flBet feine ivuMastliche Noktvendigfeii 5ör RaHkarSe't zllgrunZc.Ein allmählicher Uebergang zur Tagesarbeit fmocl hier auch schonin größeren Städten statt, wo mehrmals am Tage frische Brötchengebacken werden. � � � �In anderen Betrieben hat umgekehrt nn letzten Jahre eineZunahme der Nachtarbeit itattgefimdcv, so in der Teztil- und inder Möbelbranche. Auch die königliche Pulverfabrik in Hanau hatin einigen Abteilungen Nachtarbeit einAiführt.Gleichwie in den Talgschmelzereien lst wegen deS üblen Geruchs für die Nackbarfckxift auch die Fischräucherei in Stolvmündeaus Rücksicht auf die Badegäste nur nachts gestattet, obwohl hierbeinur Frauen beschäftigt sind. Auf Beschwerde ist diese Bestimmungaber'wieder aufgehoben worden.Dagegen ist in dem Gaswerk der Stadt Hanau infolge Ein-führung des Äcnnmernfernbetriebes die Nachtarbeit in Wegfall ge-kommen und des NachlS nur ein Wächter zur Bewachung der gc-samten Anlagen eingestellt.Eine arge RückslchtölosigZeit gegen den Fortbildungsschulbesuchihrer Lehrlinge zeigten Wiesbadener Bäckenneister. Der Berich!schreibt darüber:„In den Bäckereien erleidet, wie schon im Jahres-bericht für 1303 erwähnt ist, die Ruhezeit der Lehrlinge häufigeine Unterbrechung durch den Fortbildungsschuluntcrricht. EineVerlegung der Schulstunden ist mit Rücksicht auf die geringe Zahlder Bäckerlehrlinge nicht angängig. Um den Lehrlingen eine län-gere ununterbrochene Ruhezeit zu verschaffen, ist daher mehrfachversucht worden, die Lehrbcrren zu einer Abkürzung der Arbeits-zeit zu veranlassen. Tie Bäckermeister verzichten indes lieber aufsie weitere Ausbildung von Lehrlingen, als daß sie bei Bemessungihrer Arbeiiödauer auf den Fortbildungsschulunterricht Rücksichtnehmen." Wemi man das liest, fragt man sich unwiÄürlich, istdenn in Wiesbaden nicht ebenso wie in jeder anderen gut berwal-teten Stadt die Fortbildungsschule auch für Bäckerlehrlinge obli-gatorisch, wodurch die Lehrmeister einfach gesetzlich dazu gezwungensind, ihren Lehrlingen neben der nötigen Ruhezeit auch die nötigeZeit zum Fortbildungsschulbesuch zu geben?Bon der richtignen Seite haben die Bijouteriearbeiier inHanau die Nachtarbeit angefaßt, indem sie durch den Metallarbeit«-verband mit den Bijouteriefabrikanten eine Vereinbarung getroffenhaben, nach der die erste Stunde der Nachtarbeit mit 20 Proz. undjede weitere Stunde mit bO Proz. des vereinbarten Tagesstunden-lohnes entschädigt werden muß.Die Beschränkung der Mitgabe von Arbeit«ach Hause nach8 1Z7a der Gewerbeordnung soll auch in dem diesjährigen Berichteingehend erörtert werden. Aber die meisten Gewerbeaufsichts-Beamten erklären selbst, daß hierüber eine Kontrolle schwer durch-zuführe:» ist, indem die Betriebsinhaber nicht zu einer Feststellungverpflichtet find, ob diese Hausarbeit tatsächlich nur von Angehörigen ihrer Arbeiterinnen und nicht von diesen selbst gemachtwerden. Es sind auch nur ganz vereinzelt einige Bestrafungendieserhalb erfolgt. Der wirksamste Schutz gegen diese nur durchunerhörte Lohndrückereien erzwungene Extraarbeiterinnenaus-beutung ist die Kontrolle der lokalen Arbeiterorganisationen. Daögibt auch der Bericht aus Dflffeldorf zu, indem er zu dieser Fragebemerkt:„In einigen Fällen gaben die von Arbeiterorganisationenerstatteten Anzeigen über unzulässige Mitgabe von Arbeit nachHause zu eingehenden Ermittelungen Anlaß, ohne jedoch zu einemgreifbaren Ergebnis zu führen. Immerhin wird man sie Kon-trolle durch die Organisationen als ein wesentliches Hilfsmittel zurDurchführung des Gesetzes ansehen müsien."In der Frage wegen der Lohnzahlung an Minderjährige sindin reinem Berichte ernste Bedenken gegen solche