Nr. 262.fltonnemtms'BedlngungMisAbomikmenl« Preis pcftnumnanftatBierteljShrl. 3,30 Ml, monoll. 1,10 SRI,wöchmllich 28 Pfg, frei ws Hau».Ginjclne Nummer B Pfg, Sonntag?.nummer mil illullrierter Eonmaa?.Beilage.Die Neue Well» 10 PU>. Posl-ilbonnemenl: 1,10 Marl pro KonatEingetragen In Bit Posl-Zettung?»Tretsuite. Unter Kreuzband wrDcutichland und Oesterreich» Ungarn2 Marl, für da? übrige AuslandS Marl pro Monat, Postabonnrment?nebmen an: Belgien. DänemarkHolland, Italien, Luxemburgs Portugal,Kumünten. Schweden und die Schweis28. Za�g.%k Inlfffloiw-SfMBr»«trügt für die sechsgespaltene Kolons»eile oder deren Raum 00 Pfg„ fürpolitische und gcwerlschaltltche Derein?-und Bcrsammlungs-Aitzeigen 30 Pfa.„Klein« Anreisen", das lcügedruckte«ort 20 Pfg, siulüsflg 2 settgedruckte»Sorte), jede? weitere Wort>0 Psg.Stellengesuche und Schlasslellenan-, eigen das erste Wort 10 Psg„ jede?»eitere Wort 5 Pfg, Worte über 15 Buch.staden jühlen für zw et Worte, Inseratefür die nächste Nummer müssen bi?t Uhr nacdmUIag? in der Expedition«»gegeben werden. Die Expedition ljtbis 7 Uhr abend? geöfsnel.Crtitttot tizll« luScr montjj«.Derlincv Dolksblcrtt.Zcntralorgan der rozialdemohrat» fehen Partei Deutfcblands.relegramm-AdressetaStzUKtBOkrit Berli»".Redaktion t 8Al. 68, Lindenstrasse 69.Fcrusprecher: Amt IV, Rr. 1983.Gefährliche Onfähigkeit.� Bethmanns Marokkoabschluß hat zu einem ergötzlichenStreit zwischen den schivarzblauen Bethmanniten und denliberalen Bülowitern geführt. Gegenstand des Streites istdie Preissrage: Ist für den Abschluß des Marokkoabenteuersdie verflossene Unfähigkeit Bülows oder die regierendeder Herren B e t h m a n n und K i d e r l e n verantwortlich?Die Konservativen, die nun einmal dem regierendenAgrarier auf Gedeih und Verderb verbunden sind, möchtenalle Schuld dem früheren Reichskanzler aufladen. Der hatja auch keine Landratsunterstützung bei den Wahlen mehr zuorganisieren. Bülows Politik wird von ihnen deswegen ver>dämmt, weil er im Funi 1905 es abgelehnt hat. sich mitFrankreich friedlich auseinanderzusetzen. Damals bot derfranzösische Ministerpräsident Nouvier dem FürstenBülow einen vollständigen Kolonialvertrag an, der den beut»sehen Wünschen im weitgehenden Maße Rechnung trug. Denndie als so revanchelüstern verleumdeten Franzosen haben inWirklichkeit schon seit Jahren den Wunsch, sich mit Teutschlandzu verständigen: ein Wunsch, der um so begreiflicher ist, alssonst Frankreich ganz auf die englische Unterstützung ange»wiesen ist und naturgemäß sich dadurch gezwungen sieht, eng-lischen Wünschen mehr als sonst Rechnung zu tragen. Bülowlehnte aber damals das französische Anerbieten ab und bestandauf der Konferenz von A l g e c i r a s. Dort stellte es sichdann heraus, was außer dem deutschen Auswärtigen Anitniemandem ein Geheimnis war. daß Deutschland mit seinenMarokkoonsprüchen völlig isoliert war. Die damalige Nieder-läge, die Fürst Bülow verschuldet habe, habe seinem Nach-folger einen günstigeren Abschluß zu erlangen jetzt unmöglichgemacht.Die Bülowiter können die Blamage von Algeciras nichtleugnen. Ader sie suchen Bülow herauszureißen, indem sieWilhelm ll. hineinlegen. Seine„Lohcngrinfahrt" nachTanger, die Rede, die er dort gehalten, die Versicherung, daßer die Souveränität des Sultans und die Integrität Ma-rokkos zu schützen wissen werde, die habe Bülow gezwungen,das Anerbieten Rouviers abzulehnen, das mit der kaiserlichenZusage in Widerspruch stand. Diese Verteidiger vergessennur. daß Bülow ausdrücklich den