Nr. 6. 29. Jahrgang.
Wahlbewegung in Groß- Berlin.
Am Sonntag vor der Wahl.
Der verflossene Sonntag war ein Tag umfangreicher Wahlarbeit. Allenthalben waren die Genossen auf dem Posten, den einzelnen Wählern Flugblätter ins Haus zu tragen; ein Teil war damit beschäftigt, Kuverts mit Adressen zu versehen zwecks Aubertierung der Flugblätter und Stimmzettel, die noch zur Verteilung gelangen sollen.
Eine Kundgebung für den Liberalismus" des Hansabundes, dieser Organisation der Großkapitalisten des wurde in Berlin unter Mitwirkung des Hansabundes am Handels, vorschwebt? Sonntag veranstaltet. In einer Versammlung, die nach dem Sie Kundgebung endete, ohne daß es zu einer Diskussion kam. Rheingold"( Bellevuestraße) einberufen worden war, sollte für Es wurde, wenn wir recht gehört haben, auch gar nicht erst gefragt, den Kandidaten der Liberalen im ersten Reichstagswahl- ob eine solche gewünscht werde. Aus dem Schlußwort des Vorfreis Berlins , den arg bedrängten Herrn Kaempf, Stimmung ſizenden flang, wie aus den Ausführungen der drei Redner, eine gemacht werden. Der erste Wahlkreis ist der einzige von den starke Portion Siegesgewißheit, aber sie tam wohl keinem fechs Wahlkreisen der Reichshauptstadt, den die Liberalen bisher so ganz von Herzen. Die Liberalen wissen, daß für einen Kaempf. noch zu behaupten vermocht haben. Es gilt ihnen als Ehren- einen Führer des Großkapitals, bei den Wählern der sache, nicht auch ihn jetzt an die Sozialdemokratie zu verlieren. werktätigen Bevölkerung nichts zu holen ist. Und auch das wiffen Darum arbeiten sie hier mit fieberhaftem Eifer und mit den sie, daß auch im ersten Wahlkreis diese Schicht der Wählerschaft stärksten Mitteln. start genug vertreten ist, um erfolgreich ihre Stimme gegen den Liberalismus in die Wagschale zu werfen.
Ein findiger Junker
Besonders reichlich war die Arbeit, welche die Genossen in den benachbarten Landkreisen zu leisten hatten. Die GeUm von dieser großen Kundgebung" möglichst jeden Gegner Den Liberalen Berlins gilt es als Ehrensache, den ersten Kreis nossen, die nur in der Stadt zu arbeiten haben, machen sich besondere Eintrittskarten gewährt. Damit aber das Versamm- Ehrensache muß es für unsere Genossen sein, daß auch im fernzuhalten, hatten ihre Veranstalter den Zutritt nur gegen noch einmal gegen den Ansturm der Sozialdemokratie zu behaupten. faum einen Begriff von den Mühen, welche die Genossen auf lungslokal nicht leer bliebe, war Wochen hindurch in den frei- ersten Wahlkreis der Reichshauptstadt das Boltsgericht sich nehmen, die draußen auf dem Lande die Agitation be- sinnigen Blättern immer wieder das liberale Bürgertum animiert vom 12. Januar zu einer überwältigenden und gebung treiben. Je wie weit die Kräfte reichen, müssen einige Ge- worden, sich rechtzeitig den Zutritt zu sichern. Die Führer des für die Sozialdemokratie wird. Wer das Wohl des nossen die Belegung mehrerer Dörfer übernehmen. Bis in Liberalismus und des ihm dienenden Hansabundes können mit Voltes will, der wählt am 12. Januar im ersten Wahlkreis den die kleinsten Ortschaften sind unsere Genossen eingedrungen. dem äußeren Erfolg zufrieden sein: der große Saal des Etablisse- Kandidaten der Sozialdemokratie, Genossen Wilhelm Der Schneefall am Sonntag, der in den entfernt gelegenen ments Rheingold" war bis in seinem letzten Winkel gefüllt. Düwe III Orten ein recht erheblicher war, erschwerte die Wege. Aber Aber die Zusammensetzung dieses aus allen Wahlkreisen Berlins der Arbeitseifer der Genossen überwand spielend alle Hinder- daß der Liberalismus in der breiten Masse des herbeigeströmten Publikums zeigte mit lehrreichster Deutlichkeit, nisse. Wohin man auch kam, überall begegnete man freudigen Volkes kein Zerrain mehr zu verlieren hat, ist sicher Herr Helmuth v. Blücher in Ruhlsdorf- Niederbarnim. Gesichtern. Es