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Achtung, Friseurgehilfe»! In die Liste der vetrieve mit gi- regelten Verhältnissen sind nachzutragen: Drechsler, Ebertystr. 47, Degener, Bornholmer Str. 9s, Heinrich, Scheringstr. 8, Sander, Buttmannstr. 3, Papenfuß, Lynarstr. IS, B e l l- gardt, Muskauerstr. 22, RaSkiewicz, Boddinstr.9, Darsow, Zietenstr. S8 in Neukölln. Verband der Friseurgehilfen. Zweigberein Berlin  . Deurftdes Reich. Der Kampf im Schneidergewerbe. Räch der neuesten Zusammenstellung des Verbandes der Schneider befinden sich 6320 Mitglieder im Streik und 6973 Mitglieder find ausgesperrt. Dazu kommen noch weitere 2000 Streikende und Aus­gesperrte, die zum Teil unorganisiert sind, zum Teil dem Gewerkverein oder dem christlichen Schneiderverbande angehören. Alle Nachrichten der Unternehmer, dag 22 600 Gehilfen im Kampfe stehen, sind nur zu dem Zweck in die Presse lanciert, um den wankelmütigen Unter- nehmern den Glauben beizubringen, die Kasse der Gehilfen- verbände werde derart stark in Anspruch genommen, daß sie in wenigen Togen vollständig leer sei. Dagegen hat die Unter- nehmerpresse bis jetzt aber noch nicht mitgeteilt, daß mehr als 20 Ortsgruppen des Unternehmerverbandes ihrem Haupt- Vorstande die Gefolgschaft versagt haben und die Aussperrung nicht mitmachen, und daß es außerdem fast in allen Ortsgruppen des Adav  "(Allgemeiner Deutscher   Arbeitgeber-Verband) ganz gewaltig kriselt. Ueberall versagen Firmen dem Unternehmerverband die Ge- folgschaft und heben die Aussperrung aus, weil sie die Gewaltpolitik ihrer Verbandsleitung nicht mehr mitmachen wollen. Der Kampf wird nun nicht mehr wie im Anfang um die Höhe deS Lohnes und anderer Forderungen geführt, sondern in der Hauptsache darum, welcher Einflutz den Filialen der Gehilfen- verbände auf die zu vereinbarenden Lohn- und Arbeitsbedingungen zugestanden werden soll. Während nach den zwischen dem Unternehmer verband und den Gchilfenverhänden bestehenden Verträgen die ort« lichen Verhandlungen die Grundlage der Tarifberatungen bilden sollen, hat der.Adav  ' in den letzten Tagen immer mehr darauf hingewirkt, die örtlichen Vertreter möglichst auszuschalten. Das Zentralorgan des Unternehmerverbandes bringt nun in seiner letzten Nummer einen Artikel.DeS Kampfes Preis'. Die in dem Artikel enthaltenen Ausführungen gipfeln darin, daß für sämt« liche Tarife ein einheitlicher Ablauftermin festgesetzt werden soll, und zwar auch für die Tarife, die jetzt nicht gekündigt worden sind. Diese Forderung wird als ein Gebot der eisernen Notwendigkeit bezeichnet, vor der alle anderen Differenzen und kleinlichen Be- denken weit in den Hintergrund treten. Der Kamps soll der Borläufer einer längeren Friedensperiode werden, die das Schneidergewerbe dringend wünscht. Obgleich diese neuesten Pläne mit großem Brimborium in dem Unternehmerorgan bekannt- gegeben werden, sind darauf hinzielende Anträge weder jetzt noch früher an die Gehilfenverbände gestellt worden. Im Gegen- teil: zu derselben Zeit, wo diese Pläne das Licht der Oeffentlichkeil erblicken, läßt der Unternehmerverband verkünden, daß nach Lage der Sache die Unternehmer nicht die geringste Veranlassung haben, zu neuen Verhandlungen die Hand zu bieten. Die Initiative müßte einzig und allein von den Arbeitern ausgehen. Nach einer Notiz der bürgerlichen Presse soll der Gewerbe- gerichtsdirettor Dr. Prenner in München   dem Sitz des Haupt- Vorstandes der Unternehmer den Unternehmern einen BermittelungS- versuch angeboten haben; er nahm jedoch davon Abstand, nachdem ihn die Unternehmer dahin belehrt hatten, daß momentan keine Grundlage für einen