Ruhm, die Tangerfahrt ver-anlaßt zu haben, für sich in Anspruch und vor dem Reichstagmit den pathetistischsten Worten die Verantwortung für diesePolitik auf sich genommen hat.In Wirklichkeit haben die Konservativen und Klerikalen.die heute den Fürsten Bülow völliger Unfähigkeit zeihen,sicher recht. Mit Lperettenstreichen und Kaiserreden, wie sieBülow oeranlaßt oder wenigstens nicht gehindert hat, ist sicherkeine erfolgreiche Politik zu machen. Aber warum, so müssenwir nun fragen, waren denn die Konservativen und bis zuden Tagen des Bülowblocks auch die Klerikalen so b e-geisterte Lobredner des früheren Reichskanzlers?Warum haben denn diese Leute namentlich gegen die sozial-demokratische Kritik nicht genug Haß und Geiser verspritzenkönnen? Warum? Nun, aus genau demselben Grunde, wes-wegen sie seinen gewiß noch viel minder befähigteren Nach-folger verteidigen! Weil sie ihn für einen agrarischenReichskanzler gehalten haben. Und wenn diese Leuteihren Profit durch den Zollwucher gesichert halten, dann istihnen, den„wahren Patrioten", alles andere völlig egal. Denndaß die Herren den jetzigen Reichskanzler oder gar den Staats.fekretär des Auswärtigen Amtes wirklich für fähigere Staats-männer halten sollten als die von ihnen jetzt als völlig un-fähig bezeichneten Vorgänger, hieße ihrer Jbtelligenz zu nahetreten.In der Tat haben die Kritiker des Herrn von Kid er»len-W aechter leichtes Spiel. Von Herrn von B e t h-mann braucht man ja in diesem Zusammenhang gar nichtzu reden. Als er Reichskanzler wurde, ließ er durch die offi-ziöse Presse der Welt mitteilen, daß er auswärtige Politik ,11studieren beginne. Wir können uns nicht erinnern, daßdem deutschen Volke verkündet worden sei, daß der HerrReichskanzler diese Studien beendet habe. Von einem soernsten und gewissenhasten Mann kann man ober nicht vor-aussetzen, daß er schon vorher sich in die auswärtige Politikeingemischt habe. In Herrn von Bethmann Hollweg habenwir daher nur eine Art S i tz r e d a k t e u r des Herrnvon Kiderlen-Waeckter zu erblicken, der infolge der überlebtenBestimmungen der Reichsversassung sich gezwungen sieht, fürTaten verantwortlich zu zeichnen, deren Tragweite er nichtausreichend beurteilen kann.Mit Herrn von Kiderlen-Waechter ist es dagegen etwasanderes. Als er aus Bukarest ankam, verkündete die offiziösePresse, daß er so etwas wie ein neuer Bismarck wäre. Unddamals war ja fast alles mit wenigen Ausnahmen offiziös.Von ihm mußte man also voraussetzen daß er wisse, was ertut. Aber selbst diese selbstverständlichste Voraussetzung er-wies sich bald als zu günstig— wie sich im Lause derMarokkoverhandlungen nur allzu deutlich gezeigt hat.Ueber den Gang der Verhandlungen ist ja von dendeutschen Offiziösen fürchterlich viel zusammengelogen worden.Sie haben sich eben auch in dieser Beziehung ihrem Herrnangepaßt, und plötzlich eine unheimliche orientalische(Vu-karester) Phantasie entwickelt. Wäre es den bürgerlichenParteien ernst mit ihrer Opposition, so müßten sie vor allemdie Regierung zwingen, ihnen ein Weißbuch mit denoffiziellen Dokumenten über den Gang der Ver»Handlungen vorzulegen. Das wird nun freilich nicht ge-sckehen. Denn die Regierung hat nichts mehr zu scheuen alsdie Oeffentlichkeit. Trotzdem kann man aber aus dem, waswährend der Verhandlungen bekannt wurde, sich ein Bildvon den wirklichen Vorgängen machen.Die Entsendung des„Panther" war deshalb schon einedurch nichts zu rechtfertigende BrüskierungFrankreichs, weil kurz vorher der Botschafter