direkte Lohn-Zahlungen erhoben worden, noch haben diese zu Unzuträglichkeitengeführt. Auch bestehen nur an wenigen Orten statutarische Bestim-mungen, nach denen die Löhne der Minderjährigen an Eltern oderVormünder abzuführen sind, nach kümmert man sich um diese.Nur manche Eltern sind neugierig, zu erfahre», wieviel Lohn ihrSohn erhält, vereinzelt wird ja, wie der Bericht aus dem KreiseOppeln millcilt, von manchen Eltern, deren Sohn aus guten Grün-den von ihnen weggezogen ist, verlangt, daß der Lohn an sie aus-gezahlt werde, was allerdings meist abgelehnt werden muß. Eineebenfalls etwas verdächtige Fürsorge zeigen manche Arbeitgeberfür ihre jugendlichen Arbeiter, daß sie sie dadurch an ihre Betriebe?u fesseln suchen, daß sie bei den Lohnzahlungen stets Abzügeür die ZwangSsparkasse einbehalten. die erst nach Beendigung derLehrzeit oder später ausgezahlt werden. Das Landgericht Düffel-dorf hat sich veranlaßt gesehen, solche-Spareinlagen mit Zwangfür unzulässig zu erklären. AuS dem Bezirk Breslau wird bc->richtet, daß dieses Zwangssparmanöver von 11 Betriebduister-nehmern gemacht wurde.Die Frage: Wie ist für Befriedigung des Lesebediirsniffes dergewerblichen Arbeiter gesorgt? beantivorten die meisten Berichte,wenn auch nicht dem Wartlaut so doch dem Sinne nach dahin, daßdie gewerblichen Arbeiter dafür selbst am besten sorgen und daßsie jede Fürsorge in dieser Hinsicht von anderer Seite dankend ab-lehnen. Heißt cS doch in dem Bericht aus dem Bezirk Merseburg:„Ter geringe Anteil der Arbeiterschaft an der Benutzung der städ-tischen Bibliothek in Halte ist wohl darauf zurückzuführen, daß indem Gewerkschafts hause eine Zentralbibliothek eingerichtet wordenist. die im Jahre 1910 an 9654 Personen 11054 Bücher verliehen-hat." Aehnlich lauten in erfreulich richtiger Darstellung die Bc-richte aus Stetlin, Berlin. Breslau, Frankfurt a. M.. Köln undanderwärts.'Aber diese starke Benutzung der Arbeiter- und Ge-werkschaftsbibliotheken gefällt manchem OrtmungSmann nicht, dernur eine schwache Benutzung der bürgerlichen Bibliotheken gegen-übersteht. So zeigte die städtische Bibliothek in der ArbeiterstadtForst i. Laufitz unter 443 Lesern nur 50 Arbeiter, der IndustrieortGassen unter 2'21 Lesern nur 29 Arbeiter. Eine Aeußerung deSBreölauer Berichtes zeigt, wie man diesem..Notstande" abhelfenwill, indem er schreibt:„Die Pflege der schuleutlassenen Jugend inder arbeitsfreien Zeit, die schon früher zum Teil umfänglich inStadt und Land geübt wurde, hat durch den Erlaß des Herrn Kultusministers vom 13. Januar 1911 eine neue starke Anregung er-halten. In 284 Orten bestehen jetzt Jugendpflegeeinrichtungen und22 600 junge Arbeiter(23,7 Proz.s sind bisher in die Jugendvflegeeinbezogen worden."(Die wollen wir schon vor den» sozialdemo-kratiichen Gift schützen.)Bei Erörterung der Aufgabe:«Sorge für das Entweichen derArbeiter bei FeurrSauSbruch" haben viele Berichterstatter nur dasVorhandensein der nötige» Feuerlöschgeräte im Auge und die demZweck der Feuersicherheit entsprechenden baulichen Einrichtungen.'Aber mancher scheint sich das etwas leicht zu machen, indem erdenkt, wenn nur feuersichere Türen, die nach außen zuschlagen undeine Nottreppe vorhanden ist, oder wenn statt dieser eine guteFeuerleiter. so wird es auch gehen. Doch es geht im Ernstfallmanchmal so schlecht, daß zu dem Feuerunglück noch ein Unfall beider Rettung hinzukommt. Viele Frauen und Mädchen, sogarmanche Männer, können absolut nicht auf einer freien Leiterschnell absteigen, und in jedem Falle wird dann die Bergung der inGefahr befindlichen Personen in unheilvoller Weise verzögert.Denn geht schon bei einem