machte unseren Genossen sichtlichen Spaß, von weil er hier längst teins mehr besikt. In der war unseren Genossen gelungen, das Pachtgrundstück eines Herrn Haus zu Haus, von Ort zu Ort ziehend, die sozialdemokrati- Buhörerschaft, die da durch die liberalen Wahlvereine wie, durch Brackrock für die Abhaltung einer Versammlung unter freiem Himmel zu erhalten. Da aber Herr v. Blücher Eigentümer des Grundstüds schen Flugblätter zu verbreiten. In vielen Orten waren den Hanjabund zusammengetrommelt worden war, fonnte man zu erhalten. Da aber Herr v. Blücher Eigentümer des Grundstücks Versammlungen anberaumt, zu denen außerdem noch lange suchen nach Männern aus der minderbemittelten Bevölkerung, ist, so hatte der Mann nichts Eiligeres zu tun, als einen BeboulHandzettel verteilt wurden. Nur ein Teil dieser Versamm- aus der Schicht der Kleinen Gewerbetreibenden, der kleinen Beamten, mächtigten für sich zu bestellen, der ausgerechnet bis zum 18. Januar lungen konnte in geschlossenen Räumen abgehalten, ein der Arbeiterklasse. Die besseren", sich besser" dünkenden Vertreter. das Hausrecht auszuüben hat. Infolgedessen war seit einigen bongandel anderer Teil war auf Grundstücken anberaumt, die uns zur leute, Industrielle, Börsenmänner, die sich ihrer Geltung bewußt Ruhlsdorf folgende Bekanntmachung angeschlagen: von Handel und Industrie waren es, die hier dominierten, Kauf- Tagen in allen Gastwirtschaften der umliegenden Ortschaften von Verfügung gestellt wurden. Angenehm war es gerade nicht waren. Und neben ihnen sah man als Gegenstüd zahlreiche An-„ Auf Sonntag, den 7. Januar 1912, ist eine öffentliche Wahlfür Ordner wie für Besucher, bei der kalten Witterung im gestellte, die wohl größtenteils durch ihre Herren Chefs hindirigiert versammlung anberaumt. Diefelbe soll auf meinem an der KloſterFreien sich aufhalten zu müssen; aber auch das wurde durch- worden waren, um als Füllsel zu dienen. So erweckt die Kund- felder Landstraße belegenen Acker stattfinden. Dieses Grundstück ist gesetzt. gebung für den Liberalismus" wenigstens den Anschein, daß sie an Herrn Hermann Bradroc verpachtet. Ich habe demselben als Besondere Anstrengungen hatten am Sonntag die Wahl- doch nicht ganz unter Ausschluß des arbeitenden Volkes stattfand. Eigentümer verboten, irgendwelche Wahlversammlungen auf meinem Grundstück abhalten zu lassen. Ich warne hiermit Jeden, mein freisleitungen und das Sekretariat der Provinz Brandenburg Als Redner traten auf der liberale Wahlkandidat Kaempf, der Grundstück zu betreten, da ich Jeden wegen Hausfriedensgemacht. Etwa 200 Redner hatte das Sekretariat in die von für starke Wirkungen" unentbehrliche Stadtverordnete Caffel und bruches bestrafen lassen werde, welcher den Aufforderungen meines ihm zu bearbeitenden Kreise gesandt, von denen eine Anzahl schließlich als besonderes Zugmittel der Hansabundpräsident Pro- Bevollmächtigten nicht nachkommt. Das Hausrecht und Vollmacht in mehreren Versammlungen zu reden hatten, teils in eigenen fessor Rießer. Alle drei suchten einander zu überbieten in Robes ist von heute bis zum 13. Januar 1912 dem Rentier Emil Wegener teils in gegnerischen Versammlungen. Die Konservativen hymnen auf den Liberalismus, der das Wohl der Allgemeinheit, hierselbst übertragen. arbeiten mit Hochdruck, alle Mittel sind ihnen recht. Wo es betannten, oft gehörten Angriffen gegen die Sozialdemokratie. Wie des ganzen Volkes, anstrebe. Und alle drei ergingen sich in den Ruhlsdorf- Niederbarnim, den 3. Januar 1912. ihnen nicht gelingt, die Versammlungsmöglichkeiten uns ganz mag den Muß- Teilnehmern der Versammlung, den Angestellten, zu unterbinden, da treffen sie Maßnahmen, um die Wähler zumute gewesen sein, als sie diese Schutzpatrone des Nüzen wird dem Herrn von Blücher seine Maßnahme nichts, von