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s i ch der m ange'Iftde staatliche Schutz vor dein so» i,ial demokratischen Terrorismus in hohem Ma�e bemerkbar. Der den Slrbeitswillifien geivährte staatliche Schutz reicht, seitdem die' Polizei durch Militär verstärkt worden ist, an den Zechen und aus deren erwähnten Zugängen aus..... Wenn bereits beim Ausbruch des Ausstandes den Ar- beitswilligen militärischer Schutz gewährt worden wäre, so hätte der Ausstand nach übereinstimmender Meinung sachver- ständiger Persönlichkeiten höchstens nur den gegenwär- tigen Umfang angenommen.... Die Polizeimann» schaften und Gendarmen haben unter Leitung ihrer vorgesetzten Behörden das wird allseits anerkannt ihre schwere Aufgabe init Energie und Besonnenheit durchgeführt.... Den Be» Hörden ist die Industrie zu Dank verplichtet.... Die vom Neichstagsabgeordneten Sachse in der vorerwähnten Streikversammlung bespöttelte Andeutung einer Maßregelung der Streikenden... wird jetzt zur Durchführung ge- langen. Der Lohn für ö Schichten wird einbehalten werden, was schon niit Nücksicht auf die Arbeits - willigen, die Wohl allgemein eine Prämie für ihre Pflichterfüllung erhalten werden,. unbe- dingt erforderlich ist: diese Maßregel stellt sich für die Arbeiter in Verbindung mit den Nachteilen, welche sie in bezug auf ihre erworbenen Ansprüche an die Knappschaft erleiden werden als eine schwere Strafe dar. die aber der Natur dieses unter sdsmerem Kontraktbruch begonnenen Streiks auch unter dem Gesichtspunkt der Wahrung der staatlichen Interessen gebilligt werden wird. Im Anschluß hieran teilen wir noch mit, daß der alte Verband einzelne seiner Mitglieder, die er durch Karten legitimiert, beauftragt hat, anzufahren, wahrscheinlich, um sich über die Stimmung innerhalb der Kreise der arbeitenden Bergleute zu unterrichten und auf diese hetzerisch einzuwirken. ... Die meisten industriellen Betriebe besitzen auf einige Wochen hinaus Vorrat.... Dadurch, daß das Syndikat seine Auslandslieferungen, soweit nicht feste Kontrakte vor- liegen, eingestellt hat, werden erhebliche Mengen für daS Inland verfügbar.... Der bisherige Verlauf der AuSstands- bcwegung drängt uns von neuem die Ueberzeugung auf, daß der Schutz, welchen der Staat zurzeit den Arbeits- willigen gewährt oder zu gewähren imstande ist, nicht ausreicht, und daß auch die Gewerbetreibenden dem sozialdemokratischen Terrorismus in großem Umfange preis- gegeben sind. Wenn wir namens der Industrie und ihrer Ar- beiter und des mittleren Gewerbestandes den Ruf nach der- mchrtem Schutze erheben, so glauben wir, daß diese. Forderung mindestens ebenso im Interesse der Allgemeinheit und des Staates liegt. Wir machen uns den im Herrenhaus am 12. März angenommenen Antrag von Putt- kamer zueigen und bitten Ew. Exzellenz, auf eine Annahme dieses Antrages hinwirken zu wollen." Es erübrigt sich, zu diesem offenen Bekenntnis schöner Seelen ein Längeres zu sagen. Wir beschränken uns deshalb auf folgende Bemerkungen: Ausweislich deS amtlichen Berichts hat die ausgiebige Behand- lung des Streiks in jener Vollversammlung gar nicht einmal auf der Tagesordnung gestanden. Sie ist auch nicht etwa nachträglich entsprechend ergänzt worden! Wenn man weiß, wie peinlich und bureaukratisch eS sonst in dieser Hinsicht gerade in den Handels- kammern zugeht abgesehen davon, daß eine derart wichtige Materie und Beschlußfassung auch nach allgemein parlamentarischen Regeln eine ordnungsgemäße Einreihung in die Tagesordnung er- heischt hätte, dann mag man daraus schon ersehen, wie