©ewefftfcbaftUcbes. Die Bauunteniehmer rüsten weiter. 't&cit Beendigung der Aussperrung im Jaihre 1S10 sind die Bau- Unternehmer unablässig bemüht, ihre Macht in jeder Weise zu stärken. Das erste war, daß sie mit den ausländischen Unternehmer- vrganisationen Kartellverträge abschlössen, soweit sie nicht schon vor und während der Aussperrung solche abgeschlossen hatten. Dabei erregte es seinerzeit einiges Aussehen, daß der so außerordentlich „nationalgesinnte" Deutsche Zkrbcitgeberbund für das Baugewerbe niit den französischen Bauunternehmern einen Vertrag abschließen wollte, in dem der Passus vorkam, wenn in Deutschland ein all- gemeiner Streik oder eine Generalaussperrung, ausbreche, so müßten alle in dem„Frcundcsland" Frankreich arbeitenden deutschen Arbeiter sofort entlassen werden. Nachdem diese Kartell- vertrüge abgeschlossen waren, erhöhte der Arbeitgeberbund für das Baugewerbe auf seiner Nürnberger Generalversammlung nicht nur die ordentlichen Mitgliederbeiträge ganz wesentlich, sondern be- schloß außerdem noch die Ansammlung eines besonderen Kriegs. schätze? von einer Million Mark, um im Jahre 1913 den Arbeiter- organisationen finanziell völlig gerüstet entgegentreten zu können. Die Beiträge zu diesem Kriegsschatz werden nicht nur von den Mit- gliedern des Arbeitgeberbundes erhoben, sondern durch Repressalien auch von den vom Bunde abhängigen Baunraterialicnhändlsrn, Zementfabriken usw. eingetrieben. Man beschloß einfach, Ma- tcrialien nur von den Fabriken und. Händlern zu beziehen, die sich verpflichten, an die Kriegskasse des Bundes für je 1000 M. verkaufter Ware 3 M. zu entrichten. Ein Teil der Baumaterialien- Händler sträubt sich zwar gegen dieses Vorgehen noch mit Händen und Füßen; aber der drohende wirtschaftliche Ruin macht sie mit der Zeit alle gefügig. Noch che diese Maßnahmen zur> finanziellen Stärkung der Unternehmcrmacht durchgeführt wurden, suchte der Bund einige kleinere Untcrnehmerorganisationen an sich heranzuziehen, um bei zukünftigen Arbcitskämpfen eine noch breitere Grundlage zu schaffen. Die erste Organisation, die sich dem Arbeitgeberbund völlig anschloß, war der bis dahin völlig selbständige Deutsche Beton- verein. Außer ihm hat sich der Verband der Tiefbauunternehmer mit dem Anschluß befaßt und vorläufig einen Kartellvertrag niit dem Bunde abgeschlossen, der für die Zukunft die Grundlage zu einem einheitlichen Handeln geben soll. Auch den Verband der Baumaterialienhändler suchte der Bund zum Anschluß an ihn zu zwingen; doch stellt sich dieser wegen de? sonderbaren Vorgehens de? Bundes gegen die Händler vorläufig noch bockbeinig. Lange wird sicherlich auch er sich gegen die Zumutungen des Bundes nicht mehr sträuben. Ließen schon alle diese Aktionen des Arbeitgeber- bnndes für'das Baugewerbe keinen Zweifel darüber aufkommen, daß diese Organisation ihre alten Vergewaltigungspläne gegen die Arbeiter nicht aufgegeben hat, so zeigt das, was in der letzten Zeit über die Pläne dieser und der anderen baugewcrblichen Unter- nchmerorganisationen bekannt geworden ist, erst recht, daß man sich im Unternehmerlager auf Kämpfe von gewaltiger Größe bor- bereitet. Es wird nämlich bekannt, daß am 10. Dezember 1911 in Berlin eine geheime Zusammenkunft der Führer fast aller bau» gewerblichen Unternebmerverbände besprochen und beschlossen wurde. Und zwar soll der Zusammenschluß vorläufig in Form einer Kartellierung vor sich gehen, bis die Schaffung einer ein- heitlichen Organisation niöglich ist. Auf der Zusammenkunft ver- treten und ihr Einverständnis mit dem Zusammenschluß erklärt t-' haben die Leitungen folgender Verbände: Arbeitgeberbund für das Baugewerbe; Verband selbständiger Bildhauer, Stukkateure und Gipser; Zentralverand der Stukkateure, Gipser und