We�rreform Serst«Se sich Sei Wunsch Sit fit Ungarn cherrMMnMagnatenclique, das Recht der Völker Ungarns aufdas von der Krone versprochene allgemeineWahlrecht au erdroffeln. Der Redner protestierte sodanngegen die Verwendung der gemeinsamen Armee gegen friedlicheDemonstranten und ersuchte das Präsidium, deswegen bei der Re.gierung zu intervenieren. Ferner verlangte er die E i n st e l l u n gder Beratungen des Wehraus schusses, da in Buda-Pest die Gefahr von M e n sch e n mo r de n bestehe.Der Vizepräsident Pognacnik erklärte, daß er die Vorfällevom menschlichen Standpunkte aus bedauere, es stehe aber demPräsidium kein Einfluß auf die Verwendung des gemeinsamenHeeres zu. Der WehrauSschutz sei auf den 30. Mai einberufenund werde selbst darüber entscheiden, ob er unter den obwaltendenUmständen die Beratungen fortsetzen werde.Das gebrochene Kaiserwort.Wien, 22. Mai.(Eig. Ber.) Eine interessante Sache spieltesich heute im österreichischen WehrauSschuß ab. Genosse Wi-n a r s k i sprach über die Vorgänge in Ungarn und stellte dabei dieMitschuld der Krone an diesen Vorgängen fest. Der Kaiservon Oesterreich und König von Ungarn habe feierlich dieW a h l r e f o r m versprochen. Er habe aber sein Wort ge-brachen.Bei diesen Worten verließ der anwesende Landesverteidigungs-minister G e o r g i den Sitzungssaal. Der Präsident erteilteWinarski einen Ordnungsruf. Nach der Rede Winarskis fand sichd«x LandesverteidigungSmimster wieder ein.-— vDer brave Reichstag.Der Reichstag hat sich bis zum 26. November vertagt.Während in allen anderen Staaten die Parlamente tagenwerden, wird in Deutschland die Regierung ein halbes Jahrlang, befreit von der lästigen Kontrolle der Volksvertretung,nach Belieben schalten und walten. Und diese lange Vor-tagung tritt ein nach einer Session, die kaum mehr als einVierteljahr gedauert hat. Das ist einfach ein Skandal,an dem die Regierung und die bürgerlichen Parteien in gleicherWeise schuld tragen. Systematisch arbeitet die Regierungdarauf hin, den Einfluß des Parlaments dadurch auf dasgeringste Maß zu reduzieren, daß sie ihm einfach keine Zeitzu selbständiger Arbeit läßt. Sie degradiert den Reichstagzu einer reinen Bewilligungsmaschine für Regierungsvorlagen.Das Initiativrecht wird dadurch vollständig vernichtet. Undwährend überall sonst die Tagungen sich ausdehnen, weil derKreis der Aufgaben, die ein Parlament zu erledigenhat, ungeheuer gewachsen ist, sucht Herr v. BethmannH o l l w e g in seiner Bureaukratenfeindschaft gegen die Volks-Vertretung dem Deutschen Reichstag noch mehr die Zeit zu ver-kümmern.Und die bürgerlichen Parteien lassen sich das ruhig ge-fallen. Ja, sie sind noch stolz darauf. Wird doch in ihrerPresse die Arbeitsfähigkeit und der Fleiß des Reichstagesüber den Schellendaus gelobt. Kaum daß man hier und daein Wort des Tadels darüber findet, daß schließlich dieyvichtigsten Dinge im Eilzugstempo erledigt wurden. SchlimmerÄber noch als die Art, wie der Reichstag oft beraten hat, ist.daß er so vieles nicht beraten hat. Eine ganze Unzahl von'Initiativanträgen liegen vor. Der Reichstag hätte sich dienötige Zeit zu ihrer Beratung leicht sichern können,wenn er in die Etatsverhandlungen eine Reihe vonSchwerinstagen eingelegt hätte. Wenn dadurch dieFertigstellung des