Nr. 106. 29. Jahrgang.
55. Sigung. Dienstag, den 7. Mai 1912, nachmittags 1 hr.
Am Bundesratstisch: Ein Regierungskommissar.
Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Beratung der Haushaltsrechnung für die Schußgebiete für das Abg. Noske( Soz.):
Jahr 1909.
Es folgt die Beratung über den Bericht der Geschäfts ordnungskommission über die
Mindeftstärke der Fraktionen.
Fällen ist anders entschieden worden, daher gilt hier der Sag: Die
reichen.
Mittwoch, 8. Mai 1912.
Ausnahme bestätigt die Regel. Die Zulassung zum Seniorentonvent Abg. Dr. v. Laszewski( Pole): Wir halten es für ein Gebot könnte ja anders geregelt werden, als die Zulassung zu den Kom- der Billigkeit, die Schwachen zu schützen. Daher stimmen wir für den Antrag der Reichspartei. missionen. Aber ich will doch daran erinnern, daß die Reformpartei wir für den Antrag der Reichspartei. und die Süddeutsche Volkspartei mit fieben und sechs Mitgliedern tonvent und der Vertretung in Kommissionen muß auseinanderAbg. Dr. Arendt( Rp.): Die Frage der Beteiligung am Seniorenjahrelang in dem Seniorenfonvent mitgewirkt haben, ohne daß sich gehalten werden. Einen Anspruch auf Zulassung zum Unzuträglichkeiten ergeben haben. Auch im preußischen Ab- Seniorentonbent erheben wir nicht. Bisher allerdings Abgehalten sowohl im Seniorenkonvent wie in den Ausschüssen mitgewirkt, und zwar Bereinigung usw., zugezogen, und das ist auch richtig im Intereffe geordnetenhause haben die fechs Sozialdemokraten hat der Geniorentonvent alle fleinen Gruppen, wie die Freifinnige unter Zustimmung der Freunde des Herrn Gröber. Um so erstaunlicher der glatten Abwickelung der Geschäfte des Reichstags. Was die ist die Stellung der Sozialdemokratie zu dieser Frage hier Die Vorlegung der Rechnungen erfolgt immer noch zu spät. fratische Antrag ist ganz unpraktisch, denn die Anzahl der abgegebenen baß der Reichstag seit zwanzig Jahren so verfahren ist, wie unser im Reichstage.( Buruf bei den Sozialdemokraten.) Der sozialdemo- Bulaffung zu den Kommissionen anlangt, so betone ich nochmals, Bu bemängeln ist auch die erhebliche Ueberschreitung des Ansages Stimmen kann gar kein Maßstab für die Stärke der Parteien sein, Antrag es vorschlägt. Das ganze Haus hat auch ein Interesse baran, für Reisekosten, ebenso die wesentliche Ueberschreitung des Etat stimmen ja doch viele sozialdemokratisch, die mit der Sozialdemo- daß die Zusammensetzung der Kommiſſionen genau der Zuſammenpostens für Pensionen. Zur näheren Prüfung beantrage ich die fratie gar nichts zu tun haben. Ich bitte also um Annahme unseres fezung des Hauses entspricht, sonst werden die Kommiſſionsbeschlüſſe Verweisung der Rechnung an die Rechnungsprüfungsfommission. Antrages. im Plenum immer umgeworfen werden. Der jezige Zustand bedeutet Abg. Erzberger( 3.) betont im Gegensatz zum Vorredner, daß Gingegangen ist inzwischen ein Antrag von Normann( t), Reichstages.( Sehr richtig! rechts.) Bermißt habe ich, daß der eine Entrechtung einer erheblichen Zahl von Mitgliedern des die Kolonialverwaltung Anerkennung verdient für die früh im Falle der Ablehnung des Antrages Gamp die Sache an die Reichstages.( Sehr richtig! rechts.) zeitige Vorlegung der Rechnung. Einzelheiten müssen freilich Geschäftsordnungskommission zurückzuberweisen und einst- Abg. Haase den Antrag Albrecht befürwortet hat. Als ich den näher geprüft werden. Die Rechnung geht an die Rechnungsprüfungsanzuerkennen, wenn sie mit den Bugezählten die Bahl 15 er- bas Recht der Minorität eingetreten.( Buruf bei den Sozialweilen die Mitglieder und Hospitanten einer Partei als Fraktion Antrag las, mußte ich denken, was hätte Singer dazu gesagt? 