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Kussel- Bcrlui Kab den Bericht des Ausschusses. Hierauf wurde die Diskussion iiber den Vorstandsbericht eröffnet. Mehrere Redner gingen aüf die Grenzstreitigkeiten mit dem Verbände der Bureauangestellten ein. Sie wandten sich mit großer Entschiedenbeit dagegen, daß der Verband der Bureau angestellten Mitglieder zu gewinnen suche auf einem Gebiet, wo der .HandlungZgehilfenverband seit jeher unbestritten gearbeitet habe Es handele sich um die Angestellten in Versicherungsgesellschaften und in Industriebetrieben. Unter anderem wurde ausgeführt, daß der Verband der Bureauangcstelltcn in Hamburg sogar das Kontor Personal der Konsumgenossenschaft für sich in Anspruch nehme. Ein Redner sagte, wenn der Verband der Bureauangeftellten derart auf das Gebiet des Handlungsgehilfenverbandes übergreife, dann werde der Handlungsgehilfenverband Gegenmaßregeln ergreifen und das Bureaupersonal in den Krankenkassen usw. für sich zu gewinnen suchen. Lehman n, Vertreter des Verbandes der Bureauange- stellten, erklärte, mit demselben Recht wie der Handlungsgehilfen verband könne der Verband der Bureauangeftellten sagen, daß er in Versicherungsgesellschaften und Industriebetrieben seit Jahren Mitglieder habe und auch behalten werde. Von einer Bekämpfung des Handlungsgehilfenverbandes könne keine Rede sein. Wün- schenswert sei eine Zusammenfassung aller Pridatangestellten auf �reigewerkschaftlicher Grundlage. Giebel, der Vorsitzende des Verbandes der Bureauangestellten, betonte, sein Verband habe nicht wie es von anderer Seite hingestellt sei die Verschmelzung beider Verbände zu hintertreiben versucht, aber er meine, daß der Verschmelzung taktische Schwierigkeiten entgegenständen. Er sei deshalb für die Schaffung eines neuen Verbandes aller Pribad angestellten. Die Debatte zeitigte schließlich einen Antrag auf Einleitung von Verhandlungen zur Verschmelzung beider Organisationen. Für den Antrag wurde geltend gemacht, daß die Mitglieder beider Ver- bände da? lebhafteste Bedürfnis nach einer Verschmelzung haben. Es wurde beschlossen, daß der Vorstand mit dem Vorstande der Bureauangeftellten über die Verschmelzung verhandeln soll. Zur Frage der Sonntagsruhe wurde folgende Resolution angenommen: Die achte Generalversammlung des Zentralverbandes der Handlungsgehilfen spricht ihr Befremden darüber aus, daß das ReicbSanit des Innern und die Regierungen der einzelnen Vunoesstaaten den Entwurf eines SonntagSruhegefetzeS für das Handelsgewerbe lediglich den Unternehmern zugänglich gemacht haben. Tie Angestellten müssen diese Nichtbeachtung, die ihnen durch die Behörden zuteil geworden ist, als eine Verletzung ihrer Würde und ihrer Interessen betrachten. Die Angestellten halten sich als Staatsbürger mit den Unternehmern für gleichberechtigt und müssen die Haltung der Behörden, als ob die Angestellten minderen Rechtes und Menschen zweiter Klasse seien, ganz ent- schieden bekämpfen. Die Versammlung richtet daher an daS NcichSamt des Innern daS Ersuchen, Gesetzentwürfe sozialpoli. tischen Inhalts, die den Unternehmern übermittelt werden, min- bestens auch denjenigen Angestelltenverbänden zur Kenntnis zu bringen, die mit dem Kaiserlichen Statistischen Amte