gewandten Manne das.Herabkletternauf einer Leiter weit langsamer, als das Absteigen auf einerTreppe, zumal wenn dieselbe ein Geländer hat. Um wieviel wirdaber die Bergung einer großen Anzahl in höchster Aufregung be-findlicher Personen verzögert, wenn sie auf einer schnell aufgestell-ten sog. RettunySleiter hinabsteigen sollen. Und doch haben vieleBetriebe auch mit einem ziemlich großen Personal nichts als einesolche Feuerleiter. Auch viel« Gewerbeauffichtsbeamten begnügensich in ihren Berichten mit dem Vorhandensein einer Feuerleiter.Wahrscheinlich haben sie noch nie einem wirklichen Brande bei-gewohnt. Dabei sind die Fenster manchmal stark verguollen undschwer zu öffnen, wenn sie auch nicht vergittert sind. DoS allesfindet man bei einem fingierten Brande. Solche sollte jedes großeUnternehmen verpflichtet sein, von Zeit zu Zeit unerwartet vor-zunehmen. Dann wird sich schon die Notwendigkeit der Beschaffungeiner wirtlichen Nottreppe herausstellen, und man wird nickst nurauf das Vorhandensein aller dazu nötigen Utensilien achten, sondernauch auf das Vorhandensein aller zur Berhütung de» Ausbrucheseines Brande- c-ötigen Eincichtungen achten und auch auf ihreBrauchbarkeit im gegebenen Falle. In dieser Hmjicht zeigen auchdiele F e lkach e.-zsiche r u ngsg e s ellscha st en ein anständiges Cnizegen-komme». Denn das Verhüten eines Brandes ist immer billigeruiid leichter als das Löschen. Solche Proben sollten am besten inGegcnwark des Gewerl»einspektors vorgenommen werden. Aberdas ist ül keinem Bericht vorgeschlagen.Bon den anderen zum Teil sehr interessanten Mitteilungenund Ausfübrungen in diesen letzten Berichten der Gewcrbeaufsichts-ocamten erheischen manche noch dringlicher Klarstellungen und Er»örterungen, als die hier besprochenen sechs Punkte,ller Krieg.Die Antwort der Pforte aus die Friedensvermittelungder Mächte.�onsiantionopcl, 21. April. In den dem Ministerium desAeuhnrn nahestehelide» Kreise« wird erklärt, daß die in sehrsreundschattlichem Tone gehaltene Antwort der Pforteauf die Mtteilung der Mächte bei den Botschaftern cincn gutenEindruck gemacht habe. Der Inhalt der Antwort wird vorläufignoch geoeiin gehalten. Der Ministerrat wird über die Peröffent-lichung des Textes der Antwort morgen beschließen. Die Antwortsoll, wie eS heißt, den früheren Standpunkt der Pforte wahrenuirfc überdies hervorheben, daß Italien sich bloß miteisigen Punkten der Küste von Tripolis be-schäftige. deren Bebölterung der Türkei anhänglich bleibe.Die Pfarte frage daher, wie dos Annexionsdekret als Grundlagefür FriadenSverhandlungcn dienen könnte. Im übrigen habe d!ePforte dem Schritt der Mächte gut aufgenommen.Russischer Protest gegen die Dardanellensperre.Koustairtluopel, 23. April. Der russische Botschafterv. G i e r S überreichte der Pforte eine schriftliche Mitteilung, inwelcher die Wiedereröffnung der Dardanellen-schjffahrt verlangt wird. Wie es heißt, hat die Pfortealle Vorkehrungen zur Wiederauffischung der Minen getroffen, diein wenigen Stungen bewirkt werden kann. Der Ministerrat wirdvoraussichtlich morgen über die Angelegenheit Beschluß faffen.London» 23. April. Wie Lloyds melden, Hab«: die Behördenin Konstaninopel die Warnung an die Dampfer wiederholt, eineDurchfährt durch die Tardanellen zu versuchen; sie würden sonstbeschossen werden. Der englische Dampfer„Paddington" durchfuhrdie Dardanellen tr�tz der Warnung.Ei» heftiger Kamps bei Buchamez.Rom» 23. April. Die Agenzia Stefani meldet auZBuchamez: Gestern zeigten sich vor dem Fort starke arabischeReitergruppen, die besonders zahlreich aus dem Süden und Süd-Westen vorbrachen, sich aber nach den ersten Schüssen