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Noch mehr Militär, als wir jetzt schon haben, fordert derLokal- anzeiger". Er stellt diese Forderung im Brieflasten seiner Dienstags- nummer auf. Dort lesen mir: Soweit bekannt geworden, find in Deutschland 3,8 Millionen ausgebildete Manm'ckaften vorhanden. Die Feldarmee 1. Linie, einschließlich der Reserveformationen, wird auf 1.7 Millionen angegeben, gegen 2.64 der französischen Armee, die Landwehr auf 1,6 Millionen gegen 1,12 der französischen Armee, zusammen 8,8 Millionen. Dazu treten noch 500 600 Ausgebildete des Land- sturms und 30 000 der Ersatzreserve, also rund 6 Proz. der Be- völlerung gegen 14 Proz. in Frankreich . Sie sehen, welch großer Prozentsatz vollkommen militärdienstfähiger Leute bei uns nicht ausgebildet wird; dem könnte nur durch Erhöhung und gleichmäßige Gestaltung der Etats oder Bildung der an der allgemeinen Organisation noch fehlenden Bataillone und Batterien abgeholfen werden." DemLokalanzeiger" genügt die heutige Stärke des stellenden Heeres noch nicht. Die Bildung weiterer Bataillone und Batterien hält er für notwendig. Damit redet er einer neuen Militärvorlage das Wort. Daß die Erfüllung derLokalanzeiger"«Forderung die Bewilligung neuer Millionen für Heereszwecke in sich schließt und zugleich eine weitere schwere Belastung des Volkes mit sich bringt, fei hiermit besonders festgenagelt. Und ein solches Blatt hat gerade m weniger bemittelten Kreisen leider noch viele Leser. Der Koksverkauf in den städtischen Gasanstalten. Nach dem neuen Ortsstatut über die erweiterte Sonn- tagsruhe darf der Koksverkauf nur noch in der Zeit von 12 bis 2 Uhr mittags stattfinden, statt wie bisher von 8 bis 10 Uhr vormittags. Infolge dieser Verlegung glaubt die Deputation der städtischen Gaswerke, daß vorckstssichtlich der Verkauf von Koks derart zurückgehn wird, daß der Verkauf sich nicht mehr lohnt. Die Deputation hat deshalb be- schloffen, den Koksverkauf vom 1. Januar 1912 ab an Sonn- tagen überhaupt nicht mehr stattfinden zu lassen. Dieser Beschluß wird gerade viele kleine Leute sehr hart treffen. Die Deputation hätte zunächst abwarten sollen, wie sich der Verkauf nach dem 1. Januar gestalten wird: erst nachdem Erfahrungen gesammelt worden waren, hätte sie zu den neuen Verhältnissen Stellung nehmen sollen. Sl«S der Armenbirektion. Die Armendirektion beschäftigte sich in der letzten Sitzung mit der Festsetzung des Etats für das Jahr 1912. Als wesentlichste Beträge wurden eingestellt: 1. Monatlich zu zahlende laufende Unterstützungen 7 650 000 M. oder 150 000 M. mehr wie im letzten Jahre. 2. Monatlich zu zahlende Pflegegelder 1470 000 Mark oder 50 000 M. mehr wie im vorigen Jahre. 3. Für außer- ordentliche Unterstützungen 1 450 000 M. oder 50 000 M. mehr wie im letzten Jahre. Diese Erhöhungen sind mit Rücksicht auf die herrschende Teuerung und zunehmende Bevölkerung nur sehr be- scheidener Natur. Von der Direktion wurde aber nachgewiesen, daß im laufenden Geschäftsjahr die Ausgaben gegen früher erheb- lich zurückblieben, was namentlich auf die bessere Arbeitsgelegen- heit zurückzuführen sei. Nach den bisherigen Ausgaben ist mit einer erheblichen Minderausgabe für das