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Stunden unter Fortzahlung beS Lohnes beurlaubt, und nachdem der bewußte Wink mit dem Zaunpfahl erfolgt war, zur Wahl kom- manoiert. Verschiedene dieser Arbeiter erklärten unseren Genossen, daß sie gegen ihre Neberzeugung wählen mußten. Auf einen mit selchen Mitteln erkämpften Sieg können die Sieger also nicht stolz sein. Einem großen Teil unserer Genossen aber kann der Vorwurf der Lässigkeit am Wahltage nicht erspart bleiben. Bohnsdorf . Bei der am Montag, den 18. März, vorgenomme nen Ersatzwahl zur Gemeindevertretung wurde unserem Kan didaten in letzter Stunde noch ein Durchfallskandidat in der Person des Maurers Fritz Kurdas gegenübergestellt. Dieser Herr, der außer dem Kriegerverein noch mehreren blauen Vereinen angehört, wollte sich noch besonders dadurch empfehlen, daß er sich alsheim- licher" Sozialdemokrat ausgab. Diese Spekulation auf die Dumm- hcit scheiterte vollständig an-dem gesunden Sinn der hiesigen Ar- beiter. Trotzdem alles für diesen Arbeiterkandidaten mobil ge- macht wurde, erhielt derselbe nur 27 Stimmen. Unser Kandidat, Lagerhalter Reinhold Schulz, ging mit 65 Stimmen als Sieger aus der Wahl hervor und zieht somit als zweiter Sozialdemokrat ins Gemeindcparlament ein. In der 2. und 1. Abteilung wurden die Gegner glatt gewählt, da Arbeiter diesen bevorzugten Abteilun- -n nicht angehören. Kablow. Bei der hier stattgefundenen Gemeindevertreterwahl wurde unser Genosse, der Maschinist Wilhelm B aschin, mit 37 gegen 2 bürgerliche Stimmen gewählt. Es zieht somit der dritte Sozialdemokrat in das hiesige Dorfparlament ein. Niederlehme. Von 367 eingeschriebenen Wählern der 3. Klasse übten 263 ihr Wahlrecht aus. Auf den Kandidaten der Bürgerlichen entfielen 121 Stimmen, während es der Kandidat unserer Partei nur auf 82 Stimmen brachte. Leider gelang es unseren Genossen nicht, auch den letzten Sitz der 3. Klasse zu erobern. Die Berliner Mörtelwerke, die in Niederlehm« domizilieren, arbeiteten mit Hochdruck, daß der bei Ihnen angestellte Kandidat der Bürgerlichen die Mehrheit erhielt. Ein ungeheurer Terrorismus der« selben ermöglichte den.Sieg' deS Bürgertums. In der 2. Klasse erhielt unser Genosse Mörschel 3 Stimmen. Zwei Bürgerliche standen sich gegenüber, von denen der eine 11 und der andere 12 Stimmen erhielt, so daß eine Stichwahl erforder- lich ist. In der 1. Klasse wurde der einzige Kandidat mit 2 Stimmen ernannt. Eggersdorf. Bei der Gemeindevertreterwahl für die dritte Klasse wurde der bürgerliche Kandidat mit 48 gegen 42 auf unseren Genossen Lehmann entfallende Stimmen gewählt. Unter den bürgerlichen Stimmen befanden sich 15 Forensen, von denen etliche den Anforderungen der Landgemeindeordnung nicht entsprachen. Die Cisenbahnbeamten und«arbeiter sowie die Postbeamten wurden natürlich zur Wahl dirigiert. Rahnsdorf . Mit Papierstimmen gewählt wurde hier der bürger- liche Kandidat gegen unsern Genossen B o d d i n. Von 20g Stimmen, die auf den Gegner entfielen, waren allein 176 Forensen und von diesen entsprachen etwa 156 nicht den Bestimmungen des§ 45 der Landgemeindeordnung. Unser Genosse erhielt 36 Stimmen. Hus der frauenbewegung. Die Ausstellung