Einzelbild herunterladen
 

Nr. 6. 29. Jahrgang.

Der Krieg.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Birustag, 9. Janner 1912.

Ein Dementi der Friedensabsichten. Ronstantinopel, 6. Januar. Ein offiziöses Communiqué stellt fest, daß die in tendenziöser Weise verbreiteten Gerüchte über die Absicht eines Friedensschlusses jeder Grundlage entbehren. Die Pforte habe keinerlei Verhandlungen angebahnt und auch keine europäische Kanzlei angesichts der heroischen Verteidigung der otto­manischen Kämpfer und der militärischen Lage daraufhin fondiert. Die Meinung der amtlichen Kreise und des ottomanischen Volkes gehe dahin, daß auf der Grundlage der italienischen   Ansprüche von Fricden keine Rede sein könne.

Vom tripolitanischen Kriegsschauplate.

Tripolis  , 7. Januar.  ( Meldung der Agence Havas.) In Homs   wurden gestern zwei Bataillone, die zum Schuße von Ver­fchanzungen an einer entfernteren Stelle verwendet wurden, von zahlreichen Arabern angegriffen. In einem heftigen Kampfe, der brei Stunden dauerte, erlitten die Araber schwere Verluste. Die Italiener hatten 21 Verwundete.

Nach einem Telegramm aus Kairo   läßt Lord Kitchener   das afrikanische Ufer des Suezkanals bewachen. 200 Reiter sind nach Jsmaila, andere in den Distrikt von Kabret gelegt worden, um den Beduinenbanden, die sich bei Elpantara gebildet haben, den Durchgang nach der Chrenaita durch Aegypten   zu versperren. 500 Samelreiter lagern bei Kilometer 44 und 66, wo die Brücken über den Kanal geschlossen wurden. Die von Palästina kommen­den Banden, die versuchten, Munition nach der Chrenaika durch­zuführen, werden zurüdgehalten. Die Postentette am Sinai   wurde berſtärkt.

Wie aus Tunis   gemeldet wird, versuchten Türken, 10 Schnell­feuergeschüße bei Elbien über die Grenze zu bringen. Dies ist ihnen jedoch verboten worden.

Angebliche türkische   Grausamkeiten.

Baris, 8. Januar. Ein Telegramm des Matin" aus Tripolis   berichtet, daß in der Nacht vom 5. zum 6. d. M. eine starte türkisch- arabische Truppenabteilung die Ortschaft Garga­resch angegriffen habe, deren Bevölkerung die italienische   Autori­tät anerkannt hatte. Die vereinigten Truppen erschienen völlig unerwartet und ermordeten alle Personen, die ihnen in die Hände fielen, Männer, Frauen, Kinder. Sobald die italienischen   Vor­

mit all dem geschwollenen Unsinn aufräumt, den die nationalistischen Aus dem Artikel ersieht man, daß die Kreise, denen man Redaktionen erbarmungslos über Jtalien ausschütten. In dem einiges Urteil in der Frage zutrauen kann, die Lage in Tripoli­Artikel heißt es: tanien ganz anders ansehen als die patentierten Nationalisten. Und da die Tatsachen meist viel härtere Köpfe haben als die Phrasen, da dürften die Militärtechniker recht behalten. Wenn nicht der Friedensschluß vor der Tür ist, so wird man in kürzester Frist von dem italienischen   Volte neue und un­geheure Opfer an Menschen und Geld fordern.

Die Revolution in China  .

Misstimmung gegen Deutschland  .