in Ver- bindung stehen. Der vom Reichsamt deS Innern veröffentlichte Gesetzentwurf, der für offene Verkaufsstellen eine Arbeitszeit von drei und vier Stunden, für Kontore aber eine solche bis zu zwei Stunden zu- läßt, genügt den Wünschen der Angestellten durchaus nicht. Da der Gesetzentwurf für die Inventur sowie für Notfälle besondere Ausnahmen zulaßt, ist eS erforderlich, daß im übrigen die Sonn- tagsarbeit in Kontoren ganz verboten, in offenen Verkaufsstellen lediglich eine zweistündige Verkaufszeit für Milch, Backwaren, Fleisch und Eis in den frühen Vormittagsstunden zugelassen wird. Diese Regelung würde dem Ergebnis einer Umfrage gleich- kommen, die der Zentralverband der Handlungsgehilfen im Jahre 1909 bei den örtlichen Kartellen der freien Gewerkschaften ve» anstaltet hat. Damals ist von 535 Gewerkschaftskartellen im Namen von mehr als anderthalb Millionen Konsumenten aus Arbcitcrkreisen iile gleiche Forderung aufgestellt worden. Jene Gewerkschaftskartelle sprachen sich dahin auS, daß diese Rege- lung allen berechtigten Ansprüchen der Konsumenten vollauf ge- nügt. Die gutachtlichen Erklärungen der Gewerkschaftskartelle stammen aus allen Gegenden deS Deutschen Reiches, aus allen Bundesstaaten und auS allen Wirtschaftsgebieten, wie auch auS allen Größenklassen der Gemeinden. Damit ist die Durchführbar. kett unserer Wünsche hinlänglich dargetan und wir erwarten, daß, nachdem seit der letzten reichsgesetzlichen Regelung der Sonntags. ruhe im Handelsgewerbe zwei Jahrzehnte verflossen sind, nun- mehr endlich unseren berechtigten Wünschen entsprochen wird." Bezüglich einiger anderer Angelegenheiten, die in der Debatte berührt worden waren, wurden folgende Resolutionen einstimmig angnommen: In vielen Betrieben, die durch Arbeiterinstitutionen geleitet werden, ist bei Einstellung von kaufmännischem Personal mit gutem Erfolge der Arbeitsnachweis unseres Verbandes benutzt worden. Die Generalversammlung bedauert, daß sich einzelne Arbeiterinstitutionen weigern, die gleiche Gepflogenheit zu üben, und gibt der Erwartung Ausdruck, daß fortan die Benutzung unseres Arbeitsnachweise? in allen Betrieben der Arbeiterbe. wcgung allaemein durchgeführt wird." Die Generalversammlung erklärt, daß die in Bayern und anderen deutschen Bundesstaaten eingesetzte» Gehilfenausschüsse an den Handelskammern nicht als Interessenvertretung der Handlungsgehilfen angesehen werden können. ES hat sich ge- zeigt, daß diesen Ausschüssen eine andere al» rein deroratlve Bedeutung nicht zukommt. Die Generalversammlung erwartet, daß überall da, wo Wahlen zu solchen Gehilfenausschüssen statt. finden, die Handlungsgehilfen sich nicht an den Wahlen be- teiligen." In der Debatte wurde erwähnt, daß zwei hervorragende Mit. glieder des kürzlich entstandenen Bundes der kaufmännischen Ange. stellten, obgleich beide der sozialdemokratischen Partei beigetreten sind, fortfahren, für diese Organisation zu agitieren. Einzelne sozialdemokratische Zeitungen hätten daS scharf verurteilt, andere, auch derVorwärts", haben dazu geschwiegen. Zu dieser Ange. Icgenheit wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: Die Generalversammlung bedauert auf daS lebhafteste, daß die Mitglieder der sozialdemolratischen