schüler der höheren der dritten Abteilung kann die Arbeiterklasse stürmen, wenn Lehranstalten zahlt, das Mehrfache des Sayzes, den der Ge- sie will. meindeschüler dem Stadtsäckel fostet. Die dritte Klasse der Sozialdemokratie! sei die Losung für morgen.
Joch der privilegierten. Geldprogen zu zwingen.
berordneten. Um so schneller können diese ihr gerecht werden,
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von den
Wie traurig steht es noch mit der Fürsorgeerziehung. Die Erinnerung an die zum Himmel schreienden Greuel der Hölle Es gilt nicht nur den Sieg an die Fahne der Sozialdemokratie von Mielczyn, die der„ Borwärts" bloßlegte, redet Bände. zu heften, sondern neue Anhänger der Sozialdemokratie zu Auf den Gebieten der Waisen-, Armen-, Krankenpflege und werben, die offen und entschlossen für die Sozialdemokratie Volkshygiene, diesen wichtige Lebensinteressen der Bevölkerung ihre Stimme abgeben. Vielfach herrscht noch Lauheit, weil betreffenden Verwaltungszweigen tut der im Rathaus domi- zu große Siegeszuversicht vorhanden ist. Sich in Siegesnierende Freisinn nur das, was die staatliche Gesetzgebung hoffnungen zu wiegen, ist aber falsch ohne Kampf fein den Gemeinden zwangsweise auferlegt. Die sozialdemokratischen| Sieg!
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Drum auf zum Kampf! Auf zum Sieg!
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Man lese die offiziellen Noten. Die Kölnische Zeitung " schreibt:
Durch das Rüdtrittsgesuch des Geheimen Regierungsrats v. Dandelmann im Reichstolonialamt und gleichzeitig erfolgte Indiskretionen in der Presse sind ganz unhaltbare Zustände bekannt geworden. In diesen Judiskretionen wird behauptet, daß das Kolonialamt das Kongo - Abkommen mißbillige und die Verantwortung dafür nicht übernehmen wolle. Es hat um so mehr den Anschein, als ob dies richtig sei, da schon früher mehrfach Notizen in der Presse verbreitet wurden, die auf eine solche Stellung des Rolonialamts hinwiefen. Der auf diese Weise unternommene Versuch, die Politik des Reichskanzlers durch eine nachgeordnete Behörde zu erschweren, ist, wer auch immer recht habe, im Interesse einer geordneten Führung der Reichsgeschäfte völlig unzulässig, und man braucht nicht daran zu zweifeln, daß sich der Reichstanzler dieser Auffassung nicht ber schließen und die nötigen Folgerungen ziehen werde.