C a m b 0 nseine Bereitwilligkeit gezeigt hatte, mit Deutschland zu unter-handeln. War er doch deshalb sogar dem Staatssekretärnach Kissingen nachgefahren. Herr von Kiderlen aberl e h n t e a b. Er brauchte ja eine sensationelle Politik,um sich als zweiter Bismarck zu erweisen und seinen kon-servativen Freunden die schöne Wahlparole zu ver»schaffen. Der„Panther" erschien vor Agadir. Damit nichtgenug, wurde die ganze offiziöse Meute losgelassen, die all-deutschen Narren ermutigt und jene niederträchtige Kriegs-Hetze inszeniert, die Deutschland vor dem ganzen Ausland alsStörenfried erscheinen lassen mußte. Wenn Kiderlen wirklich,wie er behauptet, nichts von Marokko annektieren wollte, wozudann diese blödsinnige Demonstration, warumkonnte er nicht in anständiger und zivilisierter Weise diefranzösische Regierung zu Verhandlungen auffordern odervielmehr auf das Angebot der französischen Regierung zu Ver-Handlungen eingehen? Die schwere Beunruhigung wäreEuropa und Teutschland erspart geblieben und wenigerals jetzt hätte der Herr Staatssekretär bei vernünftigem Vor-gehen sicher auch nicht erzielt.Die Art. wie dann die Verbandlungen weitergeführtwurden, entsprach ganz dem glorreichen Anfang. In Deutsch-land wurde offen der Absolutismus proklamiert.Das deutsche Volk durfte nicht das geringste erfahren, derReichstag war vertagt und in der württembergischen Kommerwurde jede Anskunst verweigert. Durch die Ereignisse derletzten Tage ist auch festgestellt worden, daß nicht eininal dieauswärtigen Botschafter und die zuständigenStaatssekretäre befragt worden find. Herr vonKiderlen übertraf in dieser einen Beziehung allerdings dasBeispiel Bismarcks.Ebensowenig wie das Inland hielt Herr von Kiderlenes für nötig, das A u s l a n d über seine Ziele zu informieren.In England konnte man sich den Streich von Agadirnicht anders erklären, als daß Deutschland sich in Marokkofestsetzen und in Agadir eine in England für bedrohlich er-achtete Flottenstation schaffen wolle. Es war vergeblich, daßHerr A s q u i t h bereits am 4. und noch schärfer am 7. Juliseiner Beunruhigung Ausdruck gab und von der neuenSituation sprach, die die britischen Interessen direkter be-rühre. Herr von Kiderlen, der von Anfang an sich über dieStimmung in England in einer ganz unerklärlichenTäuschung befand, hielt es nicht der Mühe wert, überseine Absichten Aufklärung zu geben. Und so kam es zu jenerRede Lloyd Georges, die in eine Kriegsdrohung aus-klang. Erst jetzt, nachdem diese glorreiche Politik Deutschlandan den Rand eines Krieges gebracht hatte, lenkteman ein. Wir haben schon damals berichtet, daß erst dieNichtbeantwortung einer englischen Anfrage zur Rede desSchatzkanzlers geführt hat und daß erst nach dieser Rededie Antwort einlief, die dann A s g u i t h veranlaßte, imenglischen Unterhaus» zu erklären, daß der englische Stand-Punkt in Berlin jetzt voll verstanden wurde, so daßEngland jetzt vollständig darüber beruhigt sein könne.Damit ist aber bewiesen, daß Herr von Kiderlen durchseine Politik das deutsche Volk wegen untergeordneter kapi-talistischer Mineninteressen in Gefahr gebracht hat, in einenKrieg mit England und Frankreich hineingerissen zu werden.Man erinnert sich noch an die H e tz e, die dann entstand, alsbekannt wurde, daß in der Entscheidung zwischen Krieg undFrieden die Entscheidung für den Frieden gefallen sei. Manerinnert sich, mit welchen Beschimpfungen die Panzerplatten-presse über Wilhelm II. hersiel, weil er den Ausschlag fürden Frieden