deritalienischen Artillierie zerstreuten. Heute früh griffen starkefeindliche Massen mit Artillerie die italienischen Stellungenheftig«m. ES entbrannte ein erbitterter Kampf, der bis 2 Uhrnachmittags dauerte und mit einem vollständigen Siege derItaliener endete. An dem Kampf nahmen teil das 60. Infanterie-Regiment, das 6. ASkari-Bataillon, die Genietruppen und die ge-samte Artillerie. Der Feind erlitt sehr große Verluste, die ihnzur Flucht vercmlaßten. Die Italiener hatten 7 Tote undetwa 63 Verwundete, unter denen sich ftauvtmannBianchi von» ASkari-Bataillon befindet.Ein Brduinenaugriss.Tobrok» 24. April.(Meldung der Agenzia Stefani.) In dervergangenen Nacht gegen 0 Uhr griff ein starker Beduinen-trupp, der von türkischen Soldaten durch Trompetensignale gr.führt wurde, das neue Fort heftig an und versuchte es zuumgehen. Der Angriff wurde verschiedentlich erneuert, bis gegen11 Uhr der Feind gezwungen wurde, sich in Unordnung zurück-zuziehen. Er ließ auf dem Kampfplatz Zangen, Drahtscherenund andere Instrumente zurück. Zahlreiche Blutspureu legten vonseinen schweren Verlusten Zeugnis ab. Auf italienischer Seite sindnur zwei Mann durch aufschlagende Geschosse verletzt worden.Enver Bey.Kairo, 24. April.(Meldung des Reuterschen Bureaus.) Wieder Sekretär des OöertommissarS der Hohen Pforte erNärt, ist dievon Rom aus verbreitete Meldung vom Tode Enver Behsreine Erfindung._Sie Revolution In China.Tibetaner gegen Chinesen.Loudo«. 24. April. Wie der„Times" auS Kalkutta ge-meldet wird, telegraphierte der chinesische Korrespondent der Zei-tung„The Statesman". er habe auf einer Reise von Gjangtfe nachKalimpang eine Karawane mit 12 Kisten moderner Gewehre ge-troffen, die für die Tibetaner bestimmt waren, die L h a s s abelagern. Anscheinend halten 2000 chinesisch« SoldatenLhaffa, da? von Tibetanern umringt ist. Die chinesischen Truppen,die 200 Mann verloren haben, sind in die südlichen Vorstädte zu-rückgedrängt worden. 6000 Mann chinesische Truppen, die vonSzechuan zum Entsatz Lhassas anrücken, haben Batang passiert.Die Grenzstämme, die von den Chinesen Geld erhalten haben,ziehen gleichfalls gegen Lhassa.Anleihefchwierigkeiten und kein Ende.Peking, 24. April.(Meldung des Reuterschechn Bureaus.)Premierminister Tangschaoyi unterbreitete gestern den GesandtenEnglands. Deutschlands, Frankreichs und der Vereinigten Staateneine Erklärung Chinas über die augenblickliche Lage. In der En-klärung wird deS längeren das Vorgehen der chinesischen Regierungin der Frage der belgischen Anleihe auseinandergesetzt. Die Aus-sührungen des Premierministers wurden aber nicht als überzeugend angesehen. In ihrer Erwiderung wiederholten dieGesandten ihren Protest und verlangten die Annullierungder Anleihe. Diese ist noch nicht erfolgt, obwohl Tangschaoyi sichtatsächlich damit einverstanden erklärt hat.politische ClebeHtcht.Berlm. den 24, April 1912.Äparkassengesesi.Die Borlagt betr. Anlegung von Sparlasienbeständen in Inhaber-papieren. vaS sogenannte Sporkaflengesetz. ist am Mittwoch vom M-geordnetenhrnise an eine besondere Kommission überwiesen worden.Doch ist daS Schicksal dieses bereits früher einmal gescheiterten Gr-setze«, obwohl da» Herrenhaus ihm bereits zugestimmt hat. rechtungewiß. Uneingeschränkter Zustimmung begegnet e« bei keinerFraktion, und selbst die Rechte ist noch geteilter Anficht. Charakte-riftisch ist e«, wie die Vertreter der Regierung sich in Widersprüchenbewegen. Der Minister de» Innern bestreitet, daß die Borlage ein-gebracht sei, um den Kurz der Staatspapiere zu heben, während seinKollege von der Finanzverwaltung da? direkte Gegenteil behauptet.Bedenken gegen