15. auch ebel sehe ich nicht auf seinem Blaze. Beide sind stets für tommission. Abg. Haase( Soz.): demokraten: Als Ihre Freunde dagegen waren!) Was die ReichsDaß die Sozialdemokratie in der Stommission für das Sozialisten- partei früher für eine Stellung eingenommen hat, ist für die jetzige ganz veränderte Situation gleichgültig.( ha! links.) Der gesetz nach der Anregung des Seniorentonvents bertreten sein sollte, Antrag Albrecht ist eine Verlegung des Brinzips der Gleichheit Die Kommission will als Fraktion nur eine Mitgliederbereini erklärt sich aus den besonderen Umständen, daß es sich um ein aller Abgeordneten, feine Durchführung ist ganz unmöglich. Ich gung von mindestens 15 Mitgliedern( Vollmitgliedern und Ausnahmegesez gegen die Sozialdemokratie berufe mich demgegenüber auf die Ausführungen des Abg. Hirsch Hospitanten) gelten lassen. handelte. Aber gerade die Freunde des Herrn v. Gamp haben im Abgeordnetenhause am 2. März d. J.:„ Wir haben Siz Abg. Frhr. v. Gamp( Rp.) beantragt mit Unterstützung der damals die Anregung des Seniorenkonvents miß a chtet und der und Stimme in einer Anzahl von Kommissionen, sind entsprechend Rechten, hinter Hospitanten" noch einzufügen und 8 ugezahlten". Sozialdemokratie feinen Sig in dieser Kommission zu unserer Stärke berücksichtigt und ich kann nur sagen, daß Abg. Mumm( Wirtsch. Vg.) beantragt folgenden 8 usaz zum gebilligt.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ich kann diese Verteilung durchaus gerecht ist. Wenn wir aber Kommissionsantrag: Für die Vertretung in den Kommiffionen gilt Herrn v. Gamp, versichern, daß wir, falls ein Ausnahmegeset in Bukunft nicht mehr in den Kommissionen fizen dürfen, jede Gruppe von mindestens 15 Mitgliedern als Fraktion, wenn sie gegen die Reichspartei vorgeschlagen würde, nicht was wird die Folge sein? Wir werden gezwungen sein, fich zwecks gemeinsamer, einheitlicher Vertretung in den Kommissionen nur dagegen stimmen, sondern auch dafür forgen all' das, was wir in den Kommissionen nicht vorbringen können, im bereinigt. würden, daß die Reichspartei in der Kommission aus- Plenum vorzubringen." Darin hat Herr Hirsch recht, die VerDie Abgg. Albrecht( Soz.) und Genossen beantragen unter giebig bertreten wäre.( Sehr richtig! bei den Sozialdemo- handlungen würden verlängert. Weiter sagte der Abg. Hirsch: Streichung des Wortes" nur" im Kommissionsbeschluß diefem hinzu- fraten.) Hier handelt es sich heute nur um die der Geschäftsord Man fönnte sagen, im Reichstag sei es auch so, dort hat der zufügen: Als Fraktion gilt ferner eine Mitgliedervereinigung, deren nungskommission vorgelegte Frage, was als Fraktion anzusehen ist, Seniorenkonvent beschlossen, daß die Reichspartei nicht mehr als Bartet bei der letzten allgemeinen Wahl mindestens 15 mal so und wenn man dem Sprachgebrauch und den Begriffen nicht Gewalt Fraktion gelten solle. Gewiß, das ist beschlossen, meine Freunde biel gültige Stimmen erhalten hat wie der antun will, so muß man zugeben, daß Personen ohne gemeinsame haben, soviel ich unterrichtet bin, sich diesem Beschluß widersetzt, 397. Zeil aller bei der Wahl abgegebenen gültigen politische oder wirtschaftliche Anschauung, eine Fraktion weil wir eine fleine Partei, und sei es welche Partei auch immer, Stimmen beträgt. bilden tönnen. Die Anträge von Gamp und Mumm, nicht mundtot machen wollen."