Polemik die sachlichem NtHMM verfa'glem. müsse cm Segelt des Papstes über die Verlegenheit hiniveghelfe»?. Dadurch schade man der Autorität des hl. Stuhles und veranlasse schließlich den Papst dazu, mit seinem Segen zurückhaltender zu werden. Wir können uns deuten, daß es der„Stölnischen Volkszeitung" sehr unangenehm wäre, wenn Rom mit der Dpcndung des Segens sparsamer und kritischer verfuhre. Denn kein Zentrumsblatt hat sich bisher eifriger um derartige Gunsterweise demüht und hat solche eifriger zu Reklamezwccken ausgenutzt, als gerade das süh- rende Blatt de» rheinischen Zentrums. Wenn es sich jetzt gegen die„Ueberkatlßililen" wendet und ihnen Aufdringlichlcit und Re- klamesucht vorwirft, so ist das nichts als Mißgunst. Neues vom„starken Aiana". In einer BauernbundSversammlung in Salzwedek, einem Orte in, Wahlkreise dcS Herrn Jordan v. Äröcher, wurde ein Bries Aröcher« verlesen, in dem cS heißt, er(Aröcher) könne für den Er- folg keiner parlamentarischen Bemühungen nicht mehr einstehen. weil sein Einfluß dadurch geschwächt sei. daß er gegen 1V07 mit einer erheblich geringeren Majorität gewählt worden ist. Von einer besonderen parlamentarischen Tätigkeit des Herrn b. Kröcher im Reichstage bat man allerdings feit Jahren so gut wie nichl» bemerkt. Der Einfluß, dessen er sich rühmt, muß sonach mehr aus Hintertreppen seine Betätigung gefunden haben. Auch ein Opfer des Militarismus. Der ehemalige Unteroffizier W. Rathmann in Forbach veröffentlicht in der Presse einen„Notrufs, dem wir daS folgende entnehmen: Ich habe als Unteroffizier im Dienste mir dadurch ein schweres Ohrenleiden, den vollen Verlust des Gehörs auf dem linken und eine große Verminderung des Gehör« auf dem rechten Ohr zugezogen, daß »ch bei größtem Dturmwener eine halbe Stunde auf dem Flügel an der Windseite stillstehen mußte. Infolge vorstehenden Leidens wurde eine schwere Ohrenoperation notwendig, welche die völlige Taubheit des linken GehörS und eine hochgradige Schwerhörigkeit des rechten Gehörs zur Folge hatte. Hierfür bekam ich al« Pension zunächst 24 M., dann 18 M., dann 30 M., später den Zivilversorgungsschein und Abzug der Pension bis auf 12 M. die dann wieder auf 18 M. erhöbt wurde und so bis heute geblieben ist. Infolge des Verl » st es meines Gehörs kann ich als Beamter nirgend» Anstellung finden, und somit hat der Zivtlversorgungsschein fllr mich keinen Wert. Durch den Umstand, daß ich nirgends Arbeit bekomme und überdies auch schon seit 8. Oktober 1910 erwerbslos und bis heute in ständig ärztlicher Behandlung gewesen bin, kann ich die Vollrente eines Unteroffiziers von jährlich 600 M. und die VerstümmelungSzulaae von zweimal 27 M. monatlich fordern. Ebenso ist nur für den ZivilversorgungSschein der monatliche Betrag von 12 M. vorenthalten worden; daher ist der Anspruch auf Auszahlung von noch jährlich 144 M. für drei Jahre gerechtfertigt.{§ 46 des M.-P.-G. von 1906.) Ich habe bisher wiederholt alle Instanzen durchlaufen und zuletzt ein Gesuch an den Kaiser gerichtet. DaS Gesuch an da« Kriegsministerium und das an den Kaiser wurden kurzerhand dem 16. Armeekorps zur Prüfung und Bescheidung überwiesen, aber ohne jeden Erfolg. Einmal stellte man mir das Einspruchs- recht frei, das andere Mal entzog man mir dies wieder. Warum besteht der§ 23 des M.