Brrputzmeister Deutschlands , Sitz Karlsruhe ; Rheinifch-westfälischer Stuckgewerbe- verband. Sitz Düsseldorf ; Arbeitgeberverband für das Steinsetzer- und Pflasterergewerbe; Verband für das Töpfer, und Ofensetzer- gewerbe; Verband der Dachdeckermeister; die Arbeitgeberverbände im Malergewerbe; Verband selbständiger Installateure und Klempner und Areitgeberverband für das Plattengewerbe, Sitz Leipzig . Außerdem sollen noch Vertreter einiger ausländischer Unternehmerverbände anwesend gewesen sein. Nach längerer, streng geheimer Beratung wurde eine Resolution angenommen, in der die Notwendigkeit des Zusammenschlusses aller Unternehmer- verbände des Baugewerbes hervorgehoben wird. Beschlossen wurde ferner, in Zukunft eine einheitliche Tarifpolitik zu treiben und die Kämpfe gegen die Arbeiter gemeinsam zu führen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll für alle Tarifverträge, die in diesem Jahre ab- geschlossen werden, als Ablauftermin der 31. März 1913 gewählt werden, an welchem Tage bekanntlich auch alle mit dem Arbeitgeber- bund für das Baugewerbe abgeschlossenen Verträge ablaufen. Das Ziel der baugewerblichen Unternehmer aller Art ist also, in den Kämpfen der Zukunft die ganze baugewerbliche Arbeiter- sckaft einschließlich der Arbeiter aller Nebengewerbe auf einen Schlag aufs Pflaster zu setzen. An Stelle der Hunderttausende sollen in Zukunft Millionen von Arbeitern ausgesperrt und ausgehungert werden. Die baugewerblichen Arbeiter werden nicht verfehlen, aus diesen Plänen der Bauscharfmacher die Konsequenzen zu ziehen. Sie werden von jetzt an noch eifriger an der Stärkung ihrer Or- ganisation und ihrer Finanzen arbeiten, als sie das bisher schon getan haben! LerUn und Omgegenck. Ein Konflikt in der Reiseartikel-«nd Portefeuilles- Industrie. Die Fäbrikanten haben es für gut befunden, mitten in der Vertragszeit einen Vorstoß zu unternehmen, wozu sie zweifellos die augenblicklich nicht sehr günstige Konjunktur bewogen hat. So sind sie denn unvermutet mit einer funkelnagelneuen Arbeitsordnung berausgerückt, die sie ihren Arbeitern aufoktroyieren wollen. Sie dürften damit allerdings kein Glück haben. Das hat sowohl eine am 7. d. M. stattgefundene Branchen Versammlung, als auch der Referent W e i n s ch i l d in der Vertrauensmännerversammlung für die Reiseartikel- und Portefeuillesbranche unzweideutig zum Ausdruck gebracht. Tie Arbeiter dieser Branche haben um so weni- aer Lust, dem Begehren der Unternehmervereinigung nachzu- kommen, als die erste bis jetzt in allen Betrieben gültig gewesene Arbeitsordnung aus dem Jahre 1901 das Resultat eines Schicds- spruchs des Einigungsamts zwecks Verhütung eines drohenden Streiks gewesen ist. Bei den späteren und auch bei den vorjährigen Verhandlungen wurde die vorhandene Arbeitsordnung von den Ilnternehniervertretern noch ausdrücklich als ein Bestandteil des Tarifverhältnisses anerkannt.— Der Referent betonte in der Ver- trauensmännerversammlung noch, daß es bei dem Vertrag weniger auf dessen Inhalt als auf die prinzipielle Bedeutung der Sache ankomme. Was die Arbeitsverhältnisse anbelangt, so ließen sich die Arbeiter auf keinen Fall Aenderungen aufnötigen, die einseitig beschlossen werden, sondern würden nur die Ergebnisse gemeinsamer Verhandlungen beider Kontrahenten anerkennen. Kein Verbands- Mitglied dürfe eine Arbeitsordnung unterschreiben, die nicht von der Organisation gebilligt sei. Das alles sei den Unternehmern mit- geteilt worden und der Vorsitzende der Unternehmervereinigung habe denn auch geantwortet, daß er veranlassen wolle, daß die be- treffende Arbeitsordnung zurückgezogen werde. Sollte sie dennoch in einzelnen Werkstätten vorgelegt werden, so sollten die Mitglieder auf das Antwortschreiben verweisen und die