dem Besuch sozialdemokratischer Versammlungen abzu- liberalen Unternehmertums über die Freiheit der im Gegenteil hat er uns damit einen großen Dienst geleistet. Jetzt halten, indem zu dem gleichen Zeitpunkt, an welchem unsere Persönlichkeit" reden hörten, die der Liberalismus angeblich gegen werden die Wähler erst recht wissen, was sie am 12. Januar zu Versammlungen anberaumt wurden, die Wähler zu Krieger- die Sozialdemokratie schüßen muß! Mit, welchen Gedanken mögen tun haben. vereins- oder Feuerwehrversammlungen zusammengetrommelt fie die Ausführungen des Herrn a empf begleitet haben, der über werden. Aber trotz aller dieser Mittel kann konstatiert werden, und offenbar nur deshalb in den Reichstag zurüd will, um sie die Kluft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern" jammerte Am Sonntag fand in Dräsels Saal eine Wählerversammlung daß überall die beste Stimmung für unsere Sache herrscht. ausfüllen zu helfen! Am einbrudvollsten" sprach aber doch, mie statt, die in erster Linie bestimmt war, die Angehörigen des Um aber diese zum Ausdruck kommen zu lassen, bedürfen die immer, wieder Herr Cassel, der die dröhnende Phrase virtuos Mittelstandes, die Angestellten in Industrie und Handel Genossen in der Provinz besonders am Wahltage dringend beherrscht. Zum soundsovielten Male deklamiert er von dem gött darüber aufzuklären, daß fie von den Parteien, die sich als Retter Hilfe. Und diese Hilfe können die Berliner Genossen sicher lichen Odem der Freiheit", nach dem der Liberalismus ringt, und des Mittelstandes aufspielen, nichts zu erwarten haben. Der erste leisten. Wir hoffen, daß zahlreiche Genossen bereit sein werden, stellte ihm die schwüle Luft des Zuchthauses" gegenüber, die er Referent, Genosse Eduard Bernstein , wies überzeugend nach, am Wahltage fich zur Arbeit in der Provinz zur Verfügung im sozialdemokratischen Zukunftsstaat" erwartet. Daß auch Herr daß die kapitalistische Entwickelung in fortgesezt steigendem Maße Rießer feine neue Nummer im Kampf gegen die Sozialdemo- die Zahl der selbständigen Handwerker und Handeltreibenden verzu stellen. tratie bedeutet, wird manchen feiner Zuhörer enttäuscht haben. ringert, also den alten Mittelstand vernichtet. Gegen diese EntNeu, wenigstens in ihrer gorm, war höchstens feine Erklärung, widelung anzufämpfen, ist weder den Vertretern konservativ- zünftdaß der Liberalismus nicht unzufriedene, sondern zufriedene" lerischer Bestrebungen, noch den liberalen Verfechtern des Schulzewill, weil er in der Zufriedenheit die Morgenröte Delißschen Genossenschaftswesens möglich. Die Angehörigen des mehr die Unzufriedenheit, sondern die Zufriedenheit soll ein Hebel Angestellten mit technischer oder kaufmännischer Bildung, gehören einer freiheitlichen Entwidelung" sieht. Also nicht sogenannten neuen Mittelstandes, die sehr zahlreiche Gruppe der des Fortschritte" sein! zu solchem Unsinn hat der Biberalismus ihrer wirtschaftlichen Lage nach zum weitaus größten Teil nicht schließlich gelangen müssen, weil er eine Canistruppe des Unter dem Mittelstande, sondern der Arbeiterklasse an. Ihre Interessen nehmertums ist, das sich in dem profitablen Geschäft fallen deshalb mit den Interessen der Arbeiterklasse zusammen. des Ausbeutens nicht stören lassen will. Wie mag Bolle Koalitionsfreiheit ist die Grundbedingung für eine Verbesse wohl die freiheitliche Entwickelung" aussehen, die dem Präsidenten rung der Lage der Arbeiter wie der Angestellten. Nun sind aber
Die Uebersicht über die Reichstagswahlbezirke und Wahllokale liegt der heutigen Nummer unseres Blattes für Berlin und die Vororte bei. Wir bitten unsere Genossen um Durchsicht, um fich genau über ihr Wahllokal zu orientieren. Die Veröffentlichung der Uebersicht und der Wahllokale in den größeren Vororten erfolgt in der morgigen Nummer.
