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Ar. 13. 29. Jahrgang.

Januar

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Mittwoch, 17. Banner 1912.

Stichwahlhilfe

in der Provinz Brandenburg  .

In einer Reihe Brandenburger Streise findet die Stich­wahl schon am Sonnabend, den 20. Januar, in anderen am 22. und 25. statt. Man hofft durch Entziehung des Sonntags die Wahlagitation einzudämmen.

Im Anschluß an den Parteitag fand eine Boltsversammlung mit empfehlendem Referat über die Kranken- und Unfallversiche rung statt.

Polizeiliches, Gerichtliches ufw.

werden mit 5 Bf. Aufschlag bezahlt. Der 1. Mai tst frei­gegeben. Arbeiter und Arbeiterinnen, die mindestens 4 Jahre un unterbrochen im Betrieb beschäftigt find, erhalten jährlich 8 Tage Urlaub unter Fortzahlung ihres Lohnes.

Beig erhielten die Handschuhmacher der Firma Unger eine Erhöhung des Schnittlohnes um 14 Pf. pro Dutzend.

Die in der Provinz Posen   übliche Haussuchung fand am Montag im Bromberger Parteisekretariat für die In Neumünster   mußte die Firma Wiefe nach viertägiger Aus Broving Posen beim Genossen Lepis statt. Zwei Kriminalbeamte fperrung die bereits früber vereinbarte Berkürzung der Arbeitszeit suchten nach dem Flugblatt für die Eisenbahner, betitelt: Eisen- bon 9% auf 9 Stunden pro Tag zur Einführung bringen. bahner, wo steht Euer Feind? Wo steht Euer Freund?"

Die Haussuchung fand im Auftrage der Berliner  

in Nordenham  .

Der sechste Wahlkreis besett am Sonnabend die Staatsanwaltschaft statt. Gefunden wurde natürlich nichts. Die vertragsbrüchigen Unternehmer des Baugewerbes Kreise West- Prieguit und Ruppin- Templin  . Genossen, die am Merkwürdig ist dabei, daß die Blätter in Bromberg   schon im No­Tage der Hauptwahl in einem der beiden Kreise geholfen haben und wieder hinausgehen sowie andere Genossen treffen sich Donnerstag, den 18. Jaunar, abends 8 Uhr, bei Obiglo, Schwedter Str. 23/24.

Der vierte Wahlkreis besetzt am Sonnabend Königs berg- Neumart. Treffpunkt der Genossen Donnerstagabend 8 Uhr bei Merkowski, Andreasstr. 26.

Der zweite Wahlkreis besetzt am Sonnabend einen Teil von Zauch- Belzig  . Treffpunkt der Genossen am Donners­tagabend 8 Uhr bei Otto Eyfe, Schönleinstr. 6.

Nieder- Barnim besezt Montag Ober- Barnim. Treffpunkt hilfsbereiter Genossen Donnerstag abend 8 Uhr im Schwarzen Adler, Frankfurter Chaussee 5.

Der Bezirksvorstand der Provinz Brandenburg  . Der Aktionsausschuß von Groß- Berlin.

Aus der Partei.

famen dann jeder ein Strafmandat über 1 M., weil sie ohne polizei­vember den Verbreitern weggenommen wurden. Die Verteiler be= liche Erlaubnis verteilt hatten und weil die Wahlen noch nicht aus geschrieben waren. Die, Blätter wurden nach fünf Wochen dann wieder ausgebändigt. Jezt nach der Wahl will man sie als staats­gefährlich fonfiezieren. In den fünf Wochen fand man hier nichts Anstößiges darin.

Gewerkschaftliches.

Wieder ein gelber Reinfall!