( hört! hört! rechts) Zum Schluß Berichterstatter Abg. Gröber( 3) gibt einen ausführlichen Be- welche verlangen, daß eine Fraktion auch aus Mitgliedern bestehen sagte Herr Hirsch:„ Sehr gefährlich ist es, wenn das Parlament richt über die Praxis des Reichstages in dieser Frage seit seinem fann, die gar feine politischen und wirtschaftlichen Berührungs- die Geschäftsordnung, die zum Schuße der Minderheit da ist, Bestehen und betont, daß der Beschluß der Kommission an Stelle punkte haben, sind daher ein Nonsens. Die Frage wie die mißbraucht, um die Minderheit zu tnebeln."( Hört! Hört! der bisherigen wandelbaren Pragis einen festen Grundsay Minoritäten bei der Bildung der Kommissionen berücksichtigt werden rechts). Diesen Worten schließe ich mich an.( Bravo rechts.) stellen wolle. sollen, wird die Geschäftsordnungskommission noch zu erledigen Abg. Dr. Müller Meiningen( Bp.): So minoritätsInzwischen ist ein Antrag auf namentliche Abstim haben und dann erst ist die gegebene Zeit und der Ort, alle vorge begeistert habe ich noch nie ein Mitglied der Reichs. mung über den Antrag der Reichspartei eingegangen; die nament brachten Argumente zu prüfen. Wenn überragende Bersönlichkeiten, partei reden hören.( Sehr wahr! links.) Es ist nicht liche Abstimmung soll morgen erfolgen. welche glauben, daß sie infolge ihrer Eigenart so sehr über die richtig, daß die Bragis seit 20 Jahren dieselbe gewesen ist. Und anderen hinausragen, daß fie fich feiner Gemeinschaft anschließen ganz abgesehen davon hat der neu gewählte Reichstag das Recht, tönnen, eine Berücksichtigung in den Kommissionen verlangen, so ist sich eine neue Geschäftsordnung zu geben. ein solcher Anspruch unbegründet.
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Abg. Frhr. v. Gamp( Rp.): Unser Antrag ist von Mitgliedern verschiedener Parteien unterzeichnet, was schon beweist, daß es fich nicht um eine Angelegenheit der Reichspartei allein handelt.( Sehr Abg. Dr. Spahn( 8.) spricht für den Kommissionsbeschluß; er richtig! bei der Reichspartei.) Heute sind 47 Mitglieder des Hauses, Der Antrag v. Normann auf Zurückverweisung der Angelegen- bedeutet nur, daß an dem Seniorenkonvent eine Gruppe erſt teildie auf dem Wirtschaftsprogramm der Rechten, des Zentrums und heit in die Geschäftsordnungskommission ist deswegen bedeutungslos, nehmen darf, wenn sie 15 Mitglieder umfaßt. Die Zusammen. der Nationalliberalen stehen, von jeder Einwirkung auf die weil die Kommission sich ja ohnehin, wenn sie an den betreffenden fetzung der Ausschüsse wird von der Geschäftsordnungskommission Kommissionsverhandlungen ausgeschlossen. Alle Kompromißkandidaten Bunkt kommt, sich mit der Vertretung der Minoritäten in den erst noch geregelt werden. find so von der Hauptarbeit des Reichstags, die heute in den Kom- Stommissionen befassen muß, und es wäre falsch, einen Teil Abg. Dr. Will( Ets.. 8.) unterstützt den Antrag Gamp. Wollte missionen liegt, ausgeschaltet.( Hört! hört!) Die Buzählung der Angelegenheit vorweg zu regeln, lediglich aus Rücksicht auf die man im elsaß - lothringischen Parlament so verfahren, wie hier von zu einer Gruppe sett ja auch immer eine gewisse gemein Reichspartei. Eine solche Ausnahmegefeßgebung können wir in der Kommission vorgeschlagen wird, so würden die Liberalen fame Grundlage in den wirtschaftlichen und politischen feinem Falle billigen.( Bustimmung bei den Sozialdemokraten.) dort keine Vertretung im Seniorentonvent haben.