Partei, Dr. Nestriepke und Erich Kuttner , als Angestellte eine? bürgerlichen Verbandes die Interessen der Arbeiterschaft dadurch gröblich schädigen, daß Jie in Wort und Schrift gegen den Anschluß der Handelsange. stellten au die freie Gewerkschaft agitieren. Wesentliche Einwendungen gegen die Tätigkeit de» Borstande« wurden nicht erhoben. Nachdem die Debatte über diesen Punkt erledigt war, folgte die Statuteuberatung. Hierzu hat der Vorstand einen Entwurf vorgelegt, der eine re- daktionelle Umarbeitung des bisherigen Statuts darstellt, aber auch einige Neuerungen vorgeht. Ter Entwurf ist nebst den dazu ein- gereichten Anträgen von einer Kommi'sion dnrchberaten. Namens der Kommission erstattete Meyer- Berlin Bericht und empfahl die Annahme der Vorstandsvorschläge. Die wesentlichste Neue­rung im Statut ist die, daß statt des bisherigen einheitlichen Bei- träges von monatlich 1,20 M. für männliche und 0,80 M. für weib- liche Mitglieder folgende Staffel eingeführt wird: D« Monats- beitrag beträgt bei einem Monatsgehalt unter 40 M. oder einem Wochenlohn unter 9,25 M. 0,60 M., bei 40 bis 70 M. Monatsgehalt oder 9,25 bis 16 M. Wochenlhon 1 M., bei 70 bis 100 M. Monats­gehalt oder 16 bis 23 M. Wochenlohn 1,20 M., bei 100 bis 150 M. Monatsgehalt oder 23 bis 34,50 M. Wochenlohn 1,50 M.. bei mehr als 150 M. Monatsgehalt oder 34,50 M. Wochenlohn 2 M. Die Mitglieder sind berechtigt, einen höheren als den ihrem Gehalt entsprechenden Beitrag zu zahlen und haben dementsprechend An. spruch auf höhere Unterstützungssätze. Tie vorstehende Beitrags. staffel wurde nach längerer Debatte angenommen. Widerspruch fand eine Bestimmung de? Entwurfs, welche sagt, daß Lohnbewe- aungen und Arbeitseinstellungen nur mit Genehmigung deS Ver- bandsvorstandes unternommen werden dürfen und die Genehmi- gung nur erteilt werden darf, wenn 75 Proz. der Beteiligten mit der Bewegung einverstanden sind. Der Widerspruch wurde damit begründet, daß die angeführte Bestimmung die Lohnbewegungen in Warenhäusern und Konsumvereinen oft unmöglich machen würde. Ein Kommissionsmitglied bemerkte dazu, eS sei doch klar, daß der Vorstand bei Lohnbewegungen in Konsumvereinen nicht danach fragen werde, ob auch die letzte Verkäuferin mit der Bewegung einverstanden sei. Lange bemerkte: Ausnahmen gegen das Statut dürfe der Vorstand nicht machen. Schließlich wurde im Einverständnis mit dem Vorstande beschlossen, daß das Einverständ unmittelbar bor den: Erlaß eines russischen GetreideauZfuhrverbotZ noch eine gewaltige Menge russischen Getreides einzuführen, hervor, daß der Getreidehandel doch größere Verdienste habe, als man oft zugeben wolle. Sie vergaß dabei, daß gerade diese Tatsache gezeigt; hat, daß es der russische Handel verstanden hat, dem hungernden russischen Volke noch große Bestände des wichtigsten Nah- rungsmittels unmittelbar vor der Schließung des Ausgangs- toreS zu entziehen: ein Zeichen, wie das Profitintercsse als einzige Triebkraft leicht mit den wichtigsten Lebens- interesien der Völker in Widerspruch gerät. Um solche Fälle künftig zu verhindern und überhaupt die Ausfuhr ins Einvernehmen mit den Erfordernissen der eigenen Volksernährung zu bringen, haben nis von 75 Proz. der Beteiligten nur bei Arbeitseinstellungen, 