Ausgleich gefunden werden könnte. Ferner teilt die bürgerliche Presse mit. daß die NeichSregierung auf Veranlassung der Arbeiter Informationen über die Sachlage ein- geholt habe und den Parteien wahrscheinlich Vermtttelungsvorschläge antrogen werde. Dazu ist zu bemerken, daß die Reichsregierung von den Arbeiterverbänden nicht bemüht wurde und sich auch nicht an sie gewendet hat. Wenn die Unternehmer eine FrühjahrSsaison drangeben wollen. um einen Kampf von längerer Dauer mit den Arbeitern zu führen. dann mögen sie es nur versuchen. In der neuesten Zeit mußten alle Gewerkschaften mit Kämpfen von längerer Dauer rechnen und auch die Schneider werden sich damit abzufinden wissen. Der Streik der �ischereiarbeiterinnen in Geestemünde  . Am Fischereihafen in Geestemünde  , der größten derartigen Anlage Preußens, ist es zu einem Ausstände der Arbeiterinnen gekommen. Nur drei Firmen haben die bescheidenen Forderungen der Frauen für ihre unangenehme Arbeitslätigkeit bewilligt. Eine Anzahl anderer Firmen hat die in Aussicht gestellte Bewilligung auf Betreiben des Uiiternehinerverbandes zurückgezogen, der auf jeden Zuwiderhand- lungsfoll eine Koiiventionalstrafe legte. Da sich bei der Eigenort der Arbeit in den Marinieranstalten, Fischbratereien und-Räuchereien kaum ausreichend geschulte Arbeitswillige finden werden, die Frauen aber mit einer selteneii Einmüligkeit und Geschloffenheit im Kampfe stehen, so ist voraussichtlich mit einem Siege zu rechnen. Die wesent- lichste Forderung ist eine Erhöhung des Stundenlohnes auf 28 Pf. Tluslanck. Streit der Lithographen und Steindrucker in Trieft(Oesterreich  ). Hier bestand zivischen den Arbeilgebern und den Steindruckarbeitern ein fester Tarifvertrag mit zweimonatiger Kündigung, der am 28. Februar abgclaufew ist. Ende des Vorjahres stellte die Arbeiter- schaft verschiedene Forderungen an die Unternehmer bezüglich der Löhne und der Arbeitszeit, die aber abgelehnt wurden. Da es bis zum Ablauf des Tarifes auch zu keiner Einigung kam, sind die Steindrrickarbeiter in den Streik getreten. Ueber Trieft wurde die Sperre verhängt._ Streik der Lithographen und Steindrucker in Bordeaux  (Frank- reich). Hier ist ein allgemeiner Streik der Lithographen und Stein- drucker ausgebrochen, weil die Forderungen der Arbeiterschaft auf Lohnerhöhung. Ucberstundenzuschlag usw. nicht bewilligt wurden. Sämtliche Steindruckfirmen in Bordeaux   sind gesperrt. Bus Induftm und Handel. Erhöhung der Branntweinpreise durch die Spirituszentrale. Die Spirituszentrale hat beschloffen, die Berkaufspreise wiederum um 8 M. zu erhöhen mit Ausnahme der Preise für BrennspiritnS. Seit derFinanzreform' von 1909 ist damit eine Steigerung der Bronntweinpreife von 46 M. a u f 69,50 M. pro Hektoliter eingetreten. Die Zentrale, deren Monopolstellung durch den erzwungenen Anschluß deS größten Außenseiters, der Ostelbischen Spriisabriken, noch gefestigt worden ist, nuyt seine Macht zu stetem Hinaufschrauben der Preise aus. Als Begründung für die diesmalige Erhöhung wird die.relativ schwache Pröduklion iin Februar und die gleich schlechte Aussicht für den Monat März' vorgebracht. Tatsächlich sucht aber die Spiritus- zentrale die angekündigte Aufhebung der Liebesgabe von vornherein zuungunsten des Konsums abzuwehren. Erhöhung der Kohlenpreise in Schlesien  . Die augenblickliche günstige Situation im Kohlenbergbau wird auch vom preußischen Fiskus ausgenutzt. Die staatlichen Stein­kohlengruben Oberschlesiens   erhöhen die Preise für Jndustriekohle vom 1. April ab um 6,S0 bis 1 M. pro Tonne._ verantwortlicher Redakteur: SIbert LSschS, Serlm. Sur ia Die Ergiebigkeit