am Zoo. In den Ausstellungshallen am.Zoo' gibt eZ eine neue Attrak- tion für Schaulustige. Eine Ausstellung unter der Firma:.Die Frau im Haus und Beruf' hat sich dort aufgetan. Richtiger hieße sie: Ausstellung zur Verschleierung des Elends der Frauenarbeit in der Wirklichkeit! Die zur Schau gestellten Erzeugnisse und die verschiedenen Darstellungen beruflicher Tätigkeit weiblicher Er- wcrbstätiger und die Art des Arrangements bieten zwar einen ästhetischen Genuß, aber ein soziales Urteil erlauben sie nicht. Das war ja Wohl auch nicht der Zweck der Uebung. Die Aus- stellung führt den Beschauer nicht in die rauhe Welt der Wirklich. keit ein, sie täuscht ihn vielmehr darüber hinweg: Potemkiusche Dörfer hat man erbaut I Man könnte glauben, ein Gesamtbild v.'redelter hauswirtschastlicher Tätigkeit vor sich zu haben. Alles nctt, sauber, ja fast raffiniert luxuriös. Der soziale Einschlag, 5!rank-npflcge. Säuglingsfürsorge usw. verschwindet unter dem Wust des Dekorativen. Die Erwcrbsarbeit der großen Masse der arbeitenden Frauen ist sehr, sehr kümmerlich berücksichtigt. Die Fabrikarbeit repräsentieren zwei mit dem Ausgleichen kleiner Zahn- rädchen für Jnstallationsuhren beschäftigte junge Arbeiterinnen. In dem Gesamtrahmen und der ganzen Aufmachung sieht das fast einer Spielerei ähnlich. Das Reich der Textilindustrie vertreten einige feine, saubere Arbeiten. Nichts spürt man von dem Elend der Heimarbeit in seiner tausendfältigen Form. Was der heutigen Zeit das Gepräge verleiht: die gewerbliche Tätigkeit der Frau als Gewächs des Kapitalismus mit dem Hintergrunde der Lebensnot, kommt gar nicht zur Geltung. Am Eingang der Ausstellung stehen einige Säulen, auf denen Zahlen den Anteil der Frau an der Giitererzeugung und der gesamten Berufsarbeit darstellen. Kaum einer von Hunderten wirft den Blick dorthin, und unter hundert, die das Zahlenmaterial anschauen, ist kauin einer, dem es etwas sagt. Verständnislos strömt die Menge vorbei, ergötzt sich an den mit prächtigen Toiletten bekleideten Puppen, bewundert die Er- zeugnisse der Handarbeitkunst, der Kunstgärtnerei, flitzt durch die blitzsauberen Salons, bestaunt Proben kunstgewerblichen Schaffens nivgcr Damen, läßt sich von den Weisen des Damenorchesters um- schmeicheln und geht vergnügt nach Hause, froh, dabei gewesen zu sein. Nickt zuletzt bewundert man dann noch sein soziales Interesse. Das ist der Dnrckschnitt. Manche der Besucherinnen verlieren bei dem lässigen Darüberhinsehen keine Nuance der vor- nehmen Blasiertheit; ein Bruchteil der Besucherinnen gehört den hier am stärksten herausgestellten Berufen aus der BekleidungS- knnst, der feineren Handarbeiten, der Krankenpflege, der Kinder- gärtneret usw. an. Und das nennt sich: Die Frau im Haus und Beruf! Es ist eine grobe Täuschung, aber keine soziale Arbeit, kein pädagozisches Werk, keine Demonstration für die Forderung von Frauenrechten: eher das Gegenteil! Auch bürgerliche Blätter spüren das. Sie sind daher voll des Lobes und Preises von dieser Artechter Frauenbetätigung". Das ist die beste Antwort für einige Damen, die es mit ihrem Liberalis- mus vereinigen konnten, die größte Vertretung der gewerblichen Frauenarbeit, die