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!lt.l24. 29. eiiage des Jsmiils" Knlmer WIKsdlR Mas, Zl. U«i lSlZ> ver erste Parteitag Ser. S. P. M-mchrster, 27, Mai 1912.(Ctg. Ber.) Zweiter Tag. Die SonntagSsitzung des Parteitages nahm einen sehr stürmi- scheu Perlauf. Drei oder vier Delegierte, die sich den Anordnungen deS Präsidenten durchaus nicht fügen wollten, hielten die Versamm- lung in beständiger Aufregung. Es fehlte nicht viel daran, so wäre einer der fliuhe, türer van der Sitzung ausgeschlossen worden. Als Gast hatte sich Genosse Haberland eingefunden, der die Grüße der tschechischen Sozialdemokratie sSeparatisten) überbrachte. ES waren Begrüßungsschreiben eingelaufen vom Internationalen Bureau und von der deutschen , französischen, italienischen, nor- wcgischen, dänischen, serbischen und ungarischen Partei. Die Bot- schafl von Ungarn löste große Begeisterung aus. Es wurde so- gleich beschlossen, ein Telegramm nach Budapest zu schicken, um den ungarischen Genossen in ihrem Kampfe Glück zu wünschen. Als nächster Punkt der Tagesordnung wurden eine Reihe Thesen diskutiert, um die Anschauungen der neuen Partei über gewisse Themata festzustellen. Genosse Queich besprach das Thema .Der Sozialismus und der Patriotismus". Er führt aus, daß der Sozialismus international, aber nicht anti- national sei. Antinational sei hingegen der Jmperialismas, der den Rationen da» Recht der Selbständigkeit streitig mache. Wenn der Sozialist für die Selbständigkeit der Aegypter,' der Jndier und der Bnren eintrete, müsse er auch bereit sein, die Selbständigkeit seines eigenen Landes zu verleidigen. Zu diesem Zwecke müsse an die Stelle des bestehenden Berufsheeres, das für den Angriff und die Unterdrückung der eigenen Bolksgenossen bestimmt sei, eine Miliz treten. Gallagha(Paisley) bekämpft diese Anschauungen. Wir müssen dem landläufigen Sinn der Worte in der Praxis Rechnung tragen und im landläufigen Sinn ist Patriotismus gleichbedeutend mit Militarismus und Jmperiolismus. Daher kann der Sozialist kein Patriot sein. Was die Bürgerwehr anlangt, so besteht keine Aussicht, sie zu schaffen, ehe nicht die Arbeiterschaft die Zügel der Regierung ergriffen. Ferner dient das Heer weniger zur Per- teidigung unseres Landes als die Flotte. Man müßte daher auch da« Milizshstem für die Flotte fordern, und daran denkt doch wohl niemand. Wir sollte» den Patriotismus links liegen lassen, denn er führt uns nur in den Morast des Imperialismus. Ein Delegierter von West-Ham kritisiert die Forderung der Miliz und meint, diese Propaganda liefere nur Wasser auf die Mühle der Militaristen wie Lord Roderts, die di» allgemeine Wehr- Pflicht nach kontinentalem Muster einzuführen gedenken. Russell Smart: Ick war früher ein Anbänger des passiven Widerstandes gegen den Militarismus und des Generalstreiks. Ich bin aber zur Bürgerwehr bekehrt worden. Die Miliz ist nicht eine Erweiterung unseres militärischen Systems, sondern em Ersatz für den Militarismus; sie dient der Verteidigung des Landes, ohne zu Angriffszwecken benutzt werden zu können. Mit 83 gegen K5 Stimmen nimmt der Parteitag die von Queich entwickelten Thesen als Richtschnur für die Partei an. Irving iBurnley) entwickelt dann in gleicher Weise das Schulprogramm der Partei, das nach kurzer Debatte angenommen wird. Eine lange Debatte entspinnt sich über die Frage des Anschlusses der B. S. P. an das Internationale Bureau. Queich berichtet über diese Frage, setzt die Ztlsammenfetzuug des Bureaus und der englischen Sektion auseinander und erklärt, daß sich die Partei entweder durch die englische Sektion wie die alte S. D. P. dem Bureau anschließen könnte, oder direkt oder überhaupt nicht. Er befürwortet den ersten Weg. H y n d m a n spricht für den direkten Anschluß. Die