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gründete Berliner   Bäckerzwangsinnung erhielt die Liste des Bei den Wahlen zum Gesellenausschuß für die neu ge­Zentralverbandes 607, die des gelben Bäckerbundes nur 104 Stimmen. Bei der darauffolgenden Wahl der Mit­glieder des Innungsschiedsgerichts erlitten die Gelben noch eine schlimmere Niederlage. Für die Verbandsliste wurden bei dieser Gelegenheit 443, für die Gelben nur 48 Stimmen abgegeben. Das Resultat wäre für den Verband noch besser, die Niederlage der gelben Bundesbrüder noch etlatanter ge­ärgern die Nordd. Allg. 8tg.", die Bost", die wollten, durch Schuld der Meister um ihr Wahlrecht ge­wesen, wenn nicht 200 Verbandsmitglieder, die gern wählen Kreuz- 8tg." usw. so sehr, daß sie sie als Freuden- tommen wären, weil die Meister nicht zur Ausstellung einer Lundgebungen der Feinde Deutschlands   verdächtigen. Das Bescheinigung über die Beschäftigung der Leute zu bewegen Ausland, das die reaktionäre Breffe meint, steht unseren Ge- waren. Ohne eine solche ist niemand zur Ausübung der Wahl noffen genau so gegenüber, wie die Junker uns. Die Glück- legitimiert. wünsche der denfenden Proletarier scheinen uns aber ehren­boller, als die Freundschaftsbezeigungen der echtrussischen" Mörderhäuptlinge für unsere Konservativen!

Unsere Glückwünsche aus dem Auslande

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Berlin   und Umgegend.

Achtung, Hutarbeiter! Die Differenzen bei der Firma M. Kirmeß find nach mehrmaligen Verhandlungen erledigt; die Bon der deutschböhmischen Sozialdemokratie. Im Einvernehmen mit der Wiener Zentralstelle für das Bildungs- als nächster eingestellt wird, am Montag erfolgt. Die Sperre ist Einstellung der dort beschäftigten Kollegen ist bis auf einen, welcher wefen werden im Januar im deutschen   Böhmen   40 Vorträge und aufgehoben. Die Ortsverwaltung. J. A.: M. Möckel. 8 8nflen veranstaltet, in denen die Genossen Dr. Danneberg und

Dr. Deutsch- Wien sowie der Landesparteisekretär Genosse Tschermatitt, Lorgingstr. 41. Bewilligt haben ferner Bed, Rhinower Achtung, Friseurgehilfen! Beigelegt find die Differenzen bei Teplig vortragen. Zur Sicherung der Erhaltung des Landesparteis Straße 7, Jadel, Streliger Str. 12, Sommerfeld, Buggen fekretariats foll der Parteisteueranteil des Laudes von 2 auf 4 Heller bagenstr. 6, Ties, Nigdorf, Knesebeckstr. 5, Sieg, Schöneberg  , bom Beitrag( durchschnittlich; 25 Heller im Monat) erhöht werden. Am 24. März wird der Landesparteitag zu Aufsig an der Elbe   tagen. Golgstr. 31. Eine Einladung der tschechoslawischen Parteivertretung zu einer gemeinsamen Sigung in Sachen des Kampfes um die Landtags­wahlreform wurde angenommen.

Bon der schweizerischen Sozialdemokratie.

Verband der Friseurgehilfen. Deutfches Reich.

Vertragsbruch der Unternehmer in Nordenham   dem Bauarbeiter. Die Arbeitgeberzeitung für das Baugewerbe" bersucht den verband anzuhängen. Demgegenüber sei festgestellt, daß bei den zentralen Verhandlungen 1909 die Unternehmer beantragten:

Die von den Arbeitgebern eingerichteten oder einzurichten­den Arbeitsnachweise sind anzuerkennen und ausschließlich von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu benußen. Die Handhabung der Arbeitsnachweise erfolgt auf Grund der von den Arbeitgeber­berbänden hierfür festgesetzten Geschäftsordnungen..." In der Sitzung am 12. November 1909, wo dieser Antrag zur Debatte stand, erklärte Bömelburg im Auftrage der Arbeiter, Taut Stenogramm:

" Die Arbeitsvermittelung liegt bei uns sehr im argen, und es sollte eigentlich die Aufgabe der Zukunft sein, die wir beide ( Unternehmer und Arbeiter) zu erfüllen haben, die Mißstände auf diesem Gebiet zu beseitigen. Ihre Nachweise sind ein­feitige Nachweise... Wir sind bereit, mit Ihnen an die Lösung dieser gewiß recht schwierigen Frage heranzutreten, mit Ihnen den gemeinsamen paritätischen Nachweis zu errichten und ihn allmählich zu großer Vollkommenheit auszugestalten." Hierauf antwortete der Wortführer der Unternehmer laut Stenogramm:

Meine Herren, berlangen Sie paritätische Arbeitsnachweise, Sie beißen bei uns auf Granit. Nie, nie! Das machen wir nie! Wir verlangen unparitätische Nachweise und werden sie durchzu­setzen wissen."

gewerbe. Er hat auf seiner Generalversammlung am 29. und 30. Auf diesem Standpunkt steht der Arbeitgeberbund für das Bau. März zu Cassel sogar in seinem fünften Leitsatz ausgesprochen, daß auch die Arbeitsnachweise der Behörden mit allen Mitteln zu bekämpfen seien".