Wir haben in Afrika   100 000 Men stehen, bei ungefähr gleicher Zahl von Feinden. Die Zahl dieser könnte selbst die der unseren übertreffen. Was ist damit getan, daß man sie in den Korrespondenzen vermindert, wenn doch die tatsächliche Zahl im Felde die gleiche bleibt? Ein Teil unserer Berichterstatter leistet uns herzlich schlechte Dienste. Wenn Europa   ihnen Glauben schenkte und ihren Angaben, nach denen wir uns mit wenig 1000 schlechtbewaffneten und demoralisierten Individuen herum­schlagen, würden unsere 100 000 Mann eine herrliche Figur Der revolutionäre Vorstoß nach dem Norden. spielen. Glücklicherweise übertreiben die türkischen Blätter im entgegengesezten Sinne. Was bedeuten übrigens all diese Peking  , 7. Januar.  ( Meldung des Reuterschen Bureaus.) sophistischen Unterscheidungen zwischen regulären und irregulären 48 Europäer und 18 Japaner sind unter sicherer republikanischer Truppen, zivischen Türken, Arabern, Beduinen und was weiß ich? Bedeckung aus Sianfu in Hantau eingetroffen. antau ist Sie mögen regulär oder irregulär sein, Türken, Araber oder jetzt vollständig geräumt. Beduinen, immer sind es Leute, die zu kämpfen verstehen, und icht vollständig geräumt. Man glaubt, daß die Kaiser­wie sie es verstehen! Man muß ihre Tapferkeit nicht nach ihrem lichen nach Peking   zurückgehen, da berichtet wird, daß die Re­Verhalten beurteilen, das sie als Gefangene und Entwaffnete publikaner die Absicht haben, den allgemeinen Vormarsch zeigen, wenn sie sich in jeder Weise unterwürfig erweisen, um nach Norden anzutreten. ihr Leben zu retten; man muß sie im Felde beurteilen, wenn sie das Gewehr in der Hand haben und ohne Deckung, fast ohne Brüssel  , 8. Januar. Die Agence d'Extreme Orient  " meldet Artillerie, den Angriff auf unsere Verschanzungen und Konter­forts wagen. Wieviel besser wäre es gewesen, wenn man, an- aus Peting: Die Aktion der Revolutionare gegen statt den Feind zu diskreditieren, eingesehen hätte, daß man in Deutschland   dauert fort, sie droht ernste Formen anzunehmen. Italien   die nackte Wahrheit sagen darf. Was nüßt es, nach Der deutsche   Gesandte in Peking   hat sich an die chinesische jedem Treffen den Feind ais zerstreut, ja, als aufgerieben hin- Regierung gewandt und ihr vorgehalten, daß die Anschuldigungen zustellen, wenn man am nächsten Tage einen neuen Angriff gegen gegen die Deutschen   durch die chinesische   Regierung entkräftet wer­unsere immer besser gefestigten Positionen melden muß? Die Wahrheit ist die folgende: Wir haben in Afrika   100 000 Mann, den müssen. Infolgedessen ist der Kriegsminister telegraphisch  Die seit mehr als zwei Monaten fast jeden Tag ein Treffen aus- berständigt worden, er möge mit dem revolutionären Leiter in halten und immer Herren des Feldes bleiben, weil sie den Feind Unterhandlung treten und ihm sagen, daß der frühere Kriegsminister zurückweisen und ihm größere Verluste zufügen, als unsere General Suchaung bereits vor der Revolution eine beträchtliche Truppen erleiden, was von vornherein selbstverständlich ist, wo Zahl von Kanonen und große Munitionsvorräte in Deutschland  es sich um den Angriff von Verschanzungen handelt. Troß alle- bestellt habe und daß deshalb die Kaiserlichen im Besize zahlreicher dem ist nun der Feind so widerstandstüchtig, daß er noch immer deutscher   Kanonen seien. Es sei also nicht der Fall, daß die Deut­nicht die Hoffnung verloren hat, unsere Linien zu durchbrechen schen den Kaiserlichen gegen die Revolutionäre geholfen hätten. und es jeden Tag von neuem versucht. Diese Hoffnung wird mit Der Minister warne vor einer Fortsetzung der Boykottierung jedem Tage eitler, weil unsere Befestigungen täglich vervoll­fommnet werden, aber diese tollen Versuche beweisen doch, mit der Deutschen  , da dieses Verhalten schwere politische Folgen was für einem Feind wir zu tun haben." nach sich ziehen könnte.

Der Artikel stellt dann seine Betrachtungen darüber an, daß

"

poften Kenntnis von dem Ueberfall erhielten, verſtändigten sie das die nach Ansicht des Autors zweckmäßige Aktion im ägäischen Meere Zur Lage der Kleinbauern und land­

Oberkommando, das sofort eine Kavallerieabteilung gegen die An­greifer entsandte. Beim Herannahen der Italiener ergriffen aber Türken wie Araber die Flucht und konnten nicht mehr gestellt werden. Das von ihnen in der Ortschaft angerichtete Blutbad war ein grauenhaftes. Ueberall lagen Leichen mit aufgeschlitten Leibern, zertrümmerten Schädeln und ausgerissenen Augen. Einer Mutter war ihr Kind aus den Armen gerissen worden. Die ent­menschten Soldaten banden dem unglücklichen Geschöpfe Hände und Füße zusammen und schleuderten es an die Mauer. Mit zertrümmerter Schädeldecke blieb das Kind liegen. Ueberall waren ähnliche Grausamfeiten zu verzeichnen, welche wahrscheinlich aus dem Grunde verübt wurden, die Araber zu veranlassen, sich nicht den Italienern anzuschließen.