Verteilung der Stimmen in der englischen Sektion ist ungerecht. Unter dem berrschcnden System hat z. B. die J. L. P. nicht nur direkt 4 Stimmen; sie findet auch Vertretung durch die Stimmen der Arbeiterpartei. Die S. D. P. wurde bei jeder Gelegenheit niedergestimmt und von allen Posten ausgeschlossen. S r o k s S fWest Ham); Ich bin für den indirekten Anschluß durch die englische Sektion. Die englische Sektion des Jnter- nationalen Bureaus ist das einzige Bindeglied zwischen den verschiedenen Teilen des britischen Sozialismus. Schließlich werden wir doch alle zusammenkommen müssen und dann wird es gut sein, wenn wir in der englischen Sektion vertreten sind. H u n t e r Watts: Unsere Anwesenheit in der englischen kleines feuilleton. Wilbnr Wright f. In Dayton (Ohio ) ist Wilbur Wright am 30. Mai im Alier von 45 Jahre» an Typhus gestorben. Mit ihm ist ein Mann aus dem Leben geschieden, der durch sein Werk einen unvergänglichen Anstoß zur Fortentwickelung der Kultur gegeben hat, der wirklich von sich das stolze Wort sagen konnte, daß er durch seine Tat der Menschheit Perspektiven eröffnet, deren Verwirklichung sie vor ihin nur in kühnen Träumen geahnt. Der Mann, der als Erster geflogen ist. dieser Eroberer im Reich der Lust, war zugleich der echte Typus des moderne» Erfinders, nüchtern, kritisch, schweigsam, unempfänglich für äußere Ehren. Den Ruhm, den er mit seinem Bruder Orville teilte, hähle er ihm gern ganz abgetreten. Aber dieser Ruhm gebührt im wesentlichen ihm allein. Wie in ihm und dem Bruder das Flugproblem vom kindischen Spiel allmählich zum Lebenszweck aufwuchs, hatte er in einem Selbstbekenntnis erzählt.,.Im Spätherbst 1878 kam unser Vater eines Tages nach Hause, er hielt einen Gegenstand in der Hand, und ehe wir ihn erkennen konnten, warf er das kleine Gerät in die Luft. Es fiel nicht zur Erde nieder, es flog durch da« Zimmer, stieß an die Decke, und erst nach einer Weile sank es zu Boden. Ein kleines Spielzeug, war eS, eine Art Flugmaschine mit Schrauben. Wir tauften es dieFledermaus". So ein zarles Spielzeug war schnell zerstört: aber die Erinnerung wirkte fort. Einige Jahre später begannen wir dieseFledermäuse" selbst zu konstruieren. Aber zu unserem Erstannen fanden wir, je größer das Ding wurde, um so schlechter flog es. Wir wußten nichts davon, daß nur eine Verdoppelung der Flächen elloa eine Verachtfackung der Kraft erforderte. Wir verloren die Lust und zogen es vor. unsere Drachen steigen zu lassen. Allein als wir älter ivurden, begann dieFledermaus"»ns wieder zu be- schäftigen." Den Anstoß zu dieser Aufnahme des Flugproblems gab der tragische Tod Otto L i l i e n t h a l s, i» dem Wilbur Wright seinen Lehrer und Vorgänger verehrte.Die kurze Notiz seines Todes im Jahre 1393", so erzählt Wilbur.fachte mein passives Interesse wieder an und veranlaßte mich, ein Buch überTier- Mechanismen" von Pros. Marey ans meinem Büchergestell zu nehmen, das ich bereits wiederholt gelesen hatte. Seit dieser Zeit fand ich mich gedrängt, mehr derartige Werke zu lesen, und als meinen Bruder Orville ein gleiches Jntercffe ergriff, gingen wir bald vom Lesen zum Denken und schließlich zum Handeln Über. Der Haupt- grund. weshalb das Problem ungelöst blieb, schien mir darin zu liegen, daß nicht einer bisher zureichende praktische Erfahrungen ge- sammelt hatte." Mit genialem Blick hatte Wilbur die Bedeutimg der Lilienthalschen Gleitflüge erkannt und verschaffte sich mm mit unermüdlicher Ausdauer die nötige Uebung und Praxis darin. Erst nach vielen Hunderten von Gleilstügen, als er i» den Jahren 1900 bis 1903 die Sicherheit beim Fliegen erlangt hatte, rüstete Wilbur Wright die Gleitmaschine mit einem Motor aus und erfand so den flugfähigen Drachenflieger, durch den nun d«s Flugproblem praktisch aelöst