den Regierungsentwurf brachten namentlich di««vgg. K a r d o r f f A). Dr. Erüger(Bp.) und Leinert vor.Abg. V. Kardorff erklärt« die Vorlag« für unannehmbar, da sonstdas Geld aus den Sparkassen in die Banken wandern würbe, A5g.'Dr. C r ü g e r wandte sich gegen die Eingriffe des Staates in dasWirtschaftsleben, und L e i n e r t kritisierte den Eingriff in die Selbst-Verwaltung und nahm sich der.kleinen Sparer an, deren Einlagennach dem Wunsche der Regierung verwendet werden sollen, um dcnKurs der Staatspapiere zu heben. Mit Recht fragte er. warum mandenn dazu nicht daö Geld verwende, das die Kapilalisten bei denBanken deponiert haben.Nachdem noch gegen die Stimmen der Polen, Sozialdemokratenund Dänen der Etat der Ansiedlungskommissio» für Westpreußen undPosen bewilligt war, vertagte sich das Haus.Am Donnerstag soll die zweite Lesung des Etats des Ministeriums des Innern beginnen.__Schutzzölle und Güterpreise.Eine anßerordenrlich interessante Untersuchung über den Zu-sammenhang zwischen Schutzzöllen und Güterpreisen hat der Oberst-leutnant z. D. Dr. Franz H ö r e n z angestellt in einer Schrift:„Die Preisbewegung landwirtschaftlicher Güter i» den nördlichenTeilen Oberboyerns 1900—1939."Die von der staatswisienschaftlichen Fakultät der UniversitätMünchen mit dem Akzessst ausgezeichnete Schrift stellt zunächst dieBewegung der Güterpreise seit 1900, sowie die Zeit und die Zahlder Kaufabschlüsse innerhalb des Beobock-wngSgebieteS fest undkommt dabei zu folgenden, höchst bemerkenswerten Ergebnissen.Bis 1903 ist die Zahl der Kaufabschlüsse verhältnismäßiggering, nämlich 1300: 196, 1901: 188, 1902: 192. Mit dem Jahre1903 ober ändert sich die Loge. Tie Zahl der Kaufabschlüsse steigtauf 273, um dann immer noch mehr zu steigeil.„Dieser Umschwung", bemerkt Hörenz dazu,„läßt sich nurdurch eine äußere Veranlassung erltären, und diese ist die am23. Dezember 1902 erfolgte Bekanntmachung eines neue» Zoll-tarifgesetzeS, welches mit Wirksamkeit vom 1. März 130Sden Einfuhrzoll auf Weizen, Roggen, Gerste und Hafer ganzwesentlich erhöhte. Eine Erhöhung des Zolles bewirkt aberhöhere Einnahmen deS für den Markt produzierende» Landwirtes.Die sonach, allerdings erst für 1S0S. in sichere Aussicht gestellteVerbesserung der Lage übt aber sofort einen Einfluß auf die Preis-Bildung deS Bodens au«; der zukünftige Gewinn wird schon inder Gegenwart teilweise Vorweggenommen, und zwar trotz 1903andauernd gedrückter Getreidepreise. Von 1904 an erfahren dannaber auch die Getreidepreise eine nicht unbeträchtliche Steigerung"„Der Gewinn aus der Zollerhöhung ist naturgemäß fürdenjenigen Landwirt am größten, der das»leiste Getreide auf denMarkt zu bringen vermag; je größer also der Besitz undje ertragreicher der Boden, desto größer auch derGewinn."Die Richtigkeit dieser theoretischen Behauptung wird durch dieTatsachen voll bestätigt. Betrachtet man die Preiskurven der Größen-klaffe über 20 Hektar, so findet man, daß die Preise der Güter mitguten Böden bedeutend mehr steigen, als die der Güter mit mäßige»Böden. Der Unterschied beträgt 1903: 4 Proz., 1904: 10 Proz.,1907: 15 Proz. und 1908: 23 Proz. Wie unverhältnismäßig derPreis mit der Größe der Güter steigt, kann in der Klasse.guterErtrag, über 20 Hektar", noch besonders gezeigt werden. Hier sinddie Preis«(die von 1900/02--- 100 gesetzt) gestiegen im Jahre1904 1906bei 20- 50 Hektar auf 127 Proz. 135 Proz.bei 50-100„ 140, 201„Im großen Ganzen beträgt die Steigerung der Güte�i:»p reife im nördlichen Oberbayern nach Hörenz rund 40 Proz.Den unmittelbaren Anteil der Zollgesetzgebungan dieser Preiserhöhung berechnet er auf 19 bis 20 Prozent:„Der