letzte Jahr zu rechnen. Weitere Beträge wurden eingestellt für: Unterstützungen, welche direkt von der Direktion gezahlt werden 415000 M.; Er- stattungen an auswärtige Armenverbände 750 000 M.; Besoldung der Armenärzte 294 400 M.; Heilmittel auf ärztliche Verordnung 265 000 M.; Krankentransportkosten 75 000 M.; Kur- und Ver- pflegungökosten an Krankenanstalten 851 000 M.: Verwaltung 156 900 M. Der gesamte Etat schließt ab mit einer Einnahme von >1014 500 M.' und einer Ausgabe von 13 811900 M. Die Mehr- ausgäbe beträgt 12 797 400 M. oder 277 100 M. mehr wie im Jahre 1911. Zu einer lebhaften Debatte kam es bei dem Antrage unserer Genossen, für die Entsendung von Kindern in Heil- und Heim- stätten 300 000 M. beim Magistrat zu beantragen. Vom Vorsitzen- den wurde mitgeteilt, daß man wieder mit 200 000 M. wie im letzten Jahre auskomme, da Mitte dieses Monats noch ein Bestand von 86 000 M. für die Entsendung der Kinder vorhanden war, welcher gut für dieses Etatsjahr reiche. Da in den letzten Jahren für diesen Zweck erheblich höhere Ausgaben nötig waren, so wurde von mehreren Seiten weitere Aufklärung verlangt, wieso eS komme, daß der Verbrauch im laufenden Jahre im Verhältnis so gering sei. Auch wurde von unseren Genossen verlangt, daß Aufklärung darüber gegeben würde, nach welchem neuen Verfahren die Kinder nun in die Heil- und Heimstätten entsandt würden, denn in den letzten Veröffentlichungen des Kuratoriums der Heimstätten sei davon gesprochen worden. Nach einigem Zögern wurden denn auch die wahren Gründe der Sparsamkeit bekanntgegeben. Während nämlich die Kinder sonst auf die Dauer von 6 Wochen, mindestens aber 4 Wochen in die Heimstätten entsandt wurden, wird jetzt nur eine Dauer von 3 Wochen vorgeschlagen. Auf diese Weise kann man also anstatt ein Kind zwei Kinder für denselben Betrag zur Erholung schicken. Daß in einer so kurzen Zeit nicht viel erreicht werden kann, liegt auf der Hand; handelt es sich doch um Kinder, welche durch Unter- crnährung. Blutarmut , Lungenkrankheit usw. dem frühen Siech- tum entrissen werden sollen. Lebhaft bedauert wurde auch der Be» schluß des Heimstättenkuratoriums, dem Magistrat zu empfehlen, von der weiteren Errichtung von Walderholungsstätten abzusehen. Es sollen beim Magistrat wieder 200 000 M. beantragt werden. Ferner stand der Antrag unserer Genossen zur Beratung, ein Rundschreiben an die Armenkommissionen zu erlassen, in welchem diese auf die herrschende Teuerung hingewiesen und ihnen aufgegeben wird, diesen Verhältnissen durch Gelvährung von Sonderunterstützungen oder durch Erhöhung der Almosen und Pflegegelder Rechnung zu tragen". Von unseren Genossen wurde darauf hingewiesen, oaß die Stadt die Pflicht habe, auch nach dieser Richtung hin einzugreifen, um die Aermsten der Bevölke- rung gegen die Teuerung zu schützen; daß auch andere Gemeinden zum Teil bedeutende Beträge zum gleichen Zweck zur Verfügung gestellt hätten oder auch durch Abgabe billiger Nahrungsmittel be- sonders sorgten. Der Antrag, wurde fast einmütig bekämpft; denn er sei sehr bedenklich, könnten doch unsere Kommissionsvorsteher da- durch aufgereizt werden, mehr zu geben als wie nötig sei; es sei auch taktlos, unsere Vorsteher