( hört! hört! Anschauungen voraus. Wenn die Volkspartei wieder wie Abg. Kreth( t.): Die Reichspartei legt auf die Bezeichnung als rechts.) früher in drei Gruppen auseinanderfallen sollte, so könnte es Partei Wert nicht des Namens wegen, sondern der Rechte wegen, Abg. Mumm( Wirtsch. Wg.) befürwortet seinen Antrag. leicht kommen, daß keine dieser Gruppen 15 Mitglieder hat. Also vor allem wegen der Teilnahme an den Arbeiten der Kommissionen. Abg. Dr. Jund( natl.): In der Geschäftsordnung ist die Frage die Sache ist von dauernder Bedeutung. Es ist sehr bedauerlich, Nur wegen der unnatürlichen Wahlbündnisse ist die nicht gelöst; deshalb muß der Reichstag einen Grundsatz zu ihrer daß kein schriftlicher Bericht der Kommission vorliegt. Nach dem ge- Reichspartei in so geringer Stärke hier wiedergekehrt, und das kann Regelung aufstellen. Einen solchen Grundfaz schlägt uns die wiz fehr ausführlichen Bericht des Abg. Gröber, der ja wohl bei der Unnatürlichkeit der Wahlbündnisse jeder Partei passieren. Kommission vor, und wir können ihn akzeptieren. Wer nach außen der Vater dieser ganzen Aktion ist, konnte sich der Reichs- Deshalb sollte jede Fraktion an das Sprüchwort denken:" Was du die Verantwortung für die Zugehörigkeit einer Partei ablehnt, kann tag ein eigenes Urteil nicht bilden.( Sehr richtig! rechts.) nicht willst, das dir geschicht, das tu auch feinem andern nicht". ihr auch nicht zugezählt" werden. Er hat nicht angeführt, daß ſeit 1898 fein Fall vor- Wollen Sie dem Antrage der Reichspartei nicht zustimmen, so bitte gekommen ist, wo der Seniorentonvent die Zuzählung nicht ich, unseren Antrag auf Zurückverweisung an die Kommission anzuzugelassen hat.( Hört! hört! rechts.) Nur in ganz wenigen nehmen.
Der Unfug der Zenfur.
Abg. Haase( Soz.):
Herr Arendt bermißte in meinen Ausführungen eine Begrün
Gerade die Objektivität Rosenows ist von Leuten anerkannt er sich aber beschwerdeführend an die Breßkommission gewendet. worden, die unserer Partei durchaus fern stehen. Der bürgerliche Das allergewöhnlichste parteigenössische Anstandsgefühl hätte mun Herausgeber der Dramen Rosenows, Dr. Christian Gaehde, hebt verlangt, daß Genosse Mehring deren Entscheidung abgewartet hätte. Zum Verbot von Rosenows Drama. in seinem Vorwort einmal über das andere hervor, wie hoch Rosenow Aber Genosse Mehring fonnte freilich die Verstopfung seiner poleGenosse Mag Polensgen Iberty, der in Frankfurt a. M. als Dichter über den Parteien stehe, wie es geradezu erstaunlich sei, in mischen Natur so lange nicht aushalten. die imposante und eindrucksvolle Aufführung von Rosenows hinter welchem Grade er sich von jeder Tendenz freigehalten habe. Und der Re Die Abfuhr, die Genosse Sperber dem Genossen Mehring durch laffenem Drama" Die im Schatten leben" geleitet hat, ferent der Frankfurter 8tg." schreibt:" Das Stild ist unzweifelhaft den Nachweis seiner freien Erfindung( was den Massen nicht schreibt uns zu der jüngsten Kulturtat der Jagowiter: das, was man heute ein gutes Volksstück nennt: es schildert mit gefiele, hätte feinen ästhetischen Wert") bereitete, hat gesessen und Unsere bürgerlichen Gegner fönnen sich gar nicht genug tun in fräftigen Pinselstrichen die Schicksale einer Bergmannsfamilie, die in bleibt figen. Die Ausrede, er habe den Inhalt von Sperbers AnVorwürfen, daß wir außerstande feien, die kulturellen Leistungen engen und drückenden, aber immer noch erträglichen Ver- sichten in einen Satz zusammengefaßt, der wörtlich so natürlich nicht der Bourgeoisie vorurteilsfrei anzuerkennen, Daß die Bourgeoisie hältnissen lebt. Das wird ohne die sonst in solchen Stücken be- darin stehen könne, konnte Genosse Mehring nur einem Leserkreise selbst aber und besonders ein Teil der bürgerlichen Bresse ganz un- liebte Rührseligkeit und eigentlich auch ohne über bieten, der von dieser ganzen Sache nichts weiß. fähig