war. Sektion wird nur GuteS schaffen. Wenn wir den direkten Anschluß verlangten, würde es den Anschein erwecken, daß wir nicht die Einig- keit, sondern Streit wünschen. Irving: Was mich anlangt, so wünsche ich, die Kluft, die uns von der Arbeiterpartei trennt, zu überbrücken und die Arbeiter- Partei dem Sozialismus zuzuführen. Aber ich bin nicht um das Wohlergehen der Arbeiterpartei besorgt, sondern um den Vorteil unserer eigene» Partei. Man hat uns in der englischen Sekrion von allen Posten ausgeschlossen. Das muß geändert werden. Wir müssen uns direkt an das Internationale Bureau wenden und es bitten, vermittelnd einzugreife». Die Sozialisten und die Gewerkschaftler sollten in der Sektion dieselben Rechte genießen. Ouinn-Lehton spricht für den direkten Anschluß und verlangt eine reinliche Scheidung zwischen den Sozialisten und den liberalen Arbeitervertretern der Arbeiterpartei. Der direkte Anschluß an das Internationale Bureau wird mit großer Mehrheit beschlossen. Eine Resolution, in der das allgemeine, gleiche Wahl- recht für beide Geschlechter verlangt und Protest gegen die Verfolgung der Frauenstinimrechtlerinnen erhoben wird, gelangt alsdann zur Annahme. Auch legt der Parteitag Protest ein gegen die Bestrafung T o m M a n n s, der den Soldaten nur zugerufen habe, ihrer Pflicht als Bürger eingedenk zu sein. Eine weitere Resolution begrüßt das Erscheinen des.Daily Herald". Der Antragsteller erwähnt, daß die Verwaltung des Blattes die Partei eingeladen habe, den.Daily Herald" als offizielles Organ zu benützen. Der Gcnoffe S e e d s, Sekretär des.Daily Herald", der als Delegierter anwesend ist, führt aus: Man hat die Mär verbreitet, derDaily Herald" werde bald wieder eingehen. Aber der»Daily Herald" denkt gar nicht ans Sterben. Wir haben zwar kein großes Kapital, aber wir haben begeisterte Anhänger. Von allen Seiten wird uns freiwillige Hilfe angeboten. Es ist erstaunlich, wie uns alle Seltionen der Arbeiterbewegung zur Hilfe kommen. Das Unter- nehmen ist eine Genoffenschaft und kann daher sein Kapital stets ver- mehren. Die Mitgliedschaften der B. S. P. sollten Anteile in der Genoffenschaft erwerben. Eine Menge Mitgliedschaften find schon mit gulem Beispiel vorangegangen. Die Resolution wird unter lautem Beifall gegen 2 oder 3 Stimmen angenommen. Bei der Wahl des Borstandes wird H h n d m a n wieder als Vorsitzender mit beratender Stimme einstimmig gewählt. ES werden 234 Stimmzettel abgegeben. Gewählt sind die Genoffen Ouelch (161 Stimmen), Hall(159). Ben T i l l e t(153), Irving(148), F a i re h i ld(143), Russell Smart(130), Genossin Kah an (96), Genossen Pastor Rod(81), Fisher(79). Dritter Tag. Zu Anfang der Sitzmig protestiert der Vorsitzende, Genosse H y n d m a n, energisch gegen das Verhalten von drei oder vier Delegierten, die die Konferenz am vorhergehenden Tage in ständiger Aufregung hielten und eine geordnete Geschäftsführung unmöglich machteu. Ein Antrag, ein Begrüßungst«liegramm an den Parteitag der I. L. P. zu schicken, di« in Merthyr tagte, wird nach Diskusston mit 98 gegen 51 Stimmen angenommen. Darauf entspinnt sich eine längere Diskussion über einen Antrag, in dem verlangt wird, die Zentrale der Partei von London nach Manchester zu verlegen. Thompson- Rochdale begründet den Antrag mit dem Hin- weis, daß die Partei in dem Industriegebiet um Manchester weit stärker sei als um London . Die Organisationsform der I. L. P. sei besser wie die der B. S. P., hauptsächlich weil sie ihre Zentrale in Manchester habe. Nach-längerer Diskussion wird die Resolution mit 94 gegen 63 Stimmen abgelehnt. Ein Vorschlag, einen besonderen parlamentarischen Fonds zu sammeln, wird ebenfalls verworfen(mit 79 gegen 74 Stimmen). Ein heißer Kampf entspinnt sich zwischen zwei Vorstands- Mitgliedern Russell