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Der Arbeitgeberverband schenkte den im Schiedsspruch von 1910 gegebenen Ratschlägen der unparteiischen Herren Oberbürger­wurde außerhalb des Vertrages gestellt. Als endlich der Gedulds­meister Dr. Beutler, Gewerbegerichtsrat Dr. Prenner und Geheimrat Dr. Wiedfeld kein Gehör. Der Arbeitsnachweis faden der dauernd drangjalierten, schifanierten und gemaßregelten die Unternehmer Vertragsbruch! In dem Bezirksschiedsgericht, Arbeiter riß und sie diese Maßregelungsinstitute sperrten, schrien wo die Stimme des jeweiligen Gewerbegerichtsvorsitzenden auss schlaggabend ist, wurde erklärt, daß die Sperre zulässig sei, weil der Nachweis außerhalb des Vertrages stehe. Unbekümmert darum schrien die Unternehmer nach wie vor über Vertragsbruch, be­schlossen aber, nur durch ihren Nachweis einzustellen. Einzelns Der Streit der Lackierer und Anstreicher in der Görliger Unternehmer, die sich nicht fügten, wurden vom Unternehmerver­Waggonfabrik fonnte durch Vereinbarung beigelegt werden. band an seiner Spike Adena- Nordenham in Strafen bis zu Die erfolgten Abzüge werden einer Revision unterzogen, sämtliche 150 M. genommen. Arbeiter, die ohne Nachweis von dem Unter­Die sozialdemokratische Partei des Stantons 8 il rich feierte bei Streitenden werden wieder eingeſtellt. Die Zeit des Streifs wird nehmer angestellt waren, wurden mit schwarzen Liſten wieder aus der Eröffnung ihres Parteitages am Sonntag den Reichstag 8- in Rücksicht auf die bestehenden Versicherungs- und Pensions- der Arbeit getrieben. Als wegen dieses Treibens der Bauarbeiter­wahlfieg der deutschen   Sozialdemotratie. einrichtungen des Betriebes als Urlaub betrachtet, Da infolge der berband das Bezirksschiedsgericht anrief, entschied dieses, daß die In der Tat haben die sozialdemokratischen Wahlerfolge in Stockung, die der Betrieb durch den Streik erlitten hat, nicht sofort Sperre erlaubt sei, es handele sich um den Kampf im Nachweis und Deutschland   in den Streifen der schweizerischen Arbeiterschaft die alle Streifenden eingestellt werden können, neue Arbeitskräfte aber diese stehe außerhalb des Vertrages. Also die Unternehmer können lebbafteste Begeisterung hervorgerufen und man darf daran bei den nicht angenommen werden, ist vor Zuzug nach wie vor zu warnen. alle, die ohne Nachweis eingestellt sind, aus der Arbeit holen. Dar­vielfachen Wechselwirkungen und Zusammenhängen zwischen der aus ergibt sich, daß alle, die durch den Nachweis eingestellt sind, die Arbeiterbewegung in den beiden Ländern einen sehr förderlichen Ein­Erfolgreiche Lohnbewegungen in der Lederindustrie. Arbeiter wieder heraus holen können. fluß auf die schweizerische Sozialdemokratie erwarten. Die Lederfärber, Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen der Glace für Nordenham   scheiterten an dem Starrfinn der Unternehmer, Die Verhandlungen über den paritätischen Arbeitsnachweis lederfabrik in Heidingsfeld   haben ihren am 24. Januar ablaufenden obgleich die Arbeiter bei diesen Verhandlungen das allerweiteste Tarifvertrag auf 4 Jahre erneuert und wesentliche Verbesserungen Entgegenkommen zeigten. Die Unternehmer verlangten nicht weni­der Lohn- und Arbeitsverhältnisse erzielt. Durch den neuen Berger als bedingungslose Anerkennung dieses Maßregelungsinstituts. trag wird die tägliche Arbeitszeit von 91% auf 9 Stunden verkürzt. Nicht einmal das Kontrollrecht wollte man den Arbeitern zugestehen. Die Arbeiterinnen arbeiten dem Gesez entsprechend an den Sonn- Als sie auf dieses Recht nicht verzichten wollten, wurde ihnen von abenden und den Tagen vor gefeglichen Feiertagen nur 8 Stunden Der Stundenlohn wird für die männlichen Arbeiter für die erſten zwei Jahre um 5 Pf., für die anderen zwei Jahre um 2 Bf., insgesamt für die ganze Vertragsdauer um 7 Pf. erhöht. Der Stundenlohn der Arbeiterinnen wird für die ganze Ver­tragsperiode um 4 Bf. erhöht. Ueberstunden und Sonntagsarbeit Admiral der vor Kiel   stationierten Hochfeeflotte, den Kriegsminister, den Unterstaatssekretär der Kolonien usw. usw., gar nicht alle zu zählen. Weil es in den Sophieniälen drückend heiß war, tranfen fie ihr Helles, und ein Zentrumsmitglied, dessen Namen ich nicht nenne, weil die Privatongelegenheiten nicht in die Wahlwirren gezerrt werden sollen, saß in Hemdsärmeln.