-P-G. von 1906? Im letzten Jahre versuchte man. mich mit zwei kleinen Unterstützungen zu be- ruhigen. Aber damit ist mir nicht geholfen. Die Militär- behörde führt zur Rechtfertigung ihre« Vorgehen« an. daß der Verlust deS GehörS auf dem rechten Ohre und mein Nervenleiden . nichts mit dem auf Dienstbeichädigung anerkannten Verlust des GehörS auf dem linken Ohre zu tun habe. Daß dies unzutreffend ist. kann ich durch spezialärztliche Zeugnisse u. a.m. beweisen. Ich überlasse es dem Urteil der Oeffentlichkeit, zu prüfen, ob mir hier ein Unrecht geschehen ist oder nicht. Immer« hin ist es bezeichnend, daß ein Militännvalid« die öffentliche Wohltätigkeit in Anspruch nehmen muß. um nicht Hungers zu sterben. Da Rathmanu seine Wien auch dem Reichstag übergeben hat, ist zu hoffen, daß die Angelegenheit nunmehr gründlichster Prüfung unterworfen wird. Jedenfalls ist cS bezeichnend, daß solche„Notrufs' in einer Zeit erschollen müssen, wo wiederum viel« Hunderte von Millionen für den Militarismus gefordert werden I Zur Kenntnis der Junker! In der Zeitschrift der Janeren Mission findet sich im Narzheft ein lesenswerter Aufsatz von Pastor Dehn sBerlin) über„Berliner Jungen'. In der Einleitung wwd einiges über die soziale Differenzlerung der Berliner Arbeiterwelt gesagt. wobei eS heißt:_......... Man findet den größte» e-tujnpfimn. eine ode Apathre dem Leben gegenüber und daneben einen starken opferwilllgell Idealismus, der dann übrigens meist von der Sozialdemokratie "�ellecht merken sich das die Junker im Reichstag, aus deren Reihen jüngst, als Genosse Heine auf die jugmiderzieherifche Tätigkeit der Sozialdemokratie h,nwtt», blöde» Gelächter und witzlose Zurufe erschollen._ Die heilige Hermaudad beschäftigte dieser Tage die BrounSberger Strafkammer. In dem oft- preußischen Städtchen Mehrungen war e»n gewisser Rudolf Reklttle als Polizeisergeant angestellt. Er mußte aber am 31. Januar wegen Trunkenheit und Unzuverlässigkeit entlassen werden. Vorher hat er noch schweres Unheil angerichtet. Als er nämlich am IL. Dezember wieder einmal in betrunkenem Zustande seinen.Dienst' versah� beschimpfte ihn der Arbeiter Matethm«. Der Polizist zog den i-abel und vieb auf den Arbeiter ein: dieser lies fort, er wurde aber von dem Polizeisergeanten eingeholt und s o l a n g e m i t d e m S ä b e l bearbeitet, bis er bewußtlos liegen blieb! Hinzu- kommende Leute veranlaßten ichließli», daß Rekinke von feinem Opfer abließ. Mü Hilfe eine« FuhrbalterS brachte dann der Poltze,- beamt« den über und über blutenddn Arbeiter nach der Polizeiwache. Dieter Transport geschah noch in einer skandalösen Weite. Der Arbeiter wurde nämlich nach der Wache gezogen, so daß die Beine auf dem Straßenpflaster nachschleiften!:: Dadurch hat der Arbeiter schwere Verletzmi"-« erlitten. Der Polizeisergeant kam verhältnismäßig billig weg' Für seine unerhöllen Ausschreitungen erhielt er ganze drei Monate Gefängnis. Wegen Schutzmannsbeleidigung werden von preußischen Richtern höhere Strafen verhängt._ Ter Morgcugruh bei der dritte« Eskadron der dritten Gardeulanen. Eine folgenschwere Retrutenmißhandlung wurde heute vom Kriegsgericht der Gardekavallerte-Didision in Potsdam abgeurteilt. Als Angeklagte wurden die Ulanen Rudolf Schröder und Heinrich Teichert, beide von der d retten Eskadron des dritten Garde-ÜIanen- Regimentö. vorgeführt,»te sind wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung mittels einer da« LKien gefährdenden Behandlung an- geklagt Den Vorsitz fuhrt Oberstleutnant p. Arnim, als Vc» bandlungsleiter fungierte Assessor Tschorn, die Anklage vertritt Kriegsgerichtsrat Dr.