der Getreidefelder. Wenn die Getreidefelder auf ihre Reproduktivität mikeinander verglichen werden, so muß dabei- berücksichtigt werden, daß der Ackerboden in sehr vielen Ländern kräftiger ist als in Deutsch  - land. In Betracht zu ziehen sind auch die WitterungScinflüffe in den einzelnen Ländern. In einigen Teilen Europas   war der letzte Ernteertrag günstiger als im Vorjahre. Andere Länder und besonders Rußland  , die Wolga  - und sibirischen Landstriche dieses Reiches, hatten ein bedeutend ungünstigeres Resultat zu verzeich- neu. Die asiatisch« Ernte ist hauptsächlich in Ostindien gut aus- gefallen. Qualitativ war infolge der niederschlagreichen Witterung in Kanada   ein erheblicher Ernteverlust zu beklagen. Die noch kurz vor der Ernte günstigen Aussichten wurden vernichtet, denn die Ernte selbst fiel so aus, daß ungefähr 60 Proz. des Gesamtertrages höchstens als Futterware in Betracht kommen konnten. Die große 'Hitzeperiode des letzten Jahres hat in den Vereinigten Staaten  von Amerika   die Ernte sehr nachteilig beeinflußt. Di« unerwartet schlechte MaiSernie Südamerikas   machte sich besonders in Argen- tinien bemerkbar. Gerade dieses Land ist auf einen starken Mais- import angewiesen. In Australien   vergrößerten sich neuerdings wieder die Anbauflächen für Getreide, das im Jahre 1911 eine gute Ernte erzielte. In den wichtigsten Ländern, die für die Versor- gung des europäischen   Getreidemarktes in Betracht kommen, zeigte der Ertrag eines hektargroßen Weizenfeldes im Durchschnitt recht verschiedene Resultate. Das Deutsche Reich steht hinsichtlich des durchschnittlichen WeizenertrageZ von einem Hektar im Jahre 1911 mit 20,60 Doppelzentner noch mit am günstigsten da. Die gleiche Fläche brachte in Bulgarien   im letzten Jahre eine Ernte von durchschnittlich 15,30 Doppelzentner. Die ungarischen Krön- länder wiesen ein Ergebnis von 13,97 Doppelzentner auf. Mit diesem Ertrage steht Ungarn   nicht viel über Frankreich  , oas pro Hektar eine Durchschnittscrnte für Weizen mit 13,76 Doppelzentner nachweisen konnte. Die Ergiebigkeit der kanadischen Weizenfelder zeigte pro Hektar 11,84 Doppelzentner. Noch geringere Resultate hatten Amerika   mit 8,40 Doppelzentner und das russische Reich mit 4,64 Doppelzentner. In nachstehender Tabelle spiegelt sich der Ertrag eines hektargrotzen Getreidefeldes für die wichtigsten Ge- treidesorten innerhalb des letzten Jahres durchschnittlich in Doppel- zentner wider: Länder Weizen Roggen Gerste Hafer Deutsches Reich  .... 20.60 17,70 19,93 17,30 B rankreich...... 13,76 6,04 14,33 12,60 esterreich...... 13,20 13,10 14,30 12,10 Kanada  ....... 11,84 11,13 17,20 15,80 Russisches Reich  .... 4.64 8,96 7,60 8,71 Die Roggenernte ist im Jahre 1911 wesentlich anders gewesen. DaS Deutsche Reich zeigt auch hier wieder bei den ge- nannten Ländern mit einem Resultat von 17,70 pro Hektar ein günstiges Ergebnis. Es folgen dann erst Oesterreich  , während Frankreich   unter den fünf genannten Ländern hinsichtlich seiner Roggenernte an vorletzter Stelle rangiert. Am schlechtesten ist die Roggenernte im Russischen   Reiche ausgefallen, auf einen Hektar kamen sogar noch weniger als bei der Weizenernte. Die Ergiebig­keit der G e r st e n fe l de r ist beträchtlich größer gewesen als die aller anderen Getrcidesorten. Nur das Deutsche Reich zeigt einen geringeren Durchschnittsertrag für Gerste mit 19,93 Deppelzentncr als Weizen. In Kanada   kamen auf 1 Hektar im Durchschnitt 17,20 Doppelzentner. In Oesterreich   und Frankreich   ist der für 1 Hektar berechnete Ertrag ziemlich in gleicher Höhe. Auch das russische Reich hat ein relativ günstiges