ist, den Leistungen der proletarischen Klasse auf fünstlerischem triebene, jedenfalls ohne persönlich gerichtete Sehet noch einmal das Lamm in feiner holden Unschuldsschöne! Gebiete gerecht zu werden, das haben sie wieder einmal in den Be- politische Parteinahme erzählt. Nicht Menschen werden Ach, niemand flatscht dem„ Helden" Beifall in dieser Rolle. fprechungen von Emil Rosenows Drama„ Die im Schatten leben" angeflagt, sondern Zustände. Hell und dunkel werden Doch wartet nur, er hat noch etwas, um seinen Abgang zu berHar erwiesen. Die gleichen Leute, die ohne sonderliche Gemüts- richtig verteilt; die Zeichnung nach dem Leben überzeugt." bessern: er denunziert. tvegung alle paar Wochen morgens beim Staffee von entsetzlichen und selbst der Berichterstatter der Rheinisch- Westf. 8tg."- schäme dich, Menschenopfern lesen, die kapitalistische Profitgier im Bergbau alte Boffin! ist gerecht genug, von der Hauptszene des Werkes zu fordert, entrüsten sich jetzt mit der Zimperlichkeit alter Tanten sagen:" Am Ende hockt die alte Mutter allein über ihrer Bibel. Es darüber, daß ein Dichter fommt und an einem aus wahrhaftigstem ist der einzig erhebende Moment des Dramas und zugleich eine Leben herausgegriffenen Beispiel zeigt, wie eine solche Gruben- fünftlerische Stritit der geschilderten Zustände in schöner tatastrophe verheerend in das Schidsal einer Familie einzugreifen Schlichtheit, ohne aufdringliche Tendenz: wie die Lisa bermag. aufrecht fortschreitet, ganz ins Ungewisse hinaus."
In geradezu empörender Art ist ein anonymer Berichterstatter der Bossischen Zeitung" über das Werk hergefallen. Er schildert Rofenows Arbeit als ein Tendenzwerk der schlechtesten Sorte und denunziert es in schamloser Weise der Zensurbehörde. Und das in einem voltsparteilichen Blatte, das sonst gegen die Benfur anzufämpfen borgibt. Es ist, will man das unbegreifliche Verbot der Behörde überhaupt verstehen, nur denkbar, daß sich der Berliner Bensor durch derartige schiefe und absolut unsubstanziierte Urteile der bürgerlichen Preise hat beeinflussen lassen.
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So erscheint es als völlig undenkbar, daß die Polizeibehörde mit ihrem Verbot durchdringen könnte. Nie ist ein Wert ungerechter vom Arm der Zensur ereilt worden als Rosenows Drama. Hier handelt sich es um eine Schifane schlimmster Art, mit der man die oben mißliebige Freie Volksbühne treffen will. Mit geringerem Unrecht könnte man wirklich Die Weber"," Vor Sonnenaufgang"," Friedensfest", ja den" Fuhrmann Henschel" berbieten. Wäre Rosenows Drama bekannter, als es leider ist, ein Hohngelächter würde die neueste Leistung der Berliner Zensurbehörde empfangen.
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Darüber sprechen wir uns vor einem anderen Forum, Genosse D. Mehring! Humor und Satire.
Kleines Gespräch mit unerwartetem Ausgang. Der Herrgott faß auf Wolkenkissen
und sah sich seine Erde an. Was braust herauf?
Wolkenkahn!
Sieh da, das is'n
Ein Offizier grüßt freundlich lächelnd:
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Jestatten! Schwaben Nr. 41"
" Wir sind nu hier 1"
Wir brachen spielend den Rekord.
( und die Propeller furren fächelnd)-
Was fagen Sie zu unserm Siege?
Wozu? Wir brauchen das zum Kriege?"-
" Bum Krieg? Bum Mord!"
Erlauben Sie, Sie sind zu schwächlich
?"
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Das Bolt?
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Habt ihr so trumme Nacken? Ist denn bei euch das Volk so dumm?" Hier lachte Gott aus vollen Baden. Man tippte um.
Notizen.
Rurt.
