Z. Aeilllge des Lomarts" Kerliller VoldgblM. Partei- Angelegenheiten. Zehlendorf (Wannseevahn). Am Sonntag, den 9. Juni: Familien- OuSflug nach dem Grunewald . Treffpunkt 2'/» Uhr Bei Miek, Karlstraße; Mickley. Potsdamer Straße ; Schulz. Teltower Straße. Im Walde: Kaffeekochen. Spiele usw. Der Vorstand. Pankow . Am Mittwoch, den 5. Juni, abends 8'/z Uhr, findet ein ExtrazahlaBend, auf dem eine wichtige Tagesordnung zu er- ledigen ist, statt. Die Bezirksleitung. Bernau . Die Bibliothek bleibt vom t. Juni bis 1. Juli ge> schloffen. Die Genossen werden ersucht, die geliehenen Bücher baldigst abzuliefern. Spandau . Am Mittwoch, den 5. Juni, abends SV, Uhr, in der Brauerei Pichelsdorf: Oeffentliche Versammlung. Tagesordnung: „Der Mißbrauch der Religion zu politischen und Wirtschaft l'ichen Zwecken'. Referent ist Landtagsabgeordneter Genosse Adolf Hoffmann . Parteigenossen und Genossinnen, sorgt für einen starken Besuch der Versammlung._ Der Vorstand. Berliner JVadmchten. Berliner Brunnenkuren. Die Reisesaison steht vor der Tür. Wo der Mammon wuchert, studiert man schon wochenlang den Bäderalmanach und das Kursbuch, setzt die großen Konfektionsgeschäste in Nahrung, um im Bade die gebührende Rolle zu spielen. Der Obereunuch des Hauses fürchtet diese kostspielige Zeit. Mit einem nassen und einem trockenen Auge quittiert er über das Attest des freundwilligen Hausarztes, der eine Badekur für unbedingt nötig erklärt, auch wenn in der Familie alles nur so strotzt von Wohlgenährtheit. Herrgott, wozu gibt es denn Nerven. Sie sind die modernste Aushilfe, die Vergnügungs» reise zu erzwingen. Ob die Nerven im Taumel des Amüse» nients noch mehr �um Teufel gehen, ist ganz schnuppe. Leute, die eine Badereise bitter nötig und das Geld nicht so lose zu sitzen haben, sind gescheidter. Karlsbad , Marienbad , Franzens- bad und wie die Modebäder sonst noch heißen, sind teurer Boden. Lohnt es sich wirklich, die hunderterlei Unbequem» lichkeiten und Aufregungen der Reise in den Kauf zu nehmen, um statt runder zwei Zentner ein halbes Dutzend Pfündchen Menschenfleisch weniger nach Hause zu schleppen? So ent- stand der Gedanke, nicht in die Ferne zu schweifen und das Gute in der Nähe billiger zu genießen. Die Weltstadt Berlin bietet schon längst Gelegenheit, die angegriffene Gesundheit ohne teure Badereise zu reparieren. Es sind Kräuter, die auch dem Minderbemittelten wachsen. Und das große Ge- heiinnis heißt einfach: Solide leben, früh schlafen gehen, früh aufstehen, in den großen Parkanlagen rationell spazieren laufen, dazu Milch und andere Allheilmittel trinken. Im Treptower Park, dem schönsten Berlins , steht dicht am Karpfenteich eine größere Erfrischungshalle. Sie ist vom 1. Mai bis 15. September schon um 6 Uhr morgens geöffnet. Da kann man, fern vom Stadttrubel, inmitten eines reizen- den Idylls, nicht bloß frisch gemolkene Milch erhalten, auch alle Arten auf Flaschen gezogener natürlicher Mineral- brunnen. Der gesundheitliche Erfolg ist, wenn man den Arzt zu Rate zieht und sich nach dessen Vorschriften richtet, sicher genau so gut oder noch besser als im Kurort bei Morgen- musik, Flirt und Toilettenparade. Ebensolche Einrichtungen mit gedeckten Tischen möchte man sich in allen anderen großen Berliner Parkanlagen wünschen. Dann kommen sie wenigstens zu einem kleinen Teile auch der werktätigen Be- völkcrung sowie vor allem den aus ihr massenhaft hervor- gehenden Kranken und Rekonvaleszenten, den„Blessierten der Arbeit", zu statten. Primitive Trinkhallen sind ja auch schon im Friedrichshain , Humboldthain und Viktoriapark