Sodann erteilte der Parteitag der wegen ihres energischen Auf­tretens im schweizerischen Nationalrat von den Gegnern perfid ge­famähten fozialdemokratischen Fraktion ein Vertrauensvotum. Die Einnahmen der Partei betrugen im Berichtsjahre 7861 Fr., Die Ausgaben 7429 Fr., der Vermögensbestand 767 Fr. Die Bahl der organisierten Parteigenoffen im Kanton Zürich  beträgt netto 8500, die Zahl der fozialdemokratischen Stimmen 25 000 bis 30 000, ungefähr ein Viertel der Gesamtzahl der Stimms berechtigten.

Der Beitrag an die Partei wurde auf 5 Cts. pro Mitglied und Monat festgesetzt.

Die Verfammlung der Taub­Itummen.

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Wenn ich mogeln will, dann nützt Euch das Kontrollrecht auch Unternehmersekretär Oppermann- Bremerhaven erflärt: nichts, dann führe ich eben ein Geheimbuch." Oppermann ist lang­jähriger Leiter des Arbeitsnachweises Bremerhaven, er hat Erfah­rungen und weiß, wie es gemacht wird. nachweisen spielt das Geheimbuch nachweislich die allergrößte Rolle. Auf den Unternehmer­

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tuerei und Geheimniskrämerei, die vielleicht noch vor einem halben Jahrhundert interessant hätte erscheinen fönnen, haben diese Dia plomatchen, die bei gesunden Völkern nicht zu existieren vermöchten, hinter berschlossenen Türen miteinander verhandelt, und der als Summer Junge behandelte Reichstag mußte machtlos zuschauen und abwarten, ob diese Herrchen als Vertreter der Interessen ihrer Klaffengenoffen einen Krieg heraufbeschwören würden!( Einige Generale stampfen mit dem Säbel auf den Bodem. Der Chefredak­teur der Deutschen Tageszeitung" verläßt, gefolgt vom Agenten der Firma Krupp  , oftentativ den Saal. Es wird mit leeren Bier­gläsern auf dem Tisch radaut. Minutenlange Unruhe.)