durch ein solches Schreiben auf die Teuerung hinzuweisen. Die Vorsteher walteten mit großer Sorg- falt ihres Amtes usw. Leider walten viele mit zu großer Sorgfalt ihres Amtes, denn sonst wäre es nicht gut möglich, daß im letzten Jahre über 1200 Beschwerden bei der Direktion einliefen, in welchen über versagte oder ungenügende Unterstützung Beschwerde geführt wurde. Für den Antrag erhoben sich nur die Hände unserer Genossen. Das ist auch ein Stück sozialer Fürsorge der Stadt Berlin ! Bom Risiko der Arbeit. Bei dem Untergrundbahnbau, der zur- zeit am Wittenbergplatz vorgenommen wird, verunglückten gestern nachmittag zwei Arbeiter, die mit dem Einrammen von Pfählen beschäftig: waren. Durch einen ausgleitenden Hebel wurden beide schwer verletzt, so daß ihre Uebcrführung ins Krankenhaus not- wendig wurde. Ein Sch-uer ins Wasser gesprungen. Aus einem eigenartigen Grunde versuchte am Monttigmiltag ein 12 jähriger Schüler L.. bei seinen Ellern in der Reuchlinslroße wohnhaft, Selbstmord zu be- gehen. Der Knabe, der die Schule in der Haller Straße besucht, war in der Physikstunde den beiden Polen emer Starkstromleirung mit einen, der Schul« gehörigen Zirkel zu nahe gekommen und hatte da« Instrument dadurch ruiniert. Der Lehrer beauftragt« den Jungen, den Zirkel mit nach Hause zu nehmen und auf Kosten seiner Eltern ein neues Meßinstrument zu beschaffen. Der Knabe ftrchtete offenbar von feinen Eltern hart bestraft zu werden und sprang deshalb auf dem Nachhausewege an der GotzkowSkybrücke in die Spree. Ein Schutzmann, der den Vorfall bemerkt hatte, sprang in den Rettungskahn, und es gelang dem Beamten schließlich, das Kind noch lebend aus dem Wasser zu ziehen. L. wurde auf die nächste Unfallstatton und von dort in die elterliche Wohnung ge- schafft._ Dtraßenbahnzusammenstoß am Rankeplatz. Sechs Personen kamen bei einem Straßenbahnzusammenstotz zu Schaden, der sich gestern nachmittag am Rankeplatz in Wilmersdorf ereignete. Dort fuhr ein Straßenbahnwagen der Linie 0 auf einen haltenden Anhängewagen eines Motorwagens der Linie 78 auf. Der Anprall war so heftig, daß alle Fahrgäste von den Plätzen geschleudert wurden. Sechs Personen meldeten sich nach dem Unfall als verletzt. Die Verunglückten sind der Rentier Lamm aus der Sächsijchenstraße 75, Frau Gymnasiallehrer L e h- mann aus der Schaperstr. 26, Kaufmann Henke aus der Eisen- zahnstraße 9, eine Frau Brenn Hausen aus der Straße Süd­westkorso 62 in Wilmersdorf , eine Frau Oppenheimer, gleich- falls Südwestkorso 164 wohnhaft, und ein Fräulein Küster aus der JoachimSthalerstraße 19. Die ersten fünf Verunglückten erlitten teils Hand-, teils Bein- und teils Kopfverletzungen, während Fräu- lein Küster infolge des Schrecks in Ohnmacht fiel. Sie wurde in einer Droschke nach einem benachbarten Sanatorium und von dort in ihre Wohnung gebracht. Die übrigen Verletzten konnten sich zu Fuß weiter begeben. Die beiden Bahnwagen waren so ineinander gekeilt, daß ein Rettungswagen der Großen Berliner Straßenbahn herbeibeordert werden mußte. Der Zusammenstoß hatte eine viertelstündige Verkehrsstörung im Gefolge. Ein zweiter Zusammenstoß, bei dem niemand verletzt wurde, erfolgte etwas später in der Hermann st rahe zu