vorhanden, aber sie werden nicht stühzeitig genug geöffnet, und an billigen natürlichen Mineralwässern fehlt es fast gänzlich. Nach dem Treptower Park oder nach dem Tier- garten zu gehen, dazu reicht gewöhnlich die Zeit nicht aus, wenn man entfernter wohnt und schon um 7 oder 8 Uhr im Geschäft sein soll. Die großen Vororte sind auch in dieser Beziehung der Weltstadt bereits voraus. Schöneberg hat in seinem neu angelegten Stadtpark eine regelrechte Kur- und Brunnenpromenade eingerichtet. In einem hübschen Pavillon erhält man zu früher Stunde und billigen Preisen im- portierte Mineralwässer aus allen möglichen berühmten Badekurorten. Die Dicken, denen jede Eisenbahnfahrt als Folterqual gilt, trinken hier bedächtigen Schrittes ihren Marienbader� die Dünneren und Cholerischen, die sich sonst schon bei deü Reisevorbereitungen gelb und grün geärgert haben, halten es mit dem Karlsbader Sprudel. Sogar für Temperaturen ist vorgesorgt. Wer seinen Magen hüten muß wie ein rohes Ei, dem wird der heilkräftige Zaubertrank in besonders konstruierten Flaschen mit krummen Hälsen genau so warm oder lauwarm kredenzt, wie es der Leibmedikus an- befohlen hat. Aehnliche Brunnenkuren hat die Gemeinde Pankow in ihrem schon wegen seiner Naturreize beliebten Bürgerpark eingerichtet. Und das Vorteilhafteste dabei ist neben der Billigkeit, daß man zur Not nicht auszuspannen braucht, erfrischt und gestärkt in die Tretmühle gehen kann. Der Spandauer Waldverkauf«ud der Zweckverband. Die städtischen Behörden der Stadt Spandau haben be- schlössen, einen Teil des Spandauer Stadtwaldes zu veräußern und zwar in Verbindung mit den sogenannten Rustwiesen. Bei ihrem Beschluß gingen die Spandauer Behörden von zwei Gesichtspunkten aus. Einmal braucht Spandau Geld. Durch große Projekte, die erhebliche Summen kosten, ist Spandau in starker finanzieller Bedrängnis. Aus dieser prekären Situation glaubt man sich heraushelfen zu können durch Verkauf eines Teiles des Stadtwaldes an einen bestimmten großen Unter- nehmer. Es handelt sich hierbei um ein Objett von mehr als 9 Millionen Mark. In den Kreisen der städtischen Behörden Spandaus ist man davon überzeugt, daß das ver- kaufte Gelände zu Jndustttezwecken Verwendung finden wird. Industrie nach Spandau zu bekommen, ist.aber der sehnlichste Wunsch der dorttgen BeHorden. Man hofft dadurch, größere steuerliche Einnahmequellen zu erschließen. Die großen Staats- Werkstätten bttngen der Gemeinde wenig Steuern, weil die beamteten Personen als Staatsbeamte so gut wie keine Steuern zu zahlen brauchen. Das läßt Spandau nicht recht vorwärts kommen. Da soll nun der große Geländeverkauf helfen zur Beseitigung der Finanznot und zur Heranziehung von Industrie. Gegen diese Absicht der städtischen Behörden von Spandau , Gelände, insbesondere Teile des Waldes zu verkaufen, ist nun lebhafter Einspruch erhoben worden, dem der Spandauer Magisttat mit dem Einwand begegnet, daß das in Frage kom- mende Gelände im wesentlichen Sumpf- und Moorgelände sei und für den Besuch der breiten Masse der Bevölkerung nicht in Frage komme. Der Spandauer Stadtwald sei zudem so groß, daß der zum Verkauf'in Aussicht genommene Teil gar keine Rolle spiele. Um weitere Kreise hiervon zu überzeugen, hatte der Spandauer Magistrat zu Freitag die Vertteter der Berliner Presse zu einer Besichttgung des Geländes ein- geladen. Und es mutz gesagt werden, daß der Spandauer Stadtwald unvergleichlich schön ist. Es ist nur zu bedauern, daß er von Berlin aus etwas abgelegen und auch nur mit größeren Fahrkosten zu erreichen ist. Was den zum Verkauf