Bitte, laffen Sie mich durch) 1" feuchte ich. Die öffentliche Ver- Geehrte Anivefende!" begann ich alsbald: Berzeihen Sie, sammlung sollte um halb neun beginnen, ich hatte mich furchtbar daß ich eine halbe Stunde zu spät gekommen bin. In wenigen berspätet, und um die berlorene Zeit wieder einzuholen, war ich den Tagen haben wir die Stichwahlen.. Meine Herren, im ersten ganzen Weg unter den erstaunten Bliden der Straßenpafianten ge- Ansturm haben die Sozialdemokraten 64 Mandate gewonnen. Laufen, von Halensee   bis in die Sophienstraße, gelaufen, schneller( Bethmann Hollweg   erhebt sich bewegt und sagt in Taubstummen als die Elektrische. Schweißgebadet versuchte ich mich durch sprache: Hört! hört!)... Meine Herren, in mehr als 120 Wahl-" Meine Herren, die Zeit der Regierung von Gottes Gnaden die drängenden Neugierigen hindurchzuarbeiten. Alle Wetter, ein freisen gelaugt die Sozialdemokratie in die Stichwahl....( b. Jagow ist vorbei! Der Militarismus wird zur Ruine( heftiges Pfeifen), Viertel vor neun. Lassen Sie mich doch durch," flehte ich und ballt die Fäuste.)... Meine Herren, vierundeinebiertel Millionen die Vermehrung der Flotte zur formalen Verrüdtheit( man beginnt, bohrte und stieß mit dem Ellenbogen gegen die Rippen der anderen, Stimmen beweisen, daß sich das deutsche Volt nicht ausschließlich von sich drohend um das Podium zu drängen, der Lärm mit den Bier­aber umsonst. Sie wichen nicht. Sinis neben mir der Schmerbauch einer fleinen Minorität regieren lassen will....( Heftiger Lärm. König gläfern wird stärker), ja, zur schamlosen Verrücktheit, meine Herren! eines Angehörigen der Deutschen Reichspartei", ein Schmerbauch Heydebrand pfeift auf einem Hausfclüffel.)... Meine Herren, ich bin Wir verlangen ein wirkliches Wolfsparlament! Wir wollen wie' ne Struppiche Panzerplatte, rechts der steife Rücken eines gebeten worden, vor Taubstummen über die Reichstagswahlen zu reden nicht länger als Unmündige behandelt werden! Sie hören ja doch Nationalliberalen. und ich muß Sie ersuchen, Zeichen des Beifalls oder Mißfallens bis in allen Ländern die Stimme des Volkes, das sich ruhiger benimmt, Meine Herren", hub ich zum dritten Male an, und auf mein zum Schluß aufzusparen.. Meine Herren, in die Hauptwahl ist als zur Beit der französischen   Revolution, ruhiger, aber ernster Wort, mein Kragen war zum Auswringen naß: meine Herren, die Sozialdemokratie mit dem Schlachtruf:" Krieg bis aufs Messer und bewußter! Gerade diese ernste Nuhe, meine Herren, bedeutet laffen Sie mich doch bitte durch!" den konservativen Freiheitsfeinden!" gezogen( Unruhe bei den die Stille vor dem großen Sturm. Lauschen Sie mit offenen Ohren! Was will der ungebobelte dumme Junge", brauste einer von Konservativen) sie erklärte den verräterischen Zentrumspfaffen den Lassen Sie sich warnen. der Reformpartei" auf: ber tann doch warten, bis wir drin Krieg( Herr Erzberger   flettert auf einen Stuhl und wird mühsam ich selbst daran schuld, denn bei dem Appell an die Offenen Ohren ( Weiter kam ich nicht. Zum Teil trug find! Wenn Sie nochmal drängeln, rufe ich den Schuhmann!" von seinen Freunden beschwichtigt) fie beschloß, die nationalen begann man derartig zu toben, zu lachen, zu stampfen und mit den Mein Herr", sagte ich mit einer Höflichkeit, die mich selbst er Scharfmacher zu vernichten( Füßestampfen, Joblen und Pfeifen)..." Biergläsern auf den Tisch zu schlagen, daß es mir nicht gelang, staunte: ich bin der Referent des Abends. Ich habe mich Meine Herren, wenn ich mich dazu babe bewegen lassen, in das Wort wieder zu bekommen. Bethmann blidte mit wütenden etwas verspätet.... Nun feien Sie doch so liebenswürdig, und diesem Kreise von Zuhörern zu referieren, die allen Zeichen der Untieraugen um sich, Erzberger   haute mit dem Stock auf das halten Sie mich nicht länger auf. Zeit, die den fräftigsten Argumenten gegenüber taubstumm sind, so Podium v. Heydebrand brüllte vor Lachen, daß ihm die Adern auf Referent? Referent?... Das tann jeder behaupten!" sagte geschah das aus Freude über das Erwachen des deutschen   Voltes, der Stirn wie Telephonfabel schwollen. Agrarier, Antisemiten, er ärgerlich." Burück, und warten bis Sie an die Reihe kommen!" bas lange genug geschlafen hat!