die Berg- baugewaltigen in den Institutionen umspringen- in denen sie Ein- flutz haben, sobald es sich um dieInteressen der Industrie" handelt. WaS die Eingabe materiell enthält, ist allerdings nicht neu weder was die plumpe und böswillige Erfindung über die angebliche Ursache des Streiks, noch was die elende Verdächtigung anlangt, daß, soweit Geschäftsleute Unterstützung angeboten, dies nur unter dem Druck dessozialdemokratischen Verbandes" geschehen sei. Neu ist allenfalls, daß selbst dieserhalb ein stärkerer Schutz vorsozial- demokratischem Terrorismus" nötig fei. Unbedingt neu ist aber die für den Kenner der Verhältnisse höchst humoristisch wirkende Er- klärung, die die Bochumer Handelskammer sich über die ausgestellten Arbeitskarten zurechtgedreht hat. Da haben die Christen nach vieler Muhe es endlich fertiggebracht, einen Teil der Mitglieder der polni- scheu Berufsvereinigung gegen den Bruderverband aufzuhetzen, in- dem sie die Lüge ausstreuten, der Alte Verband habe Verrat an ihnen geübt durch tausendfache Ausstellung von Arbeitskarten sin Wirklichkeit sind noch keine hundert im ganzen Streikgebiet an alte Invaliden ausgestellt worden) und nun spuckt die Bochumer Handelskammer den Christen und den nationalpolnischen Blättern in die Suppe. Interessant ist aber auf alle Fälle das Geständnis, daß, wenn gleich Militär gekommen wäre, der Streik höchstwahr- scheinlich keinen größeren Umfang angenommen hätte, wie um die Zeit unmittelbar vor dem Abbruchbeschluß. Nicht minder inter- cssant ist auch die Auslassung über die Wirkung des Streiks: Auf einige Wochen hinaus" glaubte man sich halten zu können mit Hilfe der Einstellung eines großen Teils der Auslandslieferunge». ... UebrigenS macht die Form der Eingabe an manchen Stellen den Eindruck, als wenn sie die Antwort auf eine vom Handels- minister gestellte Anfrage wäre. So wird z. B. der Abschnitt über die Mrkung des Streiks mit den Worten eingeleitet:Was die derzeitige und künftige Wirkung deS Streiks angeht, so berichten wir, daß.. Also hätte man es wohl bei derEingabe" gar mit einer bestellten Antwort zu tun? Dafür spräche wohl auch die Promptheit, mit der die Eingabe als Resultat der angeblich in der Sitzung vom 18. März gepflogenen Debatte schon am IS. März an den Minister abgegangen ist. Neben dem offenen Bekenntnis zum Antrag Puttkamer und der auch vorher in den verschiedensten Variationen wiederholten Forderung auf mehr gesetzlichen Schutz gegen sozialdemokratischen Terror, sind die geradezu zynischen Aus- führungen über die Strafe, die an den Streikenden vollzogen werden soll, und die Anerkennung, daß die Polizeimannschaften und Gendarmen ihre volle Schuldigkeit getan, wohl daS Wertvollste an diesem Kulturdokument. Daß eS ein amtlicher Be- licht einer öffentlich-rechtlichen Institution ist, erhöht seinen Wert. ötrdfcjiirttz. Strafkammer des Landgerichts Bochum . Der jugendliche Bergmann Soeba auS Herten kam im ange- trunkenen Zustande von einer Geburtstagsfeier und beleidigte zwei Arbeitswillige durch die Rufe:Streikbrecher." Einer der Arbeitswilligen lief zum� Telephon und ließ ihn verhaften. Bei der Verhaftung leistete er Widerstand, dafür wurde er aber, wie er an» gibt, in der Zelle geschlagen, daß ihm daS Blut aus dem Munde quoll. Der Staatsanwalt beantragt 3 Monate Gefängnis. Urteil: k M o n a t e. Eine Polin soll in Recklinghausen einem Arbeitswilligen die Worte:Pfui, schlagt das Schwein, das arbeitet." nachgerufen haben. Die Angeklagte behauptet, daß sie nurHundeonkel" ge. rufen habe, das von vier