stehenden Teil des Waldes betrifft, so kann man den Einwand des Magistrats, daß er zum Teil Sumpfgelände ist, durchaus nicht entttäften; insbesondere ist der sogenannte Teufelsbruch geradezu unzugänglich. Der schöne Teil an Bürgerablage, der zu den Papenbergen führt, soll erhalten bleiben. Spandau will sich verpflichten, den übrig bleibenden Teil des Waldes, der zu den schönsten in der Umgebung gehört, dauernd zu er- halten und will hierfür Garantten bieten. Es will auch wegen Erweiterung des Stadtwaldes nach der Falkenhagener Seite mit dem Fiskus verhandeln. Es mag zugegeben werden, daß Spandau in mißlichen finanziellen Verhältnissen sich befindet. Wir können aber keineswegs den Verkauf städtischen Geländes, insbesondere Waldgeländes, für den geeigneten Weg halten, um aus dieser unangenehmen Situation herauszukommen. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Wege zu zeigen, die das letztere ermöglichen, aber unter keinen Umständen darf eine Gemeinde städtischen Grund und Boden privaten Unternehmern zur spekulativen Ausbeutung überlassen. Es ist nun von den verschiedensten Seiten vorgeschlagen worden, daß der Zweckverband den zum Verkauf stehenden Teil des Stadtwaldes übernehmen solle, und es haben auch bereits mit Spandau Verhandlungen stattgefunden. Diese Verhandlungen sollen bereits soweit gediehen sein, daß der Zweckverband das in Frage kommende Waldgelände für 4'/« Millionen Mark zu erwerben beabsichtigt, wogegen Span- bau sich verpflichtet, den gesamten übrigen Waldbestand dauernd von der Bebauung auszuschließen. Es wird in weiten Kreisen eine eigenartigen Eindruck machen, wenn der Zweckverband als erste Tat den Ankauf des von Berlin weit abgelegenen, zudem schlechtesten Teiles des Spandauer Stadtwaldes vollziehen muß, ganz abgesehen von dem hierfür zu zahlenden Preise. Es kann nicht Aufgabe des Zweckverbandes sein, helfend einzugreifen, um eine einzelne Gemeinde, die zudem Mitglied des Zweckverbandes ist, durch Ankauf von Gelände aus finanzieller Bedrängnis zu helfen. Das kann zu sonderbaren Konsequenzen führen. Zum anderen ist nicht zu verkennen, daß der Spandauer Verkaufsvertrag perfekt ist. Durch den Bau von großen Fabnkunternehmungen unweit des Tegeler Sees und an- schließend an den Spandauer Stadtwald wird das Land- schaftsbild außerordentlich verschandelt. Daß dieses nicht ge- schieht, muß unter allen Umständen verhindett werden. Fnr den bevorstehenden stärkeren Reiseverkehr Bringt Minister von BreitenBach den Eisenbahndirektionen die wichtigeren Vorschriften in Erinnerung. So soll z. B. streng darauf gehalten werden, daß bei Bildung der Züge die Hälfte der ABteile zweiter und dritter Klasse als Nichtraucherabteile Bezeichnet werden. In den v-Zügen soll das Rauchen in den Gängen der Wagen für Nichtraucher und solcher Wagen, die teils ftir Nichtraucher, teils für Raucher Bestimmt find, unbedingt untersagt sein. In den Schlafwagen darf während der Stunden von 10 Uhr abends Bis 7 Uhr morgens überhaupt nicht geraucht werden. Das Zugbegleitpersonal soll die Anstecht« erhaltung dieser Bestimmung selbständig überwachen und ohne erst Beschwerden von Reisenden abzuwarten, gegen Uebertretungen höflich, aber bestimmt einschreiten. Andere Vorschriften richten sich gegen das Herumstehen rücksichtsloser Reisender in den Gängen der v-Zugwagen, wo sie den Mitfahrenden die Aussicht ent- ziehen, beziehungsweise den Verkehr behindern, gegen die fahr- lässige Behandlung des Reisegepäcks durch das Stationspersonal usw. Besondere Sorgfalt soll auf die ordnungsmäßige Unterbringung der