freien Gewerkschaften, auszuschließen. Wahr- Achtung! Den Mitgliedern der Kranken« kasse für die Beamten und An- gestellten der Krankenkassen. BerusSgenosseuschaften, sowie der Jnvaliditäts-»nd Altersvcr. ficherungsangeftellten in Berlin iE. H. 108) zur Kenntnis, daß laut Beschluß der ordentlichen Generalversammlung vom 24. Januar 1912 die AuMsllug der Kasse beschlossen worden ist und die Schließung mit dem 31. Man 1912 nalijagen wird. Die Abwickelung der Geschäfte, welche noch nach dem 31. März l9l2 notwendig werden sollten, werden bis zum Schluß der Erledigung aller Verbindlichkeiten durch den bis- herigen Vorstand wahrgenommen. Der Borftand. J. A.: O. Al brecht, Vorsitzender. Andrcasstt. 64. 7106 scheinkich, damit die.Samen* durch Me rauhe Wirkgchkekt nicht beleidigt werden. Eine der Mitmimerimren mokierte sich im.Tageblatt' gar über die Nörgler und Kläffer, die nicht alles vortrefftich befunden haben. Sie wird gewiß hochbeglückt sein, folgende Zuschrift einer Damein hervorragender künstlerischer Stellung'(im Sprechsaal eines Bremer Blattes) zu lesen: Der sogenannten Ersten Halle der Ausstellung geben Eleganz und höchstgetriebener Luxus das alleinige und herrische Gepräge; sie mutet an wie der Traum eines Zu- kunftswarenhauses für gesteigerte Damenbedürfnisse. Stilvollste Wohnräume, prächtigste Toiletten, Bijouterien, Spitzen, Vitrinen mit Miniaturen, kostbarstem Krimskrams, alles was sich eine nur ganz besonders glänzend verheiratete oder ebenso soutenierte Frau, was sich die raffinierte große Dame allein leisten kann, das ist da. Dem Gatten, auch dem ziemlich zahlungsfähigen, wird Angst und Bange, wenn er den entfalteten Luxus sieht, den seine Frau mit glänzenden Augen betracktet, der ihr hier so öffentlich zugesprochen wird. Nur dieteure' Gattin redet in der ersten Halle zu uns, die zwischen Schneiderproben, Hutaffären, Massage und Premiere uns den elektrisch zubereiteten Tee am Zentralhcizungskamin ser- viert.... Außer einem langweiligen Zimmer, das man, um jede Anzüglichkeit' zu vermeiden, Fugendzimmer genannt hat, findet sich keine Spur des Kindes bei derDame' im Hause. Es ist also nun endgültig unanständig geworden, Kinder zu haben und sich um sie zu kümmern. Wärterinnen, Ammen, Fräuleins, Gouver- nanten machen heute die kleinen hilflosen Wesen zu Menschen. Aber zu was für welchen? Die Mutter scheint ausge- schaltet zu sein. Vergeblich sucht man nach der , a u s fr au, nach praktischen Wohnräumen, nach schönen Wäsche- schränken, nach dem Arbeitszimmer, nach dem Nähtisch und nach der Spur des Kindes! Wie blamiert müssen sich all die Menschen fühlen, die bisher behaupteten, das Kind wäre Zweck und Inhalt des Frauendaseins l Wie sich doch alles einmal überlebt I Beruflich (d. h. sie für andere Leute zu pflegen und zu erziehen) scheinen Kinder nicht zu unanständig zu sein, denn in der Berufshalle, da sind sie studiert, schematisiert, aufs Gramm ausgerechnet, da werden sie numeriert, gewogen underzogen'.... Acngstlich ver- mied man jede Note des sozialen Elends, aber auch der sozialen Arbeit. Der Schönheit, der Eleganz, dem Raffinement wurde die Wahrheit geopfert. Die Literatur ist, wie der Katalog