Durchschnittsergebnis für Gerste mit 7,60 Doppelzentner. Allerdings bedeutet dieser Ertrag nur ungefähr die Hälfte des französischen  . Der Hafer- ernte nach behauptet das Deutsche Reich auch seinen Platz als eins der ertragreichsten. Kanada   folgt mit 15,80 Doppelzentner. Frankreich   ist nur um 3.20 Doppelzentner pro Hektar hinter Kanada   zurückgeblieben. Am geringsten ist die erzielte Durch- schnittsmenge für Hafer in Rußland  . ES kamen auf 1 Hektar nur 3.71 Doppclzentner. Die günstigste Maisernte ist für 1911 in der Schweiz   mit durchschnittlich 23,60 Doppelzentner pro Hektar Nachgewiesen. Tunis   hatte nur 3,25 Doppelzentner aufzuweisen; mit dieser Ziffer nimmt es auch die letzte Stelle der Länder ein, die für Maisbau hauptsächlich in Betracht kommen. Soziales. AuS dem Jammertale der Eifengroßinbuftrie. Angriffe auf die Verhältnisse in der Eisengroßindustrte sucht das Unternehmertum mit Hinweisen auf die hohen Löhne und die prächtigen Wohlfahrtseinrichtungen abzuwehren. Die ewige Beweih- räucheret solcher haben den Verhältnissen dieser Industrie in der Oeffentlichkeit den Anschein eines Idylls verschafft, das mit der brutalen Wirklichkeit sehr stark kontrastiert. Gewiß, eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Arbeitern erhält Löhne, die weit über dem Durchschnitt liegen. Gewöhnlich müssen dafür aber auch Antreiberdienste geleistet werden. Das Einkommen der großen Bäasse bleibt bescheiden, unter Berücksichtigung der zu leistenden schweren Arbeit, die eine reichliche und gute Nahrungszufuhr zur unerläßlichen Voraussetzung hat, meistens sogar recht kümmerlich. Die Altersgrenze der Hütten- und Stahlwerksarbeiter ist niedrig, sie unterliegen gewöhnlich großen Unfallgefahren und Angriffen auf die Gesundheit. Während beispielsweise in dem als hervor» ragend gefährlichen Bergbau im Jahre 1910 auf 1000 Versicherte 13 5,2 Unfälle kamen, verzeichnete die Rhein.-Westf. Hütten- und Walzwerksberufsgenossenschaft 171,4 Unfälle auf dieselbe Anzahl versicherter Personen! Da zudem die Unternehmen der Groheisen. industrie zu den lukrativsten Betrieben gehören, sollte man glauben, den großen gesundheitlichen Gefahren kämpfte man wenigstens durch musterhafte sanitäre und hygienische Einrichtungen entgegen. Doch weit gefehlt! Welche skandalösen Zustände hier herrschen, das hat der M e t a l l a rb e i t e r v e r b a n d durch eine umfassende Erhebung festgestellt. In dem von ihm herausgegebenen Buche über die Schwereisenindustrie im Deutschen   Zollgebiet werden die Ergebnisse dargestellt. Auf diese stützen sich die folgenden An- gaben. Für viele tausende Arbeiter an den Hochöfen fehlen jegliche Unterkunftsräume, schutzlos sind sie allen Unbilden der Witterung ausgesetzt. Dasselbe gilt von einer Reihe Walzwerke, denen die geschlossene Umkleidung fehlt. Aus 269 Betriebs- abteilungen, wie Schlossereien, Drehereien, von insgesamt 439, aus denen Berichte vorlagen, wird berichtet, daß die Heizung der Arbeitsräume ungenügend sei. In manchen Hüttenwerken ist die Heizung mittels der außerordentlich gesundheitsschädlichen offenen Kokskörbe üblich. Beispielsweise sind in einer Weichenbau. anstalt deS.Phönix' in Ruhrort   15 Kokskörbe aufgestellt. Sehr groß ist die Zahl der Ausstellungen über ungenügende Be- l e u ch t u n g der Arbeitslokale. Vereinzelt behilft man sich noch mit Petroleumlampen!.Das Fehlen von Licht auf Wegen und Plätzen zwischen den Werken ist oft die Ursache von Unfällen. Aus 181 Werken mit 932 Betriebsabteilungen werden weiter folgende Mißstände berichtet, Zahl der Fälle in Klammern: Ventilation un- genügend(708), Wascheinrichiung