Dem Vorgehen des Berliner Zensors möchte ich das seines Frankfurter Kollegen entgegenhalten, der zu mir persönlich in einem Die polemischen Gelüfte des Genossen Mehring wachsen sich nachtelephonischen Gespräch äußerte, er Wert habe das mit gerade zu einer allgemeinen Landplage aus. Genosse Mehring spielt großem Interesse gelesen, sei dadurch zum Nachdenken veranlaßt jegt in der Frankf. Volksstimme" die legte klägliche Rolle, die er als und habe keinerlei Tendenz darin gefunden. Er hat denn auch kein ertappter und überführter Angreifer noch zu spielen hatte er mimt einziges Wort gestrichen. Mit vollem Necht. Denn es findet sich in die verfolgte Unschuld. In dieser Pose ihn zu unterbrechen, hätten Rojenows Drama kein aufreizendes Wort, nirgends drängt sich die wir nicht die geringste Lust, wenn er als Requifiten seiner Insze Weltanschauung des Dichters hervor, er hat aus fünstlerischen Gründen nierung nicht einige neue Univahrheiten auftischte. darauf verzichtet, wozu doch der Anlaß nahe gelegen hätte,- Das Lämmlein, das kein Wasserlein trübte, behauptet natürlich, irgend einen sozialistisch gesinnten Bergarbeiter auftreten zu laffen. unfere notgedrungene Abwehr- wer hätte wohl auch noch Luft, mit Die gewerkschaftliche oder politische Organisation, die Kämpfe der dem Genossen Mehring ohne ernste Ursache sich in etwas einzulaffenArbeiterklasse werden nicht mit einem einzigen Wort gestreift. Ob- fei ein gegen seine Tätigkeit als Feuilleton Redakteur der Neuen jettiver kann man das Leben der Bergarbeiterklasse nicht mehr schildern Beit" gerichteter Artikel gewesen. Die Gloffen, die wir dieser Tätigals Rosenow es getan. Daß er, der naturalistischen Schule treu, feit widmeten, sollten ihm nur zu Gemüte führen, wie wenig Anlaß Theaterchronit. Jm Neuen Bolts- Theater ihre Lebenslage nicht idealistisch verklärt hat, daß er die Dinge der Redakteur dieses Feuilletons in der Neuen Zeit" hätte, sich( Neue freie Wolfsbühne) wird am Freitag, Der Raub der schildert, wie sie sind, das war sein künstlerisches Recht. Wenn das aufs hohe Noß der kritischen Bevormundung zu setzen. Die Abwehr Sabinerinnen" aufgeführt. bei auf die Wohlfahrtseinrichtungen des Unternehmertums fein allzu aber galt einem ebenso unfairen wie unwahren Angriff besagten gutes Licht fällt, so gibt doch der Dichter gerade hier nur die Feuilleton- Redakteurs gegen uns und vor allem unseren Mitarbeiter Birklichkeit wieder. Sollte er fie fälschen, um den Nücken und Sperber. Tücken des Zensors zu entgehen? Er zeichnet in den Gestalten Folgt die zweite unwahrheit. Genosse Mehring hat den Mut, werden. feiner Dichtung Starle und Schwächlinge, Arbeiter und Unternehmer, öffentlich zu behaupten, das Feuilleton des Vorwärts" wäre ihm Gegen den Typhus. Professor Metschnikoff vom religiöse und religiös indifferente Naturen. Aber er verteilt Licht zur Berichtigung tatsächlicher Irrtümer verschlossen worden. Tatsache Pasteur- Institut berichtete an die Pariser Atademie der Wissenund Schatten durchaus gerecht. Seine Proletarier find keineswegs ist, daß eine Einsendung des Genossen Mehring mit dem Bemerken schaften über eine Methode zur Bekämpfung des Unterleibstyphus. Engel, er schildert sie in all ihrer Bedingtheit, mit all ihren zurückgegeben wurde, er möchte eine bestimmte Stelle abändern, Danach werden abgeschwächte Krankheitserreger dem Kranten einSchwächen. Mit welcher Liebe ist die alte Mutter Lüdel gezeichnet, weil wir zu einem Bruch des Redaktionsgeheimnisses die Hand nicht gefprigt und es bilden sich dann in ihm selbst die Schutzstoffe, die bie ihren Trost allein im Kinderglauben findet. bieten tönnten. Das hat Genoffen Mehring nicht beliebt, dafür hat die Typhusbazillen zum Absterben bringen.
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