Reisenden<durch Anweisung geeigneter Plätze) verwendet werden, namentlich auf den Zwischenstationen, wo die Züge oft nur kurze teit halten. Hier könne dem wartenden Publikum schon vor dem inlaufen des Zuges ungefähr die Stelle angegeben werden, wo die Wagen der einzelnen Klassen, oder die Durchgangswagen bestimmter Kurse halten werden. Dies würde durch eine angemessene kurze Unterweisung durch einen der auf dem Bahnsteig anwesenden Be- diensteten in einfachster Weise geschehen können. Der Erlaß des Ministers schließt:„Die Kontrolleure und Zugrevisoren sind dahin zu unterweisen, daß sie das Zugpersonal in Bezug auf die Erfüllung seiner Obliegenheiten dauernd unter Kontrolle holten. Selbst- verständlich ist diese Kontrolle auch von den übrigen Aufsichtsbeamten sorgfältig zu üben. Es wird sich empfehlen, daß die Dezernenten der königl. Eisenbahndirektionen und die AmtSvorstände sich die Beobachtungen über die Tätigkeit des Zugpersonals, die Abfertigung der Züge, die Gepäckbehandlung usw. von Zeit zu Zeit mündlich zum Vortrag bringen lassen.'_ Beim Bettlerfang hat die Polizei Berlins im letzten Jahre wieder recht reich- liche Lorbeeren geerntet. Die Wohlhabenden vor der„Bettel- plage' zu schützen, das ist allerdings eine leichtere Aufgabe als die Jagd auf Mörder und andere schwere Verbrecher, bei welchem Ge- schäst unsere Polizei bekanntermaßen nicht selten daneben greift. Aus den Reihen der armen Teufel, die betteln gehen, hat sie im Jahre 1911 nicht weniger als 1ö 696 erwischt. Wie in den Vor- jähren waren die allermeisten dieser Frevler männlichen Geschlechts. Neben 16 766 bettelnden Männern, die der Polizei in die Hände fielen, wurden nur 663 bettelnde Frauen aufgegriffen. Außerdem wurden noch 133 Kinder wegen Bettelns angehalten. Die Beteiligung der einzelnen Monate ist immer wieder so, daß das Maximum im Winter, daS Minimum im Sommer auftritt. Nachdem im Januar 19! 1 an 31 Tagen 1809 Personen und im Februar an 23 Tagen 1784 Personen aufgegriffen worden waren, trat eine Abwärtsbewegung ein. Der Juli brachte.nur' noch 1616 Sistierungen, dann aber begann wieder eine Aufwärts- Bewegung, die im Januar 1912 durch 1881 Sistierungen gekrönt wurde. Im Dezember hatte, wie alljährlich, die Polizei einen für einen Wintermonat verhältnismäßig geringen Erfolg des BettlerfangeS zu verzeichnen gehabt. Diesmal konnte sie für 81 Dezembcrtage nur 1641 Sistierungen buchen, weniger als im November, an dessen 30 Tagen 1686 bettelnde Personen sistiert worden waren. Daß der Dezember regelmäßig einen vorübergehenden Rückgang der Sistierungsziffer bringt, erklärt sich wohl im wesentlichen aus der vorübergehenden Mehrung der Arbeitsgelegenheit, die im Dezember durch das Weihnachtsgeschäft herbeigeführt wird. Wie sehr überhaupt das alljährliche Auf und Ab der von den Wohlhabenden so lästig empfundenen.Bettelplage' mit dem im Kreislauf des Jahres sich vollziehenden Wechsel der Erwerbsmöglichkeit zusammenhängt, das leuchtete ohne weiteres ein. Die besitzende Klasse sieht freilich das„wirksamste" Mittel gegen solche Folgen der Arbeitslosigkeit und des Notstandes nicht in der Beschaffung von Arbeit, die dem Notleidenden Ver- dienst und Brot geben könnte. Gegen den Hungernden, der betteln geht, schreit sie nach dem P o l i z i st« n und dem Strafrichter._ Ueber 4 Millionen, genau 4 007 706, Fahrkarten find am Himmelsfahrtstage und an den Pfingstfeiertagen im Stadt-, Ring» und Vorortverkehr verlauft worden; im Hinblick auf die ungünstige Witterung immerhin noch eine recht stattliche Zahl. Der Haupt- verkehrStag war diesmal der erste