«eile. Vor der Ablösung der Stallwache am 23 Oktober v. I. betrat der Rekrut König den Stall. Ter Durchgang war ziemlich dunkel. Als König passierte, erhielt er mehrere Schläge mit einem Deckgurt oder einer Trense. Schröder gab zu. mit einem Deckgult geschlagen zu haben, well ihn K. an- aercnipelt habe; Teichert behauptet, nur mit einer Schürze ge- schlagen zu haben, lieber den Vorgang macht der Ulan Otto König folgende Aussage, die er sitzend vorbringt, weil er ohne Krücke nicht stehen kann: Al» ich ,n den Stall reinkam. standen 4 di» S Leute am Eingang. Hic erkennten mich wohl nicht, weil cS sinstK ffiad. Der erste{al mir nichts; plötzlich erhielt ich ernen Schlag über das Kreuz, dann in die rechte Sette. Ich rannte weiter, bekam aber keine Luft mehr und hatte furchtbare schmerzen. Als ich weiter lief, bekam ich einen Schlag über den rechten Arm. Ich habe niemand angerempelt. Ich machte meinen Dienst, mußte mich aber übergeben und wurde auf der Stube bewußtlos. Dann kam ich ins Lazarett. Vom Vorsitzenden befragt, bekundet Rekrut König, er habe zwar mal einen Klaps über den Kopf be- kommen, wenn et nicht hoch genug über den Besen springen konnte, oder beim Essenyolen nicht flink war, sonst sei er nie geschlagen worden. Weiter bekundet der Zeuge auf Befragen des Anklagevertreters, daß es in der Schwadron allgemein üblich sei. daß die Ne- kruten am frühen Morgen im Stall von den älteren Leuten ihren Morgengruß erhielten. Jeder, der durchkäme, erhalte Prügel, besonders die. die sie auf dem Strich hätten. Oberstabsarzt Dr. Wiemuth erstattete fein Sachverstäudigen- Gutachten. Er nahm am selben Vormittag K. in Behandlung, der einen schtver kranken Eindruck machte. K. war blaß, Puls kaum fühlbar, Herztätigkeit mangelhaft, der Bauch lvar eingezogen und hart wie ein Brett. IMan vermutete eine ernste Verletzung in der Bauchhöhle. K. erhielt zur Schmerzlinderung Einspritzungen. Nach einigen Tagen trat der Kollapszustand wieder auf unter den gleichen Erscheinungen. Nach 14 Tagen war K. außer Gefahr. Eö traten dann andere Erscheinungen auf und man lvar gewiß, daß eS sich um ein Nervenleiden handle. Er wurde nach der inneren Station und dann nach Berlin ins Lazarett I gebracht. Nach dem Befund war eine Quetschung der Baucheingeweide und eine Leberzerreißung erfolgt. Der Sachverständige hielt es für möglich, daß die Verletzung durch den Schlag mit einer Trense hervorgerufen sein kann. Als Ä. das Potsdamer Lazarett verlieh, hinkte er nicht so stark wie jetzt. Stabsarzt Dr. Saar als Nervenarzt faßte sich dahin zusammen: Bei König machten sich Störungen hysterischer Natur bemerkbar. Sein Nervensystem wäre krankhaft. Gehbewegungen könne er nicht machen, da er die Muskeln nicht in genügender Gewalt hätte. Eine organische Nervenerkrankung liege jedoch nicht vor. Die Behandlung habe sich bisher als aussichtslos erwiesen. Wahrscheinlich sei die Nervenerkrankung auf die Verletzung und den dabei ausgestandenen Schreck zurückzuführen. Der Anklagevertreter betonte, im vorliegenden Fall handle es sich um eine besonder» bei der Kavallerie tiefeingcwurzelte Unsitte, die fast unausrottbar sei. aber mit allen Mitteln bc- kämpft werden müsse. Die jungen Rekruten mühten im Stall Spießrute» laufet!. Die Angeklagten müßten die volle Verantwortung tragen. Nur durch exemplarische Strafen könne man die Unsitte ausrotten. Er beantragte gegen Schröder drei Monate und gegen Teichert zwei Monate Gefängnis. Da« Kriegsgericht verurteilte die Angeklagten zu vier Monaten und zu zwei Monaten Die CQimn in]Marohbo. Französische Truppenverstärkung für Marokko . Paris , 24. April. Offiziös wird gemeldet, daß der Mi- n i st e r r a t in seiner am nächsten Sonnabend stattfindenden Sitzung über die Frage der Absendung von V e r- stärkungStruppcn nach Marokko endgültigen Beschluß fassen wird. Im Prinzip sei die Regierung von der Unerläßlichkeit dieser Maßnahme durchaus