Smart und Irving. Der erste war vom Borstand mit der Herstellung eines Monatsblättchens betraut worden, in dem die internen Angelegenheiten der Partei besprochen werden sollten. Als die Probenummer dem Vorstand vorgelegt wurde, beschloß dieser, die Exemplare nicht zu verteilen. Smart behauptet, der Vorstand habe das Blart unterdrückt, weil es einen Artikel über den Syndikalismus enthalte, der diese Frage objektiv behandle. I r v i n g hält eine Rede gegen den Syndikalismus und erklärt. Smart habe die Gelder der Partei vergeudet und müsse vom Parteitag eine Rüge erhalten. Der Parteitag beschließt Theater. Kleines Theater. Drei Grotesken:.Der Arzt seiner Ehre" von PanlMongre,»Die Dame im Kamin" von Friedrich Freksa ,.Der Herr mit der grünen Krawatte" von Andrü Villard. Mongrä das Pseudonym verbirgt einen deutschen UniversitStSprofessor erweist sich in seinem kleinen Stückchen, das vor Jahren erstmals mit einer total verunglückten Hartlebenscheu Studentenkomödie zusammen im Lessing- Theater erschien und leider allzu rasch verschwand, als überraschend geistvoll kecker Spötter. Die Farce der Duelle, für die eben jetzt der Kriegsiyinister sich wieder ins Zeug zu legen hatte, ist wohl niemals so schonungslos und treffend wie hier verhöhnt worden. Der Held, ein preußischer adeliger Regierungsrat, der aber keine schwarz-weiße Beamtenbrille vor den Augen trägt, empfindet herzlich wenig Lust, zur Revanche seiner beleidigten Gattenehre eine Pistolenkugel in den Leib zu kriegen oder selbst den netten jungen Menschen, der seiner Galtin ins Gehege lief, niederzustrecken. Wenn schon geknallt werden muß, soll die Komödie auch als Komödie ohne Blutvergießen ausgehen. Man kann ja beiderseits daneben zielen. Ein Gemisch von Dankbarkeit und Schadenfreude erfüllt ihn gegenüber dem Verführer", der selbst nur der Verführte seiner ewig eroberungS- süchtigen besseren Hälfte war. Die Aussicht, in den Junggesellen« stand zurückzukehren, während jener in die von ihm geräumten Ehe- standswürdcn einzieht, stimmt ihn heilftoh. Verständnisvolle Sekundanten arrangieren cS, däß beide Parteien in der Nacht vor dem Duell am Kneiptisch sich begegne» und unter alkoholischem Hochdruck ihre Herzen öffnen. Diese Sitzung, ein unaufhörliches Geprassel lustiger Epigramme auf.Ehre" und aufunverstandene Frauen" ist mit souveränem Humor ausgemalt und findet einen kongenialen Abschluß in dem Telegramm der unverstandenen Dame, daß sie mit einem anderen Liebhaber durchgegangen sei. Unter dem nach einer Offenbachsche» Melodie gesungenen Schlachtruf: Auf zum Feld der Ehre" brechen die schwankenden Gestalten auf. Ein treffliches Zusammenspiel erhöhte noch die Wirkung; die Krone schoß wohl Klein-Rohden in der Figur des gutmütig jovialen Oberste» ab. der, wegen ungenügender Duellbcgeisterung pensioniert, das Alterspräfidinm an der vergnügten Tafelrunde führt. Dem Mittelstück FrcksasDie Dame im Kamin" läßt sich um so weniger Gutes nachsagen. Die Geschichte ist gekünstelt widerwärtig. Eine Strindbergsche Kanaille, von ihrem eifersüchtigen Mann gewürgt, gleitet wie tot zu Boden und spiel: so lange Leiche, bis der verzweifelte Gemahl sich aus dem Fenster stürzt. Dann fliegt fi« lachend ihrem Liebhaber in die Arme. Die EisenbahngrotcskeDer Herr mit der grünen Krawatte", einer russischen Novelette nachgebildet, stellte die gute Stimmung wieder her. Herr Adalbert mimte die Extra- vaganzen des geheimnisvoll dreinblickenden Krawattenmenschen, der im Coupee mit vorgehaltenem Revolver einem HandlungSreisenden die Rolle eines Kardinals und einem streberischen Beamten die Rolle eines weltberühmten Tenors aufzwingt, um sich an ihrer Hasen- Herzigkeit und Tölpelei zu amüsieren, mit unwiderstehlicher trockener Körnitz ät. darauf, die Probenummer unter die