Zeugen bestätigt wird. DaS Wort will sie auf ihren Schwager, der mit dem Arbeitswilligen vorüberkam. aemünzt haben, der diesen Spitznamen trage. Der Staatsanwalt deantragt 2 Wochen Gefängnis. Das Urteil lautet auf 40 Mk. Aeldftrafe. Vor Ecrtt«Schöffengert'chf tft Hörne fftfnS etil Berg­mann, der einem Arbeitswilligen nachgerufen haben sollte:Streik- brecher, Baptist, Dir sollte man den Bart ausraufen." Der Amts- anwalt beantragte nach dem üblichen Streikstrafkatalog das Straf - maß von 4 Wochen. Der Verteidiger stellte fest, daß der Arbeits- willige es abgelehnt hatte, Strafantrag zu stellen und daß dann erst auf Betreiben der Verwaltung der Zeche Shamrock der Straf- antrag eingereicht sei. Das Gericht erkannte nur auf einen Tag Gefängnis. »>* Die Lohnbewegung der Bergarbeiter in Mährifch-Ostrau. SektionSchef Hamann vom Ministerium für öffentliche Ar- beiten hat die Verhandlungen sowohl mit den Arbeitern als auch mit den Unternehmern bereits aufgenommen. Die Unternehmer wollen außer den bereits gemeldeten, großenteils wertlosen oder gar schädlichenZugeständnissen" noch einige Kleinigkeiten bv- willigen. Es ist noch fraglich, ob die Arbeiter Beratungen darüber fanden erst statt sich noch mit dem zufriedengeben wollen. Um einen raschen Ausgleich der Differenzen herbeizuführen, wer- den die Zugeständnisse der Regierung den Unternehmern schon noch klarmachen müssen, daß sie etwas mehr Entgegenkommen zeigen müssen wie bisher,_ Der Sirleg. Warum nicht Frieden schliefen? Genosse ParvuS schreibt unS aus Konstantinlopel? Der Imperialismus war wohl imstande. Italien in daS ver- häugnisvolle Abenteuer zu stürzen, er zeigt sich aber völlig außer- stände, es aus der Sackgasse, in die eS geraten ist, zu befreien. Der Krieg ist Selbstzweck geworden. Sein Ausgangspunkt ist vergessen worden, sein Endpunkt ist nicht mehr abzusehen was bleibt, ist die Zerstörung. Alles, was zur Begründung dieses Krieges angeführt worden war. ist durch die Tatsachen Lügen gestraft, durch die Ereignisse sck absurdum geführt worden. Es liegt kein Grund vor. diesen Krieg fortzuführen. Alle Forde- rungen, die Italien im Interesse seiner Bevölkerung oder seiner Industrie stellt, lassen sich ohne Schwierigkeiten durch Verträge regeln. Ich will den Nachweis dafür führen. Da ist vor allem die Kolonisationsfrage. Ich will nicht nachforschen, woher es denn komme, daß dos kapitalistische Italien jährlich eine halbe Million Menschen an daS Ausland ver- liert, warum eS ihnen nicht in der eigenen Landwirtschaft und der eigenen Industrie Beschäftigung zu verschaffen vermag. Ich lasse auch die andere Frage beiseite, warum man in Italien glaubt, in Tripolitanien und Benghasi das erreichen zu können, was man in Süditalien und Erythrea, wo noch große Flächen fruchtbares Land der Urbarmachung harren, nicht hat fertigbringen können. Genug, die italienischen Imperialisten bilden sich ein, daß gerade auf dem türkischen Boden in Afrika die Kolonien reüssieren werden. Aber >vas kann denn die Türkei dagegen haben, wenn in Tripolitanien und Benghasi Brunnen gegraben. Oasen geschaffen werden, das Land urbar gemacht wird und blühende Ansiedelungen entstehen. Wo bereits Grundeigentumsrechte der einheimischeit Bevölkerung bestehen, die durch eine Arbeit vieler Generationen der Sandwüste kleine Flecken Landes abrangen, müssen diese Rechte allerdings respektiert werden. Aber eS gibt ja drüben genug freies Land, die Bodenpreise selbst sind sehr niedrig. waö fehlt, sind nur die Ansiedler. Für die italienische Einwanderung lassen sich