Kleines feuilleton.
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Erster Wahlkreis.
Hellmuth von Blücher.".
denn
Satire leicht und lustig abrollt, ist hier mit einer Ueberfracht outrierter Wendungen und augenscheinlicher Unmöglichkeiten beladen. Der Inseratenagent, der dem Grafen zum Tänzchen auffpielt, hat weder mit dem Figaro der Mozartschen Oper noch überhaupt mit Die teuflische Hierarchie. Mit der Frage: Ist der Gebrauch des einem Menschen Aehnlichkeit. Er soll in seiner Strupellosigkeit ein Bortel Teufel in der Mehrzahl zuläffig? beschäftigt sich, und ganz besonders pfiffiger Kopf fein und läßt sich dann doch durch ein zwar nicht etwa in sprachlicher Beziehung, sondern mit der bitter- Nichts ins Bodshorn jagen. Die tarifaturistische Freiheit schlägt ernften Miene eines Wissenschaftlers der Pfarrer Dr. Bisterer in der um in völlige Zerfahrenheit, die mancherlei drollig- grotesten GinBeitschrift Der Katholit"( 1912, XII). Das Ergebnis der tief- fälle helfen darüber nicht hinweg. Der Schwindler bildet sich ein, finnigen Untersuchungen, die nicht weniger als 23 Seiten in An- durch die Entlarvung des tonservativen Herolds deutscher Zucht als spruch nehmen, ist, daß man wohl von„ bösen Geistern", nicht aber Schürzenjäger selbst ein berühmter Mann zu werden. Sein Weibvon„ Teufeln reden darf. Denn der Teufel, Satan oder Luzifer chen lockt den alten Sünder zum Rendezvous; er nimmt ihn in ist der einzige souveräne Fürst und unbeschränkte Monarch dem fritischen Momente mit Bliklicht auf. Die Kosten des noch im Reiche der bösen Geister, die feine untertänige Diener magereren Schlußattes hatte der jüdische Haarwasserfabrikant, der und persönliche Hilfskräfte find. Was nun dieses Reich anbetrifft, dem fünftigen Schwiegervater seines Sohnes zu Hilfe eilt solchen Schriftstellerrollen. Hier gab er als Peter Krumbad wieder so hält der Verfasser für erwiesen: 1. daß das Reich der bösen Geister ein einheitliches ist; 2. daß fie fich solidarisch verbunden fühlen, und 3. daß sie ohne unmittelbare Teilnahme ihres Hauptes und Fürsten Streifzüge auf der Erde ausführen und den Menschen und dem Vieh schaden können".
Ob es dem frommen Manne, der eine folche Vertrautheit mit den Einrichtungen des Teufelsreiches an den Tag legt, nicht gelingen sollte, den bösen Geistern, die bei der Reichstagswahl sicherlich ihr Spiel treiben werden, rechtzeitig und gründlich das Handwerk zu legen?
Theater.