uberzeugt. Ei» Anschlag gegen de» Sultan . Paris , 24. April. Nach einer Meldung des«Petit Pa- risien" aus Fez hatten die Verschwörer ursprünglich die Absicht, den Sultan nach Rabat abreisen zu lassen, ihn jedoch samt seinem Gefolge auf dem Wege gefangen zu nehmen. Dieser Handstreich sollte das Signal für eine Niedermetzelung sämtlicher Instrukteure und aller Europäer bilden. Nur infolge des vorzeitigen Ausbruches der Meuterei der ASkariS sei dieser Plan nicht zur Ausführung gelangt. Unruhe» im Riffgebiet. Melilla , 24. April. Die Erregung unter den Riffleuten auf dem linken Kertufer scheint stärker zu werden. Gestern abend wurden auf den Bergen Feuer äuge- zündet, um die Kabylen zu Versammlungen zu berufen. Eine von dem Beni Aarain gebildete Harka soll sich anschicken, die FranzosenamUferdesMulujaan zugreifen. Verschiedene Stämme sollen nach Tassa ziehen, um dort eine Zusammenkunft abzuhalten, auf der nach den Aussagen von Eingeborenen vielleicht der Heilige Krieg erklärt werden wird. Fez unter dem Belagerungszustand. Paris , 24. April. Im Einverständnis mit dem Minister- Präsidenten Poincars hat Kriegsminister M i l I e r a n d den GeneralMoinierauf dessen telegraphisches Gesuch hin ermächtigt, über Fez den Belagerungszustand zu verhängen. Wie die friedliche Durchdringung aussieht. Fez, 24. April. Der Sonderberichterstatter der„Agence Havas" iit Fez meldet: Die Kanonade gegen die nördlichen und südöstlichen Befestigungen dauerte am 18. April bis um 4 Uhr nachmittags: das Gewehrfeucr wurde in der Stadt noch länger fortgescht. Die Ulemas und die Vor- nehmen versammelten sich in der Botschaft, um über die Maß- regeln zur Wiederherstellung der Ruhe in der Bevölkerung zu beraten. Die Kaids mehrerer benachbarten Stäinme haben dem Gesandten Regnault ihre Hilfe angeboten. 2 Zivilisten und 4 französische Unteroffiziere, die sich in das Zimmer eines Hotels geflüchtet hatten, haben sich 24 Stunden lang mit Flintenschüssen gegen den Pöbel und die revolutionierenden Askaris, die die Tür des Hotels erbrochen und den Wirt und einen Kapuzinerpater getötet hatten, verteidigt. Elf andere Franzosen, darunter eine Frau mit ihrem Töchterchen, hatten sich auf die Terrasse desselben Hotels geflüchtet: sie wurden durch jene Schützen gedeckt, die de» Zugang zur Treppe ver- hinderten, und konnten mit Hilfe einer alten Eingeborenen fliehen. In der Nacht vom 18. auf den 19. April versuchte der Feind, das Gesa ndtschaftsviertelanzugreifen, er zog sich aber nach kurzem Kugelwechsel zurück. Die r e g e l- rcchtcKauonadc dauerte bis zum Morgen deS 19. April, sie zerstreute die Aufständi'chcn. Gebäude wurden nach Mög- lichkeit geschont. Die Folge der Kanonade und der Ermahnungen der Kaids war eine Beruhigung der Aufständtschen; die Läden wurden allmählich wieder geöffnet. In mehreren TaborS wurde lange, nachdem das Signal zur Empörung gegeben worden war. durch die Jnftruktoren die Ordnung aufrecht. erhalten. In einem Tabor scherrfischer Soldaten, die durch ihre französischen Befehlshaber beruhigt worden waren, begann nach einer Unterredung mit vier marokkanischen Führern die Meuterei von neuem. Zahlreiche Soldaten verschiedener Tabors, die reuig zurückgekommen sind, sind gegenwärtig ge- nieinsam mit dem Kalifat der Paschas und den marokkanischen Garden damit beschäftigt, die Stadt von Aufrührern und Plünderern zu säubern. Die Artillerie fährt fort, die Flüchtigen zu verfolgen. Ocftem�cb. Auslösung des Gemeinderates in Graz . Graz , 24. April. Der Statchalter verfügte gestern die A u f l L s u n g des Grazer Gemeinderates, da die Erledigung des Budgets durch das Verhalten