Etats etwas hinausgezögert wordenwäre" so wäre das Unglück, für das die Regierung allein dieVerantwortung hätte tragen müssen, wirklich nicht so groß gewesen.Statt dessen haben die bürgerlichen Parteien nur die eineSorge gekannt, die Rcgierungsansprüche zu erfüllen, um dannmöglichst rasch Schluß machen zu können. An dieser Haltungträgt vor allem der Widerwille gegen jede Reformtätigkeitschuld. Im Grunde genommen sind die bürgerlichen Parteiendie Vertretung der Satten, deren Kompottschüssel bis an denRand gefüllt ist. Nur ungern und widersprechend, aus Rück-ficht auf die Massen, auf die unter dem gleichen Wah�echtalle Parteien einige Rücksicht nehmen müssen, leisten sie,wenn es nicht anders geht, Reformarbeit, je weniger, destolieber. Diese Abneigung der bürgerlichen Parteien wird nochgefördert durch das D i ä t e n g e s e tz, das nach Art einesPrämienlohnsystems zur Verkürzung der Parlamentszeit bei-trägt. Das Gesetz ist nicht nur entwürdigend für den einzelnen Abgeordneten, den es einer lästigen und oft ungerechtenKontrolle unterwirft, es ist direkt volksschädigend, indemes ein unmittelbares materielles Interesse der Abgeordnetenan der Verkürzung der Parlamentstagung erzeugt hat. Dadie Lust zu Reformen bei den bürgerlichen Parteien nunohnehin schon gering ist und das Diätengesetz gleichsam eineGeldstrafe für die Verlängerung der Tagung bedeutet, so istes kein Wunder, daß der Widerstand der bürgerlichen Parteiengegen die unwürdige Behandlung des Parlaments völligerlahmt ist und die Sozialdemokratie allein gegen die Ver-mehrung der Macht des Reglerungsabsolutismus Protesterhebt. Es wird eine wichtige Aufgabe sein, in der künftigenSession mit aller Energie für die Wahrung des Initiativ-rechts des Reichstags und für eine vermehrte Gründlichkeitder Beratungen einzutreten.Gerade die liberalen Parteien wären verpflichtet, für dasRecht des Reichstags, nach seinem eigenen Willen und nichtnur nach dem der Regierung zu leben, energisch ein-zutreten. Denn das Wahlergebnis hat ihnen ja eineentscheidende Rolle im Parlament zugewiesen. Wenn sie nurwollen, können sie die oft versprochenen Reformen nunendlich durchsetzen, da ihnen dabei die Hilfe der Sozial-demokratie gewiß wäre. Aber die politische EntWickelung, diesich im Reichstag bisher vollzogen hat. gibt für solche Hoff-nungen wenig Raum. Wie ein Märchen aus verklungenenZeiten lesen sich heute die Schilderungen von der WahlScheidemanns zum Vizepräsidenten mit Hilfe derNationalliberalen.- Der Schluß der Session stand viel mehrunter dem Zeichen der Bethmannschen Sammlungspolitik, alsunter dem des Gegensatzes zwischen Schwarzblauen undLiberalen. Das Schwergewicht der 4'/« Millionen Stimmendrückt eben bei den Nationalliberalen jede selbständige Regungnieder. Mit den Konservativen zusammen haben sie vorallem dem persönlichen Regiment die Mauergemacht und wacker mitgeholfen bei der lächerlichen Eni-Mtungskomödie. die die treffende Kennzeichnung des preußischenSystems und der infamen Dreiklassenschmach freilich in ihrerWirkung auf die Massen des arbeitenden Volkes nicht imgeringsten beeinträchtigen konnte.Und auf dem Wege zur Sammlung finden wtr dieNationalliberalen auch bei der Steuerfrage. Nicht nur,daß sie sich den Schwindel ruhig gefallen ließen, der mit derStreckung des Budgets getrieben worden ist, nicht nur daßsie dem anderen Schwindel mit der angeblichen Aufhebungder Liebesgabe ihre Zustimmung erteilten, so haben sie sichauch mit dem Zentrum über die künftige Steuerpolitik ge-einigt.