Reicher mimte die Rolle überwiegend komisch fast ausschließ lich zu tragen. Die Idee, daß die Frechheit des Junkers, der aus Furcht vor dem Standal schon aufs Mandat verzichten will, sich an der Frechheit des alliierten jüdischen Parvenüs als Stüße wieder aufrichtet, ist pikant und übermütig ausgemünzt. Herr Labin senior macht dem Verzagten vor, wie er in der Versammlung zu deutschen Männern, zu Männern, die sich durch fleinlichen Klatsch gewiß in ihrem Vertrauen nicht erschüttern lassen, sprechen müsse. Daß gegen das Zeugnis des bewußten Bliklichtbildes auch die großmäuligste Suada nicht aufkommen würde, an derlei Selbstverständlichkeiten darf man dabei freilich nicht denken. Biest begrüßt den Vorschlag Lavins als erlösenden Gedanken, und der Inferatenagent tut so, als ob ihm seine Waffe aus der Hand ge= schlagen wäre. In Anerkennung seiner Talente soll er eine Anstellung bei den Konservativen erhalten.
Gespielt wurde sehr flott. Marrs Junker war, namentlich im ersten Aft, ganz vorzüglich. Dem unmöglichen Inseratenagenten gewann forest geschickt schymadhafte Wirkungen ab. Der Applaus hatte mit einer starten Opposition zu fämpfen.
dt.
Werte stehen ihr höher als ideelle künstlerische. Recht besehen übt also der Dichter an der Moral der Bühnenfünstlerinnen Dagmar ist Schauspielerin eine herbe Kritik und erhebt offenbar den typischen Einzelfall zu einer allgemeingültigen Erscheinung. Sven Lange nennt sein Stüd mit Recht eine Tragikomödie". Romisches Zwischenspiel endigt schließlich mit erschütternder Tragik. Der Dichter wird ob der Untreue des Weibes zum Wahnsinn getrieben und erschießt sich selbst anstatt, wie er gewollt, das ehc= brecherische Pärchen niederzutnallen. Es ist ein Drama von eigenartiger Symbolik und vollmenschlichem wie dichterischem Feingehalt, das auf die Zuschauer eine um so stärkere Wirkung ausübte, als Frik Witte- Wild die Charaktere und Situationen dank seiner sorgfältig nachschaffenden Regieführung ysychologisch zu vertiefen wußte. Nun zum dritten Male saben wir Paul Pauljen in eine darstellerisch sehr glüdliche Charakterleistung des ungebundenen Dichtertums. Ergreifend war, wie er nach mehrwöchigem umherirren in den Wäldern äußerlich verwildert in seine Wohnung zurückkehrt. Laura, das Dienstmädchen, wurde von Toni Wilkens dem Ernst der Situation vollkommen angemessen erschreckt und staunend zugleich gegeben. Als Dagmar stand Marie Eisenhut auf der Linie einer durch Erscheinung, Gebärdenspiel und Sprache ausgezeichneten Leistung, während Fri Juntermann den Schauspieler Lundberg als starter Simson mit föstlicher Komik vor dem Souffleurkasten oder, wie die Berliner sagen, der„ Gedächtnisfirche", verkörperte. e. k.
Humor und Satire.
Dem Reichsverband in die Mappe Es braust ein Ruf...
Ich weiß von einem Mann ein Lied,
sein Liebchen hieß Brigittigitt,
er nahm sie überallhin mit und teilte mit ihr den Profit. Wer weiß wie das geschichtschiehtschieht? Es war ein Reichsverbandidit!
Hymne.