gegeben hätte. Wenn es wirklich so ist, daßdamals, wie die Patriotenpresse behauptete, Wilhelm II. erstzwischen Krieg und Frieden wählen mußte, dann schließtdiese Behauptung in sich, daß Herr von Kiderlen-Waechterbereit war. die Konseauenzen einer falsch be-rechneten und unbesonnenen Politik dasdeutsche Volk trage n zu lassen und die beut-scheu Arbeiter auf das Schlachtfeld zuschicken, um von ihm nicht vorausgeseheneWider st ände mit Gewalt zu überwinden.Das ist es. was uns an dem nun beendeten Abenteuerso wichtig erscheint. Die Möglichkeit, daß die Herrschenden,ja daß zwei ganz gleichgültige Menschen, die ein verfehlterEntschluß zu Ministern gemacht hat, es in der Hand gehabthaben, über Krieg und Frieden des deutschen Volkes zu ent-scheiden. Das ist das Unerträgliche an den heutigenZuständen, das ist das. was geändert werden muß.Alles übrige ist weniger wickitig. Wir teilen nickt dieMeinung der deutschen Kokonialschwärmer, daß das Pro-tektorat über Marokko für das französische Volk ein Glück ist.Es ist merkwürdig, daß dieselben Leute, die zugeben, welchgefährliche und kostspielige Sache das t r i p 0 l i.ta n i s ch eAbenteuer ist, in Abrede stellen wollen, daß den Franzosen inMarokko dieselben Gefahren erwachsen können. KapitalistischeKolonialpolitik wird ja überhaupt immer kostspieliger, ge-fährlicher und unproduktiver. Sie bedeutet immer mebr nichtExpedition: SM. 68, Undcnstrasse 69,Fernsprecher: Amt IV, Rr. 1984.eine Stärkung, sondern eine militärische Schwächung dergroßen Kolonialländer, und auch die Franzosen müssen daraufrechnen, daß sie nach Nordafrika noch viel stärkere militärischeBesatzungen werden werfen müssen. Uns ist viel bedenk-licher, daß wir mit neuem Kolonialland belastet werden, miteinem Erwerb, der uns die Aussicht eröffnet, in n e u e K 0-lonialabenteuer in Zentralafrika verstrickt zu werden.Und deshalb ist uns selbst der Nachweis von der Unfähig-keit unserer auswärtigen Politik nur darum so wichtig, weil erzugleich die UnHaltbarkeit eines Systems aufzeigt, das dasdeutsche Volk von der Entscheidung über seine wichtigstenLebensfragen ausschließt und sein Schicksal Leuten in dieHände spielt, die nur ein unglücklicher Zufall und die ver-brecherische Interessiertheit einer schmalen herrschenden Cliquezu seinen Herren gemacht hat. mDie Zustimmung der Mächte.Als erste von den Mächten, die den AlgeciraLvertrag unter»zeichnet haben, haben Italien und Rußland ihr Zu st im-m u n g zum deutsch-französischen Marokkovertrag erklärt. Zu diesenfreiwilligen Zustimmungserklärungen kommt noch die unfrei»willige des Sultans von Aiarokko.Die Befürchtungen Belgiens.Brüssel, 7. November. Es scheint sich zu bewahrheiten, daßDeutschland bei den Verhandlungen mit Frankreich einen gewissenWert auf die Erwerbung des Vorkaufsrechtes gelegthat. das Frankreich besitzt, falls Belgien die Kongokolonie zu ver-äußern gedenkt. Belgische Blätter, die möglichst ihre Ruhe zu be-wahren suchen, wie die radikale„Gazette", verhehlen sich nicht, daßBelgien Befürchtungen hinsichtlich seiner Koloniehegen mutz; aber die Lage sei heute nicht schlimmer als zuvor undder Schutz Belgiens liege in der Schwierigkeit für die Signatar.»mächte der Berliner Akte, zu einer Verständigung zu gelangen.Das Marokkoabkommen vor der Kammer.Paris, 7. November. Präsident B r i s s 0 n sagte bei Eröffnungder Sitzung, er wolle zunächst der Nation das Lob aussprechen, dassie verdiene. Die Seele Frankreichs sei in diesen langen der Ge-schichte angehörenden