� Der Sinn des Antrages Bassermann-Erzberger ist jagar kein anderer, als die Beseitigung des Erisapfels, den derAntrag auf Einführung der Erbschaftssteuer unter die bürger-lichen Parteien geworfen hat.Die Nationallberalen geben die Erb-schaftssteuer preis zugunsten einer Besitzbesteuerung,unter der alles Mögliche verstanden werden kann,nur kaum eine wirkliche und gleichmäßig gerechteHeranziehung des Besitzes. Denn wenn auch die National-liberalen versichern, sie hätten den Schwarzen ja nur denkleinen Finger gegeben, so ist das Zentrum Teufel genug,um sich zur gegebenen Zeit der ganzen Hand zu bemächtigen.Für das Versprechen der Besitzsteuer haben die National-liberalen aber außerdem noch ihre Bereitwilligkeit zu erkennengegeben, der Verschiebung der Zucker st euer-e r m ä ß i g u n g auf weitere zwei Jahre zuzustimmen. Damitwürden etwa hundert Millionen aus der Tasche der Armengezogen und zur Deckung der Heeresvorlagen verwendetwerden, entgegen den feierlichen Versprechungen, diedie Nationalliberalen und die anderen bürgerlichenParteien im Wahlkampfe gegeben haben. Es willauch nichts dagegen besagen, daß die Nationalliberalenschließlich auch der Forderung auf Einführung der Erbschafts-steuer zugestimmt haben. Denn das ist ein r e i n p l a t o-nischer Beschlutz, und wer Nationalliberale kennt, kannkeinen Augenblick daran zweifeln, daß sie zuletzt die Forde-rung der Erbschaftssteuer verraten werden. Sie wolleneben zurück, zurück um jeden Preis an die Seite der Konser-vativen und des Zentrums, so wie es die GeldgewaltigenRheinland-Westfalens kommandiert haben. Herr B a s s e r-mann hat sich eine Zeitlang gesträubt, aber zuletzt muß erdoch so tanzen wie jene pfeifen. Als gezähmter Tanzbär derSchwerindustrie endet, was eine kurze Zeit den Löwen desFortschritts gemimt hat.Wir Sozialdemokraten sind die letzten, die bon dieserEntWickelung überrascht oder enttäuscht werden. Gerade des-halb aber war es wichtig, daß der Liberalismus indiesem Reichstag denAusschlag geben kann: denn nurdadurch kann unzweideutig auch vor seinen eigenen Wählernseine Verantwortung klargestellt werden. Daß die National-liberalen Verrat begehen werden an den Versprechungen, diesie im Wahlkampf gegeben haben, war freilich vorauszusehen.Denn die Nationalliberalen, über die das Großkapital un-bedingt dieHerrschaft führt, sind ja diePartei par excellencedes Imperialismus. Und nur ein träumender Ideologe kannmeinen, daß Imperialismus mit sozialem, kulturellem oderdemokratischem Fortschritt vereinbar ist. Umgekehrt sehenwir den Imperialismus, wie er es seiner Natur nach garnicht anders kann, überall die Reaktion stärken, den Geistder Gewalttätigkeit und der Unterdrückung in der inneren wiein der auswärtigen Politik fördern und so das schlimmsteHemmnis jeder fortschreitenden EntWickelung darstellen.Und im Zeichen des Imperialismus haben sie sich im Reichs-tage gefynden, die Konservativen, die Klerikalen, die Na-tionalliberalen und auch die Fortschrittler. � Im Kampf gegenMilitarismus und Marinismus