Lessing Theater: Das Tänzchen, Schwank von Hermann Bahr. ( Die Buchausgabe erschien bei S. Fischer in Berlin .) Im ersten Aft scheint Bahr auf aktuell politische Satire loszusteuern. Eine Kollektion von Staatsstüßen zerbricht sich im Separee eines feudalen Berliner Weinrestaurants die Stöpfe, was bei den nächsten Reichstagswahlen zum Wohle des geliebten Vaterlandes und der notleidenden Landwirtschaft zu tun sei. Joachim v. Biest- Beser, Rittergutsbesitzer und Leuchte der konservativen Fraktion, gibt seinem Merger Ausdrud, Freie Boltsbühne( im Herrnfeld- Theater): Simson daß die Landräte sich nicht immer genügend tummeln. Sie müßten und Delila. Von Sven Lange. Durch Ibsen ist das Ehegegen die oppofitionelle Rasselbande mit noch viel schneidigeren problem auf der Bühne zur offenen Diskussion gestellt worden. Schikanen ins Zeug gehen. Wozu zahlt man sie sonst? Der Seine Frauen sind fast durchgängig als das„ stärkere", die Männer Zynismus, mit dem die tönend- patriotischen Zeitungs- und Volks- als das schwächere" Geschlecht gekennzeichnet. Seitdem, geht das versammlungsphrasen im engeren Kreis in das vulgäre Porte- Drama der Ehe schlechtweg durch die moderne Literatur des stanmonnaiedeutsch übertragen werden, ist gut getroffen. Wer strapa- dinavischen Nordens. Daß das so ist, hat seine Ursache mohl zuziert sich ruft Biest, irom zwinkernd, oen Kameraden zu nächst darte, daß die Frau vort am frühesterr und raschesten zu ihrer im Dienste Preußens? Wer leistet in Verioaltungen und Armee rechtlichen und sozialen Verselbständigung gelangt ist. Standingdie leitende Kommandoarbeit? Wir und überall wir. Dafür muß vische Schriftsteller sind auch wieder mit der Behandlung der spezi man zum Donnerietter doch auch eine Gegenleistung haben! Ein fifchen Künstler- und Dichter- Ehe bahnbrechend vorangegangen. Die jüdisches assessorchen, das auf Grund der Millionen seines reflame- Mitglieder der Freien Volksbühne haben das Problem dieser Ehe gewaltigen, Haarwasser fabrizierenden Erzeugers, bon Biest als in Hamsuns Schauspiel An des Reiches Pforten", sodann in Bräutigam für seine Tochter zugelassen ist, beeifert sich, den Makel Wieds Komödie 2x2= 5" fennen gelernt. Als drittes Problemder Geburt durch doppelte Vortrefflichkeit in der Gesinnung wett- drama fommt nun Sven Langes Simson und Delila". In allen zumachen. Als sich der Schwarm verlaufen, rüden Junker Biest, dreien baut sich der Konflikt aus der Verschiedenartigkeit des rein Kunst chronit. Im Kunstsalon von Paul Caffirer Urheber der Leg Biest, des neuen mit dröhnenden Bautenschlägen menschlichen und geistigen Wesens zwischen dem Mann als Schaffen- find Kellektionen von Richard Dreher , Werner Hoffmann und Mar inszenierten Sittlichkeitsgejezes, und einige andere bemoofte den und der Weibnatur mit ihrem Recht auf Liebe auf. Aber Oppenheimer und Einzelwerke von van Gogh, Degas , Monet , Sisley, Häupter zu einer gemütlichen Nachfizung zusammen, in der preisend während in den beiden ersten Dramen junge, sich unverstanden" Ulrich Hübner , Mar Bedmann, Kardorff u. a. ausgestellt. mit viel schönen Reden der Vorzüge, die das politisch sonst so nieber- wähnende Frauen aus fleinbürgerlicher Sphäre vorgeführt werden, Der Komponist Humperdind hatte sich in London trächtige Berlin in seinem Nachtleben befißt, gedacht wird. greift Lange zurück auf das reife Weib, das, selbst Künstlerin, mit während der Proben zu der„ Miratel"-Musit, die er zu Reinhardts Das weitere ist leider ganz flüchtige Schwanfarbeit. Bahrs ihren reizbaren Nerven auf Abwege gerät. Sie wirft sich einem Ausstattungsstid geschrieben hat, start ertältet. Nach seiner RüdJunker gerät wie der Reichstagskandidat der Thomaschen Moral" reichen Dummtopf in die Arme. In ihm erblickt sie den Mann", tehr nach Berlin trat eine Nervenlähmung zutage und im Gefolge in eine für ſein offizielles Sittlichkeitsaposteltum höchft tompro- der nichts weiter an ihr als das Weib begehrt, bei dem sie stillen davon eine vollständige linksseitige Lähmung. Man erhofft aber mittierliche Situation. Doch was sich dort bei aller Schärfe der Frieden" sucht und dessen Geld vor Sorgen behütet. Materielle eine Wiederherstellung.
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du mögest auch ferner
uns verfolgen und hassen lassen von solchem Lumpengesindel. Amen.
Notizen.
T.