der S o z i a l i st e»r vereitelt wurde. Es lvurde ein R e g i e r u n g s k o in m i s s a r eingesetzt._ Ter Wahlsieg von Villach , den ein Telegramm unserer gestrigen Nummer meldete— der gewählte Genosse heißt nicht Gregor, sondern Gröger und ist Landsparteisekretär und Leiter der kärntnischen Redaktion des Grazer..Arbeiterwillen" in Klagenfurt —• ist um so höher zu werten, als das Mandat von unserem Verstorbellen Genossen Riese sowohl 1307 wie 1310 erst in der Stichwahl geholt worden war. Die nationalistische Hetze überbot sich diesmal und bemühte sich besonders, die klerikalen Bauern für sich zu gewinnen. Man schilderte ihnen den sozialdemokratischen Kandidaten als Vorkämpfer der„glaubenslosen freien Schule"— was deshalb schon sehr erfolg- verheißend war, weil der deutschnationale Kandidat Prof. von Anger er fett Jahren selbst eifrig für die»Freie Schule" tätig gewesen war. An dem glänzenden Wahlsieg haben die wackeren Eisenbahner des großen Knotenpunktes Villach großen Anteil. Lelgien. Vermehrung der Abgeordneten. Brüssel» 24. April. Die Kammer hat cm Gesetz angenommen, durch welches die Anzahl der Sitze in der Kammer um zwanzig und die der Sitze im Senat um zehn erhöht wird. finnwnä. Die Abgeorduetenimmuuität. Wir berichteten kürzlich über die Affäre des Genossen A i- rola, den die Polizei, ungeachtet seiner Eigenschaft als Land- tagsabgordneter, verhaften wollte, damit er eine sechsmonatige Gefängnisstrafe schon jetzt verbüßen sollte. Die Angelegenheit kam auch im finnischen Landtag zur Sprache. Indessen vermochte sich die bürgerliche Mehrheit nicht zu einem klaren Beschluß aufzuraffen und daS Attentat gegen die Abgeordnetenimnmnität sofort abzuwehren. Mit 02 Stimme» gegen 30 wurde die Angelegenheit an die Kommission der Grundgesetze verwiesen. Inzwischen hat der Prokurator des Senate« den Magistrat zu Helsingfors befragt, weshalb das Gerichtsurteil gegen Airola nicht vollstreckt worden sei. Wie die«Nowoje Wremja" meldet, soll Genosse Airola bereits verhaftet und ins Gefängnis geschafft worden sein. Wir geben diese Nachricht mit Vorbehalt wieder, denn selbst unter dem jetzigen Russenkurs in Finnland erscheint es uns kaum glaub- lich, daß die Behörden sich zu einem derartigen Gewaltstreich hergegeben haben. Die Verhaftung eines Abgeordneten während der Session, überdies wegen einer Strafe in einem politischen Prozesse. ist eine Schmach für die gesamte finnische Verwaltung, die den Protest der gesamten Kulturwclt herausfordert. Wenn der finnische Landtag etwas auf seine Ehre hält, muß er sich den Forderiuigeu der russischen Eeivalthaber energisch widersetzen. Jugendbewegung. Die österreichische Jugcudorganisativ». Der Tätigkeitsbericht des Verbandes jugendlicher Arbeiter Oesterreichs an seinen VerbandStag ist ein imposantes Dokument kraftvollen begeisterten Vorwänsitrebens. Der Wiener Parteitag von 1307 hat den Parteigenossen in ElkenntniS der Bedeutung de« nationalistischen und klerikalen WerbenS um die Arbeiterjugend, das mit der Einführung deS gleichen Reichstags- Wahlrechts einsetzte, zur Pflicht gemacht, die Jugendorganisation zu fördern. Und seitdem hat eS der seit 1303 bestehende Verband von 63 auf 306 Ortsgruppen und Zahlstellen zu Ende 1311 gebracht, in denen 8668 Mitglieder verewigt waren. 3736 davon waren Lehr« linge, 1797 GehUfen. 