82 Abgeordnete der Duma einen Gesetzentwurf zur Regelung des aber nicht ohne weiteres bei jeder Lohnbewegung erforderlich sein soll. Die übrigen Teile des Statutenentwurfs wurden arößtcnteils ohne Debatte angenommen. Das neue Statut sieht für die Stellen losenunterstützung Sätze vor, die je nach der Dauer der Mitglied schaft für 6 bis l8 Wochen im Jahre gewährt werden und in der ersten Bcitragslaffe wöchentlich 14 M in der zweiten 10,50 M., in der dritten 7 M., in der vierten 5,60 M., in der fünften 3,50 Mark betragen. Gemaßrcgclte erhalten mindestens das Anderthalb fache der Stellenlosenunterstützung. Umzugsunterstützung wird in Höhe von 15 bis 75 M. gewährt. Krankenunterstützung wird für 4 bis 13 Wochen im Jahre gezahlt, und zwar in der ersten Beitrags- klaffe wöchentlich 7 M., in der zweiten 5,25 M., in der dritten 3,50 M., in der vierten 2,80 M. Sterbegeld wird gewährt in der ersten und zweiten Klasse 50 bis 100 M., in der dritten und vierten Klaffe die Hälfte davon. Das neue Statut tritt am 1. Juli in Kraft. Die Verlegung de? Vorstandes nach Berlin erfolgt am 1. Oktober. Als Verbandsvorsitzender wurde Urban- Berlin einstimmig gewählt. Wiedergewählt wurden, ebenfalls einstimmig, Lange- Hamburg als Redakteur und Wucher- Hamburg als Kassierer. Die übrigen Mitglieder des Verbandsvorstandes werden von der Berliner Mitgliedschaft gewählt. Als Sitz deS Ausschusses wurde Hamburg bestimmt. Nachdem hiermit die Tagesordnung erledigt war, schloß der Vorsitzende Lange den VerbandZtag mit einem Rückblick auf das Ergekmis der Beratungen und einem Hoch auf den Verband. 0 Der internationale Sekretär Fimmen ersucht uns, mitzu­teilen, daß außer den gestern von ihm angeführten Nationen noch Ungarn mit 900 und Kroatien mit 400 Mitgliedern dem Sekretariat angeschlossen sind. Iflordpmeß CrcnWcr. Der Raubmordprozeß Trenkler mußte gestern wegen hoher Schwindsüchtigkeit des Angeklagten vertagt werden, ohne daß die Beweisaufnahme fortgesetzt werden konnte. Voraussichtlich wird die auf heute vertagte Verhandlung auf unbestimmte Zeit vertagt werden.» Pünktlich um 9 Uhr erschien der Gerichtshof, voran der Vor- sitzende, Landgcrichtsdirektor Gayer, im Saal. Der kurz vorher vor- geführte Angeklagte Trenkler machte einen noch kränklicheren Ein- druck wie am ersten Tage. Er machte den Eindruck eines Todes- kandidaten. In seinem sonst wachsbleichen Gesicht brennen zwei rote Flecke, die hektische Röte, daS charakteristische Kennzeichen der galoppierenden Schwindsucht. Er blickte völlig teilnahmslos mit gesenktem Kopfe vor sich hin und kam scheinbar wie aus einer fer- neu Welt wieder zu sich, als der Vorsitzende chn fragt: Angeklagter Trenkler, fühlen Sie sich heute so stark, um der Verhandlung folgen zu können? Angeklagter: Jawohl, ich möchte gern verhaudeln. Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Max Cohn: Ich bin gezwungen, mich in diesem Punkte in einem Gegensatz zu dem Angeklagten zu setzen. Nachdem der Angeklagte gestern mittags und nachmittag? einen Blutsturz bekommen hatte, hat sich ein solcher in schwererer Form wiederholt. Ich glaube deshalb, daß der Angeklagte nicht wesentlich verhandlungsfahig ist. Er hat gestern so stark Blut ge- spieen, daß anzunehmen ist, daß infolge des Blutandranges auch eine allgemeine Störung vorhanden ist. Die Sachverständigen wer- den bestätigen, daß. wenn bei Tuberkuwse ein Blutsturz eintritt, «ine allgemeine Schwächung auch der VerstandeStätigkeit eintritt. Die Verhandlung hat deSI�alb gar keinen Zweck. Ich beantrage deshalb, da der Angeklagte offensichtlich verhandlungsunfähig ist, die ganze Sache auf unbestimmte Zeit zu vertagen. Vielleicht ist der Angeklagte nach Wochen oder Monaten wieder so weit, daß man dann von neuem eine Verhandlung versuchen kann. Borfitzcnder: Ich bitte Herrn Mediznialrat Dr. Hofsmann, sich hierüber zu äußern. Med.-Rat Dr. Hofsmann: Der Angeklagte, den ich aUS Gesängnisarzt wiederholt untersucht habe, hat schon am Freitag und Sonnabend kleine Blutstürze gehabt. Ick glaube ihm, daß er das dringende Verlangen hat, zu verhandeln. Es geht aber nicht, da der Angeklagte gestern abend einen schwereren Blutstnrz erlitten hat. Ich habe aus diesem Grunde schwere Bedenken gegen die Berhandlungsfähigkeit. Gerichtsarzt Dr. Strauch: Ich habe bei dem Angeklagten eine ziemlich vorgeschrittene Lungenschwindsucht festgestellt. Solche Pa- tienten gehören ins Bett, da Lebensgefahr vorhanden ist, wenn Blutstürze hinzukommen. Ich würde empfehlen, daß der Ange- klagte morgen vor der Verhandlung erst von uns Aerzten unter- sucht wird. Wenn die Verhandlung morgen nicht möglich ist, so wird eine Verhandlung auch in längerer Zeit nicht möglich sein. Währenddem bekommt der Angeklagte auf der Anklagebank einen neuen Blutsturz und muß abgeführt werden. Med.-Rat Dr. Stoermer: Für morgen und auch für die weitere Zeit würde eine Verhandlung keinen Zweck haben. Ein derartig starker Blutsturz wie gestern abend läßt daranf schließen, daß ein größeres Lungen- jjefatz beschädigt ist. In solchen Fällen besteht bei den Erkrankten immer eine gewisse Lebensgefahr. Eine weitere Verhandlung würde schließlich den Effekt haben, daß der Angeklagte über kurz oder lang doch völlig zusammenbrechen würde. Nach allen ärztlichen Ersah- rungen kann ich nur darum bitten, daß die Verhandlung überhaupt vertagt werden möge. Eine Unterbrechung auf wenige Tage würde keinen Zweck haben. Solche Lungenblutungen heilen ja manchmal auS durch feste Narbenbildungen, aber es bätte gar keinen Zweck, die Verhandlung in 14 Tagen oder drei Wochen aufzunehmen, denn zu solcher Narbenbildung gebären Monate. Nach meiner besten lleberzeugnng kann in den nächsten Wochen nicht verhandelt werden; ich bitte, uns die Möglichkeit zu geben, den Angeklagten von Zeit zu Zeit zu untersuchen, damit wir dann ein gemeinschaftliches Gut- achten abgeben können. Staatsanwalt Leisering: Es wäre ja sehr bedauerlich, wenn der ganze Aufwand der bisherigen Verhandlung vergeblich gewesen wäre. Ich bitte doch, morgen noch einmal zu ver. sucken, ob verhandelt werden kann. Rechtsanwalt Dr. Max Cohn schließt sich dem Gutachten des Dr. Stoermer an. Medizinalrat Dr. Hofkmann ändert auf Befragen seine vorherige Aeußerung nicht. Da jetzt die ganzen Luftwege mit Blut angefüllt sind, ist die Gefahr vorhanden, daß die von der Krankheit angefressenen Blut- gefäße platzen. Von einer Vertagung bis Donnerstag, wie der Herr Vorsitzende anregt, verspreche er sich nicht viel. Gerichtsarzt