durch Ver- träge Erleichterungen jeder Art festsetzen; abgesehen davon, daß jeder Ausländer in der Türkei auch ohne dies Privilegien genießt: er zahlt keine Steuern, untersteht der Konsulargerichtsbarkeit seines Landes usw. Eine weitere Frage ist die der Eisenbahnen. Die Er- bauung von Eisenbahnen ist unerläßlich, um das Land zu er- schließen. Wiederum aber denkt in der Türkei kein Mensch daran. dem Eisenbahnbau Hindernisse in den Weg zu setzen. Wenn sich in Italien Finanzleute finden, um den Eisenbahnbau in Tripoli- tanien zu fördern, so wird auch die Zustimmung der Türkei ohne Schwierigkeiten zu erlangen sein, und selbst in der Frage der Garantien" hat ja die türkjsche Regierung bisher stets nicht etwa zu wenig, sondern viel zu viel Entgegenkommen gezeigt. Dasselbe bezieht sich auf die Minenkonzessionen. Gründungen von Banken, Dampfschiffgesellschaften und anderen in. dustriellen Unternehmungen. Die Türkei ist in eine Gründerära eingetreten, und alles, was sich darauf bezieht, findet das größte Entgegenkommen des Staates. Bleibt die große Frage der Staatsverwaltung. Die türkische Administration ist schlecht. DaS läßt sich nicht bestreiten. Eine andere Frage freilich ist es, ob die europäische Administration in den Kolonien besser sei. Doch lassen wir das beiseite. Ich denke, dieser Krieg dürfte doch vor allem gezeigt haben, daß die italienische Regierung einen sehr wichtigen Faktor in der politischen EntWickelung Afrikas außer acht gelassen hatte. Dieser Faktor ist die einheimische Bevölkerung. Man nahm in Italien an, daß es für die Araber gleichgültig sei, unter wessen Herrschaft sie sich befinden. Kann man jetzt noch darüber zweifeln, daß das den Arabern durchaus nicht gleichgültig ist? Die Araber wollen im EtaatSverband der Türkei verbleiben. Und ist es nicht klar, daß eine Bevölkerung, die einer modernen Armee zu trotzen vermag, sich nicht willkürlich regieren läßt? Die Frage der Staatsverwaltung in Afrika ist also eine doppelte: eine Frage der Regierung und eine Frage der Bevölkerung. Die Araber haben sich bis jetzt dem Reformwerk der türkischen Regierung ent< gegengesetzt sowohl in Afrika wie im eigentlichen Arabien . Ihr Widerstand gegenüber einer italienischen Verwaltung wird erst recht sich steigern. Mag die italienische Regierung sich einbilden, daß sie ein besondere? Genie für die Kolonialverwaltung besitze, so muß sie doch mit Blindheit geschlagen sein, um nicht einzusehen, daß sie in Afrika noch viel größeren Schwierigkeiten begegnen würde, als die türkische Verwaltung. Der Krieg, der die einheimische Bevölkerung in Aufregung und sie zum Zusammenschluß getrieben hatte, hat überdies auch noch das administrative Problem in Afrika ungemein erschwert. Die Anarchie, die unter der türkischen Verwaltung herrschte, ist ja ein reines Nichts gegenüber dem blutigen Chaos, der durch den Krieg geschaffen wurde. Darum ist es der beste Weg aus den Schwierigkeiten, diese Länder der türkischen Verwaltung zu überlassen. Auf diese Weise läßt es sich am ehesten erreichen, daß die Gemüter sich beruhigen, die durch den Krieg geschaffenen Militärverbände der eingeborenen Bevölkerung sich auflösen, diese zur friedlichen Beschäftigung zurück. kehrt, worauf man an das Werk herantreten kann. Die Situation ist so, daß selbst wenn die Türkei in allem dem Willen Italiens sich fügen würde, dieses doch noch gegen die Araber einen langwierigen und kostspieligen Kolonialkrieg zu führen hätte. Wozu das, da sich alle halbwegs vernünftigen Wünsche Italiens durch Verträge befriedigen lassen? Aber der Imperialismus kann nicht mehr zurück, weil er damit sich selbst ins Unrecht setzen müßte. Um so mehr Grund haben die Völker, dem tollen Treiben ein Ende zu setzen. " Die Fried enSvernnttelung der Mächt?. Konstantinopel , IS. April.