Feiertag, an welchem 1234169 Berliner ins Freie flüchteten, am zweiten Feiertag, der sonst die größte Frequenz zu bringen pflegt, ging die Zahl der Fahrkarten auf 1223 371 herab. In der Festtagsstatistik steht die Stadt- und Ringbahn mit 642 760 Fahrkarten des ersten Feiertages an der Spitze, von den Vororten wurden Königswusterhausen(134 694) und Potsdam <121 474) bevorzugt. Auch der Fernverkehr weist stattliche Frequenzziffern auf. Es wurden in den letzten Tagen vor Pfingsten nicht weniger als 298 639 Fahrkarten auf den Berliner Fern- Bahnhöfen verkauft; am Pfingstsonnabend allein verließen nahezu 166 000 Personen die Stadt, um im Gebirge oder an der See usw. Erholung zu suchen. Erbschaft. Der verstorbene Kaufmann Otto Pyterke-Berlin hat der Stadt Berlin den größten Teil seines Vermögens, rund 360 000 Mark, testamentarisch hinterlassen. Die Einkünfte der Hinterlaffen« schaft sollen zu zwei Dritteln für gemeinnützige Zwecke und zu einem Drittel zum Kapital geschlagen werden. Der Magistrat hat beschlossen, das Vermächtnis anzunehmen und der Stadtverordneten- Versammlung eine Vorlage zu machen. Abkommen zwischen Treptow und Berlin . Der Berliner Magistrat hat mit der Gemeinde Treptow ein neues Abkommen getroffen, I das für die zukünftige EntWickelung von Treptow , wo Berlin beträcht- lichen Grundbesitz hat, von großem Wert ist. Nach diesem Ab- kommen übernimmt Berlin >rund 260 000 M. Anliegerbeiträge für die Pflasterung der Parkstraße und Treptower Chaussee sowie die anbaufähige Herstellung der Bouchöstraße. Gleichzeitig übernehmen beide Gemeinden die gegenseitige Verpflichtung zur Aufnahme von Schülern in die beiderseitigen höheren Lehranstalten ohne erhöhte Sätze. Da Treptow keine höheren Schulen besitzt, kommt diese Ver- pflichtung den Einwohnern von Treptow sehr zu statten. Unberechtigte Beranlagung zur Kirchensteuer einer katholischen Kirchengemeinde hat den Arbeiter August Haße aus Röntgental zu einem schriftlichen Erguß getrieben, der ihm eine Anklage wegen Beleidigung zugezogen hat. Der Angeklagte wurde aufgefordert, eine Kirchensteuer in Höhe von 3,20 M. zu zahlen. Darauf setzte er sich flugs hin und schrieb an den Pastor Müller in Zehdenick einen Brief, in welchem er es für eine„Gemeinheit' erklärte, daß von ihm, der schon seit 1832 aus der Kirche ausgetteten sei, Kirchen- steuer verlangt werde. Dem Prediger wurde gleichzeitig nahe« gelegt, lieber für ein anständiges Wirtshaus zu sorgen, in welchem man ein anständiges Glas Bier erhalten könne. Wegen der in diesem hämischen Skriptum enthaltenen Beleidigung ver- urteilte das Schöffengericht den Angeklagten zu 7 Tagen Gefängnis. Die zweite Strafkammer des Landgerichts� III, an die der Angeklagte als Berufungsinstanz sich wandte, billigte ihm an sich den Schutz des K 193 Str.-G.»B. zu und ermäßigte die Strafe auf 30 M. Personen, die unberechtigterweise zur Zahlung von Kirchensteuer herangezogen werden, tun gut, Einspruch einzulegen unter Fort« lassung aller Bemerkungen. Drei Raubanfälle i« einer Nacht. Mit einem Automobil „arbeiteten' drei Räuber in der Steglitzer Straße. Sie lauerten dort in dem Hause Nr. 3 abends vy» Uhr der Verkäuferin B. auf, die in einem großen hiesigen Kolonialwarenhause angestellt ist und abends die Kasse nach Hause bringt. Die Räuber vermuteten bei ihr in der Tasche etwa 900—1000 M. Während einer auf der ent- gegengesetzten Straßenseite Schmiere stand, holte der andere ein Automobil heran, um nach der Tat eiligst entfliehen zu können. Der dritte war zur Ausführung des Raubes bestimmt. Er stand auf der Treppe, als