Unterschrift verweigern. Die Versammlung erklärte sich damit einverstanden. Verantw. Redakteur: Albert Wachs. Berlin . Inseratenteil berankw.: Der„nationalliberale" Antisemitenhäuptling. Der deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband versucht seit einiger Zeit zahlreiche außerhalb der antisemitischen Bewegung stehende Handlungsgehilfen dadurch an sich heranzulocken, daß er be- hauptet, parteipolitisch neutral zu sein und jede Beziehung zum politischen Antisemitismus abgebrochen zu haben. Als jüngst als Nachfolger des so unrühmlich in der Versenkung verschwundenen Triolen-Schack Herr Hans B e ch l h zum Verbandsvorstcher erhoben wurde, da verbreiteten Deutschnationale geflissentlich die Meldung, daß der jetzige Verbandsvorstelier, Herr Bechly, gar kein Antisemit, sondern„Nationalliberaler" wäre. In Wahrheit ist Herr Bechly ein genau so waschechter Antisemit, wie Herr Schack und die übrige Kumpanei. Wer daran zweifelt, der lese den Artikel„Der neue Reichstag", den Herr Bechly an der Spitze seines Verbandsorgans, der„Handelswacht" vom 20. Februar, losläßt. In einem Atemzuge wird dort hergezogen über die„jüdische Presse", insbesondere das „Berliner Tageblatt", dessen Hauptaufgabe in der Zerstörueg aller sittlichen Werte unseres deutschen Volkslebens besteht.„Geifer der Judenpreffe",„ausgespritztes Gift", das sind nur wenige Beispiele aus dem antisemitischen Sprachenschatz des„nationalliberalen" Ver- sassers. Weiter heißt es:„Daher spiegelt die jüdische Presse dem deutschen Volke überall Feinde vor, meint aber in Wirklichkeit die Gegner des jüdischen Geistes...., und da lassen sich die dummen Deutschen von der jüdischen Presse vorlügen, daß es möglich sei, die Sozialdemokratie in nationalem Sinne zu erziehen, wenn man sie nur recht nett behandelt!" Wer nach diesen Proben nicht Herrn Bechly als waschechten Antisemiten und den deutschnationalen Hand- lungsgehilfenverband, dessen offizielles Organ diesen Erguß an lei- tender Stelle abdruckt, als antisemitische Parteiorganisation erkennt, dem ist nicht zu helfen. Die nicht antisemitischen Handlungsgehilsen werden sich hüten, auf das Gerede von der„Neutralität" des deutsch - nationalen Handlungsgehilfen- Verbandes hereinzufallen und sich Beiträge für die Verbreitung antisemitischer Artikel aus der Tasche locken zu lassen. DeutTestes Reich. Die diesjährige Tarifbewegung im Steinsehgewerbe, steht der vom vorigen Jahre an Umfang wenig nach. In einer ganzen Anzahl von Tarifbezirkcn haben die Unternehmer die Tarife gekündigt. Es läßt sich durchaus noch nicht sagen, ob die Bewegungen im allgemeinen friedlicher verlaufen werden als im Vorjahre." Von den größeren Tarifgebieten kommt u. a. der Bczirkstarif für die Altmark in Betracht. Tort sind die Verhandlungen infolge der von den Unternehmern angebotenen Verschlechterungen noch zu keinem Ergebnis gelangt. Seit längerer Zeit schweben auch die Ver- Handlungen im Tarifbezirk Niederlausitz , ohne daß bisher ein Er- gebnis erzielt werden konnte. Der Tarif für Leipzig und Um- gegend, dem Sitze des Untcrnehmer-Reichsverbandes, iit abgelaufen. Verhandlungen sind soeben eingeleitet. Tie Unternehmer schlugen die Verlängerung des Tariies bis 31. März 1913 vor, Wahlschein- lich, um Anschluß an den Tarifabschlutz des Baugewerbes zu er- langen. Die Arbeiter fürchten diesen Termin nicht, aber sie bean- spruchen dann wenigstens eine entsprechende Lohnerhöhung. Im Magdeburger Tarisbezirk sind die Verhandlungen bisher daran ge- scheitert, daß die Innung plötzlich nur mit dem Gesellenausschutz verhandeln will, was dieser ablehnt, weil bisher noch jeder Gc- sellenausschutz, der sick„mißliebig" gemacht hatte, gemaßregelt wurde. Der Mitteldeutsche Pflasterermeisterverband, der seinen Sitz in