unterscheiden sich die Fort-schrittler heute in nichts mehr von den anderen bürgerlichenParteien. Ja, man kann sagen, daß in keinem anderenLande die Liberalen so völlig jede oppositionelle Regung gegenden R�istungswahnsinn aufgegeben haben wie in Deutschland.Die deutsche auswärtige Politik ist voller Gefahren, und dasWettrüsten stellt immer mehr den Frieden in Frage. Abereine bürgerliche Opposition existiert nicht mehr. Die Sozialdemokratie ist die einzige Partei, die den Frieden nicht bloßim Munde führt, sondern auch durch die Tat für ihn eintritt,während die bürgerlichen Parteien insgesamt dieser gefährlichen Politik zustimmen und für die Folgen die Verant-wortung werden tragen müssen. Die imperialistische Politikbeherrscht aber in immer höherem Maße das gesamte politischeDenken unserer Bourgeoisie, und da sie darin einig sind, istes kein Wunder, daß die Nationalliberalen�so rasch zu denSchwarzblauen zurückgefunden haben. Sie wollen sichsammeln, und deshalb soll der Steuerstreit aus der Welt ge-schafft werden. Sie wollen sich sammeln, und deshalb be-nutzten sie die Uebergriffe des persönlichen Regiments, um dieSozialdemokratie anzufallen, statt gegen die Verfassung�-widrigen Drohungen ihre Pflicht zu tun. Freilich, diesmalhandelte es sich ja auch nur um einen Angriff auf die ver-fassungsmäßigen Rechte des deutschen Volkes und nicht wie1968 oder auch wie bei der Marokkokampagne der alldeutschenBlätter gegen Wilhelm II. um die auswärtige Politik. DerSchutz der deutschen Verfassung ist eben den bürgerlichen Par-teien weniger wichtig als die iinperialistischen Interessen.Unter diesen Umständen ist es nicht zu verwundern, daßder Reichstag wenig geleistet hat für die Interessen desVolkes. Durch die Geschäftsordnungsreformhat er sein Kontrollrecht etwas wirksamer gestaltet, und diekleine S t r a f g e s e tz n o v e l l e hat mit einigen unerträg-lich gewordenen Härten aufgeräumt und einige nützliche neueSchutzbestimmungen geschaffen� Das übrige war Erledigungder Regierungsvorlagen.Uns Sozialdemokraten aber hat dieser Reichstag guteGelegenheit gegeben zur Aufklärung der Massen. Die So-zialdemokratie, die die liberale Presse nach den Wahlen nurals einen Bestandteil der..Linkenmajorität" ansprechenwollte, stand zuletzt in ihrem Kampfe gegen den Mili-tarismus und Marinismus, in ihrem Kampfe gegen daspersönliche Regiment allein. Aber diese Isolierung im Par-lament ist wahrhaftig nicht ihre Isolierung im deutschenVolke. Im Gegenteil! Je unfähiger sich der Liberalismuserweist, in diesem Reichstag, in dem er den entscheidendenAusschlag gibt, den stürmischen Wunsch des deutschen Volkesnach Erweiterung seiner politischen Rechte, nach Fortfuhrungder Sozialreform, nach einer stetigen auswärtigen Friedens-Politik zu erfüllen, desto mehr schwellen unsere Reihen an, destorascher wachsen unsere Kämpfcrscharen. Manchen Plan derReaktion haben schon die Januarwahlen zerstört. Was imalten Reichstag eine Gefahr schien, was Herr von Bethmannschon als Gesetz angekündigt hatte, davon ist in diesem Reichs-tag kaum mehr die Rede gewesen, und als die Konservativenden Schutz der Arbeitswilligen forderten, fand dieser Antragnur 63 gegen 275 Stimmen, wobei unter den 63 auch die derNationalliberalen B a r t l i n g und B ö t