fehlt(301), ungenügend vor- handen(281), Trinkwasser fehlt(222), ungenießbar vorhanden(94), Abort fehlt(187), mangelhaft vorhanden(364). Ferner muß in 122 Betrieben das Mittagessen im Arbeitsraum eingenommen wer- den. Das Fehlen gut funktionierender Venti- l a t i o n e n ist besonders gesundheitsschädlich in den Hütten- betrieben mit starker Gasentwickelung und hohen Temperaturen. In den Ahartinwerken bei Krupp   gehen sie his ü b e r 6 0 G r a d Celsiushinausl Bei der Reinigung der Kanäle und Ventile entzünden sich die Kleider oft am Leibe der Leute. Bei der Firma Storch u. Schöneberg   in Gosenbach   arbeiten 10 Mädchen am Röst- gnjeratenteil vergntw.: TH- Gl, ilft Berlin  . Dcuct u, Verlag: Borwärtj ofen, ver Wolken von Phosphor- unk Gchkvefeldömpfen«nlftWekl Auf dem ThomaSwerk der Königshütte sind Arbeiterinnen bei größter Staubentwickelung in Räumen beschäftigt, denen jede Ventilation mangelt. Der gebrannte Dolomit wird zwei Stock hoch auf ein Fuhrwerk herabgeschüttet, in demselben Räume wird aber die Arbeit keinen Augenblick unterbrochen. Auch die Arbeite« rinnen an der Dolomitmühle sind beständig in Staub gehüllt. Die Gcwerbeinspektionen sind wohl zu sehr überlastet, odtt sollte der Grubenmagnatenwille nicht zu brechen sein? Direkt skandalös ist es, daß es vielfach sogar an einwandfreiem Trink« Wasser fehlt. In 222 Betriebsstellen waren wicht einmal Zapf- stellen zur Entnahme des Wassers vorhanden. Ueber die Lieferung ungenießbaren Wassers wird besonders aus dem Saargebiet, Luxem- bürg und Lothringen   geklagt. Auf dem Sieghütter Eisenwerk sperrt man aus Sparsamkeitsrücksichten die Wasserleitung; der Trank der Labe mutz aus hinter der Fabrik liegenden Brunnen geholt werden. Dazu gilt er als unsauber. Die Abteilung Differdingen   des Deutsch  -Luxemburgischen   Bergwerks- und Hüttenvereins bezieht das Trinkwasser auS der Grube. Die Durststillung ist auf den Werken und in den Feuerbetrieben die Quelle sehr vieler Magenleiden. Daher verdient diese Frage die allergrößte Auf- merksamkeit. Daß in einer großen Reihe von Werken ordentliche Wascheinrichtungen fehlen, sollte man wirklich kaum für möglich halten. Um den Regierungspräsidenten bei einem Besuche zu täuschen, ließ eine Fabrik in Hilden   eine große Anzahl Blech- eimer nebst Handtüchern aufstellen; nachher verschwand die Herrlichkeit wieder. In manchen Betrieben waschen sich sechs und mehr Personen in einem Eimer. Ein sehr probates Mittel zur Verbreitung ansteckender Krankheiten. In einem Be- richte von Deutsch  -Luxemburg   heißt eS:.Im Hochofenwerk kommt auf 6 bis 8 Mann eine Heringsdose.' Vielfach dienen Kühltröge als Wascheinrichtungen. Sogar an Abortanlagen wird gespart, recht ausgiebig sogar. Sehr beliebt ist die Praxis, die Anlagen so anzulegen, daß man den Verkehr von außen be- obachten kann, damit eS fixer geht. Viele Anlagen bestehen auS einem über 2 Pfosten gelegten Balken, der oft nicht einmal abge- rundet ist; Zwischenwände sind nicht vorhanden. Von einem Werk deS.Phönix" wird berichtet, daß als Abort eine über einen Wasser- abfluß gespannte Latte benutzt werde. Von den Westfälischen Stahl- werkyn hört man, daß Arbeiter bei der Bedürfnisbefriedigung von Ratten gebissen wurden. Wahrscheinlich ist die Konkurrenzfähig- keit der deutschen   Industrie bedroht, wenn solche Zustände abgestellt werden müßten, oder gehören sie zu dem vieloerufenen»Schutz der nationalen Arbeit"? Hus aller Gleit« Kulturfortschritte in Sudtvestafrkka. Eine Blüte deutscher   Kultur, der D u e l l u n f u a. ist nach Süd« westafrika   Übertragen worden. Wie südwestafrikanische Blätter be- richten, sollte tn