Eine deutsche   Rotekreuz- Expedition nach Tripolis  . Frankfurt   a. M., 7. Januar. Die deutsche   Hilfsexpedition des Roten Kreuzes für das türkische Lager in Tripolis   wird sich, wie Der Berliner   Korrespondent der Frankfurter Zeitung  " hört, am Mittwoch in Hamburg   auf einem von der Levante  - Linie zur Ver­fügung gestellten Dampfer einschiffen und wird möglichst nahe an bie tripolitanische Grenze heranzukommen suchen, um von dort mit 150 Kamelen ins Innere transportiert zu werden.

Desterreichische Truppen auf türkischem Gebiet. Belgrab, 8. Januar. Serbischen Blättern wird aus Uesküb telegraphiert, daß 40 österreichische Soldaten mit Offizieren die türfische Grenze überschritten haben und sich bei Mettalta, unweit bon Blewlie( Taslidje), auf türkischem Boden im Sandschad Nowi bajar einquartierten, und zwar auf Grund eines Befehls der Grenzfommission in Sarajewo  . Die türkischen Truppen verhalten fich passib und erwarten Befehle.

Militärtechnisches über die Lage in Nordafrika  .

Rom  , den 4. Januar.  ( Eig. Ber.)

In den militärischen Kreisen, soweit sie ernst zu nehmen sind, fängt man jest an, der nationalistischen Phrajendrescherei und der Tegendenhaffen Berichte vom Kriegsschauplab überdrüssig zu werden. In einem Artikel der Zeitschrift Preparazione", bie ein offiziöfes Organ des Generalstabes ist, findet sich eine sehr flare und fachliche Schilderung der militärischen Lage, die gründlich

Zeitgemäße Gloffen.

Die Bretter, mit denen in Deutschland   heute die Vernunft der oberen Klaffen vernagelt ist, heißen nationale lleberhebung und öniglich preußische Unterwürfigkeit. Und die Nägel dazu? Bureau­ratismus, Dogmatismus, Militarismus nebst einigen anderen Lismus.

1

"

8 Ein Staat, der auf nichts pochen fann als auf feine blutige Macht, d. 5. auf Blei und Beil wie ärmlich! Blei" und Beil" bind noch dazu die gleichen Buchstaben Alphabet der Staatskunst bedeuten?

und die sollen das ganze

Jhr flagt über die Entfittlichung der Massen? Fördert die Gleichheit der Eristenzbedingungen und ihr werdet Wind bringen in die Segel der öffentlichen Sittlichkeit!

Zwei Geschlechter machen heute Karriere in unserem Staat,

Liebe, ehrenfeste Leute

Trinken Bier und spielen Stat, Und sie heißen furz und schlicht: Dudedich und Denkenicht!

Jm Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen", lautet der Fluch Jehovas. Wie? Die Arbeit ein Fluch? Man lann den Sozialdemokraten nicht verargen, wenn sie sagen: Da habt Ihr Euren Bourgeoisgott!"

Was ist von Mausheim bis Ragelobern In Deutschland   zu seh'n?

Nur Wetterfahnen, die nach der obern Windrichtung fich dreh'n.

Dampf und Elektrizität sind die großen Drachen am Wagen der Zeit. Das Genie bändigt sie und triumphiert. Das Kapital futschiert mit ihnen und genießt. Das Wolt lenkt sie und darbt. Die Drachen stampfen; die Lenter murren. Seid ihr eurer Rechnung sicher, Genie und Kapital? Und auf wie lange?

Rationalismus ift geographisch begrenzter Kollettivegoismus ternationalismus ist unbegrenzter Humanismus.  

-

wirtschaftlichen Arbeiter.

IV.

von Revisionen.

durch internationale Rücksichten verhindert wurde, weshalb sich der Kriegsschauplab auf Tripolitanien   und die Chrenaita beschränken muß. Der Autor hält dafür, daß unter diesen Umständen der Vor­marsch ins Innere wahrscheinlich nötig werden würde. Was nun die Truppen betrifft, die zu diesem Unternehmen Rentenquetscherei. Mangelhafte Unfallverhütung. Notwendigkeit nötig wären, so muß man bedenken obwohl gewisse Korre­fpondenten täglich mit der Feder 1000 Araber vernichten, wie Simson die Philister mit der Gjelskinnbacke daß die in der Oase von Tripolis   stehende Macht nur um geringes vermindert werden darf, und die an den anderen Orten ganz und gar nicht, wobei zu erwägen bleibt, daß man nicht vorrücken kann, ohne im Rücken gedeckt zu sein, und daß wir mit einem ungeheuer beweg­lichen Feinde zu rechnen haben, der immer da angreift, wo man ihn am wenigsten erivartet. Deshalb müßte sich die Expeditions­tolonne nach dem Garian mit neuen Truppen bilden oder vielleicht besser mit denen, die jetzt in der Oase stchen, wobei man diese durch neue zu ersetzen hätte."