t g e r waren. Jeweniger der Reichstag aber positive Arbeit für den sozialenund politischen Fortschritt leisten wird, desto rascher wird indem deutschen Volke die Einsicht wachsen, daß die Lohre des12. Januar noch nicht eindringlich genug war, daß 1 1 6 S o-zial dem okraten noch zuwenig sind.Der Reichstag ist vertagt, aber nicht unsere politischeArbeit. Wir werdftt die Felk nußSfl zür AgrMicm flftSganisation. Und unsere Arbeit wird nicht vergeblich sein.Sie fudasrolle des Zentrums.Wir haben gestern bereits festgestellt, daß Deine andere Parteials das Zentrum die Verantwortung dafür trägt, daß der fort-schrittliche Antrag auf Einführung des direkten und geheimenWahlrechts im Dreiklassenparlanrent abgelehnt wurde, trotzdeiudafür nach den programmatischen Erklärungen der Parteien eineMajorität gegeben erschien. Denn die Mehrheit der National-liberalen, des Zentrums, der Freisinnigen, Sozialdemokraten,Polen und Dänen beträgt 230 Mitglieder gegenüber 213 Mit-gliedern der Konservativen und Freikonservatven. Daß trotzdemder fortschrittliche Antrag mit 30 Stimmen Majorität auf feitender Konservativen und Freikonservativen abgelehnt werdenkcmnte, ist in erster Linie dem Zentrum zu verdankend Denn,wie schon festgenagelt, fehlten von dem Zentrum 4 3 Mit-glieder und davon 33 Mitglieder unentschuldigt!Wären also nur die unentschuldigt ferngebliebenen Mit-glieder des Zentrums zurStelle gewesen, so wäre die glatteAnnahme des Antrags auf Einführung des direkten undgeheimen Wahlrechts für Preußen erfolgt!Gegenüber der ungeheuerlichen Pflichtvergessenheit des Zentrums tritt daS Pflichtgefühl der Konservativen und Frei-konservativen um so drastischer hervor. Denn von den Kon-servativen und Freikonservativen hat bei der Abstimmung auchnicht ein einziges Mitglied ohne Entschuldigunggefehlt! Auch das ist ein Beweis dafür, daß es sich bei der skanda-lösen Sitzungsschwänzerei des Zentrums bei so einer eminentwichtigen Frage nicht um einen Zufall gehandelt habenkann, sondern nur um eine bewußte Durchkreuzung deS fortschrittlichen Antrages. Denn so gut, wie die Konservativen undFreikonservativen mindestens zehn Tage vorher überden Termin der namentlichen Abstimmung über die Wahlrechts-frage unterrichtet waren und danach ihre Vorkehrungen trafen,waren natürlich auch die Herren vom Zentrum davon unter-richtet! Aber sie wollten eben ihre Mitglieder nicht zusammen?trommeln, um, ja nicht für ihre programmatische Forderung ein-treten und damit dem Junkertum einen Tort antunzu müssen!Neben dem Zentrum waren auch die Nationallibe-r a l e n recht ungenügend vertreten. Fehlten doch von den National-liberalen ohne Entschuldigung 12 Abgeordnete und ein Hospitant.Nämlich die Abgg. Dr. Beumer. Dr. Görik, Haarmvnn, Heye,Klußmann, Knupe, Dr. Levy, Dr. MartenS-Osterholz, Meyer zuJerrendorf, Sieg, Westermann, Wolff-Biebrich und der Hospitantv. Schubert.Von der Fortschrittlichen Volkspartei fehlten dreiMitglieder, darunter der inzwischen verstorbene Mgeordnete Pelta-söhn. Von den Polen war der Abgeordnete Kapitza der Abstimmungohne Entschuldigung ferngeblieben. Von den sechsSozialdemokraten fehlte bei der Abstimmung natürlichnicht ein einziger.Wir haben schon ausgeführt, daß auch die Nationalliberalenan dem kläglichen Ausgang der letzten