Getreidezoll ist somit der schwerwiegendsteGrund für die Steigerung der Preise landwirt-schaftlicker Guter".Hat also, so fragt Hörenz, der Schutzzoll seinen Zweck erreicht?Für den Augenblick: ja; für die Dauer: neinl Der Zoll-tarif hat die Ueberspttulation angeregt und die Kaufpreise der Güterhaben durch sie eine solche Höhe erreicht, daß von einer Rentabilitäteinzelner Anwesen schon jetzt, nach wenigen Jahren, nicht mehr ge-sprachen werden kann. Der Gesetzgeber hat diese unerfreulicheBegleiterscheinung des Schutzzolle» nicht berücksichtigt; er hat mitMenschen gerechnet, wie sie sein sollten, er hat sich daher verrechnet.Der Wirtschaftspolitiker aber nimmt die Menschen, wie sie find; ersieht im Getreideschutzzoll eine„Schraube ohneEnde", zum Nachteil der Gesamtnation, niemals aber einMittel zur.dauernden" Besserung der Land-Wirtschaft._In Ungnade gefallen.Der Staatssekretär von Elsaß-Lothringe». Zorn v. Bulach,hat vor einiger Zeit in der Ersten reichsländischen Kammer die sehrverständige Bemerkung gemacht, daß die Regierung kein Recht habe,zu fragen, wie die Beamten gewählt haben. Etwas sehr verspätetgeht die„Konservative Korrespondenz" daran, diesen Staats-beamten in der üblichen Weise abzukanzeln. In der Nummer vom23. April schreibt sie:.... Dann aber können wir nicht umhin, unserem B e-remden Ausdruck zu geben über die sehr bedauerliche Er-cheinung. daß Herr Zorn v. Bulach eS unternimmt, die pflichtvergessenen Beamten, die der Sozialdemokratie, also dem Tod-feinde der bestehenden Staatsordnung, ihre Stimme geben, form-lich zu entschuldigen. Desgleichen zeugt e» nicht von allzustarkemVerantworUichkeiisbewußtsein, wenn Herr v. Bulach diePflicht der Regierung dahin auffaßt, als ginge diese die Be-kämplung der Revolutionspartei überhaupt nichts an. Nach seinerAnsicht sollen sich hierüber die OrdnungSparteien verständigen.Herr v. Bulach möge sich jedoch darüber klar werden daß derKampf der Ordnungsparteien gegen den Um-stürz schließlich, llu,orisch gemacht werden mutz.wenn, wie eS nachgerade tatsächlich zur Gewohnheit ,u werdenscheint, Regierungsvenreter der Sozialdemokratie die pflegliche Be-Handlung zuteil werden lassen, die der leitende Staatsmann inder deutschen Westmark für angemessen erachtet."Zorn v. Bulach kann froh sein, daß er dem konservativen Macht-bereich nicht zu nahe ist. sonst würde der Tadel noch in ganzanderem Tone gehalten sein und seine Absägung bevorstehen.Wettlaufen nach dem päpstlichen Segen.Tie Auseinandersetzung der beiden Richtungen im Zentrumvollzieht sich nicht nur in Versammlungen. Zeitungsartikeln und derBeroffenllichung von Schriften und Büchern sondern im Wettlaufen nach Rom, um sich dort der Gunst des Oberhauptes derKirche zu sicher« und Ivomöglich einen päpstlichen Segen mit nachHause zu bringen. In diesem Wetllauf scheinen gegenwärtig dieGegner der Kölner Richtung die Eifrigste« und Erfolgreichsten zusein, denn die„Kölnische Volk» z e i t u n g", das Blatt derBachemiten. stimmt ein bewegliches Klagelied an über den„Weit-laus nach dem päpstlichen Segen". Der Papst_ soschreibt da» Bachemblatt, gewähre seinen weihevollen Segen sehrgern; er sehe im Verlangen danach ein Zeichen der Liebe und An-hänglichkeit. und diese Liebe erwidere er stets mit freundliche;:Huld. Es verrate aber einen merknmrdig schlechten Geschmack.wenn man diese Zeichen gütiger Gesinnung zur Reklame oder gorzur polemischen Ausbeutung benutze, wie oao von den„bekanntenQuertreibern", d. h. den Gegnern der Richtung Bachem, geschehe.Kaum sei wieder ein neues Organ gegründet, so müsse ein päpstlicher Segen seinen Reklameztoecken dienen, und wenn dann in der