Das bedeutet also, daß man aus den heutigen 100 000 Mann 150 000 oder 180 000 machen möchte. Ob bei der allgemeinen Lage. in Europa   es zivedmäßig sein würde, den Truppenkontingent in Italien   entsprechend zu vermindern, ist zum minsteden fraglich. Das Organ des Generalstabes fommt also zu dem Schluß, daß weitere Klassen unter die Waffen zu rufen seien.

Die Jagd auf Simulanten" wurde von allen Berufsgenossen­schaften ganz energisch betrieben und durch Herabdrücken oder Entziehung der Rente viel Geld natürlich erspart. So berichtet Westpreußen  " stolz, daß auch Verletzte nachuntersucht wurden, die sogenannte" Dauerrenten" bezogen.

,, Bis zum Abschluß des Berichtsjahres ist mithin die außer ordentliche Rentenrevision im ganzen in 10 Landkreisen und in einem Stadtkreise durch den Genossenschaftsvorstand vorgenommen worden. Die dadurch erzielte Ersparnis beträgt bis jetzt im ganzen 28 295,35 M. jährlich, wovon 25 969,35 M. bereits als Dauerrenten zuerkannt waren. Das Durchschnittsalter der Rentenempfänger, die bereits Dauerrenten bezogen und deren Renten infolge der allgemeinen Rentenrevision eingestellt beziv. geändert wurden, ist auf 46 Jahre ermittelt. Kapitalisiert man den ersparten Betrag der Dauerrenten im Durchschnitt auf nur 12 Jahre, so ist der Genossenschaft eine Ausgabe von 311 632,20 Schließlich sagt das Blatt ganz richtig, daß es eine politische Mart erspart worden. Außerdem würde zu diesem Betrage noch und nicht eine militärische Frage sei, ob die Regierung die Ope- die Ersparnis an den vorübergehenden Renten hinzutreten." ration in Afrifa mit größerer oder geringerer Energie betreiben Der Obervertrauensarzt" in Posen  " macht zu diesem Thema will. Militärische Fragen seien die, die sich auf die Ausführung feitenlange Ausführungen, in welchen er seinen ländlichen Kollegen des von der Regierung gefaßten Planes beziehen. Will man in lang und breit Aufschluß über den heutigen Stand der Wissen­den heutigen Pofitionen überwintern, so sind keine weiteren Ver- schaft" in puntto Unfälle gibt, auf Bruchschäden, Gebärmuttervor­stärkungen nötig, höchstens könnte man noch einige Kanonen fälle usw. besonders hinweist. Bezeichnend ist es, daß dieser ärzt­liche Berater" schon aus dem Studium der Unfallakten seine Opfer erkennen kann:

brauchen.

-

Will man dagegen einen Vorstoß ins Innere machen und das dürfte man nicht nur in Tripolitanien  , sondern müßte es gleichzeitig in der Cyrenaita tun, dann wäre es nötig, neuc Truppen zu senden und die Operation auf eine breitere Basis zu stellen. Um auf der Küste Fuß zu fassen, müssen wir durch die Wüste. Will man das, so kann es geschehen: aber dann muß man sich darüber klar sein, daß dazu eine zivcite, wenn auch etwas geringere Expedition nötig ist."

Die einen, beeidet und beamtet, Verkaufen sich wahllos Herren und Fürsten  , Indes, beseidet und besamtet,

Die andern im Golde nach Golde dürsten. Bei solcher gefährlichen Not der Zeit Wo finden die Ehrlichen Brot und Kleid?

Nichts fann euch entflammen mehr und entzünden- Ihr habt zu schäumen verlernt und zu schwärmen; Denn alle habt ihr im Leibe den Knecht." Ihr ringt mit hungrigen Gedärmen

Nach fetten Weiden und üppigen Pfründen, Von Strebern und Schranzen ein ganzes Geschlecht.

11

Der ärztliche Berater nahmt an allen Kontrolluntersuchungen der Rentenempfänger teil. Bei den Vorbereitungen der Kontroll­untersuchungen hatte er in erster Linie die Auswahl der zu ladenden Rentenempfänger zu treffen. Geladen wurden nicht nur solche, bei denen eine Rentenminderung in Betracht kanı, sondern auch alle diejenigen, bei welchen anscheinend der Dauer­

Kannibalen wollt ihr zibilisieren? In fernen Ländern? Macht doch mit unseren heimischen Menschenfreffern den Anfang? Haben wir nicht noch immer unsere Fugger und Welser?