(Meldung des Wiener K. K. Telegr.» Korresp.-Bureaus.) Der angekündigte Schritt der Mächte wird morgen vormittags erfolgen. Die Botschafter und Geschäfts- träger werden sich einzeln in daS Wohnhaus des Ministers des Aeußern begeben und ihm eine identische Mitteilung machen, deren Tenor der Pforte bereits aus Depeschen ihrer Botschafter bekannt ist. Für Rußland wird der Geschäftsträger vorsprechen. Den Ministerrat beriet vorgestern und gestern über die Antwort der Pforte. Wie gerüchtweise verlautet, würde die Pforte die Mächte ersuchen, ihr für die Türkei annehmbare Friedensbedingungen be-> kannt zu geben. Vom tripolitanischen Kriegsschauplatz.> Rom , IS. April. DieAgenzia Stefani" meldet: General G a r i o n i telegraphiert von der Halbinsel Macabez unter dem 14. April: Nachdem das Fort Buchamez durch einen Ueberfall besetzt worden war. womit eine einzige Kompagnie von Askaris tvegen großer Schwierigkeiten in der Verproviantierung beauftragt war. hatte sich der Feind um das kleine Fort angesammelt, um dis Verproviantierung durch die Bucht zu stören. General Garionr benutzte dann die durch den Ghibli-Wind verursachte Dunkelheit und entsandte ein Bataillon Askaris auf die andere Seite der Bucht. Das Bataillon machte einen Ueberfall auf feindliche Haufen, welche. ungefähr 1000 Mann stark, zum Teil den regulären türkischen Truppen angehörten. Die Operation gelang vollständig. Der Feind wurde zurückgeworfen und bis hinter die von ihm aufgeworfenen Schanzgräben und die nächsten Dünen verfolgt. Er ließ viele Totq und Verwundete zurück. Die Italiener hatten neun Verwundete, von denen einer am Morgen starb. Die Ausschiffung des Kriegsmaterials und der Lebensmittel wird trotz der Schwierigkeiten, die das Meer sowohl an der offenen Küste wie in der Bucht bietet, fortgeführt. Iie Be­setzung von Buchamez macht weitere Fortschritte. Die Revolution in China . Maßnahmen zur Beruhigung des Südens.» Peking , 14. April. (Meldung des Reuterfchen Bureaus.) Ein soeben herausgegebener Erlaß bestimmt, daß General Huanghsing, der militärische Befehlshaber von Nanking , unter der Oberleitung Juanschikais mit der Aufgabe betraut wird, die Ordnung bei den südlichen Truppen aufrecht zu erhalten. Er hat über alle Heeres- und Marineangelegenheiten den zuständigen Mi- nisterien Bericht zu erstatten, kamt aber im Notfall, falls im Süden neue Ereignisse losbrechen, alle erforderlichen Maßnahmen treffen. und die Leitung aller Zivil-, Militär- und diplomatischen Ange- lcgenhciten in Nanking in die Hand nehmen. Die Kontrolle der Finanzen wird ihm gemeinsam mit dem Finanzministerium über- tragen. Wenn die südlichen Truppen sich beruhigt haben, wird das Amt Huanghsings wieder abgeschafft werden. Der Erlaß wird deshalb als sehr wichtig angesehen, weil er die Absicht Juanschikais zeigt,-den Bruch mit dem Süden zu ve» meiden, und weiterhin die stillschweigende Anerkennung der Tat- fache bringt, daß die Behörden des Südens noch nicht vorbereitet sind, ihre militärische Organisation aufzulösen. Die Situation im Süden. London , S. April. Die Times meldet aus Nanking: Nanking ist jetzt vollständig ruhig. Es hetrscht strengstes Standrecht. Bei. der Unterwerfung der Meuteret vom Donnerstag sind 200 bis 300 Leutet getötet worden. Mehrere Minister lehnen die ihnen ange, botenett