Wahlrechtsverhandlungkeineswegs ohne Schuld seien. Aber wir fügten gleich hinzu, daßja auch den Vertretern dcr rheinisch-westfalischen Schlotbaron« undScharfmacher selbst nur für das geheime und direkte Wahlrechtnur eine platonische Freundschaft zuzutrauen geweseni sei.Daß hingegen bei der Abstimmung über die wichtigste Frage, die iüdieser Session überhaupt stattgefunden hat, vom Zentrum ciüweit größerer Prozentsatz, unentschuldigt durchAbwesenheit glänzte als bei den Nationallibe-ralen, trotzdem das Zentrum doch seinem Programm nachnicht nur für daS direkte und geheime, sondern auch für dasvollständig gleiche Wahlrecht einzutreten behauptet, dasverdient immer von neuem wieder an den Schandpfahl geschlagenzu werden!ver Krieg.Ein russisch-türkischer Zwischenfall.Konstantinopel, 23. Mai. Ein früherer Angestellter deS italie-nischen Konsulats, der wegen Spionageverdachts von der Polizeiverhastet worden war, wurde gestern abend nach Stambul über-geführt. Vor der russischen Botschaft angekommen, gelanges ihm, sich in das Gebäude zu flüchten. Der ihn eskortierend«Polizeiagent wollte ebenfalls in daS Botschaftsgebäude eintreten,um den Italiener festzunehmen, der Türhüter verwehrte ihm jedochden Zutritt.Eine amtliche Kundgebung über den Albaner-Aufstand.Konstantinopel, 23. Mai. Ein Kommunique betreffenddie Ereignisse in Albanien besagt: Im Augenblicke, alsdie Pforte eine Kommission unter dem Minister des Innern cnt-sandte, um in den Wilajets Skutari und Kossowo Reformen ein-zuführen, haben albanische Chefs, die stets daS Volk irrezuführenund ihre eigenen Interessen zu sichern trachten, sowie ehemaligeLieferanten wie Hassan Bcy und Zeinullah, Ansammlungen inKazas, Jpek und Djakowa angestiftet, indem sie zum Schein denBau von Straßen, Schulen, Telegraphenämtern und Gendarmerie-Wachthäusern zu verhindern trachten. Ihr wirkliches Ziel war.ungesetzliche Forderungen vorzubringen. Da jede Forderung, diesich nicht im Nahmen der von der Verfassung gewährleisteten Rechtebewegt, zumal wenn die Forderung von einer bewaffneten Ansamm-lung erhoben wird, unzulässig und sträflich ist. wurde beschloffen.die fünf oder sechs Aufwiegler strenge zu verfolgen und die Bewc-gung zu unterdrücken. Das Kommunique gibt einen Ueberblicküber die Ereignisse und fügt hinzu, cs sei erwiesen, daß HassanBey und Zeinullah sich den Ausständischen angeschlossen haben undes seien die nötigen Weisungen ergangen, um die Aufständischenzu zerstreuen und die Ordnung wieder herzustellen.politifcbe Oeberticbt.Berlin, den 23. Mai 1912.Kehraus im Junkerparlament.Ende schlecht, alles schlecht! Mit diesen Wortm unseresGenossen Liebknecht ist die Arbeit, die das Junkerparlameutam Donnerstag verrichtet hat, vielleicht etwas scharf, aberzutreffend gekennzeichnet. Zwei Gesetzentwürfen hat es nochschnell seine Sanktion erteilt, Gesetzentwürfen, die echt junker-lichen Geist atmen.Zunächst stand der Gesetzentwurf über Stärkungdes Deutschtums in einigen Landesteilen, da» sogen.Besitzbefestigungsgesetz, in dritter Lesung� zur Beratung.Weniger interessant als die sachliche Debatte, in der von denGegnern der Vorlage, ganz besonders von dem Zentrums-abgeordneten Marx nochmals auf den Vorstoß gegen dasFreizllgigkeitsgesetz und gegen die Verfassung hingewiesen