Frankfurt a. M. hat, hat dem dortigen Magistrat zwar schon im Oktober V. IS. mitgeteilt, daß er Verhandlungen über einen neuen Tarif mit dem Zentralvorstande der Arbeiterorganisation einleiten wolle und deshalb nach Berlin geschrieben habe. Mit den örtlichen Jnstaüzen will er nicht verhandeln, und besagtes Schreiben ist bis heute noch nicht in Berlin angelangt. Auch hier scheint man„An- schluß" zu sucbcn und nur auf die geeignete Gelegenheit warten zu. wollen............" � In Bromberg bieten die Unternehmer eine„Regelung" der Lohnfrage an, die unter Umständen auf eine Lohnherabsetzung bis zu 30 Proz. hinausläuft. Eine Erhöhung des Lohnes lehnen sie rundweg ab.— Außer diesen größeren Bewegungen schweben noch eine ganze Anzahl kleinerer örtlicher Bewegungen. In Linden bei Hannover weigert sich charakteristischerweise gerade der Vorsitzende der Unternehmerorganisation, den Tarif anzuerkennen. Ausland. Ei« Nachwort zum Streik im Borinage. Die wahren Ursachen der Unnachgiebigkeit der Kohlenbarone. Man schreibt uns aus Brüssel : Im sozialistischen „Journal de Charleroi" setzt Genosse Jules des Essarts die wahren Gründe auseinander, die die Unter- nehmerorganisation in Wahrheit veranlaßt haben, einen Ver- mittelungsvorschlag nach dem anderen rücksichtslos abzulehnen. Der Streik, äußert der Genosse aus Charleroi , kam den Unternehmern ganz gelegen. Infolge der milden Witterung sind den Unter- nehmern ungeheuere Stocks Kohlen, die als Hauskohle Verwendung findet, in den Bassins von Möns und Charleroi liegen geblieben. Als der Streik ausbrach, war das erste, daß man, um die un- geheuren Bedürfnisse in der Metallindustrie zu decken, diese Stocks angriff. Während im Borinage an 30 000 Bergarbeiter durch den schön unfaßbaren Starrsinn der Unternehmer zum Feiern und Hungern gezwungen wurde», leerten sich allmählich die in den Bassins von Charleroi aufgehäuften Stocks von Hauskohle, die man, um sie für den Industriebedarf brauchbar zu machen, mit aus- ländischer Kohle mischte.— Haben so die Direktoren die Arbeiter in den Streik getrieben, indem sie den eingepflanzten Usus der acht- tägigen Auszahlung aus bureaukratischen Rücksichten angriffen, so hat die Handvoll Finanziers, die die Kohlengruben von MonS und Charleroi in Händen haben, wenigstens dafür gesorgt, daß durch starre Ablehnung aller Friedensversuche der Streik hinausgeschoben und damit den.Marktnotwendigkeiten" Genüge geschieht. Sind auch Hunderte vor Hunger zusammengebrochen, andere durch Hunger zu Plünderern geworden, Tausende in bitterste Verzweiflung getrieben worden— was tut'S? Die kapitalistischen Bedürfnisse find befriedigt, der Verlust in Möns ist durch den Gewinn in Charleroi wettgemacht, und die Herren Aktionäre können ohne allzu schmerzliche Ressentiments auf den unglückseligen Streik zurücksehen. Die Bergarbeiterbewcgung in Großbritannien . London , 15. Februar 1912. sEig. Ber.) Man rechnet hier jetzt allgemein mit dem Ausbruch des Gene- ralstreiks am 1. März. Die englischen Reviere, Nordwales und Ostschottland, haben dieser Tage gekündigt, um am Ende des Mo- nats streiken zu können. Die übrigen Reviere kennen keine Kün- digung. Die allgemeine Arbeitseinstellung wird jedoch nicht un- bedingt am 1. März eintreten müssen. Es kann sein, daß man sich verständigt, von Tag zu Tag weiter zu arbeiten, bis ein Abkam- men erzielt worden ist. Dies ist ein alter Brauch in der Berg- werkikidustrie dieses Landes. Man hört jetzt wieder die Ansicht, daß der vor einiger Zeit gebildete Jndustricrat, dem Vertreter der organisierten Arbeiterschaft und des Unternehmertums angehören, vermittelnd eingreifen wird. Es ist jedoch schwer einzusehen, was der Jndustrierat, der streitende Parteien nur zusammenbringen soll, in einer Angelegenheit