( Ein taubstummer Antisemit wird Konservative, Wilde, Mitglieder des Zentrums, Generale und Be­Ich hätte fast weinen mögen! Seit Tagen hatte ich mir vor- von Unwohliein befallen und von einigen Mitgliedern der Haute- amte, sämtliche mit Füßen und Händen versehenen Taubstummen genommen, über Die Taubstummen und die Reichstagswahlen" zu finance aus dem Saal getragen. Anhaltende Unruhe.) Meine machten einen entsetzlichen Lärm, daß die Sophiensäle davon er­reden, hatte versprochen, um halb neun zur Stelle zu sein, und nun. Herren, es muß sie doch wahrscheinlich selbst in Erstaunen ver- dröhnten. Da schwang sich v. Jagow auf einen Tisch, und während Da endlich, endlich, fam mir jemand zu Hilfe. Kein Geringerer segen, daß unser braver Michel, der sich doch manchmal die Kehle ich in Schweiß gebadet dastand, erklärte er in der Fingersprache als Bethmann Hollweg  . Mit der Gebärde des Taubstummen, die heiser geschrien, um gegen die Teuerung und Grenzsperre zu die Versammlung für aufgelöst.) ihm seit Jahr und Tag vertraut ist, machte er dem Mann der protestieren( Gurgellaute bei den taubstummen Agrariern), Ihnen Reformpartei flar, daß ich die Wahrheit rede und hinter seinem folch namenlofe Geduld bewiesen hat! Sie verweigern ihm das Das alles hatte ich natürlich nicht in Wirklichkeit erlebt. Jm schlanten Rücken glückte es mir, die Rednertribüne zu erreichen allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht und wollen ihn Gegenteil, es war ein seltsam blödsinniger Traum. Einige Abende Ein brechend voller Saal! Ein Saal so voll, daß buchstäblich in grenzenlofer Anmaßung zwingen, sich einer Regierung impotenter vorher hatte ich in einer öffentlichen Versammlung tatsächlich Taub­fein Apfel zur Erde fallen fonnte. Sie standen auf Tischen und Junker und das platte Land gewaltsam taubstumm haltender stummer, die sich für die Reichstagswahlen, interessierten, in den Stühlen, und sobald ich auf dem Podium erschien, flatschten einige Zentrumspfaffen zu unterwerfen( von Heydebrand und Erz- Sophiensälen beigewohnt. Diese waderen Taubstummen verstanden Taubstumme in die Hände. Bethmann saß in der ersten Reihe. berger flettern wieder auf Stühle, schwenken die Arme und stoßen ihre Zeit, und es war eine Lust, ihr gespanntes Lauschen, ihre poli­Neben ihm Riderlen. Daneben v. Jagow. Daneben Erzberger. unartikulierte Laute bervor. Andauernde Unruhe.). tische Erregtheit mitzuempfinden. Wie ich dazu tam, in dieser In der zweiten Reihe thronte v. Heydebrand mit dem Grafen von Monatelang habe ein paar Ihrer Diplomatchen, bie mit an- Nacht von anderen, unheilbaren, nicht& sehenden und nichts Bestarp, daneben Fürst zu Löwenstein- Wertheim- Rosenberg  , hinter deren französischen   und englischen Diplomatchen schacherten, die hörenden Taubstummen zu träumen, und wie ich sogar auch nur im ihm der Chefredakteur der Deutschen Tageszeitung" mit dem Welt Marottos wegen in Aufregung gehalten!( Staatssekretär Schlaf diesen Leuten einen Schweißtropfen opfern fonnte, ist mir geistlichen Berater der Germania  ". In der dritten Reihe bemerkte b. Kiderlen stopft sich die Finger in die tauben Ohren und um ganz noch ein Rätsel. Meine taubstummen Genossen bitte ich wegen der man Scherl mit dem Chefredakteur der Norddeutschen Allgemeinen sicher zu gehen, um nichts zu verstehen, schließt er die Augen und Verwechslung mit Bethmann und Genossen um Entschuldigung. Beitung", Gebhard von der Wirtschaftlichen Vereinigung", den pfeift die durch Cambon erlernte Marseillaise  .) Mit einer Wichtig

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h. S.