-

-

Kultur und Militarismus die Vermenschlichung der Mensch­heit und die Bertierung der Menschheit! Auch ein charakteristisches Kapitel im Buche der Entwickelungen unserer Tage, ein Kapitel voll Antithesen! Die Kultur, als eine spontan wirkende Kraft, erhebt und vertieft die Geister der Militarismus, als eine zwangsmäßig vorgehende Macht, unterdrückt und verflacht die Charaktere. Jene, eine geistige Nötigung, verjittlicht dieser, eine mechanische Institution, entsittlicht. Die Kultur empfiehlt die freiwillige Unter­werfung des einzelnen unter ein als gut anerkanntes Gesetz, die Hingabe an Volt, Vaterland, Menschheit der Militarismus Bleibt mir doch vom Leibe mit dem sogenannten Patriotismus gebietet diktatorisch die individuumfeindliche Unterjochung des Einzelwillens durch die willkürliche und zufällige Fuchtel des der Herrschenden Klassen. Wer ließ in Mittelalter und Neuzeit oft genug feine Streitmacht freiende Kraft in sich Gewaltstaates. Jene, die Schule der Selbstachtung, hat eine be­dieser, der Zuchtmeister der Autoritäts­unter den Fahnen des Erbfeindes" lämpfen? Wer? Deutsche   Fürsten  ! anbetung, entnerbt, entmanut, entwürdigt den selbstbewußten Wer verkaufte mehr als einmal die Söhne des Landes nach jenseits Menschen in uns. Die Kultur schafft Organisationen, die von unten, des Dzeans gegen bar an dortige Striegsherren? Deutsche   Fürsten  ! b. h. aus dem Volte heraus, sich natürlich entwideln, Organisationen Wer führte an deutschen Höfen und Kanzleien die Sprache des der Beglückung und des Fortschritts der Militarismus will alles Mordbrenners Ludwigs XIV. ein, bloß um vornehm und aufgeflärt von oben, d. H. von der jeweilig herrschenden Macht, vorgeschrieben zu erscheinen? Deutsche   Fürsten  ! und kommandiert wissen. Jene erzieht zum produktiven Bolts, Und nun gar der Patriotismus unseres Adels! Nahmen die dieser zum unproduktiven Herrendienst. Bei der Kultur ist alles Herren mit der fleinen Präposition vor ihrem Namen in früheren innerlicher, beim Militarismus alles äußerlicher Herkunft. Diese Jahrhunderten nicht regelmäßig Söldnerdienste in beliebigen Heeren nennt die Freiheit ihren Gottjener dient dem Gößen Drill. des Auslandes und gar nicht selten direkt gegen Deutsch  - Der Soldat von heute ist in erster Linie Prätorianer  , ein Polizist land? Und wüten sie nicht heute mit Zöllen und allerlei Hilfs im Dienste der Satten gegen die Hungrigen. Schafft den Hunger mitteln agrarischer Selbstliebe gegen den deutschen Bauern und der Hungrigen ab, ihr Satten und ihr braucht weder Prätorianer  Bürgerstand? noch Polizisten mehr!

Wie aber steht es mit dem Patriotismus derer vom Kapital? Von unseren in allen fremdländischen Papieren spekulierenden Ge­heimen Kommerzienräten im allgemeinen gar nicht zu reden der Kanonenkönig Krupp, der Mordgewehrmagnat Mauser! Db­wohl voll heißer Liebe zu diesem Lande der Gottesfurcht und der frommen Sitte, senden sie, wenn ein Geschäftchen winkt, strupellos ihre lieblichen Fabrikate über die Alpen   wie über den Iral. Ja, der Strupp! Ja, der Mauser! Ja, der Patriotismus!

Wir spreizen uns hinten; wir spreizen uns vorn; Wir haben ja unsere Klassengefege

Und Zölle auf Branntwein und Zölle auf Korn. Was schert uns, o Masse, dein Massengeheze? Was schert uns, o Gasse, dein Gassengeschwäge? Wir haben ja unsere Klassengesege Hinten und vorn.

-

-

Beste Staatsform Heiß' ich jene, die des Voltes Wort und Willen Bürgt am reinsten zu verlautbar'n und am strictesten an stillen; Beste Staatsform heiß' ich jene,

die den Gott im Menschen ehret Und die freie Selbstentwicklung jedem einzelnen gewähret; Beste Staatsform, protestiert auch Hoffaplan und- Domestik, Bist du, höchste Völkerblüte, gottgeivollte Republik.

Aus Bon heute und Moderne Kenien" von Ernst Biel