Fräulein B. ins Haus eintrat, überfiel sie, bewarf sie von oben bis unten mit Schmierseife, so daß sie nicht mehr sehen konnte, entriß ihr die Tasche und entfloh damit nach der Straße. Hier wurde er aber auf die Hilferufe der Beraubten sofort ergriffen und unschädlich gemacht. Die beiden anderen wurden gleichfalls er- mittelt und festgenommen. Beide gaben zu, ebenfalls bei der Tat auf die geschilderte Weise beteiligt gewesen zu sein. Es sind drei Arbeiter: Teichmann, AiwiniuS und Fransen, von denen der eine eine geringe, die beiden anderen noch keine Sttase ver- büßt haben.— Der zweite Raubanfall wurde im Kleinen Tiergarten verübt. Dort wurde ein Geldbriefträger von einem Kerl niedergeworfen und seiner Uhr nebst Kette sowie seines Porte- monnaieS, in dem sich 70 Mark befanden, beraubt. Der Täter wurde ebenfalls ergriffen und festgenommen. ES ist ein vielfach vor- bestrafter Arbeiter Schulz.— Der dritte Ueberfall ereignete sich in der Vlücherstraße. Hier wurde ein Mann von einem Kerl ohne weiteres angegriffen und beraubt, ohne daß er etwas wußte. Leute, die den Vorfall gesehen hatten, fragten ihn, ob ihn etwas fehle. Jetzt stellte sick heraus, daß dem Manne Uhr und Portemonnaie ge- raubt worden war. Der Täter, der noch keine Gelegenheit zu entfliehen hatte, wurde auf der Stelle festgenommen. Er entpuppte sich als ein Arbeiter Reichmann. Ein Bauunfall ereignete sich am Sonnabendabend auf dem Reu« bau der Firma Jakobowitz in der Wusterhausener Straße. Dort waren mehrere Arbeiter damit beschäftigt, die vor dem Neubau auf der Straße lagernden eisernen Träger auf einem kleinen Hand- karren in den Bau zu Schaffen. Hierbei rutschte ein Träger von dem Karren ckb und fiel einem der Arbeiter so unglücklich auf den rechten Fuß, daß die eine Ecke deS Trägers durch den Stiefel und Strumpf hindurch tief in den Fuß eindrang. Der Verunglückte wurde von Arbeitskollegen zunächst nach der Unfallstation im Grünen Weg ge« bracht, wo der zerquetschte Fuß einen Notverband erhielt. Selbstmord einrS Studenten. In einem Pensionat in der Paffauer Straße erschoß sich vorgestern abend der Student Artur B. aus der Giesebrechtstraße zu Charlottenburg . B. hatte mehrere Prüfungen nicht bestanden und wollte deshalb sein Studium auf« geben und eine Stellung annehmen. Als ihm auf eine Bewerbung ein abschlägiger Bescheid gegeben wurde, beschloß er in seiner Ver- zweiflung aus dem Leben zu scheiden. Er mietete sich in dem Pensionat ein Zimmer und schoß sich dort gegen 8V3 Uhr eine Kugel in die Schläfe. Als man ihn auffand, war er schon tot. Mit einem polizeilichen Obduktionswagen wurde er zur Wohnung der Eltern in Charlottenburg gebracht. Tot aufgefunden wurde vorgestern abend in der Pankower Feld« mark, in der Nähe der Prenzlauer Chaussee, eine noch unbekannte, ungefähr 20 Jahre alte Frauensperson. Bei ihr fand man eine ge- leerte Lysolflasche. Anhaltspunkte zur Feststellung der Persönlichkeit der Toten fand man nicht. Die llnbekannte hat blondes Haar und trug eine graurotgrün karierte Bluse, einen graurotschwarz karierten Rock, einen dunklen Unterrock, Weiße Wäsche und schwarze Sttümpfe und Schuhe. Unter den Räder» eineS Omnibus getötet. Ein Opfer des Ver- kehrs wurde gestern abend der 66 Jahre alte Buchbinder Heinrich Winkelmann aus der Kdalbertstt. 62. W. passierte die Schilling- brücke und als er den Fahrdamm betreten wollte, um auf die andere Seite zu gelangen, übersah er das Herannahen eines OmnibuffeS. Zwar versuchte der Führer nvch im letzten Moment die Pferde zurück«
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