tun kann, bei der es sich nicht um die Versöhnung von Gegnern, sondern um die Lösung eines verwickel- ts« technischen Problem? handelt, bei der guter Wille die praktische Erfahrung nicht ersetzen kann. An vielen Orten, namentlich in Südwales , bereiten sich die Einwohner schon allen Ernstes auf den Generalstreik vor, indem sie Kohlen und Lebensmittel aufspeichern. In dem Berichte über die Bergarbeiterbewcgung. der am 10. Februar erschien, ist ein Irrtum enthalten. Das Parlaments- Mitglied Abraham, der seinen Posten als Vorsitzender des süd- walisischen Bergarbciterverbandcs niedergelegt hat, sitzt nach wie vor als Schatzmeister im Exekutivkomitee der Bergarbciterföderaiion Großbritanniens . Aus diesem Exekutivkomitee verschwanden bei ItipGIocke.Berl'N. Druck u. Vertag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt den letzten Wahlen die drei liberalen Gewerkschaftsführer B r a c e, Richards und Onions, deren Plätze jetzt von den Genossen Sta n to n. Hartshorn und Barker eingenommen werden. Tie Bewegung der britischen Bergarbeiter fällt mit ähnlichen Bewegungen der Bcrgarbeiterschaft Frankreichs , Deutschlands und Belgiens zusammen. In Anbetracht dieser Tatsache ist es wichtig, festzustellen, daß das Internationale Komitee der Bergarbeiter, dem Vertreter aus Großbritannien , Deutschland , Frankreich , Oesterreich Belgien und Holland angehören, in einigen Tagen zu einer Sitzung zusammentreten wird. London , 16. Februar.(W. T. B.) Das Einigungsamt für den Kohlenbergbau in Südwales hat gemäß dem Antrage des unpar- teiischen Obmanns den Bergarbeitern eine allgemeine Lohn- erhöhung zngestanden. Die Grubenbesitzer zeigen sich bereit, wieder in Verhandlungen über die Krisis einzutreten, er- klären aber, nicht sämtlichen Arbeiterkategorien den Minimallohn gewähren zu können und bostehen darauf, daß die Regierung eingreife, um dem in 14 Tagen drohenden Ausstand vor- zubeugen. Nach den letzten heute eingelaufenen Nachrichten ist jeder einzelne Bezirk des Verbandsgebiets für den Ausstand. Soziales. Schadenersatz wegen verweigerter Arbeitsbescheinigung. Der Rohrleger V. machte beim Gewerbegericht gegen seinen Arbeitgeber, den Unternehmer Schölski, außer einem rückständigen Lohnbetrag von 10,35 M. noch einen Entschädigungsanspruch für 1 Tage ä 7,20 M. geltend, weil ihm beim Abgänge auf sein Ver- langen eine Arbeitsbescheinigrmg nicht gegeben worden sei und er infolgedessen auf dem Arbeitsnachweis für das Baugewerbe als Arbeitsuchender nicht eingetragen wurde. Der Beklagte hat dem Kläger wegen mangelhafter Arbeit keinen Lohn gezahlt und die Arbsitsbescheinigung erst nach eingezogener Erkundigung über die Rechtslage am 4. Februar erteilt. Das Gericht verurteilte den Beklagten mit folgender Begründung zur Zahlung des rückständigen Lohnes und 15 M. Entschädigung für 2 Tage: Nachdem der Kläger vom Polier angestellt war, ist ihm für die Zeit, während der er gearbeitet hat, auch der Lohn zu zahlen. Die Arbeitsbescheinigung durste wegen der mangelhaften Arbeit nicht verweigert, sondern mußte sofort erteilt werden. Da aber der Kläger auch, nachdem er im Besitze der Be- scheimgung war, doch noch 9 Tage arbeitslos war, ist der ihm er- wachsen« Schaden nicht lediglich auf das Konto der verweigerten Arbeitsbescheinigung zu setzen. Uebrigens hätte der Kläger den Schaden auch noch zum Teil abwenden können, wenn er anstatt den Arbeitsnachweis für Bauarbeiter den der Rohrleger in Anspruch genommen hätte, wo die Ordnungsvorschrift über die Beibringung der Arbeitsbescheinigung von der letzten Arbeitsstelle nicht geHand- habt wird. Hus Induftric und Kandel . Vom Kohleusyndikat. In der gestrigen Sitzung de« Beirates de? r h e i n i s ch- w e st- fälischen Kohlensyndikats wurde die U m l a g e für das