sagt, nur mit der scköngeiftigen Richtung vertreten.... Die Kunstausstellung ist schlecht placiert. Auch das Kunstgewerbe ist, soweit es nicht Gegenstände bringt, die dem raffiniertesten Luxus d er großen Dame frönen, sehr mäßig vertreten.... Wie viele fehlen, die keine Beziehungen pflegen, in keinem KlubMit- glied sind, auf die wir aber stolz sein können. Es fehlen die arbeitenden Frauen, die Heimarbeiterinnen und die notleidenden Frauen. Das Fazit und der Gesamteindruck: Tiefe AuSstellnng ist eine große Lüge!" Leseabende. Bohnsdorf . Der Frauen-Leseabend findet nicht am Donnerstag, den 2t März, sondern Montag, den 2 5. März, im Lokal von Bakofzer(Villa Kahl) statt. Martendorf. Heute Donnerstag, den 21. März, abends 8 Uhr, bei Paul, Königstr. 14._ Gerichts-Zeitung. Bestrafte Kritik an Verdächtigungen. Vor der Strafkammer in LandSbcrg hatte sich der Redakteur deSNcumärkiichen BolkSblatteS", Genosse Hofftnann, wegen Be­leidigung des OberpfarrerS Sasse zu verantworten. Hofftnann hatte einen Artikel gebracht, in dem er darlegt«, daß der Ober- Pfarrer Sasse unseren schwer erkrankten Genossen Persicke in Driesen, der dort eine Zeit lang Vertrauensmann war, ohne Auf- forderung aufgesucht und an demselben BckehrungSverfuche auf dem Sterbelager vorgenommen habe. Als der Oberpfarrer bemerkte, daß seine Bemühungen auf gänzlich unfruchtbaren Boden fielen, fragte er mit Bezugnahme auf die über dem Bette hängenden Porträts der Genossen Bebel und Wilhelm Liebknecht , ob denn diese beiden die Götter unsere? erkrankten Genossen seien. Er. der Geistlich«, kenne die beiden sehr gut. Der eine habe e? durch Arbeitergroschen zu einer Villa gebracht, und der Sohn de? anderen zum Rechtsanwalt. Persicke forderte hierauf den Pfarrer auf, schleunigst die Wohnung zu verlassen. An diese» Verhalten des Oberpfarrers war eine Kritik geknüpft, durch die dieser sich be- leidigt fühlte und Strafantrag stellte. In der Verhandlung vor der Strafkammer in Landsberg gab der Oberpfarrer als Zeuge den geschilderten Sachverhalt zu. Auch habe er gewußt, daß Persicke Sozialdemokrat sei. Ihm sei es vorgekommen, als ob Persicke seine Worte für Salbaderei halte. Hoffmann erklärte, daß er sich als sozialdemokratischer Redakteur für verpflichtet gehalten habe, auf das schärfste die unerhörten Insulten des Oberpfarrers zurück- zuweisen. Wenn er von Verleumderpfaffen, bodenloser Frechheit, niederträchtigen Verleumdungen usw. gesprochen habe, so sei dies gewiß nicht zu scharf gewesen. Der Staatsanwalt erkannte an, daß Hoffmann in Wahrnehmung berechttgter Interessen gehandelt habe, wenn er Angriffe auf die Führer seiner Partei zurückwies. Ebenso müsse zugegeben werden, daß der Pfarrer objektiv Un- wahres behauptet habe, denn es sei allgemein bekannt, daß Bebel und Liebknecht in selbstlosester Weise ihre Tätigkeit der sozialdcmo- kratischen Partei zur Verfügung gestellt haben. Der Vorwurf habe also keine Grundlage. Der Artikel enthalte aber formale Beleidi- gungen. Mit Rücksicht hierauf beantrage er eine Geldstrafe von 100 M. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Heinemann aus Berlin , führte aus, daß die schärfste Abwehr gegen die Aeußerungen des Oberpfarrers geboten gewesen sei, so daß dem Hoffmann in vollem Umfange der Schutz des 8 193 zur Seite stehe. Erwäge man, wer die Worte gesagt hat, ihren Inhalt, und daß sie zu einem Sterben« den gesprochen seien, so sei nicht zu bezweifeln, daß Hofftnann als Aucd Teilzahlung! Teppiche 130X200: 5 bis 19 M 165X230: 10,50 bis 40 M iK 0X300; 22 dl« 64£K 250X350; 52 bis 120 300X400: 67 bis 186 X Garvinenstaus Bernhard Schwartz Wollitr. 13 idreizehn) Atolle Reste z. Anzug, Paletot Mtr, 3 M. loitsn für Pelerinen MW. 1,50, 2.50, luehlager Koch& Seeland 6. in. b. H. GerMteoslr. 20/21 JSur«XClb. ]VIobcl-]Vlirch Gr. Frankfurter Str. 45/46 Buchhandiung Vorwärts Lindenstr. 69(Laden). Soeben erschien: 246/20 Die MertjUwachsSevkr. ReichSgesetz vom 14. Februar 1911. Von Albert SQdeknm. (Heft 12 der Sozialdemokratischen Semeindepolitik.) Preis 1 M. BerewSauSgabe 49 Pf. Redakteur de» str Driesen erscheinenden Blatt« die Pflicht hatte, mit der denkbar größten Schärfe das Verhalten des OberpfarrerS zu rügen. Selbstverständlich lehne es Hoffmann ab, die Selbst- losigkeit Bebels und Liebknechts erst nachzuweisen. Das wäre dieser Männer unwürdig. Auch könne es keinem Zweifel unter- liegen, daß Sasse Wider besseres Wissen gehandelt, sich also der Verleumdung schuldig gemacht habe. Denn die Makellosigkeit Bebels und Liebknechts sei so bekannt, daß, wer sie anzutasten wage, sich der Verleumdung schuldig mache. Man stelle sich nur einmal vor, der Sterbende sei ein konservativer Mann gewesen und ein Sozialdemokrat hätte, wenn er über dessen Bett Bilder Kaiser Wilhelms I. oder Bismarcks gesehen hätte, daran ähnliche Schmähungen geknüpft, wie Sasse über Bebel und Liebknecht ge- sagt habe, das Geschrei über sozialdemokratischen Terrorismus und sozialdemokratische Taktlosigkeit würde keine Grenzen gekannt haben. DaS Gericht erkannte an, daß dem Angeklagten der Schutz de» 8 193 zur Seite stehe, auch daß die erwiesene Aeußemng des Ober­pfarrers unwahr sei. Dagegen sei nicht erwiesen, daß Sasse wider besseres Wissen gehandelt habe. Mit Rücksicht auf die Schwere der formalen Beleidigung, die gegenüber einem höheren Beamten aus- gesprochen sei, der dadurch in der Achtung seiner Gemeindemit- glieder herabgesetzt werde, habe das Gericht auf 299 M. Geldstrafe erkannt. Hofftnann hat gegen das Urteil Revision eingelegt. Urteil im Bujes-Metternich-Prozeß. Nach dreiwöchentlicher Verhandlung wurde gestern im Spieler- Prozeß gegen VujeS und Graf Metternich das Urteil gesprochen. Der Angeklagte Bujes wurde unter Freisprechung in einem Falle wegen Betruges zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis, unter Anrech- nung von 9 Monaten auf die Untersuchungshaft, und zu 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Der Angeklagte Graf Metternich wurde unter Freisprechung im übrigen wegen Betrugs in einem Falle (Oberkellner Zierenberg ) zu 1 Woche Gefängnis verurteilt, die als durch die Untersuchungshaft verbüßt erachtet wurden. In der Urteilsbegründung führte Landgerichtsdirektor Schmidt u.