Tagen so ruhig und so edel erschienen, daß siesich den Beifall aller Rivalen und Freunde erzwungen habe. Siesei sich stets gleich geblieben, sowohl in der Trübnis des mitunterbeunruhigenden Schweigens, wie während der glänzenden Feier dervor Toulon versammelten Flotte, wie auch in der unendlichenTrauer über die schreckliche Katastrophe. Ein Volk, welches das Ge»schick durch eine Periode von mehr als drei Monaten so schwer treffe,ohne ihm eine Bewegung der Ungeduld oder ein Zeichen derSchwäche entreißen zu können, beweise dadurch, daß es das volleBewußtsein habe davon, was es wert sei, und davon, was es wolle.Der Präsident sprach dann eingehender über die Katastrophe derLiberte und wiederholte seinen Dank an die Präsidenten der frem-den Parlamente, die Beileidsbezeigungen gesandt hatten.Minister des Aeußeren deSelves legte dem Bureau den Ge-setzentwurf betreffend das deutsch-französische Abkom-m e n vor und ersuchte um Verweisung an die Kommission für aus-wärtige Angelegenheiten. De Beauregard forderte, daß derKommission der Geheimvertrag mit Spanien mitgeteiltwerde.(Beifall auf zahlreichen Bänken.) MinisterpräsidentCaillaux antwortete, der Kommission würden alle Dokumente,deren Vorlegung sie für gut befinden sollte, mitgeteilt werden.—Das Abkommen wurde darauf an die Kommission ver,wiesen._Zur IRelchstagswal)).Wahlkampf in Württemberg.Am Sonntag, den B. November hat die Sozialdemokralle fei1. württembergischen ReichStagSwahlkreise» denWahlkampf mit 28 Versammlungen eröffnet. Die Versammlung inStuttgart, in der der sozialdemokratische Kandidat Genosse Hilden-branb und Reichstagsabgeordneter Dr. Südekum sprachen, war vonrund BOOO Personen besucht. Auch die übrigen Versammlungen imStuttgarter Wahlkreis wiesen einen starken Besuch auf.Der Kampf um den 1. Wahlkreis wird sehr heiß wer-den. In der Haupiwahl 19(17 siegte Genosse Hildenbrand mit 2B 090Stimmen über den nationalliberalen Kandidaten, der es mit Hilfeder Volkspartei auf 21 442 Stimmen brachte. Der ZentrumSmannerhielt 2400 Stimmen. Das Mehr der sozialdemokratischenStimmen war also 1248.Die politische Situation hat sich mittlerweile sehr zugunsten derSozialdemokratie geändert. Die bitteren Enttäuschungen, die derliberal-konservative„Bülowblock" gebracht hat, sind unvergessen.Die volksverräterische Politik des den„Bülowblock" ablösenden„schwarzblauen" Blocks hat ein UebrigeS getan, um die Empörungweiter Volkskreise zu steigern. Die Mitgliederzabl des Kreiswahl-Vereins hat sich verdoppelt.Diesen günstigen Momenten stehen aber auch manche nachteili-gen gegenüber. Die hohen Wohnpreise zwingen immer mehr Ar-beiter, außerhalb Stuttgarts ihren Wohnsitz zu nehmen. UnserRekrutierungSgebiet verengt sich dadurch, während die sozialeStruktur des 2., 4. und B. Wahlkreises uns günstiger wird. DasAnwachsen der Sozialdemokratie, ein Resultat der wirtschaftlichenEntWickelung und der regen Agitations- und Organisationsarbeitder Genossen de» 1. Wahlkreises, hat auch den Gegensatz zwischenBourgeoisie und Sozialdemokratie verschärft. Liberale und Volks.parteiler buhlen offen um die Mahlunterstützung des Zentrumsund der Konservativen, die ihnen— wenn auch nicht offiziell—auch wohl zuteil werden wird, freilich erst im zweiten Wahlgang,falls ein solcher sich notwendig machen sollte. Dem Wahlübcrcin-kommen gemäß, das Volkspartei und Liberale miteinander ge»troffen haben, hat die nationalliberale Partei den Kandidaten zustellen, der van den Volksparteilern unterstützt wird. Ihren ge»