Rixdorf . Tort kollidierte ein Straßenbahnwagen der Linie 21 mit einem Wäschcreiwagen, wobei dieser umgeworfen wurde. Der Kutscher kam mit dem bloßen Schreck davon. Für 2000 Mark Putzsachcn erbeuteten Einbrecher in dem Ge- schüft von Michael Cohn in der Alten Schönhauser Straße. Sie ließen sich abends im Hause einschließen, öffneten die Ladentür am Flur mit Nachschlüsseln und nahmen Pleureusen, Paradiesreiher, Straußenfedern und Samtbänder als gute Beute mit. Selbst von den serttgen Hüten Kennten sie die Straußenfedern ab, um sie ein- zustecken. Feuer in einer Schokoladenfabrik. In der letzten Nacht kam in einer Schokoladenfabrik in der Alexandrinenstraße 95/96 Eeuer aus. Beim Eintreffen der Feuerwehr brannten dort u. a. isten, Türen, der Fußboden, Fenster usw. Da der Raum ver- schlössen war, wurde eine mechanische Leiter aufgestellt, über die bis zum Brandherd vorgegangen wurde. Durch kräftiges Wassergeben gelang es dann, die Flammen an weiterer Ausdehnung zu ver- hindern. In der Köpenicker Straße 133 brannte nachts die Dach- konstruktion eines Seitengebäudes. Dem 5. Zuge gelang eS, den Brand auf das Seitengebäude zu beschränken. Falsche Zweimarkstücke laufen seit kurzem in größerer Menge um. Sie tragen das Bildnis König Wilhelms II. von Württemberg, die Jahreszahl 1901 und das Münzzeichen Die Falschstücke kommen den echten Zweimarkstücken im Gewicht und Feingehalt ziemlich nahe. Nach dem Ergebnis der bisherigen Ermittelungen scheinen sie von einem italienischen Grenzorte aus verbreitet zu werden. Mit ziemlicher Dreistigkeit gingen Einbrecher vor, die in der Nacht zum Dienstag das Weiß- und Manufakturwarengeschäft von Sophie Zobel in der K u r r stcn sir a ße 102 heimsuchten. Die Diebe öffneten die an der Straße liegende Ladentür mit Nach- schlüssel und drangen so in diesen ein. Hinter dem Laden schlief in einem Zimmer die Geschäftsinhaberi». Dies muß den Ein- blechern bekannt gewesen sein. Sie schoben nämlich, ehe sie an die Arbeit" gingen, den Riegel der in die Schlafstube führenden Tür vor und schützten sich so bor einer plötzlichen Ueberraschung. Dann packten sie für nicht weniger als 6000 M. Weißwaren aller Art und auch einige Pelze zusammen und entfernten sich, ohne daß die hinter dem Laden schlafenoe Inhaberin etwas gemerkt hatte, auf dem- selben Wege, auf dem sie gekommen waren. Nachbarsleute wollen gegen 7 Uhr morgens zwei mit Paketen schwer beladen« Män-ner aus dem Geschäft haben kommen sehen. Entdeckt wurde der Dieb- stahl erst, als eine Angestellte, wie üblich, um 8 Uhr morgens in die Wohnung der Geschaftsinhaberin kam, um von hier aus in den Laden zu gehen. Sie fand die Durchgangstür verriegelt und wollte deshalb den Laden von vorne aufschließen. Dieser war aber geöffnet und ein großer Teil der Warenvorräte verschwunden. Unglückliche Liebe hat die 43 Jahre alte Schneiderin Marie Walisch aus der Holzmarktstr. 9 in den Tod getrieben. Die Lebens- müde hatte den GaShahn geöffnet und sich vergiftet. Automobilunfälle. Am Montag nachmittag fuhr der 38 jährige Fahrradfabrikant Bernhard Hartmann, Schwedterstr. 