«. bezüg­lich des Angeklagten Grafen Metternich aus: Es sprechen bezüglich des Falschspiels zwar verschiedene Momente gegen ihn, mindestens nach der Richtung hin, daß man ihn für einen gewerbsmäßigen Spieler halten könnte, aber auch diese Momente reichen nicht, um ihn des Falschspiels zu überführen. Der Gerichtshof hat auch nicht die Ueberzeugung gewonnen, daß der Graf Metternich, wenn er auch wegen Kreditbetrugs verurteilt worden ist, so weit herunter- gekommen ish sich als Falschspieler zu betätigen. Mit der Frei- sprechung wegen Falschspiels fallt auch der Anklagepunkt der der- suchten Erpressung und der Begünstigung. Das Gericht ist der Meinung, daß der Angeklagte bei seinem Bemühen, ein« Spielschuld einzutreiben, sich einer Rechtswidrigkeit seiner Handlung nicht be- wüßt gewesen ist. Bezüglich der Begünstigung ist der Nachweis nicht erbracht, daß Graf Metternich gewußt hat, daß die in Frage kom- mcnden Leute, Stallmann und Genossen, Falschspieler oder gewerbs» mäßige Spieler waren. Dagegen hat der Gerichtshof die Ueber- zeugung gewonnen, daß der Angeklagte sich im Falle des Ober- kellners Zierenberg , den er um 100 Mark angeborgt hatte, des Be- ttugs schuldig gemacht hat. Man spricht ja leichthin: ein Ober- kcllner werde sehr häufig von Kavalieren angeborgt und dies sei gang und gäbe, aber der Gerichtshof habe doch die Ueberzeugung gewonnen, daß der Graf Metternich in diesem Fall« nickst die Ab- ficht gehabt hat, den Oberkellner in der Zeit zu bezablen. in welcher er die Rückzahlung zugesagt hatte. Strafmildernd fiel ins Gewicht, daß der Oberkellner nachträglich entschädigt ist. Bezüglich des Angeklagten Bujes ist gewerbsmäßige Falsch- spielerei angenommen._ Steuerhinterziehung. Die Strafkammer in Stolp in Pommern verurteilte den Kanf- mann Richter in Laucnburg, der in der konservativen Partei am Ort eine erhebliche Rolle spielte, wegen unrichtiger Steuerdeklara- tion zu dem fünffachen des von ihm zu hinterziehen beabsichtigten Staatssteuerbetrages, nämlich zu 5360 M. Geldstrafe. Der Ange- klagte hatte seit zehn Jahren erheblich weniger deklariert, als er Einkommen tatsächlich hatte. vasserstand M e m e I. Tilstt P r e g e I, Jnsterburg Weichsel. Thorn Oder, Ratibor , Kressen , Franklurt Warthe, Schrimm , LandSberg Netze, Vordamm Elbe, Leitmetttz , Dresden , Berby , Magdeburg >)+ bedeutet Wuchs. Fall.*) llnterpegel.) eisfrei.«) fett dem 17. ist das Wehr wieder ausgerichtet. dUäjftnitwvitß I M Sozialdemokratischer Lese- und DiSkutierNubJohann Iaeobh'. Heute abend 8'/, Uhr: Sitzung bei Bugge, Kaswnienallee 95/96. Gaste willkommen-_ Marktbericht von Berlin am 19. März 1912, nach Ermittelung deS königl. Polizeipräsidiums. Markthalle»preise. /Kleinhandel) 100 Kilogramm Erbsen, gelbe, zum Kochen 34,0050.00. Spetfebohnen, lveiße, 35,0056,00. Linfen 40,0080,00. Kartosseln(Kleinhdl.) 8.00 13.00. 1 Kilogramm Rindfleisch, von der Keule 1,602,40. Rindfleisch, Bauchfleisch 1,301,80. Schweinefleisch 1,301,80. Kalbfleisch 1,402,40. Hammelfleisch 1,30-2.20. Butter 2.60-3,20. 60 Stück Eier 3.606,00. 1 Kilogramm Karpfen 1,202,40. Aale 1,803,20. Zander 1,60-3,60. Hechte 1.402,60. Barsche 1,00-2,00. Schleie 1,603,20. Bleie 0,80-1,40. 60 Stück Krebse 4,0030,00._ BSassersiandS-Rachrichten der LandeSanflalt für Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berliner Wetterbureau.