Delegierten zu verteilen und ein anderes monatliches Zirkular herauszugeben, daS von einem besonderen Komitee redigiert werden soll. Auf eine Anfrage gibt der Sekretär bekannt, daß 182 Mitglied- schasten durch 246 Delegierte auf den: Parteitage vertreten sind. Der nächste Parteitag soll zu Pfingsten 1913 in Blackpool ab- gehalten werden. Bon der Masse der noch unerledigten Anträge können nur noch wenige zur Verhandlung kommen. Zwei Beschlüsse des Parteitages find besonders erwähnungswert. Eine Stelle in dem Parteiprogramm der B. S. P. lautete bisher(Methoden):Das möglichst engste Zufammenarbeiien mit wirtschaftlichen Organisationen, die auf die Vergesellschaftlichung der Produktionsmittel abzielen, und die Befiir- Wartung der industriellen Einigkeit aller Arbeiter als wesentlich zur wirksamen Organisasion zu diesem Zwecke." Diesem unbeholfene!! Satz ist nun folgende neue Fassung gegeben worden:.Das möglichst engste Zusammenwirken mit gewerkschaftlichen Organisationen mid die Befürwortung der industriellen Einigkeit aller Arbeiter als wesentlich zur Herbeiführung der Vergesellschaftlichung der Produltions- mittel." Unter der UeberschriftUnmittelbare Tätigkeit" hieß es bisher im Parteiprogramm der B. S. P.:Die Brisische Sozialistische Partei unterstützt alle Maßregeln, die darauf abzielen, das Leben und die Gesundheit der Arbeiter zu beschützen und sie in ihrem Kampfe gegen die Kapitalistenklaffe zu stärken." Diesem Paffus ist folgende neue Faffung gegeben worden:Die Britische Sozialissische Partei wird alle Maßregeln und Bestrebungen kräftig unterstützen, die nach der Ansicht der Partei die Arbeiter in ihrem Kampfe gegen die kapitalistischen Interessen stärken werden." H y n d m a n, der mit ssiirmischem Beifall empfangen wird, schließt darauf den Kongreß mit folgender Ansprache:Wir haben einen sehr stürmischen Kongreß hinter uns, auf-dem das Amt eines Vorfitzenden sicher kein leichtes war. Aber diese Ungeduld ist schließ- lich besser als die Teilnahmslosigkeit. Sorgen wir nur dafür, daß in Zukunft all diese energische Tatkraft in nützlichere Bahnen gelenkt wird. Zwei Dinge von diesen: Parteitag werden mir im Gedächtnis bleiben: Die Botschaft von unseren kämpfenden ungarischen Genossen und die Annahme der roten Flagge der alten Internationale als das offizielle Abzeichen der B. S. P. Mit diesem Abzeichen werden wir uns nächstes Jahr in Wien als die Nachkommen der alten Jnternattonale legitiniieren. Inzwischen gilt es, die Energie unserer Jungmaniischaften der Parteiorganisation dienstbar zu machen. Auf diesem Gebiete können Ivir von unseren deutschen Genoffen noch un- endlich viel lernen. Wir müssen ihre organisatorische Kleinarbeit nachahmen. Nie waren uns die Verhältnisse günstiger als jetzt, nie zitterten die herrschenden Klassen mehr vor der Macht des Volkes und nie war die Arbeiterschaft neuen Ideen zugänglicher. Die Meinungsdifferenzen, die in unserer Partei bestehen mögen, werden unserem geistigen Leben nur zum Vorteil gereichen, wenn wir der Parole der Einigkeit, mit der die B. S. P. gegründet wurde, stets eingedenk bleiben. Wir haben die Arbeiterschaft in ihren Wirtschaft- lichen Kämpfen stets unterstützt; noch vorgestern schickte der Parteitag ein Telegramm an die Londoner Transportarbeiter, um sie in ihrem großen Kampfe aufzumunteni. Beide Waffen, die politische wie die wirtschaftliche, sind in unserem Kampfe nötig; mit beiden werden wir den Gegner schlagen und daS elende System der Lohnsklaverei von dem Erdboden hinwegfegen." Unter dem Absingen der»Roten Flagge" kommt der erste Partei- tag der B. S. P. zu Ende._ Nktlmdstag der Frilturgehilftn.., Die Debatte über den Geschäftsbericht nahm»och einen sehr großen Teil des zweiten VerhandlungStages in Anspruch. Sie drehte sich hauptsächlich