Dr. Strauch hat dem nichts weiter hinzuzufügen, betont aber, daß der Angeklagte die letzte Nacht mit Hilfe von Schlafmitteln nur zwei Stunden geschlafen hat. Vorsitzender: Angeklagter, wie stellen Sie sich zu der Sache? Sie möchten wohl zu Ende verhandeln? Angeklagter: Gegenwärtig bin ich nicht imstande zu verhandeln. Nach kurzer Beratung des Gerichtshofes verkündete der Vor- sitzende: Mit Rücksicht auf die gehörten Gutachten wird dir Ver- Handlung auf morgen, Mittwoch, 9 Uhr vertagt. Hus Industrie und ftandel. Der Vorschlag eines staatlichen Getreideausfnhrmonopols. Die.Frankfurter, Zeitung" hob seinerzeit im Anschluß an die Ritteilung, daß eS dm deutschen Getreideimporteuren gelungen sei,. Getreideausfuhrhandcls vorgelegt. Danach soll die Geueideausfuhr ein SiaatSmonopol werden. Jeder Händler soll verpflichtet sein, in die staatlichen Speicher eine bestimnile Menge Getreide zu liefern. Die Ausfuhrmenge und der Preis soll alljährlich vom Parlament festgesetzt werden. Auf diese Art soll in guten Erntejahren für schlechte und Kriegs- jähre vorgesorgt werden. Die Verwaltung der örtlichen Lager und der Verkehr mit den Lieferanten soll Sache der Ortsbehörden sein. Die Zentralvcrwaltung soll einer au? mit der Verwaltung der Lager betrauten kommunalen Körperschaften und der Getreide- börsen' bestehenden Kommission übertragen werden, die außerdem für die Errichtung von Magazinen, die Gestaltung der Eisenbahn- tarife, die Einrichtung eines ans die Vorräte gebauten Kreditsystems usw. zu sorgen hätte. Dazu sollten Kreditpapiere ausgegeben werden, deren Sicherheit die Vorräte und eine gewisse Menge Goldes bilden sollen und die entsprechend der Menge ausgeführten Getreides aus dem Verkehr zurückzuziehen wären. Zweifellos ein weitausschauender Plan, der für die Gesundung der russischen Landwirtschaft von großer Tragweite sein könnte, auch bei der Bedeutung der russischen Getreideausfuhr auf den Weltmarkl großen Einfluß üben würde. Fragt sich nur, ob eS möglich sein würde, die große Milliardenverwaltung vor dem täppischen DefpotismuZ und den diebischen Griffen deS russischen Beamten­tums zu schützen. Jede wirtschaftliche und soziale Reform hat zur Voraussetzung die Beseitigung des kernfaulen und leiner Reform mehr zugänglichen zaristischen Systems. Stahlwcrksverband und Eisenbahn. Mit dem kürzlich verlängerten Stahlwerksverband hat der preußisch-hessische EisenbahnffskuS einen neuen mehrjährigen Lieferungsvertrag abgeschlossen. Die Preise find für Schienen und eiserne Schwellen um zwei Mark gegen den Vertrag von 1909 erhöht worden. Sie stehen mit 116 M. bezw. 107 M. pro Tonne nur wenig unter den Hochkonjunkturpreisen von 1907, die 120 bezw. III M. betrugen. Es muß ausfallen, daß der Vertrag für mehrere Jahre zu Preisen abgeschlossen wird, die zwar der jetzigen günstigen Konjunktur entsprechen mögen, aber in späterer Zeit sicher die Markt- preise übertreffen._ Hus der frauenbexvegung. Frauenkvufercuz in Erfurt . Für den Agitationsbezirk Erkürt fumfassend die vier Thüringer Wahlkreise Erfurt , Mühlhausen , Nordhausen und Heiligenstadt ) wurde am Sonntag in Erfurt die erste Frauenkonferenz abgehalten. Nach den Referaten der Genossin Zietz- Berlin über die Frau im politischen Kampfe und