83 in Berlin wohnhaft, auf einem Motorziveirad nach Döberitz. Auf der Rück- fahrt, die er abends gegen 10 Uhr antrat, fuhr er auf der Heer- straße in der Nähe der Heerstraßenbrückc gegen einen auf dem Fahrweg liegenden Feldstein. Das Motorrad überschlug sich und H. wurde in weitem Bogen in den Chausseegraben geschleudert. Der Verunglückte, der einen Bruch des linken Beines und eine Gehirnerschütterung davongetragen hatte, wurde«ine Stunde später von den Insassen eines vorüberfahrenden Automobils be- merkt und nach dem Charlottenburger Krankenhaus übergeführt. Gestern mittag gegen 12 Uhr erlitt das Automobil des Justiz- raicS Dr. Samter, Königin-Augustastratze 14 wohnhaft, am Garten- ufer in Charlottenburg einen Radbruch und stürzte um. Dr. Samter wurde auf die Straße geschleudert und zog sich einen Bruch des linken Armes und der Handwurzelknochen zu. Ein dritter Unfall ereignete sich in der Nacht hum Montag am RcichSkanzlerpIatz. Dort fuhr der Chauffeur eines Privat- autoS in der Dunkelheit an derselben Stelle, wo vor einiger Zeit der Kronprinz einen Unfall hatte, gegen die Bordschwelle; der Wagen schlug um und stürmte:n den Reitweg. Eine Insassin, eine Frau Dr. S. aus der Wilmcrsdorfer Straße zu Charlottenbuvg, zog sich einen Schädelbruch und Gehirnerschütterung zu und mußte nach dem Krankenhaus Westend gebracht werden, wo sie schwerver- letzt darniederliegt. Ueber eine Messerstecherei im Straßendahnwagen» die sich Dienstagabend gegen 7 Uhr an der Endhaltestelle der Linie 94 in der Knesebeckstraße in Rixdorf abspielte, wird uns folgendes be- richtet: Gegen 6 Uhr wollten in der Ritterstraße ein gewisser Schmidt und dessen Sohn, Knesebeckstraße 60 in Rixdorf wohnhaft, einen Motorwagen der Linie 94 besteigen. Der Schaffner wies die beiden Fahrgäste zurück, weil der Wagen im Innern besetzt war und for» derte sie auf, den Vorderperron zu besteigen. Unwillig folgten die beiden der Anordnung und stellten sich neben den Fahrer, den sie hänselten und aufzuziehen versuchten. An der Reichenberger Straße wurde der Wagen leerer und die beiden Fahrgäste begaben sich in das Wageninncrc. Kurz vor der Endhaltestelle trat der Schaffner in den Jnnenraum und ging an beiden vorbei. In diesem Augen- blick zog der ältere der beiden Männer«in Messer aus der Tasche und stach nach dem Kopfe des Schaffners. Ein daneben sstzenkwr Herr riß jedoch im letzten Augenblick den Beamten zurück, so daß der Stich anstatt in das Auge zu gehen, die Wange des Schaffners durchbohrte und die Zunge verletzte. Der Fahrer, der Ich in diesem Augenblick umwandte, brachte sofort den Wagen zum Halten und eilte seinem Kollegen zu Hilfe. Er erhielt jedoch von Schmidt einen Stich in die Stirn, so daß er zurücktaumelte. Da- bei wurde ihm von dem Sohn des Messerstechers die Fahrkurbel entrissen« und der junge Bursche schlug nun aus den Fahrer ein« bis dieser zu Boden sank. Inzwischen hatten sich mehrere Passanken in den Wagen begeben und machten die beiden Rowdies dingfest, bis die Polizei erschien. Die beiden Straßenbahnbeamten wurden nach der Unfallstation in der Steinmetzstraße und von dort in ihre Wohnungen geschafft. Die Messerhelden wurden verhastet. DieArgus"-Motorengesellschaft ersucht uns, mitzuteilen, daß der Flugapparat, mit dem ein Offizierflieger in Döberitz verun- glückte, nicht mit einemAmus"motor ausgerüstet gewesen sei, sondern mit einem 50 I?L.Mercedes "motor. Das Boll in der Kunst" betitelt sich ein Lichtbildervortrag, den die Ortsgruppe Berlin des Arbeiter-Abstinenten-Bundes am Sonn- tag, den 3. Dezember, abends 6 Uhr, in denLursenstädtischen Konzerthallen". Alte Jakobstr. 