S w a k o p m u n d ein Duell zwischen zwei an» lässigen Herren, und zwar höheren Beamten, stattfinden. Da eS aber vorher bekannt geworden war, wurde e» durch polizeiliche Maßnahmen verhindert. Nach Mitteilung der.Deutsch-südwest  » afrikanischen Zeitung' wirkten auch die Polizeiorgane de» britischen WalfischbayterritoriumS mit, um eine Ausführung deS Vorhabens auch auf britischem Gebiet unmöglich zu machen. Die Anweisung ist vom Gouvernement selbst ergangen. Das Gouvernement war unter- richtet, weil der Gouverneur von den beiden Gegnern, die der- sch, ebenen Beamtenkategorien angehören, pflichtgemäß von dem der Herausforderung voraufgegangenen Zusammenstoß dienstlichen Be- richt erhalten hatte._ Folgenschwere Bombenexplosion« Am Dienstag nachmittag fanden in biet Häusern des Mirgaya-OuartierS in Oporto  (Portugal  ) heftige Bombenexplosionen statt, vier Häuser find vollständig zer» stört worden. Unter den Trümmern wurden vier Tote und sieben Schwerverletzte hervorgezogen. Von der Polizei wurde eine verdächtige Person verhaftet. Die himmlische Posthalterw. «u« Kempten   wird berichtet: In der letzten Zeit erregte e» Aufsehen, daß eine Frauensperson großen Aufwand trieb und tn Automobilen und Zweispännern umherfuhr. Die Untersuchung ergab, daß die Frau sich die reichen Geldmittel durch Betrügereien an einer alten Frau verschaffte, der gegenüber sie fich al» .himmlische Po st halterin' aufspielte. Die Betrogene soll an den Schwindel von der.Himmelspost' fest geglaubt haben. Die Untersuchung über den Betrugsfall ist noch nicht abgeschloffen. Kleine Notizen. Bon Rowdy? erstochen. Die vier Gebrüder Haupt an? Weimar  , übelbeleumdete Leute, hänselten in vergangener Nacht auf dem Heimwege von Gaberndorf   einen Arbeiter. Der hinzu- kommende Arbeiter K ü m m l i n g, der nach der Ursache des Streites fragte, wurde von den beiden älteren Haupts gepackt und von dem einen mit einem großen Schlachtmesser tn den Rücken gestochen, so daß der T o d KümmlingS auf der Stelle«intrat. Die Täter wurden verhastet. Wegen Vernichtung von Postsachen wurde auf Grund de»§ 854 des Strafgesetzbuchs von der Strafkammer in Karlsruhe   der 34jShrige P o st a g e n t und Landwirt Raub in Teutschneureuth verurleüt. Ihm waren am 12. Januar von Karlsruhe   603 Um- schlage mit Stimmzetteln der liberalen Blockparteien zugegangen. Statt die Umschläge auszutragen, verbrannte Raub sie angeblich wegen Geschäftsermüdung. Selbstmord eines ungarischen Abgeordneten. Im Wien   Buda- pester Zug erschoß fich am Mittwoch der ungarische Reichs» tagsabgeordnete und Präsident der ungarischen Advokaren» kammer Emerich S z i v a k. DaS Motiv der Tat ist unheilbare Kr a n k h ei t. Erdbeben in Portugal  . In der Gegend von R i b a t e j o wurden einige Erdstöße wahrgenommen, welche die Bevölkerung in Schrecken setzten. Ins Meer getrieben. Dreihundert Fischer, die an der Küste von Finnland   fischten, sind durch eine Eisscholle in da» Meer hinausgetrieben worden. Drei Eisbrecher siud zn ihrer Rettung ab» gegangen, doch ist eS bisher noch nicht gelungen, ihnen Hilfe bringen zu können. BahnhofSräuber. Einbrecher drangen DienStagnacht in den Babnhof von Marcelcave bei Amiens(Frankreich  ) ein und tötete» den diensttuenden Signalwärter mit Bcilhiebcn. Dann verübten sie einen Einbruchsdiebstahl in das Bureau des Bahnhosvorstehers. Witterungsüberiicht vom SV. März 1912. Wetterprognose für Donnerstag, de» 21. März 1S12. Vtelsach heiter, am Tage mild, aber veränderlich, mit ctwaS Reaen und sehr lebhaften südlichen Winden. __ Berliner   Wetterd»reau. Luchdruckerei u. BerlagSanstsit Kaut Singer u. tfc* Berti» SW,