erste Vierteljahr für Kohle auf 12 Prozent, für Koks auf S Proz. und für Briketts auf 12 Prozent festgesetzt. In dem Berichte über die Zechenbesiyerversammlung heißt eS: Die Lage des KohlenmarkteS hat sich im Berichtsmonate weiter befestigt. Die Nachfrage war fortgesetzt lebhaft und bewegte sich in aufsteigender Richtung. Demgegenüber erwiesen sich die Lieferungen der Zechen, da die Förderung bis über die Monatsmitte eine starke Abschwächung zeigte und im letzten MonatSdrittel'-wieder ihre regelmäßige Hohe eneMhte, nicht immer ausreichend, und es mußle zur Befriedigung der Anforderungen der Kundschaft teilweise auf die vorhandenen Lagerbe stände zurückgegriffen werden. Infolge der schwächeren Leistungen der Zechen in der ersten Monatshälfte stellte sich das Gesamtergebnis des Kohlenabsatzes im BerichtSmonat nicht so günstig als im Vormonat. Der Wert de? deutschen SpezialhanbelS im reinen Warenver- kehr belief sich im Januar d. I. auf 823,4 Millionen Mark in der Einfuhr und auf 614,3 Millionen Mark in der Ausfuhr, gegen 759,3 Millionen Mark und 598,8 Millionen Mark im Ja- nuar 1911. Außerdem erreichte die Einfuhr von Gold und Silber im Januar d. I. einen Wert von 14,6 Millwnen Mark, die gleich- zeitige Ausfuhr einen solchen von 12,8 Millionen Mark gegen 22,7 und 5,2 Millionen Mark im Januar 1911. letzte rfochrichtcii. Demission des norwegischen Kabinetts. Kristiania , 16. Februar.(W. T. B.) StoatSministerS CanowS Versuch, sein Ministerium zu rekonstruieren, ist gescheitert. Das ganze Ministerium hat deshalb heute seine D e m i s.s i o n eingereicht. Wahrscheinlich wird eine rein konservative Re- gierung die gemischte linke Conowsche Regierung ablösen. Jatlieniiche Meldung über den Angriff auf Terna. Rom , 16. Februar. Wie die Agenzia Stefani unter dem 14. aus D e r n a meldet, hat der Führer der Hassastämme bestätigt, daß End er Bev den Angriff in der Nacht vom 11. Februar auf die italienischen Stellungen persönlich geleitet hat. Er habe sich bei der aus etwa tausend Mann regulärer türkischer Truppen und ägyptischer Freiwilliger bestehenden Reserve befunden, die sich aber unter dem Feuer der italienischen Artillerie bald zerstreute und sich mit Enver Bey ins Lager zurückzog, während der Kampf zwischen den Italienern und Beduinen andauerte. Die Beerdigung der gefallenen Feinde wird fortgesetzt. Aus dem arabischen Aufstandsgebict. Kairo , 16. Februar. (Meldung der Agenzia Stefani.) AuS anscheinend zuverlässiger Quelle stammende Nachrichten vom D e m e n besagen, daß der türkische Gouverneur Mohamed Ali, der mit sämtlichen ihm zur Verfügung stehenden Truppen zur Bc- kämpfung der Ausständischen ausgezogen war. von diesen ge- schlagen und gezwungen worden sei, sich in verschanzte Stellun- gen in der Nähe der Küste zurückzuziehen, wo sich die Auf- ständischen anschickten, ihn zu belagern. Brand einer Zichorienfabrik. Nordhausen , 16. Februar. Nach der„Franks. Ztg." ist durch Großfeuer in vergauzener Nacht die Zichorienfabrik von Krause, jetzt H ch. Franck Söhne, heimgesucht worden. Das Feuer äscherte einen großen Teil des Betriebes ein. Als.EntstehungS- Ursache wird Heißlaufen der Mühle angenommen. Tie Fabrik ist eine Zweigniederlassung der weltbekannten Fabrik Heinrich Franck Söhne, die ihr Hauptdomizil in Ludwigshafen am Rhein hat. Eine TampfsLgemühle niedergebrannt. Brünn , 16. Februar.(P.-E.) Die Dampfsägemühlc des Barons Königswartcr in Lobkowitz ist gestern nachmittag durch eine Fcuersbrunst fast v o l l st ä n d i g eingeäschert worden. Nur das Maschincnhaus blieb erkalten. Der Schaden wird auf zh Million Kronen' beziffert. 200 in ber Dampfsägemühlr be- schäftigt gewesene Arbeiter sind brotlos geworden.__ Paul Singer k Co., Berlin L>V. Hierzu 4 Beilagen u. UnterhaltungSbl.