36. veranstaltet. Im Wissenschaftlichen Theater der Urania wird am Sonnabend und Sonntag der bekannte Reisend- und Schriftstell«: Gcheimrat von Hesse-Wartegg einen höchst aktuellen Vortrag über Tripoli- tanien, seine Oasen und sein Hinterland auf Grund eigener Studienreisen halten. Eintrittskarten für beide Vorträge sind von heute ab an der Kasse der Urania erhältliche Vorort-]N ach r 1 efc tern Hohen-Schönhausen. Polizeilich verwaist war am Sonntag unser Ort, AaS war denn geschehen, daß mit einmal die Spitzbuben und sonstige frag- würdige Elemente ungestört ihr Wesen treiben konnten? Der hiesige ArbeiterturnvereinFrisch aus", dessen 2. Abteilung ihr erstes StiftungSsest feierte, konnte die ganze OrtSpolizei, drei Mann hoch, in seinen Hallen begrüßen. Die behelmten Männer waren gekommen, um darüber zu wachen, daß daS versammelte Publikum von Aufführungen verschont blieb, die den Ernst des TageS zu stören geeignet gewesen wären. BiS 1 Uhr nachts währte der polizeiliche Schutz. Der Verein scheint fich übrigen? der besonderen polizeilichen Fürsorge zu erfreuen, hat er doch erst kürzlich auf Verlangen seine Satzungen sowie die Adressen seiner Vorstandsmitglieder der Polizei einreichen müssen. Das, was die Polizei jedoch hierdurch zu er- reichen hofft, nämlich die Eutwickelung des Vereins in Frage zu stellen, wird ihr nicht gelingen. Die Arbeiterschaft wird dem Verein, der seine Turnstunden Dienstags und Freitags von 8 10 Uhr Berliner Str. 69 und Orankeplatz 82 abhält, auch in Zukunft ihre Sympathie erweisen. Köpenick . Ueber den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein referierte in der letzten Wahlverein'sversammlung Genosse Schütten Hierauf ge- langten 14 weiblicbe und 42 männliche Mitglieder zur Aufnabme. In die erweiterte Kinderschutzkommission wurden die Genossinnen Raschle, Kauert, Rebe und Genosse Pärschke gewählt. Die Ab- lehnung der mit 6000 Unterschriften versehenen Petition betreffs Errichtung eines GemeindefriedbofS durch die Stadtverordneten- Versammlung wurde einer scharfen Kritik unterzogen. Beschlossen wurde, sich mit der Sache nochmals, aber in verschärfter Form, zu befassen. Mitgeteilt wurde noch, daß vom 11. bis 18. Dezember im Stadttheater eine Jugendschriftenausstellung stattfindet. Kalkberge- Rüdersdorf . Ein Wohnhausbrand kam Montag früh 4 Uhr in der sogenannten Grund Hierselbst zum Ausbruch. Das Badesche Haus, um das eS sich handelte, wurde vollständig ein Raub der Flammen. Die an- wesenden Feuerwehren konnten fich nur darauf beschränken, die an- grenzenden Gebäude zu schützen. Das Haus war von einem Mieter, dem Arbeiter Rumpholdt, einem Alkoholiker, in Brand gesteckt worden. Hierauf unternahm Rumpholdt einen Selbstmordversuch, indem er in den Kalkgraben lief, er wurde jedoch gerettet. Eine Lohnerhöhung um 100 Mark pro Jahr und Mann haben im Hinblick auf die gegenwärtige Lebensmitteltcuerung die im