2760 Hilfsarbeiter: 3284 waren im Alter von 14—16 Jahren, 3032 in den, von 17—18 Jahren, 1388 waren 13- bis 21jährig. Die Fluktuation ist allerdings noch groß. Tic Finanzen des Verbandes balancierten 1311 mit über 34 600 Kroneit. Im Zentralsekretariat konnten cirdlich Anstellungen vor- genommen werden. ES sind dort die Genossen SvitanicS und I e n s ch i k tätig. Der internationale Jugendsekretär Ge- noffe Dr. Robert D a n n e b e r g ist Sekretär der Zentralstelle für die Bildringsarbeit der deutsch -österreichischen Partei, er redigiert mit dem Dichter Joses Luitpold Stern da« Verbands- organ. den„Jugendlichen Arbeiter", der immer noch nur als Monatsschrift herauskommt. Besonders stark hat sich die Jugendorganisation in Deutsch - b ö h m e n entwickelt, weil dort dre nationalistischen Arbeiterfeinde und-zeriplitterer mit ihren Sauf- und Krawalloereinen, den Jung- Mannschaften die Arbeiterbewegung auszuhöhlen und zu zermorschen trachten. Die Wahlniederlagen von 1311, die nicht zuletzt der Einfangung der neu herangewachsenen Wähler durch die Jung- inannschaften zuzuschreiben sind, haben diese, von manchen deutsch - böhmischen Kreisorganisationen längst früher gewönne», e Erkenntnis mächtig verbreitet. Namentlich in Westböhmen, dem Karlsbad - Egerer Gebiet steht die Jugendorganisation mächtig da, dort ist ein Genosse direkt für sie angestellt und dort fielen auch die Wahlen glänzend aus. Die deulschböhmischen Einrichtungen werden darum auch überall zum Muster gettommen. DaS Verbandsorgan„Der jugendliche Arbeiter' druckt jetzt schon 16 000 Exemplare und hofft es bald auf 20 000 regelmätzige Auflag« zu bringen. Er gibt öfter Spezialnummern heraus, so über Luftschiffahrt, Eisenbahnen, Militarismus. KlerikaNS- mu». Gewerkschaften, wie denn der Verband die Heranbildung seiner Mitglieder zu tüchtigen Gewerkschaftlern stets für eine seiner Hauptaufgaben hielt. Dafür subventionieren ihn Partei und Gewerkschaft mit insgesamt rund 22 000 Kronen jährlich. Außer dem Kamps gegen de« aus öffentlichen Geldern subventionierte» Jugendsang der Deutschnalionaleit. Ehristlichsozialen und deS Staate»— für den 70000 Kronen jährlich, Geheimerlasse und die Anstellung eines k. k. Jugendhortinipektor» aufgewendet werden, der bereit» die Stiftung von 2 Millionen nach preußischem Muster ver» langt, führt der Verband namentlich in Wien den Kampf gegen schulbehördliche Verfolgungen und für die Reform d e r G e- werbefchulen, gegen den Abend- und SonntagSunt-'xicht und für die Errichtung von GtaatSwerkstätten zur Ersetzung oder zunächst Verbesserung der Meisterlehre. Bezeichnend ist eS jedenfalls, daß das prachtvolle und entsprechend kostspielige ueue ZentralfortbildungLschulgebäude in Wien den ganzen Tag leer steht, um erst am Abend den arbeitSmüden Lehr- Iii, gen die Tore zum Unterricht der erschöpften Nerven zu öffnen. Der Kampf um mehr Jugendschutz wird ebenfalls so wie im Deutschen Reiche geführt und selbstverständlich unterstützen ihn die ReicbSratS- und LandtagSabgeorditeten der Partei in jeder Weise. Die BildungS- arbeit ist sehr umfassend, in Rordböhme» sind jetzt auch schon Jugend- und seit langem RelrutenabschiedSfeiern üblich geworden. Wanderbibliotheken usw. sind in fleißigem Gebrauch. In, neuen VereinSgeietzentwurf wird ein Ausnahmeparagraph gegen die Arbeiterjugendbewegung geplant, auch wird schon jetzt den bürgerlichen Jugeiidorgamsationeii Schieß» nterricht zur Anlockung der jungen Leute gestattet. Aber die Jugendorganisation arbeitet stramm weiter, im Bunde mit der gesamten modernen Ar- beiterbewegung. in freundlichem Zusammenhalt mit den nicht- deutschen Bruderorganisationen. Zu Pfingsten findet der VerbandStag in B o d e n b a ch a. d. Elb« statt. Ihn wird auch die Frage der gemeinsamen Organisation der männlichen und vkit'i'ü.n Arbeiterjugend beschäftigen.
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