Portefeuilles ab. Die revolutionären Mitglieder der Nv� gierung zeigen wenig Neigung, sich nach Peking zu begeben. An der Pukau-Bahn stehen gegenwärtig 20 000 Mann, 30 000 Mann in Nanking , abgesehen von den Truppen im Jangtse -Tale, und 18 000 Mann in SchanMti. Die Lage gilt allgemein als außerordentlich unbefriedigend und ihr« schleunige Lösung ist nicht wahr- scheinlich. Eine Hauptschwierigkeit liegt in der Unmöglichkeit, die Truppen des Südens anders als auf der Eisenbahn in Bewegung zu setzen, da es an sonstigen Trattsportmitteln fehlt. Geldverlegenheiten. London , IS. April. Reuter meldet aus Peking : Die chine- fisch« Regierung erklärte in Beantwortung des Protestes des eng. lischen, französischen, deutschen und amerikanischen Gesandten gegen den Abschluß der englisch -belgischen Anleihe von 1 Million Pfund Sterling, es sei wahrscheinlich, daß die Belgier sich der internatio- nalen Finanzgruppe anschließen würden. Das Fehlen der dringendsten Geldmittel verursache der Regie, runH wiederum äußerste Sorge. Wirkung der russischen Intrigen in der Mongolei . Urga, 14. April. (Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur.) Der Abfall von China beginnt allgemein zu> werden. Zahlreiche Stämme verschiedener Teile der Mongolei . darunter auch, wie es heißt, die Turgutenstämme des Jligebietes. haben dem Hutuchta schriftlich mitgeteilt, daß sie sich ihm anschließen. Wie verlautet, soll Juanschikai den hier angekommenen einflüß- reichen Mongolenfürsten der inneren Mongolei , Arachuagan, zum Gehilfen des Kriegsministers ernannt haben. 18. Parteitag der Sozialdernoftratllchen Arbeiterpartei Hollands . Leiden. 8. April 1912.(Eig. Ber.) In der Montagnachmittag-Sitzung setzt Genosse van der Goes seine Ausstihrungen betreffs des neuen Programms fort. Die Steigerung des Lebensstandards, sagt Redner, werde nur an einer Stelle des sehr langen neuen Programms genannt und hier nur als Folge des Klassenkampfes und als Element zu- nehmender Bedürfnisse. Also auch hierin befriedige das Programm. dessen Grundgedanke marxistisch sei. Betreffs der zunehmenden Wohlfahrt der Arbeiter sage das Programm nicht, daß man hierin Anzeichen des Nahens des Sozialismus zu sehen habe; nur. daß diese eine Quelle neuen Kampfes sei. Und. weiter: daß der Kapi- talismus Armut, nicht: zunehmende Armut, bedeute, ein Mißverständnis, das aus dem neuen Programm weggefallen sei. Auch Marx habe nicht anders gedacht. Schon in seiner dem Kom- mtmistischnt Manifest vorhergehenden Brüsseler Rede überKapital und Arbeit" habe Marx gesagt, es sei der zunehmende Abstand zwischen Reichtum und Armut, der die groß« Tatsache sei. Etwas Neues werde also nicht behauptet, und diesen zunehmenden Abstand anerkenne auch das Programm. Daß die Arbeiter auch außerhalb ihres Kampfes in gewissem Sinne, aber nicht ununterbrochen. Fort- schritte machten, weniger mit dem Lohn, aber als Menschen, set von Redners Richtung nie verneint morden, z. B. einigermaßen in ärzt- licher Behandlung, dem Anteil an den Fortschritten von Kunst und Technik. Die zunehmende Kultur komme allen zugute, aber den Neichen mehr als den Arbeitern. Allerlei Dinge machten die Erde für die Menschheit bewohnbar. Dies aber brauche im Partei- Programm nicht zum Ausdruck zu gelangen, da es von Klassen-, unterschieden rede. Auch weise eS auf einige Ursachen hin, welche die Möglichkeit der Erreichung von Resultaten unter dem Kapitalismus beschränken, wie die Preisbewegung, die Steigerung der Wohnungs- miete. Dies sei das geringste, was vor» der marxistischen Richtung