hiesigen fiskalischen Bergwerksbetrieb beschäftigten Arbeiter beantragt. Wie verlautet, soll das Bergamt den Forderungen der Arbeiter wohl- wollend gegenüberstehen. Da« Bergamt ist nunmehr von dem Ober- bergamt Halle a. S., dem es bisher unterstellt war, abgezweigt und direkt dem Minister unterstellt worden. Der Bergrat will dem Mi- nister die Wünsche der Bergarbeiter persönlich unterbreiten. Es wird allgemein verwundern, daß sich die Bergbehörde jetzt mit einem Male so zuvorkommend den Arbeitern gegenüber zeigt, um so mehr, als sonst fast stets die Wünsche der Bergarbeiter unberücksichtigt blieben. Storkow . Einen tragischen Abschluß fand ein Lokaltermin, der dieser Tage im benachbarte» Bugk abgehalten wurde. Der 73jährige Büdner August Lehmann hatte einer Wegegerechtigkeit wegen einen Prozeß angestrengt. Plötzlich wurde während der Verhandlungen auf der Dorsstraße Lehmann von einem Ohnmachtsanfall ergriffen und ver- starb infolge eines Herzschlages. Hu 9 aller Melt. Die|Sbt irt nur partiell. Wie alljährlich um diese Zeit hat sich Wilhelm II. in die schlesischen Jagdgründe begeben, um dort dem Jagdvergnügen ob- zuliegen. Bei dieser Gelegenheit wird er auch dem Grafen Johannes Francken-Sierstorpff auf Schloß Z h r o w a einen Besuch abstatten, um in dessen Jagdgebieten auf Fasanen zu schießen. Und eS muß ein recht lohnendes WeidinannSvergnügen werden: Hat doch Graf Sierstorpff, um den Kaiser nicht zu ent» täuschen, in Böhmen 5000 Fasanen für etwa 30000 Mark aufkaufen lassen, die den natllr- lichen Fasanenbestand des Sierstorpffschen Jagdgebietes erheblich vermehren. Graf Sierstorpff ist glücklicherweise finanziell in der Lage, sich derartige Ausgaben leisten zu können. Vordem ein be- scheidener Gardeleutnalir, ist er durch die Heirat mit der Tochter eines amerikanischen Strohhutfabrikanten in den Besitz diverser Millionen gelangt, die es ihm ermöglichen, kaiserliche Gäste auf seinen Gütern zu empfangen. Denn die 30000 Mari für die importierten Fasanen sind nur ein geringer Teil der durch den Besuch entstehenden Ausgaben. Ist doch unter anderem auf dem Gute eine elektrische Zentrale angelegt worden, durch die die ganzeJagd strecke elektrisch erleuchtet wird. ES ist den Fasanen also leicht gemacht worden, die Ehre zu genießen, durch eine allerhöchste Kugel zur Strecke gebracht zu werden. Den unter der Teuerung leidenden Volkskrelsen aber wird e? eine angenehme Genugtuung fein, daß wenigstens noch nicht alle Volkstreise von der Sorge ums tagliche Brot ergriffen sind. Explosion im Kalischacht. Ein schweres Grubenunglück ereignete sich am Montag» nachnttttag auf dein KalischachtAller- Nord st ern" bei Groß-Häuslingen in Hannover . Bei Sprengungsarbeiten erfolgte eine Explesiai der aufgespeicherten Gase, durch die vier Arbeiter schwer und zehn Arbeiter leicht verletzt wurden. Außer komplizierten Knochenbrüchen erlitten die Verunglückten zum Teil schwere Brandwunden. Lieber tot als in den Krieg. In F e r m o in den Marken hat ein junger Soldat, der dieser Tage nach Tripolis gehen sollte, eS vorgezogen, gemeinsam mit seiner 18 jährigen Braut den Tod zu suchen. Die jungen Leute, die vorher einige Tage in einer Grotte gelebt hatten, banden sich