des Genosse» Verkling« Erfurt über die Gestaltung der Agitation wurde ein Antrag angenommen, in dem die praktftche Ausgestaltung der Agitation im Bezirk festgelegt wird. Ein drittes Referat betraf den Frauenwahlrechtstag am 12. Mai. Die Wiederholung ähnlicher Konferenzen wurde für notwendig ge» haltet:, um die Agitation unter den Frauen zu beleben. Zur Beratung der Prostitutionsfrage fordert eine Petition, die dem Reichstage von dem Frankfurter Zweig der Internationalen Abolitionistifchen Föderation überreicht wurde, die Einsetzung einer Kommissson aus sachverständigen Männern und Frauen. Die ge» nannte Vereinigung bezweckt vor allem die Aufhebung der Re» glementierung der Prostimiertett. das heißt der zwangsweisen Vor- ührung und polizeiärztlichen Untersuchung auf geschlechtliche Krank - heilen, da deren Einschränkung auf dem bisher betretenen Wege be» kanntlich nicht gelungen ist. Im Verein für Frauen und Mädchen der Ardeiterklaffe fand am Montagabend ein Erperimentalvorlrag statt:.DaS Stein» kohlengaS im Haushalt." Den Hörern wurde die Ge- winnung de« GafeS bis zur Gebrauchsfertigkeit erklärt, dann feine Zweckmäßigkeit zu Leucht- wie zu Kochzwecken erläutert. Da da» Gas durch Sauberkeit und Beguemlichkcit viel Zeit und Mühe er- pari, so ist vor allem der Arbeiterin, bei der Zeit Geld ist, anzu- raten, von der Gaseinrichtung in ihrem Heim Gebrauch zu machen. Ein aufgestellter GaSautomat bewies, daß fünf Flammen über eine Stunde für 10 Pf. brannten, daß die Hausfrau also für 2 Pf. Heiz- Material eine volle Stunde plätten kann, für Kochzwecke ist das Gas und dazu eine Kochkiste das denlbar billigste. Daun wurde von Herrn Dr. Müller auf die Verwendung und auf den Nährwert der See- fische hingewiesen und praktische Winke für deren Zubereitung gegeben. Während des Vortrages brodelte und kochte es auf den aufgestellten Gasherden. Nach Schluß des Lortrages, dem reicher Beifall gezollt wurde, war ein opulentes Mahl fertig. Suppe. Ge- müse, Kartoffeln, Fisch, Kompot und Kuchen wurden als Kostproben herumgereicht. Billetts a 26 Pf. zur Haus« und WohnungSbau-AuSstellung find von jetzt ab bei Frau Kulicke, Prinzenstr. 102, zu haben. Die Besichtigung des Städtischen Asyls für Obdachlose, Fröbel- straße 15, findet am Sonntag, den 12. Mai, abends 6Va K h r, statt. Treffpunkt im Schulsaale des Asyls. WitternngSübersicht vom 7. Mai ISIS. LtaÜonen ,86 [83 Ii i« Zwwemdi!,7k?Itill Hamburg 1766© Serlin:76c© Frantf.a.M, 768(3© München 7701.3© Wien [766© Wetter �7! mSj 1 wolkig 1 Nebel j 1 bedeckt ; 2 wolkig 4 Regen Zbedeckt Gtatüm« Haparanda n-l. Ii Pn 767 is g* N Petersburg: 765N© Scillh 7633SW Aberdee» 76013 Paris 770j3O S wolkenl 1 bedeckt bNebel 2 wolkig lbedeckt d- i 0 2 13 12 13 Wetterprognose für Mittwoch, de« 8. Mai 1S1». NachtS kühler, am Tage wieder ziemlich warm, vielfach heiter,. veränderlich bei mäßigen südwestlichen Winden: etwas Rege» und Gewitter­neigung. Berliner Wetterdureau. ab« Wasscrftands-Nachrichte» der Landesanstalt für Gewässerluude, mitgeteilt vom Berliner ©ctterbureau. Wasserstand Saale , Grochll» Havel , Spandau ») . Rathenow ») Spree , Spremderg») B-eSkow © e s er, Münden , Minden Rhein , MaximiliauSau . Kaub . Köln Neckar, Heilbron» Main , Hanau Mosel , Trier