um innere Angelegenheiten der örtlichölt MttglipdS� schasten. Wünsche bezüglich der Agitation, berwaltnngslechntsche An- gelegenheiten nslv. U. a. wurde betont, daß der Aufklärungsarbeit unter Lehrlingen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden müsse, wenigstens in den großen Städten. Die jungen Leute müssen beizeiten für die Bestrebungen des Verbandes interessiert werden. In Berlin habe man auf diesem Gebiet bereits erfolgreiche Versuche gemacht. Nach einem längeren Schlußwort des Berbandsvorsitzenden E tz k o r n wurde dem Borstande Decharge erteilt. Angenommen wurden folgende Anträge: 1.»Die Gewerbegerichte zu veranlassen, einen begutachtenden Antrag an den Reichstag bezw. den Reichskanzler zu stellen, den Z 139f der Gewerbeordnung oder 41b der Gcwerbegerichtsordnung dabin abzuändern, daß auch im Friseurgewerbe eine örtlich ewheitliche Ladenschlußstunde an Wochentagen herbeigeführt werden kann." Musik. Eine künftige wirklich volkstümliche Opcrubühne würde ivohl einen besonders glücklichen Griff tun mit den zwei Stücken, die am Mittwoch die Königliche Oper in der Fortsetzung des Zyklus heiterer Opern" aufführte: Cornelius' Barbier von Bagdad " und WebersAku Hassan". Eine ausnehmend schwierige Leistung bedeutet besagter Zyklus nun eben nicht: man reiht Bekanntes unter einem Sondertitel anein- ander und erhöht durch erhöhte Preise den Respekt der Fremden. In unserer Zeit ist es allerdings eine besondere Freude, zu dem Einakter zurückzukehren, der sich aus der Jugendzeit desFrei- schütz"-Komponisten erhalten hat. Wie da die Töne, melodiös und doch nicht weichlich, in langen, weiten, runden Linien lieblich dahin- laufen! Heutzutage wird ihnen gewöhnlich rasch der Lauf ver- sperrt; sie müssen Schritt für Schritt, Ecke um Ecke vorwärtsdrängen. Wie aber Cornelius imBarbier" die Vorzüge der einen Art mit denen der anderen verbindet, das hört man erst recht gern wieder. Es heißt, am Freitag nehme der Tenor FnliuS L i eba n nach langem(fast 30jährigem) Wirken Abschied von: alten Opern- haus. Hier sind für derarsige Fälle nicht die Festarrangements üblich, die anderswo soviel Gemüt erregen: man läßt seine Leute sozusagenin der Versenkung verschwinden". Um Liebem ist es jedenfalls schade: ein solcherBuffotenor", vom dämonischen Zwerge R. Wagners an bis zur Schneiderkomik in irgendwelchen Opern, und speziell ein solcher Künstler des durchdringend sprechenden Ge- sangsausdruckes kommt nicht bald wieder. Wir nehmen mit wirk- lichem Bedauern den Abschied entgegen auch wenn wir die Ge- schmacklosigkeit der Direktion nicht vergessen können, die seine Ver- wendbarkcit einst dazu mißbrauchte, ihm die Baßarie des Leporello aufzuhalsen. In LiebanS Rollen scheint Herr Henke hineinzuwachsen, der gerade diesmal in zwei wichtigen Partien beschäftigt war. Nicht ebenso beweglich, und mehr nach Bariton hin gefärbt, ist doch sein Organ gut sprechend behandelt. Der jetzige Haupt- und Staats- tenor Herr Jadlowker verfügt über eine glanzvolle, leicht an- sprechende, stark helle und anscheinend nicht sehr abwechslungsreich behandelte Stimme. Von bekannten Leistungen abgesehen, trat in zwei Rollen Frau Voehm van Endert sehr sympathisch hervor. Dem Chor gebührt noch ein Extralob, auch wenn man sich ihn an gewichtigeren Stellen noch plastischer durchgearbeitet denken möchte._ ts. ststotizea. P o r t r S g e. Freitagabend S?, Ofc spricht{* der Deuts chen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft im Hörsaal Brunnensiraße 181, 3. Ouergev. 1 Tr. Dr. A. Berg überEngland und die Engländer". Theaterchronik. In der Kurfürstenoper beginnt am 1. Juni daS Gastspiel des Ensembles von Ferdinand Heltai aus Hamburg . Zur Aufführung gelangtDer Tanzanwalt" von Pordes- Milo und Erich Urban. Musik von Walter Schütt.